Mai 2011 • Ausgabe 15 - Theodor-Heuss-Schule
Mai 2011 • Ausgabe 15 - Theodor-Heuss-Schule
Mai 2011 • Ausgabe 15 - Theodor-Heuss-Schule
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THS Newsletter<br />
Informationen der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> für Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Ausbildungsbetriebe<br />
In diesem Heft:<br />
Grundsteinlegung für den THS-Neubau.<br />
<strong>Schule</strong>, Schüler und Projekte.<br />
Schutzgebühr: Schüler 1,00 Euro, Lehrkräfte 2,00 Euro<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2011</strong> <strong>•</strong> <strong>Ausgabe</strong> <strong>15</strong><br />
5 12JAHRE<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong><br />
Berufliche <strong>Schule</strong>n der Stadt Offenbach<br />
für Wirtschaft und Gesundheit
THS Newsletter<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial<br />
Neues Konzept für die<br />
IHK<br />
Grundstein ist gelegt<br />
Schüler recherchieren für<br />
Schülerzeitung<br />
Wer hält die Versprechen?<br />
Schüler engagieren sich<br />
für Pater Solalinde<br />
Wenn der ›Unternehmer -<br />
geist‹ Rückschläge überwindet<br />
Wenn Eisberge sichtbar<br />
und Konflikte gelöst<br />
werden<br />
Von Gesundheits- und<br />
Risikotypen<br />
Wenn Kinderaugen<br />
verzückt und nachhaltig<br />
wirken<br />
Kalligrafie für Anfänger<br />
Unterricht beim Professor<br />
Zwei sind heute ein Muss<br />
Der steinige Weg lohnt<br />
sich<br />
Neue Kollegen stellen<br />
sich vor<br />
2 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
<strong>15</strong><br />
16<br />
16<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
was haben die Hamburger Elbphilharmonie, der<br />
Gotthard-Tunnel in der Schweiz, die größte Shopping-<br />
Road im Golf-Emirat Katar und die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Schule</strong> gemeinsam? Richtig, es sind Projekte von<br />
HOCHTIEF. Seit fast 140 Jahren steht dieser Name für<br />
Innovationen, Fortschritt und Projekte, die Teil unserer<br />
modernen Gesellschaft sind. Mit mehr als 70.000 Mitarbeitern und<br />
Umsatzerlösen von 20,16 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2010 ist HOCH-<br />
TIEF auf allen wichtigen Märkten der Welt präsent.<br />
Anfang April haben die Stadt Offenbach und HOCHTIEF gemeinsam<br />
die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Schule</strong> sowie der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> gefeiert. HOCHTIEF wurde in<br />
Form einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP) von der Stadt be -<br />
auftragt, diesen Erweiterungsbau an Ihrer <strong>Schule</strong> zu errichten. Zudem<br />
sanieren wir das bestehende Schulgebäude und bauen für Sie eine<br />
neue Sporthalle mit drei Feldern. Wir schaffen insgesamt eine zusätzliche<br />
Fläche von 11.600 m 2 für den Schulbetrieb und geben uns dabei<br />
große Mühe, damit sich alle Schülerinnen und Schüler sowie die<br />
Lehrerinnen und Lehrer in ihrer <strong>Schule</strong> wohl fühlen. Wir sind der Mei -<br />
nung, gute Bildung braucht eine moderne, ansprechende Umgebung.<br />
Voraussichtlich bis zum Sommer 2013 werden wir Ihr Schulzentrum<br />
saniert haben. Anschließend wird HOCHTIEF die Gebäude bis 2032<br />
betreiben. Wir sind dann also ein Teil Ihres Schulalltags.<br />
Unser Ziel ist es, Ihre <strong>Schule</strong> energieeffizient zu betreiben und die<br />
CO 2-Emissionen so gering wie möglich zu halten. Daher werden alle<br />
Schul neubauten dem Passivhausstandard und die neue Sport halle<br />
dem Niedrigenergiehausstandard entsprechen. Als zu kunfts orien tier -<br />
tes Unternehmen sind wir uns unserer Verantwortung für Gesellschaft<br />
und Umwelt bewusst und nachhaltiges Handeln, unter anderem mit<br />
Blick auf den Klimaschutz, ist Teil unserer Unternehmensstrategie.<br />
Zu den Schwerpunkten unseres sozialen und gesellschaftlichen<br />
Engage ments gehört es auch, junge Menschen persönlich und fachlich<br />
auf ihr Berufsleben vorzubereiten. Bildung liegt uns am Herzen.<br />
Deshalb fördern wir Bildungseinrichtungen und -aktionen und initiieren<br />
eigene Ausbildungsprogramme. Als innovatives Unternehmen<br />
arbei ten wir in den Bereichen Forschung und Entwicklung eng mit<br />
renommierten nationalen und internationalen Hochschulen und<br />
Universitäten zusammen. Unsere Experten stellen den angehenden<br />
Akademikern bei Vorträgen und Fachveranstaltungen ihr Know-how<br />
zur Verfügung. HOCHTIEF kann im umgekehrten Fall rechtzeitig<br />
Kontakt zu interessierten Nachwuchskräften knüpfen.<br />
HOCHTIEF ist jetzt Teil Ihres Schulalltags und ich verspreche Ihnen,<br />
wir werden alles tun, um den Raum für Bildung an Ihrer <strong>Schule</strong> so<br />
attraktiv wie möglich zu gestalten. Ich freue mich auf die partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit in Ihrem Berufsschulzentrum.<br />
Ihr Ludger Essing<br />
HOCHTIEF Solutions AG<br />
sponsored by<br />
Zur Titelseite:<br />
Amira Karam,<br />
BG 12, hat diese<br />
Kalligrafie im<br />
Rahmen der THS-<br />
Projektwoche<br />
geschaffen (siehe<br />
auch Seite 13).<br />
Impressum:<br />
»THS Newsletter«<br />
erscheint 2 x pro Jahr<br />
und ist der aktuelle<br />
Newsletter der<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong><br />
für Schüler, Eltern,<br />
Aus bildungsbetriebe<br />
und Lehr kräfte.<br />
Konzeption:<br />
Helmut Müssemann.<br />
Verantwortlich für den<br />
Inhalt: Stefan Falcione,<br />
Helmut Müssemann.<br />
Redaktionsteam:<br />
Gud run Bayer, Stefan<br />
Falcione, Helmut Müs -<br />
semann.<br />
Gesamtverantwortung:<br />
H. Köß ler, Schulleiter.<br />
Gestaltung: arcus<br />
design & verlag oHG,<br />
56814 Fankel/Mosel.<br />
www.arcusdesigns.de<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>,<br />
Buchhügel allee 86,<br />
D-63071 Offen bach,<br />
Tel. 069 - 8065 2435,<br />
Fax 8065 3192.<br />
www.ths.schulenoffenbach.de
Neues Konzept für die IHK<br />
Schüler der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Fachoberschule entwickeln Ideen, wie sich<br />
die IHK besser verkaufen kann<br />
Von Silke Gelhausen-Schüßler (Offenbach Post, 13. 5. <strong>2011</strong>)<br />
In einem Marketingkonzept werden<br />
Informationen und Maß -<br />
nah men in Unternehmen strukturiert<br />
beschrieben. Es kann in<br />
Phasen eingeteilt werden, muss<br />
laufend überwacht und, wo<br />
nötig, angepasst werden. So zu -<br />
mindest steht es in der freien<br />
En zyklo pädie Wikipedia.<br />
Rund 120 Schüler der <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-Fachoberschule sind wohl<br />
so oder so ähnlich an das Thema<br />
heran gegangen: erstmal informieren,<br />
was das überhaupt ist.<br />
Denn die Aufga ben stellung, vor<br />
der die Jahr gangsstufe 12 Ende<br />
Januar stand, war nicht mal<br />
eben zwischen Hausaufgaben<br />
und Chat room zu bewältigen.<br />
Sie stellte eine echte<br />
Herausforderung dar.<br />
Wie schon in den drei Jahren<br />
zu vor galt es, für ein real exis -<br />
tierendes Unternehmen ein Mar -<br />
ketingkonzept zu erstellen. 2010<br />
war die Seifenfirma Kappus<br />
Nutznießerin der Projekte, aktuell<br />
ist es die Industrie- und Han -<br />
delskammer.<br />
Die Teams aus je drei Schülern<br />
hatten immerhin die Wahl, entweder<br />
die ›Aufstiegsfortbildung‹<br />
oder die ›Anpassungsfortbildung‹<br />
besser zu verkaufen. Sechs der<br />
neun klassenbesten Teams wählten<br />
›Aufstieg‹, drei ›Anpassung‹.<br />
Gabriele Weis, Leiterin des IHK-<br />
Bildungszentrums und Referen -<br />
tin für die Aus- und Weiterbil -<br />
dung, kam die Aufgabe zu, die<br />
Mappen durchzuarbeiten. Sie<br />
überzeugte sich außerdem in der<br />
Präsentation im großen Saal der<br />
Kammer von der Qualität der<br />
Arbeiten. Nach vier Stunden<br />
stand der Sieger fest: Kathrin<br />
Schmidkunz, Tina Orlic, Ahmad<br />
Mamuzai und Erik Schulze (das<br />
einzige Vierer-Team) entschieden<br />
den Wettbewerb für sich<br />
und erhielten 300 Euro. Zweiter<br />
wurden Achim Bauer, Tino Korb<br />
und Shahnwaz Syed. Sie freuten<br />
sich über 200 Euro. Den dritten<br />
Platz mit jeweils 100 Euro teilten<br />
sich das Team Johanna Mül -<br />
ler, Thomas Reinhard und Susan -<br />
ne Schulze mit der Mannschaft<br />
Jonas Dallmann, Tamer Jyildiz<br />
und Marcel Tamme.<br />
Jungen Menschen ist die IHK<br />
vorwiegend als Teil der Prü -<br />
fungs kommission am Ende ihrer<br />
Lehrzeit bekannt, in Folge eher<br />
gefürchtet als gemocht. Das<br />
Mar ketingkonzept soll dieses<br />
Bild korrigieren, um in besseren<br />
Kontakt nicht nur mit denen zu<br />
kommen, die in Offenbach auf<br />
der potenziellen Mitgliederliste<br />
stehen. Anregungen hat die IHK<br />
ja nun genug.<br />
Zum Beispiel die Arbeit von Ali -<br />
na Zemann (17), Larisa Pomera -<br />
nets (18) und Michelle Brett -<br />
nacher (20). Die ist gegliedert in<br />
eine Analyse der bestehenden<br />
Situation inklusive Kritik, eine<br />
klare Zielsetzung, die geeigneten<br />
Werbemaßnahmen und eine<br />
Kos tenkalkulation. Fiktive<br />
<strong>15</strong>.000 Euro durften als Limit<br />
nicht überschritten werden. Die<br />
Mädchen sind da auf jeden Fall<br />
schon mal sehr wirtschaftlich:<br />
7.225,02 Euro verbraucht ihre<br />
Kampagne für mehr karrierewillige<br />
Kunden.<br />
Das Konzept von Achim Bauer,<br />
Tino Korb und Shahnwaz Syed<br />
kommt damit nicht aus. Es ver -<br />
anschlagt 13.429,59 Euro. Teuer<br />
wird es durch den 8.384 Euro<br />
verschlingenden Kino-Werbe -<br />
spot. Das selbst ge drehte Film -<br />
chen zeigt einen jungen Mann<br />
mit kariertem Hemd und Jeans,<br />
der im 5er BMW zur IHK fährt.<br />
Unterwegs hört er auf planet<br />
radio den ebenfalls selbst entwickelten<br />
Werbeslogan »Die IHK<br />
hilft DIR!« - einfach und einprägsam<br />
für Jugendliche passend<br />
geschnitten. An der IHK<br />
angekommen, verschwindet er<br />
durch die Automatiktür.<br />
Momen te später: Blickwinkel<br />
zuerst auf die blank polierten<br />
Projekte & Events<br />
Setzten auf eher klassische Werbung (von links): Aline Zeman, Larisa Pomera -<br />
nets, Michelle Brettnacher. Foto: Georg.<br />
Schuhe, dann Schwenk auf den<br />
ganzen Kerl. Schwarzer Anzug<br />
mit Krawatte, statt des alten<br />
5ers steht ein BMW der Z-Reihe<br />
vor der Tür. Schlusssatz der Aus -<br />
strahlung: »Ein Mensch ohne<br />
Bildung ist wie ein Spiegel ohne<br />
Politur«, begeisterter Applaus<br />
folgt.<br />
Immer wieder für Gekicher sorgt<br />
ein Beitrag, der sich bei der Ver -<br />
marktung ganz auf die Social<br />
Networks verlässt. Er spielt stark<br />
auf das Kommunikations ver hal -<br />
ten junger Menschen an, die<br />
täglich mehrere Stunden im In -<br />
ternet verbringen: »Man braucht<br />
nur Facebook Profil I. Warum?<br />
IHK kennt kaum einer, Facebook<br />
kennt jeder.« Für die doch eher<br />
konservative Handelskammer<br />
wohl nicht so ganz das Mittel<br />
der Wahl. Für einen Sprung auf<br />
die ersten drei Plätze hat dieses<br />
Konzept jedenfalls nicht ge -<br />
reicht.<br />
THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong> <strong>•</strong> 3
THS Newsletter<br />
Von Offiziellen, darunter auch THS-<br />
Schulleiter Heinrich Kößler, umringt:<br />
die neue Kollwitz-Schul leiterin<br />
Marlies Stülb. Foto: Georg<br />
Der Beitrag erschien in einem<br />
Artikel der ›Offenbach Post‹<br />
am 2. 4. <strong>2011</strong>.<br />
4 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
Grundstein ist gelegt<br />
Als erste Amtshandlung reihte sich Marlies Stülb als Leiterin der<br />
Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in die Reihe der Offiziel len ein, die den Grund -<br />
stein für die lange erkämpfte <strong>Schule</strong>rweiterung festhämmerten<br />
Von Marcus Reinsch (Offenbach Post)<br />
W<br />
enn ein neuer Schul lei -<br />
ter kommt, gibt es<br />
übli cher weise eine Ernen -<br />
nungs urkunde, warme Worte,<br />
ein schönes Buch, die Schul -<br />
chro nik und vielleicht einen<br />
neuen Schreibtischstuhl. Für<br />
Marlies Stülb gab es gestern<br />
eine Er nen nungs urkunde,<br />
warme Wor te, ein schönes<br />
Buch, die Schul chronik und<br />
zwei Neu bau ten – ein<br />
Verwaltungstrakt mit Men sa<br />
und Klassenräumen und einer<br />
Dreifeld-Sporthalle.<br />
Es war eine terminliche Punkt -<br />
landung fur die 50 Jahre alte<br />
Studiendirektorin. Als erste<br />
Amts handlung an ihrem ersten<br />
Tag als Leiterin der Käthe-Koll -<br />
witz-<strong>Schule</strong> konnte sie sich<br />
gleich bei den Offiziellen einreihen,<br />
die den Grundstein für den<br />
neuen Trakt zwischen der<br />
schlicht ›Käthe‹ genannten Koll -<br />
witzschule und der benachbarten<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> festhämmerten.<br />
Die Erweiterung – knapp 9.500<br />
m 2 im Passivhausstandard, verteilt<br />
auf zwei Quader mit Zwi -<br />
schen bau – soll ab Mitte 2012<br />
die zum beruflichen Schulzen -<br />
trum vereinten Institutionen auf<br />
dem Buchhügel vom Jahrzehnte<br />
dauernden Raummangel erlösen.<br />
Lange Warte- und Leidenszeit<br />
Bis der tagtäglich notwendige<br />
Schüler- und Lehrertourismus an<br />
andere <strong>Schule</strong>n dank ausreichender<br />
eigener Kapazitäten ab -<br />
gestellt sein wird, wird es zwar<br />
noch dauern. Die Fertigstellung<br />
des Erweiterungsbaus ist für Juli<br />
2012 geplant, die des an schlie -<br />
ßenden Ausbaus der THS um<br />
rund 5.700 m 2 für Mitte 2013<br />
und die der 2.200 m 2 gro ßen<br />
Sporthalle für Ende dieses<br />
Jahres. Doch mit der Grund -<br />
stein legung, gab <strong>Heuss</strong>-Schullei -<br />
ter Heinrich Kößler gestern zu<br />
Protokoll, sei der Prozess der<br />
Verbesserung nun wenigstens<br />
unumkehrbar.<br />
Deutliche Worte haben Tradi -<br />
tion, wenn es um die Buchhü -<br />
gel-<strong>Schule</strong>n geht. Und angesichts<br />
der ›langen Warte- und<br />
Leidenszeit‹, die die Entschei -<br />
dung für die Erweiterung ge -<br />
braucht habe, sei es auch verständlich,<br />
wenn an den <strong>Schule</strong>n<br />
Misstrauen und Zweifel gewachsen<br />
seien, gab Schuldezernent<br />
Paul-Gerhard Weiß zu. Nun aber<br />
werde das Schuldoppel mit zu -<br />
sammen 3.500 Schülern zum<br />
»ech ten beruflichen Schulzen -<br />
trum«, das den Herausforde run -<br />
gen der gegen den Trend regelrecht<br />
explodierenden Offenba -<br />
cher Jahrgänge gewachsen sei.<br />
Kluft zwischen Angebot und<br />
Bedarf<br />
Wie groß die Schlucht zwischen<br />
Bedarf und Angebot bisher ist,<br />
lässt sich an den Kosten für Er -<br />
weiterungen und Halle ablesen.<br />
Das Gesamtpaket ist 47 Mio.<br />
Euro schwer und der mit Ab -<br />
stand dickste Brocken im Offen -<br />
bacher Schulbauprogramm.<br />
Min destens 39 Mio. Euro davon
Der Erweiterungsneubau auf dem Buchhügel wird Cafeteria, Verwal tungs-,<br />
Klassen- und Funktionsräume aufnehmen. Er soll Mitte nächsten Jahres fertig<br />
sein und sowohl Käthe-Kollwitz- wie auch <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> aus ihrer<br />
Raumnot befreien. Letztere wird im Anschluss auch selbst noch erweitert –<br />
Fertigstel lung Mitte 2013. Die neue Dreifeld-Sporthalle ist in Grundzügen<br />
jetzt schon erkennbar. Hier kann wohl ab Dezember <strong>2011</strong> geschwitzt werden.<br />
kassiert Hochtief, quasi als<br />
Alles-inklusive-Pauschale. Ein<br />
Ableger des Bauriesen hat den<br />
Zuschlag bekommen, das Be -<br />
rufs schulzentrum in öffentlichprivater<br />
Partnerschaft (ÖPP)<br />
nicht nur auf Vordermann zu<br />
bringen und zu erweitern, sondern<br />
auch zu betreiben und in<br />
Schuss zu halten. Der Vertrag<br />
läuft bis zum Jahr 2032.<br />
Die neue Kollwitz-Schulleiterin<br />
Marlies Stülb freut sich auch<br />
auf die pädagogischen Chancen<br />
der räumlichen Neuerungen, oh -<br />
ne sie reflexartig mit den Ent -<br />
täu schungen ihres Vorgängers<br />
Gerd Müller und seines ebenfalls<br />
streitbaren Nebenan-Amtskol le -<br />
gen Kößler gegenzurechnen. Ob -<br />
wohl: Bevor sie ihre Bewerbung<br />
abgab, ist sie »mal ums Gelände<br />
geschlichen« und mit dem Ge -<br />
danken heimgefahren, dass Sa -<br />
nie rung und Erweiterung dringend<br />
nötig seien. ›Gutes Ler nen‹,<br />
sagt sie, habe ja auch immer mit<br />
Wohlfühlen zu tun. Ein engagiertes<br />
Kollegi um brauche ein<br />
würdiges Umfeld. Und das direkte<br />
Um feld sei verbesserungswürdig.<br />
Was das weitere betrifft, ist<br />
Stülb schon neugierig.<br />
Für den Halbmarathon joggen<br />
Letzte Woche war sie mit Detlef<br />
Schwenger, seit Müllers Verab -<br />
schiedung im Sommer kommissarischer<br />
Schulleiter, auf dem<br />
Schuldach und hat den Blick<br />
schweifen lassen. Das Rathaus,<br />
der <strong>Mai</strong>n, davor die Innenstadt.<br />
Und nur einen Steinwurf entfernt<br />
etwas für die in <strong>Mai</strong>nz<br />
lebende und zuletzt in Wies -<br />
baden eingesetzte Studiendirek -<br />
to rin so Schönes, dass sie in der<br />
neuen Sporthalle sicher nur selten<br />
anzutreffen sein wird: der<br />
Wetterpark und die Wäldchen<br />
drumherum. Da will Marlis<br />
Stülb manchen Mittag joggen.<br />
Ihre Paradedistanz ist der<br />
Halbmarathon.<br />
Den durchzuziehen, dafür reicht<br />
eine Pädagogen-Pause nicht.<br />
Doch an der Kollwitzschule<br />
scheint nach vielen Jahren Still -<br />
stand schon das Vorwärtskom -<br />
men an sich wertvoll. Die neue<br />
Chefin glaubt fest dran. Und um<br />
ihr persönliches Wohlfühlen ist<br />
es sowieso schonmal gut be -<br />
stellt. »Für mich ist jetzt noch<br />
fast alles fremd. Aber ich habe<br />
das Gefühl, hier gut aufgenommen<br />
zu werden«, sagt sie.<br />
Detlef Schwengler und die an -<br />
de ren Kol legen haben ihr schon<br />
die passende <strong>Mai</strong>ladresse einrichten<br />
lassen, das Schild an<br />
ihrer Tür mit ihrem Namen versehen,<br />
sie vor ihrer Ankunft in<br />
einige wichtige Entscheidungen<br />
einbezogen und ein von der<br />
Textil klasse gefertigtes KKS-<br />
Band an ihrem Schulschlüssel -<br />
bund befestigt.<br />
Sozialintegrative Arbeit<br />
wichtig<br />
»Es gibt be stimmt viele Schwie -<br />
rigkeiten. Aber Veränderungen<br />
geben die Möglichkeit zur Ge -<br />
staltung«, ist Stülb überzeugt. Es<br />
sei eine sehr vielfältige und<br />
damit sehr reizvolle <strong>Schule</strong>; es<br />
gebe hier viele Migranten und<br />
viele Benachtei ligte, so dass<br />
auch viel ›sozialintegrative<br />
Arbeit‹ wichtig sei. Die neue<br />
Schulleiterin will »schauen, wo<br />
Dinge gefördert und das<br />
Kollegium unterstüzt werden<br />
kann«. Unterrichten will die<br />
Studiendirektorin auch einige<br />
Stunden in der Woche, am liebs -<br />
ten in möglichst vielen unterschiedlichen<br />
Schulformen.<br />
Dafür ist die Kollwitz-<strong>Schule</strong><br />
schon jetzt bestens ausgestattet.<br />
Sie ist Berufsschule für Azubis<br />
aus den Bereichen Ernährung,<br />
Körperpflege, Textiltechnik und<br />
Bekleidung und Berufsschule für<br />
Jugendliche ohne Ausbildungs -<br />
platz. Sie ist Berufsfachschule,<br />
Fachschule für Sozialpädagogik,<br />
mehrfach unterteilte Fachober -<br />
schule und auch Behinderten -<br />
werkstatt. In diesem Halbjahr<br />
wird es aber wahrscheinlich<br />
nichts mehr mit Stülbs pädagogischer<br />
Tournee. Die Stunden -<br />
plä ne sind ja schon fertig.<br />
Projekte<br />
Schüler der THS<br />
recherchieren<br />
für Schülerzeitung<br />
Seit 2004 Jahren arbeitet die<br />
THS beim Erstellen der<br />
Schüler zeitung ›Abenteuer<br />
Ausbil dung‹ mit. Bisher sind<br />
sieben <strong>Ausgabe</strong>n erschienen.<br />
In der nun vorliegenden achten<br />
Aus gabe wurde die THS als<br />
Schwer punkt schule ausgesucht.<br />
Das bedeutet, dass insbesondere<br />
Schüler unserer <strong>Schule</strong> recherchierten<br />
und die Artikel schrieben.<br />
Unterstützt wurden sie da -<br />
bei von Frau Camoni, einer Mit -<br />
ar beiterin aus dem ›JUMINA-<br />
Projekt‹, von Klassenlehrern und<br />
der Abteilungsleiterin aus der<br />
Berufsschule, Gudrun Bayer.<br />
In allen <strong>Schule</strong>n in Offenbach,<br />
die an dem Projekt beteiligt<br />
sind, wurde die Broschüre verteilt.<br />
Sie soll dort auch im Un -<br />
ter richt eingesetzt werden.<br />
Zuvor wurden die Schüler in<br />
Workshops zu ›JUMINA-Lotsen‹<br />
ausgebildet. Diese Lotsen informierten<br />
die Klassen und haben<br />
über das Projekt, Entstehung der<br />
Broschüre sowie deren Inhalte<br />
berichtet. Zugehört haben nicht<br />
nur die Klassen, sondern auch<br />
Pressevertreter, JUMINA Projekt -<br />
leitung und der Geschäftsführer<br />
der IHK Herr Rixecker.<br />
THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong> <strong>•</strong> 5
THS Newsletter<br />
Wer hält die Versprechen?<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Schüler fragen Kommunalpolitiker<br />
Von Georg Buschmann<br />
Dass sie nicht ehrlich ist, muss<br />
sie sich nicht vorwerfen lassen.<br />
Brigitte Koenen redet<br />
nicht um den heißen Brei<br />
herum. »Wie wol len Sie die<br />
<strong>Schule</strong>n sanieren«, fragt eine<br />
Schülerin die Grünen-Politi ke -<br />
rin. »Mit netten Schulden«,<br />
lau tet die lapidare Antwort.<br />
»Denn die Stadt wird das notwendige<br />
Geld dazu nie haben.«<br />
Den Fragen vieler Jung wähler<br />
stellten sich kurz vor den<br />
Wahlen fünf Par tei en-Vertre -<br />
ter in der THS.<br />
Dort hat Michaela Makosz,<br />
Fach bereichsleiterin Politik,<br />
einen Projekttag zur Kommu nal -<br />
wahl organisiert. Die Schüler<br />
lernen, wie gewählt wird und<br />
welche Partei wofür steht. An -<br />
schließend können sie die geladenen<br />
Kommunalpolitiker mit<br />
Fragen Iöchern. Große Themen<br />
sind der Verkehr, der Hafen 2<br />
und die Integration. Nicht ohne<br />
Grund: Die meisten <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-Schüler haben einen<br />
Migrationshintergrund.<br />
Klartext reden die anwesenden<br />
Politiker selten. Dass die Linke<br />
mehr Fahrradständer aufstellen<br />
möchte, gehört schon zu den<br />
konkreteren Plänen. Ihre Vertre -<br />
terin Fiona Merfert zählt erst 19<br />
Lenze und ist damit genauso alt<br />
wie mancher Schüler. »Wir wollen<br />
außerdem, dass man wieder<br />
6 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
Junge Leute unter sich: In der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> stellte sich Fiona Merfert<br />
von der Linken den kritischen Fragen der Schüler.<br />
für einen Euro mit dem Bus von<br />
Kaiserlei zum Marktplatz fahren<br />
kann.« Eine Schülerin merkt zu -<br />
stimmend an: »Momentan fahren<br />
die meisten lieber schwarz.«<br />
Einen schweren Stand hat die<br />
FDP. Nur wenige Jugendliche<br />
ver lieren sich bei ihrem Vortrag,<br />
es ist keine einzige Frau dabei.<br />
Auf der Tafel, vor der FDP-Frak -<br />
tionschef Oliver Stirböck redet,<br />
kritisieren Schüler seine Partei<br />
für ihre Pro-Atomkraft-Haltung.<br />
CDU und SPD hingegen freuen<br />
sich über reges Interesse. Dafür<br />
stellen ihnen die Jungwähler<br />
kniff lige Fragen. »Mein Cousin<br />
wurde nach Serbien abgeschoben.<br />
Dort wurde er verhaftet,<br />
weil er Muslim ist«, erzählt ein<br />
Schüler. »Wie kann das sein?«<br />
Das sei eine klare Fehlentschei -<br />
dung, räumt Peter Freier, Offen -<br />
bacher Spitzen- und Ober bür -<br />
ger metster-Kandidat der Union,<br />
ein. »Gerade serbische Muslime<br />
werden in ihrem Heimatland<br />
ver folgt und müssen deshalb<br />
hier Asyl finden.«<br />
Auch Stephan Färber (SPD-Frak -<br />
tionsvorsitzender) stellt sich kritischen<br />
Fragen. »Ist das Wohn -<br />
gebiet Hafen 2 nur für Reiche?«,<br />
erkundigt sich eine Schülerin.<br />
Färber gibt sich Mühe, dem<br />
nicht zuzustimmen. Dennoch<br />
sagt er: »Wir brauchen einen ge -<br />
sellschaftlichen Mix und müssen<br />
auch die anlocken, die ein höheres<br />
Einkommen haben.«<br />
Mit solchen Aussagen kann er<br />
bei Samim Rustaie nicht punkten.<br />
Der 20-Jährige findet, dass<br />
die Linke besser auf die Fragen<br />
der Schüler eingegangen ist.<br />
»Für mich ist vor allem wichtig,<br />
dass die Parteien ihre Verspre -<br />
chen halten.« Das hoffen<br />
Meryem Yildiz und Hina Bajwa<br />
ebenfalls. Die beiden Mädchen<br />
dürfen dieses Mal noch nicht<br />
wählen. Sie wünschen sich<br />
aber, dass die Stadt den Berufs -<br />
schü lern Zuschüsse zum Bahn -<br />
ticket zahlt und nicht nur den<br />
Studenten.<br />
Der Projekttag an sich wird zwar<br />
von den meisten Schülern gut<br />
angenommen, es gibt aber auch<br />
kritische Stimmen. »Die <strong>Schule</strong><br />
enthält uns kleine Parteien vor«,<br />
sagt eine Schülerin, die lieber<br />
anonym bleiben möchte. Sie<br />
hätte sich sogar einen Auftritt<br />
der Republikaner gewünscht.<br />
Über solche Aussagen kann<br />
Organtsatorin Makosz nur den<br />
Kopf schütteln. »Wenn die kä -<br />
men, gäbe es Gewalt.« Sie ist<br />
der Meinung, dass das Spektrum<br />
der Parteien gut abgedeckt ist.<br />
Den Projekttag bewertet sie als<br />
Erfolg. Bereits seit mehr als<br />
zwan zig Jahren sei er eine feste<br />
Institution an der THS.<br />
Dieses Mal hofft sie, dass ihre<br />
Schüler sich wieder so rege be -<br />
tei ligen wie bei der vergangenen<br />
Landtagswahl. »Da sind drei<br />
Vier tel unserer Schüler wählen<br />
gegangen.« Ein guter Schnitt. ln<br />
ganz Offenbach lag die Beteili -<br />
gung vor zwei Jahren lediglich<br />
bei 53,6 Prozent .<br />
Der Beitrag erschien in einem Artikel<br />
der ›Offenbach Post‹.
Schüler engagieren sich für<br />
Pater Solalinde in Mexiko<br />
Von den Möglichkeiten und Grenzen deutscher Politik im Kampf für universelle<br />
Menschenrechte<br />
Von Patrick Gran, im Namen der Jahrgangsstufe 13 aus dem Unterrichtsfach Politik und Wirtschaft<br />
Im Unterrichtsfach Politik<br />
und Wirtschaft der Jahr -<br />
gangsstufe 13 im beruflichen<br />
Gymnasium bei Herrn<br />
Falcione beschäftigten wir<br />
uns im Rahmen des Themas<br />
›Internationale Bezie hungen‹ auch mit den<br />
Aufga ben von Nicht-Regierungs -<br />
organisationen (NGOs).<br />
Deshalb luden wir einen Vertre ter von<br />
›amnesty international‹ in unseren Unterricht<br />
ein. Dieser stellte auch Fallbeispiele aus der<br />
konkreten Menschenrechtsarbeit der Hilfs -<br />
organisation vor.<br />
Im Rahmen dieser Vorstellung wurden wir<br />
auf die Situation eines bedrohten Paters aus<br />
Me xi ko aufmerksam. Dieser Pater setzt sich<br />
für Migranten ein, die vor der Gewalt und<br />
der Armut in Mexiko in die USA flüchten<br />
wollen. Pater Solalinde gewährt den Flücht -<br />
lingen unter anderem Ob dach in seiner<br />
Kirche und wurde deshalb von Ortsein woh -<br />
nern und Banden in Mexiko bedroht.<br />
Die lokalen Behörden haben nach Angaben<br />
von amnesty inter national bislang keine ausreichenden<br />
Maßnahmen ergriffen, um den<br />
Schutz des Paters zu gewährleisten. Deshalb<br />
entschlossen wir uns dazu für ihn aktiv zu<br />
werden.<br />
In einem Brief baten wir deshalb den direkt<br />
gewählten Bundes tags abgeordneten für<br />
Offen bach, Peter Wichtel (CDU), sich für den<br />
verfolgten Pater Sola lin de einzusetzen (siehe<br />
Brief rechts).<br />
Auch die über die Landeslisten gewählten<br />
Vertreter unseres Wahlkreises Uta Zapf (SPD) und Christine Buch -<br />
holz (Die Linke) haben das Schreiben erhalten. Frau Zapf antwortete<br />
und teilte uns sehr detailliert mit, dass sie unser Anliegen unterstütze<br />
und dass sie unser Einsatz für Men schenrechte beeindrucken<br />
wür de, während wir von der Ver treterin der Linken leider keine Ant -<br />
Projekte<br />
wort erhielten. Herr Wichtel übergab unser<br />
An lie gen an das Auswärtige Amt, in die<br />
Verantwortung des Staats sekretärs Herrn<br />
Born. Die ser antwortete prompt (siehe Brief<br />
in der Mitte). Die Erfahrungen im Rahmen<br />
dieses Projek tes waren für uns sehr wichtig,<br />
weil sie uns vor Augen geführt haben, dass<br />
der An spruch auf die Durchsetzung universeller<br />
Menschenrechte in der konkreten<br />
Praxis oft auf Grenzen stößt. Dieser wichtige<br />
An spruch erscheint nur in internationaler<br />
Kooperation möglich.<br />
Den Schriftverkehr zwischen un seren Schü -<br />
lern und Herrn Wich tel sowie die Antwort<br />
aus dem Auswärtigen Amt können Sie hier<br />
nun lesen.<br />
THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong> <strong>•</strong> 7
THS Newsletter<br />
Wenn der ›Unternehmergeist‹<br />
Rückschläge überwindet<br />
Berufsfachschüler bereiten sich im Rahmen eines Projektes auf das Wirtschaftleben<br />
und lebenslanges Lernen vor<br />
Vom 4. bis 14. April <strong>2011</strong><br />
führ te Herr Dr. Curtius vom<br />
Kommuni ka tions- und Innova -<br />
tionszen trum Offenbach (KIZ)<br />
in Zusam menarbeit mit Frau<br />
Ittner und Frau Bayer das Pro -<br />
jekt ›Unter neh mergeist‹ in der<br />
Berufsfach schule der Jahr -<br />
gangs stufe 11 (BF1b) durch.<br />
Finanziell ermöglicht wurde<br />
das Projekt von der Stadt<br />
Offenbach.<br />
Für Dr. Curtius ist das Projekt<br />
eine gute Voraussetzung, um<br />
Menschen für den Arbeitsmarkt<br />
zu qualifizieren. »Wer sich da -<br />
rauf vorbereitet, ein Unterneh -<br />
mer zu sein, lernt auf diesem<br />
Weg alles, was er auch für die<br />
Aufnahme einer Beschäftigung<br />
benötigt. Er erhält einen sehr<br />
kon kreten Bezug zur realen<br />
Wirtschaft,« sagte er zu Beginn<br />
des Projektes.<br />
Der Projektansatz ist handlungsorientiert.<br />
Es geht darum, in<br />
dem relativ engen Zeitfenster<br />
der Projektphase eine Geschäfts -<br />
idee zu entwickeln und diese so<br />
umzusetzen, dass Umsatz und<br />
8 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
Gewinn erwirtschaftet werden.<br />
Die Lerngruppe arbeitete täglich<br />
vier Unterrichtsstunden mit dem<br />
Projektleiter.<br />
Das Projekt war nach folgendem<br />
Ablaufplan strukturiert:<br />
<strong>•</strong><br />
<strong>•</strong><br />
<strong>•</strong><br />
<strong>•</strong><br />
<strong>•</strong><br />
<strong>•</strong><br />
<strong>•</strong><br />
<strong>•</strong><br />
Geschäftsideen entwickeln<br />
Marktrecherchen<br />
Konkretisierung des<br />
Angebotes<br />
Kooperation für die Umset -<br />
zung schließen<br />
Akquise (Kundengewinnung)<br />
Produktion<br />
Auslieferung<br />
Einnahmen entgegennehmen<br />
und Abschlussbewertung<br />
Die Schüler entwickelten zu -<br />
nächst die Idee ein kommerzielles<br />
Schulfest zu organisieren, an<br />
welcher sie auch arbeiteten. Lei -<br />
der konnte diese Idee dann aber<br />
aus schulischen Gründen nicht<br />
realisiert werden.<br />
Das war de motivierend für die<br />
Lernenden. Die Klasse besann<br />
sich aber rela tiv schnell, überwand<br />
die Enttäuschung über<br />
diesen Rück schlag und überlegte<br />
sich eine etwas kleinere Projekt -<br />
idee. Eine Gruppe entwarf spe -<br />
zielle ›Absolventen-T-Shirts‹, die<br />
sie an die Schüler der Berufs -<br />
fach schule und der Fachober -<br />
schule, welche unsere <strong>Schule</strong><br />
ver lassen, verkauften. Eine zweite<br />
Gruppe organsierte einen Ku -<br />
chenstand und verkaufte selbst<br />
gebackenen Kuchen in der<br />
Pausenhalle.<br />
Die Schüler waren in der Pro -<br />
jekt phase sehr engagiert, auch<br />
eher introvertierte Schüler<br />
brach ten sich aktiv in das Pro -<br />
jekt geschehen ein. Die beteiligten<br />
Lehrkräfte und der Projekt -<br />
lei ter verstanden es gut, die<br />
Schüler während der Umset -<br />
zungs phase immer wieder neu<br />
zu motivieren. Die erworbenen<br />
Kompetenzen können die Schü -<br />
ler nicht nur für ihren Berufs -<br />
ein stieg nutzen.<br />
Auch der Projektleiter zeigte<br />
sich mit dem Verlauf und dem<br />
Ergebnis des Projektes zufrieden.<br />
»Die Rechnung ging auf: beide<br />
Schülergruppen machten reale<br />
Geschäfte, erzielten Umsatz und<br />
Gewinn und haben auf ihrem<br />
Weg zur Umsetzung konsequent<br />
alle Hürden überwunden, die sie<br />
KIZ – HINWEIS ZUM PROJEKT<br />
Selbstständiges Denken und<br />
Han deln sind heute wichtige<br />
Kernkompetenzen im Berufs le -<br />
ben und werden von Absolven -<br />
ten aller <strong>Schule</strong>n erwartet.<br />
Ebenso ›Wirtschaftskompetenz‹.<br />
Schüler, die über praktische<br />
Wirtschaftskompetenz verfügen,<br />
haben einen deutlichen<br />
Vorteil auf dem Ausbildungsund<br />
Arbeitsmarkt. Am deut -<br />
lichs ten treten diese Anforde -<br />
rungen im Bereich der<br />
Existenzgründung hervor.<br />
Existenzgründer gehen ohne<br />
selbstständiges Denken und<br />
Handeln und ohne Wirtschafts -<br />
kompetenz einfach ›unter‹ und<br />
verschwinden vom Markt. Da -<br />
her kann man diese Kompe ten -<br />
zen sehr gut im Zusammen -<br />
hang mit der Existenzgründung<br />
thematisieren.<br />
bis zur Realisierung ihrer Pro -<br />
jekt idee überwinden mussten.<br />
Das war es, was wir zeigen wollten.«,<br />
sagte Dr. Curtius.
U9 visuelle Allianz<br />
HEY<br />
KAUBOY<br />
ICH BIN’S –<br />
DEIN ALTER<br />
KAUGUMMI<br />
Du hast ausgekaut ?! Dann zeig, was du kannst !<br />
Und schmeiß ihn in die Tonne !
THS Newsletter<br />
Wenn Eisberge sichtbar<br />
und Konflikte gelöst werden<br />
Was Streitschlichtung mit lebenslangem Lernen zu tun hat<br />
Von Nicola Ehrentraut (Klasse: FW2Bb)<br />
Mediation bedeutet, dass zwei<br />
zerstrittene Parteien mit Hilfe<br />
einer neutralen dritten Person,<br />
dem sogenannten Mediator,<br />
einen für beide Parteien ak zep -<br />
tablen Lösungsweg für ihren<br />
Konflikt zu finden versuchen.<br />
Mediation<br />
hat eine<br />
lange Ge -<br />
schich te.<br />
Schon die<br />
Ägypter im<br />
4. Jahrtau -<br />
send vor<br />
unserer Zeit oder fernöstliche<br />
Kul turen sollen sich bei Konflik -<br />
ten dieser Streit schlich tungs -<br />
methode be dient haben. Die<br />
ersten Media tions zentren wurden<br />
von chinesischen Einwan -<br />
derern in den USA gegründet.<br />
Ende des 19. Jahr hun derts entdeckten<br />
die US-Ame rikaner<br />
diese Form der Streit vermittlung<br />
auch für sich.<br />
Gegenwärtig ist die Mediation<br />
als Form der Streitvermittlung<br />
auch in Europa weitgehend etabliert.<br />
Sie wird auch immer häufiger<br />
als ein Vorverfahren in<br />
einer gerichtlichen Auseinan der -<br />
setzung vorgeschlagen beziehungsweise<br />
angeordnet. In<br />
Deutsch land etablierte sich die<br />
Mediaton Ende der 70er Jahre.<br />
Sie wird in Bereichen des Fami -<br />
lienrechts, besonders bei Fami li -<br />
en- oder Scheidungskonflikten<br />
sowie im wirtschaftlichen<br />
10 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
Bereich, immer häufiger eingesetzt.<br />
Auch in <strong>Schule</strong>n findet die Me -<br />
diation immer mehr Reso nanz.<br />
In vielen <strong>Schule</strong>n gibt es Streit -<br />
schlichter-AGs, in der freiwillige<br />
Interessenten zu Media to ren<br />
ausgebildet werden. Dies ge -<br />
schieht in der Regel über ein<br />
wöchentliches Treffen und ein<br />
einwöchiges Seminar, das die<br />
Teilnehmer besuchen. Dort lernen<br />
sie, wie man bei einem<br />
Streit zwischen zwei Parteien als<br />
neutrale dritte Person vermittelt.<br />
Psychologische Grundkenntnisse<br />
helfen dabei auf die Streitpar -<br />
tei en einzugehen, um Ursachen<br />
eines Streits aufzudecken. Ein<br />
Mediator unterliegt der Schwei -<br />
ge pflicht und hat die Informa -<br />
tio nen, die er von den Parteien<br />
erhält, stets vertraulich zu be -<br />
han deln. Der Mediator bedient<br />
sich in der Regel einer vorgegebenen<br />
Struktur für die Streit -<br />
schlichtung. Diese nennt man<br />
auch die ›5 Phasen der Media -<br />
tion‹.<br />
Das Fünf-Phasen-Modell<br />
In der ersten Phase werden die<br />
Regeln erläutert. Dazu gehört,<br />
dass die Streitenden sich aussprechen<br />
lassen. Des Weiteren<br />
wird die Schweigepflicht des<br />
Mediators betont. In der nächs -<br />
ten Phase dürfen beide Streit -<br />
par teien ihre Sicht der Dinge<br />
darlegen, die anschließend noch<br />
einmal vom Mediator wiederholt<br />
und zusammengefasst werden.<br />
In der dritten Phase werden die<br />
Motive und Gefühle der Streit -<br />
par teien thematisiert. Hierbei<br />
wird mit dem Modell des sogenannten<br />
›Eisberg‹ gearbeitet. Mit<br />
diesem Eisberg können die Ge -<br />
fühle der Menschen dargestellt<br />
werden. Von einem Eisberg kann<br />
man in der Natur nur einen kleinen<br />
Teil oberhalb des Meeres se -<br />
hen. Doch unterhalb des Meeres<br />
ist der Eisberg riesengroß. So<br />
ver hält es sich auch mit den Ge -<br />
fühlen eines Menschen. Sichtbar<br />
sind nur die Mimiken und die<br />
Gefühle, die der Mensch auch<br />
zeigen will. Jedoch sind dies<br />
meist nicht die wahren Gefühle,<br />
die im Menschen verborgen<br />
sind. Der Mediator hat die<br />
Auf gabe, diese Gefühle<br />
durch Er fragen<br />
bewusst zu<br />
machen, da dies<br />
sehr wichtig für<br />
die Kon flikt lösung<br />
ist.<br />
In der vierten<br />
Phase geht es um die<br />
Problemlösung. Es ist wichtig,<br />
dass die Streit parteien selbst<br />
eine Lösung für ihr Problem finden<br />
während der Mediator nur<br />
als ›helfende Hand‹ dient. In der<br />
letzten Phase werden die Lö -<br />
sungs vorschläge und die damit<br />
zusammenhängenden getroffenen<br />
Vereinbarungen genau formuliert<br />
und anschließend vom<br />
anwesenden Protokollanten<br />
schrift lich niedergelegt. Zum<br />
Schluss wird ein neuer Termin<br />
vereinbart, um festzustellen, ob<br />
sich das Verhältnis der beteiligten<br />
Personen durch die vereinbarte<br />
Problemlösung verbessert<br />
hat.<br />
Kleine Ursache, große Folgen<br />
Da ich auch vier Jahre in der<br />
Streitschlichter-AG meiner<br />
Schu le tätig war, halte ich durch<br />
die vielen Erfahrungen, die ich<br />
in dieser Zeit gesammelt habe,<br />
die Streitschlichtung an <strong>Schule</strong>n<br />
als sinnvoll und wichtig.<br />
Besonders jüngere Schüler ha -<br />
ben noch nicht ge lernt, wie man<br />
mit einem Kon flikt konstruktiv<br />
umgeht. Des halb benötigen sie<br />
manchmal Hilfe.<br />
Meist entstehen<br />
scheinbar gro ße<br />
Konflikte nur<br />
durch kleine<br />
Miss ver ständ -<br />
nisse, über die<br />
man aber in seiner<br />
Verärgerung oft nicht redet. Das<br />
führt dazu, dass häufig der<br />
Grund für den Streit in den<br />
Hinter grund gerät. Des halb kann<br />
der Mediator von gro ßer Wich -<br />
tigkeit sein, da er den Streit aus<br />
einem neutralen Blick winkel<br />
sehen und so mit besser vermitteln<br />
kann.<br />
In besonders schweren Fällen,<br />
wie bei einer leichten Körper ver -
letzung, kann eine Streitschlich -<br />
tung sogar vor einer Klassen -<br />
kon ferenz bewahren, wenn<br />
beide Parteien bereit sind miteinander<br />
zu reden und zu einer<br />
Einigung kommen. Dies ist meiner<br />
Meinung nach sehr sinnvoll,<br />
da, wenn es zu einer Klassen -<br />
kon ferenz kommt, nicht mehr<br />
die Frage behandelt wird:<br />
»Warum ist es überhaupt dazu<br />
gekommen?«, sondern oft nur<br />
noch die Eskalation beziehungsweise<br />
die Folgen im Mittelpunkt<br />
der Konferenz stehen.<br />
Für das Leben lernen<br />
Bei der Streitschlichtung können/müssen<br />
die Streitenden<br />
zudem die Verantwortung für<br />
eine Problemlösung auch nicht<br />
delegieren wie bei einer Klas -<br />
sen konferenz, weil dort ›Dritte‹<br />
über die Lösungen/Sanktionen<br />
entscheiden. Bei diesem Verfah -<br />
ren müssen die Schüler selbst an<br />
einer Lösung für das Problem<br />
arbeiten. Meiner Meinung nach<br />
sollte die Mediation in <strong>Schule</strong>n<br />
weiter ausgebaut werden, um<br />
den Schülern beizubringen, wie<br />
man mit einem Konflikt konstruktiv<br />
umgehen kann.<br />
Dies kann auch für den weiteren<br />
Lebensweg, ob im privaten oder<br />
beruflichen Bereich, nur von<br />
großem Vorteil sein.<br />
Von Gesundheitsund<br />
Risikotypen<br />
Angebot für mehr Arbeits zu friedenheit: Schul -<br />
psychologen unterstützen Kollegen in der BFS<br />
Von Gudrun Bayer<br />
Viele Lehrer fühlen sich oft<br />
ge stresst, überlastet und nicht<br />
ge nügend anerkannt. Immer<br />
mehr Verordnungen, Erlasse<br />
und Ge setze schränken zudem<br />
ihre pä dagogische Freiheit ein.<br />
Die Berufsfachschule (BFS) hat<br />
sich deshalb aufgemacht, diese<br />
Situation genauer zu erkunden<br />
und zu überlegen, welche Maß -<br />
nahmen hilfreich sein könnten,<br />
um eine größere Arbeitszufrie -<br />
denheit herzustellen.<br />
Am 5. April <strong>2011</strong> fand eine<br />
schulformbezogene Fortbildung<br />
zu diesem Thema statt. Geleitet<br />
wurde diese von den Schulpsy -<br />
cho logen Frau Schatz und Herrn<br />
Dr. Bachmann vom Staatlichen<br />
Schulamt Offenbach (SSA).<br />
Eine Vorbereitungsgruppe aus<br />
unserem Kollegium hatte bereits<br />
im Februar die Inhalte der Fort -<br />
bil dung gemeinsam mit den<br />
Schul psychologen geplant.<br />
Am Tag der Fortbildung wurden<br />
zunächst die vorbereiteten As -<br />
pekte Stress und Burnout-Symp -<br />
tom vorgestellt. Im Mittelpunkt<br />
der Theorie stand die Studie von<br />
Schaarschmidt/Fischer aus dem<br />
Jahre 1996, die das »arbeitsplatzbezogene<br />
Verhaltens- und<br />
Erlebensmuster von LehrerInnen«<br />
(AVEM-Typen) untersuchte.<br />
Demnach gibt es vier verschiedene<br />
Typen: der Gesundheitstyp<br />
(G), der Schonungstyp (S), der<br />
Risikotyp A und der Risikotyp B<br />
(siehe Infobox rechts).<br />
Da mehr als 60% der Lehrkräfte<br />
zu den Risikotypen gehören, er -<br />
scheint es mir zwingend notwendig<br />
sich mit den Themen<br />
Stress und Burnout zu beschäftigen,<br />
um gezielte Gegenmaß -<br />
nah men treffen zu können.<br />
Nach der theoretischen Hinfüh -<br />
rung nahmen die Kolleginnen<br />
und Kollegen in Workshops zu<br />
den Themen Fähig keit zur Dis -<br />
tanz und ›Ener gieflüsse‹ zu -<br />
nächst eine persönliche<br />
Bestands aufnahme ihrer<br />
Lebenssituation vor und lernten<br />
Methoden zur Stressreduktion<br />
kennen.<br />
Die allgemeinen Prinzipien zur<br />
Stressreduktion sind:<br />
<strong>•</strong> Anforderungen optimieren,<br />
<strong>•</strong> Ressourcen maximieren und<br />
<strong>•</strong><br />
Belastungen/Stressoren minimieren.<br />
Individuell bedeutet dies, dass<br />
eine persönliche Arbeitsplanung,<br />
ein effektives Zeitmanagement<br />
sowie regelmäßiges Entspan -<br />
nungs training zum Alltag einer<br />
Lehrperson gehören sollte.<br />
Für das nächste Schuljahr haben<br />
uns die Schulpsychologen be -<br />
reits ein Angebot für weitere<br />
drei bis fünf Workshops unterbreitet,<br />
um den begonnenen<br />
Prozess vertiefen zu können.<br />
Projekte & Events<br />
Typ G: Gesundheit: 10-20%. Der Ge -<br />
sund heitstyp hat hohen beruflichen<br />
Ehr geiz, Erfolgserleben im Beruf, mittleres<br />
Per fektionsstreben, kann Pro -<br />
ble me aktiv bewältigen, besitzt die<br />
Fähig keit zur Distanz, ist ausgeglichen<br />
und hat eine innere Ruhe und<br />
hohe Lebens zufriedenheit.<br />
Typ S: Schonung: 20-30%. Der Scho -<br />
nungs typ hat wenig beruflichen Ehr -<br />
geiz, geringes Perfektionsstreben,<br />
eine hohe Fähigkeit zur Distanz,<br />
wenig Resignation, ist ausgeglichen,<br />
hat Le bens zufrie den heit und erlebt<br />
soziale Unterstützung<br />
Risikotyp A: Selbstüberforderung:<br />
30%. Für den Typ A bedeutet die Ar -<br />
beit sehr viel, er verausgabt sich, hat<br />
ein hohes Perfektionsstreben, eine<br />
ge ringe Distanzierungsfähigkeit,<br />
kaum in ne re Ruhe und erlebt kaum<br />
soziale Unterstützung.<br />
Risikotyp B: BurnOut: ca. 30%. Der<br />
Risikotyp B verfügt über geringen be -<br />
ruf lichen Ehrgeiz, die Arbeit bedeutet<br />
ihm wenig, die Resignation ist hoch,<br />
er hat kaum Erfolgserleben im Beruf,<br />
eine ge ringe Lebenszufriedenheit,<br />
kann Pro ble me nicht bewältigen und<br />
erlebt kaum soziale Unterstützung.<br />
G S<br />
THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong> <strong>•</strong> 11
THS Newsletter<br />
Wenn Kinderaugen verzücken<br />
und nachhaltig wirken<br />
Was man im Rahmen eines Freiwilligendienstes in Brasilien erleben und lernen kann<br />
Von Susanne Schulze (Klasse FW2Bb)<br />
Da wir in unserer Familie<br />
einen Austauschschüler aus<br />
Brasilien aufgenommen<br />
hat ten, wollte ich dieses Land<br />
nicht nur kennenlernen,<br />
son dern auch etwas für dieses<br />
Land tun.<br />
Am 8. Februar 2010 verließ ich<br />
deshalb Deutsch land und damit<br />
meine Familie, meine Freunde<br />
und meinen Heimatort für ein<br />
halbes Jahr, um in Brasilien meinen<br />
Frei willigen dienst zu absolvieren.<br />
Nach dem 13-stündigen<br />
Flug kam ich in meiner neuen<br />
Heimat Rio de Janeiro an.<br />
Rio de Janeiro ist mit knapp<br />
zwölf Millionen Einwohnern die<br />
zweitgrößte Stadt Brasiliens.<br />
Wahrzeichen von Rio sind der<br />
Zuckerhut, die 38 Meter ho he<br />
Christusfigur auf dem Gipfel des<br />
Corcovado, der Strand des<br />
Stadt teils Copacabana sowie<br />
der berühmte, jährlich statt -<br />
findende Karneval.<br />
Wichtig war mir die Mitarbeit in<br />
einem Projekt, das die so zi a len<br />
Lebensumstände der Men schen<br />
in Brasilien verbessert. Sol che<br />
Projekte können etwa Sozial -<br />
arbeit in Waisenhäusern und<br />
Kinderheimen sein, aber auch<br />
die Mitarbeit in Umwelt projek -<br />
ten oder in Institutionen der<br />
politischen Bildung wie in<br />
Gewerkschaften. Auch der ehemalige<br />
Präsident Lula da Silva<br />
entstammt einer der größten<br />
Gewerkschaften Brasiliens. Ich<br />
12 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
entschied mich für einen sozialen<br />
Dienst in einer Einrichtung<br />
für Mädchen, da ich gerne mit<br />
Kindern arbeiten wollte. Profes -<br />
sio nelle Hilfe bei der Vermitt -<br />
lung eines Projekts hatte ich<br />
keine. Ich habe mich nach meiner<br />
Ankunft in Rio bei sozialen<br />
Einrichtungen vor Ort persönlich<br />
vorgestellt und bin schnell fündig<br />
geworden.<br />
Meine Erfahrungen in Brasilien<br />
Aufgeregt und gespannt machte<br />
ich mich dann an einem Mon -<br />
tag morgen zu meiner neuen<br />
Arbeitstelle auf. »Seja bem vindos!«<br />
Mit diesem Satz empfingen<br />
mich die Angestellten der<br />
katholisch sozialen Einrichtung<br />
›Pequena Cruzada‹ (Kleine Kreu -<br />
zung) herzlich. Die Einrichtung<br />
liegt westlich der Copacabana<br />
an der Lagune ›Rodrigo de Frei -<br />
tas‹ und beschäftigt ca. 20 Mit -<br />
arbeiterinnen, welche sich um<br />
das Wohlergehen von <strong>15</strong>0 Mäd -<br />
chen im Alter von fünf bis 14<br />
Jahren kümmern. Sonia und<br />
Adriana, die Leiterinnen der<br />
Einrichtung, stellten mich der<br />
Gruppe, in der ich für die kommenden<br />
Monate mitarbeiten<br />
sollte, als Volontärin aus<br />
Deutschland vor. Es war eine<br />
erste Klasse, 17 Mädchen im<br />
Alter von sechs bis acht Jahren,<br />
die mich gleich freundlich be -<br />
grüßten und mich über Deutsch -<br />
land und mein Dasein ausfrag-<br />
ten. Wilma, die Lehrerin und<br />
Leiterin der Gruppe, musste die<br />
neugierigen Mädchen in der An -<br />
fangszeit oftmals bremsen, da<br />
ich zu diesem Zeitpunkt noch<br />
kaum Portugiesisch sprach und<br />
mich überwiegend mittels Kör -<br />
per sprache versuchte zu verständigen.<br />
Ich kümmerte mich vormittags<br />
um die Mädchen, bevor sie sich<br />
auf den Weg zur <strong>Schule</strong> machten,<br />
die in Brasilien für Grund -<br />
schüler erst mittags beginnt. Ich<br />
wurde von ihnen schon morgens<br />
um 9 Uhr stürmisch begrüßt. Ich<br />
spielte dann häufig bis 13 Uhr<br />
Ballspiele, Gummitwist, bastelte<br />
und malte mit den Kindern und<br />
begleitete sie zu den wöchentlichen<br />
Judo- und Kunststunden.<br />
Ich half auch bei den Hausauf -<br />
gaben und dem Englisch unter -<br />
richt. Bei diesen Aktivitäten<br />
han delt es sich um ein vielfältiges<br />
Freizeitangebot, welches be -<br />
sonders Kindern aus armen Fa -<br />
milien, die in den sogenannten<br />
›Favelas‹ leben, einen Zugang zu<br />
Bildung und Kultur ermöglichen<br />
soll. Besonders das Spielen und<br />
Basteln bereitete mir viel Spaß.<br />
Mit Begeisterung malten die<br />
kleinen Mädchen oft ›ihre Susi‹<br />
aus dem fernen Deutschland. Bei<br />
der Weltmeisterschaft wurden<br />
brasilianische sowie deutsche<br />
Flaggen gemalt und gehisst. Es<br />
war bewegend für mich, wenn<br />
die Mädchen beim Mittagessen<br />
aufstanden und sich an mich<br />
klam merten, nur weil ich an<br />
einem anderen Tisch saß.<br />
Andere Mentalität<br />
Die Arbeitsatmosphäre in Bra si -<br />
lien unterscheidet sich von der<br />
deutschen in der Gelassenheit<br />
und darin, wie sie die Arbeit be -<br />
wältigen. Meine Kolleginnen<br />
waren immer freundlich und<br />
offen für Anregungen und Anlie -<br />
gen. Der Abschiedsfeier, anlässlich<br />
meines 6-monatigen Diens -<br />
tes, sah ich mit einem weinenden<br />
und einem lachenden Auge<br />
entgegen. Die Leiterinnen hielten<br />
eine kleine Rede und überreichten<br />
mir anschließend ein<br />
Buch, in dem mir jedes Mädchen<br />
ein Bild gemalt hatte.<br />
Mein Resümee<br />
Retrospektiv kann ich sagen,<br />
dass ›Pequena Cruzada‹ das Bes -<br />
te war, was mir passieren konnte<br />
und ich meine Zeit dort sehr<br />
genossen habe. Nicht nur die<br />
Arbeit machte mir Freude, auch<br />
die immer freundlichen Men -<br />
schen, die strahlenden Kinderau -<br />
gen, das Wetter, die Umgebung,<br />
die Lebensfreude der Brasilianer<br />
waren wertvolle Erfahrungen<br />
und das, obwohl die Kriminalität<br />
in Brasilien immer noch sehr<br />
hoch ist. Mir wurde Gott sei<br />
Dank ›nur‹ meine Kreditkarte<br />
gestohlen. Ich werde Brasilien<br />
sicherlich wieder besuchen.
Kalligrafie für<br />
Anfänger<br />
Workshop in der Projekt woche<br />
im Januar <strong>2011</strong> mit Löri<br />
Hofmann und Sieglinde Fiala<br />
Erste Schreibversuche mit<br />
Balserholz werden später mit<br />
Feder verziert.<br />
Es ist nicht leicht, die ersten<br />
Buchstaben gerade auf’s<br />
Papier zu bringen.<br />
Projekte & Events<br />
Verunglücktes wird versetzt<br />
aufgeklebt, Reste werden zu<br />
Glückwunschkarten.<br />
THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong> <strong>•</strong> 13
THS Newsletter<br />
Erwin Stark, Chefarzt der Neurolo -<br />
gischen Klinik am Offenbacher<br />
Klinikum, spricht vor <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
Schülern über den Schlaganfall.<br />
Dabei erklärt der Professor, wie<br />
Schlag anfälle entstehen und wie im<br />
Notfall gehandelt werden soll.<br />
Kampagne<br />
›Rhein-<strong>Mai</strong>n gegen Schlaganfall‹ ist<br />
eine Aufklärungskampagne, um die<br />
Bevölkerung für die Symptome von<br />
Hirnschlägen zu sensibilisieren.<br />
Neben Plakaten auf Bussen und<br />
Straßenbahnen halten Ärzte Vorträge<br />
an hessischen <strong>Schule</strong>n.<br />
An fünf <strong>Schule</strong>n in Stadt und Kreis<br />
Offenbach halten der Chef arzt der<br />
Neurologischen Klinik, Erwin Stark,<br />
und einer seiner Mitarbeit Vorträge.<br />
Start der Reihe war an der <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>.<br />
Initiatoren sind die Initiative<br />
›Gesundheitswirtschaft Rhein-<strong>Mai</strong>n‹,<br />
das Pharmaunternehmen Boehringer<br />
Ingelheim, verschiedene Kliniken aus<br />
dem Rhein-<strong>Mai</strong>n-Gebiet sowie Kran -<br />
kenkas sen und Apotheker ver bän de.<br />
(cir)<br />
14 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
Unterricht<br />
beim Professor<br />
Erwin Stark, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Offenbacher<br />
Klinikum, spricht vor <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Schülern über den Schlaganfall<br />
Frankfurter Rundschau vom 17. 1. <strong>2011</strong><br />
»Welches Bein eines Patienten<br />
wäre gelähmt, wenn diese Sei -<br />
te hier betroffen wäre?«, fragt<br />
Pro fessor Erwin Stark und<br />
zeigt auf ein Hirnmodell. Er ist<br />
Chefarzt der Neurologischen<br />
Klinik am Offenbacher Klini -<br />
kum. Doch heu te spricht er<br />
nicht mit Pa tien ten, sondern<br />
hält vor Schü lern der <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> einen Vortrag<br />
über Schlagan fäl le. »Das lin -<br />
ke«, sagt eine Schüle rin. Stark<br />
gibt ihr Recht.<br />
Gerade hat Stark erklärt, wie<br />
Schlaganfälle entstehen, jetzt<br />
spricht er über die Folgen.<br />
Während seines Vortrags ist es<br />
mucksmäuschenstill im Unter -<br />
richts raum 1.25. Die 37 Jugend -<br />
lichen aus der 11. und 13. Klasse<br />
hören gebannt zu. Dabei ist es<br />
für Stark das erste Mal, dass er<br />
vor Schülern redet.<br />
»Spannend«, findet er das. Dass<br />
es ihm gefällt, merkt man ihm<br />
an. Er spricht ruhig. Dabei ist<br />
das Pensum seines 80-Minuten-<br />
Vortrags enorm. Es reicht von<br />
den Grundlagen der Hirndurch -<br />
blutung über die Risikofor -<br />
schung und die Gehirnfunktio -<br />
nen bis zu Symptomen und Behandlung<br />
von Hirnschlägen.<br />
»Der Schlaganfall im engeren<br />
Sinn ist eigentlich ein Gehirnin -<br />
farkt«, sagt er. Also ein Gefäß -<br />
ver schluss. Das Gehirn bekommt<br />
dann nicht mehr genug Sauer -<br />
stoff und Glukose. Rauchen verdoppelt<br />
das Risiko, irgendwann<br />
einen Schlaganfall zu erleiden.<br />
Grundsätzlich kann es jeden<br />
tref fen, nach Information der<br />
Initiative ›Rhein-<strong>Mai</strong>n gegen<br />
den Schlaganfall‹ erleiden tat -<br />
sächlich jedes Jahr 200.000<br />
Men schen in Deutschland einen<br />
Schlaganfall. Die typischen<br />
Symp tome sind plötzlich Läh -<br />
mungs erscheinungen, Taubheits -<br />
gefühle oder Sehstörungen.<br />
Während seines Vortrags schaut<br />
der Chefarzt immer wieder in<br />
den voll besetzten Klassenraum,<br />
um sich zu vergewissern, dass<br />
die Schüler und Schülerinnen<br />
noch mitkommen. »Kommt es zu<br />
einem Schaden, ist nicht gleich<br />
alles oder nichts verloren«, sagt<br />
Stark. Dann sei es entscheidend,<br />
schnell zu handeln. Bis viereinhalb<br />
Stunden, nachdem sich<br />
erste Symptome gezeigt haben,<br />
kann man noch handeln. »Da -<br />
nach ist alles zu spät.«<br />
Aber auch während dieser Zeit<br />
eilt es: Je mehr Zeit verstreicht,<br />
desto schlimmer die Folgen: der<br />
Verlust von Sprache, Lähmungen<br />
oder Sehstörungen etwa. Sind<br />
Teile des Gehirns fünf Minuten<br />
nicht ausreichend durchblutet,<br />
entstehen irreversible Schäden,<br />
erläutert Stark. Und: »Jede Se -<br />
kun de gehen Millionen Nerven -<br />
zellen für immer verloren«, er -<br />
klärt der Mediziner.<br />
Es kommt auf jede Sekunde an<br />
Rückfragen? Der Neurologe vermittelt<br />
das Gefühl, dass es keine<br />
dummen Fragen gibt, nimmt die<br />
Schüler ernst und bringt die<br />
kom plexen Sachverhalte gut<br />
rüber. Die Schüler kommen mit<br />
und sind nach dem Vortrag be -<br />
geistert. Auch Lehrerin Astrid<br />
Geißler, die die Schüler im Leis -<br />
tungskurs Gesundheitslehre un -<br />
ter richtet, ist zufrieden.<br />
Die 18-jährige Melike Ülker aus<br />
der 11. Klasse fand den Vortrag<br />
»sehr gut«. Sie ist seit einem<br />
hal ben Jahr auf der <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>. Will Abitur mit<br />
Schwerpunkt Gesundheit ma -<br />
chen, um später Medizin zu studieren.<br />
Berufsziel: Chirurgin. Ihre<br />
Mitschülerin Sahar Areti meint,<br />
die außergewöhnliche Unter -<br />
richts stunde sei »noch spannender<br />
als der normale Unterricht«<br />
gewesen.
Zwei<br />
sind heute ein Muss<br />
Berufsschüler erhalten einen Kompetenz-Nachweis<br />
über ihre Herkunftssprachen<br />
Von Domenico Sciurti (Offenbach Post)<br />
Jetzt hat sie es schriftlich:<br />
Esma Ata kann Türkisch. Es<br />
steht auf einem Blatt Papier,<br />
das sie stolz in ihrer Hand<br />
hält. »Mit dem Nachweis habe<br />
ich bessere Chancen, später<br />
einen Job zu finden.«<br />
Zuhause, mit den Eltern, spricht<br />
Esma Tür kisch. Das war schon<br />
immer so. Von der ersten bis zur<br />
sechsten Klasse bekam sie sogar<br />
einmal wöchentlich Sprachun -<br />
ter richt. Doch im Land der<br />
Nach weis-Lie benden zählt nun<br />
mal vor allem das, was Schwarz<br />
auf Weiß ge schrieben steht.<br />
Schul dezernent Paul-Ger hard<br />
Weiß überreichte Esma und 67<br />
weiteren Schülern jüngst in der<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> feierlich<br />
eine Bescheini gungen über die<br />
Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß<br />
überreicht Esma Ata den<br />
Sprachnachweis. Foto: Sciurti<br />
Fremdspra chen fähigkeit. Das<br />
Do kument ist aber kein Zertifi -<br />
kat, das wird gleich zu Beginn<br />
klargestellt. Son dern nur eine<br />
Moment auf nah me – doch damit<br />
könne man sich auch bewerben.<br />
Das Zertifi kat, so Weiß, müsse<br />
an anderer Stelle gemacht werden.<br />
›Sprachstandserhebung‹<br />
nennt sich die Maßnahme, die<br />
die Ini tiative Hessencampus<br />
Offenbach ins Leben gerufen<br />
hat. Migran ten erhalten einen<br />
Nachweis darüber, wie gut sie<br />
ihre Her kunfts sprache beherrschen.<br />
Da für legen sie einen Test<br />
ab, schrift lich und mündlich.<br />
Ziel ist es nicht nur, die Kompe -<br />
tenzen der Teilnehmer zu dokumentieren.<br />
Gleichzeitig wolle<br />
man die jungen Leute auch mo -<br />
ti vieren, sagt Dezernent Weiß.<br />
Oft wurde der Migrationshin ter -<br />
grund als Nachteil gesehen.<br />
»Die Mehr spra chigkeit ist aber<br />
definitiv ein großer Vorteil«, be -<br />
tont der Schul dezernent. Gabri e -<br />
le Botte, die Leiterin der Offen -<br />
ba cher Volkshochschule, sieht<br />
das ähnlich. Sie ist überzeugt,<br />
dass jede weitere Sprache neben<br />
der deutschen extrem wichtig<br />
ist. Botte: »Im europäischen<br />
Kon text wird heutzutage erwartet,<br />
dass man zwei oder drei<br />
Spra chen spricht.«<br />
Schon seit 2007 arbeitet die Ini -<br />
tiative Hessencampus mit der<br />
Vhs, der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>,<br />
dem Stadt schulamt und dem<br />
Staatlichen Schulamt zusammen<br />
für die Bildung der Bürger. Vor<br />
allem in Sachen Sprache. Neben<br />
dem Sprachtest ist beispielsweise<br />
auch eine Deutschförderung<br />
für Schüler im Angebot, die aus<br />
dem Ausland gekommen und<br />
direkt in höhere Klassen eingestiegen<br />
sind.<br />
In diesem Jahr wurde der Stand<br />
der Sprachkenntnisse nur für die<br />
Berufsschüler am Buchhügel<br />
(The odor-<strong>Heuss</strong>- und Käthe-<br />
Koll witz-<strong>Schule</strong>) erhoben. Rund<br />
hundert Interessierte hatten sich<br />
beworben, 68 machten den Test.<br />
Von ihnen sind 48 türkischer<br />
Ab stammung, je vier Schüler<br />
stammen aus Russland, Italien<br />
und arabisch-sprachigen Län -<br />
dern, weitere acht aus Kroatien,<br />
Serbien und Bosnien. Für jede<br />
Nation sind ein oder zwei<br />
Sprach lehrer an die <strong>Schule</strong><br />
geholt worden.<br />
Esmas erste Sprache ist Deutsch.<br />
Sie wurde in Deutschland geboren,<br />
hat auch einen deutschen<br />
Pass. Die Muttersprache ihrer<br />
Eltern zu können, ist der Käthe-<br />
Kollwitz-<strong>Schule</strong>rin dennoch<br />
wich tig. Und sie spricht gut:<br />
Nach dem Europäischen Refe -<br />
renz rahmen für Sprachen ist sie<br />
schriftlich in B1 und mündlich<br />
in B2 eingestuft worden, somit<br />
zur selbstständigen Sprachver -<br />
wendung fähig. Die Schülerin ist<br />
sicher: »Mit dem Nachweis habe<br />
ich bessere Chancen, später<br />
einen Job zu finden.«<br />
Projekte<br />
Zivilcourage gegen<br />
Gewalt<br />
Am 28. und 31. März <strong>2011</strong> besuchten<br />
der Jugendko or di nator Herr<br />
Kugler und der Migrationsbeauf -<br />
tragte Herr Eryilmaz von der Poli zei<br />
Offenbach vier Klas sen der Berufs -<br />
fach schule (BFS) der Jahr gangsstufe<br />
11 und stellten ihr Pro gramm zur<br />
Gewaltpräven tion vor. Ein ge laden<br />
hatte die Ab tei lungsleiterin der BFS.<br />
Mithilfe von Filmsequenzen wurden<br />
Beispiele von Gewalt wegen Handys<br />
und Mobbing diskutiert. Dabei stand<br />
insbesondere die Zivilcourage im<br />
Zentrum der Diskussion. Sie sollte<br />
gestärkt werden, damit mehr Men -<br />
schen geholfen wird, die in bedrohten<br />
Situationen sind. Wichtig ist<br />
dabei, dass Gewalt nicht mit Gegen -<br />
gewalt beantwortet wird, da Situa -<br />
tionen eskalieren können und das<br />
Gegenteil von dem erreicht wird,<br />
was beabsichtigt ist.<br />
Die Schüler stellten verschiedene<br />
Möglichkeiten vor, wie man bedrohten<br />
Men schen helfen kann: Hilfe<br />
anbieten, Hilfe holen, Zeugen aus -<br />
sagen sammeln, eventuell auch<br />
Situationen filmen und viele andere<br />
Möglich keiten wurden gemeinsam<br />
entwickelt und diskutiert.<br />
Nach intensiver und lebhafter<br />
Debatte bewerteten die Schüler die<br />
Veranstal tung als sehr gelungen,<br />
weil viele hilfreiche und konkrete<br />
Informationen vermittelt und diverse<br />
Sichtweisen zu diesem Thema<br />
deutlich wurden.<br />
THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong> <strong>•</strong> <strong>15</strong>
THS Newsletter<br />
Der steinige Weg<br />
lohnt sich<br />
Zwei Jahre Schulsprecherin an der THS - Ein Resümee von<br />
Larisa Pomeranets<br />
Wenn Sie diese<br />
Zeilen lesen, wer -<br />
de ich unsere<br />
Schu le wahrscheinlich<br />
schon<br />
verlassen haben.<br />
Dann hat für mich be reits ein<br />
neuer Lebens ab schnitt außerhalb<br />
der THS be gonnen. In den<br />
zwei Jahren als Schulsprecherin<br />
habe ich wichtige Erfahrungen<br />
gesammelt, auch wenn nicht<br />
alles so verlaufen ist, wie ich es<br />
mir vorgestellt habe.<br />
Im ersten Jahr an der THS, als<br />
ich noch neu an der <strong>Schule</strong> war,<br />
hatte ich nicht geplant, ein Amt<br />
wie das der Schulsprecherin an -<br />
zunehmen. Zwar wurde ich 2009<br />
zunächst einmal zur stellvertretenden<br />
Schulsprecherin gewählt,<br />
doch diese Bezeichnung sagt<br />
wenig über den Arbeitsaufwand<br />
aus. Im ersten Jahr haben wir<br />
eine große Umfrage geplant,<br />
durchgeführt und evaluiert, um<br />
von den Schülern ein relativ ob -<br />
jektives Meinungsbild zu erhalten,<br />
was an der THS als gut und<br />
was als weniger gut empfunden<br />
wurde. Ich habe mir nicht einmal<br />
annähernd vorgestellt, wie<br />
viel Arbeit in einem solchen<br />
Projekt steckt. Als wir mitten in<br />
der Arbeit waren, habe ich es,<br />
um ehrlich zu sein, bereut, weil<br />
wir viel Zeit investieren mussten<br />
und wiederholt mehrere Stun -<br />
den nach Unterrichtsschluss in<br />
der <strong>Schule</strong> bleiben mussten, um<br />
voranzukommen. Zum Glück<br />
hat te ich gute Klassenkamera -<br />
dinnen, die der SV bei der Aus -<br />
wertung der Fragebögen geholfen<br />
haben. An dieser Stelle noch<br />
16 <strong>•</strong> THS Newsletter <strong>15</strong> <strong>•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2011</strong><br />
einmal herzlichen Dank an die se<br />
Schülerinnen aus der ehemaligen<br />
FW 1Aa und besonders an<br />
den damaligen Vertrauenslehrer<br />
und Klassenlehrer der FW1 Aa,<br />
Herrn Falcione.<br />
Nachdem wir alle Angaben der<br />
Schüler ausgewertet, grafisch<br />
umgesetzt und der Schullei tung<br />
vorgestellt hatten, wurde mir die<br />
Leistung bewusst und ich war<br />
sehr stolz darauf. Die Ergeb nisse<br />
sind eine gute Grundlage, die<br />
<strong>Schule</strong> noch besser zu machen<br />
und die Wünsche der Schülerin -<br />
nen und Schüler der THS umzusetzen.<br />
Leider ist die Umsetzung<br />
aber nicht so leicht. Als ich noch<br />
die Albert-Schweitzer-<strong>Schule</strong><br />
besuchte, habe ich gedacht, dass<br />
die SV-Arbeit zwar viel Zeit in<br />
Anspruch nimmt, aber nur sehr<br />
wenig verändern kann. Heute<br />
weiß ich, dass dies nicht stimmt.<br />
Selbst eine scheinbar minimale<br />
Veränderung ist zwar mühsam,<br />
muss mit vielen Interessengrup -<br />
pen abgestimmt werden, benö -<br />
tigt die Zustimmung der Schul -<br />
leitung: Der Aufwand lohnt sich<br />
aber, man lernt sehr viel, auch<br />
dann, wenn das Ergebnis der Ar -<br />
beit die Mehrheit der Mitglieder<br />
der Schulgemeinde nicht zufriedenstellen<br />
sollte. In unserem Fall<br />
wurden die Ergebnisse der Um -<br />
fra ge sogar in einzelnen Fach -<br />
grup pen diskutiert.<br />
Ich habe auch die Erfahrung ge -<br />
macht, dass es nicht so einfach<br />
ist, die Wünsche der Schülerschaft<br />
umzusetzen, da es be -<br />
stimmte Einschränkungen, wie<br />
die finanzielle Situation einer<br />
<strong>Schule</strong> gibt, die Veränderungen<br />
manchmal erschweren oder<br />
nicht zulassen.<br />
Meine zweite Amtszeit trat ich<br />
dann als Schulsprecherin an, je -<br />
doch war dies nicht so geplant.<br />
Ich wollte mich auf mein Fach -<br />
abitur und den Unterrichtsstoff<br />
konzentrieren. Es kam jedoch<br />
anders.<br />
Unsere Arbeit fokussierte sich in<br />
dem Jahr auf das Sommer fest,<br />
das leider ausfallen musste, da<br />
das zweite Halbjahr sehr kurz<br />
war und wir das Fest aus organisatorischen<br />
Gründen nicht<br />
verwirklichen konnten. Ich muss<br />
aber auch zugeben, dass ich in<br />
dem Schuljahr nicht sehr viel<br />
machen konnte, da meine Kon -<br />
zentration stark auf das Fach -<br />
abitur ausgerichtet war.<br />
Insge samt empfinde ich die zwei<br />
Jahre in der SV als Bereicherung<br />
und hoffe, dass sich im nächsten<br />
Schuljahr engagierte Schüler<br />
aufstellen lassen, um unsere<br />
<strong>Schule</strong> zu vertreten.<br />
Wozu schreibe ich das überhaupt<br />
alles? Weil es wichtig ist,<br />
dass die Schülerinnen und Schü -<br />
ler darüber informiert sind, was<br />
es bedeutet, aktiv in der SV mitzuarbeiten<br />
und sich für die<br />
Wün sche der Schüler einzusetzen.<br />
Und diejenigen, die der<br />
Mei nung sind, dass die SV so -<br />
wieso nichts än dern kann und<br />
nur unrealistische Versprechun -<br />
gen machen würde, sollten es<br />
selbst einmal versuchen, um zu<br />
erkennen, dass es zwar schwer<br />
ist etwas durchzusetzen, aber<br />
dass das immer noch besser ist,<br />
als gar nichts zu tun und nur zu<br />
meckern.<br />
Neue Kollegen stellen<br />
sich vor<br />
Servus, Selam, Guude<br />
und Shalom, mein<br />
Name ist Süleyman<br />
Güleryüz und ich<br />
möchte mich als<br />
neue Lehr kraft für<br />
die Unterrichtsfächer<br />
Englisch und Wirt schaft/Verwaltung<br />
vorstellen. Ich bin Sohn türkischer<br />
Eltern, gebürtiger Bayer und (seitdem<br />
ich denken kann) Frankfurter. Mein<br />
Vorname stammt aus dem hebräischen<br />
›Salomo‹ und bedeutet soviel<br />
wie ›Friedensfürst‹. Mein Nachname<br />
entstand in der Zeit der ›ata‹-türkischen<br />
Reformation und bedeutet<br />
›lachendes Gesicht‹. Meine multikulturelle<br />
Identität und Namensgebung<br />
verrät viel über meine Einstellung<br />
zum Leben.<br />
Lehrer bin ich eher zufällig geworden.<br />
Als Kind habe ich gerne und viel<br />
gezeichnet – am liebsten Autos –<br />
und wollte Designer werden, habe<br />
mich während der Schulzeit umorientiert<br />
und nach dem Abitur eine<br />
Ausbildung zum Immobilienkauf -<br />
mann gemacht. Während des Zi vil -<br />
dienstes, entdeckte ich meine kreative<br />
Ader wieder und drehte unter<br />
anderem einen Kurzfilm. Doch mein<br />
Ta lent blieb unerkannt. So kam ich<br />
auf die Idee Wirtschaftspädagogik an<br />
der Jo hann-Wolfgang-Goethe-Uni -<br />
ver sität zu studieren.<br />
Nach einem Auslandsaufenthalt,<br />
diversen Praktika und Studentenjobs<br />
im Personalbereich erhielt ich gegen<br />
Ende des Studiums das Angebot, an<br />
einer Berufsschule in Frankfurt zu<br />
unterrichten und probierte es einfach<br />
aus. Ich stellte fest, dass mir das<br />
Unterrichten und die Arbeit mit jungen<br />
Menschen große Freude bereiten<br />
und hatte das erste Mal in meinem<br />
Berufsleben das Gefühl: »Das ist<br />
genau das Richtige für Dich.« Ein<br />
Jahr später startete ich das<br />
Referendariat und bekam nach erfolgreichem<br />
Abschluss eine Stelle an<br />
der THS.<br />
Ich freue mich, ein Teil dieser <strong>Schule</strong><br />
zu sein und hoffe auf viele spannende<br />
Begegnungen.