Sommerabend in Balga - Stadtgemeinschaft Tilsit eV
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Groß Hoppenbruch<br />
Die Bewohner arbeiteten überwiegend <strong>in</strong> der Landwirtschaft, denn mehrere Bauern hatten<br />
dort ihre großen Anwesen, dazu gehörte auch der Schrangenberg, von der Familie Kahlfeld<br />
bewirtschaftet. Es gab e<strong>in</strong>e zweiklassige Volksschule und 1939 zählte man 299 E<strong>in</strong>wohner.<br />
Die Bedeutung des Ortes aber war durch die wichtige Zugverb<strong>in</strong>dung Berl<strong>in</strong> – Königsberg ‐<br />
Eydtkuhnen gegeben. Zum E<strong>in</strong>zugsbereich der Bahnstation an der D‐Züge und Schnellzüge<br />
nicht halten durften, gehörten 4 Dörfer und mehrere Güter. Auf dem Bahnhof war,<br />
besonders morgens und abends, reger Betrieb, denn wer nicht <strong>in</strong> der Landwirtschaft oder<br />
sonstwo tätig war, fuhr nach Heiligenbeil zur Arbeit. Auch Schüler, die weiterführende<br />
Schulen besuchten, benutzten die Zugverb<strong>in</strong>dung, z.B. Heiligenbeil, Braunsberg oder<br />
Königsberg. Sehr fröhlich g<strong>in</strong>g es im Sommer an den Sonntagen auf dem Bahnhof zu. Viele<br />
Ausflügler und Badegäste, hauptsächlich aus Königsberg, kamen nach <strong>Balga</strong>. Sie wurden mit<br />
Pferdewagen abgeholt. Vor Kriegsausbruch bestand e<strong>in</strong>e regelmäßige Busverb<strong>in</strong>dung von<br />
<strong>Balga</strong> nach Groß Hoppenbruch. E<strong>in</strong>e Fahrt kostete 50 Pfennige, aber nicht jeder leistete sich<br />
diesen Luxus und g<strong>in</strong>g die 5 km zu Fuß. Sogar Betriebsfeste Königsberger Firmen wurden <strong>in</strong><br />
<strong>Balga</strong> gefeiert, auch sie kamen mit der Eisenbahn.<br />
Der Kirchgang am Sonntag gehörte zu dem üblichen Ritual und die Gutsbesitzer und Bauern<br />
kamen mit ihren Landauern nach <strong>Balga</strong> gefahren. Die Wagen wurden dann bei den<br />
Gasthöfen Pultke oder Schröder untergestellt.<br />
Sehr feierlich wurde der Heldengedenktag (heute Volkstrauertag) begangen. Der<br />
Gedenkste<strong>in</strong> für die Gefallenen des 1. Weltkrieges stand nahe bei der Kirche. Nach<br />
Beendigung des Gottesdienstes versammelte sich die Geme<strong>in</strong>de und die feierliche<br />
Kranzniederlegung wurde gewöhnlich von dem Gutsbesitzer Herrn Moritz (Rensegut), der <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Offiziersuniform mit der Pickelhaube e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>druck machte, vollzogen.<br />
Nach dem Gottesdienst gehörte gewöhnlich der Kirchenschnaps dazu und wenn es e<strong>in</strong>e<br />
längere Sitzung wurde, konnte man sich auf die Pferde verlassen, sie kannten den Weg<br />
genau.<br />
Follendorf<br />
Von der schönen, mit Birken bewachsenen Straße nach <strong>Balga</strong>, führte nicht weit von Groß<br />
Hoppenbruch auf der l<strong>in</strong>ken Seite e<strong>in</strong> Fahrweg nach Follendorf. Es war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
gemütliches Dörfchen, nahe am Haff gelegen und es hatte ke<strong>in</strong>e Steilküste wie <strong>Balga</strong>.<br />
Bauern, Fischer und Seeleute waren dort überwiegend ansässig. Obwohl man 1939 nur 124<br />
E<strong>in</strong>wohner zählte, gab es e<strong>in</strong>e Schule. Das wichtigste Haus im Dorf aber, war der kle<strong>in</strong>e<br />
Dorfladen von Frau Bertha Wohlgethan, von allen E<strong>in</strong>wohnern liebevoll Tante Bertha<br />
genannt. Hier konnte man alle gebräuchlichen Lebensmittel und andere Waren erwerben.<br />
Der Kirchgang nach <strong>Balga</strong> war für die Fußgänger beschwerlich. Hatte man das Mühlenfließ<br />
überquert, kam man am Glockenberg vorbei zum sandigen Weg der Schwe<strong>in</strong>eweide. So<br />
nannte man diese kle<strong>in</strong>en, sandigen Felder, die überwiegend Kle<strong>in</strong>kätnern aus <strong>Balga</strong><br />
gehörten. Die Bauern benutzten den etwas weiteren Fahrweg über die Straße. Interessant<br />
ist es zu erfahren, daß Follendorf bis 1945 noch nicht mit elektrischem Strom versorgt war.<br />
© Fördervere<strong>in</strong> Burg und Kirche <strong>Balga</strong> e.V. ‐ www.balga.de<br />
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