SCHRIFTSTELLER DAVID SAFIER An Selbstdisziplin, ein großes Thema vieler Texter und Literaten, mangelt es David Safier nicht. „Auch wenn es zäh ist, ich zwinge mich immer, etwas aufs Papier zu bringen.“ Bremer aus ganzem Herzen Seine Krimi-Reihe sei eine Agatha-Christie- Hommage, erzählt er, als ich mich mit ihm in seinem Lieblingscafé in der Gondel, fußläufig von seinem Zuhause entfernt, treffe. Früher hat er hier auch an seinen Romane geschrieben, heute plant und plottet der Kaffeejunkie, wie er sich selbst bezeichnet, hier. Safier ist geborener Bremer. Weggezogen habe es ihn nie, sagt er. Aufgewachsen in Schwachhausen, hat er sich 2005 auch mit seiner Familie hier niedergelassen. Alle Romane hat er hier im Stadtteil verfasst. Scheint ein guter Ort für einen kreativen Kopf zu sein. Disziplinierter Schreiballtag Er plaudert mit mir über seinen Schreiballtag. „Ich kann morgens ausschlafen, das ist ein echtes Privileg“, lacht er. Dann schreibt er meist gute fünf Stunden und erledigt danach Telefonate, beantwortet E-Mails oder gibt Interviews wie mir gerade. Schreiben sei auch Handwerk. An Selbstdisziplin, ein großes Thema vieler Texter und Literaten, mangelt es ihm zum Glück nicht. „Auch wenn es zäh ist, ich zwinge mich immer, etwas aufs Papier zu bringen.“ Man könne ja alles überarbeiten, oder später nur Bruchstücke davon verwenden. Das sei besser, als gar nichts geschafft zu haben, findet er. „Writing is rewriting“, lächelt er. Aber es gäbe Eigenschaften, die man haben sollte als Schriftsteller: Man müsse sich selbst motivieren können und sollte gut mit sich alleine sein können, findet er. Das liegt ihm glücklicherweise beides. Gedanken über seine aktuellen oder kommende Projekte mache er sich gerne beim Spazierengehen, erzählt er. Ein Flaneur, der durch die Straßen Schwachhausens streift und seine Kreativität fließen lässt. Eine schöne Vorstellung. Initialzündung mit 17 Zum Schreiben kam er früh. Als er mit 17 das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams las, war ihm klar, er will, ja er muss schreiben. „Es war ein existentielles Gefühl für mich. Ich hatte das Gefühl, ich muss sterben, wenn ich nicht schreibe“, erzählt er schmunzelnd. Er entschied sich zunächst für ein Studium und eine journalistische Laufbahn und arbeitete einige Jahre bei Radio Bremen - als Redakteur und Chef vom Dienst bei Bremen Vier, Redakteur bei Bremen Eins und als Mitarbeiter bei buten un binnen. Mit dem Fußballspezialisten Arnd Zeigler entwickelte er eine Fußball-Kolumne. Irgendwann hatte er Lust, Fernsehserien zu entwickeln, ein Format, das er selbst sehr liebt, und schrieb sein erstes Drehbuch, als seine Frau schwanger war. Er sah es als letzte Chance, vielleicht doch noch Autor zu werden. Der große Durchbruch gelang ihm mit der Erfolgsserie „Berlin, Berlin“. Als Drehbuchautor wurde er mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy, dem amerikanischen Fernseh-Oscar, ausgezeichnet. Im Zuge dessen erschien ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung über ihn, und ein Lektor eines Buchverlages fragte ihn, ob er sich nicht auch vorstellen könnte, Romane zu schreiben. Wer hätte 30 <strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>März</strong> - <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
SCHRIFTSTELLER DAVID SAFIER Mit seiner Miss Merkel-Reihe hat es ihn in die Krimiwelt verschlagen. Die Ex-Kanzlerin ist zur Ermittlerin in Miss Marple-Manier geworden. Der erste Band führt die SPIEGEL-Jahresbestellerliste 2021 an. Nun ist der zweite Band der Erfolgsreihe erschienen. <strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>März</strong> - <strong>April</strong> <strong>2022</strong> 31