Buch der Gefühle (Leseprobe)

»Du, Peter, kannst du wirklich fliegen?«
Der machte sich nicht die Mühe zu antworten, sondern flog
einfach im Zimmer herum und landete auf dem Kamin.
»Toll!«, sagten John und Michael.
»Süß!«, rief Wendy.
»Ja, ich bin süß, ich bin toll!«, sagte Peter und vergaß gleich
wieder seine Manieren.
James M. Barrie: Peter Pan
Bescheidenheit
Bescheidenheit ist eine Wesensart, die nicht besonders in Mode ist: Sie
scheint eher etwas Prähistorisches zu sein!
Anzuerkennen, dass wir nichts wissen und noch viel lernen müssen; zuzugeben,
dass wir keine Experten in gewissen Bereichen sind; zuzugeben,
dass wir Fehler machen – all dies wird oftmals wie ein Eingeständnis von
Schwäche verstanden, ein Charakterzug, den wir überwinden und für den wir
uns schämen sollten.
Aber bei genauer Betrachtung ist das Gegenteil richtig: Bescheidenheit
kann ein Beweis von Mut sein.
Sich bescheiden zu zeigen und es im tiefsten Inneren auch zu sein, bedeutet,
dass wir uns selbst ehrlich betrachten und anerkennen, wie wir wirklich
sind: nicht die beste Person im Königreich, nicht die genialste, sondern ein
ganz normaler Mensch mit Fehlern und Schwächen, der noch viel zu lernen
hat, so wie alle. Diese Person hat keine Probleme, das auch zuzugeben!
Bescheidene Menschen sind also nicht schwach, sondern können ihre eigenen
Grenzen in Stärken verwandeln, weil sie genau wissen, was sie können
und wo sie noch mehr lernen, mehr arbeiten oder sich die Hilfe von Besseren
holen müssen. Sie denken nie, dass sie auf dem Gipfel angekommen sind.
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