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faktor Frühjahr 2022

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www.mehralseinmagazin.de<br />

18. Jahrgang <strong>Frühjahr</strong> <strong>2022</strong> 8 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />

erfolgsgeschichte Chef Christian Meyre baut die globale Spitzenposition von Refratechnik in der Zementindustrie aus 14


Digitale Finanz- und<br />

Lohnbuchführung<br />

Roland Haever<br />

Dario Sauermann<br />

Sven Bergmann<br />

Digital ist smarter<br />

Die Welt wird moderner und schneller – und Ihre Finanz- und Lohnbuchführung<br />

einfacher: durch Digitalisierung. Wir implementieren für Sie<br />

Schnittstellen und Prozesse, um Ihr Unternehmen zukunftssicher in die digitale<br />

Steuerwelt zu führen – und alle Vorteile des elektronischen Datenaustauschs<br />

für Sie nutzbar zu machen. Als vernetzter Steuerberater ist Quattek &<br />

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In einem revisionssicheren digitalen Archiv stehen Ihnen sämtliche Belege<br />

ständig zur Verfügung (und lassen sich per Volltextsuche sofort finden). Betriebswirtschaftliche<br />

Auswertungen können tagesaktuell erstellt und online eingesehen<br />

werden. Die Erfassung von Personalstamm- und Bewegungsdaten<br />

erlaubt automatisierte Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Und das Zahlungsund<br />

Forderungsmanagement können Sie elektronisch an uns auslagern.<br />

Buchführung digital: aktueller, effizienter, günstiger<br />

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editorial<br />

NEU<br />

BEI<br />

STRUCKMEIER<br />

»Wir sind heute in einer<br />

anderen Welt aufgewacht.«<br />

FOTO COVER: MARCO BÜHL / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />

Diese erste Reaktion unserer Außen ministerin Annalena Baerbock auf Putins Angriff traf<br />

den Nagel auf den Kopf. Dabei waren doch gerade mit dem Frühling so viele Hoffnungen<br />

verbunden. Zwei Jahre Ausnahmezustand – nun folgt die nächste Krise. Das Leid und die<br />

Zerstörung in der Ukraine gehen auch hierzulande vielen Menschen sehr nahe, dazu kommt<br />

die Sorge vor weiterer Eskalation. Unsere Gedanken kreisen um Angst, Wut, Hilflosigkeit und<br />

die Frage: Was soll, was kann ich tun?<br />

Aus diesem Grund hat <strong>faktor</strong> erneut seine Mutmacher-Initiative zum Leben erweckt,<br />

die wir bereits wenige Tage nach dem ersten Lockdown vor zwei Jahren gestartet hatten.<br />

Wir berichteten auf unseren Kanälen von den bewegenden Akteuren und Aktionen in<br />

Südniedersachen, die Optimismus in der neuen Situation verbreiteten. Heute soll diese<br />

Initiative jedoch nicht nur Mut machen, sondern vor allem denen in unserer Region eine<br />

würdige Plattform bieten, die derzeit so viel Gutes tun – von kleinen Gesten bis hin zu<br />

überwältigenden Hilfsaktionen für die Ukraine. Mehr dazu auf Seite 17.<br />

Leider treibt uns dieser Tage noch eine weitere Thematik um und verlangt uns einen<br />

enormen Kraft akt ab: Die globale Erwärmung führt schon heute zu Katastrophen<br />

welt weit. Doch auch dem Klimawandel hat Südnieder sachsen längst den Kampf<br />

angesagt: Menschen, Unternehmen, Gründer und Hochschulen – sie alle leisten bereits<br />

ihren Beitrag, um am Ende auch diese Herausforderung zu meistern. Wie genau die<br />

Beiträge aussehen und wie auch Sie Ihren Betrieb, Ihr Haus und Ihr Leben klimaneutraler<br />

gestalten können, das erfahren Sie im Schwerpunktthema dieser Ausgabe ab Seite 50.<br />

Außerdem lernen Sie neue Persönlichkeiten kennen, die seit Kurzem unsere Region<br />

bereichern – wie Ines Dietze, die erste deutsche Sparkassen-Chefin überhaupt, oder das<br />

neue Führungsduo, das den Göttinger Händel- Festspielen eine frische Note verleiht.<br />

Wir stellen Ihnen vielver sprechende Start-ups vor und sind zu Gast bei einem Hidden<br />

Champion, der zwar Weltmarktführer in seiner Nische ist, hier vor Ort jedoch noch<br />

vielen unbekannt. Refratechnik-Geschäftsführer Christian Meyre (Cover) bringt Licht<br />

in dieses Dunkel und gewährt exklusive Einblicke in die Welt der Feuerfesttechnik.<br />

Für dieses Mal wünsche ich Ihnen nicht nur eine erkenntnisreiche Lektüre,<br />

sondern uns allen Frieden und den dazugehörigen Optimismus!<br />

Ihre Elena Schrader<br />

Chefredakteurin<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

www.mehralseinmagazin.de<br />

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Live erleben – in<br />

unserer Ausstellung<br />

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an unserem Ausstellungszentrum stehen<br />

ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.<br />

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1 |<strong>2022</strong> 3


inhalt<br />

Schwerpunkt im Magazin:<br />

Südniedersachsen auf dem Weg<br />

zur Klimaneutralität<br />

ab Seite 50<br />

108 Märchenhafte Zeiten<br />

Eine Bilderreise. Prunkvolle Schlösser und<br />

mächtige Burgen – sie erzählen von der<br />

reichhaltigen Kulturgeschichte Südniedersachsens<br />

und machen Geschichten der<br />

vergangenen Jahrhunderte erlebbar.<br />

unternehmen<br />

14 Unternehmen mit Gewicht<br />

Hidden Champion Refratechnik<br />

gewährt exklusive Einblicke in die<br />

Welt der Feuerfesttechnik<br />

26 Zum Nachmachen empfohlen<br />

Neues Netzwerk geht an den Start:<br />

Verein Beveraner Unternehmen<br />

28 Medikamente nach Maß<br />

Die außergewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte von Evotec<br />

40 Mehr Detail geht nicht<br />

Erfunden, erforscht und gebaut<br />

in Göttingen: Mikroskope<br />

von Abberior<br />

48 Gut verdrahtet<br />

Das Start-up Enwired aus<br />

Bad Gandersheim will mit dem<br />

autarken Haus das Klima retten<br />

wissen<br />

50 Kleine Schritte, großer Wandel<br />

Südniedersachsen rüstet sich für<br />

den nachhaltigen Kraftakt<br />

52 Wie gelingt der Wandel?<br />

Mit den richtigen Fragen die<br />

Klimabilanz im Betrieb verbessern<br />

54 Kleine Stellschrauben<br />

Mit den richtigen Schritten<br />

Energie im Unternehmen sparen<br />

58 200 Ansätze<br />

Mit dem Klimaplan 2030 hat sich<br />

Göttingen ein ehrgeiziges Ziel gesetzt<br />

64 Nachhaltig forschen<br />

Zukunftsträchtige Projekte der<br />

regionalen Hochschulen<br />

72 Das effiziente Haus<br />

Intelligente Gebäudetechnik –<br />

was ist heute wirklich sinnvoll?<br />

mensch<br />

76 Die Überzeugungstäterin<br />

Im persönlichen Porträt:<br />

die neue Vorstandsvorsitzende<br />

der Sparkasse Göttingen<br />

82 Der Entschlüsseler<br />

Molekularbiologe Patrick Cramer<br />

bringt unsere Gene zum Sprechen<br />

90 Der Volltreffer<br />

Der neue Intendant der Händel-<br />

Festspiele Jochen Schäfsmeier<br />

und seine Pläne für Göttingen<br />

96 Verliebt in Händel<br />

Dirigent George Petrou verleiht den<br />

Festspielen seine persönliche Note<br />

leben<br />

102 Die Null muss stehen<br />

Rico Hausmann produziert<br />

nachhaltige Sportbekleidung<br />

108 Geschichte erleben<br />

Eine Bildereise durch die märchenhafte<br />

Welt der Burgen und Schlösser in<br />

Südniedersachsen<br />

120 Ein Hauch von Schicksal<br />

Burg Scharfenstein – das neue<br />

Schmuckstück im Eichsfeld<br />

130 Ausstellungstipp<br />

Zu Gast im Kunsthaus Göttingen<br />

service<br />

3 Editorial<br />

9 Aktuelles<br />

Neues aus der <strong>faktor</strong>-Redaktion<br />

129 Impressum<br />

4 1 |<strong>2022</strong>


FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA & MARCO BÜHL<br />

96 Ganz neue Töne<br />

76 Die neue Sparkassen-Chefin Ines Dietze ist angekommen<br />

» Ich würde mich auch als Optimistin beschreiben. Das Wort<br />

,Niederlage‘ gibt es für mich weder im beruflichen noch im privaten<br />

Kontext. Es geht vielmehr um Lernfähigkeit und die Stärke, Fehler<br />

oder Irrtümer zu korrigieren.«<br />

Hört, hört. Der renommierte Regisseur<br />

George Petrou will als künstlerischer<br />

Leiter nun auch den Händel-Festspielen in<br />

Göttingen seine persönliche Note verleihen.<br />

28 Evotec auf dem Erfolgsweg<br />

82 Verborgenes sichtbar machen<br />

Elementare Entdeckungen. Der vielfach ausgezeichnete Molekularbiologe Patrick Cramer<br />

bringt unsere Gene zum Sprechen und damit unter anderem die Corona-Forschung<br />

wesentlich voran.<br />

Auf Kurs. Standortleiter Uwe Andag führt<br />

das Unternehmen, dessen Grundstein einst<br />

Nobelpreisträger Manfred Eigen legte,<br />

weiter in die Zukunft und ermöglicht<br />

Medikamente nach Maß.<br />

1 |<strong>2022</strong> 5


designinhannover<br />

INTERIOR NETWORK<br />

EINLADUNG ZUM GUTEN LEBEN – DIE DESIGN-EINRICHTER IN HANNOVER<br />

i<br />

„In der Küche geht es nicht allein<br />

ums Kochen, sondern mehr noch<br />

ums „Zuhause sein“: Das war die Philosophie<br />

von Gerd Bulthaup, Sohn des Firmengründers<br />

der gleichnamigen Marke mit internationalem<br />

Renommee – die wohl wie keine andere<br />

für innovative Küchenarchitektur steht. Seit<br />

mehr als 20 Jahren steht in Hannover auch<br />

das Team von bulthaup rund um das Innenarchitekten-Ehepaar<br />

Andrea und Ralph Meyer<br />

für diese Philosophie– zu erleben im Showroom<br />

am Aegidientorplatz im Herzen der niedersächsischen<br />

Landeshauptstadt Hannover.<br />

„Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die<br />

Menschen und das Leben, das in der Küche<br />

stattfindet“, sagt Andrea Meyer. „Wir denken<br />

und planen ganzheitlich“, ergänzt Ralph<br />

Meyer. „Daher planen wir den ganzen Raum.“<br />

Im Fokus der individuellen Planung stehen<br />

Form, Funktion und Material. Daher sind alle<br />

formalen Elemente klar und einfach und alle<br />

Funktionen bis ins Detail durchdacht. Und<br />

alle verwendeten Materialien perfekt in der<br />

Verarbeitung und von höchster Qualität.<br />

Wir denken und planen<br />

ganzheitlich – daher gestalten wir<br />

den ganzen Raum.<br />

DIE KÜCHE ALS BÜHNE DES LEBENS<br />

bulthaup Hannover steht für innovative Konzepte und echte Maßarbeit<br />

Das Innenarchitektenpaar Andrea<br />

und Ralph Meyer steht in Hannover<br />

seit mehr als 20 Jahren für die<br />

Philosophie von bulthaup.<br />

Lebensraum Küche.<br />

bulthaup am Aegi<br />

Aegidientorplatz 1, 30159 Hannover<br />

Tel. 0511 6909170<br />

„Mit intelligenter Minimierung lassen sich viele Dinge des Lebens einfacher und<br />

besser herstellen und erledigen“, meinte bereits Otto „Otl“ Aicher, einer der prägendsten<br />

deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts. „bulthaup Küchen ermöglichen<br />

die Konzentration auf das Wesentliche – auf den Menschen“, ist Innenarchitektin<br />

Andrea Meyer überzeugt. „Gleichzeitig ist unser Anspruch höchste<br />

Individualität.“ So wie bei der von ihr geplanten Küche einer Familie in der Nähe<br />

von Hannover, bei der puristisches Aluminium auf warmes Fachwerk trifft: Die<br />

Küche b3 fasziniert mit einem Mix aus vollkommener planerischer Freiheit, großer<br />

Ästhetik – und einer ganz persönlichen Atmosphäre. „Die Liebe zum<br />

Detail spielt in unserer Arbeit eine ebenso wichtige Rolle wie das architektonische<br />

Gesamtkonzept. Das macht jede bulthaup Küche einzigartig,<br />

zu einer echten Maßarbeit, auf den Raum zugeschnitten und auf alle, die<br />

darin leben“, sagt Ralph Meyer.<br />

Bei aller Funktionalität fügen sich selbst die Elektrogeräte harmonisch ein<br />

in Architektur und Atmosphäre. Wie bei den neuen Backöfen und Steamern<br />

der Hochwert-Marke V-Zug: Das klare Design und die Glasfronten in<br />

Schwarz und Platinum integrieren sich nahtlos im Zusammenspiel mit den<br />

Möbeln. Die Bedienung der Geräte wird mit einem Circle Slider ermöglicht,<br />

der in der Mitte des hochauflösenden Touch-Displays ins Glas geschliffen<br />

ist. Es zeigt alle Einstellungen in einer App-Ansicht an – und bietet ein<br />

Höchstmaß an Komfort.


Zuhause ist der Ort, der einem Sicherheit, Geborgenheit und Wohlbefinden<br />

gibt. Um ihn zu erschaffen braucht es aber auch besondere Einrichtungsideen<br />

und Möbel, die sich an individuelle Bedürfnisse anpassen und die<br />

besten Produkte mit der schönsten Gestaltung in Einklang bringen. Hinter<br />

design in hannover stehen Experten, die „die Kunst des guten Lebens“<br />

als Planer, Gestalter und Einrichter täglich in die Praxis umsetzen.<br />

Hier werden Lebensräume geschaffen, die Menschen ein inspirierendes<br />

und positives Umfeld bieten. Ob für Wohnräume oder Büros, Praxen oder<br />

Kanzleien – eine klare Formensprache, Liebe zum Detail sowie Perfektion<br />

in der Umsetzung sind dabei der Antrieb von design in hannover.<br />

AMBIENTE by Hesse.<br />

Einrichten auf höchstem Niveau.<br />

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Das elegant geformte Kopfteil des<br />

POLO Boxspringbettes bringt mit einer<br />

sanften Umarmung gleich Geborgenheit<br />

in den Schlafraum.<br />

Bielefelder Werkstätten präsentiert seine<br />

Betten-Kollektion mit fünf weiteren<br />

charakterstarken Kopfteilen für<br />

individuelle Designansprüche.<br />

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aktuelles<br />

Optimistisch bleiben<br />

Die Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher geht wieder an den Start<br />

Bereits wenige Tage nach dem ersten Corona-Lockdown im März vor zwei Jahren hat<br />

<strong>faktor</strong> die Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher gestartet. Hier sammelten wir Geschichten aus unserer<br />

Region, die – allen Unsicherheiten und einschneidenden Veränderungen zum Trotz –<br />

Mut machen sollten, den Optimismus nicht zu verlieren.<br />

Die Resonanz damals hat uns überrascht. Unsere Webseite füllte sich von Tag zu Tag und<br />

brachte so zahlreiche Mutmacher ins Scheinwerferlicht. Wir waren stolz, was die Menschen<br />

in Südniedersachsen an Kreativität mitbringen, um andere zu unterstützen oder sich einfach<br />

selbst neu erfinden.<br />

Und heute? Stehen wir bereits mitten in der nächsten Krise! Erst Corona, dann Krieg in<br />

der Ukraine. Der Wunsch nach Normalität ist so groß wie nie. Doch auch in diesen neuen<br />

bewegenden Zeiten sind Zuversicht, Tatkraft und Hilfsbereitschaft der Menschen und<br />

Unternehmen in unserer Region wieder ungebrochen!<br />

Großzügige Geldspenden bis in die Hunderttausende, Hilfsgüter, die mit unternehmenseigenen<br />

LKW von Göttingen in die ukrainisch-polnische Grenzregion gefahren werden,<br />

offene Haustüren für Geflüchtete – all diesen ermutigenden Aktionen möchte <strong>faktor</strong> nun<br />

erneut eine Plattform bieten.<br />

Darum ist unsere Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher ab sofort wieder aktiv und sammelt und<br />

präsentiert die großen und kleinen Gesten der Menschen und Betriebe aus Südniedersachsen,<br />

die allesamt dazu beitragen, dass wir gemeinsam nicht die Hoffnung verlieren!<br />

Haben auch Sie eine Mutmacher-Geschichte zu erzählen?<br />

Dann melden Sie sich bei uns unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/mutmacher-mitmachen<br />

1 |<strong>2022</strong> 9


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PROFIL<br />

Basketball im Homeoffice<br />

Ein Profi-Basketballer im Homeoffice?<br />

Geht nicht? Doch!<br />

Für unseren Bürobedarf-Katalog haben wir nach Persönlichkeiten<br />

aus der Region gesucht und wollten<br />

wissen, wie sie mit dem Thema Homeoffice umgehen.<br />

Für unsere aktuelle Ausgabe haben wir Mathis<br />

Mönninghoff von unseren BG Bundesliga-Veilchen gewinnen<br />

können. Er hat uns gezeigt, dass man auch im<br />

Homeoffice gut trainieren kann.<br />

Papierbögen wurden zu Bällen geknüllt, Papier -<br />

kübel zu Basketballkörben umfunktioniert.<br />

Und natürlich wurde aus allen möglichen<br />

und scheinbar unmöglichen Sitz- und<br />

Steh positionen heraus geworfen und<br />

(erstaunlich oft!) getroffen.<br />

Dabei haben wir gelernt, wozu Papier<br />

alles gut sein kann und zu welchen<br />

Fremdanwendungen Büro-Accessoires dienen können.<br />

Arbeitsplätze bequem buchen<br />

... unkompliziert mit einer App auf dem Mobiltelefon<br />

Zusätzlich haben wir mit Mathis auch aktuelle<br />

Technik ausprobiert. Da viele Unternehmen<br />

einen Wechsel zwischen Home office- und<br />

Prä senzarbeitsplätzen organisieren mussten,<br />

wollten wir im Struckmeier-Team wissen, was<br />

er von unserer neuen Raumbuchungs-App hält.<br />

Hier sieht man ganz einfach auf einem Grundriss,<br />

welche freien Arbeitsplätze im Unternehmen<br />

buchbar sind und mit welchen Kollegen<br />

man sich vor Ort verabreden kann. Sind einige<br />

Teammitglieder unterwegs oder im Homeoffice,<br />

zeigt mir die App an, wie man sich mit<br />

ihnen vernetzen kann. „Wirklich einfach zu<br />

bedienen und selbsterklärend“ war Mathisʼ<br />

Urteil, was uns sehr gefreut hat.<br />

Das Wichtigste bei der Arbeit zu Hause sei für<br />

ihn aber eine gemütliche Atmosphäre, meinte<br />

er. Gott sei Dank ist dieser Gedanke inzwischen<br />

auch bei vielen Herstellern angekommen.<br />

Inzwischen gibt es immer mehr neue<br />

Möbel fürs Office, die in der Ergonomie top<br />

sind, aber von den Farben und Oberflächen<br />

für eine heimelige Atmosphäre sorgen – egal,<br />

ob im Homeoffice oder in den Unternehmen.<br />

Wir von Struckmeier möchten uns noch einmal<br />

herzlich für den tollen Austausch und den<br />

Spaß beim Shooting bedanken. Falls Mathis<br />

Mönninghoff in den nächsten Spielen noch<br />

besser trifft, liegt das natürlich an seinem<br />

,Spezialtraining‘ bei uns.<br />

KONTAKT<br />

System-Büro Struckmeier GmbH<br />

Karl-Arnold-Straße 4<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 506690<br />

info@struckmeier.de<br />

www.struckmeier.de


aktuelles<br />

Brunnen für Papier<br />

<strong>faktor</strong> unterstützt die Instandsetzung von Brunnensystemen in Malawi<br />

Um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die<br />

entstandenen Co 2 -Emissionen auszugleichen, die mit der Produktion<br />

von Papier entstehen, unterstützt <strong>faktor</strong> – passend zu dieser<br />

Ausgabe mit dem Themenschwerpunkt Klimaneutralität – das<br />

Projekt der AQ Green TeC GmbH zur Instandsetzung von Brunnensystemen<br />

in Ostafrika.<br />

Die Brunnen in ländlichen Regionen Malawis sind veraltet, wodurch<br />

für viele Teile der Bevölkerung der Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser fehlt. Das Projekt will dabei unterstützen, die beschädigten<br />

Brunnenanlagen wieder instand zu setzen und damit<br />

das aufwendige Abkochen von verschmutztem Wasser zu reduzieren.<br />

Neben der reinen Klimaschutzwirkung trägt das Projekt zur<br />

Erreichung der ,17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten<br />

Nationen‘ bei, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen<br />

Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer<br />

Ebene dienen sollen. So wird im Rahmen dieses Projekts<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

unter anderem die Gesundheit der lokalen Bevölkerung verbessert,<br />

der Zugang zu sauberem Trinkwasser gewährt und durch<br />

den Erhalt des Waldes die lokale Umwelt als wichtiger Lebensraum<br />

für Tiere und Pflanzen geschützt.<br />

Weitere Infos unter: www.aq-greentec.com<br />

Individuelle<br />

Gebäudetechnik.<br />

Zukunft in Sicht<br />

Der neue <strong>faktor</strong>Azubi ist da!<br />

Der neue <strong>faktor</strong>Azubi ist erschienen und direkt<br />

bei den Schülern der Region gelandet!<br />

Auch dieses Mal ist er wieder randvoll mit vielen spannenden<br />

Beiträgen rund um die Ausbildung in Südniedersachsen<br />

und mit hilfreichen Tipps für die Bewerbung.<br />

Möchten auch Sie sich als Arbeitgeber in diesem<br />

Umfeld präsentieren? Dann melden Sie sich gern bei<br />

unserer Kundenberaterin Nicole Benseler unter:<br />

Tel. 0551 309839-22 oder benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Unsere Leistungen –<br />

so individuell, wie die Ansprüche<br />

unserer Kunden.<br />

Bereits in der vierten Generation bieten wir<br />

unseren gewerblichen, öffentlichen und<br />

privaten Kunden das gesamte Spektrum der<br />

Gebäudetechnik.<br />

Fordern Sie uns!<br />

Ruhstrat Haus- und<br />

Versorgungstechnik GmbH<br />

Adolf-Hoyer-Straße 6<br />

37079 Göttingen<br />

Telefon (05 51) 6 94 04-0<br />

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1 |<strong>2022</strong> 11


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unternehmen<br />

Unternehmen<br />

mit Gewicht<br />

Göttingen hat einen Hidden Champion zu bieten, den in der internationalen<br />

Zementindustrie sämtliche Akteure kennen – vor Ort jedoch wissen<br />

nur wenige, was Refratechnik eigentlich macht. <strong>faktor</strong> war zu Gast<br />

beim Weltmarktführer und erhielt exklusive Einblicke in die heißen Phasen<br />

der Feuerfesttechnik.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

14 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

1|<strong>2022</strong> 15


unternehmen<br />

16 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

In der Produktionshalle von Refratechnik in<br />

Göttingen stehen Unmengen ockerfarbener Steine,<br />

in Reih und Glied aufgestapelt auf Schienenwagen,<br />

mit denen sie in der großen Halle<br />

bewegt und aus dem riesigen Ofen gefahren<br />

werden. Über den Steinen flimmert die Hitze. Sie<br />

werden bei mehr als 1.000 Grad gebrannt,<br />

brauchen nach dem Brennvorgang mehrere Tage, um abzukühlen.<br />

Mit ihnen werden Hochtemperatur-Öfen zur<br />

Herstellung von Zement ausgekleidet. „Die Qualität<br />

dieser Steine hat dafür gesorgt, dass Refratechnik heute<br />

kein kleines Unternehmen mehr ist, sondern in der Branche<br />

Gewicht hat“, erklärt Christian Meyre, der seit 2016<br />

gemeinsam mit Stefan Puntke die Geschäfte der Refratechnik<br />

Cement GmbH führt, sichtlich stolz.<br />

Zur Person<br />

Christian Meyre kam 1969 in Basel (Schweiz) zur<br />

Welt. Nach dem Studium der Geowissenschaften<br />

begann er seine Karriere bei dem global aktiven<br />

Zementhersteller Holcim. Nach rund sieben Jahren<br />

als Inhouse-Berater für Qualitäts sicherung und<br />

Feuerfesttechnik mit Projekten in Südostasien<br />

und Lateinamerika übernahm er Führungspositionen<br />

in Zementwerken in Nordamerika.<br />

Nach einer eineinhalbjährigen Station in Toronto<br />

(Kanada) ging es für acht Jahre in den US-<br />

Bundes staat Utah. Im Jahr 2016 wurde er dann<br />

Geschäftsführer der Refratechnik in Göttingen.<br />

Meyre ist verheiratet und lebt mit seiner Frau<br />

und seinen Töchtern in Göttingen.<br />

IM VERLAUF DES PRODUKTIONSPROZESSES von Zement<br />

werden die zu Mehl gemahlenen Rohstoffe auf<br />

etwa 1.450 Grad Celsius erhitzt, bis sie teilweise miteinander<br />

verschmelzen. Diese Temperaturen zu erreichen,<br />

ist nicht nur energieintensiv, sondern auch eine Gefahr<br />

für die Öfen: Sie könnten durch die Hitze beschädigt<br />

werden. An dieser Stelle kommen die Produkte von Refratechnik<br />

ins Spiel. Das 1950 von dem Ingenieur Karl<br />

Albert in Vogelbeck, einem südlichen Ortsteil der Stadt<br />

Einbeck, gegründete Unternehmen entwickelt, produziert<br />

und vertreibt innovative Feuerfesttechnik für die Auskleidung<br />

der Hochtemperatur-Öfen der Zementindustrie.<br />

Auch das Recycling verbrauchter Materialien gehört<br />

zum Service. Refratechnik liefert die Schlüsseltechnologie,<br />

wenn es um die Produktqualität und möglichst lange<br />

Laufzeiten von Feuerungsanlagen sowie die Reduzierung<br />

der Energiekosten und niedrige Emissionen geht.<br />

„In den vergangenen 70 Jahren haben wir uns zu einem<br />

der Weltmarktführer entwickelt“, erzählt Christian<br />

Meyre. Bereits zwei Jahre nach der Gründung wurde das<br />

Unternehmen an den Standort in der Rudolf-Winkel-<br />

Straße verlegt, an dem heute rund 350 Mitarbeiter beschäftigt<br />

sind. Rund um den Globus statten insgesamt<br />

über 2.000 Mitarbeiter der Refratechnik-Gruppe die<br />

Zement-, Stahl-, Keramik- und weitere Hochtemperaturindustrien<br />

in mehr als 100 Ländern mit ihren Produkten<br />

aus. „Wir sind dennoch in einer kleinen Nische unterwegs,<br />

die Zahl der Zementhersteller weltweit ist überschaubar“,<br />

sagt Meyre. Daher wüssten auch die wenigsten<br />

Menschen außerhalb der Branche, was Refratechnik<br />

eigentlich so macht. Auch die Mehrheit der Göttinger<br />

nicht. „In der Zementindustrie selbst hingegen kennen<br />

uns sämtliche Akteure.“<br />

1 |<strong>2022</strong> 17


unternehmen<br />

Höchste Genauigkeit Aus den Hartmetallplatten (u.) werden präzise Formen für den Produktionsprozess der Steine hergestellt.<br />

Beim Zusammenbau dieser Pressformen ist höchste Genauigkeit gefordert (o.).<br />

18 1 |<strong>2022</strong><br />

DER STUDIERTE GEOLOGE UND MINERALOGE muss<br />

es wissen: Schon bevor er die Verantwortung für die Produktion<br />

in der Geschäftsführung in Göttingen übernahm,<br />

waren dem gebürtigen Schweizer das Unternehmen<br />

Refratechnik und seine Produkte ein Begriff: „Ich<br />

habe sehr lange auf der Kundenseite bei dem Zementhersteller<br />

Holcim gearbeitet, bei einem der größten Baustoffproduzenten<br />

der Welt. Auch wir haben dort Refratechnik-Produkte<br />

eingesetzt.“ Insgesamt 18 Jahre war<br />

Meyre für den Zementhersteller weltweit unterwegs, zunächst<br />

als Inhouse-Berater für Qualitätssicherung und<br />

Feuerfesttechnik in Südostasien und Lateinamerika.<br />

„Zur Geburt meiner Töchter habe ich dann nach einer<br />

Position gesucht, die es mir erlaubt, abends zu Hause zu<br />

sein“, erzählt er rückblickend. So landete er in Führungspositionen<br />

in Zementwerken in Nordamerika.<br />

Nach einer Station in Toronto, Ontario, ging es nach<br />

Morgan im US-Bundesstaat Utah. „Das war für zwei<br />

Jahre angedacht, am Ende sind wir zehn geblieben.“<br />

Von den gemachten Erfahrungen profitiere der 53-Jährige<br />

noch heute. „Es war zum einen superspannend, andere<br />

Kulturen und ihre Problemlösungsansätze kennenzulernen“,<br />

erzählt Meyre. „Zum anderen habe ich sehr<br />

tiefe Einblicke in die Prozesse und Themen der Branche<br />

bekommen, die wir mit Refratechnik beliefern.“


unternehmen<br />

Das Wie und Woher Regelmäßige Kontrolle der Maße (o.) und ein Lager voller hochwertiger Rohstoffe aus ganz Europa gehören zu<br />

den Erfolgs<strong>faktor</strong>en von Refratechnik. Die mineralischen Komponenten – wie beispielsweise Magnesia und Spinelle – werden gebrochen,<br />

gemahlen, gesiebt und nach Korngrösse klassifiziert, um danach zu Steinen in den verschiedensten Formaten gepresst zu werden.<br />

1 |<strong>2022</strong> 19


unternehmen<br />

Heiße Sache Die fertigen Steine, die aus dem mehr als 1.000 Grad Celsius heißen Ofen kommen, brauchen mehrere Tage zum Abkühlen.<br />

20 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

1|<strong>2022</strong> 21


unternehmen<br />

»Wir produzieren mit europäischen<br />

Rohstoffen, pflegen langjährige Beziehungen<br />

zu unseren Lieferanten und unseren<br />

Dienstleistern auf Augenhöhe.«<br />

Diesen tiefen Einblick in die Prozesse, Probleme und<br />

Nöte der Kunden hält der Geschäftsführer für eine der<br />

Stärken von Refratechnik. „Wir sprechen hier die Sprache<br />

der Zementindustrie, wir wissen, was unsere Kunden<br />

bewegt. Das gilt für alle, die hier arbeiten“, sagt er<br />

mit Nachdruck. „Obwohl ich die Qualität der Produkte<br />

ja schon vorher kannte, war ich, als ich vor sechs Jahren<br />

zu Refratechnik wechselte, von der Fachkompetenz und<br />

Motivation schwer beeindruckt.“<br />

Dies seien aus Sicht des Geschäftsführers auch zwei<br />

der entscheidenden Faktoren, warum die Göttinger nicht<br />

so hart von der Pandemie getroffen wurden wie die Konkurrenz.<br />

Der dritte ist der Standort Göttingen selbst.<br />

„Das ist erklärungsbedürftig“, sagt Meyre mit einem entwaffnenden<br />

Lächeln. „Nicht gerade wenige Ökonomen<br />

sagen ‚Sind die nicht bei Trost? Warum produzieren die<br />

in Göttingen?‘“ Und dann erklärt er, warum es nicht rein<br />

romantische Gefühle sind, die das Familienunternehmen<br />

mittlerweile 70 Jahre mit diesem Standort verbinden,<br />

sondern eine klare Strategie.<br />

„Wir sind nicht die günstigsten Anbieter. Wenn wir<br />

zum Zug kommen wollen, müssen wir mehr bieten als<br />

den einfachen Stein zum Auskleiden der Öfen“, sagt<br />

Meyre. Man habe sich den Ruf als agilster, zuverlässigster<br />

und flexibelster Anbieter erarbeitet. „In Zeiten, in<br />

denen nahezu alle global nach den günstigsten Einkaufsmöglichkeiten<br />

suchen, sind wir dabei gewissermaßen<br />

anachronistisch: Wir produzieren mit europäischen<br />

Rohstoffen, pflegen langjährige Beziehungen zu unseren<br />

Lieferanten und unseren Dienstleistern auf Augenhöhe.“<br />

In diesem über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerk aus<br />

‚alten‘ Lieferanten und Logistikpartnern liegt Göttingen<br />

strategisch optimal. Dass die Kombination aus vergleichsweise<br />

kurzen Beschaffungswegen und langjährigen<br />

Beziehungen eine nicht zu unterschätzende Stärke<br />

ist, hätten die vergangenen Monate noch einmal besonders<br />

gezeigt. „Wir konnten im Gegensatz zu vielen Konkurrenten<br />

auch in der Pandemie weiter liefern“, erklärt<br />

Christian Meyre zufrieden. „Damit sind wir unserem<br />

Ruf gerecht geworden, eine sehr hohe Liefertreue zu haben.<br />

Egal wann, egal wo: Wir stellen die Ware pünktlich<br />

auf den Hof unserer Kunden.“ Das liege auch daran,<br />

dass Mitarbeiter ihre Ansprechpartner bei Lieferanten<br />

und Logistikpartnern seit Jahren kennen würden und<br />

bereit seien, auch mal die viel zitierte Extra-Meile zu gehen.<br />

„So haben wir auch in Pandemiezeiten erfolgreich<br />

am Markt agiert.“<br />

BEIGETRAGEN ZU DIESEM ERFOLG hätten dazu aber<br />

auch die flache Hierarchie und die ideale Größe der Refratechnik:<br />

Kurze Wege und eine engmaschige Abstimmung<br />

mit den Eigentümern des größten Unternehmens für<br />

Feuer festmaterialien in Familienhand sorgen für schnelle<br />

Entscheidungen. „Wenn es morgens einer für eine gute<br />

Idee hält, sein Containerschiff im Suezkanal zu wenden,<br />

haben wir nachmittags bereits entschieden, wie wir damit<br />

umgehen“, erläutert Meyre. Hinzu käme, dass sein Geschäftsführungskollege<br />

Stefan Puntke, der den Vertrieb<br />

verantwortet, und er viele Freiheiten und einen großen<br />

Entscheidungsspielraum genießen. „Wir verpassen deshalb<br />

nur sehr wenige Chancen, die der Markt bietet.“<br />

Ein Selbstläufer ist das Geschäft aber bei Weitem nicht.<br />

In einer Branche wie dem Zementmarkt in dem ein<br />

Konsolidierungsprozess immer weniger, immer größere<br />

Kunden hervorbringe, gäbe es kein Platz für Sentimentalitäten.<br />

„Nur weil wir einem Kunden in den vergangenen<br />

zwei Jahren geholfen haben, bedeutet das nicht, dass er<br />

<strong>2022</strong> automatisch bei uns bestellt“, sagt Meyre und<br />

stellt unmissverständlich klar: „Wir müssen die Einkäufer<br />

immer wieder neu davon überzeugen, dass unsere<br />

Produkte die beste Entscheidung sind, trotz des höheren<br />

Preises.“ Uns da es am Ende die Mitarbeiter seien, die<br />

den Erfolg ausmachten, sei es sehr wichtig, als attraktiver<br />

Arbeit geber wahrgenommen zu werden – in der<br />

Region und darüber hinaus.<br />

Das scheint Refratechnik sehr gut zu gelingen, sowohl<br />

bei bestehenden als auch bei potenziellen Arbeitnehmern.<br />

Denn zum einen verzeichnet das Unternehmen laut<br />

Geschäftsführer Meyre nahezu keine Fluktuation: „Wer<br />

einmal bei uns ist, bleibt in der Regel. Ich darf fast jede<br />

Woche zu einem 25-, 30- oder 40-jährigen Jubiläum gratulieren.“<br />

Zum anderen deuten rund 30 Auszubildende<br />

in verschiedenen Berufsbildern darauf hin, dass sich auch<br />

immer wieder neue Mitarbeiter finden lassen. „Beides ist<br />

wichtig für uns. Wir wollen die Erfahrung und das<br />

Know-how im Unternehmen halten und neue Mitarbeiter<br />

mit neuen Ideen und Impulsen für uns gewinnen.“<br />

22 1 |<strong>2022</strong>


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Netzwerke in Echtzeit überwachen<br />

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unbewusst – alltäglicher Begleiter. Sie aufzuspüren und zu bewerten ist wichtig, um die eigene IT-Sicherheit<br />

einzuschätzen und Risiken sinnvoll reduzieren zu können. Dazu braucht es eine kontinuierliche<br />

Überprüfung des eigenen Netzwerkes.<br />

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Das Eckige ins Runde Am nachgebauten Zementofenteil trainieren Kunden und Mitarbeiter die richtige Anwendung der Refratechnik-Produkte.<br />

AUS DIESEM GRUND INVESTIEREN die Göttinger Spezialisten<br />

für Feuerfesttechnik auch kontinuierlich in die<br />

Aus- und Weiterbildung. So hat Refratechnik in den letzten<br />

Jahren nicht nur eine vollausgestattete Ausbildungswerkstatt<br />

aufgebaut, sondern auch viel Zeit und Energie<br />

in ein Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte gesteckt.<br />

„Wir haben gemeinsam Führungsgrundsätze formuliert<br />

und ein darauf einzahlendes Programm aus<br />

Lernmodulen entwickelt“, erläutert Meyre. „Wir wollen<br />

unseren Führungskräften vermitteln, was sie können<br />

müssen, aber auch nachhaltig eine Lernkultur verankern,<br />

an der alle Mitarbeiter teilhaben.“ Und auch hier zeigt<br />

sich die Agilität des Göttinger Unternehmens. Sofort mit<br />

dem Beginn der Pandemie wurde auf die sich ändernden<br />

Führungsaufgaben reagiert. „Wir haben umgehend ein<br />

Modul entwickelt, das Führen auf Distanz thematisiert,<br />

aber auch aufzeigt, wie man in der Produktion vor Ort<br />

sein Team gesund durch den Tag bringt.“<br />

Refratechnik tut also einiges dafür, sich den Ruf als<br />

agilster, flexibelster und zuverlässigster Partner der Zementindustrie<br />

– und damit das Gewicht in der Branche<br />

– zu erhalten. Da gerade auch der Standort ein wichtiger<br />

Baustein in der Unternehmensstrategie ist, werden wohl<br />

noch viele Jahre zur Firmengeschichte in Göttingen hinzukommen.<br />

ƒ<br />

Zum Unternehmen<br />

Die Refratechnik Cement GmbH ist eine Tochtergesellschaft<br />

der Refratechnik Holding, deren Geschichte 1950 in<br />

Vogelbeck, einem Ortsteil der Stadt Einbeck, begann. Seit<br />

1952 entwickelt, produziert und vertreibt Refratechnik vom<br />

Standort Göttingen aus innovative Feuerfesttechnik für<br />

die Auskleidung der Hochtemperatur-Öfen der Zementindustrie<br />

und zählt heute zu den Weltmarktführern.<br />

Rund um den Globus statten insgesamt mehr als 550<br />

Mitarbeiter der Refratechnik Cement GmbH die rund 2.000<br />

Zementdrehöfen der Zementindustrie in mehr als 100<br />

Ländern mit Refratechnik-Produkten aus. Am Standort<br />

Göttingen sind 350 Mitarbeiter beschäftigt. Die gesamte<br />

Refratechnik Holding hat rund 2.000 Mitarbeitende.<br />

24 1 |<strong>2022</strong>


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Zum Nachmachen<br />

empfohlen<br />

Mit dem Verein Beveraner Unternehmen hat sich im Landkreis Holzminden ein neues<br />

Wirtschaftsnetzwerk etabliert, das mehr sein will als nur ein Forum für gegenseitigen Austausch:<br />

ein Sprachrohr gegenüber der Politik, das gemeinnützige Projekte fördert.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Der Flecken Bevern liegt nördlich von Holzminden<br />

und hat knapp 4.000 Einwohner.<br />

Klein, überschaubar, ländlich, typisch – möchte<br />

man sagen. Und doch hat Carsten Stock,<br />

Geschäftsführer der Bau & Renovierungszentrum Stock<br />

GmbH, hier etwas Neues auf den Weg gebracht: ein Unternehmernetzwerk,<br />

das deutlich mehr sein will.<br />

„Ich bin hier im Ort in verschiedenen Vereinen aktiv<br />

und hatte 2017 für eine Kulturveranstaltung das Sponsoring<br />

übernommen“, erzählt Stock. Durch seine Unternehmenskontakte<br />

war es ihm gelungen, mehrere Tausend<br />

Euro einzuwerben. „Aber Vereinen, die solche<br />

Kontakte nicht haben, fehlen diese Möglichkeiten, gute<br />

Veranstaltungen zu organisieren.“ Wie erreicht man jedoch<br />

die lokalen Unternehmen? Ein entsprechendes<br />

Netzwerk wäre eine Idee, die damals aber wieder eingeschlafen<br />

ist.<br />

Später ist Stock noch etwas anderes bewusst geworden:<br />

„Wir kennen uns vor Ort einfach zu wenig.“ Deswegen<br />

begann er, andere Unternehmer zu kontaktieren<br />

und für die Idee Werbung zu machen, ein Netzwerk zu<br />

gründen, um sich kennenzulernen, auszutauschen und<br />

voneinander zu profitieren.<br />

BEI OLIVER BLUME, der sich 2021 in der alten Heimat<br />

Bevern als Unternehmens berater selbstständig gemacht<br />

hat, nachdem er vorher bei mehreren internationalen<br />

Firmen tätig gewesen war, rannte Stock mit der Idee offene<br />

Türen ein. „Mein gesamtes Berufsleben war vom<br />

Netzwerkgedanken geprägt, deswegen war ich von der<br />

Idee begeistert“, sagt Blume. Für sich selbst sieht dieser<br />

ganz klare Vorteile, über das Netzwerk neue Kontakte<br />

zu generieren. Aber es geht ihm auch um das Geben, also<br />

den Erfahrungsaustausch: „Ich war Teil vieler Arbeitskreise,<br />

in denen auch Wettbewerber zusammensaßen,<br />

die sich dennoch über vieles offen ausgetauscht haben.<br />

Bei ähnlichen Problemen, die alle haben, ist das sehr hilfreich.“<br />

Deswegen engagiert sich Blume auch im Vorstand<br />

des neuen Vereins.<br />

DER VEREIN WURDE OFFIZIELL Ende 2021 gegründet,<br />

inzwischen sind rund 35 Unternehmen beigetreten: vom<br />

Ein-Mann-Unternehmensberater über Grafik agen turen<br />

und Ärzte bis hin zu den großen Arbeitgebern vor Ort wie<br />

dem Egger Beschichtungswerk oder dem Pflegedienst<br />

DeBoer. So weit, so typisch Unternehmensnetzwerk.<br />

Doch da will Carsten Stock nicht stehen bleiben, daher<br />

gibt es noch zwei weitere Ziele, die sich der Verein auf<br />

die Fahne geschrieben hat: „Wir wollen auch gemeinnützige<br />

Projekte vor Ort fördern und uns als Sprachrohr<br />

der Wirtschaft gegenüber der Politik etablieren.“ Der<br />

Dialog mit der Politik sei bislang vor allem dadurch geprägt,<br />

dass es immer nur zu den Wahlen die obligatorischen<br />

Pressetermine und ein offenes Ohr für die Unter-<br />

26 1 | <strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Vor Ort aktiv Netzwerk-Initiator Carsten Stock und seine Vorstandsmitglieder Oliver Blume und Oliver Böhle (v. l.)<br />

nehmen gibt, aber darüber hinaus wenig. Diesen Dialog<br />

will der Verein verstetigen und damit verbessern. Dabei<br />

hilft, dass zwei Vorstandsmitglieder – Oliver Blume und<br />

Oliver Böhle, Geschäftsführer des Pflegedienstes DeBoer,<br />

– derzeit im Rat der Samtgemeinde sitzen.<br />

„Aber es geht uns auch um den Dialog mit dem Landkreis“,<br />

sagt Böhle. Ein wichtiges Thema sei etwa der<br />

Breitbandausbau, bei dem es nur schleppend vorangehe.<br />

„In der Pflege zum Beispiel funktioniert alles digital. Das<br />

heißt, wir brauchen eine gute Internetverbindung. Aber<br />

es gibt immer noch Orte im Landkreis oder in unserer<br />

Gemeinde, wo es keine gute Mobilfunkanbindung gibt.“<br />

Dafür wollen sich die Unternehmer stärker einsetzen.<br />

DER LEITGEDANKE DES VEREINS ist jedoch, nicht nur<br />

die Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsaktivitäten<br />

positiv zu beeinflussen, sondern insgesamt etwas für<br />

Bevern zu tun und zur Lebensqualität vor Ort aktiv beizutragen.<br />

Deswegen auch die starke Säule, gemeinnützige<br />

Projekte zu fördern.<br />

Dies können Vorhaben aus allen Richtungen sein –<br />

von anderen Vereinen, privaten Initiativen oder auch<br />

Ideen seitens der Verwaltung, für deren Realisierung<br />

aber keine Mittel zur Verfügung stehen. Beispiele für den<br />

Handlungsbedarf gibt es einige. „In der Grundschule<br />

spielen die Kinder Fußball im Matsch auf der Wiese“,<br />

erzählt Stock. Ein echter Bolzplatz wäre da schon hilfreich.<br />

Auch das Freibad ist ein Thema, für dessen Betrieb<br />

kein Geld mehr da war und das deswegen geschlossen<br />

wurde. „Da können wir vielleicht dazu beitragen, dass<br />

wir wieder einen gewissen Betrieb haben.“ Oder der<br />

Tennisverein, der geschlossen werden sollte. Hier könnte<br />

man sich vorstellen, ein wöchentliches Training zu finanzieren.<br />

Auch Dorfverschönerungsaktionen, Beetpflege,<br />

die Baumpflanzaktion der Grundschule ebenso wie<br />

Kulturveranstaltungen vom Konzert bis zum Schützenplatz<br />

sind Möglichkeiten.<br />

IDEEN GIBT ES VIELE. „Offiziell haben wir noch keine<br />

Förderung verabschiedet, aber wir diskutieren derzeit<br />

über verschiedene Anträge, die bei uns eingegangen<br />

sind“, erklärt Stock. Im Frühling <strong>2022</strong> sollen die ersten<br />

Projekte vorgestellt werden, die der Verein unterstützt.<br />

Die Förderung wird jeweils individuell ausfallen, also<br />

nicht aus den niedrigen Mitgliedsbeiträgen stammen,<br />

sondern aus projektbezogenen Zuwendungen an den<br />

Verein. Für jedes Projekt soll es dann Unternehmens-<br />

Paten geben. „So wollen wir Bevern attraktiver<br />

machen“, sagt der Initiator. „Ich will aus einer starken<br />

Gemeinschaft heraus Projekte finanzieren, die den Ort<br />

nach vorne bringen.“ Mit diesem breiten, auch gemeinschaftsförderlichen<br />

Ansatz steht das Unternehmernetzwerk<br />

dann vielleicht auch für vergleichbare<br />

Netzwerke andernorts Pate. ƒ<br />

1 |<strong>2022</strong> 27


unternehmen<br />

28 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Medikamente<br />

nach Maß<br />

Evotec in Göttingen schreibt eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte:<br />

In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt.<br />

Durch umfassende Datenanalyse erfasst das Forschungsunternehmen<br />

Krankheiten, um so direkt an ihren Ursachen anzusetzen und<br />

präziser wirkende Arzneimittel zu ermöglichen.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

1 |<strong>2022</strong> 29


unternehmen<br />

30 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

» Unser Ansatz geht auf den Göttinger Nobelpreisträger<br />

Manfred Eigen und dessen Leitmotiv zurück: In der Biologie<br />

ist die reine Theorie – ohne experimentelle Ergebnisse –<br />

eine schlechte Theorie. «<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Im Göttinger Science Park im Nordwesten der<br />

Stadt wird kontinuierlich gebaut. Insbesondere<br />

der ,Manfred Eigen Campus‘ – das Evotec-<br />

Areal – hat sich sehr gut entwickelt. Inzwischen<br />

ist das Forschungsunternehmen im Pharmabereich<br />

auf drei Gebäude verteilt, offene Stellen<br />

gibt es immer. Von den über 4.000 Mitarbeitern<br />

weltweit sitzen etwa 330 in Göttingen<br />

– vor zwei Jahren waren es noch die Hälfte,<br />

Ende 2010 gerade einmal 25. In dem global<br />

rasant wachsenden Evotec-Konzern entwickelt<br />

sich der Standort überdurchschnittlich gut,<br />

und mit der Wirtschaftsförderung der Stadt<br />

laufen bereits Gespräche über ein weiteres neues Areal.<br />

Derweil mussten sogar schon zusätzliche Flächen angemietet<br />

werden, um das Mitarbeiterwachstum auffangen<br />

zu können. „Bei uns arbeiten viele junge Leute – unser<br />

Altersdurchschnitt liegt bei 35 – und damit haben wir<br />

eine sehr hohe interne Dynamik“, sagt Standortleiter<br />

Uwe Andag. „Die wollen alle etwas erreichen.“<br />

DAS GEHEIMREZEPT FÜR DAS STARKE WACHSTUM ist<br />

die Kombination aus bioinformatischer Datenanalyse<br />

und Medikamentenforschung, mit der Evotec dazu beitragen<br />

will, präziser wirkende Medikamente zu entwickeln.<br />

„Etwa 90 Prozent aller Therapien wirken nur<br />

bei etwa der Hälfte der Patienten“, erklärt Andag. „Ein<br />

Grund hierfür ist, dass Krankheitsbilder in der Vergangenheit<br />

symptomatisch beschrieben wurden und daher<br />

auch Medikamente entwickelt wurden, die in erster<br />

Linie zur Linderung der Symptome beitragen. Einen<br />

I<br />

wichtigen Schritt vorwärts sieht Evotec hier in<br />

der Datenanalyse. Mehrere Milliarden anonymisierte<br />

Datenpunkte von gegenwärtig rund<br />

15.000 Patienten werden dafür genutzt. Gewebe-,<br />

Blut- und Urinproben wurden analysiert<br />

und in die unternehmenseigene Datenbank<br />

aufgenommen, die ständig weiterwächst.<br />

Zur Analyse dieser Daten entwickelt Evotec<br />

unter anderem eigene Softwaretools, die<br />

künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen<br />

einsetzen. Die Patientenproben stammen<br />

von verschiedenen klinischen Partnern aus<br />

Großbritannien und Deutschland. Die klinischen<br />

Partner erhalten ihrerseits wiederum die Rohdaten<br />

aus der Analyse der von ihnen zur Verfügung gestellten<br />

Proben von Evotec zurückgespielt, um damit eigene<br />

Grundlagenforschung zu betreiben.<br />

„Unser Ansatz geht auf den Göttinger Nobelpreisträger<br />

Manfred Eigen und dessen Leitmotiv zurück: In der<br />

Biologie ist die reine Theorie – ohne experimentelle Ergebnisse<br />

– eine schlechte Theorie“, erzählt Andag. Durch<br />

die Datenanalyse versucht Evotec, Krankheitsbilder auf<br />

der Grundlage biologischer Prozesse anstelle von Symptomen<br />

zu erfassen, um so direkt an ihren Ursachen ansetzen<br />

zu können. Kennt man die Rahmenbedingungen,<br />

die dazu führen, dass ein Patient erkrankt oder dass eine<br />

Therapie nicht anschlägt, lassen sich viel gezieltere Behandlungsansätze<br />

entwickeln.<br />

Ein gutes Praxisbeispiel kommt aus der Nierenforschung.<br />

Bereits die Auswertung der ersten Patientenkohorte<br />

auf Evotecs Plattform ergab bei 4.000 Patienten<br />

1 |<strong>2022</strong> 31


unternehmen<br />

Große Namen Heute führt Standortleiter Uwe Andag das Unternehmen, dessen Grundstein einst Nobelpreisträger Manfred Eigen legte.<br />

32 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Zum Unternehmen des Nobelpreisträgers<br />

Manfred Eigen (1927 – 2019) war Biochemiker und zuletzt<br />

Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in<br />

Göttingen. 1967 wurde er für seine Arbeiten zur Geschwindigkeitsmessung<br />

von schnellen chemischen Reaktionen mit<br />

dem Nobelpreis ausgezeichnet.<br />

Aus dem Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie,<br />

das 1971 auf Eigens Initiative entstand, wurde 1993 nicht nur<br />

Evotec, sondern 1997 auch die DeveloGen ausgegründet, die<br />

sich schon damals mit der Entwicklung von Softwareplatt -<br />

formen für die Verarbeitung großer Datenmengen im<br />

Biotechnologie bereich sowie mit der Entwicklung neuer<br />

Therapien für Stoffwechsel erkrankungen befasste. Infolge<br />

einer selbst finanzierten klinischen Testphase und ihres<br />

Scheiterns geriet das Unternehmen jedoch in Schwierigkeiten.<br />

Kurzerhand wurde DeveloGen 2010 von Evotec akquiriert<br />

und so der Standort Göttingen erhalten.<br />

1 |<strong>2022</strong> 33


unternehmen<br />

mehr als 100 verschiedene Einzeldiagnosen, also viele<br />

verschiedene Gründe für Nierenerkrankungen und damit<br />

auch mögliche Gründe dafür, warum die eine oder andere<br />

Therapie nicht wirkt. „Wir müssen viele Krankheiten<br />

vollkommen neu definieren“, erklärt der Standortleiter.<br />

„Die technische Möglichkeit, große Mengen Patientenmaterial<br />

sowohl in der Breite als auch in der Tiefe zu<br />

analysieren und für datengetriebene Forschung zu öffnen,<br />

ermöglicht uns einen grundlegend neuen Zugang zu<br />

vielen Erkrankungen.“ Das sei eine große Herausforderung,<br />

aber man habe inzwischen sehr gute Ergebnisse<br />

und könne bei bestimmten Nieren erkran kungen allein<br />

durch die Blutanalyse bestimmen, welches Krankheitsbild<br />

bei einem Patienten von welcher Grunderkrankung<br />

abhängt, und Patienten so zu einheitlichen Behandlungsgruppen<br />

zusammenfassen.<br />

Die Möglichkeiten der Analyse hören allerdings nicht<br />

bei der Unterscheidung von krank und gesund auf. Gerade<br />

Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2 haben<br />

häufig einen jahrzehntelangen Vorlauf. Es mag mit<br />

Müdigkeit, Durstgefühl, Gewichtsveränderungen anfangen,<br />

irgendwann kommt vielleicht Bluthochdruck dazu<br />

und dann erst wird Diabetes diagnostiziert. Organe wie<br />

Augen oder Nieren sind zu diesem Zeitpunkt aber bereits<br />

geschädigt. „Wir gucken uns auch dieses Entwicklungskontinuum<br />

an, um so früh wie möglich mit dem<br />

richtigen therapeutischen Ansatz intervenieren zu können“,<br />

so Andag. Letztendlich werde damit nicht nur die<br />

Therapie personalisierter, sondern auch bereits die Diagnose,<br />

die auf einem differenzierteren Verständnis der individuellen<br />

Krankheit basiert.<br />

IM EVOTEC-KONZERN sind auf einer ,multimodalen<br />

Plattform‘ alle aktuell verfügbaren Technologien zur Erforschung<br />

und Entwicklung neuer Medikamente vereint<br />

– dennoch gibt es eine klare Spezialisierung der Standorte:<br />

In Göttingen konzentriert man sich vor allem auf<br />

Stoffwechselerkrankungen und ihre medikamentöse Behandlung,<br />

es wird aber auch an Zelltherapie-Ansätzen<br />

gearbeitet. So ist eines der Ziele, für Typ-1-Diabetiker,<br />

die unter anderem genetisch bedingt keine eigenen insulinproduzierenden<br />

Zellen mehr haben, genau diese Zellen<br />

zu züchten und sie den Diabetikern einzusetzen, um<br />

künftig mehrfach tägliche Insulininjektionen zu ersetzen.<br />

DEN GÖTTINGER STANDORT zeichnet vor allem der<br />

bioinformatische Ansatz aus, der mittels künstlicher Intelligenz<br />

und maschinellem Lernen neue Behandlungsstrategien<br />

sowie diagnostische Ansätze identifiziert. Die<br />

hier entwickelten Softwareplattformen lassen sich auch<br />

für viele andere Krankheiten einsetzen.<br />

Der Standort im Evotec-Konzern ist zudem ein großes<br />

Innovationszentrum. Etwa die Hälfte der Aktivitäten vor<br />

Ort finden in der unternehmenseigenen Forschung und<br />

Entwicklung statt, während die andere Hälfte gemeinsame<br />

Projekte mit Pharma- und Biotechpartnern sind.<br />

Das Ziel sind integrierte, langfristige Partnerschaften<br />

von der Idee bis zum kommerziellen Medikament.<br />

Gemeinsam mit Partnern wird zum Beispiel mit induzierten<br />

pluripotenten Stammzellen geforscht, es werden<br />

Screenings durchgeführt, Daten ermittelt und abgeglichen.<br />

Ist ein vielversprechender Ansatz gefunden, wird an der<br />

Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung gearbeitet.<br />

Diese kann – in der Regel nach einigen Jahren – in die<br />

Phase der klinischen Studien übergehen. Bei diesen übernimmt<br />

oft der Partner die Regie – und die Finanzierung.<br />

So reduziert Evotec einerseits ihr Risiko, denn die klinischen<br />

Phasen sind teuer und für das Einzelprojekt mit<br />

einem hohen Risiko behaftet. Wird ein Medikament tatsächlich<br />

zugelassen, winkt für Evotec eine Umsatzbeteiligung.<br />

Andererseits erhöht das Unternehmen so seine<br />

Erfolgschancen, da so mit vielen Partnern zeitgleich an<br />

zahlreichen Projekten geforscht werden kann. Im Bereich<br />

der Nierenerkrankungen wird derzeit beispielsweise mit<br />

vier verschiedenen Pharmaunternehmen strategisch zusammengearbeitet<br />

– konzernweit ist Evotec direkt am<br />

Erfolg von über 130 Wirkstoffforschungs- und entwicklungsprojekten<br />

beteiligt. Weiteres Potenzial schlummert<br />

in Beteiligungen an inzwischen mehr als 20 Biotechnologie-<br />

Start-ups.<br />

EVOTEC PROFITIERT AUCH DAVON, dass es sich für<br />

viele Pharmaunternehmen nicht lohnt, umfangreiche eigene<br />

Datenbanken und Softwarelösungen aufzubauen –<br />

auch der Bereich der internen Forschung insgesamt wird<br />

dort zurückgefahren, sodass es mehr und mehr Auftragsentwicklungen<br />

gibt. Die Branche verzeichnet seit Jahrzehnten<br />

steigende Entwicklungskosten bei abnehmenden<br />

Gewinnspitzen. Das Unternehmen selbst hat sich<br />

inzwischen zu einer Art pharmazeutischem Full-Service-<br />

Unternehmen entwickelt, das sowohl in der ganz frühen<br />

Forschung und Entwicklung tätig ist als auch innovative<br />

neue Herstellungstechnologien entwickelt. Damit ist ein<br />

einzigartiges Portfolio entstanden.<br />

Die Erfolgsquoten in der Medikamentenentwicklung<br />

liegen allerdings bei nur zwei bis drei Prozent, die Entwicklungszeiten<br />

sind mit bis zu 15 Jahren sehr lang. Entsprechend<br />

verfolgt Evotec zwar einen sehr spannenden<br />

Ansatz, einen marktzugelassenen Entwicklungserfolg<br />

gibt es jedoch noch nicht. „Viele Medikamente, an<br />

34 1 |<strong>2022</strong>


und deshalb für die Früherkennung von Brustkrebs<br />

Vertrauen Sie der langjährigen Erfahrung<br />

unseres Ärzteteams und sprechen Sie mit uns.<br />

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unternehmen<br />

denen wir beteiligt sind, sind noch in der späten präklinischen<br />

und klinischen Entwicklung“, sagt Uwe Andag.<br />

„Aber mit unserem datenbasierten Ansatz wollen wir<br />

auch dazu beitragen, die Ausfallrate klinischer Studien<br />

erheblich zu reduzieren. Wir haben über 130 Programme<br />

auf den Weg gebracht und sind sehr zuversichtlich,<br />

dass mehr als eines davon am Markt landen wird.“<br />

AN SEINER ARBEIT BEGEISTERT ANDAG VIELES. „Am<br />

meisten Spaß macht mir, diesen ganzen Prozess von der<br />

anfänglichen Idee bis zur klinischen Testphase mit unserem<br />

Team gestalten und erleben zu können. Hier hat jeder<br />

innovative Ideen und will sich einbringen.“ Zudem<br />

hat Evotec durch das Wachstum sowie den innovativen<br />

Datenanalyseansatz heute eine ganz andere Sichtbarkeit.<br />

Vor zehn Jahren musste sich der Göttinger Standort sehr<br />

stark um Kunden bemühen. Es gab fast nur interne Forschung.<br />

„Inzwischen hat Evotec einen Namen, und wir<br />

können uns vor Aufträgen fast nicht retten. Wir spielen<br />

mittlerweile in der Champions League.“ ƒ<br />

Ehre, wem Ehre gebührt<br />

Die Wurzeln der heutigen Evotec sind noch immer<br />

überall sichtbar: Sei es in der Ausrichtung des<br />

Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkts, sei es<br />

im Namen – denn sowohl das Hauptquartier in<br />

Hamburg als auch der Standort Göttingen (Foto)<br />

heißen jeweils ,Manfred Eigen Campus‘. So wird<br />

dem Mann Tribut gezollt, der die Grundlagen für<br />

einen der heutigen innovativen Ansätze gelegt hat,<br />

präzise wirkende Therapien zu entwickeln.<br />

Heute zählt die Evotec SE mit über 4.000 Mitarbeitern<br />

weltweit zu den international führenden Wirkstoffforschungs-<br />

und -entwicklungs unternehmen.<br />

36 1 |<strong>2022</strong>


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Moderne Medizin braucht Neugier, Forschergene, Teamgeist.<br />

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Das Führungsteam von HSP<br />

Mario Renneberg, Andrea Hungerland,<br />

Simone Klare, Laureen Albers,<br />

Dr. Marco Scheuchzer (v.l.)<br />

PROFIL<br />

HSP STEUER Göttingen erweitert<br />

Führungsteam<br />

Die Steuerberaterinnen Laureen Albers und Simone Klare sind neue Prokuristinnen der<br />

HSP STEUER Göttingen GmbH Steuerberatungsgesellschaft.<br />

Als Steuerberatungsgesellschaft verspricht<br />

HSP STEUER Göttingen seinen<br />

Mandanten höchste Leistungsbereitschaft<br />

und partnerschaftliche Zusammen arbeit.<br />

Um dieses Versprechen zu erfüllen, verfügt die<br />

Kanzlei über ein leistungsfähiges und hoch<br />

motiviertes Team, von dem es maximalen Einsatz<br />

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HSP STEUER Göttingen auf eine mitarbeiterfokussierte<br />

Struktur, in der allen Teammitgliedern<br />

Perspektiven geboten werden, die auf<br />

die persönlichen Lebens- und Karriereziele<br />

abgestimmt sind. Dazu gehören sowohl die<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch<br />

berufliche Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

Dass dies gelebte Unternehmenskultur und<br />

nicht nur leere Versprechen sind, zeigt die<br />

Bestellung der Steuerberaterinnen Laureen<br />

Albers und Simone Klare zu Prokuristinnen<br />

der Kanzlei. Beide sind seit Jahren engagierte<br />

Leistungsträgerinnen der Kanzlei und wurden<br />

nun für ihren Einsatz entsprechend belohnt.<br />

SIMONE KLARE ist bereits seit 2013 als<br />

Steuer beraterin bei HSP STEUER Göttingen<br />

beschäftigt. Ihr Einstieg in die steuerberatenden<br />

Berufe erfolgte 2004 mit ihrer Ausbildung<br />

als Steuerfachangestellte. Nach der Weiterqualifikation<br />

zur Bilanzbuchhalterin 2008 erfolgte<br />

2012 die Bestellung zur Steuerberaterin.<br />

LAUREEN ALBERS ist den Weg zur Steuerberaterin<br />

bei HSP STEUER Göttingen gegangen.<br />

Die studierte BWLerin hat hier 2016 als Steuerund<br />

Prüfungsassistentin begonnen und 2019<br />

ihren Titel als Steuerberaterin erlangt.<br />

Beide Steuerberaterinnen freuen sich, dass<br />

ihr Einsatz für die Kanzlei gesehen und belohnt<br />

wird, und sehen ihrer weiteren Karriere<br />

gespannt entgegen.<br />

KONTAKT<br />

HSP STEUER Göttingen GmbH<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

Stresemannstraße 28c<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 820807-0<br />

goettingen@hsp-steuer.de<br />

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unternehmen<br />

Mehr Detail geht nicht<br />

40 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Erfunden, erforscht und gebaut in Göttingen: Dank der Entdeckung von Nobelpreisträger Stefan Hell<br />

sehen Wissenschaftler auf der ganzen Welt durch die Mikroskope von Abberior Dinge, die sie niemals<br />

zuvor gesehen haben – und können entscheidende Durchbrüche in der Forschung erzielen.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE PETER HELLER<br />

1 |<strong>2022</strong> 41


unternehmen<br />

Gründer mit Durchblick<br />

Zusammen mit Nobelpreisträger Stefan Hell<br />

und einer Gruppe mutiger Forscher startete<br />

Gerald Donnert (Foto) vor rund zehn Jahren<br />

die Erfolgsgeschichte von Abberior.<br />

LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

Fragt man Gerald Donnert, Mitgründer<br />

und heutiger Geschäftsführer<br />

von Abberior Instruments, nach der<br />

Grundlage des Erfolgs des Göttinger<br />

Unternehmens, sagt er nach kurzem<br />

Überdenken mit einem Lächeln im<br />

Gesicht: „Die Voraussetzungen waren<br />

schon sehr speziell ...“ Und erzählt<br />

alsdann eine beeindruckende<br />

Geschichte, die von Überzeugung und unternehmerischem<br />

Mut handelt – und von einem technologischen<br />

Riesen vorsprung. Denn vor rund 20 Jahren gelang dem<br />

Göttinger Professor und Physiker Stefan Hell – zusammen<br />

mit Donnert die treibende Kraft hinter Abberior –<br />

der Beweis, dass sich die Auflösungsgrenze im Fluoreszenzmikroskop<br />

tatsächlich durchbrechen lässt. Dabei<br />

handelt es sich um die am weitesten verbreitete Form der<br />

Licht mikroskopie, für die 250 lange Jahre die Maxime<br />

galt, dass nur Objekte im Bereich von etwa 250 Nanometern<br />

auflösbar waren. Mit ihrer bahnbrechenden Entdeckung<br />

machten Hell und seine Mitstreiter in der ersten<br />

Dekade dieses Jahrhunderts Auflösungen im 20- bis 30-<br />

Nanometerbereich möglich – und legten somit die Basis<br />

für den Erfolg von Abberior.<br />

KENNENGELERNT HATTEN SICH DIE BEIDEN Physiker,<br />

als Donnert einst bei Professor Hell promovierte. Nach<br />

seinem Studium in Bayreuth war Donnert bei Recherchen<br />

auf die Arbeit der Abteilung von Hell am Max-Planck-<br />

Institut für biophysikalische Chemie aufmerksam geworden.<br />

„Ich wollte Teil dieser Forschungsgruppe werden,<br />

die an den Grenzen der Physik rüttelte“, erzählt<br />

Donnert heute mit einem amüsierten Blick und schaut<br />

dabei versonnen in die Ferne. Nach der Promotion arbeitete<br />

er zunächst bei dem Beratungsunternehmen<br />

McKinsey und trieb dort strategische Projekte im Bereich<br />

der damals disruptiven LED-Technologie voran.<br />

Der Kontakt mit Stefan Hell riss nie ab.<br />

„Als dann vor etwa zehn Jahren auch in der Lasertechnologie<br />

bedeutende Durchbrüche erzielt wurden, war das<br />

ein Trigger für uns beide: Die Zeit war reif, die Technologie<br />

zu kommerzialisieren“, sagt Donnert rückblickend.<br />

Und so hätte man gemeinsam entschieden: „Komm, wir<br />

machen das jetzt!“<br />

Sie trommelten in Göttingen ein Team zusammen und<br />

gründeten im Jahr 2012 die Abberior Instruments GmbH<br />

– zwei Jahre, bevor Hell gemeinsam mit Eric Betzig und<br />

William E. Moerner den Nobelpreis für die Entwicklung<br />

superauflösender Fluoreszenzmikroskopie erhielt.<br />

42 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

1 |<strong>2022</strong> 43


unternehmen<br />

Flaggschiff aus Göttingen Das 400 Kilogramm schwere STED-Mikroskop nimmt mit seinem luftgefederten Tisch reichlich Platz ein.<br />

Dieses Gründerteam sei bis heute, so Donnert, einer der<br />

Erfolgs<strong>faktor</strong>en des Unternehmens: Alle Beteiligten seien<br />

vom Fach, jeder ein herausragender Wissenschaftler. In<br />

den Kernfunktionen Leitung, Forschung und Entwicklung<br />

sowie Marketing und Sales säßen von Beginn an<br />

Menschen, die die Technologie komplett verstanden hätten.<br />

„Und wir hatten ab dem ersten Tag die gemeinsame Vision,<br />

ein Gerät herzustellen, das besser ist, als alle sonst<br />

am Markt verfügbaren.“<br />

DIE WISSENSCHAFTLER nahmen für diese Gründung<br />

nicht nur allen Mut zusammen, sondern auch ihr eigenes<br />

Geld: Sie finanzierten Abberior Instruments ohne fremdes<br />

Kapital. „Wir waren überzeugt, dass wir das hinbekommen<br />

und wollten unabhängig in unseren Entscheidungen<br />

sein“, erklärt der Geschäftsführer bestimmt. Ein<br />

Teil des Geldes floss in den Erwerb der für die Umsetzung<br />

ihrer Idee notwendigen Lizenzen und Patente. Sie<br />

mussten nicht nur die finanziellen Forderungen der Patentinhaber<br />

erfüllen, sondern diese auch davon überzeugen,<br />

dass ihr Vorhaben zu einem Erfolg führen könnte.<br />

„Das ist uns offenbar ganz gut gelungen“, sagt Donnert<br />

zufrieden. Hilfreich dabei sei gewesen, dass Hell aufgrund<br />

seiner langjährigen Beratertätigkeit in der optischen<br />

Industrie ein ausgeprägtes Marktverständnis mitbrachte<br />

und auch Donnert selbst während seiner Tätigkeit<br />

bei McKinsey zuvor Einblicke in die Zusammenhänge<br />

disruptiver Märkte erhalten hatte. Zweifel am<br />

technischen und wissenschaftlichen Know-how des<br />

Teams habe es nie gegeben.<br />

Den Rest des Geldes steckten die Gründer in Teile und<br />

Zubehör für das erste Mikroskop. „Unser gesamtes<br />

Kapital stand bei der Auslieferung unseres ersten<br />

STED-Mikroskops auf der Ladefläche des gemieteten<br />

Sprinters. Uns war allen klar: Das muss jetzt einfach<br />

klappen!“, beschreibt Gerald Donnert die Anspannung<br />

auf der Fahrt zum ersten Kunden. „Wir brauchten den<br />

Erlös, um das nächste Mikroskop bauen zu können.“<br />

Das Gerät löste Begeisterung aus.<br />

„FORSCHER SEHEN MITHILFE UNSERER GERÄTE DINGE,<br />

die sie niemals zuvor gesehen haben. Diese Auflösung<br />

erreichen zwar auch Elektronenmikroskope – wir sind<br />

allerdings die Einzigen weltweit, die das bei lebenden<br />

Zellen können oder die Verteilung von Proteinen in der<br />

Zelle nanometergenau aufschlüsseln“, erklärt Donnert<br />

nicht ohne Stolz und zeigt damit das Alleinstellungsmerkmal<br />

von Abberior Instruments auf. Vorgänge in<br />

Zellen ließen sich so sehr genau beobachten, molekulare<br />

Zusammenhänge würden sichtbar. Eben diese völlig<br />

44 1 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Komplettes Paket Neben Mikroskopen entwickelt Abberior auch die chemischen Farbstoffe, die zur Präparation der Proben notwendig sind.<br />

neuen Einblicke führten im Übrigen oft dazu, dass sich<br />

Kunden noch während des ersten Tests für den Kauf eines<br />

Mikroskops entscheiden würden.<br />

DIE GÖTTINGER LIEFERN ABER NICHT NUR die Mikroskope,<br />

sondern auch die chemischen Stoffe – genauer gesagt<br />

Fluoreszenzfarbstoffe –, die zur Präparation der Proben<br />

notwendig sind. „Wir bewegen uns in einer so hohen<br />

Auflösung, dass die Farbstoffe zur Markierung des zu<br />

untersuchenden Objektes keine Massenware mehr sein<br />

können. Sie müssen perfekt auf die Mikroskope abgestimmt<br />

sein“, erklärt der Geschäftsführer. In der eigens<br />

dafür gegründeten Schwesterfirma Abberior GmbH, deren<br />

Geschäfte ebenfalls Donnert führt, gelingt das in so<br />

überzeugender Qualität, dass konkurrierende Mikroskophersteller<br />

die Farbstoffe mitunter auch für deren Mikroskope<br />

empfehlen.<br />

Die herausragende Innovationskraft des Teams war<br />

allerdings nach den STED-Mikroskopen und den dazu<br />

passenden chemischen Markerstoffen noch immer nicht<br />

erschöpft. Da die ersten Geräte mit den dazugehörigen<br />

luftgefederten Tischen viel Platz benötigen und mit einem<br />

Gewicht zwischen 300 und 400 Kilogramm nach<br />

dem Aufbau nur schwer zu bewegen waren, entwickelte<br />

Abberior Instruments ein deutlich kleineres Einstiegsmodell:<br />

das Stedycon. „Das ist möglich gewesen, weil<br />

wir von Anfang an viele Laser und andere Teile mit einer<br />

hohen Fertigungstiefe selbst produzieren“, erläutert<br />

Donnert. Das Ergebnis ist ein kompaktes Mikroskop,<br />

das an nahezu jedes Stativ passt, einen geringen Platzbedarf<br />

hat und mit 40 Kilogramm relativ leicht ist. „Unsere<br />

Mitarbeiter können das Stedycon innerhalb von drei<br />

Minuten aus der Transportbox nehmen, es anschließen<br />

und erste Bilder liefern. Kunden können es in etwa einer<br />

Stunde startklar machen.“ So werden superauflösende<br />

Mikroskope transportfähig und flexibel einsetzbar. Während<br />

das große STED-Mikroskop durchaus eine Million<br />

Euro kosten kann, ist das Einstiegsmodell schon ab rund<br />

200.000 Euro erhältlich.<br />

DOCH AUCH MIT DER STED-MIKROSKOPIE war noch<br />

immer kein Ende der Erfolgsgeschichte in Sicht. Nach der<br />

Auszeichnung mit dem Nobelpreis haben Stefan Hell und<br />

Kollegen am Max-Planck-Institut für biophysikalische<br />

Chemie die Auflösung noch einmal um das Zehn fache verbessert<br />

– bis hinunter auf die molekulare Skala: Die Minflux-Mikroskopie<br />

erlaubt die Darstellung fluoreszenzgefärbter<br />

Strukturen auf ein bis drei Nano meter genau – das<br />

ist nicht nur weltweit einmalig, sondern auch das maximal<br />

in der Fluoreszenzmikroskopie Erreichbare!<br />

1 |<strong>2022</strong> 45


unternehmen<br />

DONNERT UND SEINE KOLLEGEN bei Abberior Instruments<br />

haben die Bedeutung dieser Entdeckung sofort erkannt<br />

und die Patentrechte für Minflux von der<br />

Max-Planck-Gesellschaft in Lizenz genommen. In einem<br />

dreijährigen Kraftakt haben die Entwickler der Firma ein<br />

Mikroskop entwickelt, das für die biologische und medizinische<br />

Grundlagenforschung mit einmaligen Leistungsdaten<br />

aufwartet. Forscher können mit diesem Verfahren<br />

beispielsweis die Bewegung eines einzelnen Moleküls in<br />

einer lebenden Zelle räumlich und zeitlich nanometergenau<br />

verfolgen. Mehr Detail geht nicht. „Wenn Forscher<br />

zum ersten Mal eines unserer Mikroskope nutzen, ist<br />

ihnen schnell klar, dass wir ihnen die Tür zu wissenschaftlichen<br />

Durchbrüchen weit aufmachen“, sagt Donnert.<br />

Diese Durchbrüche, zum Beispiel beim Verständnis<br />

molekularer Mechanismen bei Krankheiten, sind längst<br />

keine Theorie mehr: Auf der Webseite des Unternehmens<br />

findet sich eine lange Liste wissenschaftlicher Veröffentlichungen,<br />

die durch die Geräte aus Göttingen möglich<br />

gemacht wurden.<br />

Man habe jedoch im Laufe der Jahre nicht nur die<br />

physikalisch-technische Produktpalette erweitert, sondern<br />

außerdem die Softwareabteilung deutlich ausgebaut.<br />

So wurde ebenfalls in die Weiterentwicklung<br />

der ‚User Experience‘ investiert. „Die Bedienung soll so<br />

einfach wie möglich sein, damit Forscher sich ganz auf<br />

ihr Forschungsobjekt konzentrieren können“, erklärt<br />

Donnert den eigenen Anspruch. Dass Abberior Instruments<br />

mit dieser Einstellung richtig liegt, zeigt zum<br />

einen der zweite Platz im diesjährigen Innovationswettbewerb<br />

,Top 100‘ in der Größenklasse 50 bis 200 Mitarbeiter,<br />

der die innovativsten Unternehmen des deutschen<br />

Mittelstands auszeichnet. Zum anderen macht<br />

sich das auch in einem beeindruckenden Wachstum<br />

bemerkbar: Mit zehn Mitarbeitern im Jahr 2012 gestartet,<br />

sind die Spezialisten für superauflösende Lichtmikroskope<br />

auf heute rund 100 Mitarbeiter an den<br />

Standorten Göttingen, Heidelberg, in den USA und<br />

China gewachsen.<br />

AUF DIE FRAGE, wohin sich das alles noch entwickeln<br />

kann, folgt erneut ein zufriedenes Schmunzeln. „Wir sehen<br />

sehr großes Potenzial“, sagt Donnert. „Unsere geografische<br />

Ausdehnung steht wirklich noch am Anfang.<br />

In China starten wir gerade erst durch.“ Neben dem<br />

technologischen Vorsprung sorgen vor allem zwei Faktoren<br />

dafür, dass der Geschäftsführer von weiterem<br />

Wachstum ausgeht. Noch immer ist das Unternehmen<br />

vollkommen unabhängig von Investoren – man könne<br />

also sehr schnell Entscheidungen treffen. „Außerdem<br />

laufen unsere Produkte und internen Projekte so wunderbar,<br />

weil in unserem Team einfach sehr gute Leute<br />

sind.“ Hervorragend ausgebildete Fachkräfte kämen<br />

aus dem Umfeld der Labore von Stefan Hell aus Göttingen<br />

und Heidelberg. Nicht nur die weltweit einzigartige<br />

Technologie wirke anziehend. „Wir geben – nicht zuletzt<br />

aufgrund des Wachstums – sehr schnell viel persönliche<br />

Verantwortung und Freiraum. Viele Ideen und Projekte<br />

werden aus dem Team heraus angeschoben, nicht von<br />

oben. Es ist schön zu sehen, wie leidenschaftlich alle dabei<br />

sind und was dabei herauskommt“, sagt Donnert erfreut.<br />

Und auch Göttingen kann sich freuen: Im November<br />

des vergangenen Jahres erfolgte die Grundsteinlegung für<br />

ein neues Labor- und Bürogebäude auf dem Nordcampus<br />

der Uni. Als Bauherr investiert die GWG Gesellschaft für<br />

Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen<br />

14 Millionen Euro. Das Gebäude bietet nicht nur Platz<br />

für 200 Mitarbeiter, sondern sorgt auch dafür, dass die<br />

Erfolgsgeschichte der Abberior-Gruppe auch in Zukunft<br />

in der Leine-Stadt geschrieben wird. ƒ<br />

Die Wurzel des Erfolgs von Abberior<br />

Gegründet wurde Abberior 2011 in Göttingen von<br />

Gerald Donnert, Lars Kastrup und Vladimir Belov sowie<br />

Professor Stefan Hell, der für seinen Trick, die Beugungsgrenze<br />

des Lichts im optischen Mikroskopierverfahren zu<br />

überwinden, 2014 den Nobelpreis für Chemie erhielt.<br />

Daraus wurde das revolutionäre hochauflösende<br />

STED-Mikroskop entwickelt, das mittels leuchtender<br />

Stoffe Moleküle darstellen kann – auch in der lebenden<br />

Zelle. Zuvor waren Mikroorganismen nur bis zu einer<br />

Größe von 0,2 Mikrometern oder 200 Nanometern<br />

sichtbar. Mit STED und dem Einsatz von Lasern sowie<br />

ein gefärbtem Gewebe gelang Hell die Auflösung von bis zu<br />

15 Nanometern. Die Folge: Nervenzellen, E-Coli-Bakterien<br />

und andere Winzlinge wurden sichtbar – die optische Welt<br />

für den Menschen hat sich erweitert.<br />

Der Name Abberior erinnert übrigens an den<br />

Forscher Ernst Abbe. Der Titel beinhaltet auch das<br />

Wort ,superior‘ im Sinne von ,überlegen‘.<br />

46 1 |<strong>2022</strong>


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unternehmen<br />

Gut verdrahtet<br />

Die Gründer von Enwired aus Bad Gandersheim hat ein gemeinsames Ziel zu ihrem<br />

Start-up motiviert: mit dem autarken Haus das Klima retten.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Was kann man selbst tun, um klimapolitisch<br />

etwas zu bewirken? Mit dieser aktuellen<br />

Fragestellung setzten sich 2019 auch drei<br />

frischgebackene Abiturienten aus Bad Gandersheim<br />

auseinander: Niklas Ostendörfer, Paul Lehne<br />

und Phil Leuci. „Mit dem Abi in der Tasche habe ich<br />

zunächst ein Auslandsjahr in Indien absolviert“, erzählt<br />

Leuci. „Die beiden anderen kamen mich dort besuchen,<br />

und gemeinsam sind wir viel gereist, unter anderem durch<br />

Australien. Motiviert durch unsere Reiseeindrücke,<br />

haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir uns für den<br />

Klimaschutz einsetzen können.“ Zurück in Deutschland<br />

reifte dann die Idee, dass erneuerbare Energien in der<br />

Haustechnik ein lohnenswertes Projekt sein könnten.<br />

SO WURDE IM JULI 2021 ENWIRED GEGRÜNDET: mit<br />

der Idee, das energetisch autarke Haus zu schaffen (siehe<br />

auch Seite 72). Enwired liefert dafür das energetischtechnische<br />

Konzept und baut die Anlagen ein. Es beginnt<br />

bei der Energie erzeugung, vor allem durch Photovoltaik-Anlagen,<br />

aber auch durch kleine Windkraftanlagen,<br />

und geht über die Speichertechnik bis zur Heizung und<br />

Ladestation für Elek troautos. „Ein autarker Haushalt<br />

hat viele Facetten, deswegen betrachten wir das Gesamtsystem<br />

und wollen auch alle dafür notwendigen Komponenten<br />

mit einbinden“, erklärt Leuci. Mit aktueller Technik<br />

lasse sich zurzeit etwa ein Autarkiegrad von 75 bis 80<br />

Prozent erreichen.<br />

Ihr Start-up treiben die Gründer neben Ausbildung und<br />

Studium in ihrer Freizeit voran. Mit ihren Ausbildungen<br />

ergänzen sie sich zudem gut: Niklas Ostendörfer, derzeit<br />

im dualen BWL-Studium, organisiert den Vertrieb und<br />

kümmert sich für die Kunden um die Fördermodalitäten.<br />

Phil Leuci, Student der Wirtschafts psychologie, verantwortet<br />

die Finanzen und das Marketing. Paul Lehne, der<br />

kurz vor dem Ende seiner Dachdeckerausbildung steht,<br />

und sein Kollege Alex Stahlmann, in Kürze Dachdeckermeister<br />

und als Vierter zu dem Start-up-Team dazugestoßen,<br />

sorgen für die konkrete Umsetzung der Projekte.<br />

Und noch ein Seniorpartner gehört zum Team: Axel Lehne,<br />

der Onkel von Paul, der als selbstständiger Bauleiter<br />

Projekte in ganz Deutschland betreut. „Anfang 2021 kamen<br />

die vier Jungs hoch motiviert mit der Frage auf<br />

mich zu, ob ich sie bei der Gründung einer Firma unterstützen<br />

kann“, erzählt Axel Lehne.<br />

SEITDEM GEHT ES KONSEQUENT VORAN. Als einen<br />

der Schlüssel für ihren Erfolg sehen die Gründer den Service.<br />

„Der übliche Ablauf für jemanden, der beispielsweise<br />

in eine PV-Anlage investieren will, sieht so aus,<br />

dass er sich zunächst selbst einen Anbieter suchen muss,<br />

dann einen Dachdecker und einen Elektriker, die die Anlage<br />

installieren“, erzählt Paul Lehne. Zudem gebe es<br />

eine Menge Papierkram, wenn es um Anträge für staatliche<br />

Förderprogramme geht. „All das übernehmen wir<br />

für den Kunden.“<br />

48 1 | <strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Auf der Überholspur Das fünfköpfige Team aus Bad Gandersheim steckt jede freie Minute in seine zukunftsträchtige<br />

Idee von einem energetisch autarken Leben.<br />

Gleichzeitig will Enwired als langfristiger und verlässlicher<br />

Partner für Probleme bereitstehen, denn der Kunde<br />

investiere schließlich einige Tausend Euro. „Dann soll er<br />

auch sicher sein, dass seine Energieproduktion verlässlich<br />

funktioniert“, sagt Bauleiter Axel Lehne bestimmt.<br />

„Vertrauen ist daher das ganz große Thema.“ Dazu gehöre<br />

aber auch Verlässlichkeit. „Wir befinden uns in einer<br />

Situation mit sehr hoher Nachfrage am Markt, weshalb<br />

viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, angesichts<br />

begrenzter Kapazitäten die vielen Anfragen zu<br />

bewältigen.“ Die Folge seien teils monatelange Wartezeiten,<br />

bis die Fachbetriebe ein Angebot für die Installation<br />

einer PV-Anlage herausschickten.<br />

TROTZ ALL DIESER HERAUSFORDERUNGEN sind die<br />

vier Gründer bereit, die Kundenanfragen, Angebote und<br />

vieles mehr zügig abzuarbeiten. „Nächtlicher E-Mail-<br />

Verkehr, etwa um ein Projekt zu komplettieren, ist keine<br />

Seltenheit“, erzählt Axel Lehne. Das Ziel sei, innerhalb<br />

von zwei bis drei Wochen ein differenziertes Angebot unterbreiten<br />

zu können.<br />

Mit diesem Ansatz hat das Enwired-Team innerhalb<br />

kurzer Zeit bereits sichtbare Erfolge erzielt. Hauptsächlich<br />

sind es private Anfragen für PV-Anlagen bis zehn<br />

Kilowatt, oft motiviert durch gestiegene Strompreise<br />

oder einen höheren Stromverbrauch, etwa aufgrund des<br />

Umstiegs auf Wärmepumpen. Aber auch zwei größere<br />

Anlagen um 300 Kilowatt sind bereits in der Projektierung.<br />

Rund 50 Projekte hat das Start-up aus Bad Gandersheim<br />

bereits in der Planung – viele sind das Ergebnis<br />

von Mundpropaganda.<br />

Das alles hat nicht nur dazu geführt, dass die Firma<br />

inzwischen auf ein verlässliches und weiter wachsendes<br />

Netzwerk zurückgreifen kann, um den Allroundservice<br />

anbieten zu können, sondern es sind auch schon Lieferanten<br />

auf das junge Team aufmerksam geworden –<br />

so etwa die Firma Solarwatt, ein deutscher Hersteller<br />

von PV-Anlagen. Mit Solarwatt konnte vereinbart<br />

werden, dass Anfragen von Interessenten rund um Gandersheim<br />

zur Bearbeitung an Enwired weitergeleitet<br />

werden. „Das ist erstaunlich, weil wir eine noch junge<br />

Firma sind, die sich erst in der Entwicklung befindet“,<br />

sagt Axel Lehne.<br />

DIE MOTIVATION IM TEAM ist trotz der doppelten Arbeitsbelastung<br />

aus Ausbildung oder Studium und Wochenend-<br />

und Nachtarbeit für das Start-up hoch. „Wir<br />

kommen so auf 60 oder 70 Stunden in der Woche“, sagt<br />

Phil Leuci. „Aber wir hatten noch nie den Fall, dass es<br />

uns keinen Spaß mehr gemacht hat.“ Im Gegenteil, die<br />

Euphorie, mit der die Gründer gestartet sind, sei eher<br />

noch gewachsen. „Wir haben die Firma mit dem Ziel gegründet,<br />

dass es sie über Jahrzehnte geben soll“, ergänzt<br />

Niklas Ostendörfer. „Wir sehen die Resultate. Wir sehen,<br />

es ist zukunftsträchtig. Insofern kann ich mir auch vorstellen,<br />

dass Enwired mal unser Vollzeitjob wird.“ƒ<br />

1 |<strong>2022</strong> 49


wissen<br />

Kleine Schritte,<br />

großer Wandel<br />

Die Welt rüstet sich für die Energiewende. Sie fordert von Politik, Wirtschaft sowie<br />

Wissenschaft gleichermaßen ein hohes Maß an Initiative – Know-how, Mut und<br />

Investitionen sind gefragt. Wie gut, dass es in Südniedersachsen dies alles gibt!<br />

Mit der neuesten Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die<br />

Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045<br />

verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um 65 Prozent<br />

sinken. Der Druck von Gesellschaft, Regierung und Investoren steigt. Daher ist es<br />

längst keine Frage mehr, ob Unternehmen ressourcenschonend handeln müssen,<br />

sondern wie. Neue Energieträger wie Wasserstoff und Strom aus regenerativen<br />

Quellen spielen hierbei eine ebenso große Rolle wie Forschung und Entwicklung.<br />

Doch die Energiewende ist nicht nur eine Herausforderung – sie bietet durchaus<br />

auch Chancen zur Entfaltung neuer Geschäftsfelder und Märkte sowie<br />

die Möglichkeit, sich in diesem Feld mit seinem Unternehmen ganz<br />

vorne zu positionieren.<br />

Mehr zu alldem auf den folgenden Seiten.<br />

50 1 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

1 |<strong>2022</strong> 51


wissen<br />

Wie gelingt der Wandel?<br />

Wer die Energieeffizienz oder Klimabilanz verbessern will, steht vor großen Fragen:<br />

Wie sehen die Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit in Unternehmen aus? Was kann ich umsetzen?<br />

Was ist überhaupt sinnvoll? Und wo bekomme ich gegebenenfalls Förderungen?<br />

TEXT JAN FRAGEL ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

Der Klimawandel mit seinen Auswirkungen<br />

spielt auch für viele Unternehmen eine Rolle<br />

und stellt sie vor neue Herausforderungen.<br />

Doch selbst, wenn drastische Emissionsminderungen<br />

vorgenommen werden,<br />

wird es eine Veränderung des Klimas geben. In den<br />

nächsten Jahrzehnten werden Klimaschutzmaßnahmen<br />

durch Klimaanpassungsmaßnahmen ergänzt werden<br />

müssen. Das bedeutet auch, dass die heute geltenden<br />

Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sich stetig weiter<br />

ändern werden. Je früher sich Unternehmer auf den Weg<br />

in Richtung ,grüne Zukunft‘ machen, desto besser sind<br />

sie aufgestellt.<br />

FÜR GROSSUNTERNEHMEN UND KONZERNE ist es<br />

längst eine Pflicht: Sie müssen sogenannte Energieaudits<br />

durchführen. Das heißt, sie durchleuchten ihre Unternehmen<br />

in Sachen Energie. Wie viel Strom wird in Büros,<br />

Werkstätten und Fabrikhallen benötigt? Woher kommt<br />

die Prozesswärme und wie hoch ist der Verbrauch? Wie<br />

viel Sprit braucht die Fahrzeugflotte? Unternehmen, die<br />

verpflichtet sind, ein Energieaudit zu erstellen, müssen<br />

das alle vier Jahre wiederholen. Grundlage dafür ist das<br />

Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen<br />

(EDL-G). Das wiederum beruht auf<br />

einer europaweiten Richtlinie, der EU-Energieeffizienzrichtlinie,<br />

nach der alle großen Unternehmen ein Energieaudit<br />

durchführen müssen. Ziel ist es, die Verbräuche im<br />

Blick zu haben, Energiefresser zu identifizieren und Einsparmöglichkeiten<br />

auszuloten. Unternehmen, die ein sogenanntes<br />

Energie- oder Umweltmanagementsystem betreiben,<br />

sind von der Pflicht zu einem Energieaudit befreit.<br />

Auch kleine und mittlere Unternehmen, die KMU, mit<br />

höchstens 250 Vollzeitstellen und bis zu 50 Millionen<br />

Euro Umsatz sind von der Energieaudit-Pflicht befreit.<br />

Theoretisch könnten sie ohne einen Blick auf den Energieverbrauch<br />

wirtschaften und Handel betreiben.<br />

ABER IST DAS SINNVOLL? Aaron Fraeter, Projektleiter bei<br />

der Energieagentur Region Göttingen, beantwortet diese<br />

Frage klar mit einem Nein. „Mit mehr Nachhaltigkeit<br />

können KMU und auch Kleinstunternehmen ihre Position<br />

am Markt verbessern: einerseits als Marketing-Argument<br />

und andererseits durch Sparen von Energiekosten.“<br />

Und die würden in Zukunft sicher noch weiter steigen.<br />

Im alltäglichen Geschäft und bei vollen Auftragsbüchern<br />

bleibt jedoch oft keine Zeit, sich dem Thema<br />

Nachhaltigkeit, Energieverbrauch und Ressourcenschutz<br />

im eigenen Unternehmen zu widmen. Mögliche<br />

Veränderungen betreffen alle Bereiche, in denen Energien<br />

und Ressourcen eingesetzt und fossile durch erneuerbare<br />

Energieträger ersetzt werden können. Die Potenziale<br />

sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich<br />

groß. Darum ist eine qualifizierte und unabhängige Beratung<br />

zur Identifizierung dieser Potenziale und zum<br />

Aufzeigen der Lösungswege sinnvoll.<br />

Aus diesem Grund vermittelt die Energieagentur auch<br />

unabhängige Experten in die KMU, die als Lotsen im<br />

Beratungs- und Förderdschungel zu unterschiedlichen<br />

Themen beraten: Klimaneutralität, Solar, Energie- & Materialeffizienz<br />

und betriebliches Mobilitätsmanagement.<br />

DIESE ERSTEN BERATUNGEN sind für die Unternehmen<br />

kostenlos – und vielfach auch Grundlage dafür, später<br />

Fördermittel zu bekommen. „Die Unternehmer sollen<br />

für erhöhte energetische Standards, die über die gesetzlichen<br />

Vorgaben hinausgehen, sensibilisiert werden“, erklärt<br />

Fraeter. „Wer erhöhte Standards umsetzt, wird mit<br />

Fördergeldern belohnt.“ Darum gilt: Erst beraten lassen,<br />

dann Fördergelder beantragen, dann investieren. ƒ<br />

52 1 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

KLIMANEUTRALITÄT<br />

ZIELE der Beratung:<br />

• Was sind die größten Verbraucher?<br />

• Wie viele Treibhausgase pusten sie in die<br />

Atmosphäre?<br />

• Wie könnte der Fahrplan Richtung Klimaneutralität<br />

aussehen? Wie fängt das Unternehmen an?<br />

• Wie können Voraussetzungen geschaffen werden,<br />

damit das Unternehmen ein förderfähiges Transformationskonzept<br />

im Rahmen der ,Bundesförderung für<br />

Energie- und Ressourcen effizienz in der Wirtschaft‘<br />

erstellen kann?<br />

BETRIEBLICHES MOBILITÄTSMANAGEMENT<br />

Staus, hohe Kosten, Stress. Vom Arbeitsweg bis zur<br />

Auslieferung von Produkten – nachhaltig gestaltete<br />

Mobilität senkt die Kosten und fördert die Gesundheit<br />

der Mitarbeiter.<br />

ZIELE der Beratung:<br />

• Wie kann das Unternehmen für nachhaltiges<br />

Mobilitätsmanagement sensibilisiert werden?<br />

• Wie kommen die Beschäftigten zur Arbeit?<br />

• Dienstreisen, Fuhrpark und Parkplätze – wie ist das<br />

Unternehmen aufgestellt?<br />

• Wie kann die betriebliche Mobilität nachhaltig und<br />

kostengünstig gestaltet werden?<br />

SOLAR<br />

Die Sonne schickt keine Rechnung – auch nicht an<br />

Unternehmen. Große Hallen mit unverschatteten<br />

Dächern sind ideale Standorte, um Solaranlagen zu<br />

nutzen. Photovoltaikanlagen zur Stromproduktion oder<br />

Solarthermieanlagen zur Wärmenutzung können oftmals<br />

unkompliziert installiert werden.<br />

ZIELE der Beratung:<br />

• Welche Potenziale gibt es, Solarenergie im eigenen<br />

Unternehmen zu nutzen?<br />

• Wie könnte der Eigenverbrauch optimiert werden,<br />

um Solaranlagen effizient zu betreiben?<br />

• Kann es sinnvoll sein, die eigene Dachfläche zu<br />

vermieten, damit zum Beispiel Energieversorger<br />

PV-Anlagen installieren?<br />

ENERGIE- & MATERIALEFFIZIENZ<br />

Wer kennt das nicht: Wenn man sich ständig mit<br />

den gleichen Abläufen beschäftigt, kann man leicht<br />

,betriebsblind‘ werden. Man kommt dann gar<br />

nicht auf Ideen, etwas zu verändern.<br />

ZIELE der Beratung:<br />

• Wie steht es konkret um die einzelnen Abläufe,<br />

Prozesse und Verbräuche im Unternehmen?<br />

• Wo im Unternehmen kann der Energie- und<br />

Materialverbrauch optimiert werden?<br />

• Wie sehen konkrete Maßnahmen aus und welche<br />

Fördermöglichkeiten gibt es?<br />

Das rät die Energieagentur:<br />

„Photovoltaik ist eigentlich immer sinnvoll,<br />

die Größe ist individuell. Die Wirtschaftlichkeit<br />

tritt bei vielen dann ein, wenn zugekaufter<br />

Netzstrom durch eigenen PV-Strom<br />

ersetzt wird.“<br />

Tipp: Wer schon mal nachsehen will, ob sein eigenes<br />

Dach gut oder weniger gut für eine Solaranlage geeignet<br />

ist, kann sich beim Solardachkataster Südniedersachsen<br />

informieren: solardachkataster-suedniedersachsen.de<br />

KONTAKT<br />

Energieagentur Region Göttingen<br />

Berliner Str. 4, 37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 38421310<br />

energieagentur-goettingen.de<br />

Für die Betriebe sind die Beratungen kostenlos,<br />

finanziert werden sie vom Land Niedersachsen.<br />

Weitere Infos:<br />

klimaschutz-niedersachsen.de/energieberatung/unternehmen<br />

1 |<strong>2022</strong> 53


wissen<br />

Kleine Stellschrauben<br />

Den eigenen Betrieb auf den Weg zur Klimaneutralität bringen – das klingt wie eine Mammutaufgabe,<br />

die im Arbeitsalltag gerade in kleinen und mittleren Unternehmen schwer umsetzbar erscheint. Dabei sind<br />

es oft schon kleine Schritte, die helfen können, Energie effizienter zu nutzen und alternative Energien<br />

einzubinden. Schritte, die oft nicht viel kosten, aber die Kosten deutlich senken können.<br />

TEXT JAN FRAGEL ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

STROM<br />

Eine Kilowattstunde Strom ist etwa<br />

viermal so teuer wie eine Kilowattstunde Gas.<br />

Daher sollte wohlüberlegt sein, an welcher<br />

Stelle Strom beispielsweise zum Heizen<br />

eingesetzt wird. Wer den Stromverbrauch<br />

senkt, senkt auch die Kosten.<br />

LEITUNGEN<br />

Sind sie zu groß oder zu klein? Beides hat<br />

entscheidenden Einfluss auf die Effizienz der Heizung.<br />

Oder sind die Leitungen bestens isoliert?<br />

Daumenwert: Dämmdicke = Rohrnennweite.<br />

Mit einer guten Isolierung kann der Wärmeverlust<br />

auf 10 Prozent reduziert werden.<br />

KLIMATISIERUNG<br />

Kühlen Kopf bewahren und ordentlich Energie<br />

sparen: Im Bereich Kühltechnik können teilweise<br />

bis zu 30 Prozent Energie gespart werden.<br />

• Verdampfungs- und Kondensationstemperatur<br />

optimieren<br />

• auf das für die Umgebung passende<br />

Kältemittel achten<br />

• die Abwärme der Kälteanlage für andere<br />

Zwecke nutzen<br />

WÄRME<br />

Ob Prozess- oder Heizwärme: Irgendwoher muss sie kommen.<br />

Brennwerttechnik, die Nutzung nachwachsender Rohstoffe<br />

oder Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaik und<br />

Solarthermie sollten betrachtet werden. Eventuell kann auch ein<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW) interessant sein, eventuell auch<br />

gemeinsam mit benachbarten Betrieben. In einem BHKW<br />

werden Strom und Wärme gleichzeitig hergestellt – meist ist<br />

der Energie träger Gas. Es gibt aber auch BHKW, die mit Pellets<br />

befeuert werden und ebenfalls Strom und Wärme herstellen.<br />

QUELLE: WWW.KLIMASCHUTZ-NIEDERSACHSEN.DE/ENERGIEBERATUNG/UNTERNEHMEN/INDEX.PHP<br />

54 1 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

LÜFTUNG<br />

Kleines Detail große Wirkung: Wenn Gebläse mit<br />

einem Keilriemen angetrieben werden, brauchen<br />

sie mehr Strom als beispielsweise Zahnriemen.<br />

Außerdem halten Zahnriemen länger und<br />

müssen nicht so oft nachgespannt werden.<br />

Einsparpotenzial: 5 Prozent.<br />

PUMPEN & ANTRIEBE<br />

Faustformel Hocheffizienzpumpen: Wird die<br />

Förderleistung halbiert, sinkt der Energiebedarf<br />

auf ein Achtel. Veraltete Pumpen verpulvern also<br />

bares Geld.<br />

Asynchronmotoren sind die Arbeitstiere in der<br />

Industrie. Bei einer Neuanschaffung sollten<br />

Geräte mit mindestens der Energieeffizienzklasse<br />

IE3 oder IE4 gekauft werden.<br />

DRUCKLUFT<br />

Viele Maschinen arbeiten mit Druckluft.<br />

Ein Kompressor sorgt für Pressluft – über Röhren<br />

und Schläuche gelangt die Luft dann zu den<br />

Geräten, die sie in Bewegung setzen. Eine winzige<br />

Leckage von etwa einem Quadratmillimeter Größe<br />

verursacht Kosten von durchschnittlich 500 Euro<br />

pro Jahr. Darum auf dichte Leitungen achten.<br />

Druckluftanlagen funktionieren mit kalter Luft<br />

effizienter. Wer sie um zehn Grad abkühlt,<br />

spart zwei bis vier Prozent Energiekosten.<br />

Mehr als Dreiviertel der Kosten, die ein<br />

Druckluftkompressor im Laufe seines Lebens<br />

verursacht, entfallen auf die Energiekosten.<br />

Reicht vielleicht auch weniger Druck?<br />

Wer die Druckluft um ein Bar senkt, spart<br />

sechs bis zehn Prozent Energie.<br />

STROMSPEICHER<br />

Auch Unternehmen können ihren<br />

Eigenstrom verbrauch deutlich erhöhen,<br />

wenn sie Stromspeicher einsetzen.<br />

Das macht zudem die eigene<br />

Stromversorgung sicherer.<br />

PHOTOVOLTAIKANLAGE<br />

Die Sonneneinstrahlung liegt in Deutschland jährlich<br />

zwischen 850 und 1120 Kilowattstunden pro Quadratmeter.<br />

Und die Sonne schickt keine Rechnung. Gerade Betriebsgebäude<br />

haben oft viel Platz und drumherum keine Bäume.<br />

Wer betrieblich eine PV-Anlage nutzt, macht sich unabhängiger<br />

von schwankenden Strompreisen. Zudem lässt sich damit<br />

wunderbar werben.<br />

KRAFT-WÄRME-KÄLTE-KOPPLUNG<br />

Es gibt Anlagen, die Wärme in Kälte verwandeln.<br />

In Unternehmen mit hohem Kühlbedarf sind<br />

Blockheizkraftwerke, kurz BHKW, mit sogenannten<br />

Absorptionskälte maschinen im Einsatz.<br />

WÄRMEPUMPEN<br />

HYDRAULISCHER ABGLEICH<br />

Noch nie gehört? Hat aber enorme Auswirkungen.<br />

Alle Heizkörper werden so eingestellt, dass die<br />

Rücklauftemperatur an jedem Heizkörper gleich<br />

ist – egal, ob er nah an der Heizung installiert ist<br />

oder weiter entfernt.<br />

Auch mit diesen Maschinen lässt sich gleichzeitig<br />

Wärme und Kälte erzeugen. Was im Neubau von<br />

Wohnhäusern längst normal ist, kann sich auch<br />

für Betriebe lohnen.<br />

1 |<strong>2022</strong> 55


ANZEIGE<br />

Allianz mit 1KOMMA5°<br />

Das Göttinger Elektrotechnikunternehmen bode & Stephan hat einen neuen Partner:<br />

die 1KOMMA5° GmbH. Der Hamburger Dienstleister für Solarenergieversorgung verstärkt<br />

die Neuausrichtung des traditionellen Göttinger Unternehmens.<br />

„Nach innen verfolgt<br />

1KOMMA5° das Ziel –<br />

wenn man so will –,<br />

das Handwerk in die digitale<br />

Neuzeit zu bringen<br />

und Prozesse zu optimieren.<br />

Das sind Gründe, warum<br />

wir die Partnerschaft<br />

eingegangen sind.<br />

ALEXANDER PAPE<br />

Bode & Stephan ist als Elektrotechnikunternehmen<br />

in Göttingen eine feste<br />

Größe. Doch etwas hat sich beinahe<br />

schleichend geändert: die Ausrichtung des<br />

Unternehmens. „Wir waren immer im Elektrohandwerk<br />

unterwegs und haben im Zuge<br />

dessen auch Photovoltaik-Anlagen mit installiert“,<br />

sagt Alexander Pape, neben Ingo Stephan<br />

Geschäftsführer des Unternehmens. „In Zukunft<br />

werden wir uns nur noch mit Photovoltaik,<br />

Stromspeicher und Ladetechnik für<br />

E-Autos beschäftigen.“<br />

DIE NÄHE ZUM THEMA gibt es schon lange.<br />

„Ingo Stephan und ich begeistern uns schon<br />

seit über 20 Jahren für das Thema Elektromobilität<br />

und Photovoltaik“, so Pape. „Doch<br />

inzwischen sehen wir eine enorm gestiegene<br />

Nachfrage. Deswegen haben wir uns 2021<br />

für den Schwenk in unserer Ausrichtung entschieden.“<br />

Ein wichtiger Faktor für die Nachfrage<br />

ist die Strompreisentwicklung: Zum<br />

einen steigt der Stromverbrauch zu Hause generell<br />

– durch Wärmepumpen, Klimaanlagen,<br />

das E-Auto. Zum anderen sind die Kosten pro<br />

Kilowattstunde deutlich gestiegen. „Deswegen<br />

geht man davon aus, dass in den nächsten<br />

zehn Jahren rund eine Billion Euro in die<br />

erneuerbaren Energien gesteckt werden.“ Die<br />

Nachfrage kommt dabei zu 80 bis 90 Prozent<br />

aus dem privaten Bereich, schätzt Pape.<br />

Deswegen ist auch 1KOMMA5° bei bode &<br />

Stephan eingestiegen. Das Unternehmen, zu<br />

dessen Investoren unter anderem die Porsche<br />

AG gehört, besteht aus ehemaligen Gründern<br />

und Mitarbeitern verschiedenster, heute<br />

großer Firmen wie Tesla, sonnen oder Solarwatt.<br />

1KOMMA5° ist Mitte 2021 mit dem Ziel<br />

angetreten, die Solartechnik nun auf breiter<br />

Front günstig und effizient an den Kunden zu<br />

bringen. Dazu kauft das Unternehmen derzeit<br />

europaweit Unternehmen wie bode & Stephan<br />

auf, die die Expertise rund um PV-Anlagen und<br />

nachgelagerte Technik mitbringen. So soll ein<br />

großer Rundum-Solarenergie-Anbieter entstehen,<br />

der bundesweit nach einheitlichem Qualitätsstandard<br />

Solarprojekte abwickeln kann.<br />

„NACH INNEN VERFOLGT 1KOMMA5° das<br />

Ziel – wenn man so will –, das Handwerk in die<br />

digitale Neuzeit zu bringen und Prozesse zu<br />

optimieren“, sagt Pape. „Das sind Gründe, warum<br />

wir die Partnerschaft eingegangen sind. Wir<br />

können uns so weiter um unser Kerngeschäft<br />

und den unternehmerischen Alltag kümmern –<br />

aber die Weiterentwicklung des Unternehmens<br />

in Richtung Digitalisierung, Abläufe, das, was<br />

uns eher schwerfällt oder viel Geld kostet, da<br />

profitieren wir von 1KOMMA5°.“ Der Einstieg<br />

von 1KOMMA5° hat die Entscheidung für<br />

die Schwerpunktverlagerung allein auf Solar -<br />

energie noch einmal beschleunigt, und durch<br />

den wachsenden Unternehmensverbund<br />

sieht Alexander Pape auch den Vorteil, dass<br />

das eigene Professionalitätsniveau in diesem<br />

Bereich weiter steigen wird. Im Rahmen des<br />

1KOMMA5°-Unternehmensverbundes ist bode<br />

& Stephan nun für Mitteldeutschland im Be-


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Voller Energie Gemeinsam leiten die Geschäftsführer Alexander Pape (l.) und Ingo Stephan ihr Unternehmen in eine neue Zukunft.<br />

reich zwischen Kassel und Hamburg für die<br />

Abwicklung von Projekten verantwortlich.<br />

IM MARKT FÜR DIE INSTALLATION von<br />

Solaranlagen, Stromspeicher und E-Ladetechnik/Wallboxen<br />

dominieren momentan noch<br />

die vielen kleinen Elektrotechnikunternehmen.<br />

„Vor zwei Jahren wurden in dem Bereich nur<br />

rund zehn Prozent des Auftragsvolumens von<br />

überregionalen Unternehmen bedient“, erklärt<br />

Pape. „In zwei Jahren wird sich das Verhältnis<br />

umgekehrt haben und es werden nur noch<br />

zehn Prozent durch lokale Unternehmen abgedeckt<br />

werden.“ Es vollziehe sich derzeit ein<br />

massiver Strukturwandel von Einzelbetrieben<br />

hin zu Großkonzernen wie 1KOMMA5°, die<br />

kleine Betriebe aufkaufen.<br />

Teils bringt das aber auch die Nachfrage<br />

mit sich. Wenn beispielsweise ein bundesweit<br />

agierender Einzelhandelskonzern vor jedem<br />

seiner Supermärkte zehn Wallboxen für<br />

das Laden von Elektroautos haben möchte,<br />

dann soll das nach Möglichkeit ein Anbieter<br />

aus einer Hand erledigen und nicht die Verhandlung<br />

mit Hunderten lokaler Anbieter mit<br />

sich bringen. „Solche Dienstleistungen können<br />

Sie daher nur anbieten, wenn Sie auch<br />

überall Partner haben und einheitliche Qualitätsstandards<br />

garantieren können“, sagt Pape<br />

überzeugt.<br />

Zudem hätten es Einzelkämpfer schwer.<br />

„Mit Photovoltaik und Wallboxen ist ein hoher<br />

Verwaltungsaufwand verbunden. Wenn wir<br />

das alles selbst machen, verbrauchen wir sehr<br />

viel Zeit pro Kunde – das ist teuer.“ Bei bode<br />

& Stephan gehen manchmal pro Tag bis zu<br />

50 Anfragen ein, illustriert Alexander Pape die<br />

Herausforderung. „Die müssen wir aber bedienen“,<br />

so der Geschäftsführer. „Ein Kunde,<br />

der nach ein oder zwei Wochen immer noch<br />

keine Antwort bekommen hat, wandert ab,<br />

und das wirkt sich auf das Image aus.“ Doch<br />

Alexander Pape sieht das Unternehmen hervorragend<br />

aufgestellt.<br />

ZURZEIT HAT bode & Stephan 46 Mitarbeiter,<br />

davon acht im Vertrieb. Mitte 2021 waren<br />

es nur drei Vertriebler. „Insgesamt haben wir<br />

im vergangenen Jahr zwölf neue Mitarbeiter<br />

eingestellt, beim Umsatz lagen wir letztes<br />

Jahr bei sechs Millionen Euro, dieses Jahr<br />

rechnen wir mit einer Verdopplung“, so Pape.<br />

„Für 2023 gehen wir von 18 bis 20 Millionen<br />

Euro Umsatz aus, bei einer Mitarbeiterzahl<br />

zwischen 70 und 80.“ <strong>2022</strong> wird eine Niederlassung<br />

in Salzgitter dazukommen, 2023 eine<br />

weitere in Lüneburg. Die neue Geschäftsstrategie<br />

und die Partnerschaft mit 1KOMMA5°<br />

machen sich bemerkbar.<br />

TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />

KONTAKT<br />

bode & Stephan GmbH<br />

Herbert-Quandt-Straße 6<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 50885-0<br />

bode-stephan.de<br />

info@bode-stephan.de


wissen<br />

200 Ansätze<br />

für mehr Klimaschutz<br />

Mit ihrem Klimaplan 2030 hat sich die Stadt Göttingen das ehrgeizige Ziel gesetzt, durch eine deutliche<br />

Reduktion des Energieverbrauchs und starke Einsparungen bei den Treibhausgasen, klimaneutral zu werden.<br />

Alle gesellschaftlichen Gruppen sind gefordert – auch die Wirtschaft.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />

Die sieben Handlungsfelder des Klimaplans Göttingen 2030<br />

Bauen und Sanieren Arbeiten und Wirtschaft Energieerzeugung Mobilität<br />

Nachhaltig leben<br />

Kommunale und zivilgesellschaftliche<br />

Transformation vorantreiben<br />

Anpassung an den Klimawandel<br />

58 1 |<strong>2022</strong>


wissen<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Die Stadt Göttingen will Ernst machen: Mit ihrem im Dezember<br />

gefassten Beschluss will sie bis zum Ende des<br />

Jahrzehnts das Ziel der Klimaneutralität erreichen.<br />

Grundlage hierfür ist der Klimaplan Göttingen 2030.<br />

In einem offenen Prozess hatte die Stadt im Jahr 2020 ihre Bürger<br />

dazu aufgerufen, Klima-Ideen einzureichen. Aus den 745, die dabei<br />

herausgekommen sind und die für den Klimaplan 2030 gesichtet<br />

wurden, wurden rund 200 Projekte und Maßnahmen entwickelt, die<br />

nun in verschiedenen Etappen umgesetzt werden sollen.<br />

DIE PROJEKTE SIND BUNT GEMISCHT und auf sieben Handlungsfelder<br />

verteilt. Dabei ist ein Schwerpunkt klar zu erkennen. „Wir<br />

haben festgestellt, dass bei Gebäuden ein sehr hohes Potenzial für<br />

eine CO 2 -Minderung vorhanden ist – vorranging bei der Heizung,<br />

aber auch beim Stromverbrauch“, erzählt Dinah Epperlein, Leiterin<br />

des Referats für nachhaltige Stadtentwicklung in Göttingen.<br />

„Deswegen sind diese Maßnahmen für uns am wichtigsten.“<br />

Das heißt: Gebäudesanierung hat Top-Priorität. Zwar lässt sich<br />

auch im Neubau bereich mit dem Stand der Technik noch einiges<br />

mehr herausholen, aber Neubau spielt in Göttingen mangels Platz<br />

kaum eine Rolle. Der Baubereich ist allerdings auch der Bereich, der<br />

einen langen Atem braucht – weil die Vorlaufzeit länger ist und mit<br />

Blick auf die Gesamtstadt nicht alles auf einmal gemacht werden<br />

kann. Und noch etwas ist eine Herausforderung: Die Entscheidung<br />

zur Sanierung und dementsprechend zu nicht unbeträchtlichen Investitionen<br />

ist Sache der Privatbesitzer – die Handlungsmöglichkeiten<br />

der Stadt sind begrenzt.<br />

Der Plan sieht deshalb vor, über ein Quartierskonzept Wohngebiete<br />

zu identifizieren und diese unter verschiedenen Gesichtspunkten –<br />

energetische Sanierung, Lebensqualität, notwendige Anpassungen an<br />

den Klimawandel – zu betrachten, um anschließend Angebote zu entwickeln,<br />

die Eigentümer zur Investition motivieren sollen.<br />

Im Blick hat die Stadt hier zunächst Wohngebiete, die vor 40 oder<br />

50 Jahren entstanden. Liegen Gewerbeflächen in dem jeweiligen<br />

Quartier, so werden dafür ebenfalls Angebote entwickelt.<br />

Projekte, die Klimaschutz in Unternehmen fördern sollen<br />

Umweltpartnerschaft mit Unternehmen<br />

Die Stadt Göttingen will eine Plattform ,Die Umweltpartnerschaft<br />

der Göttinger Unternehmen‘ aufbauen,<br />

auf der Unternehmen und ihre Klimaschutzprojekte<br />

hervorgehoben werden und so öffentliche Resonanz<br />

erzeugt werden soll.<br />

Unterstützungsangebote klimaneutrale Unternehmen<br />

Unternehmen sollen durch kompetente Beratung auf<br />

ihrem Weg zur betrieblichen Klimaneutralität unterstützt<br />

werden. Das umfasst eine fachliche Beratung für<br />

Klimamaßnahmen, ihre Umsetzung und finanzielle<br />

Unterstützung für die Einbeziehung externer Dienstleister<br />

in diesen Prozess.<br />

Ansiedlungsförderung klimafreundlicher Unternehmen<br />

Es soll eine Strategie entwickelt werden, wie gezielt<br />

klimafreundliche Unternehmen für eine Ansiedlung am<br />

Standort Göttingen gewonnen werden können. Angedacht<br />

sind unter anderem subventionierte Grundstückspreise<br />

oder besondere Förderprogramme für nachhaltige<br />

Maßnahmen.<br />

Inkubator Energieeffizienz und Klimaschutz<br />

Start-ups im Energiebereich, Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbereich<br />

sollen durch eine gezielte Gründerförderung<br />

unterstützt werden. Das kann unter anderem die<br />

Bereitstellung von Infrastruktur, Coaching oder<br />

Finanzierungshilfe sein.<br />

1 |<strong>2022</strong> 59


wissen<br />

EIN FOKUS GEZIELT AUF Industrie- und Gewerbegebiete<br />

wird anfangs jedoch noch nicht verfolgt. „Für Gewerbegebiete<br />

gibt es noch kein Förderangebot der KfW, zudem<br />

liegt das große Einsparpotenzial zunächst in den<br />

Wohngebieten“, erklärt Epperlein. Dennoch laufen mit<br />

der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und<br />

Stadtentwicklung Göttingen und der Energieagentur<br />

vor Ort bereits Gespräche, um Beratungsangebote für<br />

Unternehmen zu entwickeln und diese über die bestehenden<br />

Netzwerke zu verbreiten. Adressiert werden sollen<br />

vor allem kleine und mittlere Unternehmen.<br />

Man will keine Zeit verlieren – deswegen sollen bereits<br />

in diesem Jahr alle 14 beschlossenen Sofortmaßnahmen<br />

begonnen werden. Die Leitprojekte sollen in<br />

den kommenden fünf Jahren starten und umgesetzt<br />

werden. Priorität haben die Maßnahmen, die schnelle<br />

und große Einsparungen bringen oder eine hohe Multiplikatorwirkung<br />

entfalten und zum Mit- bzw. Nachmachen<br />

anregen.<br />

Der Klimaplan ist dabei keine starre Agenda, die wie<br />

eine Checkliste abgearbeitet wird. Im Gegenteil: Das<br />

Ziel stehe zwar fest, aber seine Maßnahmen seien dynamisch,<br />

so die Verantwortliche. „Wir werden immer wieder<br />

schauen, ob es neue Ansätze gibt, die wir aufgreifen<br />

können“, sagt Dinah Epperlein. „Etwa, wenn sich die<br />

Rahmenbedingungen für Förderungen verändern –<br />

dann lassen sich wieder neue Maßnahmen entwickeln.<br />

Das heißt, wir werden uns jedes Jahr aufs Neue mit der<br />

Politik über den weiteren Kurs abstimmen.“<br />

EBENSO INTENSIV werden alle Maßnahmen durch ein<br />

Monitoring des Erfolgs insgesamt sowie auf der jeweiligen<br />

Einzelprojektebene begleitet. „Wir messen uns an<br />

den selbst gesteckten Zielen“, sagt Epperlein. „Wie sich<br />

also die Energiebilanz der Stadt und die Höhe der Treibhausgasemissionen<br />

entwickelt haben.“ Für die Stadt sei<br />

das eine richtige Herausforderung. „Denn der Erfolg unserer<br />

Vorhaben hängt von Entscheidungen Einzelner zu<br />

Investitionen ab, die wiederum von den Rahmenbedingungen<br />

des Landes und des Bundes beeinflusst werden.“<br />

Ein Negativbeispiel zu Jahresbeginn war der plötzliche<br />

Stopp des Bundesprogramms für die Förderung effizienter<br />

Gebäude (BEG), weil die Mittel all zu schnell<br />

ausgeschöpft waren. „Dadurch ist bei privaten und professionellen<br />

Investoren eine ganz große Unsicherheit<br />

entstanden“, erläutert Epperlein. „Das Programm hat<br />

viel Gutes bewirkt – aber die aktuelle Entwicklung zeigt,<br />

wie rasant sich solche Rahmenbedingungen auch einmal<br />

negativ entwickeln können.“ Im Falle des BEG hat die<br />

Bundesregierung jedoch kurzfristig gegengesteuert und<br />

das Programm mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet.<br />

Das heißt, jenseits des eigenen Wirkungskreises der<br />

Stadt – was also kommunale Betriebe, Schulen, Materialbeschaffung,<br />

öffentlichen Nahverkehr betrifft – sind die<br />

Handlungsmöglichkeiten begrenzt, und es ist viel Überzeugungs<br />

arbeit nötig. Eine Stärkung des öffentlichen<br />

Nahverkehrs und eine Zurückdrängung des privaten Verkehrs<br />

beispielsweise setzt nicht nur die entsprechenden<br />

Angebote voraus, sondern schafft auch Konfliktkonstellationen,<br />

etwa wenn es um eine Verknappung von Parkplätzen<br />

in der Innenstadt geht. Das macht das Erreichen der<br />

städtischen Klimaziele zu einer echten Herausforderung.<br />

„Ich will deswegen auch keine Euphorie verbreiten“, sagt<br />

Epperlein, „aber wir merken auch, dass sich gesellschaftlich<br />

in den letzten Jahren sehr viel geändert hat. An vielen<br />

Stellen rennen wir inzwischen offene Türen ein.“<br />

FÜR EIN SEHR FUNDAMENTALES PROBLEM, das mit<br />

der Energiewende verbunden ist, bietet aber auch der<br />

Klimaplan keine Lösungen. Zwar werden bei jeder<br />

Maßnahme auch soziale Auswirkungen betrachtet, doch<br />

das Kostenproblem für sozial schwache Menschen löst<br />

sich dadurch nicht. Die Energiepreise für Privathaushalte<br />

in Deutschland sind die höchsten in der EU und liegen<br />

etwa 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt. In den letzten<br />

zehn Jahren sind diese Stromkosten um rund 20 Prozent<br />

gestiegen. Das verteuert nicht nur die Stromrechnung,<br />

sondern etwa auch Warenpreise. Gleichzeitig ist die<br />

deutsche Armutsquote bei rund 16 Prozent verfestigt.<br />

Zugegeben, die grundsätzlichen Lösungen dafür können<br />

nur in Berlin diskutiert werden, auswirken tun sie sich<br />

dennoch vor Ort. Das ist kein Argument gegen Klimamaßnahmen,<br />

aber ein Argument dafür, die zunehmenden<br />

sozialen Verwerfungen rund um die Energiefrage nicht<br />

unter ,ferner liefen‘ zu betrachten. ƒ<br />

60 1 |<strong>2022</strong>


PROFIL<br />

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Christine Kroß, Wirtschaftsförderin und<br />

Clustermanagerin<br />

Die Einladung mit allen wichtigen Informationen<br />

sowie die Anmeldung finden Sie unter:<br />

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KONTAKT<br />

GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />

und Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />

c/o L|MC Logistik und MobilitätsCluster<br />

Göttingen | Südniedersachsen<br />

Bahnhofsallee 1B, 37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 5474316<br />

Christine.Kross@lmc-goettingen.de<br />

www.gwg-online.de<br />

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ein Leben nach<br />

Ihren Wünschen.<br />

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37085 Göttingen<br />

Ansprechpartnerin: Bettina Cor<br />

Telefon: 0551 799-2130<br />

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Klimawandel: Was Sie jetzt für Ihre<br />

Geldanlage wissen müssen<br />

Der Bericht des Weltklimarats IPCC ist eindeutig: Der Klimawandel schreitet schneller voran als<br />

gedacht. Die Auswirkungen auf die Erde und die auf ihr lebenden Menschen könnten verheerend<br />

sein. Expertinnen und Experten mahnen – der Handlungsbedarf sei dringend und enorm.<br />

Doch was bedeutet das zukünftig für Anlegerinnen und Anleger? Und wie können sich<br />

Unternehmen in Zukunft sinnvoll aufstellen? Antworten hierauf liefert uns Michael Birlin,<br />

stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Göttingen.<br />

Herr Birlin, laut des Klimaberichts wird<br />

Deutschland den Klimawandel stärker zu<br />

spüren bekommen als der Durchschnitt der<br />

Erde. Mehr Hitze, mehr Starkregen und ein<br />

steigender Meeresspiegel – das alles kommt<br />

auf uns zu. Welche Konsequenzen kann das<br />

hierzulande für Anlegerinnen und Anleger<br />

haben?<br />

Die ökologischen Herausforderungen sind<br />

noch nie so dominant gewesen wie heute.<br />

Wir gehen von einer weiteren deutlichen Verschärfung<br />

des Klimawandels aus. Der Gesetzgeber<br />

wird darauf in den nächsten Jahren<br />

reagieren müssen, da die Zeit drängt und<br />

marktwirtschaftlich die Veränderung hin zu<br />

einer CO 2 -ärmeren Gesellschaft zu langsam<br />

vorangeht. Bewertungen von Unternehmen<br />

verändern sich strukturell. Unternehmen, die<br />

besser für den Klimawandel gerüstet sind,<br />

erfahren eine Aufwertung, die Klimasünder<br />

werden abgestraft. Dadurch wird sich die<br />

Wertschöpfung bei den Unternehmen verändern<br />

– und die Risiken müssen neu bewertet<br />

werden. Das schlägt sich bereits heute am<br />

Kapitalmarkt nieder. Daher müssen die Anlegerinnen<br />

und Anleger ihr Portfolio ,wetterfest‘<br />

machen und frühzeitig ökologische Aspekte in<br />

ihre Anlage integrieren, um Verluste im Portfolio<br />

zu vermeiden.<br />

Werden die Veränderungen ausschließlich<br />

von der Politik getrieben sein oder haben<br />

auch Anlegerinnen und Anleger einen<br />

Einfluss?<br />

Wir bemerken schon seit einiger Zeit, dass das<br />

eigene nachhaltige Handeln für unsere Kundinnen<br />

und Kunden immer mehr an Bedeutung<br />

gewinnt – sowohl im Alltag als auch in<br />

ihren Anlageentscheidungen. Vor allem Umwelt-<br />

und Klimaschutz, aber auch die Förderung<br />

sozialer oder gesellschaftlicher Produkte<br />

oder Unternehmen spielen dabei eine immer<br />

größere Rolle. Aus diesem Grund erfragen unsere<br />

Kundenberaterinnen und Kundenberater<br />

in den Beratungsgesprächen strukturiert auch<br />

die Nachhaltigkeitspräferenzen der Anlegerinnen<br />

und Anleger, um diese in der Anlageempfehlung<br />

zu berücksichtigen.<br />

Was sollten Anlegerinnen und Anleger in<br />

Zukunft bei der Geldanlage beachten, bevor<br />

sie sich für ein Anlageprodukt entscheiden?<br />

Ein Weg, um den Klimawandel sinnvoll in seiner<br />

Portfoliostruktur zu berücksichtigen, ist<br />

eine nachhaltige Kapitalanlage. Damit werden<br />

in besonderem Maße ökologische und sozia le<br />

Aspekte berücksichtigt. Ebenso wird die gute<br />

Unternehmensführung dabei betont und belohnt.<br />

Nachhaltige Anlagelösungen gibt es in<br />

nahezu jedem Anlagesegment. Ähnlich wie<br />

die individuelle Risiko- und Renditepräferenz<br />

sollten jede Anlegerin und jeder Anleger auch<br />

bei der Nachhaltigkeit einen für sich passenden<br />

Ansatz finden. Wichtig werden auch weiterhin<br />

Rendite und Risiko bleiben. Auf die eine<br />

oder andere Weise zahlt sich ein nachhaltiges<br />

Investment für die Anlegerinnen und Anleger<br />

aus – entweder über einen besseren Ertrag<br />

oder durch ein niedrigeres Risiko.<br />

Die Kundinnen und Kunden der Sparkasse<br />

Göttingen können hierbei zum Beispiel nachhaltige<br />

Investitionen in Fondskonzepte der<br />

DekaBank, wie beispielsweise in den Deka-<br />

Nachhaltigkeit Renten CF, den Deka-Nachhaltigkeit<br />

EinkommensStrategie oder den offenen<br />

Immobilienfonds WestInvest InterSelect<br />

tätigen. Selbstverständlich bietet es sich auch<br />

an, regelmäßig und langfristig zu sparen. Als<br />

besonders gefragte Investments für Sparpläne<br />

haben sich bei unseren Kundinnen und<br />

Kunden der Deka-Nachhaltigkeit Aktien CF,<br />

der Deka-BasisAnlage Dynamisch sowie der<br />

Deka-Nachhaltigkeit Impact Aktien CF herauskristallisiert.<br />

Diese erfüllen die ESG-Standards.<br />

Ein einheitliches Gütesiegel für nachhaltige<br />

Geldanlage gibt es jedoch noch nicht. Aus<br />

diesem Grund stellt die Deka nachhaltige<br />

Aktien und Fonds aus ihrem Portfolio im


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Michael Birlin, stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der Sparkasse Göttingen.<br />

PROFIL<br />

FOTO: SPARKASSE GÖTTINGEN<br />

Europäischen SRI Transparenz Kodex (socially<br />

responsible investing) vor und informiert im<br />

Hinblick auf die Erfüllung der ESG-Kriterien<br />

(environment social governance) transparent<br />

zum Beispiel darüber, welche ESG-Kriterien<br />

angewendet werden.<br />

Dies sind allerdings nur einige Beispiele. Gerade<br />

in dynamischen Märkten bieten sich zurzeit<br />

gute Chancen für einen strukturierten und<br />

stetigen – nachhaltigen – Vermögensaufbau.<br />

In einem ausführlichen Beratungsgespräch<br />

finden wir für alle Anlegerinnen und Anleger<br />

das nachhaltige Anlageprodukt, das zu ihren<br />

Vorstellungen und Risikopräferenzen passt.<br />

Was werden Unternehmen künftig anders<br />

machen müssen, um den Klimawandel zu<br />

stoppen?<br />

Unternehmen müssen den Klimawandel<br />

– und nicht nur wegen der EU-Taxonomie-<br />

Verordnung – zwingend bei ihrer geschäftspolitischen<br />

Ausrichtung berücksichtigen. Ansonsten<br />

wird ihre Wertschöpfung unter Druck<br />

geraten. Zudem müssen die CO 2 -Emissionen<br />

jedes Unternehmens deutlich reduziert werden.<br />

Dazu müssen kurzfristige, mittelfristige<br />

und langfristige Ziele definiert werden. Diese<br />

Meilensteine müssen in der Strategie des<br />

Unternehmens verankert und in die internen<br />

Steuerungssysteme integriert werden. Letztlich<br />

müssen die Unternehmensverantwortlichen<br />

die Notwendigkeit der Beachtung von<br />

Klimazielen aber auch im Portemonnaie spüren.<br />

Denn nur durch langfristige Verhaltensänderungen<br />

lässt sich auch die Senkung der<br />

CO 2 -Emissionen umsetzen. Zudem sind eine<br />

transparente Berichterstattung und eine klare<br />

Kommunikation gegenüber dem Kapitalmarkt<br />

und den Stakeholdern von großer Bedeutung.<br />

Die meisten Unternehmen haben noch einen<br />

langen Weg vor sich. Wichtig ist allerdings,<br />

dass sie sich zügig auf einen nachhaltigen<br />

Weg begeben und diesen konsequent verfolgen<br />

– denn der Klimawandel ist eine große<br />

Herausforderung für die kommenden Generationen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Deka Investmentfonds<br />

sind die jeweiligen Wesentlichen Anlegerinformationen,<br />

Verkaufsprospekte und Berichte, die in deutscher Sprache<br />

bei der Sparkasse oder der DekaBank Deutsche Girozentrale,<br />

60625 Frankfurt, und unter www.deka.de erhältlich sind.<br />

KONTAKT<br />

Sparkasse Göttingen<br />

Groner Landstraße 2<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 405-0<br />

info@spk-goettingen.de<br />

www.spk-goettingen.de


wissen<br />

Nachhaltig forschen<br />

Heutzutage einen umfassenden Überblick über wissenschaftliche<br />

Projekte zu geben, die sich in Südniedersachsen mit Fragen zum<br />

Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz beschäftigen, ist fast<br />

unmöglich: Sie sind fast überall präsent und sei es nur am Rande.<br />

Die Technische Universität Clausthal beispielsweise hat sich als Ganzes<br />

das Leitthema ,Circular Economy‘, Kreislaufwirtschaft, gegeben –<br />

so tragen allein hier fast sämtliche Forschungsschwerpunkte den<br />

Nachhaltigkeitsansatz in sich.<br />

Insofern stellen die nachfolgenden Projekte aus den Hochschulen der<br />

Region – TU Clausthal, Georg-August-Universität, PFH Private Hochschule<br />

Göttingen sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaft und<br />

Kunst HAWK – notgedrungen eine Auswahl dar, die versucht, die<br />

Vielfalt abzubilden und gleichzeitig besonders spannende Ansätze<br />

zu würdigen. Auch wenn diese Projekte einer Institution zugeordnet<br />

sind, ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die allermeisten<br />

keine Einzelleistung einer Arbeitsgruppe sind, sondern oftmals<br />

Verbundprojekte mit Praxispartnern oder anderen – nationalen wie<br />

internationalen – Hochschulen.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />

64 1 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

FOTO: PFH<br />

HAWK<br />

Besseres Nadelnutzholz: FutureWood<br />

PFH<br />

Circular Entrepreneurship Education<br />

Das ZE Zentrum für Entrepreneurship der PFH hat 2021 ein<br />

Nachhaltigkeitsprojekt für Schüler ins Leben gerufen – die Pilotphase<br />

zur Erprobung des Konzepts mit ausgewählten regionalen<br />

Schulen läuft bis Mitte dieses Jahres. Das Projekt soll Schülern<br />

Einblicke und auch erste praktische Erfahrungen in die Themen<br />

Unternehmensgründung sowie Innovation bieten und diese explizit<br />

mit den Aspekten Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft<br />

ver binden. Es versteht sich als Teil der Berufsorientierung für<br />

Schüler in den Jahrgangsstufen 9 bis 12. Junge Start-ups und<br />

etablierte Unternehmen wie Ottobock, KWS SAAT, Novelis und<br />

die Göttinger Life Science Factory unterstützen das Projekt als<br />

Experten und Ideengeber.<br />

Nadelhölzer wie Fichte oder Douglasie sind zentrale Bestandteile<br />

der Bauindustrie, sie sind jedoch anfällig für längere Trockenperioden<br />

und Sturmwurf sowie Schädlinge, die von fehlendem<br />

Frost und Wärmeperioden profitieren. Die Veränderung weg<br />

vom monokulturellen Anbau hin zum Mischwald soll dem<br />

entgegenwirken, verringert jedoch gleichzeitig die Festigkeit des<br />

Holzes.<br />

Das Projekt der HAWK verfolgt zwei Ansätze, um die Versorgung<br />

mit hochwertigen Nadelhölzern zu sichern: Einerseits<br />

werden an die veränderten Umweltbedingungen angepasste<br />

Waldbaukonzepte für Nadelbäume entwickelt, andererseits<br />

sollen die Sortierverfahren so optimiert werden, dass auch geringerwertiges<br />

Rohholz für anspruchsvolle Holzwerkstoff produkte<br />

genutzt werden kann.<br />

HAWK<br />

Methan-Emissionen kennen: GAEREMISSION <br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

Das Projekt ,Gaeremission‘ der HAWK untersucht die Ent stehung<br />

von treibhausrelevanten Gasen wie Methan durch die unterschiedliche<br />

Lagerung von Wirtschaftsdüngern und Gärresten. Betrachtet<br />

werden beispielsweise Temperatur, Verweildauer und Behältersysteme<br />

von Lagern in der Rinder- und Schweinehaltung sowie<br />

von Biogasanlagen.<br />

Die Ergebnisse sollen helfen, die Lagerung zu optimieren, so<br />

die Emissionen zu minimieren und den Gasertrag von Wirtschaftsdüngern<br />

in Biogasanlagen zu optimieren.<br />

1 |<strong>2022</strong> 65


wissen<br />

TU<br />

Energie- und Wasserspeicher Harz (EWAZ)<br />

Das Projekt der TU Clausthal untersucht, inwiefern die<br />

Infrastruktur im Harz besser auf extreme Wetterereignisse<br />

wie Hochwasser oder Trockenperioden ausgelegt werden<br />

kann. Da der Harz eine wichtige Aufgabe im regionalen<br />

Hochwasser- und Niedrigwasserschutz sowie zur Trinkwasser-<br />

und regenerativen Energiebereitstellung wahrnimmt, ist<br />

deren zuverlässige Erfüllung ein zentrales zukünftiges Anliegen.<br />

Durch den jahrhundertelangen Bergbau existiert im<br />

Harz eine Vielzahl von unterirdischen Stollen und Schächten,<br />

die zum Beispiel mit Talsperren verbunden werden können,<br />

um Wasser noch besser zu verteilen. Auch Neubauten und<br />

Erweiterungen von Talsperren werden diskutiert. Erste<br />

Ergebnisse zeigen, dass es sichtbare Optimierungspotenziale<br />

gibt, um mehr Trinkwasser sowie eine bessere Hochwasserspeicherung<br />

und Wasserenergiegewinnung zu erreichen.<br />

HAWK<br />

Sauberes Melken: Plasmadip <br />

Ziel von ,Plasmadip‘ ist die Nutzung von technischen Plasmen,<br />

um eine neuartige Desinfektionstechnik zu entwickeln, die bei<br />

Zitzen- und Melkgeräten angewendet werden kann. Diese Technik<br />

dient der Prävention von Mastitiden (Brustdrüsenentzündung)<br />

sowie von Irritationen und Schädigungen der Zitzenhaut von<br />

Milchkühen, wie sie durch chemische Desinfektionsmittel entstehen<br />

kann. Damit sollen chemische Rückstände im Lebensmittel Milch<br />

vermieden werden; gleichzeitig wird eine Arbeitserleichterung für<br />

Landwirte angestrebt. Zudem dient das Projekt der Weiterentwicklung<br />

wettbewerbsfähiger ressourcenschonender und tierartgerechter<br />

Produktionssysteme in der konventionellen und<br />

ökologischen Tierhaltung.<br />

FOTOS: STOCK.ADOBE.COM<br />

66 1 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

HAWK<br />

Ökosystem Buchenwald: KLIMNEM<br />

Das Projekt soll mitteleuropäische Buchenwälder<br />

und mittelpatagonische Südbuchenwälder – die<br />

weltweit größten zusammenhängenden Laubwälder<br />

der gemäßigten Zone – vergleichen. Da diese<br />

Wälder unglaublich vielfältig sind, kann ihre Anpassung<br />

an klimatischen Wandel, Extremereignisse<br />

wie Waldbrände oder Erholung des Ökosystems<br />

ideal beobachtet werden.<br />

Aus den Erkenntnissen sollen Schlussfolgerungen<br />

für einen funktionsfähigen Naturhaushalt, die Erhaltung<br />

und Wiederherstellung der biologischen<br />

Vielfalt, eine risikominimierte Forstwirtschaft und<br />

die Wiederherstellung der Ökosystemleistungen<br />

durch funktionsgerechte Waldrenaturierung in hiesigen<br />

Buchenwäldern gezogen werden.<br />

FOTO: HELGE WALENTOWSKI<br />

TU<br />

Grüner Wasserstoff mit StaR<br />

Das Verbundprojekt StaR hat das Ziel, neue Konzepte zu entwickeln wie die<br />

Herstellung von sogenannten Elektrolyse-Stacks (Brennstoffzellen-Stapel)<br />

kostengünstiger gelingen kann – es zielt auf einen Wert deutlich unter den<br />

aktuellen Marktprognosen für 2030 ab. Elektrolyse-Stacks bilden das Herzstück<br />

jeder Wasserelektrolyseanlage, da in ihnen die Umwandlung elektrischer<br />

Energie in den Energieträger Wasserstoff stattfindet. Grüner Wasserstoff<br />

kann als Energieträger eine bedeutende Rolle bei der Energiewende<br />

einnehmen. Ende April soll eine erste Elektrolyseanlage mit einer Leistung<br />

von bis zu 150 kW in Betrieb gehen und Wasserstoff produzieren.<br />

TU<br />

Precycling<br />

FOTO: TU CLAUSTHAL<br />

Kampf dem Müllproblem: Precycling zielt darauf<br />

ab, Müll aus Verpackungsmaterialien im Vorhinein<br />

zu vermeiden, beispielsweise durch den Kauf von<br />

verpackungsfreien Produkten oder dem Nutzen eigener<br />

Gefäße und Behälter. Das Forschungsprojekt<br />

beschäftigt sich mit Konsum- und Lebensstilen von<br />

Verbrauchern unter dem Gesichtspunkt, wie es gelingen<br />

kann, keinen Müll zu produzieren – etwa<br />

durch den Kauf in Unverpacktläden.<br />

Die Ergebnisse sollen dabei helfen, die Effektivität<br />

von Maßnahmen zur Reduktion des Verpackungsmülls<br />

zu bewerten.<br />

1 |<strong>2022</strong> 67


wissen<br />

Uni<br />

Regionale Qualitätstomaten: PETRAq+n <br />

Ziel dieses Uni-Projektes war es, Tomatensorten, welche für den nachhaltigen,<br />

regionalen und städtischen Anbau optimal geeignet sind, zu entwickeln. Ein<br />

Kernanliegen dabei war es, den Geschmack zu verbessern, ein Nebenaspekt<br />

kam hinzu, die Verbraucheransprüche an Tomaten zu identifizieren.<br />

Die Ergebnisse sind derzeit nur teilweise beziehungsweise noch nicht essbar.<br />

Aber es wurden qualitativ ansprechende Sorten und Kreuzungen hinsichtlich<br />

ihrer Eignung für den geschützten Freilandanbau und den Anbau unter Glas<br />

charakterisiert. Ebenso wurden Zuchtlinien aus Elternsorten erzeugt, die zur<br />

weiteren Züchtung von Qualitätssorten dienen können. Darüber hinaus<br />

wurden Erkenntnisse zur Lagerung von Tomaten unter Haushaltsbedingungen<br />

präzisiert und Marketinghilfen für regionale Tomatenanbieter entwickelt.<br />

Uni<br />

Nachhaltige Forellenzucht: SusTAIn <br />

Wird die Ernährung von Fischen verändert,<br />

hat das genetische Auswirkungen.<br />

Dieser Umstand ist für die Aquakultur<br />

wichtig. Bislang wurden Aquakulturen überwiegend<br />

und nicht nachhaltig mit Fischmehl gefüttert. Futtermittel<br />

mit hohen Anteilen auf pflanzlicher Basis führen<br />

bei Raubfischen wie der Forelle aber zu schlechterem<br />

Wachstum, Auswirkungen auf die Fischgesundheit und<br />

das Tierwohl sowie zu einer schlechteren Umwelteffizienz.<br />

Das Projekt SusTAIn betrachtet die Anpassungsfähigkeit<br />

der Forelle an eine andere Ernährung. In dem Rahmen<br />

wurde eine Fütterung mit der Mikroalge Spirulina<br />

untersucht, deren ergänzender Einsatz vielversprechend<br />

erscheint, aber auch zu einer ungewöhnlichen Färbung<br />

des Fischfleischs führt, deren Akzeptanz noch unklar ist.<br />

HAWK<br />

Pflanzroboter PRo-MAPPER<br />

Der ,Plant Robot for Multidimensional Artificial Phenotyping for<br />

Plasma Enhanced Research‘ oder kurz PRo-MAPPER ist ein in der<br />

Entwicklung befindlicher autonomer Pflanzroboter, der in der<br />

Land- und der Forstwirtschaft eingesetzt werden soll.<br />

Die Entwicklung besteht aus der eigentlichen Robotik sowie<br />

dem Zusammenbringen verschiedener Sensordaten in einem lernenden<br />

System. Der Roboter wird nicht nur Aussaat, Bewässerung,<br />

Düngung und Unkrautkontrolle übernehmen – durch eine kontinuierliche<br />

Überwachung der Pflanzen wird dieses System auch<br />

selbstständig Pflanzenkrankheiten erkennen und frühzeitig und<br />

umweltschonend bekämpfen können. Das reduziert unter anderem<br />

den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Technisch ist das Projekt<br />

weit gediehen, so funktioniert bereits etwa die Unterscheidung<br />

mittels künstlicher Intelligenz zwischen Nutz- und Schadpflanze.<br />

Der Pflanzroboter ist nicht das einzige System, das am Autonomous<br />

Mobile Robotics Lab der HAWK entwickelt wird.<br />

FOTO:HAWK FORSTROBOTIK AMRL<br />

FOTO:STOCK.ADOBE.COM<br />

FOTO: ABTEILUNG QUALITÄT PFLANZLICHER ERZEUGNISSE<br />

68 1 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

Uni<br />

Wälder in 3D<br />

Uni<br />

Geothermie: MEET <br />

MEET untersucht das Potenzial von<br />

Geothermie im großflächigeren Maßstab<br />

und das europaweit in verschiedenen<br />

geologischen Umfeldern. Außer der Bestimmung<br />

des quantitativen Geothermiepotenzials<br />

wurde eine Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

durchgeführt, die gezeigt<br />

hat, welche Mindestkennwerte das jeweilige<br />

Geothermie-Reservoir haben muss,<br />

um es wirtschaftlich entwickeln zu können.<br />

Einer der Testorte dafür ist der<br />

Göttinger Campus.<br />

Das theoretische Potenzial der Geothermie<br />

ist groß, da sie die Abhängigkeit von<br />

Importen und der Unzuverlässigkeit<br />

anderer Energieträger verringern kann.<br />

In Göttingen sind die wissenschaftlichen<br />

Vorerkundungen abgeschlossen. Der<br />

nächste Schritt ist die Durchführung einer<br />

Erkundungsbohrung.<br />

Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde die Waldstruktur<br />

von Urwäldern auf mehreren Kontinenten über<br />

einen Zeitraum von zwei Jahren in teils entlegenen Urwaldgebieten<br />

in unterschiedlichen Klimazonen untersucht.<br />

Vor Ort wurden die Wälder mithilfe von 3D- Laserscannern<br />

erfasst. Urwälder sind für die Artenvielfalt und globale<br />

Stoffkreisläufe von großer Bedeutung. Die dreidimensionale<br />

Struktur der Wälder spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />

Auf Grundlage der 3D-Vermessungen konnte ein Atlas zur<br />

Waldstruktur von Urwäldern über alle Klimazonen hinweg<br />

erstellt werden, der als Referenz für die Naturnähe<br />

von bewirtschafteten Wäldern dienen kann. Weiterhin lassen<br />

sich aus den Ergebnissen Rückschlüsse darauf ziehen,<br />

wie sich der Klimawandel langfristig auf die Struktur von<br />

Wäldern auswirken kann.<br />

FOTO: DOMINIK SEIDEL<br />

FOTO: BERND LEISS<br />

1 |<strong>2022</strong> 69


wissen<br />

Uni<br />

Rebhühner in Diemarden: PARTRIDGE<br />

FOTO: FLORENTIN WÖRGÖTTER<br />

PARTRIDGE hat das Ziel, europaweit in zehn Testregionen zu<br />

zeigen, wie regionale Ökosysteme und Biodiversität verbessert<br />

werden können. In Diemarden wurde ein rund 500 Hektar<br />

großes Gebiet für verschiedene Naturschutzmaßnahmen genutzt<br />

– für Blühflächen, Heckenreihen und eine rebhuhnfreundliche<br />

Mahd von Brachen. Ungefähr acht Prozent des Projektgebiets sind<br />

durch diese neuen Maßnahmen abgedeckt. An der Durchführung<br />

dieser Maßnahmen beteiligen sich sechs Landwirte.<br />

Der Erfolg ist unter anderem eine Zunahme von Feldhasenund<br />

Rebhuhn- Populationen. Ebenso wurde auf einem Testgebiet<br />

bei Nessel röden vorgegangen.<br />

Uni<br />

Selbstlernende Robotik für Elektroschrott: ReconCycle<br />

FOTO: ALIREZA KHARAZIPOUR<br />

Das bisherige Recycling von Elektroschrott ist relativ grob: Bevor<br />

die Teile zertrümmert und anschließend manuell und chemisch<br />

in wiederverwendbare Bestandteile zerlegt werden, müssen<br />

oft durch manuelle Arbeit zunächst gefährliche Komponenten<br />

entfernt werden oder Bestandteile, die nicht in die Zertrümmerung<br />

gehen können. Diese Form der Vor-Bearbeitung ist mit einem<br />

sehr hohen Aufwand verbunden. Deswegen wird Elektroschrott<br />

oft in Entwicklungsländer verschifft.<br />

ReconCycle will Roboter darauf trainieren, mit dem teils sehr<br />

ähnlichen, im Detail aber unterschiedlichen Material maschinell<br />

umzugehen und so den Aufwand zum Elektroschrottrecycling zu<br />

verringern. Der erste Prototyp besteht aus zwei ,Roboterhänden‘<br />

für das Entfernen von Batterien.<br />

Uni<br />

Torfersatz aus Bäumen<br />

Torf hat in der Pflanzenzucht als Substrat eine große<br />

Bedeutung, der Torfabbau ist jedoch aufgrund ökologischer<br />

Gründe der Moorerhaltung zunehmend<br />

eingeschränkt. Um einen Ersatz zu finden, wurde in<br />

diesem Projekt das verhäckselte Holz von schnellwachsenden<br />

Laubhölzern als Torfersatz verwendet.<br />

Das Holz wurde – um nach Torf auszusehen –<br />

eingefärbt, mit Dünger angereichert und dann im<br />

Freilandversuch getestet.<br />

Dabei eigte sich, dass es dieselben Wachstumsbedingungen<br />

wie Torf bietet. Diese torffreien Substrate<br />

sind inzwischen auch im Handel erhältlich. Weiterhin<br />

wird an Grow-Blocks gearbeitet, die bisher aus<br />

in der Entsorgung kostenintensiver Steinwolle hergestellt<br />

und in Gewächshäusern etwa für Tomaten<br />

eingesetzt werden. Hier konnten bereits mit Holzfasern<br />

Erfolge erzielt werden, die im Ergebnis mit<br />

Steinwolle vergleichbar sind.<br />

FOTO:STOCK.ADOBE.COM<br />

70 1 | <strong>2022</strong>


ALS TEIL DIESER ERDE:<br />

UNSERE VERANTWORTUNG<br />

FÜR DIE NATUR!<br />

Wir sind beckers bester, über 160 Saftnasen<br />

aus Lütgenrode. Wir produzieren<br />

Säfte und Nektare! Und somit greifen<br />

wir mit deren Produktion in die Natur<br />

ein. Daher ist es umso wichtiger, dass wir<br />

natürliche Ressourcen schonen, unnötige<br />

Belastungen vermeiden und negative<br />

Effekte so klein wie möglich halten.<br />

Ökologische Auswirkungen, die wir allein<br />

nicht verhindern können, versuchen wir<br />

nach unseren Möglichkeiten auszugleichen<br />

– und zwar mit Klimaneutralität<br />

durch Kompensation. „Klimaneutral“<br />

bedeutet, dass man mit dem was man<br />

tut, kein CO2 freisetzt oder aber dieses<br />

kompensiert. Ersteres ist natürlich<br />

schwierig…Aber wie funktioniert das<br />

eigentlich? Als erstes wird der CO2­Ausstoß<br />

berechnet, danach erfolgt die<br />

Kompen sation über Emissionszertifikate.<br />

Wir möchten uns damit aber in keiner<br />

Weise „freikaufen“. Denn an erster Stelle<br />

steht immer die Emissionsvermeidung!<br />

Danach kommt die Reduzierung und erst<br />

der letzte Schritt sollte die freiwillige<br />

Kompensation sein. Wir als Firma sind<br />

schon seit 2015 klimaneutral und unsere<br />

Produkte sind es seit Anfang 2020 ­<br />

damit sind wir, nach unserem Kenntnisstand,<br />

übrigens der erste klimaneutrale<br />

Fruchtsaft hersteller in Deutschland<br />

gewesen.<br />

DURCH KOMPENSATION<br />

Unser Beitrag<br />

für grünen Wasserstoff:<br />

Bipolarplatten &<br />

Dichtungen für Brennstoffzellen und Elektrolyse<br />

Eisenhuth GmbH & Co. KG | Friedrich-Ebert-Straße 203 | 37520 Osterode am Harz | Tel.: +49 (0) 55 22 – 90 67 0 | info@eisenhuth.de | www.eisenhuth.de


wissen<br />

Das effiziente Haus<br />

Die Entwicklung der Gebäudetechnik schreitet kontinuierlich voran. Doch was ist bei einem<br />

privaten Neubau oder der Sanierung heutzutage möglich – und auch wirklich sinnvoll?<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />

Obwohl in aller Munde, hat das Thema Energie im Neubau<br />

oder Sanierungsbereich bei Bauherren häufig keine<br />

hohe Priorität – tauchen entsprechende Fragen auf, sind<br />

die Planungen in der Regel schon weit fortgeschritten.<br />

Daher sollte das Thema als integraler Bestandteil des jeweiligen Vorhabens<br />

von Anfang an mitbetrachtet werden, um Fehlplanungen<br />

vorzubeugen. Gerade bei einem Neubau ist es entscheidend, dass<br />

bereits in der Entwurfsplanung berücksichtigt wird, welchen energetischen<br />

Standard man erreichen will und welches Heizsystem verwendet<br />

werden soll. Beides hat Auswirkungen auf Raumaufteilung,<br />

Grundriss und Ausrichtung des Gebäudes. Eine Pelletheizung hat<br />

beispielsweise einen anderen Platzbedarf als eine Wärmepumpe, und<br />

sehr energieeffiziente Gebäude profitieren von einer kompakten<br />

Bauweise mit möglichst wenigen Vor- und Rücksprüngen, da der<br />

Wärmeverlust vor allem über die Außenflächen erfolgt. Zudem kann<br />

es bei zahlreichen Maßnahmen eine öffentliche Förderung geben –<br />

ein wichtiger Aspekt, auch wenn dies ein sehr breites Feld ist, das<br />

kontinuierlich Veränderungen unterliegt:<br />

` Die beiden wesentlichen Fördermittelgeber sind die Kredit anstalt<br />

für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und<br />

Ausfuhrkontrolle (BAFA). Die KfW fördert Neubauten oder<br />

Sanierungen, die ein bestimmtes Energie effizienzniveau erreichen:<br />

Im Neubau sind dies Effizienz- Häuser-40 – der Primärenergiebedarf<br />

liegt hier bei 40 Prozent eines Neubaus. In der Sanierung<br />

sind dies Effizienz-Häuser- 100. Das BAFA fördert Einzelmaßnahmen<br />

– etwa Gebäudedämmungen, den Wechsel von einer Ölheizung<br />

etwa zu einer Wärmepumpe oder den Austausch von Fenstern.<br />

` Von Landesseite kann es möglicherweise eine Förderung von<br />

Maßnahmen über die NBank geben.<br />

` Die Stadt Göttingen hat ein Förderprogramm Photovoltaik aufgelegt,<br />

das die Anschaffung von PV-Anlagen unterstützt. Allerdings<br />

sind diese jährlich bereitgestellten Mittel schnell ausgeschöpft und<br />

stehen nur im Stadtgebiet zur Verfügung.<br />

` Der Landkreis hat ein Förderprogramm Altbausanierung, jedoch<br />

nur für das Kreisgebiet ohne die Stadt Göttingen. Die Antragsstellung<br />

erfolgt über die Energieagentur Göttingen.<br />

Gute Adressen für die Erstinformation:<br />

energieagentur-goettingen.de/ratgeber<br />

verbraucherzentrale-energieberatung.de/sanieren-bauen<br />

LÜFTUNG<br />

Ein Aspekt, der bislang zu selten berücksichtigt wird: Sind<br />

Gebäude stark gedämmt und haben einen Effizienzstandard nahe<br />

einem Passivhaus, sollte man sich über eine Lüftungsanlage<br />

Gedanken machen. So lässt sich nicht nur Feuchtigkeit<br />

abtransportieren, sondern auch Energie zurückgewinnen.<br />

MINI-WINDANLAGEN<br />

Diese Anlagen zur Anbringung auf dem Dach<br />

oder an der Fassade sind eine neue Alternative,<br />

spielen aber zurzeit im Vergleich zur<br />

Photovoltaik noch kaum eine Rolle.<br />

ENERGIESPEICHER<br />

Ein Speicher für die selbst hergestellte Energie aus erneuerbaren<br />

Quellen kann sich lohnen – es kommt allerdings auf das Nutzungsprofil<br />

an. Nur, wenn die Energie auch zu Zeiten verbraucht wird, in denen die<br />

Sonne nicht (mehr) scheint, ist diese Investition auch wirklich sinnvoll.<br />

WALLBOX<br />

Zum modernen Haus gehört heute oft auch eine Wallbox für das Laden<br />

von E-Autos. Die Modellvielfalt ist groß, sie reicht von der Einzelladestation<br />

bis zu Vielfachanschlüssen für Parkplätze oder Garagen. Ebenso vielfältig<br />

sind die Softwarelösungen, die detaillierte Abrechnungen oder die Austarierung<br />

der abgegebenen Leistung an die Pkws mit der Stromnetzstabilität<br />

im Gebäude ermöglichen. Die Kosten variieren nicht nur stark je nach<br />

Modell, sondern sind auch davon abhängig, inwiefern die Infrastruktur<br />

vorhanden ist und welche Umbaumaßnahmen nötig werden. Unter<br />

bestimmten Bedingungen ist eine öffentliche Förderung möglich.<br />

72 1 |<strong>2022</strong>


wissen<br />

PHOTOVOLTAIK (PV)<br />

Es gibt im Bereich der PV-Anlagen sogenannte Balkon-Kraftwerke –<br />

Mini-PV-Anlagen, die sich Mieter nach Absprache mit dem Vermieter anschaffen<br />

können. Hier wird Sonnenenergie in Gleichstrom umgewandelt,<br />

der wiederum durch einen Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt<br />

wird. Im privaten Bereich sollte die Größe einer PV-Anlage auf den eigenen<br />

Verbrauch ausgelegt sein, da die Wirtschaftlichkeit nicht durch die<br />

Einspeisevergütung für den erzeugten Strom erreicht wird, sondern durch<br />

die Deckung des eigenen Verbrauchs angesichts steigender Strompreise.<br />

So kann sich eine Anlage in 10 bis 15 Jahren amortisieren.<br />

HEIZUNG<br />

Für die Erneuerung einer Heizungsanlage gibt es zurzeit<br />

besonders attraktive Zuschüsse – wenn eine Ölheizung gegen<br />

eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung anstatt gegen eine<br />

günstigere Gasheizung ausgetauscht wird, kann dies mit bis zu<br />

45 Prozent der Kosten gefördert werden. Dabei ist es sinnvoll,<br />

gleichzeitig auch die Frage einer besseren Dämmung zu betrachten.<br />

Sie ermöglicht es, die Heizungsanlage kleiner auszulegen.<br />

Ein Gesamtpaket beider Maßnahmen kann sich lohnen.<br />

WÄRMEPUMPE<br />

Die Wärmepumpe, die ihre Energie entweder aus der Umgebungsluft<br />

oder als etwas teurere, aber effizientere Erdsonde aus<br />

dem Boden gewinnt, ist inzwischen die führende Technik, vor<br />

allem im Neubaubereich. Bei einer Sanierung muss individuell<br />

geprüft werden, ob sie Sinn ergibt. Wärmepumpen machen zwar<br />

von Holz, Gas oder Öl unabhängig, verbrauchen für den Betrieb<br />

jedoch Strom und lassen den Energiebedarf steigen.<br />

HOLZPELLETHEIZUNG<br />

Eine Pelletheizung kann bei Sanierungen sinnvoll sein, wenn<br />

das Gebäude einen höheren Energiebedarf hat und es keine<br />

Möglichkeit gibt, eine Flächenheizung für die Energieverteilung<br />

einzubauen, wie sie für eine Wärmepumpe nötig ist.<br />

Die Pelletheizung hat jedoch einen anderen Platzbedarf. Sie bietet<br />

sich als Ersatz für eine Ölheizung an, weil das Öllager ganz<br />

einfach zum Pelletlager werden kann.<br />

SOLARTHERMIE<br />

Für die Umwandlung der Sonneneinstrahlung werden solarthermische Kollektoren auf<br />

dem Hausdach angebracht. Eine Pumpe befördert die Wärme in den Pufferspeicher,<br />

von wo aus sie im Haus verteilt wird. Solarthermie kann zwar für einen großen Teil der<br />

Warmwasserbereitung eingesetzt werden, deckt aber – abhängig von der Gebäudeart –<br />

meist nur einen kleinen Anteil des Heizungsbedarfs. Deswegen wird sie meist nur in<br />

Kombination mit anderen Heizungsarten eingesetzt. Zudem stehen Solar thermie und<br />

Photovoltaik meist in Konkurrenz zueinander, weil beide den Platz an der Sonne<br />

benötigen. PV-Anlagen sind jedoch häuftig wirtschaftlicher einsetzbar.<br />

DÄMMUNG<br />

Eine Dämmung im Nachhinein anzubringen, ist eine größere Investition, die sich aber im Laufe mehrerer Jahre amortisieren kann.<br />

Sie ist stark vom Ausgangsstandard des Gebäudes abhängig: Ein Altbau mit schlechterer Dämmung bringt größeres Einsparpotenzial<br />

mit. Zudem erhöht diese Investition außer der rein energetischen Bilanz auch den Wohnkomfort und den Wert der Immobilie.<br />

Ein ökologischer Aspekt, den es hierbei zu bedenken gilt: die Wahl zwischen günstigerer Styropor-Dämmung, die jedoch erdölbasiert ist,<br />

oder nachhaltigen Dämmstoffen.<br />

1 |<strong>2022</strong> 73


zuverlässig.<br />

ehrlich.<br />

fair.<br />

Wir machen uns für<br />

die Menschen in<br />

Göttingen stark.<br />

Gemeinsam<br />

gestalten wir<br />

nachhaltig<br />

die Zukunft<br />

unserer Stadt.<br />

pos-marken.de


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Firmengelände Symrise Holzminden<br />

FOTO: SYMRISE<br />

Klimapositiv ab 2030<br />

Der Holmindener Hersteller von Duft, Geschmack sowie Inhaltsstoffen für Ernährung und Pflege, Symrise, übernimmt Verantwortung<br />

und stellt in seiner gesamten Wertschöpfungskette Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seiner Geschäftsaktivitäten.<br />

Besonders engagiert sich das Holzmindener<br />

Unternehmen für den Schutz<br />

von Klima, Wasser und Wald und gehört<br />

in diesen Bereichen zu den weltweit führenden<br />

Unternehmen. Dafür hat es 2021 zum<br />

zweiten Mal in Folge die Bestnote Triple A des<br />

CDP erhalten – als einziges Unternehmen in<br />

Deutschland.<br />

Damit wollen die Holzmindener beim Schutz<br />

von Klima, Wasser und Wald Maßstäbe setzen<br />

und sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt<br />

engagieren. Weil sie eine Vielzahl von<br />

Rohstoffen aus der Natur nutzen, gehört<br />

dieses Bestreben zu den Grundpfeilern der<br />

fortgesetz ten Rohstoffverfügbarkeit für die<br />

Produkte.<br />

Mit einem klar definierten Aktionsplan will<br />

Symrise ab dem Jahr 2030 klimapositiv wirtschaften.<br />

Die unternehmerischen Aktivitäten<br />

sollen dann dazu beitragen, mehr Treibhausgasemissionen<br />

zu vermeiden oder aus der Atmosphäre<br />

zu binden als das Unternehmen durch<br />

seine betriebliche Tätigkeit ausstößt. Um das<br />

zu erreichen, will Symrise die Energieeffizienz<br />

an seinen Produktionsstandorten steigern,<br />

indem es seine eigenen Emissionen verringert.<br />

Bereits 2020 hat das Holzmindener Unternehmen<br />

so mehr als 68.000 Tonnen CO 2<br />

eingespart.<br />

Seit 2020 bezieht der Konzern nachweislich<br />

seinen gesamten externen Strom aus erneuerba<br />

ren Quellen. Darüber hinaus will er als<br />

Zwischenziel bis 2025 die Öko- Effizienz der<br />

Treibhausgasemissionen gegenüber 2016 um<br />

63 Prozent steigern.<br />

Und Symrise bindet seine wichtigsten Zulieferer<br />

über das CDP Supply Chain Programm<br />

in seine Klimastrategie ein. Mittlerweile haben<br />

sich auf die Initiative des Unternehmens hin<br />

87 Prozent der Hauptlieferanten zu eigenen<br />

Klimazielen und Reduktionsmaßnahmen bekannt.<br />

Transparenz auf allen Ebenen<br />

Symrise berichtet transparent über seine Maßnahmen<br />

zum Klimaschutz und über deren Zwischenstand.<br />

Zugleich behält es im Auge, welche<br />

Risiken und Chancen sich für das Unternehmen<br />

aus dem Klimawandel ergeben. Symrise folgt<br />

den Empfehlungen der Task Force on Climate-<br />

related Financial Disclosures (TCFD), erfasst<br />

systematisch die möglichen Effekte in seinem<br />

Risikomanagement und bezieht sie in<br />

seine strategischen Überlegungen und in die<br />

Finanzplanung ein – damit Verbraucher weltweit<br />

auch morgen die alltäglichsten Dinge mit<br />

besonderer Freude genießen können.<br />

KONTAKT<br />

Symrise AG<br />

Mühlenfeldstraße 1<br />

30763 Holzminden<br />

Tel. 05531 90-0<br />

info@symrise.com<br />

www.symrise.com


mensch<br />

Die Überzeugungstäterin<br />

Ines Dietze ist seit Januar Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Göttingen und damit die erste Frau an<br />

der Spitze der ältesten öffentlich-rechtlichen Sparkasse Deutschlands. Mit <strong>faktor</strong> sprach die 55-Jährige<br />

darüber, was sie in ihrem täglichen Leben antreibt, wie Fehler zum Erfolg führen und warum ein Schritt<br />

zurück ihrer Karriere erst den richtigen Schwung gegeben hat.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

76 1|<strong>2022</strong>


mensch<br />

1 |<strong>2022</strong> 77


mensch<br />

» Ich bin mir meiner Rolle durchaus bewusst. Sie erfordert<br />

klare persönliche Positionen und Vorstellungen und am<br />

Ende natürlich Entscheidungsstärke. Aber ich bin keine<br />

Einzelkämpferin.«<br />

LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

Der Terminkalender von Ines Dietze<br />

ist randvoll. Die neue Vorstandsvorsitzende<br />

der Sparkasse Göttingen<br />

kommt etwas gehetzt zum Interview,<br />

die vorhergehende Sitzung<br />

hat sich etwas in die Länge gezogen.<br />

Allerdings braucht sie keine<br />

Anlaufzeit: Nach ein paar freundlichen Begrüßungsworten<br />

ist sie sofort präsent im Gespräch – offen, direkt und<br />

ihrem Gesprächspartner interessiert zugewandt.<br />

Auf die Frage, ob sie sich nach ihrer Zeit im baden-württembergischen<br />

Waiblingen schon etwas im Norden eingelebt<br />

habe, antwortet Dietze schmunzelnd: „Ich war ja<br />

nur für sechseinhalb Jahre in den Süden ausgeliehen.“<br />

Dort führte sie die örtliche Kreissparkasse. Eigentlich<br />

stammt Ines Dietze aus dem Norden, genauer gesagt aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern, und wohnt seit mittlerweile<br />

16 Jahren in Hannover. „Göttingen ist eine glückliche<br />

Fügung für mich. Ich bin wieder näher bei meiner Familie<br />

und muss auf Dauer nicht mehr pendeln.“<br />

Dennoch gibt sie unumwunden zu, dass sie eine Sekunde<br />

länger überlegt habe, bevor sie sich dazu entscheiden<br />

konnte, den Posten an der Spitze der Sparkasse Göttingen<br />

zum Jahreswechsel anzutreten. „Ich hatte eigentlich nicht<br />

auf dem Radar, mit 55 Jahren noch etwas Neues zu beginnen.<br />

Im Prozess ist mir klar geworden, dass ich damit<br />

alles aufgebe, was ich mir in der aktuellen Position erarbeitet<br />

habe“, sagt Dietze. „Und dass es Mut erfordert,<br />

sich ein anderes Haus, andere Menschen und eine andere<br />

Region noch einmal von Grund auf zu erschließen.“<br />

SIE HAT DEN MUT GEFUNDEN und die Zügel von Rainer<br />

Hald übernommen, der 18 Jahre an der Spitze der<br />

südniedersächsischen Sparkasse stand. Heute ist die neue<br />

Sparkassen-Chefin schon engagiert dabei, Göttingen und<br />

seine Menschen kennenzulernen. In ihren ersten Wochen<br />

hat Dietze bereits zahlreiche Gespräche geführt – mit<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Filialen, mit<br />

Kunden vor Ort und mit anderen Akteuren in Südniedersachsen.<br />

Gerade erst hat sie alle amtierenden Bürgermeister<br />

in der Region getroffen. „Leider bremsen uns die Rahmenbedingungen,<br />

die die Pandemie vorgibt, etwas aus.<br />

Ich würde gerne viel mehr Gespräche führen“, sagt Dietze,<br />

nicht ganz zufrieden mit den Fortschritten. Die Aufgaben,<br />

intern zu kommunizieren und die Sparkasse extern zu<br />

repräsentieren, stehen für sie dabei gleichberechtigt<br />

nebeneinander. „Unsere Mitarbeiter bringen uns voran,<br />

halten alles am Laufen. Der Kontakt mit Kunden und anderen<br />

Menschen in der Region ist unerlässlich. Wir müssen<br />

wissen, was um uns herum passiert, was die Menschen<br />

bewegt und was sie brauchen.“ – „,Wir müssen‘ ...“,<br />

sagt Ines Dietze. Schon nach kurzer Zeit im Gespräch fällt<br />

auf, dass die 55-Jährige in ihren mit Bedacht formulierten<br />

Antworten das ,Wir‘, den Teamgedanken, stark in den<br />

Vordergrund stellt. Darauf angesprochen, lächelt sie in<br />

sich hinein. Dieser kurze Augenblick des Innehaltens stellt<br />

sich schnell als Schwung holen heraus, um im Anschluss<br />

ihr Erfolgsgeheimnis guter Führung zu erklären.<br />

„Ich bin mir meiner Rolle durchaus bewusst“, erklärt<br />

Dietze entschlossen. „Sie erfordert klare persönliche Positionen<br />

und Vorstellungen und am Ende natürlich Ent-<br />

78 1 |<strong>2022</strong>


mensch<br />

Trotz vollen Terminkalenders Für <strong>faktor</strong> nahm sich die neue Sparkassen-Chefin ausgiebig Zeit und gewährte einen<br />

sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und ihre Art, die Dinge in die Hand zu nehmen.<br />

scheidungsstärke. Aber ich bin keine Einzelkämpferin.“<br />

Sie sei davon überzeugt, dass komplexe Themen ergebnisoffen<br />

diskutiert werden müssten, dass ein Abwägen<br />

der Argumente wichtig sei. „Ich möchte gern alle mitnehmen.<br />

Denn wenn viele ihre Köpfe zusammenstecken,<br />

entstehen die besten Lösungen“, sagt sie und fasst damit<br />

ihre Erkenntnis aus vielen Jahren in Führungspositionen<br />

zusammen. „Außerdem wachsen Mitarbeiter, wenn sie<br />

sich einbringen können und ihre Ideen gehört werden.“<br />

Selbstverständlich gäbe es aber auch täglich Themen, die<br />

schnell und ohne lange Erklärungsprozesse entschieden<br />

werden müssen. „Mit zunehmender Erfahrung findet<br />

man dafür die richtige Balance.“<br />

SCHON KURZ NACH DER AUSBILDUNG zur Bankkauffrau<br />

und dem anschließenden Studium an der Fachschule<br />

für Finanzwirtschaft in Gotha, das sie 1989 beendete,<br />

sammelte sie erste Führungserfahrung. Sie leitete mehrere<br />

Marktbereiche und Beratungszentren der Ostseesparkasse<br />

in Rostock. „Mit meiner stark ausgeprägten Bereitschaft,<br />

neue Herausforderungen anzunehmen, habe<br />

ich zu Beginn meiner Karriere schnell meinen Handlungsund<br />

Entscheidungsspielraum ausgebaut. Mit Anfang 30<br />

war ich schon in einer recht exponierten Stellung“, erzählt<br />

Dietze reflektiert. Und das, obwohl der Bankbereich<br />

nicht ihre erste Wahl gewesen ist: Eigentlich wollte<br />

sie Chemie studieren und in die Forschung gehen. Auf<br />

Anraten ihrer Eltern jedoch habe sie die Ausbildung in<br />

der Bank begonnen. „Eine Entscheidung, die ich bis heute<br />

keinen Tag bereue.“<br />

Und obwohl sie bereits früh mit einer Vorstandsposition<br />

geliebäugelt hatte, kam nach dem anfänglich zielstrebigen<br />

Aufstieg ein bewusst gewählter Schritt zurück: Auf<br />

eine Position ohne Führungsverantwortung in der Firmenkundenberatung.<br />

Denn damals bekam ihr Mann ein<br />

verlockendes Angebot in München. „Wir haben gemeinsam<br />

besprochen, dass er es annehmen sollte. Ich habe<br />

mich selbst etwas zurückgenommen, um Familie und<br />

Karriere vereinen zu können“, erzählt Dietze. „Viele haben<br />

mir damals prophezeit, dass dieser Schritt der größte<br />

Fehler meines Lebens werden würde.“<br />

Er wurde es nicht – weder privat, noch beruflich. Vielmehr<br />

arbeiteten sie und ihr Mann damals gleichberechtigt<br />

daran, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen.<br />

„Wir haben uns die Aufgaben geteilt“, erklärt die zweifache<br />

Mutter. „Zudem haben wir gelernt, dass man die<br />

Aufgaben als Paar auch nicht alleine schultern muss,<br />

sondern bei Freunden und Familie um Hilfe bitten<br />

kann.“ Seit dieser Zeit hat sich die Familie für Dietze<br />

immer wieder als unverzichtbarer Anker und Kraftquelle<br />

erwiesen. „Wir sind begeisterte Italienurlauber, fahren<br />

gerne an den Gardasee oder in die Toskana. Gemeinsame<br />

Radtouren mit meinem Mann, die Natur genießen –<br />

all das lädt meinen Akku auf.“<br />

IN DER AUSFÜLLUNG IHRER Führungsposition profitiere<br />

sie von dem scheinbaren Karriererückschritt noch<br />

heute – davon ist sie felsenfest überzeugt: „Als Angestellte<br />

in der Firmenkundenberatung habe ich mich wieder<br />

integrieren und unterordnen müssen, habe Führung<br />

1 |<strong>2022</strong> 79


mensch<br />

noch einmal aus der Perspektive der Geführten erfahren.<br />

Das hat mich anpassungsfähiger und sensibler für die<br />

Bedürfnisse von Teammitgliedern werden lassen“, sagt<br />

Dietze und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Und<br />

natürlich wollte ich auch, dass der neue Job, den Unkenrufen<br />

zum Trotz, ein Erfolg wird!“ Kein Wunder also,<br />

dass sie sich relativ schnell wieder eine führende Position<br />

erarbeitete. Sie habe zu diesem Zeitpunkt auch erkannt,<br />

wie wichtig ihr ein möglichst großer Gestaltungs- und<br />

Entscheidungsfreiraum ist. „Nicht zuletzt deshalb habe<br />

ich mich, als die Kinder älter waren, mit 48 Jahren auf<br />

die Vorstandsposition in Waiblingen beworben.“<br />

EINE HOHE INTRINSISCHE MOTIVATION, Mut und<br />

Entscheidungsfähigkeit – welche Eigenschaften darüber<br />

hinaus sind ausschlaggebend für ihren beruflichen Erfolg?<br />

Ines Dietze schweigt zunächst auf diese Frage. Sich<br />

in den Mittelpunkt zu stellen, ist offenbar nicht ihre Sache.<br />

„Mir bedeuten die Werte Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit<br />

sehr viel“, sagt die Vorstandsvorsitzende dann. „Ich<br />

würde mich auch als Optimistin beschreiben“, denn stets<br />

sei sie auf der Suche nach den positiven Ansätzen. „Das<br />

Wort ,Niederlage‘ gibt es für mich weder im beruflichen<br />

noch im privaten Kontext. Es geht vielmehr um Lernfähigkeit<br />

und die Stärke, Fehler oder Irrtümer zu korrigieren“,<br />

so die Sparkassen-Chefin. „Das ist eine Eigenschaft,<br />

die ich auch an anderen sehr schätze.“ Nach Erfüllung zu<br />

suchen, Schritte bewusst zu gehen und mit den Konsequenzen<br />

umzugehen – auch dies seien für sie wesentliche<br />

Faktoren auf dem Weg zum beruflichen Erfolg.<br />

AN DIESER STELLE DRÄNGT SICH DIE FRAGE auf, wie<br />

es mit der Sparkasse Göttingen und den fast 700 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern unter ihrer Führung weitergehen<br />

wird. „Noch bin ich mitten in der Kennenlern- und<br />

Orientierungsphase. Klar ist, dass wir gemeinsam die Stärken<br />

des Hauses bewahren und ausbauen werden. Dazu<br />

gehören ein exzellenter Vertrieb und ein hohes Niveau im<br />

Bereich der Mitarbeiterqualifikation.“ Auch den eingeschlagenen<br />

Weg der Digitalisierung will Dietze weiter fortsetzen.<br />

„Wir sind da bereits gut aufgestellt, bieten schon<br />

heute einfach und schnell verfügbare Serviceleistungen<br />

online an.“ Angst müsse man auch vor rein digitalen Anbietern<br />

nicht haben. Gerade auch im Zeitalter leicht im<br />

Internet zugänglicher Informationen habe persönliche Beratung<br />

einen Platz in der Finanzplanung der Menschen.<br />

„Wir werden unseren Kunden weiterhin hoch qualifizierte<br />

Mitarbeiter als Navigator in der Informationsflut an die<br />

Seite stellen“, erklärt Dietze nachdrücklich. „Am Ende<br />

des Tages werden wir unseren Platz behaupten!“<br />

Motivation zur Erreichung der gesteckten Ziele und<br />

Energie für ihre anspruchsvollen Aufgaben zieht Ines<br />

Dietze aus ganz alltäglichen Dingen: „Ich überzeuge<br />

Menschen sehr gern mit guten Argumenten von Ideen,<br />

die sie nicht auf den ersten Blick begeistern. Zu erfahren,<br />

was Kunden erfolgreich macht, welche Geschäftsmodelle<br />

dahinterstecken, das ist unheimlich interessant und<br />

bereichernd.“ Für sie sei es ein guter und erfolgreicher<br />

Tag, wenn Mitarbeiter zufrieden aus einem Gespräch<br />

mit ihr gingen oder mit der Erkenntnis, gemeinsam etwas<br />

bewegt oder verändert zu haben. Natürlich sei es<br />

auch ein beruhigendes Gefühl, wenn Entscheidungen<br />

getroffen wurden, die alle gemeinsam zu 100 Prozent<br />

tragen können.<br />

Und bei der Verabschiedung an der Tür wird noch einmal<br />

klar, dass sich Ines Dietze auch an ihren Ergebnissen<br />

messen lassen will: „Wenn ich ein Jahr im Amt bin, können<br />

wir gemeinsam schauen, welche meiner Entscheidungen<br />

zu welchen Entwicklungen geführt haben.“ Wir<br />

kommen darauf zurück. ƒ<br />

Sie möchten die neue Frau an der Spitze der<br />

Göttinger Sparkasse noch besser kennenlernen?<br />

Einen persönlichen Eindruck von Ines Dietze<br />

gewinnen Sie in unserem Interview unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />

Zur Person<br />

Ines Dietze begann ihre berufliche Laufbahn mit einer<br />

Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse<br />

Bad Doberan. Das anschließende Studium an der Fachschule<br />

für Finanzwirtschaft in Gotha schloss sie 1989 als<br />

Diplom-Betriebswirtin ab. Nach verschiedenen Leitungsfunktionen<br />

bei der Ostseesparkasse Rostock arbeitete sie<br />

von 2006 bis 2013 als Regionsleiterin bei der Norddeutschen<br />

Landesbank, danach in gleicher Position bei der<br />

Braunschweigischen Landessparkasse. Ende 2015 wechselte<br />

sie zur Kreissparkasse Waiblingen in den Vorstand,<br />

dessen Vorsitzende sie ab Juli 2017 war. Am 1. Januar <strong>2022</strong><br />

übernahm sie den Vorstandsvorsitz der Sparkasse Göttingen<br />

von Rainer Hald. Ines Dietze hat zwei Kinder und wohnt<br />

mit ihrem Mann in Hannover.<br />

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mensch<br />

82 1 |<strong>2022</strong>


mensch<br />

Der Entschlüsseler<br />

Der Molekularbiologe Patrick Cramer nennt eine schier endlose Reihe an Auszeichnungen sein<br />

Eigen – der Grund dafür liegt auf der Hand. Der Direktor des neuen Max- Planck-Instituts für<br />

multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen bringt unsere Gene zum Sprechen und<br />

damit unter anderem die Corona-Forschung wesentlich voran.<br />

TEXT HEIDI NIEMANN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

Was treibt Forscher an? Woran arbeiten sie?<br />

Was fasziniert sie an ihrem Fachgebiet? Solche<br />

Fragen bekommen Wissenschaftler öfter<br />

gestellt. Als die bekannte Fotografin<br />

Herlinde Koelbl den Göttinger Molekularbiologen Professor<br />

Patrick Cramer für eine Porträtserie darum bat,<br />

sich die Essenz seiner Forschung auf die eigene Hand zu<br />

zeichnen, musste er eine Weile überlegen. Wie kann man<br />

eine jahrzehntelange und vielfach preisgekrönte Forschungsarbeit,<br />

aus der jede Menge Publikationen hervorgegangen<br />

sind, auf einen Punkt bringen? Der Max-<br />

Planck-Wissenschaftler fand auch für dieses Problem<br />

eine Lösung: ,Pol II & friends‘ schrieb er auf die Innenfläche<br />

seiner linken Hand.<br />

CRAMER IST EINER VON 60 FORSCHENDEN, die Herlinde<br />

Koelbl für ihren Bildband ,Faszination Wissenschaft‘<br />

porträtiert hat. Auch Nobelpreisträger Stefan<br />

Hell ist darin vertreten. Die Fotos waren 2020 beim<br />

Göttinger Literaturherbst in einer Ausstellung in der<br />

Paulinerkirche zu sehen. Cramer ist von ihren Bildern<br />

tief beeindruckt. Koelbl schaffe es, etwas vom Inneren<br />

der fotografierten Person zu transportieren, sagt er. „Sie<br />

sucht nach dem Kern der Dinge.“<br />

Auch Patrick Cramer sucht nach dem Kern der Dinge:<br />

Der 53-jährige Forscher will Verborgenes sichtbar machen,<br />

will Strukturen, Mechanismen und Prozesse entschlüsseln,<br />

die für unser Leben elementar sind. Dabei<br />

spielt ein Enzym eine zentrale Rolle: Die RNA-Polymerase<br />

II, abgekürzt ,Pol II‘, ist eine hochkomplexe biologische<br />

Kopiermaschine, die einen Schlüsselprozess des Lebens<br />

steuert. Pol II sorgt dafür, dass unsere Gene „zum<br />

Sprechen gebracht“ werden, indem sie die in unseren Genen<br />

festgelegten Informationen kopiert. Diese Arbeitskopie,<br />

die sogenannte Boten-RNA, dient dann als Bauanleitung<br />

für die Produktion von Proteinen, die im Gewebe<br />

des Körpers unterschiedlichste Aufgaben erfüllen.<br />

CRAMER HAT SICH VIELE JAHRE mit Pol II und deren<br />

Zusammenspiel mit anderen Proteinen – den ,friends‘ –<br />

beschäftigt. Ein großer Forschungserfolg gelang ihm, als<br />

er zwischen 1999 und 2001 als Postdoktorand im<br />

1 |<strong>2022</strong> 83


mensch<br />

» Für Grundlagenforscher ist die Max-Planck-Gesellschaft das<br />

Nonplusultra. Hinzu kommt, dass unser Institut in Göttingen<br />

eine tolle unterstützende Infrastruktur hat – hier kann man<br />

wirklich unter großartigen Bedingungen forschen.«<br />

Labor des US-amerikanischen Biochemikers Roger D.<br />

Kornberg im kalifornischen Stanford arbeitete. Kornberg<br />

erhielt 2006 den Nobelpreis für Chemie für seine<br />

Forschungsergebnisse zur Gentranskription. Cramer<br />

hatte hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet: Als weltweit<br />

erstem Wissenschaftler war es ihm gelungen, die<br />

dreidimensionale Struktur der Polymerase II aufzuklären.<br />

In der Folge konnte der Transkriptionsmechanismus<br />

entschlüsselt werden.<br />

INZWISCHEN WIRD IMMER DEUTLICHER, wie relevant<br />

die Ergebnisse solcher Grundlagenforschung für die Medizin<br />

sind: Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie in<br />

Europa filmte Cramers Team, wie das Virus sein Erbgut<br />

verdoppelt und welche dreidimensionale Struktur die<br />

Polymerase des Erregers während des Kopierens einnimmt.<br />

Später fanden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen<br />

heraus, warum das Medikament Remdesivir<br />

nur begrenzt gegen das Coronavirus wirksam ist,<br />

während Molnupiravir mehr Potenzial besitzt. Inzwischen<br />

arbeiten sie an der Entwicklung von ganz neuen<br />

Wirkstoffen. In Kooperation mit dem Max-Planck-Institut<br />

für molekulare Physiologie in Dortmund durchforsten<br />

sie mithilfe eines Roboters eine riesige molekularbiologische<br />

,Bibliothek‘. Das Screening soll klären, welche<br />

dieser vielen Hunderttausend Substanzen in der Lage sein<br />

könnte, den Prozess der Virusvermehrung im Erbgut zu<br />

blockieren. Ist ein solcher Kandidat gefunden, wollen sie<br />

gemeinsam mit Partnern versuchen, besser wirkende<br />

Medikamente gegen Coronaviren zu entwickeln.<br />

Die entscheidenden Impulse für seine Forschungen bekam<br />

Cramer bei verschiedenen Studien- und Forschungsaufenthalten<br />

im Ausland. Während seines Chemiestudiums<br />

in Stuttgart und Heidelberg hatte er zunächst kaum<br />

etwas mit Struktur- und Molekularbiologie zu tun gehabt.<br />

Dies änderte sich, als er Anfang der 1990er-Jahre<br />

als Erasmus-Stipendiat an die Universität Bristol in England<br />

kam. „Dort habe ich erstmals dreidimensionale Molekülstrukturen<br />

gesehen“, erzählt Cramer schwärmend.<br />

Später lernte er in Cambridge einige der Gründer väter<br />

der Molekularbiologie kennen, darunter den Chemie-<br />

Nobelpreisträger Max Perutz, der mithilfe der Röntgenkristallografie<br />

erstmals die dreidimensionale Struktur<br />

eines Proteins aufgeklärt hatte.<br />

Cramer war von der Komplexität und Schönheit molekularer<br />

Strukturen so fasziniert, dass er sich dazu entschloss,<br />

zu promovieren. Eigentlich wollte er am Hauptsitz<br />

des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie<br />

(EMBL) in Heidelberg forschen, weil seine damalige<br />

Freundin – und heutige Ehefrau – zu der Zeit in Kassel<br />

studierte. Stattdessen bekam er eine Stelle am französischen<br />

EMBL-Standort in Grenoble. Dies entpuppte<br />

sich indes als Glücksfall: Kurz zuvor war dort das europaweit<br />

stärkste Elektronensynchrotron in Betrieb gegangen,<br />

und Cramer konnte an dem Teilchenbeschleuniger<br />

das Geheimnis der Gentranskription erforschen. „Dort<br />

habe ich die Röntgenkristallografie im Detail gelernt“,<br />

erzählt er.<br />

Ausgerüstet mit diesem umfangreichen methodischen<br />

Rüstzeug zog er nach seiner Promotion 1998 gemeinsam<br />

mit seiner Frau und der in Grenoble geborenen Tochter<br />

in die USA, um an der Elite-Uni Stanford im Labor von<br />

Roger D. Kornberg zu arbeiten. Zwei Jahre später hatte<br />

das Forscherteam eines der großen Rätsel der Molekular-<br />

84 1 |<strong>2022</strong>


mensch<br />

Verborgenes wird sichtbar Patrick Cramer entschlüsselt mit seiner Forschung die hochkomplexen Strukturen, Mechanismen und Prozesse<br />

unserer Gene, die für unser Leben elementar sind.<br />

biologie gelöst. „Die Wissenschaftler in Kalifornien waren<br />

führend auf dem Gebiet der Biochemie, und ich hatte<br />

aus Grenoble das neueste strukturbiologische Wissen<br />

und die neueste kristallografische Technik mitgebracht.<br />

Diese Kombination brachte den Erfolg“, sagt Cramer.<br />

ALS ERSTAUTOR DER VIEL BEACHTETEN Arbeit standen<br />

ihm nun viele Wege offen. Cramer schlug eine Einladung<br />

der renommierten Yale University aus, weil ihm die<br />

Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München ein<br />

attraktives Angebot machte. Bis dahin hatte er Deutschland<br />

wegen des damals noch starren Wissenschaftssystems<br />

gar nicht in Betracht gezogen. „Ich wollte unabhängig<br />

forschen und eine eigene Gruppe aufbauen.“ Die<br />

LMU bot ihm eine damals neuartige Tenure- Track-<br />

Professur an, eine ,Professur auf Bewährung‘: Hat man<br />

innerhalb einer festgelegten Frist entsprechende wissenschaftliche<br />

Leistungen erbracht, bekommt man auch<br />

ohne Habilitation eine Professur auf Lebenszeit. 2001<br />

verließ die inzwischen vierköpfige Familie – ein Sohn<br />

war noch hinzugekommen – die USA und zog nach<br />

Deutschland. „Meine Frau und ich dachten auch, dass<br />

man hier gut die Kinder großziehen und leben kann“,<br />

sagt Cramer.<br />

Danach ging es weiter steil bergauf: 2004 wurde seine<br />

Tenure-Track-Stelle in eine Professur für Biochemie umgewandelt,<br />

im gleichen Jahr wurde er Direktor des Genzentrums<br />

München, 2010 Leiter des Departments Biochemie<br />

an der LMU München.<br />

Vier Jahre später dann der nächste Umzug: Das<br />

Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in<br />

Göttingen berief Cramer 2014 als Direktor. Cramer hat<br />

den Wechsel nach Göttingen nie bereut – im Gegenteil:<br />

„Für Grundlagenforscher ist die Max-Planck-Gesellschaft<br />

das Nonplusultra“, sagt der 53-Jährige. „Hinzu kommt,<br />

dass unser Institut in Göttingen eine tolle unterstützende<br />

Infrastruktur hat – hier kann man wirklich unter großartigen<br />

Bedingungen forschen. Unsere Gruppe hat sich<br />

dann auch sehr schnell entwickelt und viele interessante<br />

Ergebnisse erzielt – das hätte ich in dem Tempo sonst<br />

1 |<strong>2022</strong> 85


mensch<br />

nicht geschafft.“ Besonders freut ihn, dass sein Labor<br />

auch eine Talentschmiede für wissenschaftliche Karrieren<br />

ist: „Inzwischen haben 15 frühere Angehörige unseres<br />

Labors anderswo eigene Forschungsgruppen aufgebaut.“<br />

Inzwischen ist er vor allem damit beschäftigt, Forschungsstrategien<br />

zu entwickeln: „Welche Ansätze verfolgen<br />

wir, damit wir in fünf Jahren immer noch zur<br />

Weltspitze gehören? Welche Methoden brauchen wir dafür?<br />

Welche Geräte?“ Weil neue Fragen auch neue Lösungswege<br />

nötig machen, hat Cramers Team das Methodenspektrum<br />

ständig erweitert. Manche Methoden habe<br />

man komplett aufgegeben, so Cramer. Darunter auch<br />

jene, die damals den Durchbruch in Stanford ermöglichte:<br />

„Die Röntgenkristallografie war lange Zeit die bestimmende<br />

Methode für unsere Arbeitsgruppe, inzwischen<br />

sind wir auf die Elektronenmikroskopie umgestiegen.“<br />

Nicht nur die Methoden werden immer vielfältiger,<br />

auch die Forschergruppe selbst ist sehr divers zusammengesetzt.<br />

Zu ihr gehören nicht nur Chemiker und Biologen,<br />

sondern auch Mathematiker, Statistiker und Mediziner.<br />

„Erst diese Kombination an Expertise ermöglicht<br />

es uns, Dinge zu tun, die für andere Gruppen schwer<br />

machbar sind.“<br />

Für Cramer ist Interdisziplinarität eine Grundvoraussetzung,<br />

um erfolgreich Forschung betreiben zu können.<br />

Auch deshalb war er gern bereit, Anfang des Jahres erster<br />

geschäftsführender Direktor des neu gebildeten Max-<br />

Planck-Instituts für interdisziplinäre Naturwissenschaften<br />

in Göttingen zu werden. Der Zusammenschluss der<br />

bisherigen Institute für biophysikalische Chemie und für<br />

experimentelle Medizin biete große Chancen. „Zum ersten<br />

Mal sind in einem Max-Planck-Institut Natur- und<br />

Medizinwissenschaften unter einem Dach vereint“, so<br />

der Wissenschaftler. Damit werde es auch möglich, Ergebnisse<br />

aus der Grundlagenforschung schneller in die<br />

Anwendung zu bringen.<br />

BLIEBE ZUM SCHLUSS NOCH EINE FRAGE: Was ist eigentlich<br />

die zutreffende Berufsbezeichnung für den vielseitigen<br />

Wissenschaftler? „Ich bin Chemiker, der physikalische<br />

Methoden anwendet, um biologische Probleme<br />

so zu adressieren, dass man neue Ansätze für die Medizin<br />

finden kann.“ Gut, dass Herlinde Koelbl anders gefragt<br />

hat – diese Antwort hätte wohl kaum auf eine<br />

Handfläche gepasst. ƒ<br />

Zur Person<br />

Patrick Cramer studierte Chemie in Stuttgart und Heidelberg.<br />

Nach Abschluss seiner Doktorarbeit in Frankreich<br />

forschte er ab 1999 an der Stanford University (USA) im<br />

Labor des späteren Nobelpreisträgers Roger S. Kornberg.<br />

2001 wechselte er als Professor für Biochemie an die<br />

Ludwig-Maximilians-Universität in München und wurde<br />

dort von 2004 bis 2013 Direktor.<br />

2014 wurde er Leiter der Abteilung Molekularbiologie<br />

am Max-Planck- Institut für biophysikalische Chemie in<br />

Göttingen, das zum Jahresbeginn <strong>2022</strong> mit dem Institut<br />

für experimentelle Medizin fusionierte. Cramer ist der erste<br />

geschäftsführende Direktor des daraus entstandenen<br />

Max-Planck-Instituts für multidisziplinäre Naturwissenschaften.<br />

Zudem ist er Mitglied der Nationalen Akademie<br />

der Wissenschaften Leopoldina und der National Academy<br />

of Sciences (USA).<br />

Für seine Forschungsarbeiten erhielt der 53-Jährige<br />

zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Gottfried-Wilhelm-<br />

Leibniz-Preis, den Ernst-Jung-Preis für Medizin, den<br />

Centenary Award der British Biochemical Society und<br />

den Louis-Jeantet-Preis für Medizin. 2012 erhielt er das<br />

Bundes verdienstkreuz. In seiner Freizeit unternimmt der<br />

verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern gern<br />

Wander- und Radtouren.<br />

86 1 |<strong>2022</strong>


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Neues Dreierteam im Pädagogium Bad Sachsa<br />

(v. l.) Oana Lehmköster, Mark Bischoff und<br />

Schulleiter Torsten Schwark<br />

Neues Team für die voll digitalisierte Schule<br />

Das Pädagogium Bad Sachsa hat eine neue Leitung. Ihr erstes großes Ziel: in Sachen Digitalisierung einen ganz<br />

großen Schritt nach vorne zu gehen und zur Leuchtturmschule in der Region zu werden.<br />

Mit dem Ruhestand von Sido Kruse,<br />

dem langjährigen Schulleiter des<br />

Internatsgymnasiums Pädagogium<br />

Bad Sachsa, ist eine personelle Zäsur verbunden:<br />

Ein neues Dreierteam unter der Leitung<br />

von Torsten Schwark, dessen Stellvertreter<br />

Mark Bischoff und der Wirtschaftsleiterin<br />

Oana Lehmköster lenkt seit dem Sommer<br />

2021 die Geschicke der Schule und des angeschlossenen<br />

Internats.<br />

„Wir sind angetreten, um die Digitalisierung<br />

der Schule weiter nach vorne zu bringen“,<br />

sagt Torsten Schwark. „Unser Ziel ist es, im<br />

Südharz so etwas wie eine digitale Leuchtturmschule<br />

zu werden.“ Ab dem kommenden<br />

Schuljahr 22/23 etwa wird das Gymnasium zur<br />

,iPad-Schule‘: Alle Schüler*innen ab dem 5.<br />

Jahrgang werden dann mit iPads ausgestattet,<br />

die konsequent im Unterricht eingesetzt werden<br />

sollen. Auf ihnen lässt sich mit einem Stift<br />

handschriftlich, aber auch über eine externe<br />

Tastatur schreiben – und Lehrmaterial kann in<br />

digitaler Form genutzt werden.<br />

DIE UNTERRICHTSRAUMTECHNIK wurde<br />

entsprechend darauf ausgelegt: Aktuell werden<br />

große Monitore, die die Tafel ersetzen,<br />

zentral platziert. Darauf lassen sich nach Bedarf<br />

die iPads der Lehrkräfte und Schüler darstellen.<br />

„Ich habe eine der ersten niedersächsischen<br />

Schulen 2003/04 mit digitalisiert“,<br />

sagt Mark Bischoff. Damals ging es um die<br />

Ausstattung der Kinder mit Notebooks. Doch<br />

die nötige Infrastruktur – Steckdosen, Netzverbindung<br />

– und fehlende Konzepte für den<br />

Technikeinsatz stellten auf dem Weg zum digitalen<br />

Unterricht oft ein Hindernis dar. „Inzwischen<br />

sind wir didaktisch und technisch aber<br />

bedeutend weiter und haben die Kinderkrankheiten<br />

überwunden“, so Bischoff.<br />

DAS PÄDAGOGIUM hat in den vergangenen<br />

Jahren seine technische Infrastruktur ausgebaut<br />

und ein Konzept entwickelt, wie der<br />

Unterrichtseinsatz ablaufen soll – und vor<br />

allem auch, wie man die Jüngsten aus dem<br />

5. Jahrgang behutsam an die Technik heranführt.<br />

„Wirtschaftlich ist der Digitalisierungsfortschritt<br />

das maßgebliche Vorhaben“, sagt<br />

Oana Lehmköster und betont die Bedeutung<br />

der Initiative. Da das Pädagogium wirtschaftlich<br />

eigenständig agieren muss, ist das keine<br />

zu unterschätzende Leistung: Das Pädagogium<br />

Bad Sachsa ist ein staatlich anerkanntes<br />

Gymnasium in freier Trägerschaft, das seit fast<br />

einem Jahrhundert als Ersatzschule im staatlichen<br />

Auftrag die Funktion des örtlichen Gymnasiums<br />

wahrnimmt. An ihr lernen rund 400<br />

Schüler*innen, im angeschlossenen Internat<br />

leben knapp 40 Schüler*innen aus aller Welt.<br />

„Ich beobachte im Kollegium wie auch bei den<br />

Eltern eine ganz große Aufbruchstimmung “,<br />

so Schwark. Dies gelte nicht nur für die Digitalisierung:<br />

In den kommenden Jahren geht etwa<br />

ein Drittel des Kollegiums in den Ruhestand.<br />

Nachwuchs an die Schule zu holen, wird eine<br />

Herausforderung. Und: Durch die Spende<br />

eines ehemaligen Schülers wird das Pädagogium<br />

zukünftig auch Stipendien vergeben<br />

können. In der Ehemaligenvereinigung K. V.<br />

Absolvia e. V. sind rund 700 ehemalige Schüler<br />

des Pädagogiums, die immer noch rege an<br />

der Schulentwicklung teilnehmen, Mitglied.<br />

KONTAKT<br />

Persönliche Beratung durch die<br />

Schulleitung:<br />

Torsten Schwark<br />

Tel. 05523 3001-15<br />

kontakt@internats-gymnasium.de


mensch<br />

Jochen Schäfsmeier ist der neue geschäftsführende Intendant der<br />

Händel-Festspiele Göttingen. Der umtriebige Orchester-Manager<br />

verrät, wie er dem Zuschauer die zweite Karte aufschwatzen will und<br />

was ihn seit Kindertagen mit seiner neuen zweiten Heimat verbindet.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

90 1 |<strong>2022</strong>


mensch<br />

Der Volltreffer<br />

1 |<strong>2022</strong> 91


mensch<br />

» Ich würde mich freuen, wenn Leute<br />

nach dem Besuch eines Konzerts sagen:<br />

,So habe ich das noch nicht gehört‘. «<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

Die Stadt Göttingen und ihre Menschen<br />

haben mich mit offenen Armen aufgenommen“,<br />

erzählt Jochen Schäfsmeier<br />

dankbar, der seit Mai vergangenen<br />

Jahres offiziell Geschäftsführender Intendant<br />

der Händel-Festspiele in der<br />

Leinestadt ist. Im gleichen Atemzug hebt er seinen Vorgänger<br />

Tobias Wolff hervor, der aus seiner Sicht über<br />

zehn Jahre eine fantastische Arbeit geleistet hat. „Ich<br />

habe mit ihm in meinen ersten drei Monaten zusammengearbeitet<br />

– und wir haben das beide als überraschend<br />

wohltuend empfunden“, sagt er und schmunzelt bei dem<br />

Gedanken an seine ersten Tage im Amt. „Während der<br />

eine seine liebgewonnene Aufgabe aufgeben musste,<br />

wollte sich der andere profilieren. Letztlich haben wir<br />

uns gegenseitig den Übergang erleichtern können.“<br />

Wolff, der als Intendant an die Oper Leipzig gewechselt<br />

ist, habe ihm zudem vor dem Abschied noch einige<br />

Türen geöffnet. „Schnell habe ich gemerkt, dass hier<br />

viele Leute einfach große Lust auf Händel haben und<br />

wissen, was wir machen“, sagt Schäfsmeier. „Ich musste<br />

und muss das in Gesprächen so gut wie nie erklären.“<br />

Es gäbe außerdem immer hilfsbereite Menschen, die ihm<br />

Fragen beantworteten oder Kontakte vermittelten. Im<br />

Laufe des Gesprächs wird klar, dass Göttingen und die<br />

Händel-Festspiele für den gebürtigen Hannoveraner<br />

aus noch viel mehr Gründen ein Volltreffer zu sein<br />

scheinen.<br />

BEVOR ER DIE AUFGABEN als Intendant übernahm, war<br />

der studierte Klarinettist in der Welt viel herumgekommen.<br />

„Ich habe mit verschiedenen Orchestern bei Konzertreisen<br />

rund 50 Länder rund um den Globus besucht“,<br />

sagt er bei einer Tasse Kaffee auf seine bisherigen Stationen<br />

zurückblickend. So war er von 1995 bis 2001 als<br />

Orchester-Manager mit dem Jeunesses Musicales Weltorchester<br />

unterwegs und verantwortete im Anschluss als<br />

Geschäftsführer die Geschicke der Hamburger Camerata.<br />

Bevor er in Göttingen startete, war er mehr als 15 Jahre<br />

Geschäftsführer des Concerto Köln gewesen, eines auf<br />

historische Aufführungen der Musik des 18. und frühen<br />

19. Jahrhunderts spezialisierten Orchesters.<br />

„Ich habe jede dieser vielen Reisen genossen, fand dabei<br />

das gemeinsame Erleben der Musik immer aufregend<br />

und habe mir einen großen Freundeskreis in der Musikerwelt<br />

aufbauen dürfen“, betont Schäfsmeier. Nach 25 Jahren<br />

des Umherreisens habe er jedoch schließlich einen<br />

Platz zum Ankommen gesucht. „Ich wollte einen Ort<br />

finden, an dem ich langfristig wirken und die Gemeinschaft<br />

aktiv mitgestalten kann.“ Dass es Göttingen geworden<br />

ist, freut ihn gleich doppelt. Zum einen kann er<br />

hier – gemeinsam mit dem neuen künstlerischen Leiter<br />

George Petrou – eine der renommiertesten Händel-Veranstaltungen<br />

weltweit weiterentwickeln und ihr mit seinen<br />

Ideen neue Impulse verleihen. Zum anderen ist es<br />

eine Rückkehr an den Ort, mit dem er viele Kindheitserinnerungen<br />

verbindet. „Meine Großeltern haben in<br />

der Nähe der Stadthalle gelebt – meine Eltern haben sich<br />

hier kennen und lieben gelernt“, sagt er und gewährt damit<br />

einen sehr persönlichen Einblick. „Als ich zu den<br />

ersten Gesprächen hier angekommen bin, war das ein<br />

Déjà-vu. Obwohl ich zuvor 30 Jahre nicht in Göttingen<br />

war, habe ich mich sofort an viele Plätze, Orte und Erlebnisse<br />

erinnert.“ Göttingen sei zwar eine kleine, aber sehr<br />

lebendige, junge Stadt, die im Vergleich zu anderen Orten<br />

auf der Welt voller Buchhandlungen sei.<br />

AUF DIE FRAGE, wie es mit den Händel-Festspielen unter<br />

seiner Leitung weitergehen wird, kommt die erste Antwort<br />

von Schäfsmeier sehr spontan: „Zusammen mit George<br />

Petrou will ich dem Publikum weiterhin ein Festival<br />

bieten, das begeistert. Als die Neuen dürfen und werden<br />

wir dabei Dinge einfach ausprobieren. Das reizt mich an<br />

dieser Aufgabe sehr.“ Auch das Motto des diesjährigen<br />

Festivals – des ersten, das er mit Petrou zusammengestellt<br />

hat –, deutet in diese Richtung: ,Neue Horizonte‘.<br />

Wichtig sei ihm zukünftig, nicht immer das Erwartbare<br />

zu bedienen und nichts Langweiliges anzubieten. „Ich<br />

würde mich freuen, wenn Leute nach dem Besuch eines<br />

Konzerts sagen: ‚So habe ich das noch nicht gehört‘“,<br />

erklärt der Intendant und macht damit den eigenen Anspruch<br />

an sich und die Festspiele klar.<br />

Gelingen soll das mit einer ausbalancierten Mischung<br />

aus neuen Ideen und Perspektiven sowie bereits erfolgreich<br />

etablierten Formaten und Ansätzen. „Schon in<br />

meiner Tätigkeit als Orchester-Manager ging es darum,<br />

bestehende Dinge auszubauen, weiterzuentwickeln und<br />

immer auch dafür zu sorgen, neue Richtungen einzuschlagen.“<br />

Für das diesjährige Programm hat Schäfsmeier zum<br />

Beispiel Musiker aus seinem persönlichen Netzwerk,<br />

etwa Concerto Köln oder Julia Lezhneva, eingeladen,<br />

aber auch bekannte Gesichter wiederholt engagiert, die<br />

bereits Teil der Händel-Familie sind. Dazu gehören das<br />

NDR Vokalensemble und Ensembles aus dem ,EEEEemerging+<br />

Programm‘ wie Cembaless oder L‘Apothéose.<br />

92 1 |<strong>2022</strong>


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NACH DEM JUBILÄUMSPROGRAMM zum 100-jährigen<br />

Bestehen des Festivals, das 2021 aufgrund der Pandemie<br />

ein Jahr später als das tatsächliche Jubiläum stattfand,<br />

sei nun auch ein guter Zeitpunkt, neu zu denken. Es<br />

könne nicht jedes Jahr eine Steigerung mit immer neuen<br />

Superlativen geben. „Wir wollen die Händel- Festspiele<br />

jetzt für die Zukunft gut aufstellen“, erklärt Jochen<br />

Schäfsmeier die Zielsetzung. „Hier beschleunigt die Pandemie,<br />

die wie ein Vergrößerungsglas gewirkt hat, auch<br />

bei uns die Auseinandersetzung mit wichtigen Fragen,<br />

denen wir uns stellen müssen: Wie sieht das Publikum<br />

der Zukunft aus? Für wen machen wir das? Machen wir<br />

das für alle?“<br />

Heute müsste man Besucher gewissermaßen neu überzeugen,<br />

Konzerte zu besuchen. Für viele Menschen ginge<br />

es durch Corona nicht mehr nur darum, ob sie Lust auf<br />

klassische Live-Musik hätten. „Besucher müssen sich sicher<br />

genug fühlen, in die Oper zu gehen. Ohne überzeugendes<br />

Hygienekonzept ist das nicht möglich. Durch die<br />

letzte Spielzeit sind wir ohne Infektion gekommen. Das<br />

können wir also“, sagt Intendant Schäfsmeier und geht<br />

auf einen weiteren Effekt der Pandemie ein, mit dem er<br />

sich auseinandersetzen muss. „Für einige Menschen hat<br />

sich das kulturelle Erleben mit Netflix und anderen<br />

Streamingdiensten verändert. Auch dieser Entwicklung<br />

müssen wir Rechnung tragen.“<br />

Und das hat er gemeinsam mit dem Team getan: Die<br />

neue Streaming-Plattform www.haendel-channel.de bot<br />

bereits zu Beginn des Jahres viele Inhalte ohne Bezahlschranke,<br />

also kostenlos, an. Zu finden sind Highlights<br />

der Jubiläumsfestspiele 2021 wie das letzte Solokonzert<br />

Laurence Cummings‘ als Künstlerischer Leiter der Internationalen<br />

Händel-Festspiele oder die große Jubiläumsgala<br />

unter anderem unter der Leitung von Nicholas<br />

McGegan, der von 1991 bis 2011 künstlerischer Leiter<br />

der Festspiele war. In Zukunft werden Inhalte auch kostenpflichtig<br />

bereitgestellt. Was nicht nur an den neuen<br />

Gewohnheiten des Publikums liegt: „So dankbar wir<br />

auch für alle Förderprogramme sind – wir wollen trotzdem<br />

unser Geld gern selber verdienen, den Eigenanteil<br />

wieder ausbauen“, so Schäfsmeier. „Dazu brauchen wir<br />

natürlich nicht nur neue Erlösquellen, sondern weiterhin<br />

das Publikum, das live in unsere Veranstaltungen gehen<br />

will und die gewisse Exklusivität auch unterstützt.“<br />

JOCHEN SCHÄFSMEIER IST, wie es scheint, nicht nur in<br />

Göttingen angekommen, sondern bereits intensiv in seiner<br />

Arbeit vertieft – und das mit einem konkreten Ziel:<br />

Er will dafür sorgen, dass das Händel-Publikum nach<br />

der ersten auch die zweite Karte kauft. „Die erste könnte<br />

man den fachkundigen Händel-Freunden vielleicht noch<br />

aufschwatzen, die zweite ist die wichtigste: Sie wird aus<br />

Überzeugung gekauft.“ ƒ<br />

Persönlicher Tipp:<br />

„Herr Schäfsmeier, worauf freuen Sie sich bei den<br />

diesjährigen Händel-Festspielen am meisten?“<br />

Wenn man so viele Programme gleichermaßen mit<br />

Herzblut und Vorfreude zusammengestellt hat, ist<br />

es schwierig, einzelne hervorzuheben: Ich persönlich<br />

freue mich über die Festspieloper, die herausragende<br />

Sänger und Sängerinnen in einer aufwendigen<br />

Produktion nach Göttingen bringt. Aber ich freue<br />

mich ebenso auf das Wiedersehen mit Concerto Köln<br />

und dem NDR Vokalensemble beim Belshazzar<br />

sowie auf Julia Lezhneva beim Gala-Konzert.<br />

Eine Handvoll Geheimtipps mit Konzerten an besonderen<br />

Orten oder besonderen Zusammenstellungen<br />

haben wir auch – aber da sollte sich jeder und jede<br />

selbst auf die persönliche Schatzsuche machen.<br />

haendel-festspiele.de<br />

Zur Person<br />

Jochen Schäfsmeier wird 1968 in Lehrte bei Hannover<br />

geboren. Seine musikalische Laufbahn beginnt mit einem<br />

Musikstudium an der Hochschule für Musik in Saarbrücken,<br />

währenddessen er als Klarinettist im Trio d'Anches der<br />

Musikhochschule des Saarlandes spielt.<br />

Seine Karriere startet 1995 als Orchester-Manager des<br />

Jeunesses Musicales Weltorchesters (Berlin). Danach führt<br />

er von 2002 bis 2005 die Geschäfte der Hamburger Camerata<br />

und im Anschluss des Orchesters Concerto Köln bis 2020.<br />

Von 2014 bis 2021 ist er zudem Lehrbeauftragter für<br />

Ensemblemanagement und Orchestergeschichte an der<br />

Hochschule Macromedia, University of Applied Sciences.<br />

Im Mai 2021 tritt Jochen Schäfsmeier schließlich sein<br />

Amt als Geschäftsführender Intendant der Internationalen<br />

Händel-Festspiele Göttingen an. Er ist verheiratet, Vater<br />

eines Sohnes und wohnt in Göttingen und Köln.<br />

94 1 |<strong>2022</strong>


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Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />

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mensch<br />

Der griechische Dirigent und Regisseur<br />

George Petrou gilt als einer der weltweit<br />

führenden Barock- und Händelspezialisten.<br />

In diesem Jahr will er als künstlerischer Leiter<br />

auch den Händel-Festspielen in Göttingen<br />

seine persönliche Note verleihen.<br />

Verliebt<br />

in Händel<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />

In die Händel-Festspiele in Göttingen involviert zu<br />

sein, ist eine große Freude und Ehre“, sagt der<br />

Pianist, Dirigent und Regisseur George Petrou, der<br />

seit diesem Jahr die musikalische Leitung vor Ort<br />

übernommen hat. „Es ist eines der ältesten Barock-Festivals<br />

der Welt und hat beim Revival dieser Musik<br />

eine große Rolle gespielt. Es hat dazu beigetragen,<br />

dass Menschen diese Klänge wieder neu für sich entdecken.“<br />

Wenn man sich mit der bisherigen musikalischen Reise<br />

von George Petrou beschäftigt, deuten alle Vorzeichen<br />

darauf hin, dass er es kann. Ähnlich rastlos wie der<br />

sagenumwobene Held Odysseus auf dem zehnjährigen<br />

Rückweg von Troja ins heimatliche Ithaka ist Petrou seit<br />

Jahren als Botschafter der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts<br />

in der Welt unterwegs. Dabei hat er in vielen<br />

Städten Europas und im Rest der Welt bereits musikalische<br />

Spuren hinterlassen – zum Beispiel als musikalischer<br />

Leiter und Dirigent des Orchesters Armonia Atenea<br />

von 2012 bis 2021 oder als Gast dirigent auf Einladung<br />

zahlreicher bedeutender Orchester und Opernhäuser.<br />

So auch in Göttingen. Gemeinsam mit Nicholas<br />

McGegan und Laurence Cummings lieferte er im September<br />

2021 eine unvergessene Jubiläumsgala ab, in der<br />

inzwischen hundertjährigen Festspielgeschichte die erste<br />

mit drei Dirigenten. Und jetzt ist er als Nachfolger von<br />

Cummings angetreten, um den Händel-Festspielen seinen<br />

Stempel aufzudrücken.<br />

96 1 |<strong>2022</strong>


mensch<br />

1 |<strong>2022</strong> 97


mensch<br />

„Ich habe mich früh für die Musik von Händel begeistert<br />

– sie ist eine meiner großen Lieben“, erzählt Petrou<br />

schwärmerisch, um im Anschluss auf charmante Weise<br />

tiefzustapeln. „Mittlerweile gibt es viele Menschen, die<br />

glauben, dass ich ein Händel-Spezialist bin.“ Es spricht<br />

einiges dafür: zum einen die unzähligen Auftritte bei<br />

Händel-Festspielen in Halle und Karlsruhe oder 2014<br />

der Auftritt mit dem ersten griechischen Orchester bei<br />

der BBC Night of the Proms, zum anderen die vielen<br />

CD- Einspielungen wie beispielsweise die Gesamtaufnahmen<br />

von Händels Alessandro für das Musiklabel Decca.<br />

Vor allem sind es die begeisterten Besprechungen und<br />

Kritiken, die das musikalische Wirken von George Petrou<br />

begleiten: Immer wieder ist die Rede von „furiosen“<br />

oder „aufsehenerregenden“ Aufführungen, „musikalischen<br />

Höhepunkten“ und „maßstabsetzenden“ Aufnahmen.<br />

DABEI HÄTTE ES AUCH GANZ ANDERS KOMMEN können,<br />

denn der Musiker stammt nicht aus einer künstlerisch<br />

orientierten Familie, wie er selber sagt. „Aber<br />

Kunst war immer ein Teil meines Lebens. Meine Eltern<br />

haben mich in meinem Interesse für Theater, Musik und<br />

Museen immer unterstützt“, sagt er heute dankbar zurückblickend.<br />

„Das ist auch so geblieben, als ich mein<br />

Jurastudium abgebrochen habe, um mich auf Musik und<br />

das Klavierspielen zu konzentrieren.“ Nach dem Studium<br />

am Athener Konservatorium sowie am Royal College<br />

und an der Royal Academy of Music in London<br />

machte der Musiker sich dann auch zunächst als Konzertpianist<br />

einen Namen. Doch sein Interesse an Musik<br />

habe sich mit der Zeit verändert, „weil Klavierspielen<br />

manchmal einsam sein kann“.<br />

Er schlug, gemeinsam mit dem Orchester Armonia<br />

Atena und auch als Solokünstler, eine Karriere als Dirigent<br />

ein, die schnell internationale Engagements und<br />

Auftritte mit sich brachte. Sein musikalisches Interesse<br />

erstreckte sich dabei von Händel und Verdi bis zur<br />

zeitgenössischen Oper. Die intensive Beschäftigung mit<br />

Opern habe einen weiteren großen Effekt auf seine<br />

Weiterentwicklung als Musiker und Künstler gehabt. „Je<br />

mehr ich mich mit Opern auseinandergesetzt habe, desto<br />

mehr wollte ich meine eigenen Vorstellungen in die Inszenierung<br />

einbringen“, erklärt Petrou. „Mich hat die<br />

Idee fasziniert, sowohl die Interpretation der Musik als<br />

auch die Gestaltung der Bilderwelt und Dramaturgie in<br />

meiner Hand zu vereinen.“<br />

AUCH HIER HABEN ES IHM DIE WERKE HÄNDELS besonders<br />

angetan. „Händel war nicht nur ein begnadeter<br />

Komponist, sondern einer der größten Dramatiker in der<br />

Opern-Geschichte“, sagt Petrou beinahe euphorisch. „Er<br />

hatte einen ausgeprägten Instinkt für Theater, für Geschichten.<br />

Er hat aus meiner Sicht unübertroffene Meisterstücke<br />

geschrieben, die sich auch heute noch modern<br />

anfühlen und die Zuschauer ansprechen.“<br />

ER SEI ÜBERZEUGT, DASS HÄNDELS MUSIK von jedem<br />

verstanden werden könnte, nicht nur von Experten.<br />

„Verstehen Sie das nicht falsch, natürlich sind die Interpretation<br />

und die Inszenierung seiner Musik enorm<br />

wichtig, um sie für möglichst jeden zugänglich zu machen“,<br />

sagt er ergänzend. Eine Oper sei dabei ein Gesamtkunstwerk,<br />

in das viele Menschen ihr Herzblut, ihre<br />

ganze Energie steckten und etwas Wunderbares erschaffen<br />

würden. Wie das aussieht, könne das Göttinger Publikum<br />

in diesem Jahr besonders gut an der Oper ,Giulio<br />

Cesare‘ sehen, die Petrou als Dirigent und Regisseur<br />

während der diesjährigen Festspiele im Mai mit der Nederlandse<br />

Reisopera aufführen wird. In den Niederlanden<br />

wurden die ersten Aufführungen, unter anderem in<br />

Amsterdam und Groningen, begeistert aufgenommen.<br />

Ihm sei es vor allem darum gegangen, die intensive Geschichte<br />

mit Abenteuer, großen Gefühlen und Humor als<br />

Ohren- und Augenschmaus mit großen Bildern zu inszenieren.<br />

„Mit dem wundervollen Ensemble ist das eine<br />

reine Freude, da alle tolle Sängerinnen und Sänger zugleich<br />

Schauspieler sind“, sagt Petrou begeistert.<br />

ER KÖNNE ES KAUM ERWARTEN, die Reaktion des Göttinger<br />

Publikums zu sehen und zu hören. Sein Ziel sei, so<br />

betont Petrou, den Menschen in jeder der zahlreichen<br />

Vorstellungen einen guten Grund zu geben, immer wieder<br />

zu kommen. „Ich lebe für den Applaus. Ich bin<br />

glücklich, wenn ich ihn zusammen mit den Musikern<br />

bekomme. Das motiviert mich, treibt mich an“, sagt der<br />

künstlerische Leiter unumwunden. „Kritiken lese ich<br />

auch – und bin traurig, wenn es schlechte sind.“ Aber er<br />

höre gern, wenn Menschen über eine Inszenierung diskutierten.<br />

„Wenn es uns gelingt, dass wenigstens ein<br />

paar Menschen im Publikum sagen, dass sie diese Oper<br />

lieben, dann haben wir einen guten Job gemacht.“ ƒ<br />

Zur Person<br />

Der in Griechenland geborene George Petrou macht nach<br />

seinem Musikstudium in Athen und London zunächst als<br />

Konzertpianist Karriere. Während seiner anschließenden<br />

Laufbahn als Dirigent ist er von 2012 bis 2021 künstlerischer<br />

Leiter des renommierten Orchesters Armonia<br />

Atenea, vormals Camerata Athen, und tritt zudem als<br />

Gastdirigent bei diversen europäischen Orchestern und<br />

Opernhäusern auf. Seit Mai 2020 ist Petrou Chefdirigent<br />

des Griechischen Nationalradioorchesters. Ab der Spielzeit<br />

2021/22 übernimmt er die künstlerische Leitung der<br />

Händel- Festspiele Göttingen. Darüber hinaus hat er<br />

bereits zahlreiche hochgelobte Alben veröffentlicht, für die<br />

er Auszeichnungen wie den Gramophone Editor’s Choice,<br />

Diapason d’Or und den Echo Klassik 2008 erhielt.<br />

98 1 |<strong>2022</strong>


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PROFIL<br />

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Goethe Institut am alten Güterbahnhof<br />

in Göttingen<br />

Dipl.-Ing. Kai-Oliver Becker<br />

ist neuer Niederlassungsleiter<br />

Personalwechsel in der Goldbeck-Niederlassung Kassel<br />

Neues Geschäftsjahr, neue Niederlassungsleitung: Zum 1. April <strong>2022</strong> übernimmt Kai-Oliver Becker die Leitung der<br />

Goldbeck-Niederlassung in Kassel. In seiner neuen Position ist er künftig für ein Team von über 65 Mitarbeiter:innen und<br />

zahlreiche Bauprojekte verantwortlich – und der Nordhesse hat große Pläne: Perspektivisch möchte er die Niederlassung<br />

zum Lebenszykluspartner für kommunale und gewerbliche Immobilien in der Region Kassel weiter ausbauen.<br />

Bereits seit 20 Jahren ist das europaweit<br />

tätige Bau- und Dienstleistungsunternehmen<br />

mit einer Niederlassung in<br />

der Region vertreten und hat seither zahlreiche<br />

namhafte Projekte umgesetzt – darunter<br />

sind Projekte wie die Sparkassen-Arena oder<br />

das neue Goethe-Institut am alten Güterbahnhof.<br />

Zum 01. April <strong>2022</strong> übernimmt Kai-Oliver<br />

Becker die Leitung der Niederlassung – für<br />

den Nordhessen aus verschiedenen Gründen<br />

eine ganz besondere Aufgabe: „Im Jahr<br />

2007 begann hier in der Niederlassung Kassel<br />

meine Karriere als Projektleiter bei Goldbeck.<br />

Das war eine spannende Zeit, in der ich die<br />

Region, unsere Wirtschaft und unsere Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer noch näher<br />

kennenlernen konnte,“ erklärt Becker. Anschließend<br />

übernahm er die Leitung der Goldbeck<br />

Niederlassung Bremen und später der<br />

Niederlassung Schul- und Bestandsgebäude<br />

in Bielefeld.<br />

HESSEN IST DER BAUINGENIEUR dabei<br />

dennoch immer treu geblieben: „Ich lebe mit<br />

meiner Familie in Baunatal und bin in den<br />

vergangenen Jahren gependelt. Jetzt freue<br />

ich mich auf die zusätzliche Zeit mit meiner<br />

Familie und zugleich auf die neuen Herausforderungen<br />

und spannenden Projekte gemeinsam<br />

mit Herrn Bengt Wilken, welcher für die<br />

Region Südniedersachen für Sie weiterhin vor<br />

Ort ist.“<br />

ZULETZT LEITETE BECKER IN BIELEFELD<br />

eine auf Bestands- und Schulgebäude spezialisierte<br />

Niederlassung. Die Kasseler Niederlassung<br />

hat in den vergangenen Jahren hingegen<br />

vor allem Neubauten in der Region realisiert<br />

– darunter Logistik- und Produktionshallen,<br />

Bürogebäude sowie Parkhäuser. Beckers Ziel:<br />

Die Produktpalette nach und nach um Goldbeck-Kompetenz<br />

erweitern. „Bisher haben<br />

wir in der Region nur vereinzelt Projekte für<br />

die öffentliche Hand umgesetzt. Dabei kommen<br />

die Vorteile unserer systematisierten<br />

Planungs- und Bauweise hier besonders<br />

zum Tragen, denn wir können Schulgebäude,<br />

Wohngebäude und Verwaltungsgebäude<br />

nicht nur besonders schnell, wirtschaftlich<br />

und nachhaltig realisieren, sondern auch die<br />

Schnittstellendichte reduzieren. Auch die<br />

Teil- und Kernsanierung oder Erweiterung<br />

von Bestandgebäuden wird, gerade mit Blick<br />

auf die Nachhaltigkeit von Gebäuden, immer<br />

wichtiger. Mein großes Ziel ist es deshalb, die<br />

Produktpalette der Niederlassung zu erweitern<br />

und künftig sowohl gewerbliche als auch<br />

öffentliche Kunden in der Region Südniedersachsen<br />

entlang des gesamten Lebenszyklus<br />

ihrer Immobilien professionell zu begleiten –<br />

vom Design über den Neu- und Umbau bis<br />

hin zu Services in der Betriebsphase.“<br />

KONTAKT<br />

GOLDBECK Nord GmbH<br />

Kai-Oliver Becker<br />

Niederlassungsleiter<br />

Heinrich-Hertz-Straße 3a<br />

34123 Kassel<br />

Tel. 0561 589020<br />

kai.becker@goldbeck.de<br />

www.goldbeck.de


leben<br />

102 1 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Die Null muss stehen<br />

Rico Hausmann gründet aus seinem einstigen Kinderzimmer in Osterode heraus ein<br />

Unternehmen für nachhaltig produzierte Sportbekleidung und ist damit auf dem besten Weg<br />

den weltweiten Markt zu revolutionieren.<br />

TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE LUKA GORJUP<br />

LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />

Es muss für Rico Hausmann ein abstruses Gefühl<br />

gewesen sein: Den Master-Abschluss in Marketing<br />

und Vertriebsmanagement in der Tasche,<br />

das Hannoveraner Studentenleben hinter sich<br />

lassen, alle Kumpels starten in die gut bezahlte Karriere.<br />

Und er? Geht zurück ins alte Kinderzimmer nach<br />

Osterode am Harz. „Ich musste mich komplett zurück<br />

auf null reduzieren“, erzählt der heute 30-Jährige rückblickend.<br />

Das lag nicht an ,null Plan‘, sondern an ,null<br />

Bock‘, und zwar auf konventionelle Sportbekleidung.<br />

Doch unsere Geschichte beginnt ein halbes Hausmann-<br />

Leben früher.<br />

1 |<strong>2022</strong> 103


leben<br />

Erfolgreiches Umdenken<br />

Die Funktionskleidung von<br />

Gymbassador soll – wenn es nach<br />

dem Gründer geht – in zehn Jahren<br />

,der faire Partner an der Seite eines<br />

jeden Sportlers sein‘.<br />

SPORT WAR SCHON IMMER seine große Leidenschaft.<br />

In der Jugend als ambitionierter Fußballer unter anderem<br />

beim VfR Osterode, inzwischen als leidenschaftlicher<br />

Läufer und fleißiger Fitnessstudiobesucher. Alles<br />

war und ist auf diese Passion ausgerichtet. Das zweite<br />

Hobby ist das Interesse an der Mode branche, speziell an<br />

Sportbekleidung. „Mit 14, 15 Jahren haben ich angefangen,<br />

mich intensiv damit zu befassen, wie die Sachen von<br />

all den großen Sportmarken entstehen, und habe mir dadurch<br />

autodidaktisch ein tiefes Know-how angeeignet“,<br />

sagt Hausmann. Die Geschäftsidee lag also auf der Hand,<br />

seine Hobbys zum Beruf zu machen. Ein Vertreter des<br />

Sports und all den Werten, die er damit verbindet, wollte<br />

der sympathische Harzer sein. Daran orientiert sich<br />

auch der Name der Marke, die er schon während des<br />

Studiums in der niedersächsischen Landeshauptstadt<br />

gründet: Gymbassador – eine Kombination aus dem englischen<br />

,gym‘, also etwa Sporthalle oder Fitnessstudio,<br />

und ,ambassador‘ für Botschafter oder Repräsentant.<br />

Gymbassador sollte kein weiterer Sportausstatter auf<br />

dem riesigen Markt sein, sondern ein besonderer. Ein<br />

komplett nachhaltiger, der rundum verantwortungsvoll<br />

produziert. Diese Vision in Teilzeit umzusetzen ist undenkbar.<br />

Aber ohne jegliches Startkapital steht Hausmann<br />

vor der Frage: es wie seine Kommilitonen machen<br />

und ab in die freie Wirtschaft – oder seinem Traum<br />

nachjagen? Die Antwort war denkbar einfach, der Weg<br />

dazu alles andere.<br />

Das alte Kinderzimmer in Osterode war dann praktisch<br />

das einzig bezahlbare Büro, Lager und Logistikzentrum<br />

in einem. Ganz allein startet Hausmann vor vier<br />

Jahren seine Mission, nimmt einen Kredit auf, erstellt<br />

einen Online-Store, platziert die Marke ohne nennenswertes<br />

Werbebudget in den sozialen Medien, lässt die<br />

ersten 500 T-Shirts produzieren – und dann? „Es hat ein<br />

wenig gedauert, ehe ich über die ersten Bestellungen gejubelt<br />

habe“, erzählt der Gründer. Dabei erwies es sich<br />

als Stärke, dass der digitale Marktplatz derart professionell<br />

daherkam, dass damals niemand erahnte, dass das<br />

Paket mit der schicken Ware im Kinderzimmer verpackt<br />

wurde. So fingen zunehmend Menschen quer durch<br />

Deutschland an, sich für die nachhaltige Sportbekleidung<br />

zu interessieren<br />

GYMBASSADOR IST ANFANGS ein reines Familienbollwerk.<br />

Als es für Geschäftsführer und Produktentwickler<br />

und Marketingmanager und Lagerlogistiker und Buchhalter<br />

Rico Hausmann allein zu viel wird, hilft ihm seine<br />

Mutter beim Packen der Pakete, Bruder Marco beim<br />

Vermarkten der Ware. Die beiden ziehen gemeinsam<br />

durch Südniedersachsen, präsentieren die Produkte in<br />

regionalen Fitnessstudios und bei Sportveranstaltungen.<br />

Hausmann identifiziert sich mit seiner Heimat. „Wir<br />

sind stolz, als Start-up aus Osterode erfolgreich zu sein<br />

– sonst verbindet man solche Geschichten meist nur mit<br />

Berlin, Hamburg und München“, sagt er zufrieden.<br />

Und Grund, stolz zu sein, hat der junge Gründer allemal.<br />

Der immense Kraftakt, mindestens 60 Arbeitsstunden<br />

in der Woche, wenige bis keine freien Tage und sein<br />

kooperativ-diplomatischer Führungsstil zahlten sich aus.<br />

Er kann zwei weitere Mitarbeiter anstellen, denen er viel<br />

Eigenverantwortung zugesteht. Seine Funktionskleidung<br />

verkauft sich von Jahr zu Jahr besser, vor allem die<br />

Damenleggins und der Sport-BH sind fast permanent<br />

104 1 | <strong>2022</strong>


leben<br />

»Wir sind stolz, als Start-up aus<br />

Osterode erfolgreich zu sein – sonst<br />

verbindet man solche Geschichten<br />

meist nur mit Berlin, Hamburg<br />

und München. «<br />

vergriffen. Generell ist die Mehrheit der Kunden weiblich,<br />

aber die Herren ziehen gerade ordentlich nach.<br />

15 Produkte je Geschlecht bietet Gymbassador inzwischen<br />

an.<br />

2020 VERLEGT HAUSMANN seinen Lebensmittelpunkt<br />

dann wieder zurück an seinen einstigen Studienort<br />

Hannover. Mit seinem Unternehmen residiert er regelmäßig<br />

in der schicken ,Hafven Innovation Community‘,<br />

einem modernen Co-Working-Space in der Hannoveraner<br />

Nordstadt.<br />

Darum, profitabel zu sein, gehe es erstmal nicht, meint<br />

Hausmann und strahlt dabei eine ruhige und entspannte<br />

Gelassenheit aus. Die Grundlage ist gelegt, das Erwirtschaftete<br />

reinvestiert Hausmann direkt wieder, um die<br />

Produkte noch nachhaltiger zu gestalten und Marketing<br />

zu betreiben. Für strategische Partnerschaften und Investoren<br />

sei er jedoch offen.<br />

Was verdient wird, soll in neue Innovationen umgesetzt<br />

werden. „Es geht mir nicht darum, den Finger in<br />

die Wunde zu legen und zu zeigen, was hinter den Kulissen<br />

in der Bekleidungsindustrie möglicherweise alles<br />

schiefläuft“, sagt er voller Überzeugung. „Ich konzentriere<br />

mich lieber darauf, was wir richtig gut können.“<br />

Beispiel gefällig? Um seine Proto typen unter fairen Arbeits-<br />

und Umweltbedingungen in Serie fertigen zu lassen,<br />

lokalisierte Hausmann Fabrikpartner in Portugal.<br />

Dort wird nach EU-Standards gearbeitet, und per dreidimensionaler<br />

Webetechnik werden bis zu 60 Prozent an<br />

Schnittabfällen gespart. „Bei herkömm lichen Schnittund<br />

Nähverfahren fällt nicht selten ein Großteil des<br />

Stoffs als Müll weg“, erklärt der Gründer. „Unsere Maschinen<br />

dort fertigen hingegen unsere Sportbekleidung<br />

aus beinahe einem Stück.“ Als Material werden aufgrund<br />

der benötigten Funktionalität beim Sport zumeist<br />

noch Kunstfasern verwendet, da beispielsweise Baumwolle<br />

den Schweiß aufsaugt und riechen würde. Allerdings<br />

arbeitet Gymbassador fortan mit recycelten Funktionsgarnen.<br />

„Weltweit wird nur weniger als ein Prozent<br />

an gebrauchter Kleidung zu neuer Kleidung recycelt.<br />

Unsere neue Vision-Kollektion besteht zu 53 Prozent aus<br />

recycelten Textilien und Herstellungsverschnitten“, so<br />

Hausmann. „Meine Zukunftsvision ist es, den Kreislauf<br />

zu schließen, indem unsere Kunden ihre getragene Kleidung<br />

an uns zurückgeben können, sodass wir sie recyceln<br />

und daraus neue Ware produzieren können“, erklärt er<br />

weiter. Derzeit landen weltweit noch 87 Prozent an Altkleidung<br />

auf Mülldeponien oder werden verbrannt.<br />

Brennen wiederum ist das Stichwort für den jungen<br />

Unternehmer. Feuer und Flamme war er in den vergangenen<br />

Monaten, um an einem Relaunch der Website –<br />

Gymbassador ist bislang nur online verfügbar – zu arbeiten.<br />

Dabei herausgekommen ist der Claim ,Your gym<br />

is everywhere‘, übersetzt: Dein Sportstudio ist überall.<br />

„Es soll zum Ausdruck bringen, dass man überall alles<br />

machen kann, um fit und gesund zu bleiben. Egal ob allein,<br />

in der Gruppe, im Studio oder in der Natur. Es geht<br />

um die Leidenschaft für den Sport und die pure Lust an<br />

der Bewegung“, sagt der selbst noch recht fitte Chef,<br />

dessen Start-up sich primär auf Individualsportarten wie<br />

Fitness, Laufen, Yoga & Co. fokussiert. Nächster Schritt<br />

in der Evolution soll nachhaltige Kleidung für den Freizeitbereich<br />

werden, unter anderem mit Shirts aus 100<br />

Prozent Bio-Baumwolle.<br />

WENN HAUSMANN an sein Kinderzimmer zurückdenkt,<br />

weiß er, den richtigen Weg gewählt zu haben und sich<br />

nach wie vor darauf zu befinden. Er steht hinter seiner<br />

Marke. „Es geht mir nicht darum, von heute auf morgen<br />

der perfekte Mensch zu sein, sondern einfach ins Umdenken<br />

zu kommen. Das möchte ich mit Gymbassador<br />

ausdrücken.“ Sein Wunsch sei es, dass seine Firma als<br />

die Marke angesehen wird, bei der jeder weiß, dass sie<br />

für nachhaltig produzierte Performance-Sportswear steht.<br />

„Der faire Partner an der Seite eines jeden Sportlers.“ In<br />

zehn Jahren soll das so weit sein. Die Null spielt dennoch<br />

weiterhin die größte Rolle auf dem Weg dorthin.<br />

Null Emissionen, null Abfall, null Konvention. ƒ<br />

KONTAKT<br />

Gymbassador<br />

gymbassador.com<br />

instagram.com/gymbassador<br />

facebook.com/gymbassador<br />

1 |<strong>2022</strong> 105


ANZEIGE<br />

Gegen Langeweile an den Wänden<br />

Mit dem Online-Shop meinewand.com treiben Sebastian Stahl und sein Team den Trend<br />

zu hochwertigen, designorientierten Tapeten und mutigeren Farben maßgeblich voran – und<br />

locken immer mehr Kunden auf der Suche nach Inspiration nach Rüdershausen.<br />

Kai Bergen (l.) und Sebastian Stahl<br />

„Wenn ich den Wow-Effekt<br />

bei den Kunden sehe,<br />

ihre Begeisterung für Tapeten,<br />

macht das schon richtig Spaß.“<br />

KAI BERGEN<br />

Noch ist Deutschland das Land der<br />

Raufaser und der Glattvliestapete“,<br />

sagt Sebastian Stahl, Geschäftsführer<br />

der VICTOR STAHL Malermeister GmbH in<br />

Rüdershausen und Inhaber des Online-Shops<br />

meinewand.com. „Aber die Menschen wagen<br />

langsam mehr. Das Interesse an spannenden,<br />

ausgefallenen Mustern bei Tapeten<br />

und mutigen, dazu passenden Farben nimmt<br />

stetig zu.“ Er ist sich sicher, dass auch opulent<br />

ausgestattete Fernsehserien wie ‚Babylon<br />

Berlin‘ oder ‚Das Damengambit‘ zu diesem<br />

Trend beitragen. Und Stahl weiß, wovon er redet:<br />

Seit 2005 betreibt er den Shop, der heute<br />

mit über 25.000 Produkten einer der umfangreichsten<br />

für hochwertige Wandgestaltung in<br />

Europa ist. „Wir haben nicht nur das größte<br />

Angebot an hochwertigen, design orientierten<br />

Tapeten. Meines Wissens sind wir der einzige<br />

Shop, der auch dazu passende edle Putze und<br />

Qualitätsfarben anbietet“, sagt Sebas tian Stahl<br />

und beschreibt so das einzigartige Konzept.<br />

NICHT NUR DIE AUFWENDIG produzierten<br />

Fotos der Hersteller im Shop geben Anregungen<br />

für die perfekte Gestaltung von Innenräumen.<br />

In Blogbeiträgen zeigen Stahl und sein<br />

Team, wie Wänden und Decken mit der beeindruckenden<br />

Designvielfalt von Tapeten und<br />

Wandbildern sowie geschickt eingesetzten<br />

Farben eine ganz neue Wirkung gegeben werden<br />

kann. „Mit der Wahl des richtigen Musters,<br />

der richtigen Farbe, werden alle Räume<br />

Teil eines schlüssigen Interior-Design-Konzepts“,<br />

erklärt Sebastian Stahl. „Das gilt nicht<br />

nur für Wohn-, Ess- oder Schlafzimmer, sondern<br />

auch für Bäder, Toiletten oder das Gäste-<br />

WC.“ Dieser Ansatz ist so erfolgreich, dass der<br />

Online-Shop in den vergangenen Jahren im<br />

deutschsprachigen Raum stark gewachsen ist<br />

und nun weitere Märkte in Europa erschlossen<br />

werden sollen. In einer englischen Version<br />

ist er bereits verfügbar, für Italien wird an<br />

einem Shop in der Landessprache gearbeitet.<br />

Mittlerweile arbeiten 15 Mitarbeiter für meinewand.com<br />

und den Victor-Stahl-Shop. Über<br />

diesen zweiten Shop werden deutschlandweit<br />

Profi-Malerfarben der Marken Brillux sowie<br />

Materialien für Fußbodentechnik von Thomsit<br />

vertrieben.<br />

Auch in der realen Welt sorgt der Online-<br />

Shop meinewand.com für einen unerwarteten<br />

Trend: Immer mehr Kunden aus ganz<br />

Deutschland reisen auf der Suche nach der<br />

besonderen Tapete in die 600 Quadratmeter<br />

große Ausstellung nach Rüdershausen. Und<br />

hier kommt Kai Bergen ins Spiel: Der erfahrene<br />

Raumausstattermeister zeigt den Kunden<br />

die Tapetenvielfalt und die passenden Farben<br />

live. „Viele Kunden können sich nur schwer<br />

vorstellen, wie eine Tapete in der Fläche wirkt“,<br />

sagt Bergen und benennt damit den aus seiner<br />

Sicht wichtigsten Grund für die steigenden<br />

Besucherzahlen. „Viele unserer designorientierten<br />

Tapeten muss man im Original<br />

sehen, um sie richtig zu erfassen.“ Dafür kämen<br />

Kunden aus Leipzig, Berlin oder Hamburg<br />

nach Rüdershausen.<br />

WENN MAN EINIGE der Tapeten und Wandbilder<br />

aus dem unglaublich umfangreichen<br />

Angebot sieht, wird schnell klar, was Bergen<br />

meint. Erst wenn man vor ihnen steht, kann<br />

man beispielweise die Proportionen und Größen<br />

der wundersamen Flugapparate, geometrischen<br />

Architekturdetails, fantastischen<br />

Wolkenlandschaften oder geheimnisvollen<br />

Tiermotive der Fornasetti-II-Kollektion von


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTOS: MARCO BÜHL<br />

Einzigartiges Konzept In der Ausstellung in Rüdershausen können über 6.000 Tapetenmuster im Original betrachtet werden.<br />

Cole & Son richtig einschätzen. Nur wenn<br />

man sie tatsächlich in der Hand hat, versteht<br />

man, dass sich das florale Muster der Tapete<br />

Trailing Orchid von Osborne & Little von der<br />

Raumdecke nach unten entfaltet. „Auch die Wirkung<br />

der Muster und grafischen Elemente von<br />

Jugendstil-, Art-déco- oder englischen Arts- and-<br />

Crafts-Tapeten entfaltet sich aus der Nähe<br />

betrachtet besonders gut“, erläutert Kai Bergen,<br />

der mit seiner Beratungskompetenz die<br />

Online-Welt des Shops mit der realen im Ausstellungsraum<br />

verbindet. „Wenn ich den Wow-<br />

Effekt bei den Kunden sehe, ihre Begeisterung<br />

für Tapeten, macht das schon richtig Spaß.“<br />

Gesteigert wird der Effekt durch das haptische<br />

Erlebnis, die Vliestapeten, Tapeten auf<br />

Papierträger und Vinyltapeten anzufassen.<br />

Und natürlich kann der erfahrene Raumausstatter<br />

den Kunden auch in Rüderhausen –<br />

genau wie im Online-Shop – eine große Bandbreite<br />

passender, hochwertiger Farben von<br />

Herstellern wie Sanderson, Zoffany, Farrow<br />

& Ball oder Little Greene zeigen. „Wir haben<br />

auch die entsprechenden Maschinen der Anbieter<br />

vor Ort, um alle denkbaren Farbtöne zu<br />

mischen“, ergänzt Sebastian Stahl.<br />

NOCH EINE WEITERE STÄRKE der Victor-<br />

Stahl-Unternehmensgruppe darf nicht vergessen<br />

werden: Sie verfügt über die Fachleute,<br />

um die Farben und Tapeten fachgerecht an<br />

die Wände und Decken der Kunden zu bekommen.<br />

Denn der 1970 gegründete Malerbetrieb<br />

Victor Stahl bildet den Ursprung und<br />

den Kern der Victor-Stahl-Unternehmensgruppe,<br />

die durch die beiden erfolgreichen<br />

Online-Shops komplettiert wird. Rund 70<br />

qualifizierte Mitarbeiter an drei Standorten<br />

führen nicht nur sämtliche Maler- und Tapezierarbeiten,<br />

sondern auch Parkett-, Fliesen-,<br />

Trockenbauarbeiten sowie die Trocknung und<br />

Sanierung von Wasserschäden aus. Das Team<br />

steht für Renovierungs-, Neubau- oder Umbaubauprojekte<br />

in Südniedersachsen, dem<br />

angrenzenden Thüringen und Nordhessen<br />

zur Verfügung.<br />

„So können wir stimmige Interior-Kon zepte<br />

für Wände, Decken und Fußböden ent wickeln<br />

und umsetzen“, erklärt Kai Bergen. „Wir<br />

möchten so gegen die Langeweile an den<br />

Wänden antreten und das Zuhause unserer<br />

Kunden und Kundinnen noch ein bisschen<br />

schöner machen.“<br />

TEXT: TOBIAS KINTZEL<br />

KONTAKT<br />

VICTOR STAHL Malermeister GmbH<br />

Hopfenhof 7, 37434 Rüdershausen<br />

Tel. 05529 91997-0<br />

info@victor-stahl.de<br />

www.victor-stahl.de<br />

www.meinewand.com


leben<br />

Geschichte erleben<br />

Mächtige Burgen, prunkvolle Schlösser und repräsentative Herrenhäuser zeugen von der reichhaltigen<br />

Kulturgeschichte Südniedersachsens. Ihre überdurchschnittlich hohe Dichte eingebettet in eine<br />

einmalig schöne Natur- und Flusslandschaft – das macht unsere faszinierende Region aus.<br />

Tauchen Sie mit den märchenhaften Aufnahmen unseres Fotografen Alciro Theodoro da Silva<br />

in die vergangenen Jahrhunderte ein und entdecken Sie altehrwürdige Gemäuer,<br />

in denen Geschichte erlebbar wird.<br />

TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

108 1 |<strong>2022</strong>


leben<br />

BURG HANSTEIN<br />

Die Burg Hanstein im Eichsfeld, deren Geschichte mehr als 1.000 Jahre zurückreicht,<br />

gilt als die schönste Burgruine Mitteldeutschlands. Sie liegt auf einem Felsen aus<br />

Bunt sandstein, dessen Gestein die Erbauer nutzten, und ist über einen steilen Weg von<br />

Bornhagen aus zu erreichen. Die freie Lage gewährt einen weiten Ausblick über das<br />

breite Tal der Leine, von wo aus in früheren Zeiten die meiste Gefahr drohte.<br />

Mit diesem einzigartigen Panoramablick über das Dreiländereck Hessen-Niedersachsen-<br />

Thüringen ist sie ein gefragtes Ausflugsziel – nicht nur unter Südniedersachsen. So wurden<br />

hier 2013 sogar einige Szenen des preisgekrönten Spielfilms ‚Der Medicus‘ gedreht.<br />

Heute finden in der Burg alljährlich am ersten Augustwochenende Ritterspiele statt.<br />

Tipp: Spitzengastronomie<br />

Unterhalb der Burg liegt der Klausenhof, der in mittelalterlichem Flair mit einer<br />

herausragenden Küche besticht und nach dem Ausflug zur Stärkung einlädt.<br />

Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Zurück zu den Wurzeln‘ (<strong>faktor</strong> 4|21) unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/zurueck-zu-den-wurzeln-zum-klausenhof-in-bornhagen<br />

Burgruine Hanstein, 37318 Bornhagen, www.burgruine-hanstein.de<br />

1 |<strong>2022</strong> 109


leben<br />

BURG PLESSE<br />

Die Burg Plesse im Göttinger Wald, reizvoll am Pleßforst<br />

gelegen, entstand bereits um das Jahr 1015 und ermöglicht<br />

einen großartigen Blick über das Leinetal. Schon seit<br />

dem 18. Jahrhundert bietet die Burg ein beliebtes Ausflugsziel,<br />

vor allem unter Göttinger Studierenden. Heute lädt<br />

die Burgschänke ihre Besucher auf eine Auszeit auf den<br />

Burghof mit Kiosk, in den Rittersaal oder in den Gewölbekeller<br />

ein, wo neben regionaler und saisonaler Küche auch<br />

ein traditionelles Rittermahl serviert wird. Die historischen<br />

Mauern bieten zudem die Kulisse für Hochzeiten sowie<br />

diverse sommerliche Kulturveranstaltungen.<br />

Ritterstieg 99<br />

37120 Bovenden<br />

www.burg-plesse.de<br />

110 1 |<strong>2022</strong>


leben<br />

1 |<strong>2022</strong> 111


leben<br />

BURG LUDWIGSTEIN<br />

Im Jahr 1920, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, haben ,Wandervögel‘ den Grundstein für<br />

den Wiederaufbau der mittelalterlichen Burg Ludwigstein gelegt: Als Herberge und Archiv<br />

sollte sie ein Erinnerungsmal und ein Begegnungsort dieser wandernden Jugendbewegung<br />

werden. Und auch nach über einem Jahrhundert weht dieser Geist durch die Gemäuer bei<br />

Werleshausen und macht das Leben auf dem Ludwigstein so bunt und vielfältig.<br />

Die Burg beherbergt Gäste aller Art – von Einzelpersonen bis Schulklassen – und bietet<br />

ein großes Angebot an Freizeitaktivtäten. Zudem ist sie von zahlreichen Rad- und<br />

Mountain bike-Strecken sowie Wanderwegen umgeben.<br />

Burg Ludwigstein<br />

37214 Witzenhausen<br />

www.burgludwigstein.de<br />

BURG BODENSTEIN<br />

Die Burg Bodenstein, 1098 erstmals urkundlich erwähnt, ist die am<br />

besten erhaltene Burg im Eichsfeld und lädt heute als Familienbildungs-<br />

und Erholungsstätte der Evangelischen Kirche zu Meditation,<br />

Fasten und stillen Tagen ein. Ganzheitliche, erlebnisorientierte und<br />

spielerische Programme für Kinder und Erwachsene bieten neben der<br />

inhaltlichen Gestaltung Raum für Besinnung, geistliche Impulse und<br />

Begegnungen. Die besondere Atmosphäre der Burg trägt zur Stärkung<br />

von Leib und Seele bei.<br />

Burgstraße 1<br />

37339 Leinefelde-Worbis<br />

www.burg-bodenstein.de<br />

112 1 |<strong>2022</strong>


leben<br />

1 |<strong>2022</strong> 113


leben<br />

SCHLOSS JÜHNDE<br />

Das Areal der ehemaligen Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert liegt zwischen Göttingen<br />

und Hann. Münden und ist seit 1664 im Besitz der Freiherren Grote, die Schloss und<br />

Gut bis heute bewohnen und bewirtschaften. Der gut erhaltene Schlossturm ist<br />

das Wahrzeichen des Dorfbildes Jühnde. In der Zeit der Romantik legten Grotes zudem<br />

einen bemerkenswerten Landschaftspark an, der im Sommer hin und wieder öffnet<br />

und Gäste zum Verweilen einlädt.<br />

Tipp: Shoppingvergnügen<br />

Liebhaber ausgefallener Schmuckstücke und Dekoartikel werden im Geschäft ,Deja Vue<br />

Lebensart‘ fündig, der von der Freifrau Anna Grote im Kaminzimmer und im Renaissance-Raum<br />

des Schlosses persönlich geführt wird.<br />

Schloss Gutshof 1<br />

37127 Jühnde<br />

www.dejavue-lebensart.de<br />

114 1 |<strong>2022</strong><br />

SCHLOSS SABABURG<br />

Das im Volksmund als Dornröschenschloss bekannte Anwesen liegt an der<br />

Deutschen Märchenstraße mitten im Naturpark Reinhardswald und galt der<br />

Sage nach den Gebrüder Grimm als Schauplatz für ihr Märchen –<br />

rund um den Urwald der Sababurg ranken sich bis heute zahlreiche Legenden.<br />

Auf der Außenanlage können freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr kostenlos<br />

das Brüder-Grimm-Denkmal sowie der Dornröschenturm besichtigt werden.<br />

Von hier hat man auch einen märchenhaften Blick in den darunter liegenden<br />

Tierpark. Innerhalb der Anlage, die aktuell wegen Sanierung die meiste Zeit<br />

geschlossen ist, befindet sich ein Hotel mit Restaurant, Standesamt und dem<br />

Sababurg-Theater.<br />

Tipp: Audienz mit Dornröschen<br />

Jeden Sonntag um 14 Uhr kommen Dornröschen und ihr Prinz zu einer<br />

Audienz in den ehemaligen Rittersaal und erzählen ihr wunderschönes<br />

Märchen. Gegen Hunger und Durst steht im Innenhof ein Food-Truck bereit.<br />

Sababurger Str. 1, 34369 Hofgeismar-Sababurg, www.erlebnis-sababurg.de


leben<br />

1 |<strong>2022</strong> 115


leben<br />

SCHLOSS CORVEY<br />

Das ehemalige Benediktinerkloster Corvey bei Höxter wurde 2014 von der<br />

UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Hier befinden sich das älteste und<br />

einzige fast vollständig erhaltene Karolingische Westwerk der Welt sowie<br />

einzigartige archäologische Relikte der Karolingerzeit. Das Museum mit<br />

seinen Ausstellungen informiert über die geistliche und weltliche Vergangenheit<br />

Corveys. Veranstaltungen wie klassische Konzerte, das Schlossrestaurant<br />

und das Corveyer Weinhaus begeistern Besucher aus aller Welt.<br />

Tipps:<br />

15. Mai, 19. Juni, 2. Juli und 17. Juli Corveyer Sommerkonzerte <strong>2022</strong><br />

Zum 1.200-jährigen Jubiläum werden in vier Konzerten die historischen<br />

Fixpunkte vorgetragen – von etablierten, weltberühmten Spitzenensembles<br />

sowie jungen Talenten.<br />

5. bis 7. August Corvey Gartenfest <strong>2022</strong><br />

26. August bis 25. September via Nova Kunstfest<br />

Schloss Corvey, Corvey, 37671 Höxter, www.corvey.de<br />

Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Die Geheimnisse der Mönche‘<br />

(<strong>faktor</strong> 3|14) unter: <strong>faktor</strong>-magazin.de/die-geheimnisse-der-moenche<br />

SCHLOSS BERLEPSCH<br />

Auf einem Bergsporn bei Witzenhausen erhebt sich Schloss<br />

Berlepsch über die Wälder des Werratals. Erbaut im 14. Jahrhundert<br />

erlebte es eine wechselvolle Geschichte, wurde mehrfach zerstört,<br />

auf- und umgebaut – zuletzt im Stile der Neugotik. Die Nachfahren<br />

der Grafen von Berlepsch unterhalten und bewirtschaften es inzwischen<br />

in der 19. Generation. Gäste auf Schloss Berlepsch können<br />

hinter historischen Mauern übernachten, bei Führungen wahre<br />

Geschichten aus der Vergangenheit erfahren oder im Restaurant<br />

,Tafelrunde‘ gehobene Küche genießen. Im weitläufigen Schlosspark<br />

kann die Kapelle besichtigt werden, des Weiteren lassen sich<br />

die Künste an der Armbrust erproben. Das Schloss ist<br />

außerdem regelmäßig Kulisse für Ritterkämpfe, Gruselveranstaltungen,<br />

Konzerte und andere Events. Vor den Toren lädt das Baumhaushotel<br />

,Robins Nest‘ zum Übernachtungsabenteuer ein.<br />

Tipp: 18. November – Wein im Schloss<br />

Erlesene Weinverkostung begleitet von einem 4-Gänge-Menü<br />

Schloss Berlepsch, 37218 Witzenhausen, www.schlossberlepsch.de<br />

Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Frischer Wind<br />

in alten Gemäuern‘ (<strong>faktor</strong> 1|20) unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/frischer-wind-in-alten-gemaeuern<br />

116 1 |<strong>2022</strong>


leben<br />

1 |<strong>2022</strong> 117


leben<br />

Weitere Schlösser und Burgen der Region<br />

Burgen<br />

BURG ADELEBSEN<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Außenbesichtigung des Terrassengartens,<br />

der Parkanlage und des Burghofs<br />

Offenser Str. 1A, 37139 Adelebsen<br />

BURG HARDENBERG<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Hardenberg SchlossPark mit seinem Schlossteich<br />

• gehobene Gastronomie und Hotellerie<br />

• Jeden ersten Sonntag im Monat öffentliche Touren:<br />

14:30 Uhr Hardenberg Burg Tour<br />

16:00 Uhr Hardenberg Distillery Tour<br />

Vorderhaus 2, 37176 Nörten-Hardenberg<br />

BURG POLLE<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Blick von der Burgruine auf das Wesertal<br />

• Von Juni bis August: drei Bühnen mit Märchen-,<br />

Theater- und Komödienaufführungen<br />

• An jedem 3. Sonntag von Mai bis September:<br />

Burgfestspiele ,Aschenputtelspiel‘<br />

Amtsstraße 4, 37647 Polle<br />

Schlösser<br />

SCHLOSS BEVERN<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Museum Erlebniswelt Renaissance<br />

Schloss 1, 37639 Bevern<br />

BURG GREENE<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Ausblick ins Leinetal vom begehbaren Burgturm<br />

• gepflegte Parkanlage mit Mauerresten<br />

Burgweg, 37574 Einbeck<br />

BURG HARDEGSEN<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Restaurant Burg-Schenke & Kurpark für Kurgäste<br />

• kulturelles Programm in historischen Räumen<br />

Burgstraße 2, 37181 Hardegsen<br />

BURGRUINE SCHARZFELS<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Ausblick in das Harzvorland<br />

• Gaststätte drinnen und draußen<br />

Schlossbergweg, 37431 Bad Lauterberg im Harz<br />

HELDENBURG SALZDERHELDEN<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• öffentliche Führungen an jedem ersten Sonntag<br />

von Mai bis September<br />

• Burggottesdienste<br />

• Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder<br />

Sommer-Open-Air-Konzerte<br />

Burgplatz 2, 37574 Einbeck<br />

SCHLOSS FÜRSTENBERG<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Schloss-Ensemble aus Porzellanmuseum,<br />

Werksverkauf und Café & Restaurant<br />

Meinbrexener Straße 2, 37699 Fürstenberg<br />

WELFENSCHLOSS HANN. MÜNDEN<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Besichtigung der Renaissancegemächer<br />

• Museum mit Exponaten zur Stadtgeschichte und<br />

zur Geschichte des Land- und Schiffverkehrs<br />

Schlossplatz 10, 34346 Hann. Münden<br />

SCHLOSS HERZBERG<br />

Was sich hier lohnt:<br />

• Museum zur Schloss- und Herrschaftsgeschichte der<br />

Welfen in Herzberg<br />

• Ausstellungen zu ,1.000 Jahre Harzer Geschichte‘<br />

Schloss 2, 37412 Herzberg am Harz<br />

Eine Übersicht über diese und alle weiteren Burgen<br />

und Schlösser in der Region mit ausführlicher<br />

Beschreibung finden Sie hier:<br />

reiseland-niedersachsen.de/<br />

erleben/kultur/sehenswertes/<br />

schloesser-burgen<br />

118 1 |<strong>2022</strong>


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leben<br />

120 1 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Ein Hauch<br />

von Schicksal<br />

Binnen vier Jahren ist die Burg Scharfenstein zu einem der attraktivsten<br />

Anziehungspunkte der Region geworden: mit hochklassiger Gastronomie<br />

und professioneller Hotellerie – als Mekka für Whiskey-Fans und<br />

Entspannungsquelle für Naturliebhaber.<br />

TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE LUKA GORJUP<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Martin Henning war stinksauer. Wie, bitte schön,<br />

kann es denn sein, dass sich jemand erdreistet,<br />

direkt vor seinem Hotel – dem altehrwürdigen<br />

,Löwen‘ in Duderstadt – Fremdbier aus dem Wagen zu<br />

verkaufen? Auf gute 25 Jahre Erfahrung in der Hotellerie<br />

und Gastronomie kann der gebürtige Perleberger zurückblicken,<br />

arbeitete an den besten Häusern Europas. Im<br />

,The Omnia‘ im schweizerischen Zermatt sogar in dem<br />

besten. Und nun das.<br />

Dreieinhalb Jahre ist dieser Vorfall inzwischen her und<br />

ihn als schicksalhaft zu beschreiben, ist keine Übertreibung.<br />

Heute kann Henning darüber schmunzeln. „Das<br />

Ganze hatte der Bernd von langer Hand so geplant“, erzählt<br />

der 39-Jährige und lacht.<br />

,DER BERND‘, DAS IST BERND EHBRECHT, Geschäftsführer<br />

der Neunspringer Brauerei aus Worbis, deren Bier<br />

bei einem Volksfest einst vor dem ,Löwen‘ ausgeschenkt<br />

wurde. Dieser ist jedoch nicht nur Brauer, sondern seit<br />

einigen Jahren auch Pächter der Burg Scharfenstein –<br />

einer mittelalterlichen Spornburg oberhalb des kleinen<br />

Dörfchens Beuren im thüringischen Eichsfeld. Er hat diesem<br />

Ort, der lange Zeit im Dornröschenschlaf weilte,<br />

neues Leben eingehaucht: Scharfenstein wurde dank<br />

ihm zur Whiskey-Burg – mit Museum, Shop, eigener<br />

Brennerei sowie regelmäßigen Whiskey-Seminaren und<br />

-Wanderungen ein gut besuchtes Ausflugsziel.<br />

UND DIE LEGENDE SEINES ,LANG GEHEGTEN PLANS‘<br />

geht, frei erzählt, in etwa so: Den Bierwagen seinerzeit<br />

bewirtet die ebenso charmante wie kecke Lisa Bonda, die<br />

für Ehbrecht regelmäßig solche Gelegenheitsjobs übernimmt.<br />

Sie und Henning kommen durch den die Gemüter<br />

erregenden Schank-Vorfall ins Gespräch – und sich<br />

anschließend näher. Über den privaten Kontakt lernt<br />

Henning schließlich auch Ehbrecht kennen, der zu diesem<br />

Zeitpunkt wiederum zwar weitere große Pläne für<br />

den Ausbau seiner Burg als Herberge hat, jedoch keinen<br />

fähigen Hotelier ... Na, noch Zweifel an der Schicksalhaftigkeit?<br />

1 |<strong>2022</strong> 121


leben<br />

122 1 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Seite an Seite Mit Herzblut und großem Einsatz führen Lisa Bonda und Martin Henning das Hotel auf der mittelalterlichen Burg Scharfenstein.<br />

Aber ein Hotelbetrieb in solch abgelegener Lage? Eine<br />

Herausforderung, die Martin Henning, dessen gastronomische<br />

Laufbahn einst als Restaurantleiter des historischen<br />

Schweriner Weinhauses Wöhler begann, durchaus<br />

reizte. „Ich habe mich mit befreundeten Hoteliers ausgetauscht,<br />

die mir alle gut zugesprochen haben“, erzählt<br />

dieser rückblickend. „Letztlich kommt die Chance, dass<br />

man eine Burg komplett eigenständig nach eigenen Vorstellungen<br />

sanieren und planen kann, kein zweites Mal.“<br />

Und damit hatte Scharfenstein wieder einen Burg herren.<br />

DREI JAHRE SPÄTER. HENNING UND BONDA stehen<br />

noch immer Seite an Seite – und das buchstäblich. Denn<br />

die gelernte Automobilkauffrau sattelte kurzerhand<br />

vollständig in die Gastronomie um und kümmert sich<br />

heute im Hotel vor allem um den Service und den<br />

Empfang. „Dort gibt es dann erstmal einen Prosecco –<br />

damit die Gäste in Ruhe ankommen können und geerdet<br />

werden“, erzählt Henning. „Getreu unseres Mottos<br />

,Willkommen bei Freunden‘.“<br />

Das herzliche Willkommen beginnt allerdings meist<br />

schon vor den gewaltigen Mauern, auf dem Parkplatz,<br />

wo die Gäste vom Chef persönlich abgeholt werden.<br />

Länger draußen zu verweilen, lohnt sich dennoch nicht.<br />

Denn schon unmittelbar hinter den Toren offenbart sich<br />

im Vorhof des von Bonda geführten Ausflugsbistros<br />

,Ringmauer‘ der erste Clou: Fondue-Gondeln.<br />

Was sich erklärungsbedürftig anhört, sind: Fondue-<br />

Gondeln. Ganz simpel. Drei ausrangierte Skigondeln<br />

vom Nebelhorn in Oberstdorf, in denen je maximal sechs<br />

Gäste zum Schweizer Klassiker einen grandiosen Ausblick<br />

über das Eichsfeld genießen können. „Eine Corona-Idee,<br />

die sehr gut ankommt“, erklärt Bonda zufrieden<br />

– und überhaupt könne man sich über die Auslastung<br />

im Burghotel in den vergangenen Monaten nicht<br />

beklagen. Eher im Gegenteil.<br />

Doch was sind das eigentlich für Gäste, die so zahlreich<br />

anreisen und es beinahe unmöglich machen, kurzfristig<br />

eines der 36 Betten und schon gar nicht einen der<br />

40 Plätze im dazugehörigen Restaurant 12HUNDERT9<br />

zu buchen? „Zum einen sind es Teilnehmer an den hiesigen<br />

Whiskey-Seminaren“, erzählt Henning, der zuvor<br />

auch schon als Restaurantleiter und Sommelier im Zermatter<br />

,Baarcity‘ tätig war. „Die haben Ausmaße erreicht,<br />

die wir uns nie hätten vorstellen können.“ Aus<br />

einem anfänglichen Turnus von allen zwei Monaten ist<br />

inzwischen einer von zweimal im Monat geworden – mit<br />

Potenzial für wesentlich mehr.<br />

1 |<strong>2022</strong> 123


leben<br />

Auszeit in alten Gemäuern Die baulichen Gegebenheiten der Burg verleihen den Zimmern ihren speziellen mittelalterlichen Charme –<br />

besonderer Höhepunkt: die Suite mit frei stehender Badewanne.<br />

„Zum anderen finden bei uns viele Tagungen statt. Der<br />

Rest sind Ausflugsgäste. Selbst Einheimische übernachten<br />

mitunter hier“, erzählt der Gastronom, der sowohl<br />

die Erfahrung als General Supervisor des ,Gourmet Restaurant<br />

No 6‘ im irischen Enniskillen mitbringt als auch<br />

als Chef de Rang auf der Insel Juist.<br />

DAS ERFOLGSREZEPT SEINES BOUTIQUEHOTELS liegt<br />

in seiner Mischung aus familiärer Vertraulichkeit, Tradition,<br />

Genussmomenten, Überraschungen und Nachhaltigkeit.<br />

Besonders Letztgenannte zieht sich wie ein roter Faden<br />

durch das Konzept. Dass der ausgeschenkte Whiskey<br />

aus dem eigenen Haus kommt, steht außer Frage. Auch<br />

fair angebauter Kaffee ist mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal<br />

mehr. Doch selbst im Restaurant 12HUN-<br />

DERT9 – benannt nach dem Jahr der ersten urkundlichen<br />

Erwähnung des Scharfensteins – lässt sich kaum<br />

eine Zutat finden, die nicht nach ökologisch höchsten<br />

Werten produziert wurde.<br />

Kredenzt wird in erster Linie regionale, moderne<br />

Hausmannskost: Trüffel bäume wurden im Garten gepflanzt,<br />

die Forellen entstammen der nahe gelegenen<br />

Wipper. Geschmacklich besticht insbesondere das Wild<br />

aus dem eigenen Revier direkt vor der Burg. Böswillig<br />

ausgedrückt: Man könnte die Rehe und Wildschweine,<br />

die später als Filet, Braten, Schinken oder Salami – natürlich<br />

hausgemacht – auf dem eigenen Teller landen,<br />

aus dem Fenster direkt beobachten und dann zum Abschuss<br />

freigeben. Das Etageren- Frühstück sucht im<br />

Eichsfeld seinesgleichen. Von der umfassenden Qualität<br />

ist im Landkreis lediglich Werner Freunds mehrfach ausgezeichnetes<br />

St. Georg in Dieterode höher einzuordnen.<br />

Doch aller Nachfrage zum Trotz möchten Bonda und<br />

Henning das Restaurant nicht vergrößern. „Darunter<br />

würde der Service leiden“, erklärt Henning. „Wir verbiegen<br />

uns nicht und bewirten lieber 40 glückliche Gäste<br />

als 100 unzufriedene.“<br />

DEN SPEZIELLEN MITTELALTERLICHEN CHARME erhalten<br />

die Zimmer des Burghotels dadurch, dass jedes<br />

von ihnen einzigartig ist, angepasst an die baulichen<br />

Gegebenheiten der Burg. „Man soll ja auch nicht vergessen,<br />

wo man ist“, sagt Bonda, die selbst aus dem<br />

nahen Kirchohmfeld stammt. Keine Sorge, dieses Risiko<br />

besteht nicht. Denn die Räumlichkeiten bieten Ausblicke<br />

in den Burghof und aufs Eichsfeld sowie Einblicke<br />

in die stilistischen Vorlieben der Gastgeber. Die haben<br />

die Zimmer übrigens selbst eingerichtet, dekoriert und<br />

im burgtypischen Grün-Blau gehalten. Die Bilder an den<br />

Wänden stammen von einer befreundeten Künstlerin –<br />

auch regional.<br />

Noch beherbergt das Burghotel nur an fünf Wochentagen<br />

Besucher, von Mittwoch bis Sonntag. Bei nur zehn<br />

Festangestellten eine Personalfrage. Langfristig sind<br />

124 1 |<strong>2022</strong>


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Attraktion im Eichsfeld Dank Pächter Bernd Ehbrecht und seinem Whiskey-Erlebniszentrum gibt es auf der Burg viel zu erleben und genießen.<br />

aber 365 Tage im Jahr das Ziel. Jeder ihrer Mitarbeiter<br />

müsse sich dabei extrem flexibel zeigen. „Marketing,<br />

Rezeption, Restaurant – Generalismus sei Trumpf“, sagt<br />

Bonda und lacht. Sie selbst sei das beste Beispiel. Sie sei<br />

quasi rund um die Uhr und überall im Einsatz, „nachdem<br />

ich die ,harte Schule‘ meines Partners durchlaufen<br />

habe“.<br />

UM SICH IM BESCHAULICHEN und entschleunigenden<br />

Ambiente wohlzufühlen, bedarf es eigentlich nicht zwingend<br />

weiterer Schritte. Und dennoch: Geplant sind<br />

Außensaunen für den Wellness<strong>faktor</strong>. Pächter Bernd<br />

Ehbrecht, Typ Macher, drückt vor allem bei der Entwicklung<br />

der gut besuchten Whiskeywelt aufs Gas. Konzerte<br />

wie das der Thüringer Mittelalter-Band ,In Extremo‘<br />

haben sich auf der benachbarten Veranstaltungsfläche<br />

mittlerweile ebenso etabliert wie After-Work- Partys an<br />

der Ringmauer im Sommer. Unter Motorrad- und Radfahrern<br />

– E-Bike-Ladestation ist natürlich vorhanden –<br />

hat sich das Burg hotel längst als Ort der Einkehr herumgesprochen.<br />

Wie sich die Burg innerhalb einer halben Dekade zu einem<br />

echten Schmuckstück und Leuchtturmprojekt in der<br />

Region verwandelt hat, ist mehr als eindrucksvoll. Selbst<br />

Einheimische verbringen mitunter ihre Wochenenden<br />

dort. Sollte Ehbrecht den Bier-Zwist in seiner Heimat<br />

Duderstadt einst tatsächlich von langer Hand geplant<br />

haben – dieser Plan ist aufgegangen. ƒ<br />

KONTAKT<br />

Burghotel Scharfenstein<br />

Scharfenstein 1<br />

37327 Beuren<br />

Tel. 03605 546060<br />

willkommen@burghotel-scharfenstein.de<br />

www.burghotel-scharfenstein.de<br />

Ausflugstipp:<br />

Am 29. und 30. April wird auf der Burg Scharfenstein<br />

das erste rein deutsche Whiskey-Festival ausgerichtet.<br />

Über 30 Hersteller präsentieren ihre Brände bei<br />

der Publikumsmesse.<br />

AUF DEN GESCHMACK GEKOMMEN?<br />

Mehr über Bernd Ehbrecht und seine Whiskywelt<br />

lesen Sie in unserem Artikel ,Wo der Whisky wohnt‘<br />

(<strong>faktor</strong> 4/2018) unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/wo-der-whisky-wohnt<br />

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Herausgeber<br />

<strong>faktor</strong> – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen<br />

Entscheider Medien GmbH<br />

Berliner Straße 10<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 3098390<br />

Fax 0551 30983911<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

www.mehralseinmagazin.de<br />

Herausgeber<br />

Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />

(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Chefredaktion<br />

Elena Schrader<br />

(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Autoren<br />

Rupert Fabig, Jan Fragel, Sven Grünewald, Tobias Kintzel,<br />

Lea Montag, Heidi Niemann, Christian Vogelbein<br />

Art-Direktion & Layout<br />

Julia Braun<br />

Fotografie<br />

Alciro Theodoro da Silva, Marco Bühl,<br />

Luka Gorjup, Peter Heller<br />

Lektorat<br />

CoLibris - Lektoratsbüro<br />

Dr. Barbara Welzel<br />

Anzeigen<br />

Akis Parasidis (Leitung Vertrieb)<br />

Nicole Benseler, Alexander Schneider (Leitung Digitalvertrieb)<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Marco Böhme<br />

Auflage<br />

11.000<br />

Druckerei<br />

Silber Druck oHG, Kassel<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 15. Mai <strong>2022</strong>.<br />

Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />

möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />

keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Redaktionsbeirat<br />

Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese,<br />

Fritz Güntzler, Ines Dietze, Dr. Klaus Heinemann,<br />

Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer, Carsten Lohrengel,<br />

Lars Obermann, Thomas Richter, Ulrich G. Büchner,<br />

Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann,<br />

Claudia Trepte, Kirsten Weber, Dr. Marko Weinrich,<br />

Prof. Dr. Winfried Weber, Hasso Werk<br />

Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />

wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />

Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.<br />

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Redaktioneller Hinweis<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir auf unserer Plattform<br />

die männliche Form (generisches Maskulinum), z.B. ,der Journalist‘.<br />

Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleich behandlung.<br />

Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.<br />

<strong>faktor</strong>-Partner<br />

Audi Zentrum<br />

Göttingen<br />

dr. Bodenburg<br />

Zilian<br />

Werk<br />

Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />

Netzwerkpartner<br />

InnovationsCluster<br />

it GÖTTINGEN<br />

1 |<strong>2022</strong> 129


Banele Khoza Red, Purple and Joy<br />

Santu Mofokeng Soweto<br />

Ausstellungstipp:<br />

Aus Südafrika<br />

Santu Mofokeng / Fotografie<br />

William Kentridge / Radierungen<br />

Banele Khoza / Grafik<br />

William Kentridge Domestic Scenes<br />

bis 1. Mai <strong>2022</strong><br />

im Kunsthaus Göttingen<br />

kunsthausgoettingen.de<br />

130 1 |<strong>2022</strong>


Mit KI<br />

die Welt<br />

retten?<br />

Vielleicht nicht ganz – aber ein bisschen nachhaltiger<br />

machen die Algorithmen unserer Künstlichen Intelligenz die Welt schon.<br />

Zum Beispiel helfen sie dabei, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu<br />

reduzieren, den Borkenkäfer zu bekämpfen oder alte Fruchtsorten zu<br />

bewahren. Und das kommt an: Das Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung fördert zwei unserer KI-Forschungsprojekte.<br />

Klingt interessant? Hier gibt es mehr zum Thema:<br />

www.arineo.com/go/nachhaltigkeit


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LICHT<br />

BLICK<br />

BIS<br />

BLICK<br />

DICHT<br />

BERATUNG<br />

AUFMASS<br />

PRODUKTION<br />

MONTAGE<br />

SONNEN- UND<br />

INSEKTENSCHUTZ<br />

NACH MASS<br />

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