forensik - einfach nur weggesperrt? - Regenbogen Report
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geholfen wird, er sich weiterhin nicht<br />
damit auseinander setzen muss und so keinen<br />
therapeutischen Erfolg haben kann.<br />
Hier spricht man dann gerne von<br />
Empathie, was so viel heißt, wie sich<br />
„Einfühlen“ oder „Mitfühlen“ mit dem<br />
Patienten. Also ohne Vorurteile mit ihm<br />
umgehen. Das ist nicht immer leicht!<br />
Viele Patienten kommen aus schlechten<br />
Verhältnissen oder haben durch ihre<br />
Erkrankung das Leben miteinander verlernt.<br />
Einige haben nie ein soziales<br />
Miteinander kennen gelernt! Wir sind<br />
bemüht, den Patienten möglichst normale<br />
Lebensumstände (milieutherapeutisch) zu<br />
bieten bzw. zu vermitteln. Das heißt, gemeinsam<br />
deren Geburtstag feiern, an<br />
Ostern gemeinsam Frühstück zu organisieren<br />
oder auch ein besinnliches<br />
Weihnachten zu feiern. Die regelmäßige<br />
Zuwendung und die zuverlässigen Kontakte<br />
sind stabilisierend und zu dem ein<br />
von den meisten Patienten nie, bzw. selten<br />
gekanntes Umgehen miteinander.<br />
Im Maßregelvollzug, wie die Unterbringung<br />
in der Forensik heißt, gibt es sehr<br />
viele Regeln wie ja schon das Wort impliziert,<br />
die alle einhalten müssen. Als<br />
Pflegekraft muss ich also das, was ich von<br />
den Patienten erwarte, auch selber vorle-<br />
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ben und die Regeln einhalten. Eine Regel<br />
ist meist schnell von beiden Seiten gebrochen,<br />
nämlich die, das man immer per<br />
“Sie” bleibt. Man kommt schnell dazu,<br />
sich mit den Patienten zu duzen, was<br />
natürlich nicht sein sollte. In der<br />
Beziehungsarbeit erleichtert es manchmal<br />
den Zugang zu Themen, die sonst <strong>nur</strong><br />
schwer angegangen werden können.<br />
Im Lauf der Zeit bekommt man dann als<br />
Pfleger/in auch seinen Ruf, wie z.B.<br />
“Harter Hund” oder “Hardliner”, aber<br />
auch “Bauchstreichler”, “Jedenversteher”,<br />
eben alle Namen, die es überall gibt und<br />
hier kommt es dann auf eine gute<br />
Mischung im Team an.<br />
Mein Image ist in der Forensik mit<br />
Sicherheit ein anderes, als bei meiner<br />
Arbeit in der WG. Für mich ist es nicht<br />
immer leicht, zwischen diesen beiden<br />
Arbeitsrichtungen und den verschieden<br />
Personen hin und her zu pendeln, da sich<br />
die Arbeit in der WG grundsätzlich von<br />
der Arbeit in der Forensik unterscheidet.<br />
Den Grund hierfür, warum ich jetzt auf<br />
der Station eher der Hardliner bin und in<br />
der WG nicht, kann ich nicht mit<br />
Sicherheit benennen. Womöglich liegt es<br />
auch <strong>nur</strong> an den ungleichen Rahmenbedingungen?<br />
regenbogen-report 01/08