faktor Frühjahr 2022
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.mehralseinmagazin.de<br />
18. Jahrgang <strong>Frühjahr</strong> <strong>2022</strong> 8 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />
erfolgsgeschichte Chef Christian Meyre baut die globale Spitzenposition von Refratechnik in der Zementindustrie aus 14
Digitale Finanz- und<br />
Lohnbuchführung<br />
Roland Haever<br />
Dario Sauermann<br />
Sven Bergmann<br />
Digital ist smarter<br />
Die Welt wird moderner und schneller – und Ihre Finanz- und Lohnbuchführung<br />
einfacher: durch Digitalisierung. Wir implementieren für Sie<br />
Schnittstellen und Prozesse, um Ihr Unternehmen zukunftssicher in die digitale<br />
Steuerwelt zu führen – und alle Vorteile des elektronischen Datenaustauschs<br />
für Sie nutzbar zu machen. Als vernetzter Steuerberater ist Quattek &<br />
Partner anschließend nur einen Klick entfernt.<br />
In einem revisionssicheren digitalen Archiv stehen Ihnen sämtliche Belege<br />
ständig zur Verfügung (und lassen sich per Volltextsuche sofort finden). Betriebswirtschaftliche<br />
Auswertungen können tagesaktuell erstellt und online eingesehen<br />
werden. Die Erfassung von Personalstamm- und Bewegungsdaten<br />
erlaubt automatisierte Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Und das Zahlungsund<br />
Forderungsmanagement können Sie elektronisch an uns auslagern.<br />
Buchführung digital: aktueller, effizienter, günstiger<br />
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />
Steuerberaterin<br />
Lutz Becker<br />
Rechtsanwalt<br />
Jan Förster<br />
Steuerberater<br />
In Kooperation mit<br />
Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
60 x 240 mm<br />
editorial<br />
NEU<br />
BEI<br />
STRUCKMEIER<br />
»Wir sind heute in einer<br />
anderen Welt aufgewacht.«<br />
FOTO COVER: MARCO BÜHL / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />
Diese erste Reaktion unserer Außen ministerin Annalena Baerbock auf Putins Angriff traf<br />
den Nagel auf den Kopf. Dabei waren doch gerade mit dem Frühling so viele Hoffnungen<br />
verbunden. Zwei Jahre Ausnahmezustand – nun folgt die nächste Krise. Das Leid und die<br />
Zerstörung in der Ukraine gehen auch hierzulande vielen Menschen sehr nahe, dazu kommt<br />
die Sorge vor weiterer Eskalation. Unsere Gedanken kreisen um Angst, Wut, Hilflosigkeit und<br />
die Frage: Was soll, was kann ich tun?<br />
Aus diesem Grund hat <strong>faktor</strong> erneut seine Mutmacher-Initiative zum Leben erweckt,<br />
die wir bereits wenige Tage nach dem ersten Lockdown vor zwei Jahren gestartet hatten.<br />
Wir berichteten auf unseren Kanälen von den bewegenden Akteuren und Aktionen in<br />
Südniedersachen, die Optimismus in der neuen Situation verbreiteten. Heute soll diese<br />
Initiative jedoch nicht nur Mut machen, sondern vor allem denen in unserer Region eine<br />
würdige Plattform bieten, die derzeit so viel Gutes tun – von kleinen Gesten bis hin zu<br />
überwältigenden Hilfsaktionen für die Ukraine. Mehr dazu auf Seite 17.<br />
Leider treibt uns dieser Tage noch eine weitere Thematik um und verlangt uns einen<br />
enormen Kraft akt ab: Die globale Erwärmung führt schon heute zu Katastrophen<br />
welt weit. Doch auch dem Klimawandel hat Südnieder sachsen längst den Kampf<br />
angesagt: Menschen, Unternehmen, Gründer und Hochschulen – sie alle leisten bereits<br />
ihren Beitrag, um am Ende auch diese Herausforderung zu meistern. Wie genau die<br />
Beiträge aussehen und wie auch Sie Ihren Betrieb, Ihr Haus und Ihr Leben klimaneutraler<br />
gestalten können, das erfahren Sie im Schwerpunktthema dieser Ausgabe ab Seite 50.<br />
Außerdem lernen Sie neue Persönlichkeiten kennen, die seit Kurzem unsere Region<br />
bereichern – wie Ines Dietze, die erste deutsche Sparkassen-Chefin überhaupt, oder das<br />
neue Führungsduo, das den Göttinger Händel- Festspielen eine frische Note verleiht.<br />
Wir stellen Ihnen vielver sprechende Start-ups vor und sind zu Gast bei einem Hidden<br />
Champion, der zwar Weltmarktführer in seiner Nische ist, hier vor Ort jedoch noch<br />
vielen unbekannt. Refratechnik-Geschäftsführer Christian Meyre (Cover) bringt Licht<br />
in dieses Dunkel und gewährt exklusive Einblicke in die Welt der Feuerfesttechnik.<br />
Für dieses Mal wünsche ich Ihnen nicht nur eine erkenntnisreiche Lektüre,<br />
sondern uns allen Frieden und den dazugehörigen Optimismus!<br />
Ihre Elena Schrader<br />
Chefredakteurin<br />
schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
www.mehralseinmagazin.de<br />
P<br />
Direkt<br />
CONTRACT<br />
Live erleben – in<br />
unserer Ausstellung<br />
Wir denken Büro neu.<br />
an unserem Ausstellungszentrum stehen<br />
ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.<br />
KARL-ARNOLD-STRASSE 4 · 37079 GÖTTINGEN<br />
0551 506690<br />
INFO@STRUCKMEIER.DE<br />
WWW.STRUCKMEIER.DE<br />
1 |<strong>2022</strong> 3
inhalt<br />
Schwerpunkt im Magazin:<br />
Südniedersachsen auf dem Weg<br />
zur Klimaneutralität<br />
ab Seite 50<br />
108 Märchenhafte Zeiten<br />
Eine Bilderreise. Prunkvolle Schlösser und<br />
mächtige Burgen – sie erzählen von der<br />
reichhaltigen Kulturgeschichte Südniedersachsens<br />
und machen Geschichten der<br />
vergangenen Jahrhunderte erlebbar.<br />
unternehmen<br />
14 Unternehmen mit Gewicht<br />
Hidden Champion Refratechnik<br />
gewährt exklusive Einblicke in die<br />
Welt der Feuerfesttechnik<br />
26 Zum Nachmachen empfohlen<br />
Neues Netzwerk geht an den Start:<br />
Verein Beveraner Unternehmen<br />
28 Medikamente nach Maß<br />
Die außergewöhnliche<br />
Erfolgsgeschichte von Evotec<br />
40 Mehr Detail geht nicht<br />
Erfunden, erforscht und gebaut<br />
in Göttingen: Mikroskope<br />
von Abberior<br />
48 Gut verdrahtet<br />
Das Start-up Enwired aus<br />
Bad Gandersheim will mit dem<br />
autarken Haus das Klima retten<br />
wissen<br />
50 Kleine Schritte, großer Wandel<br />
Südniedersachsen rüstet sich für<br />
den nachhaltigen Kraftakt<br />
52 Wie gelingt der Wandel?<br />
Mit den richtigen Fragen die<br />
Klimabilanz im Betrieb verbessern<br />
54 Kleine Stellschrauben<br />
Mit den richtigen Schritten<br />
Energie im Unternehmen sparen<br />
58 200 Ansätze<br />
Mit dem Klimaplan 2030 hat sich<br />
Göttingen ein ehrgeiziges Ziel gesetzt<br />
64 Nachhaltig forschen<br />
Zukunftsträchtige Projekte der<br />
regionalen Hochschulen<br />
72 Das effiziente Haus<br />
Intelligente Gebäudetechnik –<br />
was ist heute wirklich sinnvoll?<br />
mensch<br />
76 Die Überzeugungstäterin<br />
Im persönlichen Porträt:<br />
die neue Vorstandsvorsitzende<br />
der Sparkasse Göttingen<br />
82 Der Entschlüsseler<br />
Molekularbiologe Patrick Cramer<br />
bringt unsere Gene zum Sprechen<br />
90 Der Volltreffer<br />
Der neue Intendant der Händel-<br />
Festspiele Jochen Schäfsmeier<br />
und seine Pläne für Göttingen<br />
96 Verliebt in Händel<br />
Dirigent George Petrou verleiht den<br />
Festspielen seine persönliche Note<br />
leben<br />
102 Die Null muss stehen<br />
Rico Hausmann produziert<br />
nachhaltige Sportbekleidung<br />
108 Geschichte erleben<br />
Eine Bildereise durch die märchenhafte<br />
Welt der Burgen und Schlösser in<br />
Südniedersachsen<br />
120 Ein Hauch von Schicksal<br />
Burg Scharfenstein – das neue<br />
Schmuckstück im Eichsfeld<br />
130 Ausstellungstipp<br />
Zu Gast im Kunsthaus Göttingen<br />
service<br />
3 Editorial<br />
9 Aktuelles<br />
Neues aus der <strong>faktor</strong>-Redaktion<br />
129 Impressum<br />
4 1 |<strong>2022</strong>
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA & MARCO BÜHL<br />
96 Ganz neue Töne<br />
76 Die neue Sparkassen-Chefin Ines Dietze ist angekommen<br />
» Ich würde mich auch als Optimistin beschreiben. Das Wort<br />
,Niederlage‘ gibt es für mich weder im beruflichen noch im privaten<br />
Kontext. Es geht vielmehr um Lernfähigkeit und die Stärke, Fehler<br />
oder Irrtümer zu korrigieren.«<br />
Hört, hört. Der renommierte Regisseur<br />
George Petrou will als künstlerischer<br />
Leiter nun auch den Händel-Festspielen in<br />
Göttingen seine persönliche Note verleihen.<br />
28 Evotec auf dem Erfolgsweg<br />
82 Verborgenes sichtbar machen<br />
Elementare Entdeckungen. Der vielfach ausgezeichnete Molekularbiologe Patrick Cramer<br />
bringt unsere Gene zum Sprechen und damit unter anderem die Corona-Forschung<br />
wesentlich voran.<br />
Auf Kurs. Standortleiter Uwe Andag führt<br />
das Unternehmen, dessen Grundstein einst<br />
Nobelpreisträger Manfred Eigen legte,<br />
weiter in die Zukunft und ermöglicht<br />
Medikamente nach Maß.<br />
1 |<strong>2022</strong> 5
designinhannover<br />
INTERIOR NETWORK<br />
EINLADUNG ZUM GUTEN LEBEN – DIE DESIGN-EINRICHTER IN HANNOVER<br />
i<br />
„In der Küche geht es nicht allein<br />
ums Kochen, sondern mehr noch<br />
ums „Zuhause sein“: Das war die Philosophie<br />
von Gerd Bulthaup, Sohn des Firmengründers<br />
der gleichnamigen Marke mit internationalem<br />
Renommee – die wohl wie keine andere<br />
für innovative Küchenarchitektur steht. Seit<br />
mehr als 20 Jahren steht in Hannover auch<br />
das Team von bulthaup rund um das Innenarchitekten-Ehepaar<br />
Andrea und Ralph Meyer<br />
für diese Philosophie– zu erleben im Showroom<br />
am Aegidientorplatz im Herzen der niedersächsischen<br />
Landeshauptstadt Hannover.<br />
„Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die<br />
Menschen und das Leben, das in der Küche<br />
stattfindet“, sagt Andrea Meyer. „Wir denken<br />
und planen ganzheitlich“, ergänzt Ralph<br />
Meyer. „Daher planen wir den ganzen Raum.“<br />
Im Fokus der individuellen Planung stehen<br />
Form, Funktion und Material. Daher sind alle<br />
formalen Elemente klar und einfach und alle<br />
Funktionen bis ins Detail durchdacht. Und<br />
alle verwendeten Materialien perfekt in der<br />
Verarbeitung und von höchster Qualität.<br />
Wir denken und planen<br />
ganzheitlich – daher gestalten wir<br />
den ganzen Raum.<br />
DIE KÜCHE ALS BÜHNE DES LEBENS<br />
bulthaup Hannover steht für innovative Konzepte und echte Maßarbeit<br />
Das Innenarchitektenpaar Andrea<br />
und Ralph Meyer steht in Hannover<br />
seit mehr als 20 Jahren für die<br />
Philosophie von bulthaup.<br />
Lebensraum Küche.<br />
bulthaup am Aegi<br />
Aegidientorplatz 1, 30159 Hannover<br />
Tel. 0511 6909170<br />
„Mit intelligenter Minimierung lassen sich viele Dinge des Lebens einfacher und<br />
besser herstellen und erledigen“, meinte bereits Otto „Otl“ Aicher, einer der prägendsten<br />
deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts. „bulthaup Küchen ermöglichen<br />
die Konzentration auf das Wesentliche – auf den Menschen“, ist Innenarchitektin<br />
Andrea Meyer überzeugt. „Gleichzeitig ist unser Anspruch höchste<br />
Individualität.“ So wie bei der von ihr geplanten Küche einer Familie in der Nähe<br />
von Hannover, bei der puristisches Aluminium auf warmes Fachwerk trifft: Die<br />
Küche b3 fasziniert mit einem Mix aus vollkommener planerischer Freiheit, großer<br />
Ästhetik – und einer ganz persönlichen Atmosphäre. „Die Liebe zum<br />
Detail spielt in unserer Arbeit eine ebenso wichtige Rolle wie das architektonische<br />
Gesamtkonzept. Das macht jede bulthaup Küche einzigartig,<br />
zu einer echten Maßarbeit, auf den Raum zugeschnitten und auf alle, die<br />
darin leben“, sagt Ralph Meyer.<br />
Bei aller Funktionalität fügen sich selbst die Elektrogeräte harmonisch ein<br />
in Architektur und Atmosphäre. Wie bei den neuen Backöfen und Steamern<br />
der Hochwert-Marke V-Zug: Das klare Design und die Glasfronten in<br />
Schwarz und Platinum integrieren sich nahtlos im Zusammenspiel mit den<br />
Möbeln. Die Bedienung der Geräte wird mit einem Circle Slider ermöglicht,<br />
der in der Mitte des hochauflösenden Touch-Displays ins Glas geschliffen<br />
ist. Es zeigt alle Einstellungen in einer App-Ansicht an – und bietet ein<br />
Höchstmaß an Komfort.
Zuhause ist der Ort, der einem Sicherheit, Geborgenheit und Wohlbefinden<br />
gibt. Um ihn zu erschaffen braucht es aber auch besondere Einrichtungsideen<br />
und Möbel, die sich an individuelle Bedürfnisse anpassen und die<br />
besten Produkte mit der schönsten Gestaltung in Einklang bringen. Hinter<br />
design in hannover stehen Experten, die „die Kunst des guten Lebens“<br />
als Planer, Gestalter und Einrichter täglich in die Praxis umsetzen.<br />
Hier werden Lebensräume geschaffen, die Menschen ein inspirierendes<br />
und positives Umfeld bieten. Ob für Wohnräume oder Büros, Praxen oder<br />
Kanzleien – eine klare Formensprache, Liebe zum Detail sowie Perfektion<br />
in der Umsetzung sind dabei der Antrieb von design in hannover.<br />
AMBIENTE by Hesse.<br />
Einrichten auf höchstem Niveau.<br />
POLO<br />
Das elegant geformte Kopfteil des<br />
POLO Boxspringbettes bringt mit einer<br />
sanften Umarmung gleich Geborgenheit<br />
in den Schlafraum.<br />
Bielefelder Werkstätten präsentiert seine<br />
Betten-Kollektion mit fünf weiteren<br />
charakterstarken Kopfteilen für<br />
individuelle Designansprüche.<br />
Polsterbett bodenfrei<br />
PREMIERE<br />
DIE BETTEN-KOLLEKTION AUS DEM<br />
HAUSE BIELEFELDER WERKSTÄTTEN<br />
Besuchen Sie unsere Sonderausstellung<br />
auf der Granitfläche im Ambiente by Hesse<br />
Boxspringbett bodennah<br />
Möbel Hesse GmbH · Ambiente by Hesse · Robert-Hesse-Straße 3 · 30827 Garbsen/Hannover · Tel. 0511 27978-0 · www.moebel-hesse.de
Sicher wie<br />
Fallschirmspringen.<br />
Vom 1-Meter-Brett.<br />
Mit Schwimmflügeln.<br />
Kredit auf Nummer Sparkasse.<br />
Bei uns finanzieren Sie Ihre Wünsche schnell,<br />
transparent und flexibel. Bequem online oder<br />
mit Top-Beratung in der Filiale. Hauptsache,<br />
immer mit sicherem Gefühl. Jetzt Kredit sichern<br />
unter<br />
spk-goettingen.de/privatkredit
aktuelles<br />
Optimistisch bleiben<br />
Die Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher geht wieder an den Start<br />
Bereits wenige Tage nach dem ersten Corona-Lockdown im März vor zwei Jahren hat<br />
<strong>faktor</strong> die Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher gestartet. Hier sammelten wir Geschichten aus unserer<br />
Region, die – allen Unsicherheiten und einschneidenden Veränderungen zum Trotz –<br />
Mut machen sollten, den Optimismus nicht zu verlieren.<br />
Die Resonanz damals hat uns überrascht. Unsere Webseite füllte sich von Tag zu Tag und<br />
brachte so zahlreiche Mutmacher ins Scheinwerferlicht. Wir waren stolz, was die Menschen<br />
in Südniedersachsen an Kreativität mitbringen, um andere zu unterstützen oder sich einfach<br />
selbst neu erfinden.<br />
Und heute? Stehen wir bereits mitten in der nächsten Krise! Erst Corona, dann Krieg in<br />
der Ukraine. Der Wunsch nach Normalität ist so groß wie nie. Doch auch in diesen neuen<br />
bewegenden Zeiten sind Zuversicht, Tatkraft und Hilfsbereitschaft der Menschen und<br />
Unternehmen in unserer Region wieder ungebrochen!<br />
Großzügige Geldspenden bis in die Hunderttausende, Hilfsgüter, die mit unternehmenseigenen<br />
LKW von Göttingen in die ukrainisch-polnische Grenzregion gefahren werden,<br />
offene Haustüren für Geflüchtete – all diesen ermutigenden Aktionen möchte <strong>faktor</strong> nun<br />
erneut eine Plattform bieten.<br />
Darum ist unsere Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher ab sofort wieder aktiv und sammelt und<br />
präsentiert die großen und kleinen Gesten der Menschen und Betriebe aus Südniedersachsen,<br />
die allesamt dazu beitragen, dass wir gemeinsam nicht die Hoffnung verlieren!<br />
Haben auch Sie eine Mutmacher-Geschichte zu erzählen?<br />
Dann melden Sie sich bei uns unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/mutmacher-mitmachen<br />
1 |<strong>2022</strong> 9
ANZEIGE<br />
PROFIL<br />
Basketball im Homeoffice<br />
Ein Profi-Basketballer im Homeoffice?<br />
Geht nicht? Doch!<br />
Für unseren Bürobedarf-Katalog haben wir nach Persönlichkeiten<br />
aus der Region gesucht und wollten<br />
wissen, wie sie mit dem Thema Homeoffice umgehen.<br />
Für unsere aktuelle Ausgabe haben wir Mathis<br />
Mönninghoff von unseren BG Bundesliga-Veilchen gewinnen<br />
können. Er hat uns gezeigt, dass man auch im<br />
Homeoffice gut trainieren kann.<br />
Papierbögen wurden zu Bällen geknüllt, Papier -<br />
kübel zu Basketballkörben umfunktioniert.<br />
Und natürlich wurde aus allen möglichen<br />
und scheinbar unmöglichen Sitz- und<br />
Steh positionen heraus geworfen und<br />
(erstaunlich oft!) getroffen.<br />
Dabei haben wir gelernt, wozu Papier<br />
alles gut sein kann und zu welchen<br />
Fremdanwendungen Büro-Accessoires dienen können.<br />
Arbeitsplätze bequem buchen<br />
... unkompliziert mit einer App auf dem Mobiltelefon<br />
Zusätzlich haben wir mit Mathis auch aktuelle<br />
Technik ausprobiert. Da viele Unternehmen<br />
einen Wechsel zwischen Home office- und<br />
Prä senzarbeitsplätzen organisieren mussten,<br />
wollten wir im Struckmeier-Team wissen, was<br />
er von unserer neuen Raumbuchungs-App hält.<br />
Hier sieht man ganz einfach auf einem Grundriss,<br />
welche freien Arbeitsplätze im Unternehmen<br />
buchbar sind und mit welchen Kollegen<br />
man sich vor Ort verabreden kann. Sind einige<br />
Teammitglieder unterwegs oder im Homeoffice,<br />
zeigt mir die App an, wie man sich mit<br />
ihnen vernetzen kann. „Wirklich einfach zu<br />
bedienen und selbsterklärend“ war Mathisʼ<br />
Urteil, was uns sehr gefreut hat.<br />
Das Wichtigste bei der Arbeit zu Hause sei für<br />
ihn aber eine gemütliche Atmosphäre, meinte<br />
er. Gott sei Dank ist dieser Gedanke inzwischen<br />
auch bei vielen Herstellern angekommen.<br />
Inzwischen gibt es immer mehr neue<br />
Möbel fürs Office, die in der Ergonomie top<br />
sind, aber von den Farben und Oberflächen<br />
für eine heimelige Atmosphäre sorgen – egal,<br />
ob im Homeoffice oder in den Unternehmen.<br />
Wir von Struckmeier möchten uns noch einmal<br />
herzlich für den tollen Austausch und den<br />
Spaß beim Shooting bedanken. Falls Mathis<br />
Mönninghoff in den nächsten Spielen noch<br />
besser trifft, liegt das natürlich an seinem<br />
,Spezialtraining‘ bei uns.<br />
KONTAKT<br />
System-Büro Struckmeier GmbH<br />
Karl-Arnold-Straße 4<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 506690<br />
info@struckmeier.de<br />
www.struckmeier.de
aktuelles<br />
Brunnen für Papier<br />
<strong>faktor</strong> unterstützt die Instandsetzung von Brunnensystemen in Malawi<br />
Um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die<br />
entstandenen Co 2 -Emissionen auszugleichen, die mit der Produktion<br />
von Papier entstehen, unterstützt <strong>faktor</strong> – passend zu dieser<br />
Ausgabe mit dem Themenschwerpunkt Klimaneutralität – das<br />
Projekt der AQ Green TeC GmbH zur Instandsetzung von Brunnensystemen<br />
in Ostafrika.<br />
Die Brunnen in ländlichen Regionen Malawis sind veraltet, wodurch<br />
für viele Teile der Bevölkerung der Zugang zu sauberem<br />
Trinkwasser fehlt. Das Projekt will dabei unterstützen, die beschädigten<br />
Brunnenanlagen wieder instand zu setzen und damit<br />
das aufwendige Abkochen von verschmutztem Wasser zu reduzieren.<br />
Neben der reinen Klimaschutzwirkung trägt das Projekt zur<br />
Erreichung der ,17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten<br />
Nationen‘ bei, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen<br />
Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer<br />
Ebene dienen sollen. So wird im Rahmen dieses Projekts<br />
FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />
unter anderem die Gesundheit der lokalen Bevölkerung verbessert,<br />
der Zugang zu sauberem Trinkwasser gewährt und durch<br />
den Erhalt des Waldes die lokale Umwelt als wichtiger Lebensraum<br />
für Tiere und Pflanzen geschützt.<br />
Weitere Infos unter: www.aq-greentec.com<br />
Individuelle<br />
Gebäudetechnik.<br />
Zukunft in Sicht<br />
Der neue <strong>faktor</strong>Azubi ist da!<br />
Der neue <strong>faktor</strong>Azubi ist erschienen und direkt<br />
bei den Schülern der Region gelandet!<br />
Auch dieses Mal ist er wieder randvoll mit vielen spannenden<br />
Beiträgen rund um die Ausbildung in Südniedersachsen<br />
und mit hilfreichen Tipps für die Bewerbung.<br />
Möchten auch Sie sich als Arbeitgeber in diesem<br />
Umfeld präsentieren? Dann melden Sie sich gern bei<br />
unserer Kundenberaterin Nicole Benseler unter:<br />
Tel. 0551 309839-22 oder benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Unsere Leistungen –<br />
so individuell, wie die Ansprüche<br />
unserer Kunden.<br />
Bereits in der vierten Generation bieten wir<br />
unseren gewerblichen, öffentlichen und<br />
privaten Kunden das gesamte Spektrum der<br />
Gebäudetechnik.<br />
Fordern Sie uns!<br />
Ruhstrat Haus- und<br />
Versorgungstechnik GmbH<br />
Adolf-Hoyer-Straße 6<br />
37079 Göttingen<br />
Telefon (05 51) 6 94 04-0<br />
Telefax (05 51) 6 94 04-10<br />
info@ruhstrat.de<br />
www.ruhstrat.de<br />
1 |<strong>2022</strong> 11
360°<br />
print > events > digital<br />
Gesundheit<br />
Magazin<br />
Sprechen Sie uns an!<br />
Top-Arbeitgeber<br />
Buch: Ihre Erfolgsgeschichten<br />
Akis Parasidis<br />
Vertriebsleiter<br />
Kontakt<br />
Tel. 0551 30 98 39-18<br />
Fax: 0551 309839-11<br />
parasidis@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Wir machen Ihre Erfolgsgeschichte als
Azubi<br />
<strong>faktor</strong>-Akademie<br />
Ihre Spezialausgabe<br />
www.mehralseinmagazin.de Herbst 2021<br />
SPEZIAL<br />
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />
<strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />
circle for entrepreneurs<br />
210805_<strong>faktor</strong>_SPEZIALQioptiq_Umschlag.indd 1 23.08.21 17:16<br />
<strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
Die Plattform<br />
der Entscheider<br />
Video<br />
Social Media<br />
Digitalprofil<br />
www.<strong>faktor</strong>-mag<br />
Top-Arbeitgeber hochwertig sichtbar.<br />
Faktor_Ro lUp_0510.in d 1
unternehmen<br />
Unternehmen<br />
mit Gewicht<br />
Göttingen hat einen Hidden Champion zu bieten, den in der internationalen<br />
Zementindustrie sämtliche Akteure kennen – vor Ort jedoch wissen<br />
nur wenige, was Refratechnik eigentlich macht. <strong>faktor</strong> war zu Gast<br />
beim Weltmarktführer und erhielt exklusive Einblicke in die heißen Phasen<br />
der Feuerfesttechnik.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
14 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
1|<strong>2022</strong> 15
unternehmen<br />
16 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
In der Produktionshalle von Refratechnik in<br />
Göttingen stehen Unmengen ockerfarbener Steine,<br />
in Reih und Glied aufgestapelt auf Schienenwagen,<br />
mit denen sie in der großen Halle<br />
bewegt und aus dem riesigen Ofen gefahren<br />
werden. Über den Steinen flimmert die Hitze. Sie<br />
werden bei mehr als 1.000 Grad gebrannt,<br />
brauchen nach dem Brennvorgang mehrere Tage, um abzukühlen.<br />
Mit ihnen werden Hochtemperatur-Öfen zur<br />
Herstellung von Zement ausgekleidet. „Die Qualität<br />
dieser Steine hat dafür gesorgt, dass Refratechnik heute<br />
kein kleines Unternehmen mehr ist, sondern in der Branche<br />
Gewicht hat“, erklärt Christian Meyre, der seit 2016<br />
gemeinsam mit Stefan Puntke die Geschäfte der Refratechnik<br />
Cement GmbH führt, sichtlich stolz.<br />
Zur Person<br />
Christian Meyre kam 1969 in Basel (Schweiz) zur<br />
Welt. Nach dem Studium der Geowissenschaften<br />
begann er seine Karriere bei dem global aktiven<br />
Zementhersteller Holcim. Nach rund sieben Jahren<br />
als Inhouse-Berater für Qualitäts sicherung und<br />
Feuerfesttechnik mit Projekten in Südostasien<br />
und Lateinamerika übernahm er Führungspositionen<br />
in Zementwerken in Nordamerika.<br />
Nach einer eineinhalbjährigen Station in Toronto<br />
(Kanada) ging es für acht Jahre in den US-<br />
Bundes staat Utah. Im Jahr 2016 wurde er dann<br />
Geschäftsführer der Refratechnik in Göttingen.<br />
Meyre ist verheiratet und lebt mit seiner Frau<br />
und seinen Töchtern in Göttingen.<br />
IM VERLAUF DES PRODUKTIONSPROZESSES von Zement<br />
werden die zu Mehl gemahlenen Rohstoffe auf<br />
etwa 1.450 Grad Celsius erhitzt, bis sie teilweise miteinander<br />
verschmelzen. Diese Temperaturen zu erreichen,<br />
ist nicht nur energieintensiv, sondern auch eine Gefahr<br />
für die Öfen: Sie könnten durch die Hitze beschädigt<br />
werden. An dieser Stelle kommen die Produkte von Refratechnik<br />
ins Spiel. Das 1950 von dem Ingenieur Karl<br />
Albert in Vogelbeck, einem südlichen Ortsteil der Stadt<br />
Einbeck, gegründete Unternehmen entwickelt, produziert<br />
und vertreibt innovative Feuerfesttechnik für die Auskleidung<br />
der Hochtemperatur-Öfen der Zementindustrie.<br />
Auch das Recycling verbrauchter Materialien gehört<br />
zum Service. Refratechnik liefert die Schlüsseltechnologie,<br />
wenn es um die Produktqualität und möglichst lange<br />
Laufzeiten von Feuerungsanlagen sowie die Reduzierung<br />
der Energiekosten und niedrige Emissionen geht.<br />
„In den vergangenen 70 Jahren haben wir uns zu einem<br />
der Weltmarktführer entwickelt“, erzählt Christian<br />
Meyre. Bereits zwei Jahre nach der Gründung wurde das<br />
Unternehmen an den Standort in der Rudolf-Winkel-<br />
Straße verlegt, an dem heute rund 350 Mitarbeiter beschäftigt<br />
sind. Rund um den Globus statten insgesamt<br />
über 2.000 Mitarbeiter der Refratechnik-Gruppe die<br />
Zement-, Stahl-, Keramik- und weitere Hochtemperaturindustrien<br />
in mehr als 100 Ländern mit ihren Produkten<br />
aus. „Wir sind dennoch in einer kleinen Nische unterwegs,<br />
die Zahl der Zementhersteller weltweit ist überschaubar“,<br />
sagt Meyre. Daher wüssten auch die wenigsten<br />
Menschen außerhalb der Branche, was Refratechnik<br />
eigentlich so macht. Auch die Mehrheit der Göttinger<br />
nicht. „In der Zementindustrie selbst hingegen kennen<br />
uns sämtliche Akteure.“<br />
1 |<strong>2022</strong> 17
unternehmen<br />
Höchste Genauigkeit Aus den Hartmetallplatten (u.) werden präzise Formen für den Produktionsprozess der Steine hergestellt.<br />
Beim Zusammenbau dieser Pressformen ist höchste Genauigkeit gefordert (o.).<br />
18 1 |<strong>2022</strong><br />
DER STUDIERTE GEOLOGE UND MINERALOGE muss<br />
es wissen: Schon bevor er die Verantwortung für die Produktion<br />
in der Geschäftsführung in Göttingen übernahm,<br />
waren dem gebürtigen Schweizer das Unternehmen<br />
Refratechnik und seine Produkte ein Begriff: „Ich<br />
habe sehr lange auf der Kundenseite bei dem Zementhersteller<br />
Holcim gearbeitet, bei einem der größten Baustoffproduzenten<br />
der Welt. Auch wir haben dort Refratechnik-Produkte<br />
eingesetzt.“ Insgesamt 18 Jahre war<br />
Meyre für den Zementhersteller weltweit unterwegs, zunächst<br />
als Inhouse-Berater für Qualitätssicherung und<br />
Feuerfesttechnik in Südostasien und Lateinamerika.<br />
„Zur Geburt meiner Töchter habe ich dann nach einer<br />
Position gesucht, die es mir erlaubt, abends zu Hause zu<br />
sein“, erzählt er rückblickend. So landete er in Führungspositionen<br />
in Zementwerken in Nordamerika.<br />
Nach einer Station in Toronto, Ontario, ging es nach<br />
Morgan im US-Bundesstaat Utah. „Das war für zwei<br />
Jahre angedacht, am Ende sind wir zehn geblieben.“<br />
Von den gemachten Erfahrungen profitiere der 53-Jährige<br />
noch heute. „Es war zum einen superspannend, andere<br />
Kulturen und ihre Problemlösungsansätze kennenzulernen“,<br />
erzählt Meyre. „Zum anderen habe ich sehr<br />
tiefe Einblicke in die Prozesse und Themen der Branche<br />
bekommen, die wir mit Refratechnik beliefern.“
unternehmen<br />
Das Wie und Woher Regelmäßige Kontrolle der Maße (o.) und ein Lager voller hochwertiger Rohstoffe aus ganz Europa gehören zu<br />
den Erfolgs<strong>faktor</strong>en von Refratechnik. Die mineralischen Komponenten – wie beispielsweise Magnesia und Spinelle – werden gebrochen,<br />
gemahlen, gesiebt und nach Korngrösse klassifiziert, um danach zu Steinen in den verschiedensten Formaten gepresst zu werden.<br />
1 |<strong>2022</strong> 19
unternehmen<br />
Heiße Sache Die fertigen Steine, die aus dem mehr als 1.000 Grad Celsius heißen Ofen kommen, brauchen mehrere Tage zum Abkühlen.<br />
20 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
1|<strong>2022</strong> 21
unternehmen<br />
»Wir produzieren mit europäischen<br />
Rohstoffen, pflegen langjährige Beziehungen<br />
zu unseren Lieferanten und unseren<br />
Dienstleistern auf Augenhöhe.«<br />
Diesen tiefen Einblick in die Prozesse, Probleme und<br />
Nöte der Kunden hält der Geschäftsführer für eine der<br />
Stärken von Refratechnik. „Wir sprechen hier die Sprache<br />
der Zementindustrie, wir wissen, was unsere Kunden<br />
bewegt. Das gilt für alle, die hier arbeiten“, sagt er<br />
mit Nachdruck. „Obwohl ich die Qualität der Produkte<br />
ja schon vorher kannte, war ich, als ich vor sechs Jahren<br />
zu Refratechnik wechselte, von der Fachkompetenz und<br />
Motivation schwer beeindruckt.“<br />
Dies seien aus Sicht des Geschäftsführers auch zwei<br />
der entscheidenden Faktoren, warum die Göttinger nicht<br />
so hart von der Pandemie getroffen wurden wie die Konkurrenz.<br />
Der dritte ist der Standort Göttingen selbst.<br />
„Das ist erklärungsbedürftig“, sagt Meyre mit einem entwaffnenden<br />
Lächeln. „Nicht gerade wenige Ökonomen<br />
sagen ‚Sind die nicht bei Trost? Warum produzieren die<br />
in Göttingen?‘“ Und dann erklärt er, warum es nicht rein<br />
romantische Gefühle sind, die das Familienunternehmen<br />
mittlerweile 70 Jahre mit diesem Standort verbinden,<br />
sondern eine klare Strategie.<br />
„Wir sind nicht die günstigsten Anbieter. Wenn wir<br />
zum Zug kommen wollen, müssen wir mehr bieten als<br />
den einfachen Stein zum Auskleiden der Öfen“, sagt<br />
Meyre. Man habe sich den Ruf als agilster, zuverlässigster<br />
und flexibelster Anbieter erarbeitet. „In Zeiten, in<br />
denen nahezu alle global nach den günstigsten Einkaufsmöglichkeiten<br />
suchen, sind wir dabei gewissermaßen<br />
anachronistisch: Wir produzieren mit europäischen<br />
Rohstoffen, pflegen langjährige Beziehungen zu unseren<br />
Lieferanten und unseren Dienstleistern auf Augenhöhe.“<br />
In diesem über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerk aus<br />
‚alten‘ Lieferanten und Logistikpartnern liegt Göttingen<br />
strategisch optimal. Dass die Kombination aus vergleichsweise<br />
kurzen Beschaffungswegen und langjährigen<br />
Beziehungen eine nicht zu unterschätzende Stärke<br />
ist, hätten die vergangenen Monate noch einmal besonders<br />
gezeigt. „Wir konnten im Gegensatz zu vielen Konkurrenten<br />
auch in der Pandemie weiter liefern“, erklärt<br />
Christian Meyre zufrieden. „Damit sind wir unserem<br />
Ruf gerecht geworden, eine sehr hohe Liefertreue zu haben.<br />
Egal wann, egal wo: Wir stellen die Ware pünktlich<br />
auf den Hof unserer Kunden.“ Das liege auch daran,<br />
dass Mitarbeiter ihre Ansprechpartner bei Lieferanten<br />
und Logistikpartnern seit Jahren kennen würden und<br />
bereit seien, auch mal die viel zitierte Extra-Meile zu gehen.<br />
„So haben wir auch in Pandemiezeiten erfolgreich<br />
am Markt agiert.“<br />
BEIGETRAGEN ZU DIESEM ERFOLG hätten dazu aber<br />
auch die flache Hierarchie und die ideale Größe der Refratechnik:<br />
Kurze Wege und eine engmaschige Abstimmung<br />
mit den Eigentümern des größten Unternehmens für<br />
Feuer festmaterialien in Familienhand sorgen für schnelle<br />
Entscheidungen. „Wenn es morgens einer für eine gute<br />
Idee hält, sein Containerschiff im Suezkanal zu wenden,<br />
haben wir nachmittags bereits entschieden, wie wir damit<br />
umgehen“, erläutert Meyre. Hinzu käme, dass sein Geschäftsführungskollege<br />
Stefan Puntke, der den Vertrieb<br />
verantwortet, und er viele Freiheiten und einen großen<br />
Entscheidungsspielraum genießen. „Wir verpassen deshalb<br />
nur sehr wenige Chancen, die der Markt bietet.“<br />
Ein Selbstläufer ist das Geschäft aber bei Weitem nicht.<br />
In einer Branche wie dem Zementmarkt in dem ein<br />
Konsolidierungsprozess immer weniger, immer größere<br />
Kunden hervorbringe, gäbe es kein Platz für Sentimentalitäten.<br />
„Nur weil wir einem Kunden in den vergangenen<br />
zwei Jahren geholfen haben, bedeutet das nicht, dass er<br />
<strong>2022</strong> automatisch bei uns bestellt“, sagt Meyre und<br />
stellt unmissverständlich klar: „Wir müssen die Einkäufer<br />
immer wieder neu davon überzeugen, dass unsere<br />
Produkte die beste Entscheidung sind, trotz des höheren<br />
Preises.“ Uns da es am Ende die Mitarbeiter seien, die<br />
den Erfolg ausmachten, sei es sehr wichtig, als attraktiver<br />
Arbeit geber wahrgenommen zu werden – in der<br />
Region und darüber hinaus.<br />
Das scheint Refratechnik sehr gut zu gelingen, sowohl<br />
bei bestehenden als auch bei potenziellen Arbeitnehmern.<br />
Denn zum einen verzeichnet das Unternehmen laut<br />
Geschäftsführer Meyre nahezu keine Fluktuation: „Wer<br />
einmal bei uns ist, bleibt in der Regel. Ich darf fast jede<br />
Woche zu einem 25-, 30- oder 40-jährigen Jubiläum gratulieren.“<br />
Zum anderen deuten rund 30 Auszubildende<br />
in verschiedenen Berufsbildern darauf hin, dass sich auch<br />
immer wieder neue Mitarbeiter finden lassen. „Beides ist<br />
wichtig für uns. Wir wollen die Erfahrung und das<br />
Know-how im Unternehmen halten und neue Mitarbeiter<br />
mit neuen Ideen und Impulsen für uns gewinnen.“<br />
22 1 |<strong>2022</strong>
Damit Sie nicht schwach werden<br />
Netzwerke in Echtzeit überwachen<br />
Das ist zu leisten: Status von IT, Sicherheit und Compliance analysieren • Risiken erkennen, priorisieren<br />
und beheben • Auswertungen und Berichte erzeugen • gesetzliche Vorgaben erfüllen<br />
Schwachstellen sind spätestens seit log4j allen IT-Fachleuten ein Begriff. Für Unternehmen sind sie – oft<br />
unbewusst – alltäglicher Begleiter. Sie aufzuspüren und zu bewerten ist wichtig, um die eigene IT-Sicherheit<br />
einzuschätzen und Risiken sinnvoll reduzieren zu können. Dazu braucht es eine kontinuierliche<br />
Überprüfung des eigenen Netzwerkes.<br />
Was ist zu tun?<br />
Ein Schwachstellen-Scanner verschafft<br />
Ihnen den nötigen Überblick<br />
über Ihre IT-Infrastruktur. Aus optimal<br />
aufbereiteten Daten gewinnen<br />
Sie Erkenntnisse und leiten Ihren<br />
Handlungsbedarf ab. SerNet nutzt<br />
dazu Software der tenable.sc-Produktfamilie.<br />
Gemeinsam mit Ihnen<br />
planen wir den Einsatz und passen die<br />
Lösungen an die Anforderungen Ihres<br />
Sicherheitsteams an.<br />
SerNet empfiehlt tenable.sc<br />
tenable.sc und tenable.sc+ sind die On-Premise-Lösungen<br />
für Schwachstellen-Management.<br />
Basierend auf branchenführender Technologie<br />
bieten die Produkte einen kontinuierlichen, risikobasierten<br />
Überblick über Ihre Sicherheits- und<br />
Compliance-Lage.<br />
Mit den Vorhersagen, welche Sicherheitsprobleme<br />
zuerst zu beheben sind, begegnen Sie den<br />
zunehmenden Herausforderungen moderner<br />
IT-Sicherheit.<br />
Jetzt ein unverbindliches Angebot anfordern:<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Nadine Dreymann<br />
Tel.: 0551 370000-0<br />
E-Mail: vertrieb@sernet.de<br />
https://www.sernet.de/tenable
unternehmen<br />
Das Eckige ins Runde Am nachgebauten Zementofenteil trainieren Kunden und Mitarbeiter die richtige Anwendung der Refratechnik-Produkte.<br />
AUS DIESEM GRUND INVESTIEREN die Göttinger Spezialisten<br />
für Feuerfesttechnik auch kontinuierlich in die<br />
Aus- und Weiterbildung. So hat Refratechnik in den letzten<br />
Jahren nicht nur eine vollausgestattete Ausbildungswerkstatt<br />
aufgebaut, sondern auch viel Zeit und Energie<br />
in ein Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte gesteckt.<br />
„Wir haben gemeinsam Führungsgrundsätze formuliert<br />
und ein darauf einzahlendes Programm aus<br />
Lernmodulen entwickelt“, erläutert Meyre. „Wir wollen<br />
unseren Führungskräften vermitteln, was sie können<br />
müssen, aber auch nachhaltig eine Lernkultur verankern,<br />
an der alle Mitarbeiter teilhaben.“ Und auch hier zeigt<br />
sich die Agilität des Göttinger Unternehmens. Sofort mit<br />
dem Beginn der Pandemie wurde auf die sich ändernden<br />
Führungsaufgaben reagiert. „Wir haben umgehend ein<br />
Modul entwickelt, das Führen auf Distanz thematisiert,<br />
aber auch aufzeigt, wie man in der Produktion vor Ort<br />
sein Team gesund durch den Tag bringt.“<br />
Refratechnik tut also einiges dafür, sich den Ruf als<br />
agilster, flexibelster und zuverlässigster Partner der Zementindustrie<br />
– und damit das Gewicht in der Branche<br />
– zu erhalten. Da gerade auch der Standort ein wichtiger<br />
Baustein in der Unternehmensstrategie ist, werden wohl<br />
noch viele Jahre zur Firmengeschichte in Göttingen hinzukommen.<br />
ƒ<br />
Zum Unternehmen<br />
Die Refratechnik Cement GmbH ist eine Tochtergesellschaft<br />
der Refratechnik Holding, deren Geschichte 1950 in<br />
Vogelbeck, einem Ortsteil der Stadt Einbeck, begann. Seit<br />
1952 entwickelt, produziert und vertreibt Refratechnik vom<br />
Standort Göttingen aus innovative Feuerfesttechnik für<br />
die Auskleidung der Hochtemperatur-Öfen der Zementindustrie<br />
und zählt heute zu den Weltmarktführern.<br />
Rund um den Globus statten insgesamt mehr als 550<br />
Mitarbeiter der Refratechnik Cement GmbH die rund 2.000<br />
Zementdrehöfen der Zementindustrie in mehr als 100<br />
Ländern mit Refratechnik-Produkten aus. Am Standort<br />
Göttingen sind 350 Mitarbeiter beschäftigt. Die gesamte<br />
Refratechnik Holding hat rund 2.000 Mitarbeitende.<br />
24 1 |<strong>2022</strong>
Mit uns sind Sie sicher!<br />
Innovative Versicherungslösungen für Mittelstand,<br />
Industrie und Freie Berufe!<br />
Als inhabergeführter Versicherungsmakler<br />
mit über 30 Jahren Erfahrung im<br />
Versicherungs- und Risikomanagement<br />
sind wir für SIE da. Zusammen mit<br />
unseren Kooperationspartnern betreuen<br />
wir Sie bundesweit und international.<br />
Die sehr enge Zusammenarbeit mit unseren<br />
Kunden und Partnern basiert auf<br />
unseren Grundwerten:<br />
Verlässlichkeit, Vertrauen und Loyalität !<br />
Unsere auf Dauer und Beständigkeit angelegte<br />
Zusammenarbeit mit Ihnen ist die<br />
Grundlage all unseres unternehmerischen<br />
Handelns.<br />
Unser Anspruch ist es, die BESTE LÖSUNG<br />
für unsere Kunden zu finden.<br />
Als Familienunternehmen stehen wir für<br />
eine tiefe regionale Verwurzelung und<br />
engagieren uns mit Freude in dieser Region,<br />
z.B. als einer der beiden Hauptsponsoren<br />
der KinderSportStiftung am Harz.<br />
Mit uns sind SIE sicher!<br />
Kooperation<br />
Partner der
unternehmen<br />
Zum Nachmachen<br />
empfohlen<br />
Mit dem Verein Beveraner Unternehmen hat sich im Landkreis Holzminden ein neues<br />
Wirtschaftsnetzwerk etabliert, das mehr sein will als nur ein Forum für gegenseitigen Austausch:<br />
ein Sprachrohr gegenüber der Politik, das gemeinnützige Projekte fördert.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />
Der Flecken Bevern liegt nördlich von Holzminden<br />
und hat knapp 4.000 Einwohner.<br />
Klein, überschaubar, ländlich, typisch – möchte<br />
man sagen. Und doch hat Carsten Stock,<br />
Geschäftsführer der Bau & Renovierungszentrum Stock<br />
GmbH, hier etwas Neues auf den Weg gebracht: ein Unternehmernetzwerk,<br />
das deutlich mehr sein will.<br />
„Ich bin hier im Ort in verschiedenen Vereinen aktiv<br />
und hatte 2017 für eine Kulturveranstaltung das Sponsoring<br />
übernommen“, erzählt Stock. Durch seine Unternehmenskontakte<br />
war es ihm gelungen, mehrere Tausend<br />
Euro einzuwerben. „Aber Vereinen, die solche<br />
Kontakte nicht haben, fehlen diese Möglichkeiten, gute<br />
Veranstaltungen zu organisieren.“ Wie erreicht man jedoch<br />
die lokalen Unternehmen? Ein entsprechendes<br />
Netzwerk wäre eine Idee, die damals aber wieder eingeschlafen<br />
ist.<br />
Später ist Stock noch etwas anderes bewusst geworden:<br />
„Wir kennen uns vor Ort einfach zu wenig.“ Deswegen<br />
begann er, andere Unternehmer zu kontaktieren<br />
und für die Idee Werbung zu machen, ein Netzwerk zu<br />
gründen, um sich kennenzulernen, auszutauschen und<br />
voneinander zu profitieren.<br />
BEI OLIVER BLUME, der sich 2021 in der alten Heimat<br />
Bevern als Unternehmens berater selbstständig gemacht<br />
hat, nachdem er vorher bei mehreren internationalen<br />
Firmen tätig gewesen war, rannte Stock mit der Idee offene<br />
Türen ein. „Mein gesamtes Berufsleben war vom<br />
Netzwerkgedanken geprägt, deswegen war ich von der<br />
Idee begeistert“, sagt Blume. Für sich selbst sieht dieser<br />
ganz klare Vorteile, über das Netzwerk neue Kontakte<br />
zu generieren. Aber es geht ihm auch um das Geben, also<br />
den Erfahrungsaustausch: „Ich war Teil vieler Arbeitskreise,<br />
in denen auch Wettbewerber zusammensaßen,<br />
die sich dennoch über vieles offen ausgetauscht haben.<br />
Bei ähnlichen Problemen, die alle haben, ist das sehr hilfreich.“<br />
Deswegen engagiert sich Blume auch im Vorstand<br />
des neuen Vereins.<br />
DER VEREIN WURDE OFFIZIELL Ende 2021 gegründet,<br />
inzwischen sind rund 35 Unternehmen beigetreten: vom<br />
Ein-Mann-Unternehmensberater über Grafik agen turen<br />
und Ärzte bis hin zu den großen Arbeitgebern vor Ort wie<br />
dem Egger Beschichtungswerk oder dem Pflegedienst<br />
DeBoer. So weit, so typisch Unternehmensnetzwerk.<br />
Doch da will Carsten Stock nicht stehen bleiben, daher<br />
gibt es noch zwei weitere Ziele, die sich der Verein auf<br />
die Fahne geschrieben hat: „Wir wollen auch gemeinnützige<br />
Projekte vor Ort fördern und uns als Sprachrohr<br />
der Wirtschaft gegenüber der Politik etablieren.“ Der<br />
Dialog mit der Politik sei bislang vor allem dadurch geprägt,<br />
dass es immer nur zu den Wahlen die obligatorischen<br />
Pressetermine und ein offenes Ohr für die Unter-<br />
26 1 | <strong>2022</strong>
unternehmen<br />
Vor Ort aktiv Netzwerk-Initiator Carsten Stock und seine Vorstandsmitglieder Oliver Blume und Oliver Böhle (v. l.)<br />
nehmen gibt, aber darüber hinaus wenig. Diesen Dialog<br />
will der Verein verstetigen und damit verbessern. Dabei<br />
hilft, dass zwei Vorstandsmitglieder – Oliver Blume und<br />
Oliver Böhle, Geschäftsführer des Pflegedienstes DeBoer,<br />
– derzeit im Rat der Samtgemeinde sitzen.<br />
„Aber es geht uns auch um den Dialog mit dem Landkreis“,<br />
sagt Böhle. Ein wichtiges Thema sei etwa der<br />
Breitbandausbau, bei dem es nur schleppend vorangehe.<br />
„In der Pflege zum Beispiel funktioniert alles digital. Das<br />
heißt, wir brauchen eine gute Internetverbindung. Aber<br />
es gibt immer noch Orte im Landkreis oder in unserer<br />
Gemeinde, wo es keine gute Mobilfunkanbindung gibt.“<br />
Dafür wollen sich die Unternehmer stärker einsetzen.<br />
DER LEITGEDANKE DES VEREINS ist jedoch, nicht nur<br />
die Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsaktivitäten<br />
positiv zu beeinflussen, sondern insgesamt etwas für<br />
Bevern zu tun und zur Lebensqualität vor Ort aktiv beizutragen.<br />
Deswegen auch die starke Säule, gemeinnützige<br />
Projekte zu fördern.<br />
Dies können Vorhaben aus allen Richtungen sein –<br />
von anderen Vereinen, privaten Initiativen oder auch<br />
Ideen seitens der Verwaltung, für deren Realisierung<br />
aber keine Mittel zur Verfügung stehen. Beispiele für den<br />
Handlungsbedarf gibt es einige. „In der Grundschule<br />
spielen die Kinder Fußball im Matsch auf der Wiese“,<br />
erzählt Stock. Ein echter Bolzplatz wäre da schon hilfreich.<br />
Auch das Freibad ist ein Thema, für dessen Betrieb<br />
kein Geld mehr da war und das deswegen geschlossen<br />
wurde. „Da können wir vielleicht dazu beitragen, dass<br />
wir wieder einen gewissen Betrieb haben.“ Oder der<br />
Tennisverein, der geschlossen werden sollte. Hier könnte<br />
man sich vorstellen, ein wöchentliches Training zu finanzieren.<br />
Auch Dorfverschönerungsaktionen, Beetpflege,<br />
die Baumpflanzaktion der Grundschule ebenso wie<br />
Kulturveranstaltungen vom Konzert bis zum Schützenplatz<br />
sind Möglichkeiten.<br />
IDEEN GIBT ES VIELE. „Offiziell haben wir noch keine<br />
Förderung verabschiedet, aber wir diskutieren derzeit<br />
über verschiedene Anträge, die bei uns eingegangen<br />
sind“, erklärt Stock. Im Frühling <strong>2022</strong> sollen die ersten<br />
Projekte vorgestellt werden, die der Verein unterstützt.<br />
Die Förderung wird jeweils individuell ausfallen, also<br />
nicht aus den niedrigen Mitgliedsbeiträgen stammen,<br />
sondern aus projektbezogenen Zuwendungen an den<br />
Verein. Für jedes Projekt soll es dann Unternehmens-<br />
Paten geben. „So wollen wir Bevern attraktiver<br />
machen“, sagt der Initiator. „Ich will aus einer starken<br />
Gemeinschaft heraus Projekte finanzieren, die den Ort<br />
nach vorne bringen.“ Mit diesem breiten, auch gemeinschaftsförderlichen<br />
Ansatz steht das Unternehmernetzwerk<br />
dann vielleicht auch für vergleichbare<br />
Netzwerke andernorts Pate. ƒ<br />
1 |<strong>2022</strong> 27
unternehmen<br />
28 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
Medikamente<br />
nach Maß<br />
Evotec in Göttingen schreibt eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte:<br />
In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt.<br />
Durch umfassende Datenanalyse erfasst das Forschungsunternehmen<br />
Krankheiten, um so direkt an ihren Ursachen anzusetzen und<br />
präziser wirkende Arzneimittel zu ermöglichen.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
1 |<strong>2022</strong> 29
unternehmen<br />
30 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
» Unser Ansatz geht auf den Göttinger Nobelpreisträger<br />
Manfred Eigen und dessen Leitmotiv zurück: In der Biologie<br />
ist die reine Theorie – ohne experimentelle Ergebnisse –<br />
eine schlechte Theorie. «<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Im Göttinger Science Park im Nordwesten der<br />
Stadt wird kontinuierlich gebaut. Insbesondere<br />
der ,Manfred Eigen Campus‘ – das Evotec-<br />
Areal – hat sich sehr gut entwickelt. Inzwischen<br />
ist das Forschungsunternehmen im Pharmabereich<br />
auf drei Gebäude verteilt, offene Stellen<br />
gibt es immer. Von den über 4.000 Mitarbeitern<br />
weltweit sitzen etwa 330 in Göttingen<br />
– vor zwei Jahren waren es noch die Hälfte,<br />
Ende 2010 gerade einmal 25. In dem global<br />
rasant wachsenden Evotec-Konzern entwickelt<br />
sich der Standort überdurchschnittlich gut,<br />
und mit der Wirtschaftsförderung der Stadt<br />
laufen bereits Gespräche über ein weiteres neues Areal.<br />
Derweil mussten sogar schon zusätzliche Flächen angemietet<br />
werden, um das Mitarbeiterwachstum auffangen<br />
zu können. „Bei uns arbeiten viele junge Leute – unser<br />
Altersdurchschnitt liegt bei 35 – und damit haben wir<br />
eine sehr hohe interne Dynamik“, sagt Standortleiter<br />
Uwe Andag. „Die wollen alle etwas erreichen.“<br />
DAS GEHEIMREZEPT FÜR DAS STARKE WACHSTUM ist<br />
die Kombination aus bioinformatischer Datenanalyse<br />
und Medikamentenforschung, mit der Evotec dazu beitragen<br />
will, präziser wirkende Medikamente zu entwickeln.<br />
„Etwa 90 Prozent aller Therapien wirken nur<br />
bei etwa der Hälfte der Patienten“, erklärt Andag. „Ein<br />
Grund hierfür ist, dass Krankheitsbilder in der Vergangenheit<br />
symptomatisch beschrieben wurden und daher<br />
auch Medikamente entwickelt wurden, die in erster<br />
Linie zur Linderung der Symptome beitragen. Einen<br />
I<br />
wichtigen Schritt vorwärts sieht Evotec hier in<br />
der Datenanalyse. Mehrere Milliarden anonymisierte<br />
Datenpunkte von gegenwärtig rund<br />
15.000 Patienten werden dafür genutzt. Gewebe-,<br />
Blut- und Urinproben wurden analysiert<br />
und in die unternehmenseigene Datenbank<br />
aufgenommen, die ständig weiterwächst.<br />
Zur Analyse dieser Daten entwickelt Evotec<br />
unter anderem eigene Softwaretools, die<br />
künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen<br />
einsetzen. Die Patientenproben stammen<br />
von verschiedenen klinischen Partnern aus<br />
Großbritannien und Deutschland. Die klinischen<br />
Partner erhalten ihrerseits wiederum die Rohdaten<br />
aus der Analyse der von ihnen zur Verfügung gestellten<br />
Proben von Evotec zurückgespielt, um damit eigene<br />
Grundlagenforschung zu betreiben.<br />
„Unser Ansatz geht auf den Göttinger Nobelpreisträger<br />
Manfred Eigen und dessen Leitmotiv zurück: In der<br />
Biologie ist die reine Theorie – ohne experimentelle Ergebnisse<br />
– eine schlechte Theorie“, erzählt Andag. Durch<br />
die Datenanalyse versucht Evotec, Krankheitsbilder auf<br />
der Grundlage biologischer Prozesse anstelle von Symptomen<br />
zu erfassen, um so direkt an ihren Ursachen ansetzen<br />
zu können. Kennt man die Rahmenbedingungen,<br />
die dazu führen, dass ein Patient erkrankt oder dass eine<br />
Therapie nicht anschlägt, lassen sich viel gezieltere Behandlungsansätze<br />
entwickeln.<br />
Ein gutes Praxisbeispiel kommt aus der Nierenforschung.<br />
Bereits die Auswertung der ersten Patientenkohorte<br />
auf Evotecs Plattform ergab bei 4.000 Patienten<br />
1 |<strong>2022</strong> 31
unternehmen<br />
Große Namen Heute führt Standortleiter Uwe Andag das Unternehmen, dessen Grundstein einst Nobelpreisträger Manfred Eigen legte.<br />
32 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
Zum Unternehmen des Nobelpreisträgers<br />
Manfred Eigen (1927 – 2019) war Biochemiker und zuletzt<br />
Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in<br />
Göttingen. 1967 wurde er für seine Arbeiten zur Geschwindigkeitsmessung<br />
von schnellen chemischen Reaktionen mit<br />
dem Nobelpreis ausgezeichnet.<br />
Aus dem Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie,<br />
das 1971 auf Eigens Initiative entstand, wurde 1993 nicht nur<br />
Evotec, sondern 1997 auch die DeveloGen ausgegründet, die<br />
sich schon damals mit der Entwicklung von Softwareplatt -<br />
formen für die Verarbeitung großer Datenmengen im<br />
Biotechnologie bereich sowie mit der Entwicklung neuer<br />
Therapien für Stoffwechsel erkrankungen befasste. Infolge<br />
einer selbst finanzierten klinischen Testphase und ihres<br />
Scheiterns geriet das Unternehmen jedoch in Schwierigkeiten.<br />
Kurzerhand wurde DeveloGen 2010 von Evotec akquiriert<br />
und so der Standort Göttingen erhalten.<br />
1 |<strong>2022</strong> 33
unternehmen<br />
mehr als 100 verschiedene Einzeldiagnosen, also viele<br />
verschiedene Gründe für Nierenerkrankungen und damit<br />
auch mögliche Gründe dafür, warum die eine oder andere<br />
Therapie nicht wirkt. „Wir müssen viele Krankheiten<br />
vollkommen neu definieren“, erklärt der Standortleiter.<br />
„Die technische Möglichkeit, große Mengen Patientenmaterial<br />
sowohl in der Breite als auch in der Tiefe zu<br />
analysieren und für datengetriebene Forschung zu öffnen,<br />
ermöglicht uns einen grundlegend neuen Zugang zu<br />
vielen Erkrankungen.“ Das sei eine große Herausforderung,<br />
aber man habe inzwischen sehr gute Ergebnisse<br />
und könne bei bestimmten Nieren erkran kungen allein<br />
durch die Blutanalyse bestimmen, welches Krankheitsbild<br />
bei einem Patienten von welcher Grunderkrankung<br />
abhängt, und Patienten so zu einheitlichen Behandlungsgruppen<br />
zusammenfassen.<br />
Die Möglichkeiten der Analyse hören allerdings nicht<br />
bei der Unterscheidung von krank und gesund auf. Gerade<br />
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2 haben<br />
häufig einen jahrzehntelangen Vorlauf. Es mag mit<br />
Müdigkeit, Durstgefühl, Gewichtsveränderungen anfangen,<br />
irgendwann kommt vielleicht Bluthochdruck dazu<br />
und dann erst wird Diabetes diagnostiziert. Organe wie<br />
Augen oder Nieren sind zu diesem Zeitpunkt aber bereits<br />
geschädigt. „Wir gucken uns auch dieses Entwicklungskontinuum<br />
an, um so früh wie möglich mit dem<br />
richtigen therapeutischen Ansatz intervenieren zu können“,<br />
so Andag. Letztendlich werde damit nicht nur die<br />
Therapie personalisierter, sondern auch bereits die Diagnose,<br />
die auf einem differenzierteren Verständnis der individuellen<br />
Krankheit basiert.<br />
IM EVOTEC-KONZERN sind auf einer ,multimodalen<br />
Plattform‘ alle aktuell verfügbaren Technologien zur Erforschung<br />
und Entwicklung neuer Medikamente vereint<br />
– dennoch gibt es eine klare Spezialisierung der Standorte:<br />
In Göttingen konzentriert man sich vor allem auf<br />
Stoffwechselerkrankungen und ihre medikamentöse Behandlung,<br />
es wird aber auch an Zelltherapie-Ansätzen<br />
gearbeitet. So ist eines der Ziele, für Typ-1-Diabetiker,<br />
die unter anderem genetisch bedingt keine eigenen insulinproduzierenden<br />
Zellen mehr haben, genau diese Zellen<br />
zu züchten und sie den Diabetikern einzusetzen, um<br />
künftig mehrfach tägliche Insulininjektionen zu ersetzen.<br />
DEN GÖTTINGER STANDORT zeichnet vor allem der<br />
bioinformatische Ansatz aus, der mittels künstlicher Intelligenz<br />
und maschinellem Lernen neue Behandlungsstrategien<br />
sowie diagnostische Ansätze identifiziert. Die<br />
hier entwickelten Softwareplattformen lassen sich auch<br />
für viele andere Krankheiten einsetzen.<br />
Der Standort im Evotec-Konzern ist zudem ein großes<br />
Innovationszentrum. Etwa die Hälfte der Aktivitäten vor<br />
Ort finden in der unternehmenseigenen Forschung und<br />
Entwicklung statt, während die andere Hälfte gemeinsame<br />
Projekte mit Pharma- und Biotechpartnern sind.<br />
Das Ziel sind integrierte, langfristige Partnerschaften<br />
von der Idee bis zum kommerziellen Medikament.<br />
Gemeinsam mit Partnern wird zum Beispiel mit induzierten<br />
pluripotenten Stammzellen geforscht, es werden<br />
Screenings durchgeführt, Daten ermittelt und abgeglichen.<br />
Ist ein vielversprechender Ansatz gefunden, wird an der<br />
Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung gearbeitet.<br />
Diese kann – in der Regel nach einigen Jahren – in die<br />
Phase der klinischen Studien übergehen. Bei diesen übernimmt<br />
oft der Partner die Regie – und die Finanzierung.<br />
So reduziert Evotec einerseits ihr Risiko, denn die klinischen<br />
Phasen sind teuer und für das Einzelprojekt mit<br />
einem hohen Risiko behaftet. Wird ein Medikament tatsächlich<br />
zugelassen, winkt für Evotec eine Umsatzbeteiligung.<br />
Andererseits erhöht das Unternehmen so seine<br />
Erfolgschancen, da so mit vielen Partnern zeitgleich an<br />
zahlreichen Projekten geforscht werden kann. Im Bereich<br />
der Nierenerkrankungen wird derzeit beispielsweise mit<br />
vier verschiedenen Pharmaunternehmen strategisch zusammengearbeitet<br />
– konzernweit ist Evotec direkt am<br />
Erfolg von über 130 Wirkstoffforschungs- und entwicklungsprojekten<br />
beteiligt. Weiteres Potenzial schlummert<br />
in Beteiligungen an inzwischen mehr als 20 Biotechnologie-<br />
Start-ups.<br />
EVOTEC PROFITIERT AUCH DAVON, dass es sich für<br />
viele Pharmaunternehmen nicht lohnt, umfangreiche eigene<br />
Datenbanken und Softwarelösungen aufzubauen –<br />
auch der Bereich der internen Forschung insgesamt wird<br />
dort zurückgefahren, sodass es mehr und mehr Auftragsentwicklungen<br />
gibt. Die Branche verzeichnet seit Jahrzehnten<br />
steigende Entwicklungskosten bei abnehmenden<br />
Gewinnspitzen. Das Unternehmen selbst hat sich<br />
inzwischen zu einer Art pharmazeutischem Full-Service-<br />
Unternehmen entwickelt, das sowohl in der ganz frühen<br />
Forschung und Entwicklung tätig ist als auch innovative<br />
neue Herstellungstechnologien entwickelt. Damit ist ein<br />
einzigartiges Portfolio entstanden.<br />
Die Erfolgsquoten in der Medikamentenentwicklung<br />
liegen allerdings bei nur zwei bis drei Prozent, die Entwicklungszeiten<br />
sind mit bis zu 15 Jahren sehr lang. Entsprechend<br />
verfolgt Evotec zwar einen sehr spannenden<br />
Ansatz, einen marktzugelassenen Entwicklungserfolg<br />
gibt es jedoch noch nicht. „Viele Medikamente, an<br />
34 1 |<strong>2022</strong>
und deshalb für die Früherkennung von Brustkrebs<br />
Vertrauen Sie der langjährigen Erfahrung<br />
unseres Ärzteteams und sprechen Sie mit uns.<br />
Wir informieren Sie umfassend:<br />
• Dr. med. Ulla Ritter<br />
• Dr. med. Susanne Luftner-Nagel<br />
• Prof. Dr. med. Katharina Marten-Engelke<br />
• Dr. med. Friedemann Baum<br />
• Prof. Dr. med. Uwe Fischer<br />
Telefon 0551/820 740<br />
www.brustzentrum-goettingen.de<br />
info@brustzentrum-goettingen.de<br />
Bahnhofsallee 1d · 37081 Göttingen<br />
(Gegenüber Bahnhof Westausgang)<br />
Blackbit<br />
Besser Kopf in der Röhre, als Kopf im Sand.<br />
Seit über zehn Jahren<br />
stehen wir in Göttingen für<br />
Diagnostik auf höchstem<br />
Niveau. Dank langjähriger<br />
Erfahrung und modernster<br />
Diagnoseverfahren ist<br />
unser Team in der Lage<br />
pathologische Veränderungen<br />
im ganzen Körper<br />
früh zeitig zu erkennen.<br />
Wir nehmen uns genau<br />
die Zeit, die es braucht, um<br />
mit Ihnen sinnvolle Untersuchungsstrategien<br />
zu<br />
entwickeln und diese mittels<br />
Ganz- oder Teilkörperchecks<br />
durchzuführen.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.diagnostik-goettingen.de<br />
Wir sind für Sie da.<br />
Mit Terminen innerhalb von<br />
24 Stunden.<br />
Früherkennung<br />
durch Hinschauen<br />
Praxis für moderne Schnittbild-Diagnostik · Bahnhofsallee 1d · 37081 Göttingen · (0551) 82 074 22
unternehmen<br />
denen wir beteiligt sind, sind noch in der späten präklinischen<br />
und klinischen Entwicklung“, sagt Uwe Andag.<br />
„Aber mit unserem datenbasierten Ansatz wollen wir<br />
auch dazu beitragen, die Ausfallrate klinischer Studien<br />
erheblich zu reduzieren. Wir haben über 130 Programme<br />
auf den Weg gebracht und sind sehr zuversichtlich,<br />
dass mehr als eines davon am Markt landen wird.“<br />
AN SEINER ARBEIT BEGEISTERT ANDAG VIELES. „Am<br />
meisten Spaß macht mir, diesen ganzen Prozess von der<br />
anfänglichen Idee bis zur klinischen Testphase mit unserem<br />
Team gestalten und erleben zu können. Hier hat jeder<br />
innovative Ideen und will sich einbringen.“ Zudem<br />
hat Evotec durch das Wachstum sowie den innovativen<br />
Datenanalyseansatz heute eine ganz andere Sichtbarkeit.<br />
Vor zehn Jahren musste sich der Göttinger Standort sehr<br />
stark um Kunden bemühen. Es gab fast nur interne Forschung.<br />
„Inzwischen hat Evotec einen Namen, und wir<br />
können uns vor Aufträgen fast nicht retten. Wir spielen<br />
mittlerweile in der Champions League.“ ƒ<br />
Ehre, wem Ehre gebührt<br />
Die Wurzeln der heutigen Evotec sind noch immer<br />
überall sichtbar: Sei es in der Ausrichtung des<br />
Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkts, sei es<br />
im Namen – denn sowohl das Hauptquartier in<br />
Hamburg als auch der Standort Göttingen (Foto)<br />
heißen jeweils ,Manfred Eigen Campus‘. So wird<br />
dem Mann Tribut gezollt, der die Grundlagen für<br />
einen der heutigen innovativen Ansätze gelegt hat,<br />
präzise wirkende Therapien zu entwickeln.<br />
Heute zählt die Evotec SE mit über 4.000 Mitarbeitern<br />
weltweit zu den international führenden Wirkstoffforschungs-<br />
und -entwicklungs unternehmen.<br />
36 1 |<strong>2022</strong>
Schwarmintelligenz<br />
Moderne Medizin braucht Neugier, Forschergene, Teamgeist.<br />
Wo viele denken, kommt viel heraus.<br />
Universitäre Medizin in Göttingen ist innovativ.<br />
Hightech-Medizin, modernste Labore, genaueste Bildgebung,<br />
internationale Forschungsverbünde.<br />
Und Menschen, die das alles können.<br />
Dafür sind wir da.<br />
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität<br />
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0<br />
www.universitaetsmedizin-goettingen.de
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Guter Rat<br />
ist die Wurzel<br />
Ihres Erfolges<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- und Notariatskanzlei in Göttingen<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- R echtsanwalts- und und Notariatskanzlei Notarkanzlei in Göttingen<br />
Rechtsgebiete<br />
Arbeitsrecht<br />
Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />
Erbrecht<br />
Versicherungsrecht<br />
Compliance<br />
Medizinrecht<br />
Energierecht<br />
Immobilien-, Bau-, Mietrecht<br />
Familienrecht<br />
Straf- & Verkehrsrecht<br />
Notariat<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
Vertrags- & Zivilrecht<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Rechtsgebiete<br />
SBZW Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />
Arbeitsrecht<br />
Dr. Reinhard Bodenburg (Notar a. D.), Michael Bank-, Kapital-, Zilian Gesellschaftsrecht<br />
(Notar), Hasso Werk<br />
Berliner Straße 10, 37073 Göttingen · T Erbrecht elefon 0551 497070<br />
www.sbzw.de
ANZEIGE<br />
Das Führungsteam von HSP<br />
Mario Renneberg, Andrea Hungerland,<br />
Simone Klare, Laureen Albers,<br />
Dr. Marco Scheuchzer (v.l.)<br />
PROFIL<br />
HSP STEUER Göttingen erweitert<br />
Führungsteam<br />
Die Steuerberaterinnen Laureen Albers und Simone Klare sind neue Prokuristinnen der<br />
HSP STEUER Göttingen GmbH Steuerberatungsgesellschaft.<br />
Als Steuerberatungsgesellschaft verspricht<br />
HSP STEUER Göttingen seinen<br />
Mandanten höchste Leistungsbereitschaft<br />
und partnerschaftliche Zusammen arbeit.<br />
Um dieses Versprechen zu erfüllen, verfügt die<br />
Kanzlei über ein leistungsfähiges und hoch<br />
motiviertes Team, von dem es maximalen Einsatz<br />
verlangt – ihm im Gegenzug aber auch<br />
eine Menge bietet.<br />
QUALIFIKATION, FREUDE AN DER ARBEIT<br />
UND MOTIVATION – davon träumen alle<br />
Arbeitgeber. Um dies zu verwirklichen, setzt<br />
HSP STEUER Göttingen auf eine mitarbeiterfokussierte<br />
Struktur, in der allen Teammitgliedern<br />
Perspektiven geboten werden, die auf<br />
die persönlichen Lebens- und Karriereziele<br />
abgestimmt sind. Dazu gehören sowohl die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch<br />
berufliche Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.<br />
Dass dies gelebte Unternehmenskultur und<br />
nicht nur leere Versprechen sind, zeigt die<br />
Bestellung der Steuerberaterinnen Laureen<br />
Albers und Simone Klare zu Prokuristinnen<br />
der Kanzlei. Beide sind seit Jahren engagierte<br />
Leistungsträgerinnen der Kanzlei und wurden<br />
nun für ihren Einsatz entsprechend belohnt.<br />
SIMONE KLARE ist bereits seit 2013 als<br />
Steuer beraterin bei HSP STEUER Göttingen<br />
beschäftigt. Ihr Einstieg in die steuerberatenden<br />
Berufe erfolgte 2004 mit ihrer Ausbildung<br />
als Steuerfachangestellte. Nach der Weiterqualifikation<br />
zur Bilanzbuchhalterin 2008 erfolgte<br />
2012 die Bestellung zur Steuerberaterin.<br />
LAUREEN ALBERS ist den Weg zur Steuerberaterin<br />
bei HSP STEUER Göttingen gegangen.<br />
Die studierte BWLerin hat hier 2016 als Steuerund<br />
Prüfungsassistentin begonnen und 2019<br />
ihren Titel als Steuerberaterin erlangt.<br />
Beide Steuerberaterinnen freuen sich, dass<br />
ihr Einsatz für die Kanzlei gesehen und belohnt<br />
wird, und sehen ihrer weiteren Karriere<br />
gespannt entgegen.<br />
KONTAKT<br />
HSP STEUER Göttingen GmbH<br />
Steuerberatungsgesellschaft<br />
Stresemannstraße 28c<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 820807-0<br />
goettingen@hsp-steuer.de<br />
www.hsp-steuer.de/goettingen
unternehmen<br />
Mehr Detail geht nicht<br />
40 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
Erfunden, erforscht und gebaut in Göttingen: Dank der Entdeckung von Nobelpreisträger Stefan Hell<br />
sehen Wissenschaftler auf der ganzen Welt durch die Mikroskope von Abberior Dinge, die sie niemals<br />
zuvor gesehen haben – und können entscheidende Durchbrüche in der Forschung erzielen.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE PETER HELLER<br />
1 |<strong>2022</strong> 41
unternehmen<br />
Gründer mit Durchblick<br />
Zusammen mit Nobelpreisträger Stefan Hell<br />
und einer Gruppe mutiger Forscher startete<br />
Gerald Donnert (Foto) vor rund zehn Jahren<br />
die Erfolgsgeschichte von Abberior.<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Fragt man Gerald Donnert, Mitgründer<br />
und heutiger Geschäftsführer<br />
von Abberior Instruments, nach der<br />
Grundlage des Erfolgs des Göttinger<br />
Unternehmens, sagt er nach kurzem<br />
Überdenken mit einem Lächeln im<br />
Gesicht: „Die Voraussetzungen waren<br />
schon sehr speziell ...“ Und erzählt<br />
alsdann eine beeindruckende<br />
Geschichte, die von Überzeugung und unternehmerischem<br />
Mut handelt – und von einem technologischen<br />
Riesen vorsprung. Denn vor rund 20 Jahren gelang dem<br />
Göttinger Professor und Physiker Stefan Hell – zusammen<br />
mit Donnert die treibende Kraft hinter Abberior –<br />
der Beweis, dass sich die Auflösungsgrenze im Fluoreszenzmikroskop<br />
tatsächlich durchbrechen lässt. Dabei<br />
handelt es sich um die am weitesten verbreitete Form der<br />
Licht mikroskopie, für die 250 lange Jahre die Maxime<br />
galt, dass nur Objekte im Bereich von etwa 250 Nanometern<br />
auflösbar waren. Mit ihrer bahnbrechenden Entdeckung<br />
machten Hell und seine Mitstreiter in der ersten<br />
Dekade dieses Jahrhunderts Auflösungen im 20- bis 30-<br />
Nanometerbereich möglich – und legten somit die Basis<br />
für den Erfolg von Abberior.<br />
KENNENGELERNT HATTEN SICH DIE BEIDEN Physiker,<br />
als Donnert einst bei Professor Hell promovierte. Nach<br />
seinem Studium in Bayreuth war Donnert bei Recherchen<br />
auf die Arbeit der Abteilung von Hell am Max-Planck-<br />
Institut für biophysikalische Chemie aufmerksam geworden.<br />
„Ich wollte Teil dieser Forschungsgruppe werden,<br />
die an den Grenzen der Physik rüttelte“, erzählt<br />
Donnert heute mit einem amüsierten Blick und schaut<br />
dabei versonnen in die Ferne. Nach der Promotion arbeitete<br />
er zunächst bei dem Beratungsunternehmen<br />
McKinsey und trieb dort strategische Projekte im Bereich<br />
der damals disruptiven LED-Technologie voran.<br />
Der Kontakt mit Stefan Hell riss nie ab.<br />
„Als dann vor etwa zehn Jahren auch in der Lasertechnologie<br />
bedeutende Durchbrüche erzielt wurden, war das<br />
ein Trigger für uns beide: Die Zeit war reif, die Technologie<br />
zu kommerzialisieren“, sagt Donnert rückblickend.<br />
Und so hätte man gemeinsam entschieden: „Komm, wir<br />
machen das jetzt!“<br />
Sie trommelten in Göttingen ein Team zusammen und<br />
gründeten im Jahr 2012 die Abberior Instruments GmbH<br />
– zwei Jahre, bevor Hell gemeinsam mit Eric Betzig und<br />
William E. Moerner den Nobelpreis für die Entwicklung<br />
superauflösender Fluoreszenzmikroskopie erhielt.<br />
42 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
1 |<strong>2022</strong> 43
unternehmen<br />
Flaggschiff aus Göttingen Das 400 Kilogramm schwere STED-Mikroskop nimmt mit seinem luftgefederten Tisch reichlich Platz ein.<br />
Dieses Gründerteam sei bis heute, so Donnert, einer der<br />
Erfolgs<strong>faktor</strong>en des Unternehmens: Alle Beteiligten seien<br />
vom Fach, jeder ein herausragender Wissenschaftler. In<br />
den Kernfunktionen Leitung, Forschung und Entwicklung<br />
sowie Marketing und Sales säßen von Beginn an<br />
Menschen, die die Technologie komplett verstanden hätten.<br />
„Und wir hatten ab dem ersten Tag die gemeinsame Vision,<br />
ein Gerät herzustellen, das besser ist, als alle sonst<br />
am Markt verfügbaren.“<br />
DIE WISSENSCHAFTLER nahmen für diese Gründung<br />
nicht nur allen Mut zusammen, sondern auch ihr eigenes<br />
Geld: Sie finanzierten Abberior Instruments ohne fremdes<br />
Kapital. „Wir waren überzeugt, dass wir das hinbekommen<br />
und wollten unabhängig in unseren Entscheidungen<br />
sein“, erklärt der Geschäftsführer bestimmt. Ein<br />
Teil des Geldes floss in den Erwerb der für die Umsetzung<br />
ihrer Idee notwendigen Lizenzen und Patente. Sie<br />
mussten nicht nur die finanziellen Forderungen der Patentinhaber<br />
erfüllen, sondern diese auch davon überzeugen,<br />
dass ihr Vorhaben zu einem Erfolg führen könnte.<br />
„Das ist uns offenbar ganz gut gelungen“, sagt Donnert<br />
zufrieden. Hilfreich dabei sei gewesen, dass Hell aufgrund<br />
seiner langjährigen Beratertätigkeit in der optischen<br />
Industrie ein ausgeprägtes Marktverständnis mitbrachte<br />
und auch Donnert selbst während seiner Tätigkeit<br />
bei McKinsey zuvor Einblicke in die Zusammenhänge<br />
disruptiver Märkte erhalten hatte. Zweifel am<br />
technischen und wissenschaftlichen Know-how des<br />
Teams habe es nie gegeben.<br />
Den Rest des Geldes steckten die Gründer in Teile und<br />
Zubehör für das erste Mikroskop. „Unser gesamtes<br />
Kapital stand bei der Auslieferung unseres ersten<br />
STED-Mikroskops auf der Ladefläche des gemieteten<br />
Sprinters. Uns war allen klar: Das muss jetzt einfach<br />
klappen!“, beschreibt Gerald Donnert die Anspannung<br />
auf der Fahrt zum ersten Kunden. „Wir brauchten den<br />
Erlös, um das nächste Mikroskop bauen zu können.“<br />
Das Gerät löste Begeisterung aus.<br />
„FORSCHER SEHEN MITHILFE UNSERER GERÄTE DINGE,<br />
die sie niemals zuvor gesehen haben. Diese Auflösung<br />
erreichen zwar auch Elektronenmikroskope – wir sind<br />
allerdings die Einzigen weltweit, die das bei lebenden<br />
Zellen können oder die Verteilung von Proteinen in der<br />
Zelle nanometergenau aufschlüsseln“, erklärt Donnert<br />
nicht ohne Stolz und zeigt damit das Alleinstellungsmerkmal<br />
von Abberior Instruments auf. Vorgänge in<br />
Zellen ließen sich so sehr genau beobachten, molekulare<br />
Zusammenhänge würden sichtbar. Eben diese völlig<br />
44 1 |<strong>2022</strong>
unternehmen<br />
Komplettes Paket Neben Mikroskopen entwickelt Abberior auch die chemischen Farbstoffe, die zur Präparation der Proben notwendig sind.<br />
neuen Einblicke führten im Übrigen oft dazu, dass sich<br />
Kunden noch während des ersten Tests für den Kauf eines<br />
Mikroskops entscheiden würden.<br />
DIE GÖTTINGER LIEFERN ABER NICHT NUR die Mikroskope,<br />
sondern auch die chemischen Stoffe – genauer gesagt<br />
Fluoreszenzfarbstoffe –, die zur Präparation der Proben<br />
notwendig sind. „Wir bewegen uns in einer so hohen<br />
Auflösung, dass die Farbstoffe zur Markierung des zu<br />
untersuchenden Objektes keine Massenware mehr sein<br />
können. Sie müssen perfekt auf die Mikroskope abgestimmt<br />
sein“, erklärt der Geschäftsführer. In der eigens<br />
dafür gegründeten Schwesterfirma Abberior GmbH, deren<br />
Geschäfte ebenfalls Donnert führt, gelingt das in so<br />
überzeugender Qualität, dass konkurrierende Mikroskophersteller<br />
die Farbstoffe mitunter auch für deren Mikroskope<br />
empfehlen.<br />
Die herausragende Innovationskraft des Teams war<br />
allerdings nach den STED-Mikroskopen und den dazu<br />
passenden chemischen Markerstoffen noch immer nicht<br />
erschöpft. Da die ersten Geräte mit den dazugehörigen<br />
luftgefederten Tischen viel Platz benötigen und mit einem<br />
Gewicht zwischen 300 und 400 Kilogramm nach<br />
dem Aufbau nur schwer zu bewegen waren, entwickelte<br />
Abberior Instruments ein deutlich kleineres Einstiegsmodell:<br />
das Stedycon. „Das ist möglich gewesen, weil<br />
wir von Anfang an viele Laser und andere Teile mit einer<br />
hohen Fertigungstiefe selbst produzieren“, erläutert<br />
Donnert. Das Ergebnis ist ein kompaktes Mikroskop,<br />
das an nahezu jedes Stativ passt, einen geringen Platzbedarf<br />
hat und mit 40 Kilogramm relativ leicht ist. „Unsere<br />
Mitarbeiter können das Stedycon innerhalb von drei<br />
Minuten aus der Transportbox nehmen, es anschließen<br />
und erste Bilder liefern. Kunden können es in etwa einer<br />
Stunde startklar machen.“ So werden superauflösende<br />
Mikroskope transportfähig und flexibel einsetzbar. Während<br />
das große STED-Mikroskop durchaus eine Million<br />
Euro kosten kann, ist das Einstiegsmodell schon ab rund<br />
200.000 Euro erhältlich.<br />
DOCH AUCH MIT DER STED-MIKROSKOPIE war noch<br />
immer kein Ende der Erfolgsgeschichte in Sicht. Nach der<br />
Auszeichnung mit dem Nobelpreis haben Stefan Hell und<br />
Kollegen am Max-Planck-Institut für biophysikalische<br />
Chemie die Auflösung noch einmal um das Zehn fache verbessert<br />
– bis hinunter auf die molekulare Skala: Die Minflux-Mikroskopie<br />
erlaubt die Darstellung fluoreszenzgefärbter<br />
Strukturen auf ein bis drei Nano meter genau – das<br />
ist nicht nur weltweit einmalig, sondern auch das maximal<br />
in der Fluoreszenzmikroskopie Erreichbare!<br />
1 |<strong>2022</strong> 45
unternehmen<br />
DONNERT UND SEINE KOLLEGEN bei Abberior Instruments<br />
haben die Bedeutung dieser Entdeckung sofort erkannt<br />
und die Patentrechte für Minflux von der<br />
Max-Planck-Gesellschaft in Lizenz genommen. In einem<br />
dreijährigen Kraftakt haben die Entwickler der Firma ein<br />
Mikroskop entwickelt, das für die biologische und medizinische<br />
Grundlagenforschung mit einmaligen Leistungsdaten<br />
aufwartet. Forscher können mit diesem Verfahren<br />
beispielsweis die Bewegung eines einzelnen Moleküls in<br />
einer lebenden Zelle räumlich und zeitlich nanometergenau<br />
verfolgen. Mehr Detail geht nicht. „Wenn Forscher<br />
zum ersten Mal eines unserer Mikroskope nutzen, ist<br />
ihnen schnell klar, dass wir ihnen die Tür zu wissenschaftlichen<br />
Durchbrüchen weit aufmachen“, sagt Donnert.<br />
Diese Durchbrüche, zum Beispiel beim Verständnis<br />
molekularer Mechanismen bei Krankheiten, sind längst<br />
keine Theorie mehr: Auf der Webseite des Unternehmens<br />
findet sich eine lange Liste wissenschaftlicher Veröffentlichungen,<br />
die durch die Geräte aus Göttingen möglich<br />
gemacht wurden.<br />
Man habe jedoch im Laufe der Jahre nicht nur die<br />
physikalisch-technische Produktpalette erweitert, sondern<br />
außerdem die Softwareabteilung deutlich ausgebaut.<br />
So wurde ebenfalls in die Weiterentwicklung<br />
der ‚User Experience‘ investiert. „Die Bedienung soll so<br />
einfach wie möglich sein, damit Forscher sich ganz auf<br />
ihr Forschungsobjekt konzentrieren können“, erklärt<br />
Donnert den eigenen Anspruch. Dass Abberior Instruments<br />
mit dieser Einstellung richtig liegt, zeigt zum<br />
einen der zweite Platz im diesjährigen Innovationswettbewerb<br />
,Top 100‘ in der Größenklasse 50 bis 200 Mitarbeiter,<br />
der die innovativsten Unternehmen des deutschen<br />
Mittelstands auszeichnet. Zum anderen macht<br />
sich das auch in einem beeindruckenden Wachstum<br />
bemerkbar: Mit zehn Mitarbeitern im Jahr 2012 gestartet,<br />
sind die Spezialisten für superauflösende Lichtmikroskope<br />
auf heute rund 100 Mitarbeiter an den<br />
Standorten Göttingen, Heidelberg, in den USA und<br />
China gewachsen.<br />
AUF DIE FRAGE, wohin sich das alles noch entwickeln<br />
kann, folgt erneut ein zufriedenes Schmunzeln. „Wir sehen<br />
sehr großes Potenzial“, sagt Donnert. „Unsere geografische<br />
Ausdehnung steht wirklich noch am Anfang.<br />
In China starten wir gerade erst durch.“ Neben dem<br />
technologischen Vorsprung sorgen vor allem zwei Faktoren<br />
dafür, dass der Geschäftsführer von weiterem<br />
Wachstum ausgeht. Noch immer ist das Unternehmen<br />
vollkommen unabhängig von Investoren – man könne<br />
also sehr schnell Entscheidungen treffen. „Außerdem<br />
laufen unsere Produkte und internen Projekte so wunderbar,<br />
weil in unserem Team einfach sehr gute Leute<br />
sind.“ Hervorragend ausgebildete Fachkräfte kämen<br />
aus dem Umfeld der Labore von Stefan Hell aus Göttingen<br />
und Heidelberg. Nicht nur die weltweit einzigartige<br />
Technologie wirke anziehend. „Wir geben – nicht zuletzt<br />
aufgrund des Wachstums – sehr schnell viel persönliche<br />
Verantwortung und Freiraum. Viele Ideen und Projekte<br />
werden aus dem Team heraus angeschoben, nicht von<br />
oben. Es ist schön zu sehen, wie leidenschaftlich alle dabei<br />
sind und was dabei herauskommt“, sagt Donnert erfreut.<br />
Und auch Göttingen kann sich freuen: Im November<br />
des vergangenen Jahres erfolgte die Grundsteinlegung für<br />
ein neues Labor- und Bürogebäude auf dem Nordcampus<br />
der Uni. Als Bauherr investiert die GWG Gesellschaft für<br />
Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen<br />
14 Millionen Euro. Das Gebäude bietet nicht nur Platz<br />
für 200 Mitarbeiter, sondern sorgt auch dafür, dass die<br />
Erfolgsgeschichte der Abberior-Gruppe auch in Zukunft<br />
in der Leine-Stadt geschrieben wird. ƒ<br />
Die Wurzel des Erfolgs von Abberior<br />
Gegründet wurde Abberior 2011 in Göttingen von<br />
Gerald Donnert, Lars Kastrup und Vladimir Belov sowie<br />
Professor Stefan Hell, der für seinen Trick, die Beugungsgrenze<br />
des Lichts im optischen Mikroskopierverfahren zu<br />
überwinden, 2014 den Nobelpreis für Chemie erhielt.<br />
Daraus wurde das revolutionäre hochauflösende<br />
STED-Mikroskop entwickelt, das mittels leuchtender<br />
Stoffe Moleküle darstellen kann – auch in der lebenden<br />
Zelle. Zuvor waren Mikroorganismen nur bis zu einer<br />
Größe von 0,2 Mikrometern oder 200 Nanometern<br />
sichtbar. Mit STED und dem Einsatz von Lasern sowie<br />
ein gefärbtem Gewebe gelang Hell die Auflösung von bis zu<br />
15 Nanometern. Die Folge: Nervenzellen, E-Coli-Bakterien<br />
und andere Winzlinge wurden sichtbar – die optische Welt<br />
für den Menschen hat sich erweitert.<br />
Der Name Abberior erinnert übrigens an den<br />
Forscher Ernst Abbe. Der Titel beinhaltet auch das<br />
Wort ,superior‘ im Sinne von ,überlegen‘.<br />
46 1 |<strong>2022</strong>
Audi Business<br />
Ein attraktives Leasingangebot für Businesskunden 1 :<br />
z. B. Audi e-tron 50 quattro*<br />
* Stromverbrauch kombiniert in kWh/100 km: 21,4 (NEFZ); 21,7 (WLTP); CO 2-Emissionen kombiniert in g/km: 0; CO 2-Effizienzklasse: A+. Angaben<br />
zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO 2-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.<br />
LED-Scheinwerfer, MMI Navigation plus mit MMI touch response, 2-Zonen-Komfortklimaautomatik, Einparkhilfe plus mit Umgebungsanzeige,<br />
Audi virtual cockpit, Digitaler Radioempfang, Audi Soundsystem, Gepäckraumklappe elektrisch öffnend und schließend u.v.m.<br />
Leistung:<br />
230 kW (313 PS)<br />
Vertragslaufzeit:<br />
36 Monate<br />
Jährliche Fahrleistung:<br />
10.000 km<br />
Sonderzahlung: € 5.000,–<br />
Monatliche Leasingrate € 299,–<br />
Ein Angebot der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Zzgl. Überführungskosten<br />
und MwSt.. Bonität vorausgesetzt.<br />
Etwaige Rabatte bzw. Prämien sind im Angebot bereits berücksichtigt.<br />
1<br />
Zum Zeitpunkt der Leasingbestellung muss der Kunde der berechtigten Zielgruppe angehören und unter der genannten Tätigkeit aktiv sein. Zur<br />
berechtigten Zielgruppe zählen: Gewerbetreibende Einzelkunden inkl. Handelsvertreter und Handelsmakler nach § 84 HGB bzw. § 93 HGB, selbstständige<br />
Freiberufler / Land- und Forstwirte, eingetragene Vereine / Genossenschaften / Verbände / Stiftungen (ohne deren Mitglieder und Organe).<br />
Wenn und soweit der Kunde sein(e) Fahrzeug(e) über einen gültigen Konzern-Großkundenvertrag bestellt, ist er im Rahmen des Angebots für Audi<br />
Businesskunden nicht förderberechtigt.<br />
Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes.<br />
Audi Zentrum Göttingen, Audi Zentrum Göttingen GmbH, Kasseler Landstr. 71+73, 37081 Göttingen, Tel.: 05 51 / 9 03-3 00, info<br />
@audi-zentrum-goettingen.de, www.audi-zentrum-goettingen.audi
unternehmen<br />
Gut verdrahtet<br />
Die Gründer von Enwired aus Bad Gandersheim hat ein gemeinsames Ziel zu ihrem<br />
Start-up motiviert: mit dem autarken Haus das Klima retten.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />
Was kann man selbst tun, um klimapolitisch<br />
etwas zu bewirken? Mit dieser aktuellen<br />
Fragestellung setzten sich 2019 auch drei<br />
frischgebackene Abiturienten aus Bad Gandersheim<br />
auseinander: Niklas Ostendörfer, Paul Lehne<br />
und Phil Leuci. „Mit dem Abi in der Tasche habe ich<br />
zunächst ein Auslandsjahr in Indien absolviert“, erzählt<br />
Leuci. „Die beiden anderen kamen mich dort besuchen,<br />
und gemeinsam sind wir viel gereist, unter anderem durch<br />
Australien. Motiviert durch unsere Reiseeindrücke,<br />
haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir uns für den<br />
Klimaschutz einsetzen können.“ Zurück in Deutschland<br />
reifte dann die Idee, dass erneuerbare Energien in der<br />
Haustechnik ein lohnenswertes Projekt sein könnten.<br />
SO WURDE IM JULI 2021 ENWIRED GEGRÜNDET: mit<br />
der Idee, das energetisch autarke Haus zu schaffen (siehe<br />
auch Seite 72). Enwired liefert dafür das energetischtechnische<br />
Konzept und baut die Anlagen ein. Es beginnt<br />
bei der Energie erzeugung, vor allem durch Photovoltaik-Anlagen,<br />
aber auch durch kleine Windkraftanlagen,<br />
und geht über die Speichertechnik bis zur Heizung und<br />
Ladestation für Elek troautos. „Ein autarker Haushalt<br />
hat viele Facetten, deswegen betrachten wir das Gesamtsystem<br />
und wollen auch alle dafür notwendigen Komponenten<br />
mit einbinden“, erklärt Leuci. Mit aktueller Technik<br />
lasse sich zurzeit etwa ein Autarkiegrad von 75 bis 80<br />
Prozent erreichen.<br />
Ihr Start-up treiben die Gründer neben Ausbildung und<br />
Studium in ihrer Freizeit voran. Mit ihren Ausbildungen<br />
ergänzen sie sich zudem gut: Niklas Ostendörfer, derzeit<br />
im dualen BWL-Studium, organisiert den Vertrieb und<br />
kümmert sich für die Kunden um die Fördermodalitäten.<br />
Phil Leuci, Student der Wirtschafts psychologie, verantwortet<br />
die Finanzen und das Marketing. Paul Lehne, der<br />
kurz vor dem Ende seiner Dachdeckerausbildung steht,<br />
und sein Kollege Alex Stahlmann, in Kürze Dachdeckermeister<br />
und als Vierter zu dem Start-up-Team dazugestoßen,<br />
sorgen für die konkrete Umsetzung der Projekte.<br />
Und noch ein Seniorpartner gehört zum Team: Axel Lehne,<br />
der Onkel von Paul, der als selbstständiger Bauleiter<br />
Projekte in ganz Deutschland betreut. „Anfang 2021 kamen<br />
die vier Jungs hoch motiviert mit der Frage auf<br />
mich zu, ob ich sie bei der Gründung einer Firma unterstützen<br />
kann“, erzählt Axel Lehne.<br />
SEITDEM GEHT ES KONSEQUENT VORAN. Als einen<br />
der Schlüssel für ihren Erfolg sehen die Gründer den Service.<br />
„Der übliche Ablauf für jemanden, der beispielsweise<br />
in eine PV-Anlage investieren will, sieht so aus,<br />
dass er sich zunächst selbst einen Anbieter suchen muss,<br />
dann einen Dachdecker und einen Elektriker, die die Anlage<br />
installieren“, erzählt Paul Lehne. Zudem gebe es<br />
eine Menge Papierkram, wenn es um Anträge für staatliche<br />
Förderprogramme geht. „All das übernehmen wir<br />
für den Kunden.“<br />
48 1 | <strong>2022</strong>
unternehmen<br />
Auf der Überholspur Das fünfköpfige Team aus Bad Gandersheim steckt jede freie Minute in seine zukunftsträchtige<br />
Idee von einem energetisch autarken Leben.<br />
Gleichzeitig will Enwired als langfristiger und verlässlicher<br />
Partner für Probleme bereitstehen, denn der Kunde<br />
investiere schließlich einige Tausend Euro. „Dann soll er<br />
auch sicher sein, dass seine Energieproduktion verlässlich<br />
funktioniert“, sagt Bauleiter Axel Lehne bestimmt.<br />
„Vertrauen ist daher das ganz große Thema.“ Dazu gehöre<br />
aber auch Verlässlichkeit. „Wir befinden uns in einer<br />
Situation mit sehr hoher Nachfrage am Markt, weshalb<br />
viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, angesichts<br />
begrenzter Kapazitäten die vielen Anfragen zu<br />
bewältigen.“ Die Folge seien teils monatelange Wartezeiten,<br />
bis die Fachbetriebe ein Angebot für die Installation<br />
einer PV-Anlage herausschickten.<br />
TROTZ ALL DIESER HERAUSFORDERUNGEN sind die<br />
vier Gründer bereit, die Kundenanfragen, Angebote und<br />
vieles mehr zügig abzuarbeiten. „Nächtlicher E-Mail-<br />
Verkehr, etwa um ein Projekt zu komplettieren, ist keine<br />
Seltenheit“, erzählt Axel Lehne. Das Ziel sei, innerhalb<br />
von zwei bis drei Wochen ein differenziertes Angebot unterbreiten<br />
zu können.<br />
Mit diesem Ansatz hat das Enwired-Team innerhalb<br />
kurzer Zeit bereits sichtbare Erfolge erzielt. Hauptsächlich<br />
sind es private Anfragen für PV-Anlagen bis zehn<br />
Kilowatt, oft motiviert durch gestiegene Strompreise<br />
oder einen höheren Stromverbrauch, etwa aufgrund des<br />
Umstiegs auf Wärmepumpen. Aber auch zwei größere<br />
Anlagen um 300 Kilowatt sind bereits in der Projektierung.<br />
Rund 50 Projekte hat das Start-up aus Bad Gandersheim<br />
bereits in der Planung – viele sind das Ergebnis<br />
von Mundpropaganda.<br />
Das alles hat nicht nur dazu geführt, dass die Firma<br />
inzwischen auf ein verlässliches und weiter wachsendes<br />
Netzwerk zurückgreifen kann, um den Allroundservice<br />
anbieten zu können, sondern es sind auch schon Lieferanten<br />
auf das junge Team aufmerksam geworden –<br />
so etwa die Firma Solarwatt, ein deutscher Hersteller<br />
von PV-Anlagen. Mit Solarwatt konnte vereinbart<br />
werden, dass Anfragen von Interessenten rund um Gandersheim<br />
zur Bearbeitung an Enwired weitergeleitet<br />
werden. „Das ist erstaunlich, weil wir eine noch junge<br />
Firma sind, die sich erst in der Entwicklung befindet“,<br />
sagt Axel Lehne.<br />
DIE MOTIVATION IM TEAM ist trotz der doppelten Arbeitsbelastung<br />
aus Ausbildung oder Studium und Wochenend-<br />
und Nachtarbeit für das Start-up hoch. „Wir<br />
kommen so auf 60 oder 70 Stunden in der Woche“, sagt<br />
Phil Leuci. „Aber wir hatten noch nie den Fall, dass es<br />
uns keinen Spaß mehr gemacht hat.“ Im Gegenteil, die<br />
Euphorie, mit der die Gründer gestartet sind, sei eher<br />
noch gewachsen. „Wir haben die Firma mit dem Ziel gegründet,<br />
dass es sie über Jahrzehnte geben soll“, ergänzt<br />
Niklas Ostendörfer. „Wir sehen die Resultate. Wir sehen,<br />
es ist zukunftsträchtig. Insofern kann ich mir auch vorstellen,<br />
dass Enwired mal unser Vollzeitjob wird.“ƒ<br />
1 |<strong>2022</strong> 49
wissen<br />
Kleine Schritte,<br />
großer Wandel<br />
Die Welt rüstet sich für die Energiewende. Sie fordert von Politik, Wirtschaft sowie<br />
Wissenschaft gleichermaßen ein hohes Maß an Initiative – Know-how, Mut und<br />
Investitionen sind gefragt. Wie gut, dass es in Südniedersachsen dies alles gibt!<br />
Mit der neuesten Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die<br />
Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045<br />
verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um 65 Prozent<br />
sinken. Der Druck von Gesellschaft, Regierung und Investoren steigt. Daher ist es<br />
längst keine Frage mehr, ob Unternehmen ressourcenschonend handeln müssen,<br />
sondern wie. Neue Energieträger wie Wasserstoff und Strom aus regenerativen<br />
Quellen spielen hierbei eine ebenso große Rolle wie Forschung und Entwicklung.<br />
Doch die Energiewende ist nicht nur eine Herausforderung – sie bietet durchaus<br />
auch Chancen zur Entfaltung neuer Geschäftsfelder und Märkte sowie<br />
die Möglichkeit, sich in diesem Feld mit seinem Unternehmen ganz<br />
vorne zu positionieren.<br />
Mehr zu alldem auf den folgenden Seiten.<br />
50 1 | <strong>2022</strong>
wissen<br />
FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />
1 |<strong>2022</strong> 51
wissen<br />
Wie gelingt der Wandel?<br />
Wer die Energieeffizienz oder Klimabilanz verbessern will, steht vor großen Fragen:<br />
Wie sehen die Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit in Unternehmen aus? Was kann ich umsetzen?<br />
Was ist überhaupt sinnvoll? Und wo bekomme ich gegebenenfalls Förderungen?<br />
TEXT JAN FRAGEL ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />
Der Klimawandel mit seinen Auswirkungen<br />
spielt auch für viele Unternehmen eine Rolle<br />
und stellt sie vor neue Herausforderungen.<br />
Doch selbst, wenn drastische Emissionsminderungen<br />
vorgenommen werden,<br />
wird es eine Veränderung des Klimas geben. In den<br />
nächsten Jahrzehnten werden Klimaschutzmaßnahmen<br />
durch Klimaanpassungsmaßnahmen ergänzt werden<br />
müssen. Das bedeutet auch, dass die heute geltenden<br />
Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sich stetig weiter<br />
ändern werden. Je früher sich Unternehmer auf den Weg<br />
in Richtung ,grüne Zukunft‘ machen, desto besser sind<br />
sie aufgestellt.<br />
FÜR GROSSUNTERNEHMEN UND KONZERNE ist es<br />
längst eine Pflicht: Sie müssen sogenannte Energieaudits<br />
durchführen. Das heißt, sie durchleuchten ihre Unternehmen<br />
in Sachen Energie. Wie viel Strom wird in Büros,<br />
Werkstätten und Fabrikhallen benötigt? Woher kommt<br />
die Prozesswärme und wie hoch ist der Verbrauch? Wie<br />
viel Sprit braucht die Fahrzeugflotte? Unternehmen, die<br />
verpflichtet sind, ein Energieaudit zu erstellen, müssen<br />
das alle vier Jahre wiederholen. Grundlage dafür ist das<br />
Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen<br />
(EDL-G). Das wiederum beruht auf<br />
einer europaweiten Richtlinie, der EU-Energieeffizienzrichtlinie,<br />
nach der alle großen Unternehmen ein Energieaudit<br />
durchführen müssen. Ziel ist es, die Verbräuche im<br />
Blick zu haben, Energiefresser zu identifizieren und Einsparmöglichkeiten<br />
auszuloten. Unternehmen, die ein sogenanntes<br />
Energie- oder Umweltmanagementsystem betreiben,<br />
sind von der Pflicht zu einem Energieaudit befreit.<br />
Auch kleine und mittlere Unternehmen, die KMU, mit<br />
höchstens 250 Vollzeitstellen und bis zu 50 Millionen<br />
Euro Umsatz sind von der Energieaudit-Pflicht befreit.<br />
Theoretisch könnten sie ohne einen Blick auf den Energieverbrauch<br />
wirtschaften und Handel betreiben.<br />
ABER IST DAS SINNVOLL? Aaron Fraeter, Projektleiter bei<br />
der Energieagentur Region Göttingen, beantwortet diese<br />
Frage klar mit einem Nein. „Mit mehr Nachhaltigkeit<br />
können KMU und auch Kleinstunternehmen ihre Position<br />
am Markt verbessern: einerseits als Marketing-Argument<br />
und andererseits durch Sparen von Energiekosten.“<br />
Und die würden in Zukunft sicher noch weiter steigen.<br />
Im alltäglichen Geschäft und bei vollen Auftragsbüchern<br />
bleibt jedoch oft keine Zeit, sich dem Thema<br />
Nachhaltigkeit, Energieverbrauch und Ressourcenschutz<br />
im eigenen Unternehmen zu widmen. Mögliche<br />
Veränderungen betreffen alle Bereiche, in denen Energien<br />
und Ressourcen eingesetzt und fossile durch erneuerbare<br />
Energieträger ersetzt werden können. Die Potenziale<br />
sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich<br />
groß. Darum ist eine qualifizierte und unabhängige Beratung<br />
zur Identifizierung dieser Potenziale und zum<br />
Aufzeigen der Lösungswege sinnvoll.<br />
Aus diesem Grund vermittelt die Energieagentur auch<br />
unabhängige Experten in die KMU, die als Lotsen im<br />
Beratungs- und Förderdschungel zu unterschiedlichen<br />
Themen beraten: Klimaneutralität, Solar, Energie- & Materialeffizienz<br />
und betriebliches Mobilitätsmanagement.<br />
DIESE ERSTEN BERATUNGEN sind für die Unternehmen<br />
kostenlos – und vielfach auch Grundlage dafür, später<br />
Fördermittel zu bekommen. „Die Unternehmer sollen<br />
für erhöhte energetische Standards, die über die gesetzlichen<br />
Vorgaben hinausgehen, sensibilisiert werden“, erklärt<br />
Fraeter. „Wer erhöhte Standards umsetzt, wird mit<br />
Fördergeldern belohnt.“ Darum gilt: Erst beraten lassen,<br />
dann Fördergelder beantragen, dann investieren. ƒ<br />
52 1 | <strong>2022</strong>
wissen<br />
KLIMANEUTRALITÄT<br />
ZIELE der Beratung:<br />
• Was sind die größten Verbraucher?<br />
• Wie viele Treibhausgase pusten sie in die<br />
Atmosphäre?<br />
• Wie könnte der Fahrplan Richtung Klimaneutralität<br />
aussehen? Wie fängt das Unternehmen an?<br />
• Wie können Voraussetzungen geschaffen werden,<br />
damit das Unternehmen ein förderfähiges Transformationskonzept<br />
im Rahmen der ,Bundesförderung für<br />
Energie- und Ressourcen effizienz in der Wirtschaft‘<br />
erstellen kann?<br />
BETRIEBLICHES MOBILITÄTSMANAGEMENT<br />
Staus, hohe Kosten, Stress. Vom Arbeitsweg bis zur<br />
Auslieferung von Produkten – nachhaltig gestaltete<br />
Mobilität senkt die Kosten und fördert die Gesundheit<br />
der Mitarbeiter.<br />
ZIELE der Beratung:<br />
• Wie kann das Unternehmen für nachhaltiges<br />
Mobilitätsmanagement sensibilisiert werden?<br />
• Wie kommen die Beschäftigten zur Arbeit?<br />
• Dienstreisen, Fuhrpark und Parkplätze – wie ist das<br />
Unternehmen aufgestellt?<br />
• Wie kann die betriebliche Mobilität nachhaltig und<br />
kostengünstig gestaltet werden?<br />
SOLAR<br />
Die Sonne schickt keine Rechnung – auch nicht an<br />
Unternehmen. Große Hallen mit unverschatteten<br />
Dächern sind ideale Standorte, um Solaranlagen zu<br />
nutzen. Photovoltaikanlagen zur Stromproduktion oder<br />
Solarthermieanlagen zur Wärmenutzung können oftmals<br />
unkompliziert installiert werden.<br />
ZIELE der Beratung:<br />
• Welche Potenziale gibt es, Solarenergie im eigenen<br />
Unternehmen zu nutzen?<br />
• Wie könnte der Eigenverbrauch optimiert werden,<br />
um Solaranlagen effizient zu betreiben?<br />
• Kann es sinnvoll sein, die eigene Dachfläche zu<br />
vermieten, damit zum Beispiel Energieversorger<br />
PV-Anlagen installieren?<br />
ENERGIE- & MATERIALEFFIZIENZ<br />
Wer kennt das nicht: Wenn man sich ständig mit<br />
den gleichen Abläufen beschäftigt, kann man leicht<br />
,betriebsblind‘ werden. Man kommt dann gar<br />
nicht auf Ideen, etwas zu verändern.<br />
ZIELE der Beratung:<br />
• Wie steht es konkret um die einzelnen Abläufe,<br />
Prozesse und Verbräuche im Unternehmen?<br />
• Wo im Unternehmen kann der Energie- und<br />
Materialverbrauch optimiert werden?<br />
• Wie sehen konkrete Maßnahmen aus und welche<br />
Fördermöglichkeiten gibt es?<br />
Das rät die Energieagentur:<br />
„Photovoltaik ist eigentlich immer sinnvoll,<br />
die Größe ist individuell. Die Wirtschaftlichkeit<br />
tritt bei vielen dann ein, wenn zugekaufter<br />
Netzstrom durch eigenen PV-Strom<br />
ersetzt wird.“<br />
Tipp: Wer schon mal nachsehen will, ob sein eigenes<br />
Dach gut oder weniger gut für eine Solaranlage geeignet<br />
ist, kann sich beim Solardachkataster Südniedersachsen<br />
informieren: solardachkataster-suedniedersachsen.de<br />
KONTAKT<br />
Energieagentur Region Göttingen<br />
Berliner Str. 4, 37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 38421310<br />
energieagentur-goettingen.de<br />
Für die Betriebe sind die Beratungen kostenlos,<br />
finanziert werden sie vom Land Niedersachsen.<br />
Weitere Infos:<br />
klimaschutz-niedersachsen.de/energieberatung/unternehmen<br />
1 |<strong>2022</strong> 53
wissen<br />
Kleine Stellschrauben<br />
Den eigenen Betrieb auf den Weg zur Klimaneutralität bringen – das klingt wie eine Mammutaufgabe,<br />
die im Arbeitsalltag gerade in kleinen und mittleren Unternehmen schwer umsetzbar erscheint. Dabei sind<br />
es oft schon kleine Schritte, die helfen können, Energie effizienter zu nutzen und alternative Energien<br />
einzubinden. Schritte, die oft nicht viel kosten, aber die Kosten deutlich senken können.<br />
TEXT JAN FRAGEL ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />
STROM<br />
Eine Kilowattstunde Strom ist etwa<br />
viermal so teuer wie eine Kilowattstunde Gas.<br />
Daher sollte wohlüberlegt sein, an welcher<br />
Stelle Strom beispielsweise zum Heizen<br />
eingesetzt wird. Wer den Stromverbrauch<br />
senkt, senkt auch die Kosten.<br />
LEITUNGEN<br />
Sind sie zu groß oder zu klein? Beides hat<br />
entscheidenden Einfluss auf die Effizienz der Heizung.<br />
Oder sind die Leitungen bestens isoliert?<br />
Daumenwert: Dämmdicke = Rohrnennweite.<br />
Mit einer guten Isolierung kann der Wärmeverlust<br />
auf 10 Prozent reduziert werden.<br />
KLIMATISIERUNG<br />
Kühlen Kopf bewahren und ordentlich Energie<br />
sparen: Im Bereich Kühltechnik können teilweise<br />
bis zu 30 Prozent Energie gespart werden.<br />
• Verdampfungs- und Kondensationstemperatur<br />
optimieren<br />
• auf das für die Umgebung passende<br />
Kältemittel achten<br />
• die Abwärme der Kälteanlage für andere<br />
Zwecke nutzen<br />
WÄRME<br />
Ob Prozess- oder Heizwärme: Irgendwoher muss sie kommen.<br />
Brennwerttechnik, die Nutzung nachwachsender Rohstoffe<br />
oder Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaik und<br />
Solarthermie sollten betrachtet werden. Eventuell kann auch ein<br />
Blockheizkraftwerk (BHKW) interessant sein, eventuell auch<br />
gemeinsam mit benachbarten Betrieben. In einem BHKW<br />
werden Strom und Wärme gleichzeitig hergestellt – meist ist<br />
der Energie träger Gas. Es gibt aber auch BHKW, die mit Pellets<br />
befeuert werden und ebenfalls Strom und Wärme herstellen.<br />
QUELLE: WWW.KLIMASCHUTZ-NIEDERSACHSEN.DE/ENERGIEBERATUNG/UNTERNEHMEN/INDEX.PHP<br />
54 1 | <strong>2022</strong>
wissen<br />
LÜFTUNG<br />
Kleines Detail große Wirkung: Wenn Gebläse mit<br />
einem Keilriemen angetrieben werden, brauchen<br />
sie mehr Strom als beispielsweise Zahnriemen.<br />
Außerdem halten Zahnriemen länger und<br />
müssen nicht so oft nachgespannt werden.<br />
Einsparpotenzial: 5 Prozent.<br />
PUMPEN & ANTRIEBE<br />
Faustformel Hocheffizienzpumpen: Wird die<br />
Förderleistung halbiert, sinkt der Energiebedarf<br />
auf ein Achtel. Veraltete Pumpen verpulvern also<br />
bares Geld.<br />
Asynchronmotoren sind die Arbeitstiere in der<br />
Industrie. Bei einer Neuanschaffung sollten<br />
Geräte mit mindestens der Energieeffizienzklasse<br />
IE3 oder IE4 gekauft werden.<br />
DRUCKLUFT<br />
Viele Maschinen arbeiten mit Druckluft.<br />
Ein Kompressor sorgt für Pressluft – über Röhren<br />
und Schläuche gelangt die Luft dann zu den<br />
Geräten, die sie in Bewegung setzen. Eine winzige<br />
Leckage von etwa einem Quadratmillimeter Größe<br />
verursacht Kosten von durchschnittlich 500 Euro<br />
pro Jahr. Darum auf dichte Leitungen achten.<br />
Druckluftanlagen funktionieren mit kalter Luft<br />
effizienter. Wer sie um zehn Grad abkühlt,<br />
spart zwei bis vier Prozent Energiekosten.<br />
Mehr als Dreiviertel der Kosten, die ein<br />
Druckluftkompressor im Laufe seines Lebens<br />
verursacht, entfallen auf die Energiekosten.<br />
Reicht vielleicht auch weniger Druck?<br />
Wer die Druckluft um ein Bar senkt, spart<br />
sechs bis zehn Prozent Energie.<br />
STROMSPEICHER<br />
Auch Unternehmen können ihren<br />
Eigenstrom verbrauch deutlich erhöhen,<br />
wenn sie Stromspeicher einsetzen.<br />
Das macht zudem die eigene<br />
Stromversorgung sicherer.<br />
PHOTOVOLTAIKANLAGE<br />
Die Sonneneinstrahlung liegt in Deutschland jährlich<br />
zwischen 850 und 1120 Kilowattstunden pro Quadratmeter.<br />
Und die Sonne schickt keine Rechnung. Gerade Betriebsgebäude<br />
haben oft viel Platz und drumherum keine Bäume.<br />
Wer betrieblich eine PV-Anlage nutzt, macht sich unabhängiger<br />
von schwankenden Strompreisen. Zudem lässt sich damit<br />
wunderbar werben.<br />
KRAFT-WÄRME-KÄLTE-KOPPLUNG<br />
Es gibt Anlagen, die Wärme in Kälte verwandeln.<br />
In Unternehmen mit hohem Kühlbedarf sind<br />
Blockheizkraftwerke, kurz BHKW, mit sogenannten<br />
Absorptionskälte maschinen im Einsatz.<br />
WÄRMEPUMPEN<br />
HYDRAULISCHER ABGLEICH<br />
Noch nie gehört? Hat aber enorme Auswirkungen.<br />
Alle Heizkörper werden so eingestellt, dass die<br />
Rücklauftemperatur an jedem Heizkörper gleich<br />
ist – egal, ob er nah an der Heizung installiert ist<br />
oder weiter entfernt.<br />
Auch mit diesen Maschinen lässt sich gleichzeitig<br />
Wärme und Kälte erzeugen. Was im Neubau von<br />
Wohnhäusern längst normal ist, kann sich auch<br />
für Betriebe lohnen.<br />
1 |<strong>2022</strong> 55
ANZEIGE<br />
Allianz mit 1KOMMA5°<br />
Das Göttinger Elektrotechnikunternehmen bode & Stephan hat einen neuen Partner:<br />
die 1KOMMA5° GmbH. Der Hamburger Dienstleister für Solarenergieversorgung verstärkt<br />
die Neuausrichtung des traditionellen Göttinger Unternehmens.<br />
„Nach innen verfolgt<br />
1KOMMA5° das Ziel –<br />
wenn man so will –,<br />
das Handwerk in die digitale<br />
Neuzeit zu bringen<br />
und Prozesse zu optimieren.<br />
Das sind Gründe, warum<br />
wir die Partnerschaft<br />
eingegangen sind.<br />
ALEXANDER PAPE<br />
Bode & Stephan ist als Elektrotechnikunternehmen<br />
in Göttingen eine feste<br />
Größe. Doch etwas hat sich beinahe<br />
schleichend geändert: die Ausrichtung des<br />
Unternehmens. „Wir waren immer im Elektrohandwerk<br />
unterwegs und haben im Zuge<br />
dessen auch Photovoltaik-Anlagen mit installiert“,<br />
sagt Alexander Pape, neben Ingo Stephan<br />
Geschäftsführer des Unternehmens. „In Zukunft<br />
werden wir uns nur noch mit Photovoltaik,<br />
Stromspeicher und Ladetechnik für<br />
E-Autos beschäftigen.“<br />
DIE NÄHE ZUM THEMA gibt es schon lange.<br />
„Ingo Stephan und ich begeistern uns schon<br />
seit über 20 Jahren für das Thema Elektromobilität<br />
und Photovoltaik“, so Pape. „Doch<br />
inzwischen sehen wir eine enorm gestiegene<br />
Nachfrage. Deswegen haben wir uns 2021<br />
für den Schwenk in unserer Ausrichtung entschieden.“<br />
Ein wichtiger Faktor für die Nachfrage<br />
ist die Strompreisentwicklung: Zum<br />
einen steigt der Stromverbrauch zu Hause generell<br />
– durch Wärmepumpen, Klimaanlagen,<br />
das E-Auto. Zum anderen sind die Kosten pro<br />
Kilowattstunde deutlich gestiegen. „Deswegen<br />
geht man davon aus, dass in den nächsten<br />
zehn Jahren rund eine Billion Euro in die<br />
erneuerbaren Energien gesteckt werden.“ Die<br />
Nachfrage kommt dabei zu 80 bis 90 Prozent<br />
aus dem privaten Bereich, schätzt Pape.<br />
Deswegen ist auch 1KOMMA5° bei bode &<br />
Stephan eingestiegen. Das Unternehmen, zu<br />
dessen Investoren unter anderem die Porsche<br />
AG gehört, besteht aus ehemaligen Gründern<br />
und Mitarbeitern verschiedenster, heute<br />
großer Firmen wie Tesla, sonnen oder Solarwatt.<br />
1KOMMA5° ist Mitte 2021 mit dem Ziel<br />
angetreten, die Solartechnik nun auf breiter<br />
Front günstig und effizient an den Kunden zu<br />
bringen. Dazu kauft das Unternehmen derzeit<br />
europaweit Unternehmen wie bode & Stephan<br />
auf, die die Expertise rund um PV-Anlagen und<br />
nachgelagerte Technik mitbringen. So soll ein<br />
großer Rundum-Solarenergie-Anbieter entstehen,<br />
der bundesweit nach einheitlichem Qualitätsstandard<br />
Solarprojekte abwickeln kann.<br />
„NACH INNEN VERFOLGT 1KOMMA5° das<br />
Ziel – wenn man so will –, das Handwerk in die<br />
digitale Neuzeit zu bringen und Prozesse zu<br />
optimieren“, sagt Pape. „Das sind Gründe, warum<br />
wir die Partnerschaft eingegangen sind. Wir<br />
können uns so weiter um unser Kerngeschäft<br />
und den unternehmerischen Alltag kümmern –<br />
aber die Weiterentwicklung des Unternehmens<br />
in Richtung Digitalisierung, Abläufe, das, was<br />
uns eher schwerfällt oder viel Geld kostet, da<br />
profitieren wir von 1KOMMA5°.“ Der Einstieg<br />
von 1KOMMA5° hat die Entscheidung für<br />
die Schwerpunktverlagerung allein auf Solar -<br />
energie noch einmal beschleunigt, und durch<br />
den wachsenden Unternehmensverbund<br />
sieht Alexander Pape auch den Vorteil, dass<br />
das eigene Professionalitätsniveau in diesem<br />
Bereich weiter steigen wird. Im Rahmen des<br />
1KOMMA5°-Unternehmensverbundes ist bode<br />
& Stephan nun für Mitteldeutschland im Be-
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Voller Energie Gemeinsam leiten die Geschäftsführer Alexander Pape (l.) und Ingo Stephan ihr Unternehmen in eine neue Zukunft.<br />
reich zwischen Kassel und Hamburg für die<br />
Abwicklung von Projekten verantwortlich.<br />
IM MARKT FÜR DIE INSTALLATION von<br />
Solaranlagen, Stromspeicher und E-Ladetechnik/Wallboxen<br />
dominieren momentan noch<br />
die vielen kleinen Elektrotechnikunternehmen.<br />
„Vor zwei Jahren wurden in dem Bereich nur<br />
rund zehn Prozent des Auftragsvolumens von<br />
überregionalen Unternehmen bedient“, erklärt<br />
Pape. „In zwei Jahren wird sich das Verhältnis<br />
umgekehrt haben und es werden nur noch<br />
zehn Prozent durch lokale Unternehmen abgedeckt<br />
werden.“ Es vollziehe sich derzeit ein<br />
massiver Strukturwandel von Einzelbetrieben<br />
hin zu Großkonzernen wie 1KOMMA5°, die<br />
kleine Betriebe aufkaufen.<br />
Teils bringt das aber auch die Nachfrage<br />
mit sich. Wenn beispielsweise ein bundesweit<br />
agierender Einzelhandelskonzern vor jedem<br />
seiner Supermärkte zehn Wallboxen für<br />
das Laden von Elektroautos haben möchte,<br />
dann soll das nach Möglichkeit ein Anbieter<br />
aus einer Hand erledigen und nicht die Verhandlung<br />
mit Hunderten lokaler Anbieter mit<br />
sich bringen. „Solche Dienstleistungen können<br />
Sie daher nur anbieten, wenn Sie auch<br />
überall Partner haben und einheitliche Qualitätsstandards<br />
garantieren können“, sagt Pape<br />
überzeugt.<br />
Zudem hätten es Einzelkämpfer schwer.<br />
„Mit Photovoltaik und Wallboxen ist ein hoher<br />
Verwaltungsaufwand verbunden. Wenn wir<br />
das alles selbst machen, verbrauchen wir sehr<br />
viel Zeit pro Kunde – das ist teuer.“ Bei bode<br />
& Stephan gehen manchmal pro Tag bis zu<br />
50 Anfragen ein, illustriert Alexander Pape die<br />
Herausforderung. „Die müssen wir aber bedienen“,<br />
so der Geschäftsführer. „Ein Kunde,<br />
der nach ein oder zwei Wochen immer noch<br />
keine Antwort bekommen hat, wandert ab,<br />
und das wirkt sich auf das Image aus.“ Doch<br />
Alexander Pape sieht das Unternehmen hervorragend<br />
aufgestellt.<br />
ZURZEIT HAT bode & Stephan 46 Mitarbeiter,<br />
davon acht im Vertrieb. Mitte 2021 waren<br />
es nur drei Vertriebler. „Insgesamt haben wir<br />
im vergangenen Jahr zwölf neue Mitarbeiter<br />
eingestellt, beim Umsatz lagen wir letztes<br />
Jahr bei sechs Millionen Euro, dieses Jahr<br />
rechnen wir mit einer Verdopplung“, so Pape.<br />
„Für 2023 gehen wir von 18 bis 20 Millionen<br />
Euro Umsatz aus, bei einer Mitarbeiterzahl<br />
zwischen 70 und 80.“ <strong>2022</strong> wird eine Niederlassung<br />
in Salzgitter dazukommen, 2023 eine<br />
weitere in Lüneburg. Die neue Geschäftsstrategie<br />
und die Partnerschaft mit 1KOMMA5°<br />
machen sich bemerkbar.<br />
TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />
KONTAKT<br />
bode & Stephan GmbH<br />
Herbert-Quandt-Straße 6<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 50885-0<br />
bode-stephan.de<br />
info@bode-stephan.de
wissen<br />
200 Ansätze<br />
für mehr Klimaschutz<br />
Mit ihrem Klimaplan 2030 hat sich die Stadt Göttingen das ehrgeizige Ziel gesetzt, durch eine deutliche<br />
Reduktion des Energieverbrauchs und starke Einsparungen bei den Treibhausgasen, klimaneutral zu werden.<br />
Alle gesellschaftlichen Gruppen sind gefordert – auch die Wirtschaft.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />
Die sieben Handlungsfelder des Klimaplans Göttingen 2030<br />
Bauen und Sanieren Arbeiten und Wirtschaft Energieerzeugung Mobilität<br />
Nachhaltig leben<br />
Kommunale und zivilgesellschaftliche<br />
Transformation vorantreiben<br />
Anpassung an den Klimawandel<br />
58 1 |<strong>2022</strong>
wissen<br />
LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />
Die Stadt Göttingen will Ernst machen: Mit ihrem im Dezember<br />
gefassten Beschluss will sie bis zum Ende des<br />
Jahrzehnts das Ziel der Klimaneutralität erreichen.<br />
Grundlage hierfür ist der Klimaplan Göttingen 2030.<br />
In einem offenen Prozess hatte die Stadt im Jahr 2020 ihre Bürger<br />
dazu aufgerufen, Klima-Ideen einzureichen. Aus den 745, die dabei<br />
herausgekommen sind und die für den Klimaplan 2030 gesichtet<br />
wurden, wurden rund 200 Projekte und Maßnahmen entwickelt, die<br />
nun in verschiedenen Etappen umgesetzt werden sollen.<br />
DIE PROJEKTE SIND BUNT GEMISCHT und auf sieben Handlungsfelder<br />
verteilt. Dabei ist ein Schwerpunkt klar zu erkennen. „Wir<br />
haben festgestellt, dass bei Gebäuden ein sehr hohes Potenzial für<br />
eine CO 2 -Minderung vorhanden ist – vorranging bei der Heizung,<br />
aber auch beim Stromverbrauch“, erzählt Dinah Epperlein, Leiterin<br />
des Referats für nachhaltige Stadtentwicklung in Göttingen.<br />
„Deswegen sind diese Maßnahmen für uns am wichtigsten.“<br />
Das heißt: Gebäudesanierung hat Top-Priorität. Zwar lässt sich<br />
auch im Neubau bereich mit dem Stand der Technik noch einiges<br />
mehr herausholen, aber Neubau spielt in Göttingen mangels Platz<br />
kaum eine Rolle. Der Baubereich ist allerdings auch der Bereich, der<br />
einen langen Atem braucht – weil die Vorlaufzeit länger ist und mit<br />
Blick auf die Gesamtstadt nicht alles auf einmal gemacht werden<br />
kann. Und noch etwas ist eine Herausforderung: Die Entscheidung<br />
zur Sanierung und dementsprechend zu nicht unbeträchtlichen Investitionen<br />
ist Sache der Privatbesitzer – die Handlungsmöglichkeiten<br />
der Stadt sind begrenzt.<br />
Der Plan sieht deshalb vor, über ein Quartierskonzept Wohngebiete<br />
zu identifizieren und diese unter verschiedenen Gesichtspunkten –<br />
energetische Sanierung, Lebensqualität, notwendige Anpassungen an<br />
den Klimawandel – zu betrachten, um anschließend Angebote zu entwickeln,<br />
die Eigentümer zur Investition motivieren sollen.<br />
Im Blick hat die Stadt hier zunächst Wohngebiete, die vor 40 oder<br />
50 Jahren entstanden. Liegen Gewerbeflächen in dem jeweiligen<br />
Quartier, so werden dafür ebenfalls Angebote entwickelt.<br />
Projekte, die Klimaschutz in Unternehmen fördern sollen<br />
Umweltpartnerschaft mit Unternehmen<br />
Die Stadt Göttingen will eine Plattform ,Die Umweltpartnerschaft<br />
der Göttinger Unternehmen‘ aufbauen,<br />
auf der Unternehmen und ihre Klimaschutzprojekte<br />
hervorgehoben werden und so öffentliche Resonanz<br />
erzeugt werden soll.<br />
Unterstützungsangebote klimaneutrale Unternehmen<br />
Unternehmen sollen durch kompetente Beratung auf<br />
ihrem Weg zur betrieblichen Klimaneutralität unterstützt<br />
werden. Das umfasst eine fachliche Beratung für<br />
Klimamaßnahmen, ihre Umsetzung und finanzielle<br />
Unterstützung für die Einbeziehung externer Dienstleister<br />
in diesen Prozess.<br />
Ansiedlungsförderung klimafreundlicher Unternehmen<br />
Es soll eine Strategie entwickelt werden, wie gezielt<br />
klimafreundliche Unternehmen für eine Ansiedlung am<br />
Standort Göttingen gewonnen werden können. Angedacht<br />
sind unter anderem subventionierte Grundstückspreise<br />
oder besondere Förderprogramme für nachhaltige<br />
Maßnahmen.<br />
Inkubator Energieeffizienz und Klimaschutz<br />
Start-ups im Energiebereich, Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbereich<br />
sollen durch eine gezielte Gründerförderung<br />
unterstützt werden. Das kann unter anderem die<br />
Bereitstellung von Infrastruktur, Coaching oder<br />
Finanzierungshilfe sein.<br />
1 |<strong>2022</strong> 59
wissen<br />
EIN FOKUS GEZIELT AUF Industrie- und Gewerbegebiete<br />
wird anfangs jedoch noch nicht verfolgt. „Für Gewerbegebiete<br />
gibt es noch kein Förderangebot der KfW, zudem<br />
liegt das große Einsparpotenzial zunächst in den<br />
Wohngebieten“, erklärt Epperlein. Dennoch laufen mit<br />
der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und<br />
Stadtentwicklung Göttingen und der Energieagentur<br />
vor Ort bereits Gespräche, um Beratungsangebote für<br />
Unternehmen zu entwickeln und diese über die bestehenden<br />
Netzwerke zu verbreiten. Adressiert werden sollen<br />
vor allem kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Man will keine Zeit verlieren – deswegen sollen bereits<br />
in diesem Jahr alle 14 beschlossenen Sofortmaßnahmen<br />
begonnen werden. Die Leitprojekte sollen in<br />
den kommenden fünf Jahren starten und umgesetzt<br />
werden. Priorität haben die Maßnahmen, die schnelle<br />
und große Einsparungen bringen oder eine hohe Multiplikatorwirkung<br />
entfalten und zum Mit- bzw. Nachmachen<br />
anregen.<br />
Der Klimaplan ist dabei keine starre Agenda, die wie<br />
eine Checkliste abgearbeitet wird. Im Gegenteil: Das<br />
Ziel stehe zwar fest, aber seine Maßnahmen seien dynamisch,<br />
so die Verantwortliche. „Wir werden immer wieder<br />
schauen, ob es neue Ansätze gibt, die wir aufgreifen<br />
können“, sagt Dinah Epperlein. „Etwa, wenn sich die<br />
Rahmenbedingungen für Förderungen verändern –<br />
dann lassen sich wieder neue Maßnahmen entwickeln.<br />
Das heißt, wir werden uns jedes Jahr aufs Neue mit der<br />
Politik über den weiteren Kurs abstimmen.“<br />
EBENSO INTENSIV werden alle Maßnahmen durch ein<br />
Monitoring des Erfolgs insgesamt sowie auf der jeweiligen<br />
Einzelprojektebene begleitet. „Wir messen uns an<br />
den selbst gesteckten Zielen“, sagt Epperlein. „Wie sich<br />
also die Energiebilanz der Stadt und die Höhe der Treibhausgasemissionen<br />
entwickelt haben.“ Für die Stadt sei<br />
das eine richtige Herausforderung. „Denn der Erfolg unserer<br />
Vorhaben hängt von Entscheidungen Einzelner zu<br />
Investitionen ab, die wiederum von den Rahmenbedingungen<br />
des Landes und des Bundes beeinflusst werden.“<br />
Ein Negativbeispiel zu Jahresbeginn war der plötzliche<br />
Stopp des Bundesprogramms für die Förderung effizienter<br />
Gebäude (BEG), weil die Mittel all zu schnell<br />
ausgeschöpft waren. „Dadurch ist bei privaten und professionellen<br />
Investoren eine ganz große Unsicherheit<br />
entstanden“, erläutert Epperlein. „Das Programm hat<br />
viel Gutes bewirkt – aber die aktuelle Entwicklung zeigt,<br />
wie rasant sich solche Rahmenbedingungen auch einmal<br />
negativ entwickeln können.“ Im Falle des BEG hat die<br />
Bundesregierung jedoch kurzfristig gegengesteuert und<br />
das Programm mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet.<br />
Das heißt, jenseits des eigenen Wirkungskreises der<br />
Stadt – was also kommunale Betriebe, Schulen, Materialbeschaffung,<br />
öffentlichen Nahverkehr betrifft – sind die<br />
Handlungsmöglichkeiten begrenzt, und es ist viel Überzeugungs<br />
arbeit nötig. Eine Stärkung des öffentlichen<br />
Nahverkehrs und eine Zurückdrängung des privaten Verkehrs<br />
beispielsweise setzt nicht nur die entsprechenden<br />
Angebote voraus, sondern schafft auch Konfliktkonstellationen,<br />
etwa wenn es um eine Verknappung von Parkplätzen<br />
in der Innenstadt geht. Das macht das Erreichen der<br />
städtischen Klimaziele zu einer echten Herausforderung.<br />
„Ich will deswegen auch keine Euphorie verbreiten“, sagt<br />
Epperlein, „aber wir merken auch, dass sich gesellschaftlich<br />
in den letzten Jahren sehr viel geändert hat. An vielen<br />
Stellen rennen wir inzwischen offene Türen ein.“<br />
FÜR EIN SEHR FUNDAMENTALES PROBLEM, das mit<br />
der Energiewende verbunden ist, bietet aber auch der<br />
Klimaplan keine Lösungen. Zwar werden bei jeder<br />
Maßnahme auch soziale Auswirkungen betrachtet, doch<br />
das Kostenproblem für sozial schwache Menschen löst<br />
sich dadurch nicht. Die Energiepreise für Privathaushalte<br />
in Deutschland sind die höchsten in der EU und liegen<br />
etwa 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt. In den letzten<br />
zehn Jahren sind diese Stromkosten um rund 20 Prozent<br />
gestiegen. Das verteuert nicht nur die Stromrechnung,<br />
sondern etwa auch Warenpreise. Gleichzeitig ist die<br />
deutsche Armutsquote bei rund 16 Prozent verfestigt.<br />
Zugegeben, die grundsätzlichen Lösungen dafür können<br />
nur in Berlin diskutiert werden, auswirken tun sie sich<br />
dennoch vor Ort. Das ist kein Argument gegen Klimamaßnahmen,<br />
aber ein Argument dafür, die zunehmenden<br />
sozialen Verwerfungen rund um die Energiefrage nicht<br />
unter ,ferner liefen‘ zu betrachten. ƒ<br />
60 1 |<strong>2022</strong>
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Christine Kroß, Wirtschaftsförderin und<br />
Clustermanagerin<br />
Die Einladung mit allen wichtigen Informationen<br />
sowie die Anmeldung finden Sie unter:<br />
www.gwg-online.de/beitrag/logistiktagung<strong>2022</strong><br />
KONTAKT<br />
GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />
c/o L|MC Logistik und MobilitätsCluster<br />
Göttingen | Südniedersachsen<br />
Bahnhofsallee 1B, 37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 5474316<br />
Christine.Kross@lmc-goettingen.de<br />
www.gwg-online.de<br />
www.lmc-goettingen.de<br />
Vorhang auf für<br />
ein Leben nach<br />
Ihren Wünschen.<br />
Jetzt die besten Plätze für<br />
den Ruhestand sichern.<br />
Erleben Sie Betreutes<br />
Wohnen der Extraklasse.<br />
GDA Göttingen<br />
Charlottenburger Straße 19<br />
37085 Göttingen<br />
Ansprechpartnerin: Bettina Cor<br />
Telefon: 0551 799-2130<br />
www.gda.de<br />
GDA5852_AZ_Goettingen_Theaters_190x117mm_RZ.indd 1 28.08.20 13:10
ANZEIGE<br />
Klimawandel: Was Sie jetzt für Ihre<br />
Geldanlage wissen müssen<br />
Der Bericht des Weltklimarats IPCC ist eindeutig: Der Klimawandel schreitet schneller voran als<br />
gedacht. Die Auswirkungen auf die Erde und die auf ihr lebenden Menschen könnten verheerend<br />
sein. Expertinnen und Experten mahnen – der Handlungsbedarf sei dringend und enorm.<br />
Doch was bedeutet das zukünftig für Anlegerinnen und Anleger? Und wie können sich<br />
Unternehmen in Zukunft sinnvoll aufstellen? Antworten hierauf liefert uns Michael Birlin,<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Göttingen.<br />
Herr Birlin, laut des Klimaberichts wird<br />
Deutschland den Klimawandel stärker zu<br />
spüren bekommen als der Durchschnitt der<br />
Erde. Mehr Hitze, mehr Starkregen und ein<br />
steigender Meeresspiegel – das alles kommt<br />
auf uns zu. Welche Konsequenzen kann das<br />
hierzulande für Anlegerinnen und Anleger<br />
haben?<br />
Die ökologischen Herausforderungen sind<br />
noch nie so dominant gewesen wie heute.<br />
Wir gehen von einer weiteren deutlichen Verschärfung<br />
des Klimawandels aus. Der Gesetzgeber<br />
wird darauf in den nächsten Jahren<br />
reagieren müssen, da die Zeit drängt und<br />
marktwirtschaftlich die Veränderung hin zu<br />
einer CO 2 -ärmeren Gesellschaft zu langsam<br />
vorangeht. Bewertungen von Unternehmen<br />
verändern sich strukturell. Unternehmen, die<br />
besser für den Klimawandel gerüstet sind,<br />
erfahren eine Aufwertung, die Klimasünder<br />
werden abgestraft. Dadurch wird sich die<br />
Wertschöpfung bei den Unternehmen verändern<br />
– und die Risiken müssen neu bewertet<br />
werden. Das schlägt sich bereits heute am<br />
Kapitalmarkt nieder. Daher müssen die Anlegerinnen<br />
und Anleger ihr Portfolio ,wetterfest‘<br />
machen und frühzeitig ökologische Aspekte in<br />
ihre Anlage integrieren, um Verluste im Portfolio<br />
zu vermeiden.<br />
Werden die Veränderungen ausschließlich<br />
von der Politik getrieben sein oder haben<br />
auch Anlegerinnen und Anleger einen<br />
Einfluss?<br />
Wir bemerken schon seit einiger Zeit, dass das<br />
eigene nachhaltige Handeln für unsere Kundinnen<br />
und Kunden immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnt – sowohl im Alltag als auch in<br />
ihren Anlageentscheidungen. Vor allem Umwelt-<br />
und Klimaschutz, aber auch die Förderung<br />
sozialer oder gesellschaftlicher Produkte<br />
oder Unternehmen spielen dabei eine immer<br />
größere Rolle. Aus diesem Grund erfragen unsere<br />
Kundenberaterinnen und Kundenberater<br />
in den Beratungsgesprächen strukturiert auch<br />
die Nachhaltigkeitspräferenzen der Anlegerinnen<br />
und Anleger, um diese in der Anlageempfehlung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Was sollten Anlegerinnen und Anleger in<br />
Zukunft bei der Geldanlage beachten, bevor<br />
sie sich für ein Anlageprodukt entscheiden?<br />
Ein Weg, um den Klimawandel sinnvoll in seiner<br />
Portfoliostruktur zu berücksichtigen, ist<br />
eine nachhaltige Kapitalanlage. Damit werden<br />
in besonderem Maße ökologische und sozia le<br />
Aspekte berücksichtigt. Ebenso wird die gute<br />
Unternehmensführung dabei betont und belohnt.<br />
Nachhaltige Anlagelösungen gibt es in<br />
nahezu jedem Anlagesegment. Ähnlich wie<br />
die individuelle Risiko- und Renditepräferenz<br />
sollten jede Anlegerin und jeder Anleger auch<br />
bei der Nachhaltigkeit einen für sich passenden<br />
Ansatz finden. Wichtig werden auch weiterhin<br />
Rendite und Risiko bleiben. Auf die eine<br />
oder andere Weise zahlt sich ein nachhaltiges<br />
Investment für die Anlegerinnen und Anleger<br />
aus – entweder über einen besseren Ertrag<br />
oder durch ein niedrigeres Risiko.<br />
Die Kundinnen und Kunden der Sparkasse<br />
Göttingen können hierbei zum Beispiel nachhaltige<br />
Investitionen in Fondskonzepte der<br />
DekaBank, wie beispielsweise in den Deka-<br />
Nachhaltigkeit Renten CF, den Deka-Nachhaltigkeit<br />
EinkommensStrategie oder den offenen<br />
Immobilienfonds WestInvest InterSelect<br />
tätigen. Selbstverständlich bietet es sich auch<br />
an, regelmäßig und langfristig zu sparen. Als<br />
besonders gefragte Investments für Sparpläne<br />
haben sich bei unseren Kundinnen und<br />
Kunden der Deka-Nachhaltigkeit Aktien CF,<br />
der Deka-BasisAnlage Dynamisch sowie der<br />
Deka-Nachhaltigkeit Impact Aktien CF herauskristallisiert.<br />
Diese erfüllen die ESG-Standards.<br />
Ein einheitliches Gütesiegel für nachhaltige<br />
Geldanlage gibt es jedoch noch nicht. Aus<br />
diesem Grund stellt die Deka nachhaltige<br />
Aktien und Fonds aus ihrem Portfolio im
ANZEIGE<br />
Michael Birlin, stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse Göttingen.<br />
PROFIL<br />
FOTO: SPARKASSE GÖTTINGEN<br />
Europäischen SRI Transparenz Kodex (socially<br />
responsible investing) vor und informiert im<br />
Hinblick auf die Erfüllung der ESG-Kriterien<br />
(environment social governance) transparent<br />
zum Beispiel darüber, welche ESG-Kriterien<br />
angewendet werden.<br />
Dies sind allerdings nur einige Beispiele. Gerade<br />
in dynamischen Märkten bieten sich zurzeit<br />
gute Chancen für einen strukturierten und<br />
stetigen – nachhaltigen – Vermögensaufbau.<br />
In einem ausführlichen Beratungsgespräch<br />
finden wir für alle Anlegerinnen und Anleger<br />
das nachhaltige Anlageprodukt, das zu ihren<br />
Vorstellungen und Risikopräferenzen passt.<br />
Was werden Unternehmen künftig anders<br />
machen müssen, um den Klimawandel zu<br />
stoppen?<br />
Unternehmen müssen den Klimawandel<br />
– und nicht nur wegen der EU-Taxonomie-<br />
Verordnung – zwingend bei ihrer geschäftspolitischen<br />
Ausrichtung berücksichtigen. Ansonsten<br />
wird ihre Wertschöpfung unter Druck<br />
geraten. Zudem müssen die CO 2 -Emissionen<br />
jedes Unternehmens deutlich reduziert werden.<br />
Dazu müssen kurzfristige, mittelfristige<br />
und langfristige Ziele definiert werden. Diese<br />
Meilensteine müssen in der Strategie des<br />
Unternehmens verankert und in die internen<br />
Steuerungssysteme integriert werden. Letztlich<br />
müssen die Unternehmensverantwortlichen<br />
die Notwendigkeit der Beachtung von<br />
Klimazielen aber auch im Portemonnaie spüren.<br />
Denn nur durch langfristige Verhaltensänderungen<br />
lässt sich auch die Senkung der<br />
CO 2 -Emissionen umsetzen. Zudem sind eine<br />
transparente Berichterstattung und eine klare<br />
Kommunikation gegenüber dem Kapitalmarkt<br />
und den Stakeholdern von großer Bedeutung.<br />
Die meisten Unternehmen haben noch einen<br />
langen Weg vor sich. Wichtig ist allerdings,<br />
dass sie sich zügig auf einen nachhaltigen<br />
Weg begeben und diesen konsequent verfolgen<br />
– denn der Klimawandel ist eine große<br />
Herausforderung für die kommenden Generationen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Deka Investmentfonds<br />
sind die jeweiligen Wesentlichen Anlegerinformationen,<br />
Verkaufsprospekte und Berichte, die in deutscher Sprache<br />
bei der Sparkasse oder der DekaBank Deutsche Girozentrale,<br />
60625 Frankfurt, und unter www.deka.de erhältlich sind.<br />
KONTAKT<br />
Sparkasse Göttingen<br />
Groner Landstraße 2<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 405-0<br />
info@spk-goettingen.de<br />
www.spk-goettingen.de
wissen<br />
Nachhaltig forschen<br />
Heutzutage einen umfassenden Überblick über wissenschaftliche<br />
Projekte zu geben, die sich in Südniedersachsen mit Fragen zum<br />
Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz beschäftigen, ist fast<br />
unmöglich: Sie sind fast überall präsent und sei es nur am Rande.<br />
Die Technische Universität Clausthal beispielsweise hat sich als Ganzes<br />
das Leitthema ,Circular Economy‘, Kreislaufwirtschaft, gegeben –<br />
so tragen allein hier fast sämtliche Forschungsschwerpunkte den<br />
Nachhaltigkeitsansatz in sich.<br />
Insofern stellen die nachfolgenden Projekte aus den Hochschulen der<br />
Region – TU Clausthal, Georg-August-Universität, PFH Private Hochschule<br />
Göttingen sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaft und<br />
Kunst HAWK – notgedrungen eine Auswahl dar, die versucht, die<br />
Vielfalt abzubilden und gleichzeitig besonders spannende Ansätze<br />
zu würdigen. Auch wenn diese Projekte einer Institution zugeordnet<br />
sind, ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die allermeisten<br />
keine Einzelleistung einer Arbeitsgruppe sind, sondern oftmals<br />
Verbundprojekte mit Praxispartnern oder anderen – nationalen wie<br />
internationalen – Hochschulen.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />
64 1 | <strong>2022</strong>
wissen<br />
FOTO: PFH<br />
HAWK<br />
Besseres Nadelnutzholz: FutureWood<br />
PFH<br />
Circular Entrepreneurship Education<br />
Das ZE Zentrum für Entrepreneurship der PFH hat 2021 ein<br />
Nachhaltigkeitsprojekt für Schüler ins Leben gerufen – die Pilotphase<br />
zur Erprobung des Konzepts mit ausgewählten regionalen<br />
Schulen läuft bis Mitte dieses Jahres. Das Projekt soll Schülern<br />
Einblicke und auch erste praktische Erfahrungen in die Themen<br />
Unternehmensgründung sowie Innovation bieten und diese explizit<br />
mit den Aspekten Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft<br />
ver binden. Es versteht sich als Teil der Berufsorientierung für<br />
Schüler in den Jahrgangsstufen 9 bis 12. Junge Start-ups und<br />
etablierte Unternehmen wie Ottobock, KWS SAAT, Novelis und<br />
die Göttinger Life Science Factory unterstützen das Projekt als<br />
Experten und Ideengeber.<br />
Nadelhölzer wie Fichte oder Douglasie sind zentrale Bestandteile<br />
der Bauindustrie, sie sind jedoch anfällig für längere Trockenperioden<br />
und Sturmwurf sowie Schädlinge, die von fehlendem<br />
Frost und Wärmeperioden profitieren. Die Veränderung weg<br />
vom monokulturellen Anbau hin zum Mischwald soll dem<br />
entgegenwirken, verringert jedoch gleichzeitig die Festigkeit des<br />
Holzes.<br />
Das Projekt der HAWK verfolgt zwei Ansätze, um die Versorgung<br />
mit hochwertigen Nadelhölzern zu sichern: Einerseits<br />
werden an die veränderten Umweltbedingungen angepasste<br />
Waldbaukonzepte für Nadelbäume entwickelt, andererseits<br />
sollen die Sortierverfahren so optimiert werden, dass auch geringerwertiges<br />
Rohholz für anspruchsvolle Holzwerkstoff produkte<br />
genutzt werden kann.<br />
HAWK<br />
Methan-Emissionen kennen: GAEREMISSION <br />
FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />
Das Projekt ,Gaeremission‘ der HAWK untersucht die Ent stehung<br />
von treibhausrelevanten Gasen wie Methan durch die unterschiedliche<br />
Lagerung von Wirtschaftsdüngern und Gärresten. Betrachtet<br />
werden beispielsweise Temperatur, Verweildauer und Behältersysteme<br />
von Lagern in der Rinder- und Schweinehaltung sowie<br />
von Biogasanlagen.<br />
Die Ergebnisse sollen helfen, die Lagerung zu optimieren, so<br />
die Emissionen zu minimieren und den Gasertrag von Wirtschaftsdüngern<br />
in Biogasanlagen zu optimieren.<br />
1 |<strong>2022</strong> 65
wissen<br />
TU<br />
Energie- und Wasserspeicher Harz (EWAZ)<br />
Das Projekt der TU Clausthal untersucht, inwiefern die<br />
Infrastruktur im Harz besser auf extreme Wetterereignisse<br />
wie Hochwasser oder Trockenperioden ausgelegt werden<br />
kann. Da der Harz eine wichtige Aufgabe im regionalen<br />
Hochwasser- und Niedrigwasserschutz sowie zur Trinkwasser-<br />
und regenerativen Energiebereitstellung wahrnimmt, ist<br />
deren zuverlässige Erfüllung ein zentrales zukünftiges Anliegen.<br />
Durch den jahrhundertelangen Bergbau existiert im<br />
Harz eine Vielzahl von unterirdischen Stollen und Schächten,<br />
die zum Beispiel mit Talsperren verbunden werden können,<br />
um Wasser noch besser zu verteilen. Auch Neubauten und<br />
Erweiterungen von Talsperren werden diskutiert. Erste<br />
Ergebnisse zeigen, dass es sichtbare Optimierungspotenziale<br />
gibt, um mehr Trinkwasser sowie eine bessere Hochwasserspeicherung<br />
und Wasserenergiegewinnung zu erreichen.<br />
HAWK<br />
Sauberes Melken: Plasmadip <br />
Ziel von ,Plasmadip‘ ist die Nutzung von technischen Plasmen,<br />
um eine neuartige Desinfektionstechnik zu entwickeln, die bei<br />
Zitzen- und Melkgeräten angewendet werden kann. Diese Technik<br />
dient der Prävention von Mastitiden (Brustdrüsenentzündung)<br />
sowie von Irritationen und Schädigungen der Zitzenhaut von<br />
Milchkühen, wie sie durch chemische Desinfektionsmittel entstehen<br />
kann. Damit sollen chemische Rückstände im Lebensmittel Milch<br />
vermieden werden; gleichzeitig wird eine Arbeitserleichterung für<br />
Landwirte angestrebt. Zudem dient das Projekt der Weiterentwicklung<br />
wettbewerbsfähiger ressourcenschonender und tierartgerechter<br />
Produktionssysteme in der konventionellen und<br />
ökologischen Tierhaltung.<br />
FOTOS: STOCK.ADOBE.COM<br />
66 1 | <strong>2022</strong>
wissen<br />
HAWK<br />
Ökosystem Buchenwald: KLIMNEM<br />
Das Projekt soll mitteleuropäische Buchenwälder<br />
und mittelpatagonische Südbuchenwälder – die<br />
weltweit größten zusammenhängenden Laubwälder<br />
der gemäßigten Zone – vergleichen. Da diese<br />
Wälder unglaublich vielfältig sind, kann ihre Anpassung<br />
an klimatischen Wandel, Extremereignisse<br />
wie Waldbrände oder Erholung des Ökosystems<br />
ideal beobachtet werden.<br />
Aus den Erkenntnissen sollen Schlussfolgerungen<br />
für einen funktionsfähigen Naturhaushalt, die Erhaltung<br />
und Wiederherstellung der biologischen<br />
Vielfalt, eine risikominimierte Forstwirtschaft und<br />
die Wiederherstellung der Ökosystemleistungen<br />
durch funktionsgerechte Waldrenaturierung in hiesigen<br />
Buchenwäldern gezogen werden.<br />
FOTO: HELGE WALENTOWSKI<br />
TU<br />
Grüner Wasserstoff mit StaR<br />
Das Verbundprojekt StaR hat das Ziel, neue Konzepte zu entwickeln wie die<br />
Herstellung von sogenannten Elektrolyse-Stacks (Brennstoffzellen-Stapel)<br />
kostengünstiger gelingen kann – es zielt auf einen Wert deutlich unter den<br />
aktuellen Marktprognosen für 2030 ab. Elektrolyse-Stacks bilden das Herzstück<br />
jeder Wasserelektrolyseanlage, da in ihnen die Umwandlung elektrischer<br />
Energie in den Energieträger Wasserstoff stattfindet. Grüner Wasserstoff<br />
kann als Energieträger eine bedeutende Rolle bei der Energiewende<br />
einnehmen. Ende April soll eine erste Elektrolyseanlage mit einer Leistung<br />
von bis zu 150 kW in Betrieb gehen und Wasserstoff produzieren.<br />
TU<br />
Precycling<br />
FOTO: TU CLAUSTHAL<br />
Kampf dem Müllproblem: Precycling zielt darauf<br />
ab, Müll aus Verpackungsmaterialien im Vorhinein<br />
zu vermeiden, beispielsweise durch den Kauf von<br />
verpackungsfreien Produkten oder dem Nutzen eigener<br />
Gefäße und Behälter. Das Forschungsprojekt<br />
beschäftigt sich mit Konsum- und Lebensstilen von<br />
Verbrauchern unter dem Gesichtspunkt, wie es gelingen<br />
kann, keinen Müll zu produzieren – etwa<br />
durch den Kauf in Unverpacktläden.<br />
Die Ergebnisse sollen dabei helfen, die Effektivität<br />
von Maßnahmen zur Reduktion des Verpackungsmülls<br />
zu bewerten.<br />
1 |<strong>2022</strong> 67
wissen<br />
Uni<br />
Regionale Qualitätstomaten: PETRAq+n <br />
Ziel dieses Uni-Projektes war es, Tomatensorten, welche für den nachhaltigen,<br />
regionalen und städtischen Anbau optimal geeignet sind, zu entwickeln. Ein<br />
Kernanliegen dabei war es, den Geschmack zu verbessern, ein Nebenaspekt<br />
kam hinzu, die Verbraucheransprüche an Tomaten zu identifizieren.<br />
Die Ergebnisse sind derzeit nur teilweise beziehungsweise noch nicht essbar.<br />
Aber es wurden qualitativ ansprechende Sorten und Kreuzungen hinsichtlich<br />
ihrer Eignung für den geschützten Freilandanbau und den Anbau unter Glas<br />
charakterisiert. Ebenso wurden Zuchtlinien aus Elternsorten erzeugt, die zur<br />
weiteren Züchtung von Qualitätssorten dienen können. Darüber hinaus<br />
wurden Erkenntnisse zur Lagerung von Tomaten unter Haushaltsbedingungen<br />
präzisiert und Marketinghilfen für regionale Tomatenanbieter entwickelt.<br />
Uni<br />
Nachhaltige Forellenzucht: SusTAIn <br />
Wird die Ernährung von Fischen verändert,<br />
hat das genetische Auswirkungen.<br />
Dieser Umstand ist für die Aquakultur<br />
wichtig. Bislang wurden Aquakulturen überwiegend<br />
und nicht nachhaltig mit Fischmehl gefüttert. Futtermittel<br />
mit hohen Anteilen auf pflanzlicher Basis führen<br />
bei Raubfischen wie der Forelle aber zu schlechterem<br />
Wachstum, Auswirkungen auf die Fischgesundheit und<br />
das Tierwohl sowie zu einer schlechteren Umwelteffizienz.<br />
Das Projekt SusTAIn betrachtet die Anpassungsfähigkeit<br />
der Forelle an eine andere Ernährung. In dem Rahmen<br />
wurde eine Fütterung mit der Mikroalge Spirulina<br />
untersucht, deren ergänzender Einsatz vielversprechend<br />
erscheint, aber auch zu einer ungewöhnlichen Färbung<br />
des Fischfleischs führt, deren Akzeptanz noch unklar ist.<br />
HAWK<br />
Pflanzroboter PRo-MAPPER<br />
Der ,Plant Robot for Multidimensional Artificial Phenotyping for<br />
Plasma Enhanced Research‘ oder kurz PRo-MAPPER ist ein in der<br />
Entwicklung befindlicher autonomer Pflanzroboter, der in der<br />
Land- und der Forstwirtschaft eingesetzt werden soll.<br />
Die Entwicklung besteht aus der eigentlichen Robotik sowie<br />
dem Zusammenbringen verschiedener Sensordaten in einem lernenden<br />
System. Der Roboter wird nicht nur Aussaat, Bewässerung,<br />
Düngung und Unkrautkontrolle übernehmen – durch eine kontinuierliche<br />
Überwachung der Pflanzen wird dieses System auch<br />
selbstständig Pflanzenkrankheiten erkennen und frühzeitig und<br />
umweltschonend bekämpfen können. Das reduziert unter anderem<br />
den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Technisch ist das Projekt<br />
weit gediehen, so funktioniert bereits etwa die Unterscheidung<br />
mittels künstlicher Intelligenz zwischen Nutz- und Schadpflanze.<br />
Der Pflanzroboter ist nicht das einzige System, das am Autonomous<br />
Mobile Robotics Lab der HAWK entwickelt wird.<br />
FOTO:HAWK FORSTROBOTIK AMRL<br />
FOTO:STOCK.ADOBE.COM<br />
FOTO: ABTEILUNG QUALITÄT PFLANZLICHER ERZEUGNISSE<br />
68 1 | <strong>2022</strong>
wissen<br />
Uni<br />
Wälder in 3D<br />
Uni<br />
Geothermie: MEET <br />
MEET untersucht das Potenzial von<br />
Geothermie im großflächigeren Maßstab<br />
und das europaweit in verschiedenen<br />
geologischen Umfeldern. Außer der Bestimmung<br />
des quantitativen Geothermiepotenzials<br />
wurde eine Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />
durchgeführt, die gezeigt<br />
hat, welche Mindestkennwerte das jeweilige<br />
Geothermie-Reservoir haben muss,<br />
um es wirtschaftlich entwickeln zu können.<br />
Einer der Testorte dafür ist der<br />
Göttinger Campus.<br />
Das theoretische Potenzial der Geothermie<br />
ist groß, da sie die Abhängigkeit von<br />
Importen und der Unzuverlässigkeit<br />
anderer Energieträger verringern kann.<br />
In Göttingen sind die wissenschaftlichen<br />
Vorerkundungen abgeschlossen. Der<br />
nächste Schritt ist die Durchführung einer<br />
Erkundungsbohrung.<br />
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde die Waldstruktur<br />
von Urwäldern auf mehreren Kontinenten über<br />
einen Zeitraum von zwei Jahren in teils entlegenen Urwaldgebieten<br />
in unterschiedlichen Klimazonen untersucht.<br />
Vor Ort wurden die Wälder mithilfe von 3D- Laserscannern<br />
erfasst. Urwälder sind für die Artenvielfalt und globale<br />
Stoffkreisläufe von großer Bedeutung. Die dreidimensionale<br />
Struktur der Wälder spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />
Auf Grundlage der 3D-Vermessungen konnte ein Atlas zur<br />
Waldstruktur von Urwäldern über alle Klimazonen hinweg<br />
erstellt werden, der als Referenz für die Naturnähe<br />
von bewirtschafteten Wäldern dienen kann. Weiterhin lassen<br />
sich aus den Ergebnissen Rückschlüsse darauf ziehen,<br />
wie sich der Klimawandel langfristig auf die Struktur von<br />
Wäldern auswirken kann.<br />
FOTO: DOMINIK SEIDEL<br />
FOTO: BERND LEISS<br />
1 |<strong>2022</strong> 69
wissen<br />
Uni<br />
Rebhühner in Diemarden: PARTRIDGE<br />
FOTO: FLORENTIN WÖRGÖTTER<br />
PARTRIDGE hat das Ziel, europaweit in zehn Testregionen zu<br />
zeigen, wie regionale Ökosysteme und Biodiversität verbessert<br />
werden können. In Diemarden wurde ein rund 500 Hektar<br />
großes Gebiet für verschiedene Naturschutzmaßnahmen genutzt<br />
– für Blühflächen, Heckenreihen und eine rebhuhnfreundliche<br />
Mahd von Brachen. Ungefähr acht Prozent des Projektgebiets sind<br />
durch diese neuen Maßnahmen abgedeckt. An der Durchführung<br />
dieser Maßnahmen beteiligen sich sechs Landwirte.<br />
Der Erfolg ist unter anderem eine Zunahme von Feldhasenund<br />
Rebhuhn- Populationen. Ebenso wurde auf einem Testgebiet<br />
bei Nessel röden vorgegangen.<br />
Uni<br />
Selbstlernende Robotik für Elektroschrott: ReconCycle<br />
FOTO: ALIREZA KHARAZIPOUR<br />
Das bisherige Recycling von Elektroschrott ist relativ grob: Bevor<br />
die Teile zertrümmert und anschließend manuell und chemisch<br />
in wiederverwendbare Bestandteile zerlegt werden, müssen<br />
oft durch manuelle Arbeit zunächst gefährliche Komponenten<br />
entfernt werden oder Bestandteile, die nicht in die Zertrümmerung<br />
gehen können. Diese Form der Vor-Bearbeitung ist mit einem<br />
sehr hohen Aufwand verbunden. Deswegen wird Elektroschrott<br />
oft in Entwicklungsländer verschifft.<br />
ReconCycle will Roboter darauf trainieren, mit dem teils sehr<br />
ähnlichen, im Detail aber unterschiedlichen Material maschinell<br />
umzugehen und so den Aufwand zum Elektroschrottrecycling zu<br />
verringern. Der erste Prototyp besteht aus zwei ,Roboterhänden‘<br />
für das Entfernen von Batterien.<br />
Uni<br />
Torfersatz aus Bäumen<br />
Torf hat in der Pflanzenzucht als Substrat eine große<br />
Bedeutung, der Torfabbau ist jedoch aufgrund ökologischer<br />
Gründe der Moorerhaltung zunehmend<br />
eingeschränkt. Um einen Ersatz zu finden, wurde in<br />
diesem Projekt das verhäckselte Holz von schnellwachsenden<br />
Laubhölzern als Torfersatz verwendet.<br />
Das Holz wurde – um nach Torf auszusehen –<br />
eingefärbt, mit Dünger angereichert und dann im<br />
Freilandversuch getestet.<br />
Dabei eigte sich, dass es dieselben Wachstumsbedingungen<br />
wie Torf bietet. Diese torffreien Substrate<br />
sind inzwischen auch im Handel erhältlich. Weiterhin<br />
wird an Grow-Blocks gearbeitet, die bisher aus<br />
in der Entsorgung kostenintensiver Steinwolle hergestellt<br />
und in Gewächshäusern etwa für Tomaten<br />
eingesetzt werden. Hier konnten bereits mit Holzfasern<br />
Erfolge erzielt werden, die im Ergebnis mit<br />
Steinwolle vergleichbar sind.<br />
FOTO:STOCK.ADOBE.COM<br />
70 1 | <strong>2022</strong>
ALS TEIL DIESER ERDE:<br />
UNSERE VERANTWORTUNG<br />
FÜR DIE NATUR!<br />
Wir sind beckers bester, über 160 Saftnasen<br />
aus Lütgenrode. Wir produzieren<br />
Säfte und Nektare! Und somit greifen<br />
wir mit deren Produktion in die Natur<br />
ein. Daher ist es umso wichtiger, dass wir<br />
natürliche Ressourcen schonen, unnötige<br />
Belastungen vermeiden und negative<br />
Effekte so klein wie möglich halten.<br />
Ökologische Auswirkungen, die wir allein<br />
nicht verhindern können, versuchen wir<br />
nach unseren Möglichkeiten auszugleichen<br />
– und zwar mit Klimaneutralität<br />
durch Kompensation. „Klimaneutral“<br />
bedeutet, dass man mit dem was man<br />
tut, kein CO2 freisetzt oder aber dieses<br />
kompensiert. Ersteres ist natürlich<br />
schwierig…Aber wie funktioniert das<br />
eigentlich? Als erstes wird der CO2Ausstoß<br />
berechnet, danach erfolgt die<br />
Kompen sation über Emissionszertifikate.<br />
Wir möchten uns damit aber in keiner<br />
Weise „freikaufen“. Denn an erster Stelle<br />
steht immer die Emissionsvermeidung!<br />
Danach kommt die Reduzierung und erst<br />
der letzte Schritt sollte die freiwillige<br />
Kompensation sein. Wir als Firma sind<br />
schon seit 2015 klimaneutral und unsere<br />
Produkte sind es seit Anfang 2020 <br />
damit sind wir, nach unserem Kenntnisstand,<br />
übrigens der erste klimaneutrale<br />
Fruchtsaft hersteller in Deutschland<br />
gewesen.<br />
DURCH KOMPENSATION<br />
Unser Beitrag<br />
für grünen Wasserstoff:<br />
Bipolarplatten &<br />
Dichtungen für Brennstoffzellen und Elektrolyse<br />
Eisenhuth GmbH & Co. KG | Friedrich-Ebert-Straße 203 | 37520 Osterode am Harz | Tel.: +49 (0) 55 22 – 90 67 0 | info@eisenhuth.de | www.eisenhuth.de
wissen<br />
Das effiziente Haus<br />
Die Entwicklung der Gebäudetechnik schreitet kontinuierlich voran. Doch was ist bei einem<br />
privaten Neubau oder der Sanierung heutzutage möglich – und auch wirklich sinnvoll?<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />
Obwohl in aller Munde, hat das Thema Energie im Neubau<br />
oder Sanierungsbereich bei Bauherren häufig keine<br />
hohe Priorität – tauchen entsprechende Fragen auf, sind<br />
die Planungen in der Regel schon weit fortgeschritten.<br />
Daher sollte das Thema als integraler Bestandteil des jeweiligen Vorhabens<br />
von Anfang an mitbetrachtet werden, um Fehlplanungen<br />
vorzubeugen. Gerade bei einem Neubau ist es entscheidend, dass<br />
bereits in der Entwurfsplanung berücksichtigt wird, welchen energetischen<br />
Standard man erreichen will und welches Heizsystem verwendet<br />
werden soll. Beides hat Auswirkungen auf Raumaufteilung,<br />
Grundriss und Ausrichtung des Gebäudes. Eine Pelletheizung hat<br />
beispielsweise einen anderen Platzbedarf als eine Wärmepumpe, und<br />
sehr energieeffiziente Gebäude profitieren von einer kompakten<br />
Bauweise mit möglichst wenigen Vor- und Rücksprüngen, da der<br />
Wärmeverlust vor allem über die Außenflächen erfolgt. Zudem kann<br />
es bei zahlreichen Maßnahmen eine öffentliche Förderung geben –<br />
ein wichtiger Aspekt, auch wenn dies ein sehr breites Feld ist, das<br />
kontinuierlich Veränderungen unterliegt:<br />
` Die beiden wesentlichen Fördermittelgeber sind die Kredit anstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und<br />
Ausfuhrkontrolle (BAFA). Die KfW fördert Neubauten oder<br />
Sanierungen, die ein bestimmtes Energie effizienzniveau erreichen:<br />
Im Neubau sind dies Effizienz- Häuser-40 – der Primärenergiebedarf<br />
liegt hier bei 40 Prozent eines Neubaus. In der Sanierung<br />
sind dies Effizienz-Häuser- 100. Das BAFA fördert Einzelmaßnahmen<br />
– etwa Gebäudedämmungen, den Wechsel von einer Ölheizung<br />
etwa zu einer Wärmepumpe oder den Austausch von Fenstern.<br />
` Von Landesseite kann es möglicherweise eine Förderung von<br />
Maßnahmen über die NBank geben.<br />
` Die Stadt Göttingen hat ein Förderprogramm Photovoltaik aufgelegt,<br />
das die Anschaffung von PV-Anlagen unterstützt. Allerdings<br />
sind diese jährlich bereitgestellten Mittel schnell ausgeschöpft und<br />
stehen nur im Stadtgebiet zur Verfügung.<br />
` Der Landkreis hat ein Förderprogramm Altbausanierung, jedoch<br />
nur für das Kreisgebiet ohne die Stadt Göttingen. Die Antragsstellung<br />
erfolgt über die Energieagentur Göttingen.<br />
Gute Adressen für die Erstinformation:<br />
energieagentur-goettingen.de/ratgeber<br />
verbraucherzentrale-energieberatung.de/sanieren-bauen<br />
LÜFTUNG<br />
Ein Aspekt, der bislang zu selten berücksichtigt wird: Sind<br />
Gebäude stark gedämmt und haben einen Effizienzstandard nahe<br />
einem Passivhaus, sollte man sich über eine Lüftungsanlage<br />
Gedanken machen. So lässt sich nicht nur Feuchtigkeit<br />
abtransportieren, sondern auch Energie zurückgewinnen.<br />
MINI-WINDANLAGEN<br />
Diese Anlagen zur Anbringung auf dem Dach<br />
oder an der Fassade sind eine neue Alternative,<br />
spielen aber zurzeit im Vergleich zur<br />
Photovoltaik noch kaum eine Rolle.<br />
ENERGIESPEICHER<br />
Ein Speicher für die selbst hergestellte Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen kann sich lohnen – es kommt allerdings auf das Nutzungsprofil<br />
an. Nur, wenn die Energie auch zu Zeiten verbraucht wird, in denen die<br />
Sonne nicht (mehr) scheint, ist diese Investition auch wirklich sinnvoll.<br />
WALLBOX<br />
Zum modernen Haus gehört heute oft auch eine Wallbox für das Laden<br />
von E-Autos. Die Modellvielfalt ist groß, sie reicht von der Einzelladestation<br />
bis zu Vielfachanschlüssen für Parkplätze oder Garagen. Ebenso vielfältig<br />
sind die Softwarelösungen, die detaillierte Abrechnungen oder die Austarierung<br />
der abgegebenen Leistung an die Pkws mit der Stromnetzstabilität<br />
im Gebäude ermöglichen. Die Kosten variieren nicht nur stark je nach<br />
Modell, sondern sind auch davon abhängig, inwiefern die Infrastruktur<br />
vorhanden ist und welche Umbaumaßnahmen nötig werden. Unter<br />
bestimmten Bedingungen ist eine öffentliche Förderung möglich.<br />
72 1 |<strong>2022</strong>
wissen<br />
PHOTOVOLTAIK (PV)<br />
Es gibt im Bereich der PV-Anlagen sogenannte Balkon-Kraftwerke –<br />
Mini-PV-Anlagen, die sich Mieter nach Absprache mit dem Vermieter anschaffen<br />
können. Hier wird Sonnenenergie in Gleichstrom umgewandelt,<br />
der wiederum durch einen Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt<br />
wird. Im privaten Bereich sollte die Größe einer PV-Anlage auf den eigenen<br />
Verbrauch ausgelegt sein, da die Wirtschaftlichkeit nicht durch die<br />
Einspeisevergütung für den erzeugten Strom erreicht wird, sondern durch<br />
die Deckung des eigenen Verbrauchs angesichts steigender Strompreise.<br />
So kann sich eine Anlage in 10 bis 15 Jahren amortisieren.<br />
HEIZUNG<br />
Für die Erneuerung einer Heizungsanlage gibt es zurzeit<br />
besonders attraktive Zuschüsse – wenn eine Ölheizung gegen<br />
eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung anstatt gegen eine<br />
günstigere Gasheizung ausgetauscht wird, kann dies mit bis zu<br />
45 Prozent der Kosten gefördert werden. Dabei ist es sinnvoll,<br />
gleichzeitig auch die Frage einer besseren Dämmung zu betrachten.<br />
Sie ermöglicht es, die Heizungsanlage kleiner auszulegen.<br />
Ein Gesamtpaket beider Maßnahmen kann sich lohnen.<br />
WÄRMEPUMPE<br />
Die Wärmepumpe, die ihre Energie entweder aus der Umgebungsluft<br />
oder als etwas teurere, aber effizientere Erdsonde aus<br />
dem Boden gewinnt, ist inzwischen die führende Technik, vor<br />
allem im Neubaubereich. Bei einer Sanierung muss individuell<br />
geprüft werden, ob sie Sinn ergibt. Wärmepumpen machen zwar<br />
von Holz, Gas oder Öl unabhängig, verbrauchen für den Betrieb<br />
jedoch Strom und lassen den Energiebedarf steigen.<br />
HOLZPELLETHEIZUNG<br />
Eine Pelletheizung kann bei Sanierungen sinnvoll sein, wenn<br />
das Gebäude einen höheren Energiebedarf hat und es keine<br />
Möglichkeit gibt, eine Flächenheizung für die Energieverteilung<br />
einzubauen, wie sie für eine Wärmepumpe nötig ist.<br />
Die Pelletheizung hat jedoch einen anderen Platzbedarf. Sie bietet<br />
sich als Ersatz für eine Ölheizung an, weil das Öllager ganz<br />
einfach zum Pelletlager werden kann.<br />
SOLARTHERMIE<br />
Für die Umwandlung der Sonneneinstrahlung werden solarthermische Kollektoren auf<br />
dem Hausdach angebracht. Eine Pumpe befördert die Wärme in den Pufferspeicher,<br />
von wo aus sie im Haus verteilt wird. Solarthermie kann zwar für einen großen Teil der<br />
Warmwasserbereitung eingesetzt werden, deckt aber – abhängig von der Gebäudeart –<br />
meist nur einen kleinen Anteil des Heizungsbedarfs. Deswegen wird sie meist nur in<br />
Kombination mit anderen Heizungsarten eingesetzt. Zudem stehen Solar thermie und<br />
Photovoltaik meist in Konkurrenz zueinander, weil beide den Platz an der Sonne<br />
benötigen. PV-Anlagen sind jedoch häuftig wirtschaftlicher einsetzbar.<br />
DÄMMUNG<br />
Eine Dämmung im Nachhinein anzubringen, ist eine größere Investition, die sich aber im Laufe mehrerer Jahre amortisieren kann.<br />
Sie ist stark vom Ausgangsstandard des Gebäudes abhängig: Ein Altbau mit schlechterer Dämmung bringt größeres Einsparpotenzial<br />
mit. Zudem erhöht diese Investition außer der rein energetischen Bilanz auch den Wohnkomfort und den Wert der Immobilie.<br />
Ein ökologischer Aspekt, den es hierbei zu bedenken gilt: die Wahl zwischen günstigerer Styropor-Dämmung, die jedoch erdölbasiert ist,<br />
oder nachhaltigen Dämmstoffen.<br />
1 |<strong>2022</strong> 73
zuverlässig.<br />
ehrlich.<br />
fair.<br />
Wir machen uns für<br />
die Menschen in<br />
Göttingen stark.<br />
Gemeinsam<br />
gestalten wir<br />
nachhaltig<br />
die Zukunft<br />
unserer Stadt.<br />
pos-marken.de
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Firmengelände Symrise Holzminden<br />
FOTO: SYMRISE<br />
Klimapositiv ab 2030<br />
Der Holmindener Hersteller von Duft, Geschmack sowie Inhaltsstoffen für Ernährung und Pflege, Symrise, übernimmt Verantwortung<br />
und stellt in seiner gesamten Wertschöpfungskette Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seiner Geschäftsaktivitäten.<br />
Besonders engagiert sich das Holzmindener<br />
Unternehmen für den Schutz<br />
von Klima, Wasser und Wald und gehört<br />
in diesen Bereichen zu den weltweit führenden<br />
Unternehmen. Dafür hat es 2021 zum<br />
zweiten Mal in Folge die Bestnote Triple A des<br />
CDP erhalten – als einziges Unternehmen in<br />
Deutschland.<br />
Damit wollen die Holzmindener beim Schutz<br />
von Klima, Wasser und Wald Maßstäbe setzen<br />
und sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt<br />
engagieren. Weil sie eine Vielzahl von<br />
Rohstoffen aus der Natur nutzen, gehört<br />
dieses Bestreben zu den Grundpfeilern der<br />
fortgesetz ten Rohstoffverfügbarkeit für die<br />
Produkte.<br />
Mit einem klar definierten Aktionsplan will<br />
Symrise ab dem Jahr 2030 klimapositiv wirtschaften.<br />
Die unternehmerischen Aktivitäten<br />
sollen dann dazu beitragen, mehr Treibhausgasemissionen<br />
zu vermeiden oder aus der Atmosphäre<br />
zu binden als das Unternehmen durch<br />
seine betriebliche Tätigkeit ausstößt. Um das<br />
zu erreichen, will Symrise die Energieeffizienz<br />
an seinen Produktionsstandorten steigern,<br />
indem es seine eigenen Emissionen verringert.<br />
Bereits 2020 hat das Holzmindener Unternehmen<br />
so mehr als 68.000 Tonnen CO 2<br />
eingespart.<br />
Seit 2020 bezieht der Konzern nachweislich<br />
seinen gesamten externen Strom aus erneuerba<br />
ren Quellen. Darüber hinaus will er als<br />
Zwischenziel bis 2025 die Öko- Effizienz der<br />
Treibhausgasemissionen gegenüber 2016 um<br />
63 Prozent steigern.<br />
Und Symrise bindet seine wichtigsten Zulieferer<br />
über das CDP Supply Chain Programm<br />
in seine Klimastrategie ein. Mittlerweile haben<br />
sich auf die Initiative des Unternehmens hin<br />
87 Prozent der Hauptlieferanten zu eigenen<br />
Klimazielen und Reduktionsmaßnahmen bekannt.<br />
Transparenz auf allen Ebenen<br />
Symrise berichtet transparent über seine Maßnahmen<br />
zum Klimaschutz und über deren Zwischenstand.<br />
Zugleich behält es im Auge, welche<br />
Risiken und Chancen sich für das Unternehmen<br />
aus dem Klimawandel ergeben. Symrise folgt<br />
den Empfehlungen der Task Force on Climate-<br />
related Financial Disclosures (TCFD), erfasst<br />
systematisch die möglichen Effekte in seinem<br />
Risikomanagement und bezieht sie in<br />
seine strategischen Überlegungen und in die<br />
Finanzplanung ein – damit Verbraucher weltweit<br />
auch morgen die alltäglichsten Dinge mit<br />
besonderer Freude genießen können.<br />
KONTAKT<br />
Symrise AG<br />
Mühlenfeldstraße 1<br />
30763 Holzminden<br />
Tel. 05531 90-0<br />
info@symrise.com<br />
www.symrise.com
mensch<br />
Die Überzeugungstäterin<br />
Ines Dietze ist seit Januar Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Göttingen und damit die erste Frau an<br />
der Spitze der ältesten öffentlich-rechtlichen Sparkasse Deutschlands. Mit <strong>faktor</strong> sprach die 55-Jährige<br />
darüber, was sie in ihrem täglichen Leben antreibt, wie Fehler zum Erfolg führen und warum ein Schritt<br />
zurück ihrer Karriere erst den richtigen Schwung gegeben hat.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
76 1|<strong>2022</strong>
mensch<br />
1 |<strong>2022</strong> 77
mensch<br />
» Ich bin mir meiner Rolle durchaus bewusst. Sie erfordert<br />
klare persönliche Positionen und Vorstellungen und am<br />
Ende natürlich Entscheidungsstärke. Aber ich bin keine<br />
Einzelkämpferin.«<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Der Terminkalender von Ines Dietze<br />
ist randvoll. Die neue Vorstandsvorsitzende<br />
der Sparkasse Göttingen<br />
kommt etwas gehetzt zum Interview,<br />
die vorhergehende Sitzung<br />
hat sich etwas in die Länge gezogen.<br />
Allerdings braucht sie keine<br />
Anlaufzeit: Nach ein paar freundlichen Begrüßungsworten<br />
ist sie sofort präsent im Gespräch – offen, direkt und<br />
ihrem Gesprächspartner interessiert zugewandt.<br />
Auf die Frage, ob sie sich nach ihrer Zeit im baden-württembergischen<br />
Waiblingen schon etwas im Norden eingelebt<br />
habe, antwortet Dietze schmunzelnd: „Ich war ja<br />
nur für sechseinhalb Jahre in den Süden ausgeliehen.“<br />
Dort führte sie die örtliche Kreissparkasse. Eigentlich<br />
stammt Ines Dietze aus dem Norden, genauer gesagt aus<br />
Mecklenburg-Vorpommern, und wohnt seit mittlerweile<br />
16 Jahren in Hannover. „Göttingen ist eine glückliche<br />
Fügung für mich. Ich bin wieder näher bei meiner Familie<br />
und muss auf Dauer nicht mehr pendeln.“<br />
Dennoch gibt sie unumwunden zu, dass sie eine Sekunde<br />
länger überlegt habe, bevor sie sich dazu entscheiden<br />
konnte, den Posten an der Spitze der Sparkasse Göttingen<br />
zum Jahreswechsel anzutreten. „Ich hatte eigentlich nicht<br />
auf dem Radar, mit 55 Jahren noch etwas Neues zu beginnen.<br />
Im Prozess ist mir klar geworden, dass ich damit<br />
alles aufgebe, was ich mir in der aktuellen Position erarbeitet<br />
habe“, sagt Dietze. „Und dass es Mut erfordert,<br />
sich ein anderes Haus, andere Menschen und eine andere<br />
Region noch einmal von Grund auf zu erschließen.“<br />
SIE HAT DEN MUT GEFUNDEN und die Zügel von Rainer<br />
Hald übernommen, der 18 Jahre an der Spitze der<br />
südniedersächsischen Sparkasse stand. Heute ist die neue<br />
Sparkassen-Chefin schon engagiert dabei, Göttingen und<br />
seine Menschen kennenzulernen. In ihren ersten Wochen<br />
hat Dietze bereits zahlreiche Gespräche geführt – mit<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Filialen, mit<br />
Kunden vor Ort und mit anderen Akteuren in Südniedersachsen.<br />
Gerade erst hat sie alle amtierenden Bürgermeister<br />
in der Region getroffen. „Leider bremsen uns die Rahmenbedingungen,<br />
die die Pandemie vorgibt, etwas aus.<br />
Ich würde gerne viel mehr Gespräche führen“, sagt Dietze,<br />
nicht ganz zufrieden mit den Fortschritten. Die Aufgaben,<br />
intern zu kommunizieren und die Sparkasse extern zu<br />
repräsentieren, stehen für sie dabei gleichberechtigt<br />
nebeneinander. „Unsere Mitarbeiter bringen uns voran,<br />
halten alles am Laufen. Der Kontakt mit Kunden und anderen<br />
Menschen in der Region ist unerlässlich. Wir müssen<br />
wissen, was um uns herum passiert, was die Menschen<br />
bewegt und was sie brauchen.“ – „,Wir müssen‘ ...“,<br />
sagt Ines Dietze. Schon nach kurzer Zeit im Gespräch fällt<br />
auf, dass die 55-Jährige in ihren mit Bedacht formulierten<br />
Antworten das ,Wir‘, den Teamgedanken, stark in den<br />
Vordergrund stellt. Darauf angesprochen, lächelt sie in<br />
sich hinein. Dieser kurze Augenblick des Innehaltens stellt<br />
sich schnell als Schwung holen heraus, um im Anschluss<br />
ihr Erfolgsgeheimnis guter Führung zu erklären.<br />
„Ich bin mir meiner Rolle durchaus bewusst“, erklärt<br />
Dietze entschlossen. „Sie erfordert klare persönliche Positionen<br />
und Vorstellungen und am Ende natürlich Ent-<br />
78 1 |<strong>2022</strong>
mensch<br />
Trotz vollen Terminkalenders Für <strong>faktor</strong> nahm sich die neue Sparkassen-Chefin ausgiebig Zeit und gewährte einen<br />
sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und ihre Art, die Dinge in die Hand zu nehmen.<br />
scheidungsstärke. Aber ich bin keine Einzelkämpferin.“<br />
Sie sei davon überzeugt, dass komplexe Themen ergebnisoffen<br />
diskutiert werden müssten, dass ein Abwägen<br />
der Argumente wichtig sei. „Ich möchte gern alle mitnehmen.<br />
Denn wenn viele ihre Köpfe zusammenstecken,<br />
entstehen die besten Lösungen“, sagt sie und fasst damit<br />
ihre Erkenntnis aus vielen Jahren in Führungspositionen<br />
zusammen. „Außerdem wachsen Mitarbeiter, wenn sie<br />
sich einbringen können und ihre Ideen gehört werden.“<br />
Selbstverständlich gäbe es aber auch täglich Themen, die<br />
schnell und ohne lange Erklärungsprozesse entschieden<br />
werden müssen. „Mit zunehmender Erfahrung findet<br />
man dafür die richtige Balance.“<br />
SCHON KURZ NACH DER AUSBILDUNG zur Bankkauffrau<br />
und dem anschließenden Studium an der Fachschule<br />
für Finanzwirtschaft in Gotha, das sie 1989 beendete,<br />
sammelte sie erste Führungserfahrung. Sie leitete mehrere<br />
Marktbereiche und Beratungszentren der Ostseesparkasse<br />
in Rostock. „Mit meiner stark ausgeprägten Bereitschaft,<br />
neue Herausforderungen anzunehmen, habe<br />
ich zu Beginn meiner Karriere schnell meinen Handlungsund<br />
Entscheidungsspielraum ausgebaut. Mit Anfang 30<br />
war ich schon in einer recht exponierten Stellung“, erzählt<br />
Dietze reflektiert. Und das, obwohl der Bankbereich<br />
nicht ihre erste Wahl gewesen ist: Eigentlich wollte<br />
sie Chemie studieren und in die Forschung gehen. Auf<br />
Anraten ihrer Eltern jedoch habe sie die Ausbildung in<br />
der Bank begonnen. „Eine Entscheidung, die ich bis heute<br />
keinen Tag bereue.“<br />
Und obwohl sie bereits früh mit einer Vorstandsposition<br />
geliebäugelt hatte, kam nach dem anfänglich zielstrebigen<br />
Aufstieg ein bewusst gewählter Schritt zurück: Auf<br />
eine Position ohne Führungsverantwortung in der Firmenkundenberatung.<br />
Denn damals bekam ihr Mann ein<br />
verlockendes Angebot in München. „Wir haben gemeinsam<br />
besprochen, dass er es annehmen sollte. Ich habe<br />
mich selbst etwas zurückgenommen, um Familie und<br />
Karriere vereinen zu können“, erzählt Dietze. „Viele haben<br />
mir damals prophezeit, dass dieser Schritt der größte<br />
Fehler meines Lebens werden würde.“<br />
Er wurde es nicht – weder privat, noch beruflich. Vielmehr<br />
arbeiteten sie und ihr Mann damals gleichberechtigt<br />
daran, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen.<br />
„Wir haben uns die Aufgaben geteilt“, erklärt die zweifache<br />
Mutter. „Zudem haben wir gelernt, dass man die<br />
Aufgaben als Paar auch nicht alleine schultern muss,<br />
sondern bei Freunden und Familie um Hilfe bitten<br />
kann.“ Seit dieser Zeit hat sich die Familie für Dietze<br />
immer wieder als unverzichtbarer Anker und Kraftquelle<br />
erwiesen. „Wir sind begeisterte Italienurlauber, fahren<br />
gerne an den Gardasee oder in die Toskana. Gemeinsame<br />
Radtouren mit meinem Mann, die Natur genießen –<br />
all das lädt meinen Akku auf.“<br />
IN DER AUSFÜLLUNG IHRER Führungsposition profitiere<br />
sie von dem scheinbaren Karriererückschritt noch<br />
heute – davon ist sie felsenfest überzeugt: „Als Angestellte<br />
in der Firmenkundenberatung habe ich mich wieder<br />
integrieren und unterordnen müssen, habe Führung<br />
1 |<strong>2022</strong> 79
mensch<br />
noch einmal aus der Perspektive der Geführten erfahren.<br />
Das hat mich anpassungsfähiger und sensibler für die<br />
Bedürfnisse von Teammitgliedern werden lassen“, sagt<br />
Dietze und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Und<br />
natürlich wollte ich auch, dass der neue Job, den Unkenrufen<br />
zum Trotz, ein Erfolg wird!“ Kein Wunder also,<br />
dass sie sich relativ schnell wieder eine führende Position<br />
erarbeitete. Sie habe zu diesem Zeitpunkt auch erkannt,<br />
wie wichtig ihr ein möglichst großer Gestaltungs- und<br />
Entscheidungsfreiraum ist. „Nicht zuletzt deshalb habe<br />
ich mich, als die Kinder älter waren, mit 48 Jahren auf<br />
die Vorstandsposition in Waiblingen beworben.“<br />
EINE HOHE INTRINSISCHE MOTIVATION, Mut und<br />
Entscheidungsfähigkeit – welche Eigenschaften darüber<br />
hinaus sind ausschlaggebend für ihren beruflichen Erfolg?<br />
Ines Dietze schweigt zunächst auf diese Frage. Sich<br />
in den Mittelpunkt zu stellen, ist offenbar nicht ihre Sache.<br />
„Mir bedeuten die Werte Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit<br />
sehr viel“, sagt die Vorstandsvorsitzende dann. „Ich<br />
würde mich auch als Optimistin beschreiben“, denn stets<br />
sei sie auf der Suche nach den positiven Ansätzen. „Das<br />
Wort ,Niederlage‘ gibt es für mich weder im beruflichen<br />
noch im privaten Kontext. Es geht vielmehr um Lernfähigkeit<br />
und die Stärke, Fehler oder Irrtümer zu korrigieren“,<br />
so die Sparkassen-Chefin. „Das ist eine Eigenschaft,<br />
die ich auch an anderen sehr schätze.“ Nach Erfüllung zu<br />
suchen, Schritte bewusst zu gehen und mit den Konsequenzen<br />
umzugehen – auch dies seien für sie wesentliche<br />
Faktoren auf dem Weg zum beruflichen Erfolg.<br />
AN DIESER STELLE DRÄNGT SICH DIE FRAGE auf, wie<br />
es mit der Sparkasse Göttingen und den fast 700 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern unter ihrer Führung weitergehen<br />
wird. „Noch bin ich mitten in der Kennenlern- und<br />
Orientierungsphase. Klar ist, dass wir gemeinsam die Stärken<br />
des Hauses bewahren und ausbauen werden. Dazu<br />
gehören ein exzellenter Vertrieb und ein hohes Niveau im<br />
Bereich der Mitarbeiterqualifikation.“ Auch den eingeschlagenen<br />
Weg der Digitalisierung will Dietze weiter fortsetzen.<br />
„Wir sind da bereits gut aufgestellt, bieten schon<br />
heute einfach und schnell verfügbare Serviceleistungen<br />
online an.“ Angst müsse man auch vor rein digitalen Anbietern<br />
nicht haben. Gerade auch im Zeitalter leicht im<br />
Internet zugänglicher Informationen habe persönliche Beratung<br />
einen Platz in der Finanzplanung der Menschen.<br />
„Wir werden unseren Kunden weiterhin hoch qualifizierte<br />
Mitarbeiter als Navigator in der Informationsflut an die<br />
Seite stellen“, erklärt Dietze nachdrücklich. „Am Ende<br />
des Tages werden wir unseren Platz behaupten!“<br />
Motivation zur Erreichung der gesteckten Ziele und<br />
Energie für ihre anspruchsvollen Aufgaben zieht Ines<br />
Dietze aus ganz alltäglichen Dingen: „Ich überzeuge<br />
Menschen sehr gern mit guten Argumenten von Ideen,<br />
die sie nicht auf den ersten Blick begeistern. Zu erfahren,<br />
was Kunden erfolgreich macht, welche Geschäftsmodelle<br />
dahinterstecken, das ist unheimlich interessant und<br />
bereichernd.“ Für sie sei es ein guter und erfolgreicher<br />
Tag, wenn Mitarbeiter zufrieden aus einem Gespräch<br />
mit ihr gingen oder mit der Erkenntnis, gemeinsam etwas<br />
bewegt oder verändert zu haben. Natürlich sei es<br />
auch ein beruhigendes Gefühl, wenn Entscheidungen<br />
getroffen wurden, die alle gemeinsam zu 100 Prozent<br />
tragen können.<br />
Und bei der Verabschiedung an der Tür wird noch einmal<br />
klar, dass sich Ines Dietze auch an ihren Ergebnissen<br />
messen lassen will: „Wenn ich ein Jahr im Amt bin, können<br />
wir gemeinsam schauen, welche meiner Entscheidungen<br />
zu welchen Entwicklungen geführt haben.“ Wir<br />
kommen darauf zurück. ƒ<br />
Sie möchten die neue Frau an der Spitze der<br />
Göttinger Sparkasse noch besser kennenlernen?<br />
Einen persönlichen Eindruck von Ines Dietze<br />
gewinnen Sie in unserem Interview unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />
Zur Person<br />
Ines Dietze begann ihre berufliche Laufbahn mit einer<br />
Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse<br />
Bad Doberan. Das anschließende Studium an der Fachschule<br />
für Finanzwirtschaft in Gotha schloss sie 1989 als<br />
Diplom-Betriebswirtin ab. Nach verschiedenen Leitungsfunktionen<br />
bei der Ostseesparkasse Rostock arbeitete sie<br />
von 2006 bis 2013 als Regionsleiterin bei der Norddeutschen<br />
Landesbank, danach in gleicher Position bei der<br />
Braunschweigischen Landessparkasse. Ende 2015 wechselte<br />
sie zur Kreissparkasse Waiblingen in den Vorstand,<br />
dessen Vorsitzende sie ab Juli 2017 war. Am 1. Januar <strong>2022</strong><br />
übernahm sie den Vorstandsvorsitz der Sparkasse Göttingen<br />
von Rainer Hald. Ines Dietze hat zwei Kinder und wohnt<br />
mit ihrem Mann in Hannover.<br />
80 1 |<strong>2022</strong>
mensch<br />
82 1 |<strong>2022</strong>
mensch<br />
Der Entschlüsseler<br />
Der Molekularbiologe Patrick Cramer nennt eine schier endlose Reihe an Auszeichnungen sein<br />
Eigen – der Grund dafür liegt auf der Hand. Der Direktor des neuen Max- Planck-Instituts für<br />
multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen bringt unsere Gene zum Sprechen und<br />
damit unter anderem die Corona-Forschung wesentlich voran.<br />
TEXT HEIDI NIEMANN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Was treibt Forscher an? Woran arbeiten sie?<br />
Was fasziniert sie an ihrem Fachgebiet? Solche<br />
Fragen bekommen Wissenschaftler öfter<br />
gestellt. Als die bekannte Fotografin<br />
Herlinde Koelbl den Göttinger Molekularbiologen Professor<br />
Patrick Cramer für eine Porträtserie darum bat,<br />
sich die Essenz seiner Forschung auf die eigene Hand zu<br />
zeichnen, musste er eine Weile überlegen. Wie kann man<br />
eine jahrzehntelange und vielfach preisgekrönte Forschungsarbeit,<br />
aus der jede Menge Publikationen hervorgegangen<br />
sind, auf einen Punkt bringen? Der Max-<br />
Planck-Wissenschaftler fand auch für dieses Problem<br />
eine Lösung: ,Pol II & friends‘ schrieb er auf die Innenfläche<br />
seiner linken Hand.<br />
CRAMER IST EINER VON 60 FORSCHENDEN, die Herlinde<br />
Koelbl für ihren Bildband ,Faszination Wissenschaft‘<br />
porträtiert hat. Auch Nobelpreisträger Stefan<br />
Hell ist darin vertreten. Die Fotos waren 2020 beim<br />
Göttinger Literaturherbst in einer Ausstellung in der<br />
Paulinerkirche zu sehen. Cramer ist von ihren Bildern<br />
tief beeindruckt. Koelbl schaffe es, etwas vom Inneren<br />
der fotografierten Person zu transportieren, sagt er. „Sie<br />
sucht nach dem Kern der Dinge.“<br />
Auch Patrick Cramer sucht nach dem Kern der Dinge:<br />
Der 53-jährige Forscher will Verborgenes sichtbar machen,<br />
will Strukturen, Mechanismen und Prozesse entschlüsseln,<br />
die für unser Leben elementar sind. Dabei<br />
spielt ein Enzym eine zentrale Rolle: Die RNA-Polymerase<br />
II, abgekürzt ,Pol II‘, ist eine hochkomplexe biologische<br />
Kopiermaschine, die einen Schlüsselprozess des Lebens<br />
steuert. Pol II sorgt dafür, dass unsere Gene „zum<br />
Sprechen gebracht“ werden, indem sie die in unseren Genen<br />
festgelegten Informationen kopiert. Diese Arbeitskopie,<br />
die sogenannte Boten-RNA, dient dann als Bauanleitung<br />
für die Produktion von Proteinen, die im Gewebe<br />
des Körpers unterschiedlichste Aufgaben erfüllen.<br />
CRAMER HAT SICH VIELE JAHRE mit Pol II und deren<br />
Zusammenspiel mit anderen Proteinen – den ,friends‘ –<br />
beschäftigt. Ein großer Forschungserfolg gelang ihm, als<br />
er zwischen 1999 und 2001 als Postdoktorand im<br />
1 |<strong>2022</strong> 83
mensch<br />
» Für Grundlagenforscher ist die Max-Planck-Gesellschaft das<br />
Nonplusultra. Hinzu kommt, dass unser Institut in Göttingen<br />
eine tolle unterstützende Infrastruktur hat – hier kann man<br />
wirklich unter großartigen Bedingungen forschen.«<br />
Labor des US-amerikanischen Biochemikers Roger D.<br />
Kornberg im kalifornischen Stanford arbeitete. Kornberg<br />
erhielt 2006 den Nobelpreis für Chemie für seine<br />
Forschungsergebnisse zur Gentranskription. Cramer<br />
hatte hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet: Als weltweit<br />
erstem Wissenschaftler war es ihm gelungen, die<br />
dreidimensionale Struktur der Polymerase II aufzuklären.<br />
In der Folge konnte der Transkriptionsmechanismus<br />
entschlüsselt werden.<br />
INZWISCHEN WIRD IMMER DEUTLICHER, wie relevant<br />
die Ergebnisse solcher Grundlagenforschung für die Medizin<br />
sind: Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie in<br />
Europa filmte Cramers Team, wie das Virus sein Erbgut<br />
verdoppelt und welche dreidimensionale Struktur die<br />
Polymerase des Erregers während des Kopierens einnimmt.<br />
Später fanden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen<br />
heraus, warum das Medikament Remdesivir<br />
nur begrenzt gegen das Coronavirus wirksam ist,<br />
während Molnupiravir mehr Potenzial besitzt. Inzwischen<br />
arbeiten sie an der Entwicklung von ganz neuen<br />
Wirkstoffen. In Kooperation mit dem Max-Planck-Institut<br />
für molekulare Physiologie in Dortmund durchforsten<br />
sie mithilfe eines Roboters eine riesige molekularbiologische<br />
,Bibliothek‘. Das Screening soll klären, welche<br />
dieser vielen Hunderttausend Substanzen in der Lage sein<br />
könnte, den Prozess der Virusvermehrung im Erbgut zu<br />
blockieren. Ist ein solcher Kandidat gefunden, wollen sie<br />
gemeinsam mit Partnern versuchen, besser wirkende<br />
Medikamente gegen Coronaviren zu entwickeln.<br />
Die entscheidenden Impulse für seine Forschungen bekam<br />
Cramer bei verschiedenen Studien- und Forschungsaufenthalten<br />
im Ausland. Während seines Chemiestudiums<br />
in Stuttgart und Heidelberg hatte er zunächst kaum<br />
etwas mit Struktur- und Molekularbiologie zu tun gehabt.<br />
Dies änderte sich, als er Anfang der 1990er-Jahre<br />
als Erasmus-Stipendiat an die Universität Bristol in England<br />
kam. „Dort habe ich erstmals dreidimensionale Molekülstrukturen<br />
gesehen“, erzählt Cramer schwärmend.<br />
Später lernte er in Cambridge einige der Gründer väter<br />
der Molekularbiologie kennen, darunter den Chemie-<br />
Nobelpreisträger Max Perutz, der mithilfe der Röntgenkristallografie<br />
erstmals die dreidimensionale Struktur<br />
eines Proteins aufgeklärt hatte.<br />
Cramer war von der Komplexität und Schönheit molekularer<br />
Strukturen so fasziniert, dass er sich dazu entschloss,<br />
zu promovieren. Eigentlich wollte er am Hauptsitz<br />
des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie<br />
(EMBL) in Heidelberg forschen, weil seine damalige<br />
Freundin – und heutige Ehefrau – zu der Zeit in Kassel<br />
studierte. Stattdessen bekam er eine Stelle am französischen<br />
EMBL-Standort in Grenoble. Dies entpuppte<br />
sich indes als Glücksfall: Kurz zuvor war dort das europaweit<br />
stärkste Elektronensynchrotron in Betrieb gegangen,<br />
und Cramer konnte an dem Teilchenbeschleuniger<br />
das Geheimnis der Gentranskription erforschen. „Dort<br />
habe ich die Röntgenkristallografie im Detail gelernt“,<br />
erzählt er.<br />
Ausgerüstet mit diesem umfangreichen methodischen<br />
Rüstzeug zog er nach seiner Promotion 1998 gemeinsam<br />
mit seiner Frau und der in Grenoble geborenen Tochter<br />
in die USA, um an der Elite-Uni Stanford im Labor von<br />
Roger D. Kornberg zu arbeiten. Zwei Jahre später hatte<br />
das Forscherteam eines der großen Rätsel der Molekular-<br />
84 1 |<strong>2022</strong>
mensch<br />
Verborgenes wird sichtbar Patrick Cramer entschlüsselt mit seiner Forschung die hochkomplexen Strukturen, Mechanismen und Prozesse<br />
unserer Gene, die für unser Leben elementar sind.<br />
biologie gelöst. „Die Wissenschaftler in Kalifornien waren<br />
führend auf dem Gebiet der Biochemie, und ich hatte<br />
aus Grenoble das neueste strukturbiologische Wissen<br />
und die neueste kristallografische Technik mitgebracht.<br />
Diese Kombination brachte den Erfolg“, sagt Cramer.<br />
ALS ERSTAUTOR DER VIEL BEACHTETEN Arbeit standen<br />
ihm nun viele Wege offen. Cramer schlug eine Einladung<br />
der renommierten Yale University aus, weil ihm die<br />
Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München ein<br />
attraktives Angebot machte. Bis dahin hatte er Deutschland<br />
wegen des damals noch starren Wissenschaftssystems<br />
gar nicht in Betracht gezogen. „Ich wollte unabhängig<br />
forschen und eine eigene Gruppe aufbauen.“ Die<br />
LMU bot ihm eine damals neuartige Tenure- Track-<br />
Professur an, eine ,Professur auf Bewährung‘: Hat man<br />
innerhalb einer festgelegten Frist entsprechende wissenschaftliche<br />
Leistungen erbracht, bekommt man auch<br />
ohne Habilitation eine Professur auf Lebenszeit. 2001<br />
verließ die inzwischen vierköpfige Familie – ein Sohn<br />
war noch hinzugekommen – die USA und zog nach<br />
Deutschland. „Meine Frau und ich dachten auch, dass<br />
man hier gut die Kinder großziehen und leben kann“,<br />
sagt Cramer.<br />
Danach ging es weiter steil bergauf: 2004 wurde seine<br />
Tenure-Track-Stelle in eine Professur für Biochemie umgewandelt,<br />
im gleichen Jahr wurde er Direktor des Genzentrums<br />
München, 2010 Leiter des Departments Biochemie<br />
an der LMU München.<br />
Vier Jahre später dann der nächste Umzug: Das<br />
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in<br />
Göttingen berief Cramer 2014 als Direktor. Cramer hat<br />
den Wechsel nach Göttingen nie bereut – im Gegenteil:<br />
„Für Grundlagenforscher ist die Max-Planck-Gesellschaft<br />
das Nonplusultra“, sagt der 53-Jährige. „Hinzu kommt,<br />
dass unser Institut in Göttingen eine tolle unterstützende<br />
Infrastruktur hat – hier kann man wirklich unter großartigen<br />
Bedingungen forschen. Unsere Gruppe hat sich<br />
dann auch sehr schnell entwickelt und viele interessante<br />
Ergebnisse erzielt – das hätte ich in dem Tempo sonst<br />
1 |<strong>2022</strong> 85
mensch<br />
nicht geschafft.“ Besonders freut ihn, dass sein Labor<br />
auch eine Talentschmiede für wissenschaftliche Karrieren<br />
ist: „Inzwischen haben 15 frühere Angehörige unseres<br />
Labors anderswo eigene Forschungsgruppen aufgebaut.“<br />
Inzwischen ist er vor allem damit beschäftigt, Forschungsstrategien<br />
zu entwickeln: „Welche Ansätze verfolgen<br />
wir, damit wir in fünf Jahren immer noch zur<br />
Weltspitze gehören? Welche Methoden brauchen wir dafür?<br />
Welche Geräte?“ Weil neue Fragen auch neue Lösungswege<br />
nötig machen, hat Cramers Team das Methodenspektrum<br />
ständig erweitert. Manche Methoden habe<br />
man komplett aufgegeben, so Cramer. Darunter auch<br />
jene, die damals den Durchbruch in Stanford ermöglichte:<br />
„Die Röntgenkristallografie war lange Zeit die bestimmende<br />
Methode für unsere Arbeitsgruppe, inzwischen<br />
sind wir auf die Elektronenmikroskopie umgestiegen.“<br />
Nicht nur die Methoden werden immer vielfältiger,<br />
auch die Forschergruppe selbst ist sehr divers zusammengesetzt.<br />
Zu ihr gehören nicht nur Chemiker und Biologen,<br />
sondern auch Mathematiker, Statistiker und Mediziner.<br />
„Erst diese Kombination an Expertise ermöglicht<br />
es uns, Dinge zu tun, die für andere Gruppen schwer<br />
machbar sind.“<br />
Für Cramer ist Interdisziplinarität eine Grundvoraussetzung,<br />
um erfolgreich Forschung betreiben zu können.<br />
Auch deshalb war er gern bereit, Anfang des Jahres erster<br />
geschäftsführender Direktor des neu gebildeten Max-<br />
Planck-Instituts für interdisziplinäre Naturwissenschaften<br />
in Göttingen zu werden. Der Zusammenschluss der<br />
bisherigen Institute für biophysikalische Chemie und für<br />
experimentelle Medizin biete große Chancen. „Zum ersten<br />
Mal sind in einem Max-Planck-Institut Natur- und<br />
Medizinwissenschaften unter einem Dach vereint“, so<br />
der Wissenschaftler. Damit werde es auch möglich, Ergebnisse<br />
aus der Grundlagenforschung schneller in die<br />
Anwendung zu bringen.<br />
BLIEBE ZUM SCHLUSS NOCH EINE FRAGE: Was ist eigentlich<br />
die zutreffende Berufsbezeichnung für den vielseitigen<br />
Wissenschaftler? „Ich bin Chemiker, der physikalische<br />
Methoden anwendet, um biologische Probleme<br />
so zu adressieren, dass man neue Ansätze für die Medizin<br />
finden kann.“ Gut, dass Herlinde Koelbl anders gefragt<br />
hat – diese Antwort hätte wohl kaum auf eine<br />
Handfläche gepasst. ƒ<br />
Zur Person<br />
Patrick Cramer studierte Chemie in Stuttgart und Heidelberg.<br />
Nach Abschluss seiner Doktorarbeit in Frankreich<br />
forschte er ab 1999 an der Stanford University (USA) im<br />
Labor des späteren Nobelpreisträgers Roger S. Kornberg.<br />
2001 wechselte er als Professor für Biochemie an die<br />
Ludwig-Maximilians-Universität in München und wurde<br />
dort von 2004 bis 2013 Direktor.<br />
2014 wurde er Leiter der Abteilung Molekularbiologie<br />
am Max-Planck- Institut für biophysikalische Chemie in<br />
Göttingen, das zum Jahresbeginn <strong>2022</strong> mit dem Institut<br />
für experimentelle Medizin fusionierte. Cramer ist der erste<br />
geschäftsführende Direktor des daraus entstandenen<br />
Max-Planck-Instituts für multidisziplinäre Naturwissenschaften.<br />
Zudem ist er Mitglied der Nationalen Akademie<br />
der Wissenschaften Leopoldina und der National Academy<br />
of Sciences (USA).<br />
Für seine Forschungsarbeiten erhielt der 53-Jährige<br />
zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Gottfried-Wilhelm-<br />
Leibniz-Preis, den Ernst-Jung-Preis für Medizin, den<br />
Centenary Award der British Biochemical Society und<br />
den Louis-Jeantet-Preis für Medizin. 2012 erhielt er das<br />
Bundes verdienstkreuz. In seiner Freizeit unternimmt der<br />
verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern gern<br />
Wander- und Radtouren.<br />
86 1 |<strong>2022</strong>
Arbeiten bei COHERENT ‒ Gemeinsam<br />
Zukunft gestalten mit dem<br />
Coherent aus Kalifornien (USA) ist der Weltmarktführer im Bereich Laser<br />
und Photonik. Zu den größten High-Tech-Standorten zählt Coherent Göttingen<br />
mit aktuell über 500 Mitarbeitern in technischen und kaufmännischen Berufen.<br />
Wir lieben es, durch unsere Laseroptik-Systeme heute schon die Zukunft unserer<br />
Elektromobilität, Smartphones und sauberer Klimatechnologien mitzugestalten.<br />
Zukunft mit Licht<br />
KONTAKT<br />
Coherent LaserSystems GmbH & Co. K G<br />
Eva Hots, HR Business Partner<br />
Hans-Böckler-Str. 12<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 6938 381<br />
eva.hots@coherent.com<br />
www.coherent.com/de/careers
Alles im Griff<br />
Flexibel.<br />
Praktisch.<br />
Sicher.<br />
Maßgeschneiderte, ganzheitliche und<br />
vorausschauende Steuerberatung fürs Handwerk<br />
Als Steuerberater kennen wir Ihre<br />
Zahlen und den Zustand Ihres<br />
Betriebes. Ebenso kennen wir die<br />
Möglichkeiten, in Krisensituationen<br />
die richtigen Maßnahmen zu<br />
treffen und die nötigen Weichen zu<br />
stellen.<br />
Daher sind wir Ihr zuverlässiger<br />
Partner, wenn es darum geht, dem<br />
Wind zu trotzen und einen erfolgreichen<br />
Kurs anzusteuern.<br />
Für Ihre Zukunft, für Ihren Erfolg<br />
mit Herz, Stärke und Partnerschaft.<br />
Unser Angebot – Ihre Vorteile<br />
digitale Finanzbuchhaltung, Lohn- und Gehaltsabrechnungen<br />
individuelle monatliche Auswertungen sowie regelmässiger<br />
Controlling-Report (graphische Übersichten zur Entwicklung<br />
Ihres Unternehmens)<br />
Potentialanalyse und Branchenvergleich sowie Entwicklung<br />
von Planzahlen für die Bank<br />
Übermittlung aller Belege per Scan oder Foto über eine App<br />
Übernahme von Zahlungsverkehr und Mahnwesen nach Ihren<br />
Vorgaben und Anforderungen<br />
technische Unterstützung bei der Einrichtung von buchhaltungsrelevanten<br />
Werkzeugen und Anbindung Ihrer Branchensoftware<br />
regelmäßige Besprechung Ihrer aktuellen Zahlen, persönlich<br />
oder per Video-Meeting<br />
Sprechen Sie uns an. Wir freuen uns auf Sie.<br />
www.hsp-steuer.de/goettingen
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Neues Dreierteam im Pädagogium Bad Sachsa<br />
(v. l.) Oana Lehmköster, Mark Bischoff und<br />
Schulleiter Torsten Schwark<br />
Neues Team für die voll digitalisierte Schule<br />
Das Pädagogium Bad Sachsa hat eine neue Leitung. Ihr erstes großes Ziel: in Sachen Digitalisierung einen ganz<br />
großen Schritt nach vorne zu gehen und zur Leuchtturmschule in der Region zu werden.<br />
Mit dem Ruhestand von Sido Kruse,<br />
dem langjährigen Schulleiter des<br />
Internatsgymnasiums Pädagogium<br />
Bad Sachsa, ist eine personelle Zäsur verbunden:<br />
Ein neues Dreierteam unter der Leitung<br />
von Torsten Schwark, dessen Stellvertreter<br />
Mark Bischoff und der Wirtschaftsleiterin<br />
Oana Lehmköster lenkt seit dem Sommer<br />
2021 die Geschicke der Schule und des angeschlossenen<br />
Internats.<br />
„Wir sind angetreten, um die Digitalisierung<br />
der Schule weiter nach vorne zu bringen“,<br />
sagt Torsten Schwark. „Unser Ziel ist es, im<br />
Südharz so etwas wie eine digitale Leuchtturmschule<br />
zu werden.“ Ab dem kommenden<br />
Schuljahr 22/23 etwa wird das Gymnasium zur<br />
,iPad-Schule‘: Alle Schüler*innen ab dem 5.<br />
Jahrgang werden dann mit iPads ausgestattet,<br />
die konsequent im Unterricht eingesetzt werden<br />
sollen. Auf ihnen lässt sich mit einem Stift<br />
handschriftlich, aber auch über eine externe<br />
Tastatur schreiben – und Lehrmaterial kann in<br />
digitaler Form genutzt werden.<br />
DIE UNTERRICHTSRAUMTECHNIK wurde<br />
entsprechend darauf ausgelegt: Aktuell werden<br />
große Monitore, die die Tafel ersetzen,<br />
zentral platziert. Darauf lassen sich nach Bedarf<br />
die iPads der Lehrkräfte und Schüler darstellen.<br />
„Ich habe eine der ersten niedersächsischen<br />
Schulen 2003/04 mit digitalisiert“,<br />
sagt Mark Bischoff. Damals ging es um die<br />
Ausstattung der Kinder mit Notebooks. Doch<br />
die nötige Infrastruktur – Steckdosen, Netzverbindung<br />
– und fehlende Konzepte für den<br />
Technikeinsatz stellten auf dem Weg zum digitalen<br />
Unterricht oft ein Hindernis dar. „Inzwischen<br />
sind wir didaktisch und technisch aber<br />
bedeutend weiter und haben die Kinderkrankheiten<br />
überwunden“, so Bischoff.<br />
DAS PÄDAGOGIUM hat in den vergangenen<br />
Jahren seine technische Infrastruktur ausgebaut<br />
und ein Konzept entwickelt, wie der<br />
Unterrichtseinsatz ablaufen soll – und vor<br />
allem auch, wie man die Jüngsten aus dem<br />
5. Jahrgang behutsam an die Technik heranführt.<br />
„Wirtschaftlich ist der Digitalisierungsfortschritt<br />
das maßgebliche Vorhaben“, sagt<br />
Oana Lehmköster und betont die Bedeutung<br />
der Initiative. Da das Pädagogium wirtschaftlich<br />
eigenständig agieren muss, ist das keine<br />
zu unterschätzende Leistung: Das Pädagogium<br />
Bad Sachsa ist ein staatlich anerkanntes<br />
Gymnasium in freier Trägerschaft, das seit fast<br />
einem Jahrhundert als Ersatzschule im staatlichen<br />
Auftrag die Funktion des örtlichen Gymnasiums<br />
wahrnimmt. An ihr lernen rund 400<br />
Schüler*innen, im angeschlossenen Internat<br />
leben knapp 40 Schüler*innen aus aller Welt.<br />
„Ich beobachte im Kollegium wie auch bei den<br />
Eltern eine ganz große Aufbruchstimmung “,<br />
so Schwark. Dies gelte nicht nur für die Digitalisierung:<br />
In den kommenden Jahren geht etwa<br />
ein Drittel des Kollegiums in den Ruhestand.<br />
Nachwuchs an die Schule zu holen, wird eine<br />
Herausforderung. Und: Durch die Spende<br />
eines ehemaligen Schülers wird das Pädagogium<br />
zukünftig auch Stipendien vergeben<br />
können. In der Ehemaligenvereinigung K. V.<br />
Absolvia e. V. sind rund 700 ehemalige Schüler<br />
des Pädagogiums, die immer noch rege an<br />
der Schulentwicklung teilnehmen, Mitglied.<br />
KONTAKT<br />
Persönliche Beratung durch die<br />
Schulleitung:<br />
Torsten Schwark<br />
Tel. 05523 3001-15<br />
kontakt@internats-gymnasium.de
mensch<br />
Jochen Schäfsmeier ist der neue geschäftsführende Intendant der<br />
Händel-Festspiele Göttingen. Der umtriebige Orchester-Manager<br />
verrät, wie er dem Zuschauer die zweite Karte aufschwatzen will und<br />
was ihn seit Kindertagen mit seiner neuen zweiten Heimat verbindet.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
90 1 |<strong>2022</strong>
mensch<br />
Der Volltreffer<br />
1 |<strong>2022</strong> 91
mensch<br />
» Ich würde mich freuen, wenn Leute<br />
nach dem Besuch eines Konzerts sagen:<br />
,So habe ich das noch nicht gehört‘. «<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
Die Stadt Göttingen und ihre Menschen<br />
haben mich mit offenen Armen aufgenommen“,<br />
erzählt Jochen Schäfsmeier<br />
dankbar, der seit Mai vergangenen<br />
Jahres offiziell Geschäftsführender Intendant<br />
der Händel-Festspiele in der<br />
Leinestadt ist. Im gleichen Atemzug hebt er seinen Vorgänger<br />
Tobias Wolff hervor, der aus seiner Sicht über<br />
zehn Jahre eine fantastische Arbeit geleistet hat. „Ich<br />
habe mit ihm in meinen ersten drei Monaten zusammengearbeitet<br />
– und wir haben das beide als überraschend<br />
wohltuend empfunden“, sagt er und schmunzelt bei dem<br />
Gedanken an seine ersten Tage im Amt. „Während der<br />
eine seine liebgewonnene Aufgabe aufgeben musste,<br />
wollte sich der andere profilieren. Letztlich haben wir<br />
uns gegenseitig den Übergang erleichtern können.“<br />
Wolff, der als Intendant an die Oper Leipzig gewechselt<br />
ist, habe ihm zudem vor dem Abschied noch einige<br />
Türen geöffnet. „Schnell habe ich gemerkt, dass hier<br />
viele Leute einfach große Lust auf Händel haben und<br />
wissen, was wir machen“, sagt Schäfsmeier. „Ich musste<br />
und muss das in Gesprächen so gut wie nie erklären.“<br />
Es gäbe außerdem immer hilfsbereite Menschen, die ihm<br />
Fragen beantworteten oder Kontakte vermittelten. Im<br />
Laufe des Gesprächs wird klar, dass Göttingen und die<br />
Händel-Festspiele für den gebürtigen Hannoveraner<br />
aus noch viel mehr Gründen ein Volltreffer zu sein<br />
scheinen.<br />
BEVOR ER DIE AUFGABEN als Intendant übernahm, war<br />
der studierte Klarinettist in der Welt viel herumgekommen.<br />
„Ich habe mit verschiedenen Orchestern bei Konzertreisen<br />
rund 50 Länder rund um den Globus besucht“,<br />
sagt er bei einer Tasse Kaffee auf seine bisherigen Stationen<br />
zurückblickend. So war er von 1995 bis 2001 als<br />
Orchester-Manager mit dem Jeunesses Musicales Weltorchester<br />
unterwegs und verantwortete im Anschluss als<br />
Geschäftsführer die Geschicke der Hamburger Camerata.<br />
Bevor er in Göttingen startete, war er mehr als 15 Jahre<br />
Geschäftsführer des Concerto Köln gewesen, eines auf<br />
historische Aufführungen der Musik des 18. und frühen<br />
19. Jahrhunderts spezialisierten Orchesters.<br />
„Ich habe jede dieser vielen Reisen genossen, fand dabei<br />
das gemeinsame Erleben der Musik immer aufregend<br />
und habe mir einen großen Freundeskreis in der Musikerwelt<br />
aufbauen dürfen“, betont Schäfsmeier. Nach 25 Jahren<br />
des Umherreisens habe er jedoch schließlich einen<br />
Platz zum Ankommen gesucht. „Ich wollte einen Ort<br />
finden, an dem ich langfristig wirken und die Gemeinschaft<br />
aktiv mitgestalten kann.“ Dass es Göttingen geworden<br />
ist, freut ihn gleich doppelt. Zum einen kann er<br />
hier – gemeinsam mit dem neuen künstlerischen Leiter<br />
George Petrou – eine der renommiertesten Händel-Veranstaltungen<br />
weltweit weiterentwickeln und ihr mit seinen<br />
Ideen neue Impulse verleihen. Zum anderen ist es<br />
eine Rückkehr an den Ort, mit dem er viele Kindheitserinnerungen<br />
verbindet. „Meine Großeltern haben in<br />
der Nähe der Stadthalle gelebt – meine Eltern haben sich<br />
hier kennen und lieben gelernt“, sagt er und gewährt damit<br />
einen sehr persönlichen Einblick. „Als ich zu den<br />
ersten Gesprächen hier angekommen bin, war das ein<br />
Déjà-vu. Obwohl ich zuvor 30 Jahre nicht in Göttingen<br />
war, habe ich mich sofort an viele Plätze, Orte und Erlebnisse<br />
erinnert.“ Göttingen sei zwar eine kleine, aber sehr<br />
lebendige, junge Stadt, die im Vergleich zu anderen Orten<br />
auf der Welt voller Buchhandlungen sei.<br />
AUF DIE FRAGE, wie es mit den Händel-Festspielen unter<br />
seiner Leitung weitergehen wird, kommt die erste Antwort<br />
von Schäfsmeier sehr spontan: „Zusammen mit George<br />
Petrou will ich dem Publikum weiterhin ein Festival<br />
bieten, das begeistert. Als die Neuen dürfen und werden<br />
wir dabei Dinge einfach ausprobieren. Das reizt mich an<br />
dieser Aufgabe sehr.“ Auch das Motto des diesjährigen<br />
Festivals – des ersten, das er mit Petrou zusammengestellt<br />
hat –, deutet in diese Richtung: ,Neue Horizonte‘.<br />
Wichtig sei ihm zukünftig, nicht immer das Erwartbare<br />
zu bedienen und nichts Langweiliges anzubieten. „Ich<br />
würde mich freuen, wenn Leute nach dem Besuch eines<br />
Konzerts sagen: ‚So habe ich das noch nicht gehört‘“,<br />
erklärt der Intendant und macht damit den eigenen Anspruch<br />
an sich und die Festspiele klar.<br />
Gelingen soll das mit einer ausbalancierten Mischung<br />
aus neuen Ideen und Perspektiven sowie bereits erfolgreich<br />
etablierten Formaten und Ansätzen. „Schon in<br />
meiner Tätigkeit als Orchester-Manager ging es darum,<br />
bestehende Dinge auszubauen, weiterzuentwickeln und<br />
immer auch dafür zu sorgen, neue Richtungen einzuschlagen.“<br />
Für das diesjährige Programm hat Schäfsmeier zum<br />
Beispiel Musiker aus seinem persönlichen Netzwerk,<br />
etwa Concerto Köln oder Julia Lezhneva, eingeladen,<br />
aber auch bekannte Gesichter wiederholt engagiert, die<br />
bereits Teil der Händel-Familie sind. Dazu gehören das<br />
NDR Vokalensemble und Ensembles aus dem ,EEEEemerging+<br />
Programm‘ wie Cembaless oder L‘Apothéose.<br />
92 1 |<strong>2022</strong>
VERTRAUEN · KOMPETENZ · QUALITÄT<br />
Sicherheitsdienst<br />
Eine Aufgabe für Spezialisten<br />
• Streifendienst<br />
und Objektschutz<br />
• Aufschaltung<br />
• Notruf- und<br />
Serviceleitstelle<br />
Im Sommer <strong>2022</strong> präsentieren<br />
wir die Themen schwerpunkte:<br />
Nicole Benseler<br />
Tel. 0551 – 30983922<br />
benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
` Top-Frauen der Region<br />
` Digitalisierung & Technologie<br />
Am Leinekanal 4 · 37073 Göttingen<br />
Tel.: 0551 5 488 585 · Fax: 0551 5 488 589<br />
E-Mail: info@ruhstrat-fm.de · www.ruhstrat-fm.de<br />
Weitere Informationen unter:<br />
marketing.<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
NICHTS.<br />
WAS IM LEBEN WICHTIG IST<br />
Janne Teller · Premiere<br />
dt.1 · ab 11./12. März<br />
016-17_fGOE_2021_01_EAZ_FrauenProfile.indd 16 18.03.22 12:06<br />
DER HUND MUSS RAUS -<br />
EIN SUCHTSTÜCK<br />
Philipp Löhle · Uraufführung<br />
dt.2 · ab 1. April<br />
DER WEG ZURÜCK<br />
Dennis Kelly<br />
dt.x Tiefgarage · ab 16. April<br />
DAS LETZTE HAUS -<br />
EIN UTOPISCHES PARLAMENT<br />
Erdacht vom Ensemble des Deutschen Theater<br />
Göttingen und Prinzip Gonzo · Uraufführung<br />
dt.x GVZ-Halle · ab 20. April<br />
Spielplan 21–22<br />
Spielplan 21–22<br />
SZENEN EINER EHE<br />
Ingmar Bergman · Premiere<br />
dt.1 · ab 29./30. April<br />
Karten und Infos<br />
0551.49 69-300<br />
www.dt-goettingen.de<br />
<strong>2022</strong>0309_DTG_ANZ_FRIZZ.indd 1 09.03.22 15:13
mensch<br />
12.–22. Mai <strong>2022</strong><br />
NACH DEM JUBILÄUMSPROGRAMM zum 100-jährigen<br />
Bestehen des Festivals, das 2021 aufgrund der Pandemie<br />
ein Jahr später als das tatsächliche Jubiläum stattfand,<br />
sei nun auch ein guter Zeitpunkt, neu zu denken. Es<br />
könne nicht jedes Jahr eine Steigerung mit immer neuen<br />
Superlativen geben. „Wir wollen die Händel- Festspiele<br />
jetzt für die Zukunft gut aufstellen“, erklärt Jochen<br />
Schäfsmeier die Zielsetzung. „Hier beschleunigt die Pandemie,<br />
die wie ein Vergrößerungsglas gewirkt hat, auch<br />
bei uns die Auseinandersetzung mit wichtigen Fragen,<br />
denen wir uns stellen müssen: Wie sieht das Publikum<br />
der Zukunft aus? Für wen machen wir das? Machen wir<br />
das für alle?“<br />
Heute müsste man Besucher gewissermaßen neu überzeugen,<br />
Konzerte zu besuchen. Für viele Menschen ginge<br />
es durch Corona nicht mehr nur darum, ob sie Lust auf<br />
klassische Live-Musik hätten. „Besucher müssen sich sicher<br />
genug fühlen, in die Oper zu gehen. Ohne überzeugendes<br />
Hygienekonzept ist das nicht möglich. Durch die<br />
letzte Spielzeit sind wir ohne Infektion gekommen. Das<br />
können wir also“, sagt Intendant Schäfsmeier und geht<br />
auf einen weiteren Effekt der Pandemie ein, mit dem er<br />
sich auseinandersetzen muss. „Für einige Menschen hat<br />
sich das kulturelle Erleben mit Netflix und anderen<br />
Streamingdiensten verändert. Auch dieser Entwicklung<br />
müssen wir Rechnung tragen.“<br />
Und das hat er gemeinsam mit dem Team getan: Die<br />
neue Streaming-Plattform www.haendel-channel.de bot<br />
bereits zu Beginn des Jahres viele Inhalte ohne Bezahlschranke,<br />
also kostenlos, an. Zu finden sind Highlights<br />
der Jubiläumsfestspiele 2021 wie das letzte Solokonzert<br />
Laurence Cummings‘ als Künstlerischer Leiter der Internationalen<br />
Händel-Festspiele oder die große Jubiläumsgala<br />
unter anderem unter der Leitung von Nicholas<br />
McGegan, der von 1991 bis 2011 künstlerischer Leiter<br />
der Festspiele war. In Zukunft werden Inhalte auch kostenpflichtig<br />
bereitgestellt. Was nicht nur an den neuen<br />
Gewohnheiten des Publikums liegt: „So dankbar wir<br />
auch für alle Förderprogramme sind – wir wollen trotzdem<br />
unser Geld gern selber verdienen, den Eigenanteil<br />
wieder ausbauen“, so Schäfsmeier. „Dazu brauchen wir<br />
natürlich nicht nur neue Erlösquellen, sondern weiterhin<br />
das Publikum, das live in unsere Veranstaltungen gehen<br />
will und die gewisse Exklusivität auch unterstützt.“<br />
JOCHEN SCHÄFSMEIER IST, wie es scheint, nicht nur in<br />
Göttingen angekommen, sondern bereits intensiv in seiner<br />
Arbeit vertieft – und das mit einem konkreten Ziel:<br />
Er will dafür sorgen, dass das Händel-Publikum nach<br />
der ersten auch die zweite Karte kauft. „Die erste könnte<br />
man den fachkundigen Händel-Freunden vielleicht noch<br />
aufschwatzen, die zweite ist die wichtigste: Sie wird aus<br />
Überzeugung gekauft.“ ƒ<br />
Persönlicher Tipp:<br />
„Herr Schäfsmeier, worauf freuen Sie sich bei den<br />
diesjährigen Händel-Festspielen am meisten?“<br />
Wenn man so viele Programme gleichermaßen mit<br />
Herzblut und Vorfreude zusammengestellt hat, ist<br />
es schwierig, einzelne hervorzuheben: Ich persönlich<br />
freue mich über die Festspieloper, die herausragende<br />
Sänger und Sängerinnen in einer aufwendigen<br />
Produktion nach Göttingen bringt. Aber ich freue<br />
mich ebenso auf das Wiedersehen mit Concerto Köln<br />
und dem NDR Vokalensemble beim Belshazzar<br />
sowie auf Julia Lezhneva beim Gala-Konzert.<br />
Eine Handvoll Geheimtipps mit Konzerten an besonderen<br />
Orten oder besonderen Zusammenstellungen<br />
haben wir auch – aber da sollte sich jeder und jede<br />
selbst auf die persönliche Schatzsuche machen.<br />
haendel-festspiele.de<br />
Zur Person<br />
Jochen Schäfsmeier wird 1968 in Lehrte bei Hannover<br />
geboren. Seine musikalische Laufbahn beginnt mit einem<br />
Musikstudium an der Hochschule für Musik in Saarbrücken,<br />
währenddessen er als Klarinettist im Trio d'Anches der<br />
Musikhochschule des Saarlandes spielt.<br />
Seine Karriere startet 1995 als Orchester-Manager des<br />
Jeunesses Musicales Weltorchesters (Berlin). Danach führt<br />
er von 2002 bis 2005 die Geschäfte der Hamburger Camerata<br />
und im Anschluss des Orchesters Concerto Köln bis 2020.<br />
Von 2014 bis 2021 ist er zudem Lehrbeauftragter für<br />
Ensemblemanagement und Orchestergeschichte an der<br />
Hochschule Macromedia, University of Applied Sciences.<br />
Im Mai 2021 tritt Jochen Schäfsmeier schließlich sein<br />
Amt als Geschäftsführender Intendant der Internationalen<br />
Händel-Festspiele Göttingen an. Er ist verheiratet, Vater<br />
eines Sohnes und wohnt in Göttingen und Köln.<br />
94 1 |<strong>2022</strong>
Komm ins #TeamMartini!<br />
Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />
einen IT-Leiter (m/w/d) in Vollzeit<br />
Ihre Aufgaben<br />
• Sie gestalten die Entwicklung und Organisation der IT in<br />
Zusammenarbeit mit Ihrem Team und unseren Verbundpartnern<br />
• Sie verstehen sich als Wegbereiter der weiteren Digitalisierung<br />
und einer zukunftsorientierten Krankenhaus-IT<br />
• Sie erarbeiten Ziele für die Martini-IT und übernehmen Projekte<br />
im IT-Umfeld<br />
• Sie leben den Servicegedanken, arbeiten und denken agil und vernetzt<br />
• Sie bilden mit Ihrem Team die Schnittstelle zwischen IT, Technik<br />
und Medizintechnik<br />
• Sie führen die Mitarbeitenden der Abteilung mit einem Entwicklungsfokus<br />
Wir bieten Ihnen<br />
MITMACHEN UND BEWERBEN<br />
BEIM INNOVATIONSPREIS <strong>2022</strong><br />
DES LANDKREISES GÖTTINGEN<br />
Prämiert werden Produkte, Dienstleistungen,<br />
Verfahren, Prozesse und<br />
die Organisation selbst. Von der Idee<br />
bis zur Markteinführung. Sie müssen<br />
nicht die Welt verändern, entscheidend<br />
ist der Stand der Technik im Unternehmen<br />
und welche Ideenumsetzung im<br />
Unternehmen angestoßen wurde.<br />
• eine abwechslungsreiche, interessante Tätigkeit<br />
mit hoher Eigenverantwortung<br />
• flache Hierarchien und schnelle Entscheidungsprozesse<br />
• ein sympathisches und fachlich versiertes Team<br />
• umfangreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
• als Leitung des Bereiches bieten sich Ihnen exzellente<br />
Möglichkeiten, aktiv an der Gestaltung und Weiterentwicklung<br />
unserer Klinik mitzuwirken<br />
• eine leistungsgerechte Vergütung nach AVR einschließlich<br />
arbeitgeberfinanzierter betrieblicher Altersversorgung<br />
• Ein umfangreiches betriebliches Gesundheitsförderungsangebot<br />
mit z.B. kostenfreien Yoga-Kursen, BusinessBike, etc.<br />
Ihr Ansprechpartner<br />
Markus Kohlstedde | Geschäftsführer | m-kohlstedde@kh-dud.de<br />
Ihre schriftliche Bewerbung – gerne auch per E-Mail – richten Sie bitte<br />
an unsere Personalabteilung<br />
Wirtschaftsförderung<br />
Region Göttingen<br />
Telefon 05527 842-0<br />
E-Mail bewerbung@kh-dud.de<br />
St. Martini GmbH<br />
Göttinger Str. 34 | 37115 Duderstadt<br />
ALLE INFOS UNTER<br />
INNOVATIONSPREIS-GOETTINGEN.DE<br />
Unsere detaillierte Stellenausschreibung finden Sie auf unserer Website<br />
www.krankenhaus-duderstadt.de<br />
Das St. Martini Krankenhaus gehört zum Elisabeth Vinzenz Verbund.
mensch<br />
Der griechische Dirigent und Regisseur<br />
George Petrou gilt als einer der weltweit<br />
führenden Barock- und Händelspezialisten.<br />
In diesem Jahr will er als künstlerischer Leiter<br />
auch den Händel-Festspielen in Göttingen<br />
seine persönliche Note verleihen.<br />
Verliebt<br />
in Händel<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
In die Händel-Festspiele in Göttingen involviert zu<br />
sein, ist eine große Freude und Ehre“, sagt der<br />
Pianist, Dirigent und Regisseur George Petrou, der<br />
seit diesem Jahr die musikalische Leitung vor Ort<br />
übernommen hat. „Es ist eines der ältesten Barock-Festivals<br />
der Welt und hat beim Revival dieser Musik<br />
eine große Rolle gespielt. Es hat dazu beigetragen,<br />
dass Menschen diese Klänge wieder neu für sich entdecken.“<br />
Wenn man sich mit der bisherigen musikalischen Reise<br />
von George Petrou beschäftigt, deuten alle Vorzeichen<br />
darauf hin, dass er es kann. Ähnlich rastlos wie der<br />
sagenumwobene Held Odysseus auf dem zehnjährigen<br />
Rückweg von Troja ins heimatliche Ithaka ist Petrou seit<br />
Jahren als Botschafter der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts<br />
in der Welt unterwegs. Dabei hat er in vielen<br />
Städten Europas und im Rest der Welt bereits musikalische<br />
Spuren hinterlassen – zum Beispiel als musikalischer<br />
Leiter und Dirigent des Orchesters Armonia Atenea<br />
von 2012 bis 2021 oder als Gast dirigent auf Einladung<br />
zahlreicher bedeutender Orchester und Opernhäuser.<br />
So auch in Göttingen. Gemeinsam mit Nicholas<br />
McGegan und Laurence Cummings lieferte er im September<br />
2021 eine unvergessene Jubiläumsgala ab, in der<br />
inzwischen hundertjährigen Festspielgeschichte die erste<br />
mit drei Dirigenten. Und jetzt ist er als Nachfolger von<br />
Cummings angetreten, um den Händel-Festspielen seinen<br />
Stempel aufzudrücken.<br />
96 1 |<strong>2022</strong>
mensch<br />
1 |<strong>2022</strong> 97
mensch<br />
„Ich habe mich früh für die Musik von Händel begeistert<br />
– sie ist eine meiner großen Lieben“, erzählt Petrou<br />
schwärmerisch, um im Anschluss auf charmante Weise<br />
tiefzustapeln. „Mittlerweile gibt es viele Menschen, die<br />
glauben, dass ich ein Händel-Spezialist bin.“ Es spricht<br />
einiges dafür: zum einen die unzähligen Auftritte bei<br />
Händel-Festspielen in Halle und Karlsruhe oder 2014<br />
der Auftritt mit dem ersten griechischen Orchester bei<br />
der BBC Night of the Proms, zum anderen die vielen<br />
CD- Einspielungen wie beispielsweise die Gesamtaufnahmen<br />
von Händels Alessandro für das Musiklabel Decca.<br />
Vor allem sind es die begeisterten Besprechungen und<br />
Kritiken, die das musikalische Wirken von George Petrou<br />
begleiten: Immer wieder ist die Rede von „furiosen“<br />
oder „aufsehenerregenden“ Aufführungen, „musikalischen<br />
Höhepunkten“ und „maßstabsetzenden“ Aufnahmen.<br />
DABEI HÄTTE ES AUCH GANZ ANDERS KOMMEN können,<br />
denn der Musiker stammt nicht aus einer künstlerisch<br />
orientierten Familie, wie er selber sagt. „Aber<br />
Kunst war immer ein Teil meines Lebens. Meine Eltern<br />
haben mich in meinem Interesse für Theater, Musik und<br />
Museen immer unterstützt“, sagt er heute dankbar zurückblickend.<br />
„Das ist auch so geblieben, als ich mein<br />
Jurastudium abgebrochen habe, um mich auf Musik und<br />
das Klavierspielen zu konzentrieren.“ Nach dem Studium<br />
am Athener Konservatorium sowie am Royal College<br />
und an der Royal Academy of Music in London<br />
machte der Musiker sich dann auch zunächst als Konzertpianist<br />
einen Namen. Doch sein Interesse an Musik<br />
habe sich mit der Zeit verändert, „weil Klavierspielen<br />
manchmal einsam sein kann“.<br />
Er schlug, gemeinsam mit dem Orchester Armonia<br />
Atena und auch als Solokünstler, eine Karriere als Dirigent<br />
ein, die schnell internationale Engagements und<br />
Auftritte mit sich brachte. Sein musikalisches Interesse<br />
erstreckte sich dabei von Händel und Verdi bis zur<br />
zeitgenössischen Oper. Die intensive Beschäftigung mit<br />
Opern habe einen weiteren großen Effekt auf seine<br />
Weiterentwicklung als Musiker und Künstler gehabt. „Je<br />
mehr ich mich mit Opern auseinandergesetzt habe, desto<br />
mehr wollte ich meine eigenen Vorstellungen in die Inszenierung<br />
einbringen“, erklärt Petrou. „Mich hat die<br />
Idee fasziniert, sowohl die Interpretation der Musik als<br />
auch die Gestaltung der Bilderwelt und Dramaturgie in<br />
meiner Hand zu vereinen.“<br />
AUCH HIER HABEN ES IHM DIE WERKE HÄNDELS besonders<br />
angetan. „Händel war nicht nur ein begnadeter<br />
Komponist, sondern einer der größten Dramatiker in der<br />
Opern-Geschichte“, sagt Petrou beinahe euphorisch. „Er<br />
hatte einen ausgeprägten Instinkt für Theater, für Geschichten.<br />
Er hat aus meiner Sicht unübertroffene Meisterstücke<br />
geschrieben, die sich auch heute noch modern<br />
anfühlen und die Zuschauer ansprechen.“<br />
ER SEI ÜBERZEUGT, DASS HÄNDELS MUSIK von jedem<br />
verstanden werden könnte, nicht nur von Experten.<br />
„Verstehen Sie das nicht falsch, natürlich sind die Interpretation<br />
und die Inszenierung seiner Musik enorm<br />
wichtig, um sie für möglichst jeden zugänglich zu machen“,<br />
sagt er ergänzend. Eine Oper sei dabei ein Gesamtkunstwerk,<br />
in das viele Menschen ihr Herzblut, ihre<br />
ganze Energie steckten und etwas Wunderbares erschaffen<br />
würden. Wie das aussieht, könne das Göttinger Publikum<br />
in diesem Jahr besonders gut an der Oper ,Giulio<br />
Cesare‘ sehen, die Petrou als Dirigent und Regisseur<br />
während der diesjährigen Festspiele im Mai mit der Nederlandse<br />
Reisopera aufführen wird. In den Niederlanden<br />
wurden die ersten Aufführungen, unter anderem in<br />
Amsterdam und Groningen, begeistert aufgenommen.<br />
Ihm sei es vor allem darum gegangen, die intensive Geschichte<br />
mit Abenteuer, großen Gefühlen und Humor als<br />
Ohren- und Augenschmaus mit großen Bildern zu inszenieren.<br />
„Mit dem wundervollen Ensemble ist das eine<br />
reine Freude, da alle tolle Sängerinnen und Sänger zugleich<br />
Schauspieler sind“, sagt Petrou begeistert.<br />
ER KÖNNE ES KAUM ERWARTEN, die Reaktion des Göttinger<br />
Publikums zu sehen und zu hören. Sein Ziel sei, so<br />
betont Petrou, den Menschen in jeder der zahlreichen<br />
Vorstellungen einen guten Grund zu geben, immer wieder<br />
zu kommen. „Ich lebe für den Applaus. Ich bin<br />
glücklich, wenn ich ihn zusammen mit den Musikern<br />
bekomme. Das motiviert mich, treibt mich an“, sagt der<br />
künstlerische Leiter unumwunden. „Kritiken lese ich<br />
auch – und bin traurig, wenn es schlechte sind.“ Aber er<br />
höre gern, wenn Menschen über eine Inszenierung diskutierten.<br />
„Wenn es uns gelingt, dass wenigstens ein<br />
paar Menschen im Publikum sagen, dass sie diese Oper<br />
lieben, dann haben wir einen guten Job gemacht.“ ƒ<br />
Zur Person<br />
Der in Griechenland geborene George Petrou macht nach<br />
seinem Musikstudium in Athen und London zunächst als<br />
Konzertpianist Karriere. Während seiner anschließenden<br />
Laufbahn als Dirigent ist er von 2012 bis 2021 künstlerischer<br />
Leiter des renommierten Orchesters Armonia<br />
Atenea, vormals Camerata Athen, und tritt zudem als<br />
Gastdirigent bei diversen europäischen Orchestern und<br />
Opernhäusern auf. Seit Mai 2020 ist Petrou Chefdirigent<br />
des Griechischen Nationalradioorchesters. Ab der Spielzeit<br />
2021/22 übernimmt er die künstlerische Leitung der<br />
Händel- Festspiele Göttingen. Darüber hinaus hat er<br />
bereits zahlreiche hochgelobte Alben veröffentlicht, für die<br />
er Auszeichnungen wie den Gramophone Editor’s Choice,<br />
Diapason d’Or und den Echo Klassik 2008 erhielt.<br />
98 1 |<strong>2022</strong>
Marken<br />
kommuni<br />
kation<br />
* das virtuose Zusammensetzen von Punkten und/oder Strichen (PoS) zu einer guten Gestaltung und erfolgreichen Kampagnen<br />
pos-marken.de
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Goethe Institut am alten Güterbahnhof<br />
in Göttingen<br />
Dipl.-Ing. Kai-Oliver Becker<br />
ist neuer Niederlassungsleiter<br />
Personalwechsel in der Goldbeck-Niederlassung Kassel<br />
Neues Geschäftsjahr, neue Niederlassungsleitung: Zum 1. April <strong>2022</strong> übernimmt Kai-Oliver Becker die Leitung der<br />
Goldbeck-Niederlassung in Kassel. In seiner neuen Position ist er künftig für ein Team von über 65 Mitarbeiter:innen und<br />
zahlreiche Bauprojekte verantwortlich – und der Nordhesse hat große Pläne: Perspektivisch möchte er die Niederlassung<br />
zum Lebenszykluspartner für kommunale und gewerbliche Immobilien in der Region Kassel weiter ausbauen.<br />
Bereits seit 20 Jahren ist das europaweit<br />
tätige Bau- und Dienstleistungsunternehmen<br />
mit einer Niederlassung in<br />
der Region vertreten und hat seither zahlreiche<br />
namhafte Projekte umgesetzt – darunter<br />
sind Projekte wie die Sparkassen-Arena oder<br />
das neue Goethe-Institut am alten Güterbahnhof.<br />
Zum 01. April <strong>2022</strong> übernimmt Kai-Oliver<br />
Becker die Leitung der Niederlassung – für<br />
den Nordhessen aus verschiedenen Gründen<br />
eine ganz besondere Aufgabe: „Im Jahr<br />
2007 begann hier in der Niederlassung Kassel<br />
meine Karriere als Projektleiter bei Goldbeck.<br />
Das war eine spannende Zeit, in der ich die<br />
Region, unsere Wirtschaft und unsere Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer noch näher<br />
kennenlernen konnte,“ erklärt Becker. Anschließend<br />
übernahm er die Leitung der Goldbeck<br />
Niederlassung Bremen und später der<br />
Niederlassung Schul- und Bestandsgebäude<br />
in Bielefeld.<br />
HESSEN IST DER BAUINGENIEUR dabei<br />
dennoch immer treu geblieben: „Ich lebe mit<br />
meiner Familie in Baunatal und bin in den<br />
vergangenen Jahren gependelt. Jetzt freue<br />
ich mich auf die zusätzliche Zeit mit meiner<br />
Familie und zugleich auf die neuen Herausforderungen<br />
und spannenden Projekte gemeinsam<br />
mit Herrn Bengt Wilken, welcher für die<br />
Region Südniedersachen für Sie weiterhin vor<br />
Ort ist.“<br />
ZULETZT LEITETE BECKER IN BIELEFELD<br />
eine auf Bestands- und Schulgebäude spezialisierte<br />
Niederlassung. Die Kasseler Niederlassung<br />
hat in den vergangenen Jahren hingegen<br />
vor allem Neubauten in der Region realisiert<br />
– darunter Logistik- und Produktionshallen,<br />
Bürogebäude sowie Parkhäuser. Beckers Ziel:<br />
Die Produktpalette nach und nach um Goldbeck-Kompetenz<br />
erweitern. „Bisher haben<br />
wir in der Region nur vereinzelt Projekte für<br />
die öffentliche Hand umgesetzt. Dabei kommen<br />
die Vorteile unserer systematisierten<br />
Planungs- und Bauweise hier besonders<br />
zum Tragen, denn wir können Schulgebäude,<br />
Wohngebäude und Verwaltungsgebäude<br />
nicht nur besonders schnell, wirtschaftlich<br />
und nachhaltig realisieren, sondern auch die<br />
Schnittstellendichte reduzieren. Auch die<br />
Teil- und Kernsanierung oder Erweiterung<br />
von Bestandgebäuden wird, gerade mit Blick<br />
auf die Nachhaltigkeit von Gebäuden, immer<br />
wichtiger. Mein großes Ziel ist es deshalb, die<br />
Produktpalette der Niederlassung zu erweitern<br />
und künftig sowohl gewerbliche als auch<br />
öffentliche Kunden in der Region Südniedersachsen<br />
entlang des gesamten Lebenszyklus<br />
ihrer Immobilien professionell zu begleiten –<br />
vom Design über den Neu- und Umbau bis<br />
hin zu Services in der Betriebsphase.“<br />
KONTAKT<br />
GOLDBECK Nord GmbH<br />
Kai-Oliver Becker<br />
Niederlassungsleiter<br />
Heinrich-Hertz-Straße 3a<br />
34123 Kassel<br />
Tel. 0561 589020<br />
kai.becker@goldbeck.de<br />
www.goldbeck.de
leben<br />
102 1 |<strong>2022</strong>
leben<br />
Die Null muss stehen<br />
Rico Hausmann gründet aus seinem einstigen Kinderzimmer in Osterode heraus ein<br />
Unternehmen für nachhaltig produzierte Sportbekleidung und ist damit auf dem besten Weg<br />
den weltweiten Markt zu revolutionieren.<br />
TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE LUKA GORJUP<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Es muss für Rico Hausmann ein abstruses Gefühl<br />
gewesen sein: Den Master-Abschluss in Marketing<br />
und Vertriebsmanagement in der Tasche,<br />
das Hannoveraner Studentenleben hinter sich<br />
lassen, alle Kumpels starten in die gut bezahlte Karriere.<br />
Und er? Geht zurück ins alte Kinderzimmer nach<br />
Osterode am Harz. „Ich musste mich komplett zurück<br />
auf null reduzieren“, erzählt der heute 30-Jährige rückblickend.<br />
Das lag nicht an ,null Plan‘, sondern an ,null<br />
Bock‘, und zwar auf konventionelle Sportbekleidung.<br />
Doch unsere Geschichte beginnt ein halbes Hausmann-<br />
Leben früher.<br />
1 |<strong>2022</strong> 103
leben<br />
Erfolgreiches Umdenken<br />
Die Funktionskleidung von<br />
Gymbassador soll – wenn es nach<br />
dem Gründer geht – in zehn Jahren<br />
,der faire Partner an der Seite eines<br />
jeden Sportlers sein‘.<br />
SPORT WAR SCHON IMMER seine große Leidenschaft.<br />
In der Jugend als ambitionierter Fußballer unter anderem<br />
beim VfR Osterode, inzwischen als leidenschaftlicher<br />
Läufer und fleißiger Fitnessstudiobesucher. Alles<br />
war und ist auf diese Passion ausgerichtet. Das zweite<br />
Hobby ist das Interesse an der Mode branche, speziell an<br />
Sportbekleidung. „Mit 14, 15 Jahren haben ich angefangen,<br />
mich intensiv damit zu befassen, wie die Sachen von<br />
all den großen Sportmarken entstehen, und habe mir dadurch<br />
autodidaktisch ein tiefes Know-how angeeignet“,<br />
sagt Hausmann. Die Geschäftsidee lag also auf der Hand,<br />
seine Hobbys zum Beruf zu machen. Ein Vertreter des<br />
Sports und all den Werten, die er damit verbindet, wollte<br />
der sympathische Harzer sein. Daran orientiert sich<br />
auch der Name der Marke, die er schon während des<br />
Studiums in der niedersächsischen Landeshauptstadt<br />
gründet: Gymbassador – eine Kombination aus dem englischen<br />
,gym‘, also etwa Sporthalle oder Fitnessstudio,<br />
und ,ambassador‘ für Botschafter oder Repräsentant.<br />
Gymbassador sollte kein weiterer Sportausstatter auf<br />
dem riesigen Markt sein, sondern ein besonderer. Ein<br />
komplett nachhaltiger, der rundum verantwortungsvoll<br />
produziert. Diese Vision in Teilzeit umzusetzen ist undenkbar.<br />
Aber ohne jegliches Startkapital steht Hausmann<br />
vor der Frage: es wie seine Kommilitonen machen<br />
und ab in die freie Wirtschaft – oder seinem Traum<br />
nachjagen? Die Antwort war denkbar einfach, der Weg<br />
dazu alles andere.<br />
Das alte Kinderzimmer in Osterode war dann praktisch<br />
das einzig bezahlbare Büro, Lager und Logistikzentrum<br />
in einem. Ganz allein startet Hausmann vor vier<br />
Jahren seine Mission, nimmt einen Kredit auf, erstellt<br />
einen Online-Store, platziert die Marke ohne nennenswertes<br />
Werbebudget in den sozialen Medien, lässt die<br />
ersten 500 T-Shirts produzieren – und dann? „Es hat ein<br />
wenig gedauert, ehe ich über die ersten Bestellungen gejubelt<br />
habe“, erzählt der Gründer. Dabei erwies es sich<br />
als Stärke, dass der digitale Marktplatz derart professionell<br />
daherkam, dass damals niemand erahnte, dass das<br />
Paket mit der schicken Ware im Kinderzimmer verpackt<br />
wurde. So fingen zunehmend Menschen quer durch<br />
Deutschland an, sich für die nachhaltige Sportbekleidung<br />
zu interessieren<br />
GYMBASSADOR IST ANFANGS ein reines Familienbollwerk.<br />
Als es für Geschäftsführer und Produktentwickler<br />
und Marketingmanager und Lagerlogistiker und Buchhalter<br />
Rico Hausmann allein zu viel wird, hilft ihm seine<br />
Mutter beim Packen der Pakete, Bruder Marco beim<br />
Vermarkten der Ware. Die beiden ziehen gemeinsam<br />
durch Südniedersachsen, präsentieren die Produkte in<br />
regionalen Fitnessstudios und bei Sportveranstaltungen.<br />
Hausmann identifiziert sich mit seiner Heimat. „Wir<br />
sind stolz, als Start-up aus Osterode erfolgreich zu sein<br />
– sonst verbindet man solche Geschichten meist nur mit<br />
Berlin, Hamburg und München“, sagt er zufrieden.<br />
Und Grund, stolz zu sein, hat der junge Gründer allemal.<br />
Der immense Kraftakt, mindestens 60 Arbeitsstunden<br />
in der Woche, wenige bis keine freien Tage und sein<br />
kooperativ-diplomatischer Führungsstil zahlten sich aus.<br />
Er kann zwei weitere Mitarbeiter anstellen, denen er viel<br />
Eigenverantwortung zugesteht. Seine Funktionskleidung<br />
verkauft sich von Jahr zu Jahr besser, vor allem die<br />
Damenleggins und der Sport-BH sind fast permanent<br />
104 1 | <strong>2022</strong>
leben<br />
»Wir sind stolz, als Start-up aus<br />
Osterode erfolgreich zu sein – sonst<br />
verbindet man solche Geschichten<br />
meist nur mit Berlin, Hamburg<br />
und München. «<br />
vergriffen. Generell ist die Mehrheit der Kunden weiblich,<br />
aber die Herren ziehen gerade ordentlich nach.<br />
15 Produkte je Geschlecht bietet Gymbassador inzwischen<br />
an.<br />
2020 VERLEGT HAUSMANN seinen Lebensmittelpunkt<br />
dann wieder zurück an seinen einstigen Studienort<br />
Hannover. Mit seinem Unternehmen residiert er regelmäßig<br />
in der schicken ,Hafven Innovation Community‘,<br />
einem modernen Co-Working-Space in der Hannoveraner<br />
Nordstadt.<br />
Darum, profitabel zu sein, gehe es erstmal nicht, meint<br />
Hausmann und strahlt dabei eine ruhige und entspannte<br />
Gelassenheit aus. Die Grundlage ist gelegt, das Erwirtschaftete<br />
reinvestiert Hausmann direkt wieder, um die<br />
Produkte noch nachhaltiger zu gestalten und Marketing<br />
zu betreiben. Für strategische Partnerschaften und Investoren<br />
sei er jedoch offen.<br />
Was verdient wird, soll in neue Innovationen umgesetzt<br />
werden. „Es geht mir nicht darum, den Finger in<br />
die Wunde zu legen und zu zeigen, was hinter den Kulissen<br />
in der Bekleidungsindustrie möglicherweise alles<br />
schiefläuft“, sagt er voller Überzeugung. „Ich konzentriere<br />
mich lieber darauf, was wir richtig gut können.“<br />
Beispiel gefällig? Um seine Proto typen unter fairen Arbeits-<br />
und Umweltbedingungen in Serie fertigen zu lassen,<br />
lokalisierte Hausmann Fabrikpartner in Portugal.<br />
Dort wird nach EU-Standards gearbeitet, und per dreidimensionaler<br />
Webetechnik werden bis zu 60 Prozent an<br />
Schnittabfällen gespart. „Bei herkömm lichen Schnittund<br />
Nähverfahren fällt nicht selten ein Großteil des<br />
Stoffs als Müll weg“, erklärt der Gründer. „Unsere Maschinen<br />
dort fertigen hingegen unsere Sportbekleidung<br />
aus beinahe einem Stück.“ Als Material werden aufgrund<br />
der benötigten Funktionalität beim Sport zumeist<br />
noch Kunstfasern verwendet, da beispielsweise Baumwolle<br />
den Schweiß aufsaugt und riechen würde. Allerdings<br />
arbeitet Gymbassador fortan mit recycelten Funktionsgarnen.<br />
„Weltweit wird nur weniger als ein Prozent<br />
an gebrauchter Kleidung zu neuer Kleidung recycelt.<br />
Unsere neue Vision-Kollektion besteht zu 53 Prozent aus<br />
recycelten Textilien und Herstellungsverschnitten“, so<br />
Hausmann. „Meine Zukunftsvision ist es, den Kreislauf<br />
zu schließen, indem unsere Kunden ihre getragene Kleidung<br />
an uns zurückgeben können, sodass wir sie recyceln<br />
und daraus neue Ware produzieren können“, erklärt er<br />
weiter. Derzeit landen weltweit noch 87 Prozent an Altkleidung<br />
auf Mülldeponien oder werden verbrannt.<br />
Brennen wiederum ist das Stichwort für den jungen<br />
Unternehmer. Feuer und Flamme war er in den vergangenen<br />
Monaten, um an einem Relaunch der Website –<br />
Gymbassador ist bislang nur online verfügbar – zu arbeiten.<br />
Dabei herausgekommen ist der Claim ,Your gym<br />
is everywhere‘, übersetzt: Dein Sportstudio ist überall.<br />
„Es soll zum Ausdruck bringen, dass man überall alles<br />
machen kann, um fit und gesund zu bleiben. Egal ob allein,<br />
in der Gruppe, im Studio oder in der Natur. Es geht<br />
um die Leidenschaft für den Sport und die pure Lust an<br />
der Bewegung“, sagt der selbst noch recht fitte Chef,<br />
dessen Start-up sich primär auf Individualsportarten wie<br />
Fitness, Laufen, Yoga & Co. fokussiert. Nächster Schritt<br />
in der Evolution soll nachhaltige Kleidung für den Freizeitbereich<br />
werden, unter anderem mit Shirts aus 100<br />
Prozent Bio-Baumwolle.<br />
WENN HAUSMANN an sein Kinderzimmer zurückdenkt,<br />
weiß er, den richtigen Weg gewählt zu haben und sich<br />
nach wie vor darauf zu befinden. Er steht hinter seiner<br />
Marke. „Es geht mir nicht darum, von heute auf morgen<br />
der perfekte Mensch zu sein, sondern einfach ins Umdenken<br />
zu kommen. Das möchte ich mit Gymbassador<br />
ausdrücken.“ Sein Wunsch sei es, dass seine Firma als<br />
die Marke angesehen wird, bei der jeder weiß, dass sie<br />
für nachhaltig produzierte Performance-Sportswear steht.<br />
„Der faire Partner an der Seite eines jeden Sportlers.“ In<br />
zehn Jahren soll das so weit sein. Die Null spielt dennoch<br />
weiterhin die größte Rolle auf dem Weg dorthin.<br />
Null Emissionen, null Abfall, null Konvention. ƒ<br />
KONTAKT<br />
Gymbassador<br />
gymbassador.com<br />
instagram.com/gymbassador<br />
facebook.com/gymbassador<br />
1 |<strong>2022</strong> 105
ANZEIGE<br />
Gegen Langeweile an den Wänden<br />
Mit dem Online-Shop meinewand.com treiben Sebastian Stahl und sein Team den Trend<br />
zu hochwertigen, designorientierten Tapeten und mutigeren Farben maßgeblich voran – und<br />
locken immer mehr Kunden auf der Suche nach Inspiration nach Rüdershausen.<br />
Kai Bergen (l.) und Sebastian Stahl<br />
„Wenn ich den Wow-Effekt<br />
bei den Kunden sehe,<br />
ihre Begeisterung für Tapeten,<br />
macht das schon richtig Spaß.“<br />
KAI BERGEN<br />
Noch ist Deutschland das Land der<br />
Raufaser und der Glattvliestapete“,<br />
sagt Sebastian Stahl, Geschäftsführer<br />
der VICTOR STAHL Malermeister GmbH in<br />
Rüdershausen und Inhaber des Online-Shops<br />
meinewand.com. „Aber die Menschen wagen<br />
langsam mehr. Das Interesse an spannenden,<br />
ausgefallenen Mustern bei Tapeten<br />
und mutigen, dazu passenden Farben nimmt<br />
stetig zu.“ Er ist sich sicher, dass auch opulent<br />
ausgestattete Fernsehserien wie ‚Babylon<br />
Berlin‘ oder ‚Das Damengambit‘ zu diesem<br />
Trend beitragen. Und Stahl weiß, wovon er redet:<br />
Seit 2005 betreibt er den Shop, der heute<br />
mit über 25.000 Produkten einer der umfangreichsten<br />
für hochwertige Wandgestaltung in<br />
Europa ist. „Wir haben nicht nur das größte<br />
Angebot an hochwertigen, design orientierten<br />
Tapeten. Meines Wissens sind wir der einzige<br />
Shop, der auch dazu passende edle Putze und<br />
Qualitätsfarben anbietet“, sagt Sebas tian Stahl<br />
und beschreibt so das einzigartige Konzept.<br />
NICHT NUR DIE AUFWENDIG produzierten<br />
Fotos der Hersteller im Shop geben Anregungen<br />
für die perfekte Gestaltung von Innenräumen.<br />
In Blogbeiträgen zeigen Stahl und sein<br />
Team, wie Wänden und Decken mit der beeindruckenden<br />
Designvielfalt von Tapeten und<br />
Wandbildern sowie geschickt eingesetzten<br />
Farben eine ganz neue Wirkung gegeben werden<br />
kann. „Mit der Wahl des richtigen Musters,<br />
der richtigen Farbe, werden alle Räume<br />
Teil eines schlüssigen Interior-Design-Konzepts“,<br />
erklärt Sebastian Stahl. „Das gilt nicht<br />
nur für Wohn-, Ess- oder Schlafzimmer, sondern<br />
auch für Bäder, Toiletten oder das Gäste-<br />
WC.“ Dieser Ansatz ist so erfolgreich, dass der<br />
Online-Shop in den vergangenen Jahren im<br />
deutschsprachigen Raum stark gewachsen ist<br />
und nun weitere Märkte in Europa erschlossen<br />
werden sollen. In einer englischen Version<br />
ist er bereits verfügbar, für Italien wird an<br />
einem Shop in der Landessprache gearbeitet.<br />
Mittlerweile arbeiten 15 Mitarbeiter für meinewand.com<br />
und den Victor-Stahl-Shop. Über<br />
diesen zweiten Shop werden deutschlandweit<br />
Profi-Malerfarben der Marken Brillux sowie<br />
Materialien für Fußbodentechnik von Thomsit<br />
vertrieben.<br />
Auch in der realen Welt sorgt der Online-<br />
Shop meinewand.com für einen unerwarteten<br />
Trend: Immer mehr Kunden aus ganz<br />
Deutschland reisen auf der Suche nach der<br />
besonderen Tapete in die 600 Quadratmeter<br />
große Ausstellung nach Rüdershausen. Und<br />
hier kommt Kai Bergen ins Spiel: Der erfahrene<br />
Raumausstattermeister zeigt den Kunden<br />
die Tapetenvielfalt und die passenden Farben<br />
live. „Viele Kunden können sich nur schwer<br />
vorstellen, wie eine Tapete in der Fläche wirkt“,<br />
sagt Bergen und benennt damit den aus seiner<br />
Sicht wichtigsten Grund für die steigenden<br />
Besucherzahlen. „Viele unserer designorientierten<br />
Tapeten muss man im Original<br />
sehen, um sie richtig zu erfassen.“ Dafür kämen<br />
Kunden aus Leipzig, Berlin oder Hamburg<br />
nach Rüdershausen.<br />
WENN MAN EINIGE der Tapeten und Wandbilder<br />
aus dem unglaublich umfangreichen<br />
Angebot sieht, wird schnell klar, was Bergen<br />
meint. Erst wenn man vor ihnen steht, kann<br />
man beispielweise die Proportionen und Größen<br />
der wundersamen Flugapparate, geometrischen<br />
Architekturdetails, fantastischen<br />
Wolkenlandschaften oder geheimnisvollen<br />
Tiermotive der Fornasetti-II-Kollektion von
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
FOTOS: MARCO BÜHL<br />
Einzigartiges Konzept In der Ausstellung in Rüdershausen können über 6.000 Tapetenmuster im Original betrachtet werden.<br />
Cole & Son richtig einschätzen. Nur wenn<br />
man sie tatsächlich in der Hand hat, versteht<br />
man, dass sich das florale Muster der Tapete<br />
Trailing Orchid von Osborne & Little von der<br />
Raumdecke nach unten entfaltet. „Auch die Wirkung<br />
der Muster und grafischen Elemente von<br />
Jugendstil-, Art-déco- oder englischen Arts- and-<br />
Crafts-Tapeten entfaltet sich aus der Nähe<br />
betrachtet besonders gut“, erläutert Kai Bergen,<br />
der mit seiner Beratungskompetenz die<br />
Online-Welt des Shops mit der realen im Ausstellungsraum<br />
verbindet. „Wenn ich den Wow-<br />
Effekt bei den Kunden sehe, ihre Begeisterung<br />
für Tapeten, macht das schon richtig Spaß.“<br />
Gesteigert wird der Effekt durch das haptische<br />
Erlebnis, die Vliestapeten, Tapeten auf<br />
Papierträger und Vinyltapeten anzufassen.<br />
Und natürlich kann der erfahrene Raumausstatter<br />
den Kunden auch in Rüderhausen –<br />
genau wie im Online-Shop – eine große Bandbreite<br />
passender, hochwertiger Farben von<br />
Herstellern wie Sanderson, Zoffany, Farrow<br />
& Ball oder Little Greene zeigen. „Wir haben<br />
auch die entsprechenden Maschinen der Anbieter<br />
vor Ort, um alle denkbaren Farbtöne zu<br />
mischen“, ergänzt Sebastian Stahl.<br />
NOCH EINE WEITERE STÄRKE der Victor-<br />
Stahl-Unternehmensgruppe darf nicht vergessen<br />
werden: Sie verfügt über die Fachleute,<br />
um die Farben und Tapeten fachgerecht an<br />
die Wände und Decken der Kunden zu bekommen.<br />
Denn der 1970 gegründete Malerbetrieb<br />
Victor Stahl bildet den Ursprung und<br />
den Kern der Victor-Stahl-Unternehmensgruppe,<br />
die durch die beiden erfolgreichen<br />
Online-Shops komplettiert wird. Rund 70<br />
qualifizierte Mitarbeiter an drei Standorten<br />
führen nicht nur sämtliche Maler- und Tapezierarbeiten,<br />
sondern auch Parkett-, Fliesen-,<br />
Trockenbauarbeiten sowie die Trocknung und<br />
Sanierung von Wasserschäden aus. Das Team<br />
steht für Renovierungs-, Neubau- oder Umbaubauprojekte<br />
in Südniedersachsen, dem<br />
angrenzenden Thüringen und Nordhessen<br />
zur Verfügung.<br />
„So können wir stimmige Interior-Kon zepte<br />
für Wände, Decken und Fußböden ent wickeln<br />
und umsetzen“, erklärt Kai Bergen. „Wir<br />
möchten so gegen die Langeweile an den<br />
Wänden antreten und das Zuhause unserer<br />
Kunden und Kundinnen noch ein bisschen<br />
schöner machen.“<br />
TEXT: TOBIAS KINTZEL<br />
KONTAKT<br />
VICTOR STAHL Malermeister GmbH<br />
Hopfenhof 7, 37434 Rüdershausen<br />
Tel. 05529 91997-0<br />
info@victor-stahl.de<br />
www.victor-stahl.de<br />
www.meinewand.com
leben<br />
Geschichte erleben<br />
Mächtige Burgen, prunkvolle Schlösser und repräsentative Herrenhäuser zeugen von der reichhaltigen<br />
Kulturgeschichte Südniedersachsens. Ihre überdurchschnittlich hohe Dichte eingebettet in eine<br />
einmalig schöne Natur- und Flusslandschaft – das macht unsere faszinierende Region aus.<br />
Tauchen Sie mit den märchenhaften Aufnahmen unseres Fotografen Alciro Theodoro da Silva<br />
in die vergangenen Jahrhunderte ein und entdecken Sie altehrwürdige Gemäuer,<br />
in denen Geschichte erlebbar wird.<br />
TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
108 1 |<strong>2022</strong>
leben<br />
BURG HANSTEIN<br />
Die Burg Hanstein im Eichsfeld, deren Geschichte mehr als 1.000 Jahre zurückreicht,<br />
gilt als die schönste Burgruine Mitteldeutschlands. Sie liegt auf einem Felsen aus<br />
Bunt sandstein, dessen Gestein die Erbauer nutzten, und ist über einen steilen Weg von<br />
Bornhagen aus zu erreichen. Die freie Lage gewährt einen weiten Ausblick über das<br />
breite Tal der Leine, von wo aus in früheren Zeiten die meiste Gefahr drohte.<br />
Mit diesem einzigartigen Panoramablick über das Dreiländereck Hessen-Niedersachsen-<br />
Thüringen ist sie ein gefragtes Ausflugsziel – nicht nur unter Südniedersachsen. So wurden<br />
hier 2013 sogar einige Szenen des preisgekrönten Spielfilms ‚Der Medicus‘ gedreht.<br />
Heute finden in der Burg alljährlich am ersten Augustwochenende Ritterspiele statt.<br />
Tipp: Spitzengastronomie<br />
Unterhalb der Burg liegt der Klausenhof, der in mittelalterlichem Flair mit einer<br />
herausragenden Küche besticht und nach dem Ausflug zur Stärkung einlädt.<br />
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Zurück zu den Wurzeln‘ (<strong>faktor</strong> 4|21) unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/zurueck-zu-den-wurzeln-zum-klausenhof-in-bornhagen<br />
Burgruine Hanstein, 37318 Bornhagen, www.burgruine-hanstein.de<br />
1 |<strong>2022</strong> 109
leben<br />
BURG PLESSE<br />
Die Burg Plesse im Göttinger Wald, reizvoll am Pleßforst<br />
gelegen, entstand bereits um das Jahr 1015 und ermöglicht<br />
einen großartigen Blick über das Leinetal. Schon seit<br />
dem 18. Jahrhundert bietet die Burg ein beliebtes Ausflugsziel,<br />
vor allem unter Göttinger Studierenden. Heute lädt<br />
die Burgschänke ihre Besucher auf eine Auszeit auf den<br />
Burghof mit Kiosk, in den Rittersaal oder in den Gewölbekeller<br />
ein, wo neben regionaler und saisonaler Küche auch<br />
ein traditionelles Rittermahl serviert wird. Die historischen<br />
Mauern bieten zudem die Kulisse für Hochzeiten sowie<br />
diverse sommerliche Kulturveranstaltungen.<br />
Ritterstieg 99<br />
37120 Bovenden<br />
www.burg-plesse.de<br />
110 1 |<strong>2022</strong>
leben<br />
1 |<strong>2022</strong> 111
leben<br />
BURG LUDWIGSTEIN<br />
Im Jahr 1920, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, haben ,Wandervögel‘ den Grundstein für<br />
den Wiederaufbau der mittelalterlichen Burg Ludwigstein gelegt: Als Herberge und Archiv<br />
sollte sie ein Erinnerungsmal und ein Begegnungsort dieser wandernden Jugendbewegung<br />
werden. Und auch nach über einem Jahrhundert weht dieser Geist durch die Gemäuer bei<br />
Werleshausen und macht das Leben auf dem Ludwigstein so bunt und vielfältig.<br />
Die Burg beherbergt Gäste aller Art – von Einzelpersonen bis Schulklassen – und bietet<br />
ein großes Angebot an Freizeitaktivtäten. Zudem ist sie von zahlreichen Rad- und<br />
Mountain bike-Strecken sowie Wanderwegen umgeben.<br />
Burg Ludwigstein<br />
37214 Witzenhausen<br />
www.burgludwigstein.de<br />
BURG BODENSTEIN<br />
Die Burg Bodenstein, 1098 erstmals urkundlich erwähnt, ist die am<br />
besten erhaltene Burg im Eichsfeld und lädt heute als Familienbildungs-<br />
und Erholungsstätte der Evangelischen Kirche zu Meditation,<br />
Fasten und stillen Tagen ein. Ganzheitliche, erlebnisorientierte und<br />
spielerische Programme für Kinder und Erwachsene bieten neben der<br />
inhaltlichen Gestaltung Raum für Besinnung, geistliche Impulse und<br />
Begegnungen. Die besondere Atmosphäre der Burg trägt zur Stärkung<br />
von Leib und Seele bei.<br />
Burgstraße 1<br />
37339 Leinefelde-Worbis<br />
www.burg-bodenstein.de<br />
112 1 |<strong>2022</strong>
leben<br />
1 |<strong>2022</strong> 113
leben<br />
SCHLOSS JÜHNDE<br />
Das Areal der ehemaligen Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert liegt zwischen Göttingen<br />
und Hann. Münden und ist seit 1664 im Besitz der Freiherren Grote, die Schloss und<br />
Gut bis heute bewohnen und bewirtschaften. Der gut erhaltene Schlossturm ist<br />
das Wahrzeichen des Dorfbildes Jühnde. In der Zeit der Romantik legten Grotes zudem<br />
einen bemerkenswerten Landschaftspark an, der im Sommer hin und wieder öffnet<br />
und Gäste zum Verweilen einlädt.<br />
Tipp: Shoppingvergnügen<br />
Liebhaber ausgefallener Schmuckstücke und Dekoartikel werden im Geschäft ,Deja Vue<br />
Lebensart‘ fündig, der von der Freifrau Anna Grote im Kaminzimmer und im Renaissance-Raum<br />
des Schlosses persönlich geführt wird.<br />
Schloss Gutshof 1<br />
37127 Jühnde<br />
www.dejavue-lebensart.de<br />
114 1 |<strong>2022</strong><br />
SCHLOSS SABABURG<br />
Das im Volksmund als Dornröschenschloss bekannte Anwesen liegt an der<br />
Deutschen Märchenstraße mitten im Naturpark Reinhardswald und galt der<br />
Sage nach den Gebrüder Grimm als Schauplatz für ihr Märchen –<br />
rund um den Urwald der Sababurg ranken sich bis heute zahlreiche Legenden.<br />
Auf der Außenanlage können freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr kostenlos<br />
das Brüder-Grimm-Denkmal sowie der Dornröschenturm besichtigt werden.<br />
Von hier hat man auch einen märchenhaften Blick in den darunter liegenden<br />
Tierpark. Innerhalb der Anlage, die aktuell wegen Sanierung die meiste Zeit<br />
geschlossen ist, befindet sich ein Hotel mit Restaurant, Standesamt und dem<br />
Sababurg-Theater.<br />
Tipp: Audienz mit Dornröschen<br />
Jeden Sonntag um 14 Uhr kommen Dornröschen und ihr Prinz zu einer<br />
Audienz in den ehemaligen Rittersaal und erzählen ihr wunderschönes<br />
Märchen. Gegen Hunger und Durst steht im Innenhof ein Food-Truck bereit.<br />
Sababurger Str. 1, 34369 Hofgeismar-Sababurg, www.erlebnis-sababurg.de
leben<br />
1 |<strong>2022</strong> 115
leben<br />
SCHLOSS CORVEY<br />
Das ehemalige Benediktinerkloster Corvey bei Höxter wurde 2014 von der<br />
UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Hier befinden sich das älteste und<br />
einzige fast vollständig erhaltene Karolingische Westwerk der Welt sowie<br />
einzigartige archäologische Relikte der Karolingerzeit. Das Museum mit<br />
seinen Ausstellungen informiert über die geistliche und weltliche Vergangenheit<br />
Corveys. Veranstaltungen wie klassische Konzerte, das Schlossrestaurant<br />
und das Corveyer Weinhaus begeistern Besucher aus aller Welt.<br />
Tipps:<br />
15. Mai, 19. Juni, 2. Juli und 17. Juli Corveyer Sommerkonzerte <strong>2022</strong><br />
Zum 1.200-jährigen Jubiläum werden in vier Konzerten die historischen<br />
Fixpunkte vorgetragen – von etablierten, weltberühmten Spitzenensembles<br />
sowie jungen Talenten.<br />
5. bis 7. August Corvey Gartenfest <strong>2022</strong><br />
26. August bis 25. September via Nova Kunstfest<br />
Schloss Corvey, Corvey, 37671 Höxter, www.corvey.de<br />
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Die Geheimnisse der Mönche‘<br />
(<strong>faktor</strong> 3|14) unter: <strong>faktor</strong>-magazin.de/die-geheimnisse-der-moenche<br />
SCHLOSS BERLEPSCH<br />
Auf einem Bergsporn bei Witzenhausen erhebt sich Schloss<br />
Berlepsch über die Wälder des Werratals. Erbaut im 14. Jahrhundert<br />
erlebte es eine wechselvolle Geschichte, wurde mehrfach zerstört,<br />
auf- und umgebaut – zuletzt im Stile der Neugotik. Die Nachfahren<br />
der Grafen von Berlepsch unterhalten und bewirtschaften es inzwischen<br />
in der 19. Generation. Gäste auf Schloss Berlepsch können<br />
hinter historischen Mauern übernachten, bei Führungen wahre<br />
Geschichten aus der Vergangenheit erfahren oder im Restaurant<br />
,Tafelrunde‘ gehobene Küche genießen. Im weitläufigen Schlosspark<br />
kann die Kapelle besichtigt werden, des Weiteren lassen sich<br />
die Künste an der Armbrust erproben. Das Schloss ist<br />
außerdem regelmäßig Kulisse für Ritterkämpfe, Gruselveranstaltungen,<br />
Konzerte und andere Events. Vor den Toren lädt das Baumhaushotel<br />
,Robins Nest‘ zum Übernachtungsabenteuer ein.<br />
Tipp: 18. November – Wein im Schloss<br />
Erlesene Weinverkostung begleitet von einem 4-Gänge-Menü<br />
Schloss Berlepsch, 37218 Witzenhausen, www.schlossberlepsch.de<br />
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Frischer Wind<br />
in alten Gemäuern‘ (<strong>faktor</strong> 1|20) unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/frischer-wind-in-alten-gemaeuern<br />
116 1 |<strong>2022</strong>
leben<br />
1 |<strong>2022</strong> 117
leben<br />
Weitere Schlösser und Burgen der Region<br />
Burgen<br />
BURG ADELEBSEN<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Außenbesichtigung des Terrassengartens,<br />
der Parkanlage und des Burghofs<br />
Offenser Str. 1A, 37139 Adelebsen<br />
BURG HARDENBERG<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Hardenberg SchlossPark mit seinem Schlossteich<br />
• gehobene Gastronomie und Hotellerie<br />
• Jeden ersten Sonntag im Monat öffentliche Touren:<br />
14:30 Uhr Hardenberg Burg Tour<br />
16:00 Uhr Hardenberg Distillery Tour<br />
Vorderhaus 2, 37176 Nörten-Hardenberg<br />
BURG POLLE<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Blick von der Burgruine auf das Wesertal<br />
• Von Juni bis August: drei Bühnen mit Märchen-,<br />
Theater- und Komödienaufführungen<br />
• An jedem 3. Sonntag von Mai bis September:<br />
Burgfestspiele ,Aschenputtelspiel‘<br />
Amtsstraße 4, 37647 Polle<br />
Schlösser<br />
SCHLOSS BEVERN<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Museum Erlebniswelt Renaissance<br />
Schloss 1, 37639 Bevern<br />
BURG GREENE<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Ausblick ins Leinetal vom begehbaren Burgturm<br />
• gepflegte Parkanlage mit Mauerresten<br />
Burgweg, 37574 Einbeck<br />
BURG HARDEGSEN<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Restaurant Burg-Schenke & Kurpark für Kurgäste<br />
• kulturelles Programm in historischen Räumen<br />
Burgstraße 2, 37181 Hardegsen<br />
BURGRUINE SCHARZFELS<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Ausblick in das Harzvorland<br />
• Gaststätte drinnen und draußen<br />
Schlossbergweg, 37431 Bad Lauterberg im Harz<br />
HELDENBURG SALZDERHELDEN<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• öffentliche Führungen an jedem ersten Sonntag<br />
von Mai bis September<br />
• Burggottesdienste<br />
• Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder<br />
Sommer-Open-Air-Konzerte<br />
Burgplatz 2, 37574 Einbeck<br />
SCHLOSS FÜRSTENBERG<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Schloss-Ensemble aus Porzellanmuseum,<br />
Werksverkauf und Café & Restaurant<br />
Meinbrexener Straße 2, 37699 Fürstenberg<br />
WELFENSCHLOSS HANN. MÜNDEN<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Besichtigung der Renaissancegemächer<br />
• Museum mit Exponaten zur Stadtgeschichte und<br />
zur Geschichte des Land- und Schiffverkehrs<br />
Schlossplatz 10, 34346 Hann. Münden<br />
SCHLOSS HERZBERG<br />
Was sich hier lohnt:<br />
• Museum zur Schloss- und Herrschaftsgeschichte der<br />
Welfen in Herzberg<br />
• Ausstellungen zu ,1.000 Jahre Harzer Geschichte‘<br />
Schloss 2, 37412 Herzberg am Harz<br />
Eine Übersicht über diese und alle weiteren Burgen<br />
und Schlösser in der Region mit ausführlicher<br />
Beschreibung finden Sie hier:<br />
reiseland-niedersachsen.de/<br />
erleben/kultur/sehenswertes/<br />
schloesser-burgen<br />
118 1 |<strong>2022</strong>
AZ_Böning_2020_04_190x117mm.indd 1 15.03.22 10:04<br />
LOKAL · REGIONAL · INTERNATIONAL<br />
| frische Produkte<br />
| ofenfrisches Sauerteigbrot<br />
| hausgemachte Kuchen<br />
| täglich wechselndes Mittagsangebot<br />
| Menü am Abend<br />
| Wohlfühlambiente bei uns am<br />
Göttinger Kiessee<br />
WWW.RESTAURANT-KREDO.DE
leben<br />
120 1 |<strong>2022</strong>
leben<br />
Ein Hauch<br />
von Schicksal<br />
Binnen vier Jahren ist die Burg Scharfenstein zu einem der attraktivsten<br />
Anziehungspunkte der Region geworden: mit hochklassiger Gastronomie<br />
und professioneller Hotellerie – als Mekka für Whiskey-Fans und<br />
Entspannungsquelle für Naturliebhaber.<br />
TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE LUKA GORJUP<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Martin Henning war stinksauer. Wie, bitte schön,<br />
kann es denn sein, dass sich jemand erdreistet,<br />
direkt vor seinem Hotel – dem altehrwürdigen<br />
,Löwen‘ in Duderstadt – Fremdbier aus dem Wagen zu<br />
verkaufen? Auf gute 25 Jahre Erfahrung in der Hotellerie<br />
und Gastronomie kann der gebürtige Perleberger zurückblicken,<br />
arbeitete an den besten Häusern Europas. Im<br />
,The Omnia‘ im schweizerischen Zermatt sogar in dem<br />
besten. Und nun das.<br />
Dreieinhalb Jahre ist dieser Vorfall inzwischen her und<br />
ihn als schicksalhaft zu beschreiben, ist keine Übertreibung.<br />
Heute kann Henning darüber schmunzeln. „Das<br />
Ganze hatte der Bernd von langer Hand so geplant“, erzählt<br />
der 39-Jährige und lacht.<br />
,DER BERND‘, DAS IST BERND EHBRECHT, Geschäftsführer<br />
der Neunspringer Brauerei aus Worbis, deren Bier<br />
bei einem Volksfest einst vor dem ,Löwen‘ ausgeschenkt<br />
wurde. Dieser ist jedoch nicht nur Brauer, sondern seit<br />
einigen Jahren auch Pächter der Burg Scharfenstein –<br />
einer mittelalterlichen Spornburg oberhalb des kleinen<br />
Dörfchens Beuren im thüringischen Eichsfeld. Er hat diesem<br />
Ort, der lange Zeit im Dornröschenschlaf weilte,<br />
neues Leben eingehaucht: Scharfenstein wurde dank<br />
ihm zur Whiskey-Burg – mit Museum, Shop, eigener<br />
Brennerei sowie regelmäßigen Whiskey-Seminaren und<br />
-Wanderungen ein gut besuchtes Ausflugsziel.<br />
UND DIE LEGENDE SEINES ,LANG GEHEGTEN PLANS‘<br />
geht, frei erzählt, in etwa so: Den Bierwagen seinerzeit<br />
bewirtet die ebenso charmante wie kecke Lisa Bonda, die<br />
für Ehbrecht regelmäßig solche Gelegenheitsjobs übernimmt.<br />
Sie und Henning kommen durch den die Gemüter<br />
erregenden Schank-Vorfall ins Gespräch – und sich<br />
anschließend näher. Über den privaten Kontakt lernt<br />
Henning schließlich auch Ehbrecht kennen, der zu diesem<br />
Zeitpunkt wiederum zwar weitere große Pläne für<br />
den Ausbau seiner Burg als Herberge hat, jedoch keinen<br />
fähigen Hotelier ... Na, noch Zweifel an der Schicksalhaftigkeit?<br />
1 |<strong>2022</strong> 121
leben<br />
122 1 |<strong>2022</strong>
leben<br />
Seite an Seite Mit Herzblut und großem Einsatz führen Lisa Bonda und Martin Henning das Hotel auf der mittelalterlichen Burg Scharfenstein.<br />
Aber ein Hotelbetrieb in solch abgelegener Lage? Eine<br />
Herausforderung, die Martin Henning, dessen gastronomische<br />
Laufbahn einst als Restaurantleiter des historischen<br />
Schweriner Weinhauses Wöhler begann, durchaus<br />
reizte. „Ich habe mich mit befreundeten Hoteliers ausgetauscht,<br />
die mir alle gut zugesprochen haben“, erzählt<br />
dieser rückblickend. „Letztlich kommt die Chance, dass<br />
man eine Burg komplett eigenständig nach eigenen Vorstellungen<br />
sanieren und planen kann, kein zweites Mal.“<br />
Und damit hatte Scharfenstein wieder einen Burg herren.<br />
DREI JAHRE SPÄTER. HENNING UND BONDA stehen<br />
noch immer Seite an Seite – und das buchstäblich. Denn<br />
die gelernte Automobilkauffrau sattelte kurzerhand<br />
vollständig in die Gastronomie um und kümmert sich<br />
heute im Hotel vor allem um den Service und den<br />
Empfang. „Dort gibt es dann erstmal einen Prosecco –<br />
damit die Gäste in Ruhe ankommen können und geerdet<br />
werden“, erzählt Henning. „Getreu unseres Mottos<br />
,Willkommen bei Freunden‘.“<br />
Das herzliche Willkommen beginnt allerdings meist<br />
schon vor den gewaltigen Mauern, auf dem Parkplatz,<br />
wo die Gäste vom Chef persönlich abgeholt werden.<br />
Länger draußen zu verweilen, lohnt sich dennoch nicht.<br />
Denn schon unmittelbar hinter den Toren offenbart sich<br />
im Vorhof des von Bonda geführten Ausflugsbistros<br />
,Ringmauer‘ der erste Clou: Fondue-Gondeln.<br />
Was sich erklärungsbedürftig anhört, sind: Fondue-<br />
Gondeln. Ganz simpel. Drei ausrangierte Skigondeln<br />
vom Nebelhorn in Oberstdorf, in denen je maximal sechs<br />
Gäste zum Schweizer Klassiker einen grandiosen Ausblick<br />
über das Eichsfeld genießen können. „Eine Corona-Idee,<br />
die sehr gut ankommt“, erklärt Bonda zufrieden<br />
– und überhaupt könne man sich über die Auslastung<br />
im Burghotel in den vergangenen Monaten nicht<br />
beklagen. Eher im Gegenteil.<br />
Doch was sind das eigentlich für Gäste, die so zahlreich<br />
anreisen und es beinahe unmöglich machen, kurzfristig<br />
eines der 36 Betten und schon gar nicht einen der<br />
40 Plätze im dazugehörigen Restaurant 12HUNDERT9<br />
zu buchen? „Zum einen sind es Teilnehmer an den hiesigen<br />
Whiskey-Seminaren“, erzählt Henning, der zuvor<br />
auch schon als Restaurantleiter und Sommelier im Zermatter<br />
,Baarcity‘ tätig war. „Die haben Ausmaße erreicht,<br />
die wir uns nie hätten vorstellen können.“ Aus<br />
einem anfänglichen Turnus von allen zwei Monaten ist<br />
inzwischen einer von zweimal im Monat geworden – mit<br />
Potenzial für wesentlich mehr.<br />
1 |<strong>2022</strong> 123
leben<br />
Auszeit in alten Gemäuern Die baulichen Gegebenheiten der Burg verleihen den Zimmern ihren speziellen mittelalterlichen Charme –<br />
besonderer Höhepunkt: die Suite mit frei stehender Badewanne.<br />
„Zum anderen finden bei uns viele Tagungen statt. Der<br />
Rest sind Ausflugsgäste. Selbst Einheimische übernachten<br />
mitunter hier“, erzählt der Gastronom, der sowohl<br />
die Erfahrung als General Supervisor des ,Gourmet Restaurant<br />
No 6‘ im irischen Enniskillen mitbringt als auch<br />
als Chef de Rang auf der Insel Juist.<br />
DAS ERFOLGSREZEPT SEINES BOUTIQUEHOTELS liegt<br />
in seiner Mischung aus familiärer Vertraulichkeit, Tradition,<br />
Genussmomenten, Überraschungen und Nachhaltigkeit.<br />
Besonders Letztgenannte zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch das Konzept. Dass der ausgeschenkte Whiskey<br />
aus dem eigenen Haus kommt, steht außer Frage. Auch<br />
fair angebauter Kaffee ist mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal<br />
mehr. Doch selbst im Restaurant 12HUN-<br />
DERT9 – benannt nach dem Jahr der ersten urkundlichen<br />
Erwähnung des Scharfensteins – lässt sich kaum<br />
eine Zutat finden, die nicht nach ökologisch höchsten<br />
Werten produziert wurde.<br />
Kredenzt wird in erster Linie regionale, moderne<br />
Hausmannskost: Trüffel bäume wurden im Garten gepflanzt,<br />
die Forellen entstammen der nahe gelegenen<br />
Wipper. Geschmacklich besticht insbesondere das Wild<br />
aus dem eigenen Revier direkt vor der Burg. Böswillig<br />
ausgedrückt: Man könnte die Rehe und Wildschweine,<br />
die später als Filet, Braten, Schinken oder Salami – natürlich<br />
hausgemacht – auf dem eigenen Teller landen,<br />
aus dem Fenster direkt beobachten und dann zum Abschuss<br />
freigeben. Das Etageren- Frühstück sucht im<br />
Eichsfeld seinesgleichen. Von der umfassenden Qualität<br />
ist im Landkreis lediglich Werner Freunds mehrfach ausgezeichnetes<br />
St. Georg in Dieterode höher einzuordnen.<br />
Doch aller Nachfrage zum Trotz möchten Bonda und<br />
Henning das Restaurant nicht vergrößern. „Darunter<br />
würde der Service leiden“, erklärt Henning. „Wir verbiegen<br />
uns nicht und bewirten lieber 40 glückliche Gäste<br />
als 100 unzufriedene.“<br />
DEN SPEZIELLEN MITTELALTERLICHEN CHARME erhalten<br />
die Zimmer des Burghotels dadurch, dass jedes<br />
von ihnen einzigartig ist, angepasst an die baulichen<br />
Gegebenheiten der Burg. „Man soll ja auch nicht vergessen,<br />
wo man ist“, sagt Bonda, die selbst aus dem<br />
nahen Kirchohmfeld stammt. Keine Sorge, dieses Risiko<br />
besteht nicht. Denn die Räumlichkeiten bieten Ausblicke<br />
in den Burghof und aufs Eichsfeld sowie Einblicke<br />
in die stilistischen Vorlieben der Gastgeber. Die haben<br />
die Zimmer übrigens selbst eingerichtet, dekoriert und<br />
im burgtypischen Grün-Blau gehalten. Die Bilder an den<br />
Wänden stammen von einer befreundeten Künstlerin –<br />
auch regional.<br />
Noch beherbergt das Burghotel nur an fünf Wochentagen<br />
Besucher, von Mittwoch bis Sonntag. Bei nur zehn<br />
Festangestellten eine Personalfrage. Langfristig sind<br />
124 1 |<strong>2022</strong>
NEUE<br />
12.–22.5.<strong>2022</strong><br />
HORIZONTE<br />
Tickets und Programmvorschau E www.hndl.de<br />
RECRUITER (M/W/D)<br />
SOFTWAREENTWICKLER (M/W/D)<br />
SCHNITTSTELLEN + DATENBANK<br />
WIR GEMEINSAM<br />
FÜR DIE REGION<br />
Wir sind auf den Glasfaserausbau im ländlichen Raum<br />
spezialisiert. Als schnell wachsendes Unternehmen<br />
sind wir immer auf der Suche nach engagierten Mitarbeitern.<br />
Helfen auch Sie uns die Städte und Gemeinden rund<br />
um Niedersachsen und Hessen zukunftssicher zu gestalten.<br />
Bei uns gibt es<br />
FACHINFORMATIKER (M/W/D)<br />
SCHWERPUNKT VOICE<br />
PROJEKTMANAGER (M/W/D)<br />
30 Urlaubstage<br />
hausinterne Weiterbildungsmaßnahmen<br />
wachsende und zukunftssichere Branche<br />
dynamisches Team und kurze Entscheidungswege<br />
gemeinschaftlich denkendes und arbeitendes Unternehmen<br />
Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiheit<br />
Informieren Sie sich jetzt über<br />
Ihre Karrieremöglichkeiten!<br />
www.goetel.de/karriere
leben<br />
Attraktion im Eichsfeld Dank Pächter Bernd Ehbrecht und seinem Whiskey-Erlebniszentrum gibt es auf der Burg viel zu erleben und genießen.<br />
aber 365 Tage im Jahr das Ziel. Jeder ihrer Mitarbeiter<br />
müsse sich dabei extrem flexibel zeigen. „Marketing,<br />
Rezeption, Restaurant – Generalismus sei Trumpf“, sagt<br />
Bonda und lacht. Sie selbst sei das beste Beispiel. Sie sei<br />
quasi rund um die Uhr und überall im Einsatz, „nachdem<br />
ich die ,harte Schule‘ meines Partners durchlaufen<br />
habe“.<br />
UM SICH IM BESCHAULICHEN und entschleunigenden<br />
Ambiente wohlzufühlen, bedarf es eigentlich nicht zwingend<br />
weiterer Schritte. Und dennoch: Geplant sind<br />
Außensaunen für den Wellness<strong>faktor</strong>. Pächter Bernd<br />
Ehbrecht, Typ Macher, drückt vor allem bei der Entwicklung<br />
der gut besuchten Whiskeywelt aufs Gas. Konzerte<br />
wie das der Thüringer Mittelalter-Band ,In Extremo‘<br />
haben sich auf der benachbarten Veranstaltungsfläche<br />
mittlerweile ebenso etabliert wie After-Work- Partys an<br />
der Ringmauer im Sommer. Unter Motorrad- und Radfahrern<br />
– E-Bike-Ladestation ist natürlich vorhanden –<br />
hat sich das Burg hotel längst als Ort der Einkehr herumgesprochen.<br />
Wie sich die Burg innerhalb einer halben Dekade zu einem<br />
echten Schmuckstück und Leuchtturmprojekt in der<br />
Region verwandelt hat, ist mehr als eindrucksvoll. Selbst<br />
Einheimische verbringen mitunter ihre Wochenenden<br />
dort. Sollte Ehbrecht den Bier-Zwist in seiner Heimat<br />
Duderstadt einst tatsächlich von langer Hand geplant<br />
haben – dieser Plan ist aufgegangen. ƒ<br />
KONTAKT<br />
Burghotel Scharfenstein<br />
Scharfenstein 1<br />
37327 Beuren<br />
Tel. 03605 546060<br />
willkommen@burghotel-scharfenstein.de<br />
www.burghotel-scharfenstein.de<br />
Ausflugstipp:<br />
Am 29. und 30. April wird auf der Burg Scharfenstein<br />
das erste rein deutsche Whiskey-Festival ausgerichtet.<br />
Über 30 Hersteller präsentieren ihre Brände bei<br />
der Publikumsmesse.<br />
AUF DEN GESCHMACK GEKOMMEN?<br />
Mehr über Bernd Ehbrecht und seine Whiskywelt<br />
lesen Sie in unserem Artikel ,Wo der Whisky wohnt‘<br />
(<strong>faktor</strong> 4/2018) unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/wo-der-whisky-wohnt<br />
126 1 |<strong>2022</strong>
EINE STADT MIT<br />
AUSSTRAHLUNG.<br />
19. JUNI – 21. AUGUST <strong>2022</strong><br />
DER NAME DER ROSE<br />
DER KLEINE<br />
HORRORLADEN<br />
SPAMALOT<br />
Facettenreich und perfekt ins Licht<br />
gerückt: Unsere Stadt weiß sich auch<br />
während der landesweit bekannten<br />
Domfestspiele in Szene zu setzen.<br />
Auer Lighting fühlt sich der Region und<br />
ihren Menschen verbunden. Unsere<br />
innovative Lichttechnologie strahlt mit<br />
Performance, Qualität und glanzvollen<br />
Effekten von Bad Gandersheim in die<br />
Welt hinaus.<br />
Wir bringen die Region zum Leuchten.<br />
www.auer-lighting.com<br />
DIE RITTER<br />
DER KOKOSNUSS<br />
DIE SCHATZINSEL<br />
FRÜHSTÜCK<br />
BEI TIFFANY<br />
Zukunft aktiv gestalten.<br />
Erfolg braucht Tatkraft<br />
und Teamgeist.<br />
Die kaufmännischen Bedingungen<br />
für die gewerke im Bau ändern sich<br />
kontinuierlich. Wir wissen, worauf<br />
sie achten sollten und stehen ihnen<br />
bei allen steuerlichen und betriebswirtschaftlichen<br />
themen partnerschaftlich<br />
zu seite. vertrauen sie<br />
unserem fachwissen und unserer<br />
Branchenkenntnis.<br />
concepta Steuerberatung<br />
Wedekind Henniges Radisch Partnerschaft mbB<br />
Willi-Eichler-Straße 11 · 37079 Göttingen<br />
0551/99 739 - 0 · info@concepta.eu
I edr<br />
m negeg nemh<br />
C .nrehcisba<br />
D tbig tf<br />
I ,tiehrehci<br />
m .ztuhc<br />
NIGHT STAR<br />
EXPRESS<br />
LANDVER-<br />
KEHRE<br />
LUFT-<br />
FRACHT<br />
KONTRAKT-<br />
LOGISTIK<br />
ZOLL-<br />
SERVICE<br />
SEE-<br />
FRACHT<br />
WIR BRINGEN ZUKUNFT<br />
IN BEWEGUNG<br />
Sie wollen etwas transportieren oder lagern?<br />
Sie brauchen Hilfe bei der Zollabwicklung?<br />
Wir liefern Ihnen die besten Logistiklösungen!<br />
Rufen Sie uns an 0551 607 -635,<br />
Verkauf.goe@zufall.de<br />
www.zufall.de<br />
I evisulkn<br />
2 -nednutS-4<br />
C -reby<br />
S eflihtrofo<br />
G reahto<br />
C gnurehcisreV-reby<br />
B<br />
H<br />
oitkeridskrize n<br />
W .M ojna pmakreta<br />
T<br />
6 ztalpretaeh ·G negnittö<br />
T<br />
06385 -150 nofele<br />
i w .ofn @pmakretag d .reahto<br />
e
impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>faktor</strong> – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen<br />
Entscheider Medien GmbH<br />
Berliner Straße 10<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 3098390<br />
Fax 0551 30983911<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
www.mehralseinmagazin.de<br />
Herausgeber<br />
Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />
(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Chefredaktion<br />
Elena Schrader<br />
(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Autoren<br />
Rupert Fabig, Jan Fragel, Sven Grünewald, Tobias Kintzel,<br />
Lea Montag, Heidi Niemann, Christian Vogelbein<br />
Art-Direktion & Layout<br />
Julia Braun<br />
Fotografie<br />
Alciro Theodoro da Silva, Marco Bühl,<br />
Luka Gorjup, Peter Heller<br />
Lektorat<br />
CoLibris - Lektoratsbüro<br />
Dr. Barbara Welzel<br />
Anzeigen<br />
Akis Parasidis (Leitung Vertrieb)<br />
Nicole Benseler, Alexander Schneider (Leitung Digitalvertrieb)<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Marco Böhme<br />
Auflage<br />
11.000<br />
Druckerei<br />
Silber Druck oHG, Kassel<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />
ist der 15. Mai <strong>2022</strong>.<br />
Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />
möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />
keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Redaktionsbeirat<br />
Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese,<br />
Fritz Güntzler, Ines Dietze, Dr. Klaus Heinemann,<br />
Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer, Carsten Lohrengel,<br />
Lars Obermann, Thomas Richter, Ulrich G. Büchner,<br />
Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann,<br />
Claudia Trepte, Kirsten Weber, Dr. Marko Weinrich,<br />
Prof. Dr. Winfried Weber, Hasso Werk<br />
Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />
wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />
Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.<br />
Bei allen Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.<br />
Redaktioneller Hinweis<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir auf unserer Plattform<br />
die männliche Form (generisches Maskulinum), z.B. ,der Journalist‘.<br />
Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleich behandlung.<br />
Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.<br />
<strong>faktor</strong>-Partner<br />
Audi Zentrum<br />
Göttingen<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />
Netzwerkpartner<br />
InnovationsCluster<br />
it GÖTTINGEN<br />
1 |<strong>2022</strong> 129
Banele Khoza Red, Purple and Joy<br />
Santu Mofokeng Soweto<br />
Ausstellungstipp:<br />
Aus Südafrika<br />
Santu Mofokeng / Fotografie<br />
William Kentridge / Radierungen<br />
Banele Khoza / Grafik<br />
William Kentridge Domestic Scenes<br />
bis 1. Mai <strong>2022</strong><br />
im Kunsthaus Göttingen<br />
kunsthausgoettingen.de<br />
130 1 |<strong>2022</strong>
Mit KI<br />
die Welt<br />
retten?<br />
Vielleicht nicht ganz – aber ein bisschen nachhaltiger<br />
machen die Algorithmen unserer Künstlichen Intelligenz die Welt schon.<br />
Zum Beispiel helfen sie dabei, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu<br />
reduzieren, den Borkenkäfer zu bekämpfen oder alte Fruchtsorten zu<br />
bewahren. Und das kommt an: Das Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung fördert zwei unserer KI-Forschungsprojekte.<br />
Klingt interessant? Hier gibt es mehr zum Thema:<br />
www.arineo.com/go/nachhaltigkeit
VON<br />
LICHT<br />
BLICK<br />
BIS<br />
BLICK<br />
DICHT<br />
BERATUNG<br />
AUFMASS<br />
PRODUKTION<br />
MONTAGE<br />
SONNEN- UND<br />
INSEKTENSCHUTZ<br />
NACH MASS<br />
LICHTBLICK-<br />
OBJEKT.DE