Buch der Gefühle (Leseprobe)

Ich habe keinen Sporn, der den Lauf meines Vorhabens treibt, als allein
den Ehrgeiz, der sich selbst überspringt, und auf einen andern einstürzt.
William Shakespeare: Macbeth
Ehrgeiz
Was bedeutet es, ehrgeizig zu sein? Wir wollen unbedingt ein bestimmtes Ziel
erreichen. Wir wollen unser Leben durch Lernen, Arbeiten oder den Sport
verbessern. Wir wünschen uns dann, uns von anderen zu unterscheiden.
Aber der Ehrgeiz hat zwei Gesichter. Er ist gut oder schlecht, je nachdem,
wie verbissen wir etwas angehen, welches Ziel wir uns setzen oder welchen
Standpunkt wir einnehmen. Ehrgeiz ist eine komplizierte Angelegenheit.
»Wenn sie wollte, könnte sie mehr aus sich machen, aber …«, »der Junge
lernt kaum, er gibt sich mit dem Nötigsten zufrieden, er hat keinen Ehrgeiz
…« In diesen Fällen wird der Ehrgeiz als ein Motor angesehen. Er würde
uns dazu bringen, viel mehr zu schaffen, als wir uns – vielleicht aus Faulheit
– vorgenommen haben. Ein bisschen gesunder Ehrgeiz ist also der Schubs,
der uns weit bringen kann.
Im guten Sinne wollen ehrgeizige Menschen sich selbst verbessern: Sie
geben sich nicht mit einem mittelmäßigen Ergebnis zufrieden, sondern streben
nach etwas Besserem (der Ehre nämlich). Ehrgeizig sind wetteifernde
Sportler und Sportlerinnen, die natürlich gewinnen wollen. Ehrgeizig sind
Schüler und Schülerinnen, die Bestnoten anstreben und daher viel und ausdauernd
lernen. Ehrgeizig sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,
die experimentieren und forschen, um eine große Entdeckung zu machen
oder eine Theorie zu beweisen.
Guter Ehrgeiz ist also mit einer guten Idee verbunden, einem Ziel oder
einem Projekt. Er ist kein Selbstzweck, sondern die Energie für einen Weg,
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