SPASS AM TENNIS - Gütersloher Turnverein von 1879 eV
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vorstand<br />
4<br />
Jörg Balk Tanja Rolle Uwe Beyer Klaus Welpmann Jens Welpmann<br />
Liebe Mitglieder,<br />
Eigentlich wollten wir an dieser Stelle - mit<br />
einer Träne im Knopfloch - einen Rückblick<br />
auf die letzten 10 Jahre halten. Immerhin ist<br />
dies die letzte Ausgabe der Turnerpost unter<br />
Jörgs Vorsitz. Aber die Gegenwart und noch<br />
mehr die Zukunft holt uns ein: Wir müssen<br />
über Geld reden.<br />
Was in Gütersloh auf uns zukommt, ist<br />
beängstigend. 25 Millionen fehlen in der<br />
städti schen Kasse, und zwar jedes Jahr.<br />
Und wie immer merkt die Verwaltung das<br />
erst in letzter Minute. War im Frühjahr 2009<br />
noch <strong>von</strong> einem „strukturellen Defizit“ <strong>von</strong><br />
12 bis 13 Millio nen die Rede, die Rödl &<br />
Partner einsparen sollten, war es ein halbes<br />
Jahr später plötz lich das Doppelte. Und man<br />
hat Eindruck, die Stadt kapituliert. Es gibt<br />
nicht einmal einen halbherzigen Versuch, die<br />
Schulden zu vermeiden, nein, es geht nur<br />
um Schadensbe grenzung. 4 bis 5 Millionen<br />
sollen eingespart werden, um wenigstens<br />
das Schreckge spenst Haushaltssicherung zu<br />
vertreiben. Ziel ist also nicht, Gütersloh als<br />
intakte Kommu ne zu erhalten und unseren<br />
Kindern eine Stadt ohne Altlasten zu übergeben,<br />
sondern nur die Erhaltung der eigenen<br />
Planungshoheit. Als Bürger sollten wir uns<br />
fragen, ob das ein erstrebenswertes Ziel ist.<br />
Als Sportler stehen uns harte Zeiten bevor.<br />
Die ersten Vorschläge aus der Verwaltung -<br />
bezeichnenderweise aus dem Fachbereich<br />
Schule, nicht vom Sportamt - sehen Eintrittsgelder<br />
für Sporthallen vor. Wohlgemerkt für<br />
die Sportler, nicht für die Zuschauer. Energiekostenzuschuss<br />
soll das heißen, damit es<br />
sich nicht so böse anhört. Fairerweise muss<br />
man sagen, dass Fußballer, Leichtathleten<br />
und andere Freiluftsportler solche<br />
Energiekos tenzuschüsse schon seit langem<br />
zahlen, wenn sie städtische Sportplätze nutzen<br />
(Flutlicht und heiße Dusche). Aber die<br />
Dimension ist eine ganz andere. 200.000 €<br />
(das soll diese Maßnahme erbringen) bedeutet<br />
pro Stunde und Hallensegment einen<br />
Betrag <strong>von</strong> etwa vier Euro, für den GTV pro<br />
Jahr irgendetwas zwischen 40.000 und<br />
50.000 €, für jeden ein zelnen <strong>von</strong> uns, egal,<br />
ob er tatsächlich regelmäßig eine Sporthalle<br />
nutzt oder nicht, zwischen 15 € und 18,50 €<br />
jährlich. Bei Erwachsenen ist das ein Viertel<br />
des Jahresbei trags, bei Jugendlichen mehr<br />
als ein Drittel. Das geht nicht.<br />
Wir im GTV sind Sparen gewöhnt. Unsere<br />
harte Zeit während der Eichenhofkrise hat<br />
uns gelehrt, mit wenig Geld zurechtzukommen.<br />
Nur deshalb stehen wir heute einigermaßen<br />
gut da. Aber 40.000 € sind in unserem<br />
Etat einfach nicht zu machen, egal, was<br />
wir versu chen. Solche Belastungen können<br />
wir nur durch eine Beitragserhöhung an<br />
unsere Mitglie der weitergeben. Umfang des<br />
Zuschlags siehe oben. Ihr seid als <strong>Gütersloher</strong><br />
natürlich schon gebeuteltet durch die<br />
anderen Sparmaßnahmen, die Erhöhung der<br />
Grundsteuer, die höheren Kita-Gebühren,<br />
die angehobene Hundesteuer etc. Jetzt auch<br />
noch Vereinsbeiträge um 25-30 % nach<br />
oben. Normale Familien können ein bis zwei<br />
dieser Maßnahmen verkraften, aber nicht<br />
das ganze Paket. Wir vom Vorstand können<br />
es Euch nicht verübeln, wenn Euer Kind weiterhin<br />
in die Kita muss und Ihr auch den<br />
Hund nicht ins Tierheim bringen könnt, sondern<br />
notgedrungen den Sport aufgebt. Weniger<br />
Mitglieder, weniger Beiträge, noch mehr<br />
Beitragserhöhung, noch weniger Mitglieder...<br />
Ende der Ansprache an die GTV-Mitglieder<br />
Liebe Stadtväter und -mütter (obwohl man<br />
Müttern so etwas nicht zutraut),<br />
So geht es nicht. Das haben Euch die vorstehenden<br />
Gedanken hoffentlich verdeutlicht.<br />
Wir Sportler erwarten <strong>von</strong> Euch nicht, dass<br />
Ihr uns pudert und versorgt und uns alle Sorgen<br />
abnehmt. Im wesentlichen kommen wir<br />
ganz gut allein zurecht. Und wenn Ihr sagt,<br />
Gütersloh kann sich Sportförderung nicht<br />
mehr leisten, dann streicht die Zuschüsse.<br />
Wenn Ihr das wollt und wirklich radikal sparen<br />
müsst, habt Ihr da auch ein Volumen <strong>von</strong><br />
mehr als 200.000 €. Zusätzlich würdet Ihr<br />
den Aufwand für die Bearbeitung der Anträge,<br />
die Berechnung und Auszahlung der<br />
Zuschüsse sparen. Eintritt in Sporthallen<br />
erfordert zumindest einen bezahlten Kartenabreisser,<br />
vermutlich aber noch viel mehr<br />
Verwaltungs aufwand. Der Einspareffekt ist<br />
also deutlich geringer. Und wir Sportler finden<br />
es wesentli cher anständiger, Zuschüsse<br />
zu reduzieren als Eintritt zu verlangen für<br />
Sporthallen, die mit unserem Steuergeld<br />
gebaut wurden und die ohne uns nachmittags<br />
leer ständen.<br />
Wenn Ihr bereit seit, Euch Mühe zu geben,<br />
Zeit zu investieren, mit uns zu reden, uns<br />
zu zuhören, dann findet der GTV mit Euch<br />
zusammen ein Sparpotenzial, das wir für<br />
unsere Stadt realisieren können und auch<br />
wollen. Wir haben schon mal angefangen zu<br />
denken (Mitglieder, bitte weglesen): Wir<br />
geben pro Mitglied etwa zwei Euro im Jahr<br />
aus für „Zu wendungen“. Das sind der Blumenstrauß<br />
zum 70. Geburtstag des Ehrenmitglieds,<br />
die Mannschaftsfeier nach der<br />
gewonnenen Meisterschaft, die Ehrennadel<br />
und das Glas Sekt zur Jubilarehrung, die<br />
Weihnachtspräsente für die Abteilungsleiter,<br />
Porto- und Telefonpau schale <strong>von</strong> 80 € für<br />
den Vorstand etc. Das alles ist wichtig, weil<br />
oft die einzige Anerken nung für intensive<br />
ehrenamtliche Arbeit. Aber wenn die Stadt<br />
dieses Geld dringend braucht (und dass sie<br />
es braucht, haben wir verstanden), können<br />
wir zur Not darauf ver zichten. Bei knapp<br />
2800 Mitgliedern sind das rund 5500 € nur<br />
vom GTV, <strong>von</strong> allen Sport vereinen etwa<br />
60.000 €, wenn die Größenordnung überall<br />
dieselbe ist. Wahrscheinlich würden wir bei<br />
intensivem Suchen noch einige Dinge finden,<br />
die ebenfalls wichtig, aber in Notzeiten<br />
verzichtbar sind. Und wir sind sicher, dass<br />
alle Sportvereine in Gütersloh mitziehen<br />
würden. So könntet Ihr vielleicht nicht<br />
200.000 €, aber bestimmt 100.000 € bei<br />
den Sportlern einsparen, ohne dass unsere<br />
Existenz bedroht ist und ohne dass jeder<br />
Dritte <strong>Gütersloher</strong> (nämlich alle Sportvereinsmitglieder)<br />
sauer auf Euch ist. Das<br />
klappt aber nur, wenn Ihr uns ernst nehmt,<br />
mit uns zusammen überlegt, unser Vertrauen<br />
wieder gewinnt und nicht mit einer Radikalkur<br />
den Breitensport kaputt macht.<br />
Nichts für ungut und in Zukunft wieder auf<br />
eine gute Zusammenarbeit<br />
Euer GTV<br />
P.S.: Warum muss eigentlich Harsewinkel<br />
nur 10.000 € beim Sport einsparen, kann es<br />
sich danach aber immer noch leisten,<br />
100.000 € Zuschüsse an Sportvereine zu<br />
zahlen?