Zürisport 2022-1
6Foto: zvg Heinz Haas100 Jahre stark für VereineSeit 100 Jahren dreht sich beim ZSS alles um die Vereine. Namentlich sind es400 Stadtzürcher Mitgliedervereine mit Tausenden von Zürcherinnen und Zürchern,deren Leben durch den Sport bereichert wird.Sport ist keine Nebensache; so hat er auchwährend der Pandemie seinen Teil getragen.Eine Hauptsache ist er seit 100 Jahren beimZSS. Darum setzt sich der Dachverband der StadtzürcherVereine dafür ein, dass der Breitensportüber zweckmässige Anlagen verfügt, der Jugendsportgezielt gefördert wird und die Politik nicht anden Bedürfnissen der Sportlerinnen und Sportlervorbeiplant. Zürisport lädt in den vier Ausgaben2022 zu einem Exkurs in die Geschichte desZürcher Vereinssports ein. Wir starten bei denMenschen hinter den Kulissen – weil der Sport dieMenschen zusammenbringt.jsDIE ERSTE FRAUParallel zur Einführung des Frauenstimmrechtsim Kanton Zürich holt sich der ZSS 1970 dieerste Frau in den Vorstand. Es ist jedoch einkurzes Gastspiel: Kathrin Lardi-Zingg verlässtden ZSS-Vorstand bereits nach zwei Jahren,weil sie aus dem Kanton Zürich wegzieht.Heuer sitzen drei Frauen im Vorstand, und dieGeschäftsstelle wird ebenfalls von einer Fraugeleitet: Nicole Haus ist seit 12 Jahren Herz undSeele des ZSS und hat ein offenes Ohr für dieSorgen und Anliegen der Vereine.ES WAR EINMAL …Die Gründung des ZSS geht auf den 24. Februar 1922 zurück: An diesem Tag versammeltensich im im Restaurant «Du Pont» rund 90 Personen aus über 60 Turn- und Sportvereinen.Eingeladen hatte ein Initiativkomitee von «Turnern und Sportsleuten» unterder Leitung des damaligen «Sport»-Chefredaktors Hanns Buchli. Der StadtzürcherischeVerband für Leibesübungen (SZVL) wurde gegründet, und man definierte drei Ziele:Der SZVL will die Interessen aller Leibesübungen Treibenden gegenüber den Behördenvertreten. Zweitens will er die Propagierung der Leibesübungen im Allgemeinen sowiespeziell durch die Presse heben. Und nicht zuletzt sollen Übungsplätze für Turnen undSport sowie der Bau eines Stadions vorangetrieben werden. Im allerersten Jahresberichtsind zehn Verbände und Vereine als Gründungsmitglieder aufgelistet, einige davon sindbis heute Mitglied im Dachverband, der 1980 in «Zürcher Stadtverband für Sport»umbenannt wurde. Die Vielfalt der Mitgliedervereine reicht heute vom Billard ClubAltstetten-Albisrieden über Majoretten und Taekwondo bis Zürich City Roller Derby.Rund 150 der 400 Mitgliedervereine haben Angebote für Kinder und Jugendliche.Diese hat der ZSS auf der Plattform zuerisportkids.ch zusammengefasst.Foto: Keystone SDA, Photopress-Archiv, Eugen SuterZSS-Mitglied der ersten Stunde: Die Mannschaftder Grasshoppers posiert vor dem Cupfinal gegenden FC Basel anno 1933 im Hardturm-Stadion.1922Gründung desSZVL (späterumbenannt in ZSS)1926Die nationaleZeitung «Sport»wird offiziellesVerbandsorgan desSZVL1927Kampf um finanzielleMittel fürden Sport beimBureau desGrossen Stadtrats1943Gründung KantonalzürcherischerVerband für Leibesübungen,initiiertu. a. durch den ZSS1982Gründung VereinSportschule Zürich,initiiert u. a. durchden ZSS1994Gründung proSportstadt Zürichauf Initiative desZSS
7EIN LAUFTREFF FÜR FRAUEN«Wenn Frau will, steht alles still» – so lautete das Mottoam Frauenstreik 1991 in Zürich. Keinen Stillstand,sondern ganz viel Bewegung gab's am ersten ZürcherFrauen-Laufträff, der 1991 gegründet wurde. Der VereinZürcher Sportschule hatte das Angebot zusammen mitdem ZSS ins Leben gerufen, um Frauen eine sichereTrainingsmöglichkeit im Freien anzubieten.EHRENAMTLICHKEIT ALS BASIS2003Mit der Gründung desVereins Züri Event will derZSS die Zusammenarbeitzwischen Veranstaltern undden Behörden verbessernZürcher Frauen-Laufträff –eine Initiative des ZSSFür ein Engagement ist die Motivation «von innenheraus» ausschlaggebend. Das zeigte sich gerade inder Corona-Krise: Die Leute hatten Zeit und suchten –teils aus Langeweile – eine sinnvolle Beschäftigung. EineMotivation kann auch aus dem Bedürfnis heraus entstehen,dem Verein aus Dankbarkeit etwas zurückzugeben.Dank ehrenamtlichem Engagement ist das Sportangebotin der Stadt Zürich riesig. Aus diesem Grund lancierte derZSS im Jahr 2001 das Zertifikat für freiwillig geleisteteArbeit im Sport, das heute heute über den ZürcherKantonalverband für Sport erhältlich ist. Auch der ZSS-Vorstand ist ehrenamtlich tätig, und jedes der siebenVorstandsmitglieder bringt seine Fachkenntnisse in denZSS ein. > zss.ch/verband/vorstandEhrenamtlicher ZSS-Vorstand«Sport bringt Menschen zusammenund hat die Kraft, Leben positiv zuverändern. Das ist seit 100 Jahrender Treiber für den ZSS.»Hans Diem, ZSS-Präsident von 1988 bis 2001Foto: Archiv ZSSEntdecken Sie diese undweitere historische Ereignisseauf der Verbandswebsite:> zss.ch/jubilaeum/geschichte«Sport ist purerGesellschafts-Kitt»Mit Steffi Buchli sprach Thomas RenggliSteffi Buchli, am 24. Februar 1922wurde der Zürcher Stadtverband fürSport gegründet. Initiator war derdamalige Chefredaktor des «Sport»,Hanns Buchli – Ihr Ururgrossvater.Was wissen Sie über Ihren Ahnen?Oh, verrückt. Das wusste ich gar nicht!Haben Sie Ahnenforschung betrieben?Meines Wissens kamen die Elternmeines Vaters erst nach dem Kriegnach Zürich. Vorher hatten Sie imBündnerland gelebt.Haben Sie das journalistische Talentvielleicht von ihm geerbt?Das wäre eine tolle Geschichte. MeinVater ist ein guter Schreiber, das lässttatsächlich auf den Buchli-Zweig derFamilie schliessen.Heute umfasst der ZSS 400 Vereineals Mitglieder. Welche Bedeutunghaben die Sportklubs in ihren Augenfür die Gesellschaft?Sport ist purer Gesellschafts-Kitt.Er verbindet Menschen über ihreLeidenschaft. Und: Die Freiwilligenarbeit,die in den Vereinen geleistetwird, ist ein bedeutender Pfeilerunserer Volkswirtschaft.Sie selbst waren als Kind einebegeisterte Turnerin. Was nahmenSie aus dieser Zeit mit?Ich war in der Mädchenriege inDübendorf, später spielte ich Uni-hockey in Winterthur. Ich bin eingeselliger Mensch, das Vereinslebengefiel mir deshalb immer gut. Trainings-lager, Wettkampftage, Matches – dassind prägende Jugenderinnerungen.Ich habe im Sport gelernt, zu kämpfen,zu verlieren, aufzustehen, mich durch-zubeissen. Das tönt vielleicht einbisschen nach Klischee. Aber das sindEigenschaften oder Fähigkeiten, diemir im Leben seither schon vielgeholfen haben.InterviewFernsehstar. «Blick»-Sportchefin. Steffi Buchli isteines der bekanntesten Gesichter im SchweizerSport. im Schweizer Sport. Zu kämpfen lernte siein der Mädchenriege und auf dem Unihockey-Feld.Wie viel Leistungsdruck ist für ein Kindsinnvoll?Ich war neulich bei einem Fussballturniervon F-Junioren. Die rumschreienden Elternsind mir eingefahren. Das ergibt dochkeinen Sinn? Ein Kind performt doch nichtbesser, wenn man es anschreit. Klar istaber auch, dass Spitzenleistungen Fleissund Seriosität in der Herangehensweiseerfordern. Von nichts kommt nichts. Druckhandhaben zu können, ist zentral im Lebeneines Athleten. Meiner Meinung nach istes aber wichtig, dass der Plan für jedeSportlerin massgeschneidert wird. Was fürMensch A an Druck ok ist, ist möglicherweisefür Mensch B zu viel.Wie wird sich die Rolle der Sportvereinein Zukunft verändern – vor allem an derBasis, also im Breitensport?Ich bin überzeugt, dass das Vereinslebenin unserer Gesellschaft wichtig bleibenwird. Ich befürchte allerdings, dass eskünftig noch schwieriger wird, Leute zufinden, die für den Klub-Kiosk einenselbstgebackenen Kuchen vorbeibringenoder die freiwillig kiloweise Leibchenwaschen oder sich sonst wie wertvolleinbringen. Aber vielleicht haben sie dasschon damals in den Achtzigern gesagt,als ich noch ins Turnen ging.«Ich bin überzeugt, dass das Vereinsleben inunserer Gesellschaft wichtig bleiben wird»:Steffi Buchli.
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EIN LAUFTREFF FÜR FRAUEN
«Wenn Frau will, steht alles still» – so lautete das Motto
am Frauenstreik 1991 in Zürich. Keinen Stillstand,
sondern ganz viel Bewegung gab's am ersten Zürcher
Frauen-Laufträff, der 1991 gegründet wurde. Der Verein
Zürcher Sportschule hatte das Angebot zusammen mit
dem ZSS ins Leben gerufen, um Frauen eine sichere
Trainingsmöglichkeit im Freien anzubieten.
EHRENAMTLICHKEIT ALS BASIS
2003
Mit der Gründung des
Vereins Züri Event will der
ZSS die Zusammenarbeit
zwischen Veranstaltern und
den Behörden verbessern
Zürcher Frauen-Laufträff –
eine Initiative des ZSS
Für ein Engagement ist die Motivation «von innen
heraus» ausschlaggebend. Das zeigte sich gerade in
der Corona-Krise: Die Leute hatten Zeit und suchten –
teils aus Langeweile – eine sinnvolle Beschäftigung. Eine
Motivation kann auch aus dem Bedürfnis heraus entstehen,
dem Verein aus Dankbarkeit etwas zurückzugeben.
Dank ehrenamtlichem Engagement ist das Sportangebot
in der Stadt Zürich riesig. Aus diesem Grund lancierte der
ZSS im Jahr 2001 das Zertifikat für freiwillig geleistete
Arbeit im Sport, das heute heute über den Zürcher
Kantonalverband für Sport erhältlich ist. Auch der ZSS-
Vorstand ist ehrenamtlich tätig, und jedes der sieben
Vorstandsmitglieder bringt seine Fachkenntnisse in den
ZSS ein. > zss.ch/verband/vorstand
Ehrenamtlicher ZSS-Vorstand
«Sport bringt Menschen zusammen
und hat die Kraft, Leben positiv zu
verändern. Das ist seit 100 Jahren
der Treiber für den ZSS.»
Hans Diem, ZSS-Präsident von 1988 bis 2001
Foto: Archiv ZSS
Entdecken Sie diese und
weitere historische Ereignisse
auf der Verbandswebsite:
> zss.ch/jubilaeum/geschichte
«Sport ist purer
Gesellschafts-Kitt»
Mit Steffi Buchli sprach Thomas Renggli
Steffi Buchli, am 24. Februar 1922
wurde der Zürcher Stadtverband für
Sport gegründet. Initiator war der
damalige Chefredaktor des «Sport»,
Hanns Buchli – Ihr Ururgrossvater.
Was wissen Sie über Ihren Ahnen?
Oh, verrückt. Das wusste ich gar nicht!
Haben Sie Ahnenforschung betrieben?
Meines Wissens kamen die Eltern
meines Vaters erst nach dem Krieg
nach Zürich. Vorher hatten Sie im
Bündnerland gelebt.
Haben Sie das journalistische Talent
vielleicht von ihm geerbt?
Das wäre eine tolle Geschichte. Mein
Vater ist ein guter Schreiber, das lässt
tatsächlich auf den Buchli-Zweig der
Familie schliessen.
Heute umfasst der ZSS 400 Vereine
als Mitglieder. Welche Bedeutung
haben die Sportklubs in ihren Augen
für die Gesellschaft?
Sport ist purer Gesellschafts-Kitt.
Er verbindet Menschen über ihre
Leidenschaft. Und: Die Freiwilligenarbeit,
die in den Vereinen geleistet
wird, ist ein bedeutender Pfeiler
unserer Volkswirtschaft.
Sie selbst waren als Kind eine
begeisterte Turnerin. Was nahmen
Sie aus dieser Zeit mit?
Ich war in der Mädchenriege in
Dübendorf, später spielte ich Uni-
hockey in Winterthur. Ich bin ein
geselliger Mensch, das Vereinsleben
gefiel mir deshalb immer gut. Trainings-
lager, Wettkampftage, Matches – das
sind prägende Jugenderinnerungen.
Ich habe im Sport gelernt, zu kämpfen,
zu verlieren, aufzustehen, mich durch-
zubeissen. Das tönt vielleicht ein
bisschen nach Klischee. Aber das sind
Eigenschaften oder Fähigkeiten, die
mir im Leben seither schon viel
geholfen haben.
Interview
Fernsehstar. «Blick»-Sportchefin. Steffi Buchli ist
eines der bekanntesten Gesichter im Schweizer
Sport. im Schweizer Sport. Zu kämpfen lernte sie
in der Mädchenriege und auf dem Unihockey-Feld.
Wie viel Leistungsdruck ist für ein Kind
sinnvoll?
Ich war neulich bei einem Fussballturnier
von F-Junioren. Die rumschreienden Eltern
sind mir eingefahren. Das ergibt doch
keinen Sinn? Ein Kind performt doch nicht
besser, wenn man es anschreit. Klar ist
aber auch, dass Spitzenleistungen Fleiss
und Seriosität in der Herangehensweise
erfordern. Von nichts kommt nichts. Druck
handhaben zu können, ist zentral im Leben
eines Athleten. Meiner Meinung nach ist
es aber wichtig, dass der Plan für jede
Sportlerin massgeschneidert wird. Was für
Mensch A an Druck ok ist, ist möglicherweise
für Mensch B zu viel.
Wie wird sich die Rolle der Sportvereine
in Zukunft verändern – vor allem an der
Basis, also im Breitensport?
Ich bin überzeugt, dass das Vereinsleben
in unserer Gesellschaft wichtig bleiben
wird. Ich befürchte allerdings, dass es
künftig noch schwieriger wird, Leute zu
finden, die für den Klub-Kiosk einen
selbstgebackenen Kuchen vorbeibringen
oder die freiwillig kiloweise Leibchen
waschen oder sich sonst wie wertvoll
einbringen. Aber vielleicht haben sie das
schon damals in den Achtzigern gesagt,
als ich noch ins Turnen ging.
«Ich bin überzeugt, dass das Vereinsleben in
unserer Gesellschaft wichtig bleiben wird»:
Steffi Buchli.