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Institutionen der Architekturvermittlung, Band 2 - Studiengang ...

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MASTER<br />

OF<br />

SCIENCE<br />

INSTITUTIONEN DER ARCHITEKTURVERMITTLUNG<br />

<strong>Band</strong> 2<br />

A R C H I T E K T U R<br />

V E R M I T T L U N G<br />

Seminar im Winter 2006/07<br />

BTU Cottbus | Lehrstuhl Theorie <strong>der</strong> Architektur


Herausgeber<br />

Seminarleitung<br />

Studierende<br />

Redaktionelle Mitarbeit<br />

DTP-Bearbeitung<br />

Copyright und Vertrieb<br />

Kontakt<br />

Impressum<br />

Lehrstuhl Theorie <strong>der</strong> Architektur, BTU Cottbus<br />

Prof. Dr. Eduard Führ, Dr. Riklef Rambow<br />

Dr. Riklef Rambow<br />

Florian Bartelt, Georgia Cascone, Thomas Gohr, Florian Gratias, Steffi<br />

Hennings, Natascha Jakoplic-Chhetry, Vera Kittler, Jan Kuhmann, Christian<br />

Kupsch, David Malzahn, Kornelia Pachen, Marzia Panai, Jenny Preuß,<br />

Thomas Pusinelli, Christian Rothe, Philip Sasse, Julia Schönbrunn, Roman<br />

Schuppan, Öztur Tur, Veerle Verschaeve, Heike Wehrmann-Ernst, Cindy<br />

Werner, Simon Wimmer<br />

Dipl.-Ing. Anne Schmidt<br />

Dipl.-Ing. Anne Schmidt<br />

BTU Cottbus<br />

Lehrstuhl Theorie <strong>der</strong> Architektur<br />

Konrad-Wachsmann-Allee 4<br />

D-03046 Cottbus<br />

fon: +49-355-693080<br />

fax: +49-355-693176<br />

e-Mail: rambow@tu-cottbus.de<br />

http://www.tu-cottbus.de/BTU/Fak2/TheoArch/index.html<br />

A R C H I T E K T U R<br />

V E R M I T T L U N G<br />

Cottbus, Oktober 2007


I Vorwort<br />

II Beiträge<br />

III Anhang<br />

1<br />

2<br />

11<br />

16<br />

20<br />

23<br />

27<br />

33<br />

39<br />

45<br />

55<br />

59<br />

64<br />

68<br />

73<br />

79<br />

87<br />

INHALT<br />

Riklef Rambow<br />

Kleinere Regionalzentren<br />

Jan Kuhmann<br />

Der Verein Europäisches Haus <strong>der</strong> Stadtbaukultur<br />

Cindy Werner<br />

DAM – Deutsches Architekturmuseum in Frankfurt/Main<br />

Thomas Gohr<br />

HDA – Haus <strong>der</strong> Architektur in Graz<br />

Roman Schuppan & Simon Wimmer<br />

Verein Architektur, Technik + Schule<br />

Doreen Edelmann & Anja Pissulla<br />

Az W - Architekturzentrum Wien<br />

Florian Bartelt & David Malzahn<br />

Arkitekturmuseet – Architekturmuseum in Stockholm<br />

Christian Rothe<br />

Nie<strong>der</strong>ländisches Architekturinstitut NAi in Rotterdam<br />

Thomas Pusinelli & Veerle Verschaeve<br />

Open House London<br />

Georgia Cascone & Vera Kittler<br />

Tag <strong>der</strong> Architektur<br />

Öztur Tur & Philip Sasse<br />

<strong>Architekturvermittlung</strong> in Dresden<br />

Florian Gratias & Jenny Preuß<br />

ArchitekturBiennale Venedig - “Convertible City”<br />

Julia Schönbrunn<br />

Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung<br />

Christian Kupsch & Kornelia Pachen<br />

Das KAP Forum als Architekturvermittler?<br />

Natascha Jakoplic-Chhetry & Steffi Hennings<br />

<strong>Architekturvermittlung</strong> durch Tanz – Das Radialsystem V<br />

Marzia Panai & Heike Wehrmann-Ernst<br />

Quellen- und Abbildungsverzeichnis


VORWORT<br />

I - Vorwort<br />

<strong>Architekturvermittlung</strong> hat Konjunktur. Einige Ereignisse aus den letzten Monaten: Am 21. September<br />

2007 tagte in Potsdam <strong>der</strong> Gründungskonvent <strong>der</strong> Bundesstiftung Baukultur. Damit nimmt nach<br />

einem langen und schwierigen Vorlauf die Stiftung ihre Arbeit auf. Die Diskussionsbeiträge auf dem<br />

Konvent machten deutlich, dass die <strong>Architekturvermittlung</strong> nicht <strong>der</strong> einzige, aber doch ein ganz<br />

wesentlicher Aufgabenbereich <strong>der</strong> Stiftung sein wird. Die Erwartungen sind in dieser Hinsicht hoch<br />

und werden sicher nicht alle eingelöst werden können. Zumindest wird die Stiftung sie nicht allein<br />

einlösen können. Aber sie wird doch Impulse geben können, um die bereits bestehenden Initiativen<br />

und Einrichtungen zu för<strong>der</strong>n, zu koordinieren und zu fokussieren.<br />

Am 9. Juli 2007 wurde in Wien <strong>der</strong> erste Österreichische Baukulturreport <strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Auch dies ist <strong>der</strong> vorläufige Endpunkt einer langen und nicht immer einfachen Entwicklung.<br />

Maßgeblich von <strong>der</strong> Plattform für Architekturpolitik und Baukultur vorangetrieben, liegt damit ein<br />

Dokument vor, das als kritische Bestandsaufnahme dient und zahlreiche Handlungsempfehlungen<br />

formuliert. <strong>Architekturvermittlung</strong>, die in Österreich schon seit längerem recht gut aufgestellt ist,<br />

spielt dabei eine wesentliche Rolle. Durch den Report werden die Qualität von Architektur und <strong>der</strong><br />

Dialog über Architektur politisch wahrnehmbar. Auch hier gibt es wenig Grund, sich Illusionen hinzugeben,<br />

aber als Schritt in die richtige Richtung darf man dieses Ereignis schon werten.<br />

Im September 2007 wurde in Paris die „Cité de l’architecture et du patrimoine“ eröffnet, die im Palais<br />

Chaillot gleich mehrere <strong>Institutionen</strong>, die sich mit Architektur und Stadt beschäftigen, konzentriert,<br />

darunter das Institut Français de l’Architecture. Damit entsteht, wenn man so will, in Frankreich<br />

die weltweit größte <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong> gewidmete Institution. Auch dieser Erfolg ist nicht<br />

vom Himmel gefallen, son<strong>der</strong>n das Resultat eines jahrelangen, zum Teil auch frustrierenden kulturpolitischen<br />

Prozesses. Im Resultat darf man aber nun gespannt sein, wie sich die Aktivitäten dieser<br />

exzellent ausgestatteten Einrichtung zukünftig auf die öffentlichen Diskurse über Architektur und<br />

Baukultur auswirken werden.<br />

Der vorliegende Rea<strong>der</strong> fasst die Ergebnisse eines Seminars zusammen, das im Wintersemester<br />

2006/07 an <strong>der</strong> BTU Cottbus durchgeführt wurde. Es nahmen Studierende <strong>der</strong> Studiengänge Architektur,<br />

Stadt- und Regionalplanung sowie des noch jungen Masterstudiengangs <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

teil. Das Seminar ist das zweite einer Reihe von Veranstaltungen, in denen die Möglichkeiten<br />

von <strong>Architekturvermittlung</strong> anhand einer Analyse <strong>der</strong> ihnen gewidmeten <strong>Institutionen</strong> untersucht<br />

werden sollen. Dabei wird <strong>der</strong> Begriff Institution bewusst recht weit gefasst, er umfasst nicht nur Architekturmuseen<br />

und –zentren, son<strong>der</strong>n auch Verbände, Initiativen o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>kehrende Großveranstaltungen<br />

und Events. Die Landschaft solcher <strong>Institutionen</strong> soll Stück für Stück kartiert, die Ziele,<br />

Organisationsformen und Strategien sollen kritisch hinterfragt und verglichen werden. Wir glauben,<br />

dass die Ergebnisse <strong>der</strong> studentischen Recherchen auch über den Kreis <strong>der</strong> Studierenden selbst hinaus<br />

von Interesse sind, deshalb liegt hier nun <strong>der</strong> zweite Rea<strong>der</strong> „<strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong>“<br />

vor (<strong>der</strong> erste <strong>Band</strong> kann unter dem unten angegebenen Link herunter geladen werden).<br />

Ein dritter Rea<strong>der</strong> ist in Vorbereitung, <strong>der</strong> dann auch die oben erwähnten aktuellen Beispiele intensiver<br />

behandeln wird. Für die Fertigstellung dieses Rea<strong>der</strong>s ist neben den beteiligten Studierenden<br />

vor allem Anne Schmidt zu danken, die sich um Redaktion und Layout gekümmert hat. Über Kritik,<br />

Fragen und Anregungen freue ich mich unter rambow@tu-cottbus.de.<br />

Riklef Rambow<br />

Cottbus im Oktober 2007<br />

Links:<br />

Österreichische Plattform für Architekturpolitik | www.architekturpolitik.at<br />

Österreichischer Baukulturreport | www.baukulturreport.at<br />

Bundesstiftung Baukultur e.V. | www.bundesstiftung-baukultur.de<br />

Cité de l’architecture et du patrimoine | www.citechaillot.fr<br />

Masterstudiengang <strong>Architekturvermittlung</strong> an <strong>der</strong> BTU Cottbus | www.architektur-vermittlung.de<br />

Rea<strong>der</strong> „<strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong>“, <strong>Band</strong> 1 | www.tu-cottbus.de/BTU/Fak2/TheoArch/Lehrstuhl/deu/rambow/Rea<strong>der</strong>AV0506.pdf<br />

1


2 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

1 2<br />

1 Logo KulturBahnhof<br />

2 Logo KAZ<br />

KLEINERE REGIONALZENTREN<br />

Jan Kuhmann<br />

Neben den Architekturzentren und Architekturmuseen<br />

von nationaler und internationaler<br />

Bedeutung gibt es eine Vielzahl<br />

kleinerer regionaler Zentren. Auch wenn<br />

diesn ein eher kleines Einzugsgebiet und ein<br />

relativ niedriges Budget gemein sind, unterscheiden<br />

sie sich in ihrer Intention und<br />

Arbeit doch erheblich. Im Folgenden werden<br />

drei regionale Zentren – in Bielefeld,<br />

in Kassel und in Münster – näher betrachtet<br />

und ihre Konzepte <strong>der</strong> Thematisierung<br />

und Vermittlung von Architektur werden<br />

gegenüber gestellt. Neben dem Bielefel<strong>der</strong><br />

Kunstverein, dem Kasseler Architekturzentrum<br />

und dem Projekt Münster Modell gibt<br />

es deutschlandweit noch eine Vielzahl an<strong>der</strong>er<br />

regionaler Architekturzentren, wie<br />

zum Beispiel das Bremer Zentrum für Baukultur,<br />

das Architekturmuseum Schwaben<br />

in Augsburg o<strong>der</strong> den Architekturkreis<br />

Regensburg. Daher ist die vorliegende Gegenüberstellung<br />

exemplarisch zu verstehen<br />

und soll nicht das gesamte Spektrum <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Konzepte regionaler<br />

Zentren abdecken, son<strong>der</strong>n einen Eindruck<br />

verschiedener Modelle vermitteln.<br />

KAZ im KUBA<br />

- Kasseler Architekturzentrum im Kulturbahnhof<br />

Die in Nordhessen gelegene Stadt Kassel ist mit ihren knapp<br />

200.000 Einwohnern die kleinste <strong>der</strong> drei Städte in diesem Vergleich.<br />

Sie ist vor allem durch die seit 1955 alle vier bis fünf<br />

Jahre stattfindende Kunstausstellung documenta und den Bergpark<br />

Wilhelmshöhe mit Schloss Wilhelmshöhe, Herkules und<br />

Löwenburg bekannt.<br />

Der Name KAZ im KUBA steht für das Kasseler Architekturzentrum<br />

im Kulturbahnhof. Dieses wurde im März 1998 durch<br />

sieben Mitglie<strong>der</strong> des BDA Kassel gegründet und wird durch<br />

den För<strong>der</strong>verein KAZ im KUBA in Kassel e.V. betrieben. Der<br />

Vorstand des För<strong>der</strong>vereins besteht aus acht Personen. Die<br />

<strong>der</strong>zeitige Vorsitzende ist die Architektin Barbara Ettinger-<br />

Brinckmann, die zusammen mit dem Architekten und Stadtplaner<br />

Michael Bergholter das Architekturbüro Architektur +<br />

Nutzungsplanung in Kassel gegründet hat. Der Vorstand und<br />

alle Mitglie<strong>der</strong> des För<strong>der</strong>vereins sind auf ehrenamtlicher Basis<br />

tätig, lediglich für Kasse und Aufsicht in den Ausstellungsräumen<br />

ist eine Halbtagskraft angestellt. Nachdem <strong>der</strong> Verein im<br />

Juli 1998 vorerst nur auf eine Dauer von 18 Monaten von dem<br />

Finanzamt Kassel als gemeinnützig anerkannt worden war, hat<br />

er im September 2000 die unbefristete Anerkennung <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit<br />

erhalten. Von den knapp 150 Mitglie<strong>der</strong>n des<br />

Vereins sind circa zwei Drittel Privatpersonen und ein Drittel<br />

Büros, Firmen und <strong>Institutionen</strong>. Die Mitgliedschaft steht je<strong>der</strong>mann<br />

offen, sie ist nicht an eine Zugehörigkeit zum BDA


3 Grundriss des KulturBahnhofs<br />

gebunden und beschränkt sich auch nicht auf die Berufsgruppe<br />

<strong>der</strong> Architekten. Der reguläre Jahresbeitrag für eine Mitgliedschaft<br />

liegt bei 60 Euro, jedoch unterstützen ungefähr zehn<br />

Prozent <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> den Verein als so genannte För<strong>der</strong>mitglie<strong>der</strong><br />

weit über den regulären Jahresbeitrag hinaus. Der<br />

Verein wird durch circa 25 Sponsoren finanziell unterstützt. Zu<br />

dem Kreis <strong>der</strong> Sponsoren gehören sowohl Privatpersonen als<br />

auch <strong>Institutionen</strong>, Büros und Unternehmen. Zu ihnen zählen<br />

unter an<strong>der</strong>em die Stadt Kassel, <strong>der</strong> Landkreis Kassel (vertreten<br />

durch das Amt für Planung und Denkmalpflege), die Eternit<br />

AG, die Binding Brauerei und die Nemetschek AG. Es sind also<br />

sowohl Firmen mit als auch Firmen ohne direkten Bezug zur<br />

Architektur vertreten. Zusätzlich wird die Arbeit des Kasseler<br />

Architekturzentrums durch die Verbände Bund Deutscher<br />

Architekten (BDA), Bund Deutscher Baumeister, Architekten<br />

und Ingenieure (BDB) und Vereinigung für Stadt-, Regional-<br />

und Landesplanung (SRL) unterstützt.<br />

Das Kasseler Architekturzentrum befindet sich im Kulturbahnhof,<br />

dem ehemaligen Hauptbahnhof <strong>der</strong> Stadt. Der Bahnhof<br />

liegt westlich <strong>der</strong> Innenstadt und wird in direkter Achse über die<br />

Treppenstraße mit dem Friedrichsplatz verbunden. Die Anlage<br />

ist als Kopfbahnhof konzipiert und wurde zwischen 1851 und<br />

1856 nach Plänen des kurhessischen Oberbaumeisters Gottlob<br />

Engelhard im Stile des romantischen Klassizismus erbaut. Der<br />

Kasseler Hauptbahnhof war das größte Bahnhofsprojekt seiner<br />

Zeit. Im Jahre 1900 und 1912 wurden die Anlagen durch Um-<br />

und Ausbauten erweitert. Wie viele große Bahnanlagen wurde<br />

auch <strong>der</strong> Kasseler Hauptbahnhof im Zweiten Weltkrieg durch<br />

Bombenangriffe stark zerstört. 1952 bis 1960 erfolgte sein Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

mit Empfangs- und Nebengebäude im Stil <strong>der</strong> 50er<br />

Jahre unter Beibehaltung und Restaurierung <strong>der</strong> spätklassizistischen<br />

Elemente. Bis zum Zweiten Weltkrieg war <strong>der</strong> Kasseler<br />

Hauptbahnhof ein wichtiger regionaler Verkehrsknotenpunkt<br />

des vor allem in Ost-West-Richtung orientierten Eisenbahnverkehrs,<br />

aber büßte diese Stellung nach <strong>der</strong> Teilung Deutsch-<br />

II - Kleinere Regionalzentren<br />

lands ein. Mit <strong>der</strong> Eröffnung des ICE-Bahnhofs Wilhelmshöhe<br />

Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre verlor <strong>der</strong> Hauptbahnhof völlig seine<br />

Bedeutung als Fernverkehrsstation.<br />

Kasseler Kulturbetriebe, das städtische Kulturamt und die<br />

Deutsche Bahn bildeten daraufhin die Initiative zur Einrichtung<br />

eines KulturBahnhofs. 1995 wurde <strong>der</strong> Bahnhof für mehrere<br />

Millionen DM grundlegend saniert. 1997 wurden erstmals<br />

Räume im Südflügel für eine documenta (documenta X) genutzt<br />

und dienen seither als Ausstellungsflächen für die freie<br />

Kunstszene. Seitdem werden von <strong>der</strong> Bahn nicht mehr benötigte<br />

Räumlichkeiten mit neuen, überwiegend kulturellen Nutzungen<br />

belegt.<br />

Auf dem Vorplatz befindet sich ein von <strong>der</strong> Bevölkerung Kassels<br />

geliebtes und erworbenes Kunstwerk <strong>der</strong> documenta 9, <strong>der</strong><br />

so genannte „Himmelsstürmer“ (Originaltitel: Man walking to<br />

the sky) von Jonathan Borofsky.<br />

Die Umnutzung des Hauptbahnhofs zur Kulturstätte wurde<br />

als Projekt <strong>der</strong> EXPO 2000 anerkannt. Neben Kunstgalerien,<br />

Programmkinos und Gastronomie entstand in den Räumen<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Bahnhofsmission auch das Kasseler Architekturzentrum.<br />

Folgende Nutzungen sind heute im Kasseler Kulturbahnhof zu<br />

finden (Abb. 3):<br />

| BALi Kinos (1): Die BALi Kinos sind Arthouse-Kinos und<br />

präsentieren gehobene Unterhaltung und Filmkunst für Cineasten.<br />

Der europäische Film und <strong>der</strong> amerikanische Independent-Film<br />

bilden die Schwerpunkte des Kinos. Zusätzlich sind<br />

Matineen, Klassiker und Repertoirefilme im Programm.<br />

| Caricatura – Galerie für Komische Kunst (2): Die Caricatura ist<br />

Schauplatz von Ausstellungen und Veranstaltungen zu Karikatur,<br />

Cartoon, Kritik und Komik. Der Galeriebetrieb präsentiert<br />

kontinuierlich wechselnde Werkschauen und Sammelausstellungen,<br />

auf <strong>der</strong> Caricatura-Bühne finden regelmäßig Lesungen<br />

und Konzerte statt.<br />

| Gleis 1 (3): Das Gleis 1 ist Restaurant, Bar, Livebühne und<br />

3


4 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

4 5<br />

6<br />

4, 5 Innenraum des KAZ<br />

6 Ausstellung Großer Bahnhof für kleine Leute<br />

Diskothek in einem und bietet im Sommer einen überdachten<br />

Biergarten. Stühle von Vitra und Thonet bestimmen den Charakter<br />

<strong>der</strong> Einrichtung.<br />

| Tagungszentrum (4): Das Tagungszentrum KulturBahnhof<br />

Kassel bildet im KulturBahnhof das logistische Zentrum. In drei<br />

Räumen können für circa 100 Personen Seminare, Schulungen<br />

und Tagungen realisiert werden.<br />

| Südflügel (5): Der Südflügel ist die architektonische Pretiose<br />

des Kulturbahnhofes. In dem ehemaligen Postumschlaggebäude<br />

mit zwei großen Hallen und sechs weiteren Räumen finden<br />

Kunstausstellungen, große Konferenzen, Workshops, festliche<br />

Abendveranstaltungen o<strong>der</strong> avantgardistisches Kulturprogramm<br />

statt. Der Südflügel ist direkt an einem stillgelegten<br />

Gleis gelegen, das von dem Künstler Lois Weinberger zur documenta<br />

X bepflanzt wurde.<br />

| Galerie Stellwerk (6): Der ehemalige Warteraum des Hauptbahnhofes<br />

ist nun ein multifunktionaler Ausstellungsraum für<br />

Studierende <strong>der</strong> Kunsthochschule Kassel aus den Bereichen<br />

Kunstwissenschaft, Freie Kunst, Visuelle Kommunikation und<br />

Produktdesign. Das Programm alterniert zwischen Installation,<br />

Videokunst, Fotografie, Skulptur und Malerei.<br />

| KAZ - Kasseler Architekturzentrum (7): Als sinnfälliger, in die<br />

kulturelle Vielfalt des Standortes eingebetteter Schauplatz, sind<br />

die Räume ein Forum für eine kontinuierliche Architekturdiskussion<br />

zwischen Öffentlichkeit und Fachpublikum.<br />

| Offener Kanal Kassel (8): Der Offene Kanal stellt Equipment,<br />

Know-how und Sendeplatz für die Produktion und Verbreitung<br />

von Fernsehbeiträgen bereit. Die Programmmacher selbst<br />

sind die Bürgerinnen und Bürger <strong>der</strong> Stadt und des Landkreises<br />

Kassel.<br />

| Lichthof (9): Das Unternehmen Lichthof produziert Animationsfilme<br />

vom klassischen Zeichentrick bis zur 3D-Animation<br />

und Spezialeffekten für Film, TV und Werbung.<br />

Das KAZ definiert sich selbst als „Forum für vielfältige Veranstaltungen<br />

im Bereich des Planens und Bauens und als Stand-<br />

ort für eine stete Architekturdiskussion zwischen Öffentlichkeit<br />

und Fachpublikum“. Es gibt circa 10 bis 15 Ausstellungen<br />

und Veranstaltungen pro Jahr, die in ihrer Art sehr verschieden<br />

sind und ein weites Themenspektrum abdecken. Manche<br />

Ausstellungen gehen dabei über den eigentlichen Bereich <strong>der</strong><br />

Architektur hinaus, zum Beispiel Flussfahrt zum Dessert (Malerei)<br />

o<strong>der</strong> Die blaue Revolution (über die Partei <strong>der</strong> blauen<br />

Patrioten). Auch Filmvorführungen (Fountainhead etc.), Karnevalspartys<br />

(Kasseler Architekturfasching Flower Power) und<br />

die Teilnahme Fußballturnieren (bei den Bolz Masters in den<br />

Waldauer Wiesen als Mannschaft HOAI: Heute ohne Ailton)<br />

gehören zum Aktivitätsspektrum. Der Großteil <strong>der</strong> Aktivitäten<br />

hat jedoch einen eindeutigen Bezug zum Thema Architektur.<br />

Ausstellungen zu Architekturwettbewerben und allgemeinen<br />

Architekturthemen, Fotoausstellungen und Ausstellungen zu<br />

Malerei, Bildhauerei und Grafik gehören zum Programm. Sie<br />

sind meist übernommen und vom KAZ nicht selbst konzipiert.<br />

Zu diesen Ausstellungen gehörten zum Beispiel:<br />

| Großer Bahnhof für kleine Leute (Malerei + Plastik): Arbeiten<br />

<strong>der</strong> Künstlerin und Designerin Ulrike Krappen aus Marburg<br />

und Holzskulpturen des fränkischen Bildhauers Wolfgang<br />

Aulbach. Beide arbeiten figürlich, zeigen Wesen, die sich trotz<br />

Unsicherheit und Schwäche im täglichen (Über-) Lebenskampf<br />

behaupten, wobei immer etwas Selbstironie als Strategie hilfreich<br />

zu sein scheint.<br />

| Jenseits des Höhgrabens (Fotografie): Der 1960 in Eschwege<br />

geborene Fotograf und Kunsthistoriker Thomas Wiegand hat<br />

über fünf Jahre das Baugeschehen am exponierten Rand des<br />

Höhgrabens und auf den weniger beliebten Flächen des Talgrundes<br />

mit <strong>der</strong> Kamera begleitet. Erste Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Serie<br />

wurden 2003 mit dem 5. Europäischen Preis für Architekturfotografie<br />

db architekturbild ausgezeichnet.<br />

| Renault Traffic Design Award 2005: Als Gradmesser für die<br />

aktuellen Strömungen <strong>der</strong> Verkehrsarchitektur hat sich <strong>der</strong><br />

Renault Traffic Design Award etabliert. Die Entwicklung <strong>der</strong>


7 8 9<br />

7- 9 Museumsnacht 2006 im KAZ | LEGO°LOS<br />

Technik und <strong>der</strong> funktionalen Ästhetik sowie die Rolle des<br />

Wohlfühlfaktors in <strong>der</strong> Verkehrsarchitektur soll mit dieser<br />

Ausstellung verfolgt werden.<br />

| Korrespondenzen – Stararchitekten und ihre Werke: 70<br />

signierte Originalskizzen von weltbekannten Architekten wie<br />

Ludwig Mies van <strong>der</strong> Rohe, Marcel Breuer, Norman Foster,<br />

Hans Scharoun und Egon Eiermann werden in Korrespondenz<br />

zu ihren auf nationalen und internationalen Briefmarken<br />

abgebildeten Bauwerken ausgestellt. In den Skizzen haben die<br />

Architekten die von ihnen entworfenen Bauwerke noch einmal<br />

umrisshaft wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

| Europäischer Architekturfotografie-Preis 2005: Ausstellung <strong>der</strong><br />

Preisträger des alle zwei Jahre ausgelobten Europäischen Architekturfotografie-Preises.<br />

| Das Erste Haus (Bauwelt Preis 2003): Sechs Preise, sechs lobende<br />

Erwähnungen und 23 weitere Arbeiten dieses, dem<br />

Nachwuchs gewidmeten Wettbewerbes reisen als Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />

durchs Land.<br />

| New York, New York: The Gates von Christo und Jeanne-Claude<br />

aus <strong>der</strong> Fotoperspektive von Monika Nikolic.<br />

| Bauen für Kin<strong>der</strong> (Wüstenrot-Wettbewerb): Ausstellung <strong>der</strong><br />

Wüstenrot Stiftung mit dem Gestaltungspreisträger, weiteren<br />

sechs prämierten Gebäuden und in einem zweiten Ausstellungsteil<br />

ergänzend 21 Objekte als Beispiele für die Vielfalt und<br />

<strong>Band</strong>breite <strong>der</strong> insgesamt im Wettbewerb vorhandenen baulichen<br />

Lösungen.<br />

Während in diesen Fällen die Räumlichkeiten des Architekturzentrums<br />

lediglich als Galerie dienen, gibt es auch eine Reihe<br />

von Veranstaltungen, bei denen die Diskussion zwischen Öffentlichkeit<br />

und Fachpublikum und <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Vermittlung<br />

von Architektur viel direkter hervortritt. So gibt es das<br />

immer wie<strong>der</strong>kehrende Kasseler Stadtgespräch zu aktuellen<br />

lokalen Architekturthemen sowie Vorträge, Buchvorstellungen<br />

und Ausstellungseröffnungen mit anschließen<strong>der</strong> Diskussionsrunde.<br />

Des Weiteren finden spezielle Projekte und Veran-<br />

II - Kleinere Regionalzentren<br />

staltungen für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche statt, bei denen diese<br />

mit einfachen spielerischen Mitteln o<strong>der</strong> auch mit konkreten<br />

Aufgaben und Problemstellungen an das Thema Architektur<br />

herangeführt werden sollen. Die Auszeichnung vorbildlicher<br />

Schülerarbeiten zum Thema Architektur in Zusammenarbeit<br />

mit dem BDA soll in Zukunft regelmäßig erfolgen. Folgende<br />

Ausstellungen und Projekte wären hier zu nennen:<br />

| LEGO°LOS im KAZ im KUBA in <strong>der</strong> Kasseler Museumsnacht<br />

- Spielend Bauen mit (und ohne) Architekten: Das KAZ im<br />

KUBA wartete in <strong>der</strong> Kasseler Museumsnacht mit Abertausenden<br />

von Legosteinen auf. Unter dem Motto Himmelsstürmer<br />

konnten alle Besucher, sowohl die Kleinen als auch die Großen,<br />

drauflos bauen.<br />

| Kasseler Stadtgespräch zum Thema „Leitbild Innenstadt“: Was<br />

hält die Stadt vom Thema Baukultur und mit welchen Instrumenten<br />

soll sie sichergestellt werden? Wie steht es mit dem<br />

Museumskonzept <strong>der</strong> Stadt als Pendant zu den Vorhaben <strong>der</strong><br />

Landesregierung? Diese und weitere Fragen wurden im Fachkreis<br />

mit dem verantwortlichen Politiker <strong>der</strong> Stadt erörtert.<br />

| Die Angst des Bauherren vor dem Architekten: Vortrag und<br />

Einführung in die Ausstellung<br />

| Wer plant die Planung?: Buchvorstellung und Vortrag von<br />

Martin Schmitz.<br />

| Ausstellung „vorbildlicher Schülerarbeiten“: Mit dem Schülerwettbewerb<br />

zum Thema Architektur und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Auszeichnung soll verstärkt schon in <strong>der</strong> Schule das Interesse<br />

für die gebaute Umwelt geweckt, und das Bewusstsein<br />

für Qualität in <strong>der</strong> Architektur geför<strong>der</strong>t werden. Insgesamt 43<br />

Schüler/-gruppen von gymnasialen Oberstufen aus 12 Schulen<br />

im Regierungsbezirk Kassel hatten zu einem vorgegebenen<br />

Thema Modelle, Bil<strong>der</strong>, Fotos o<strong>der</strong> multimediale Werke im<br />

Rahmen des Kunstunterrichts entworfen.<br />

| Fünf Perspektiven (Stadt-Fotografie): Fotografien von Martin<br />

Rockhoff auf Motivsuche durch das, von <strong>der</strong> Stadt Kassel ausgewiesene<br />

URBAN Gebiet.<br />

5


6 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

10 11<br />

12<br />

10 Logo Bielefel<strong>der</strong> Kunstverein<br />

11, 12 Museum Waldhof in Bielefeld<br />

| Fazit<br />

Das Kasseler Architekturzentrum hat sich bei seiner Arbeit keinem<br />

speziellen Aspekt verschrieben. Über ein weit gefächertes<br />

Themenfeld und ein großes Spektrum an Aktivitäten soll das<br />

Thema Architektur in die Öffentlichkeit getragen werden und<br />

damit viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen, gleichermaßen<br />

Fachpublikum und Laien, ansprechen.<br />

Informationen zum aktuellen Programm erhält man auf <strong>der</strong><br />

Website des Kasseler Architekturzentrums unter:<br />

www.kazimkuba.de.<br />

Bielefel<strong>der</strong> Kunstverein /<br />

Ausstellungsreihe Baukunst<br />

+Bielefel<strong>der</strong> Schulen machen Architektur<br />

Die am Teutoburger Wald gelegene Stadt Bielefeld hat 325.000<br />

Einwohner. Sie gilt als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum<br />

<strong>der</strong> Region Ostwestfalen-Lippe. Das Wahrzeichen <strong>der</strong><br />

Stadt ist die mittelalterliche Sparrenburg. Bielefeld ist vor allem<br />

für die während <strong>der</strong> Industrialisierung entstandene Textil- und<br />

Maschinenbau-Industrie bekannt, die einen stark prägenden<br />

Einfluss auf das Stadtbild hatte.<br />

Der Bielefel<strong>der</strong> Kunstverein wurde 1931 gegründet. Seit 1984<br />

führt <strong>der</strong> Verein in eigener Trägerschaft ein Museum für zeitgenössische<br />

Kunst und zeigt dort regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer<br />

Kunst, die das Ausstellungsangebot <strong>der</strong> Kunsthalle<br />

Bielefeld ergänzen und erweitern sollen. Der Verein ist als<br />

gemeinnütziger Verein eingetragen und finanziert sich über<br />

die Beiträge <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>, Zuschüsse <strong>der</strong> Stadt Bielefeld und<br />

Spenden. Die Mitgliedschaft im Bielefel<strong>der</strong> Kunstverein steht<br />

je<strong>der</strong> Person offen und bedarf einen jährlichen Beitrag von 60<br />

Euro. Bis auf die Ausnahme von drei Halbtagsstellen erfolgen<br />

alle Arbeiten für den Verein auf ehrenamtlicher Basis. Die drei<br />

Halbtagsstellen sind für die künstlerische Leiterin, die Assistentin<br />

<strong>der</strong> künstlerischen Leiterin und eine Aufsicht vorgesehen.<br />

Dem aus fünf Personen bestehenden Vereinsvorstand gehört<br />

unter an<strong>der</strong>em auch <strong>der</strong> Architekt Andreas Wannenmacher an.<br />

Zusammen mit den Architekten Christian Wannenmacher und<br />

Hans-Heinrich Möller führt er das Bielefel<strong>der</strong> Architekturbüro<br />

Wannenmacher + Möller. Seit 2000 ist Andreas Wannenmacher<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> des Bielefel<strong>der</strong> Kunstvereins. Seit diesem<br />

Zeitpunkt gibt es die Ausstellungsreihe Baukunst, die auf seine<br />

Initiative hin ins Leben gerufen wurde. Die Ausstellungsreihe<br />

wird nur durch ihn betreut, da diese zusätzliche Arbeit durch<br />

die künstlerische Leiterin nicht mehr zu bewältigen wäre und<br />

die finanziellen Mittel zur Schaffung einer weiteren Stelle nicht<br />

ausreichen. Diese Son<strong>der</strong>stellung <strong>der</strong> Ausstellungsreihe Baukunst<br />

trifft auch auf <strong>der</strong>en Finanzierung zu, da die finanziellen<br />

Mittel des Vereins nur für die Bewältigung <strong>der</strong> ‚regulären’<br />

Projekte ausreichen. Für jede Ausstellung <strong>der</strong> Reihe wird mit<br />

einem Betrag von ungefähr 10.000 Euro kalkuliert, <strong>der</strong> dann<br />

ausschließlich durch speziell für die Ausstellung gewonnene<br />

Sponsoren aufgebracht werden muss. Zurzeit bemüht man sich<br />

jedoch, eine feste Gruppe von circa fünf Sponsoren zu finden,<br />

die sich mit einem Betrag von jeweils 5.000 Euro über einen<br />

Zeitraum von drei Jahren an dem Projekt beteiligt. Zusätzlich<br />

werden die Ausstellungen auch vom BDA und an<strong>der</strong>en Architektenverbänden<br />

in kleinerem Umfang unterstützt.<br />

Seit dem Jahre 1984 ist das Museum in seinen jetzigen Räumen,<br />

dem Museum Waldhof, zu finden. Das Museum liegt im<br />

Zentrum Bielefelds, unweit <strong>der</strong> (von Philip Johnson geplanten)<br />

Kunsthalle und <strong>der</strong> Altstadt mit <strong>der</strong> Fußgängerzone. Es befindet<br />

sich in einem ehemaligen Bielefel<strong>der</strong> Adelshof im Stil <strong>der</strong><br />

Weserrenaissance, <strong>der</strong> wahrscheinlich <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> ersten<br />

westfälischen Siedlung im Raum Bielefeld gewesen ist und als<br />

zweitältestes Gebäude <strong>der</strong> Stadt gilt. Der ehemalige Adelshof<br />

hat bereits eine bewegte Geschichte mit vielfältiger Nutzung als<br />

landwirtschaftlicher Hof, Arztpraxis und Bordell bis hin zum


13 14 15<br />

13-15 Flyer <strong>der</strong> Baukunst Ausstellungen im Bielefel<strong>der</strong> Kunstverein<br />

Museum hinter sich. In dem historischen Gebäude befinden<br />

sich auf zwei Ebenen verteilt insgesamt sechs Ausstellungsräume<br />

und ein kleiner Bereich für Shop und Kasse. Das vierzig<br />

Quadratmeter große gotische Gewölbe im Untergeschoss kann<br />

für Veranstaltungen verschiedener Art gemietet werden. Auch<br />

<strong>der</strong> von einer hohen Mauer umgebene Hof wird oft für Veranstaltungen<br />

o<strong>der</strong> als Skulpturengarten genutzt. Der Eintritt<br />

kostet drei Euro, Kin<strong>der</strong>, Schüler, Studenten und Behin<strong>der</strong>te<br />

zahlen die Hälfte. Das Museum Waldhof hat, abgesehen von<br />

Son<strong>der</strong>veranstaltungen, nur an den Nachmittagen von Donnerstag<br />

bis Sonntag geöffnet.<br />

Jedes Jahr widmet sich eine zweimonatige Ausstellung dem<br />

Thema Baukunst. Die Themen <strong>der</strong> Ausstellung umfassen das<br />

Werk eines Architekten o<strong>der</strong> eine bestimmte Thematik, zu <strong>der</strong><br />

Werke verschiedener Architekten gezeigt werden. Durch den<br />

Umstand, dass die gesamte Planung einer Ausstellung von einer<br />

einzigen berufstätigen Person auf ehrenamtlicher Basis<br />

nicht zu leisten ist, hat man aus <strong>der</strong> Not eine Tugend gemacht<br />

und bindet die ausgestellten Architekten mit in die Planung<br />

ein. Jede Ausstellung hat eine klare Glie<strong>der</strong>ung, so dass dabei<br />

immer ein Projekt pro Wand o<strong>der</strong> Raum gezeigt wird. Der ausgestellte<br />

Architekt erhält vorab Pläne des Gebäudes und Fotos<br />

<strong>der</strong> Räume und kann dann anhand dieser Informationen die<br />

Ausstellung vorbereiten. Nur bei Ausstellungen mit Werken<br />

verschiedener Architekten werden noch konkretere Vorgaben<br />

gemacht. Der Umgang <strong>der</strong> Architekten mit den ihnen gebotenen<br />

Möglichkeiten ist sehr unterschiedlich. Manche beschränken<br />

sich darauf, eine eventuell in Grundzügen schon vorhandene<br />

Werkschau den räumlichen Vorgaben anzupassen, an<strong>der</strong>e<br />

wie<strong>der</strong>um setzen sich sehr genau mit dem Ort und Gebäude<br />

auseinan<strong>der</strong> und entwickeln ein speziell darauf angepasstes<br />

Konzept. So ist zum Beispiel im Ausstellungskatalog zur Ausstellung<br />

des Architekten Claudio Silvestrin eine Skizze zu finden,<br />

auf <strong>der</strong> er die Bewegung durch das Gebäude darstellt und<br />

daran die Reihenfolge seiner Werke ausrichtet.<br />

II - Kleinere Regionalzentren<br />

Folgende Ausstellungen wurden bisher in <strong>der</strong> Reihe Baukunst<br />

gezeigt:<br />

| Der Architekt Claudio Silvestrin<br />

| Orte <strong>der</strong> Transzendenz (mit Werken von Allmann Sattler<br />

Wappner Architekten, Lamott Architekten, meck Architekten,<br />

Axel Schultes und Charlotte Frank, Wandel Höfer Lorch +<br />

Hirsch)<br />

| Ungewohnt Gewohnt – Außergewöhnliche Beispiele privater<br />

Wohnhäuser (mit Werken von Rem Kohlhaas, MVRDV, Ken<br />

Shuttleworth, Werner Sobek, Delugan_Meissl, bottega + erhardt)<br />

| RCR Aranda Pigem Vilalta Arquitectes<br />

| Weinbaukunst (mit Werken von Walter Agonese und<br />

Rainer Körberl, Gerd Bergmeister, Andreas Burghardt,<br />

gerner°gernerplus, Hofmann Keicher Ring, Michael Maier und<br />

Michael Waechter, Gilles Perraudin, Boris Podrecca, Maria<br />

Viné und Vicky Daroca)<br />

| Dem Alltag entfliehen - Außergewöhnliche Beispiele zeitgenössischer<br />

Hotelbauarchitektur (mit Werken von Graft, RCR Aranda<br />

Pigem Vilalta Arquitectes, SATIJNplus Architecten, plasma<br />

Studio, Baumann / Lang, Gewers Kühn + Kühn, Anouska<br />

Hempel Design)<br />

Es werden hauptsächlich <strong>der</strong> Größe des Ortes angemessene<br />

Projekte ausgewählt und auch bewusst Themen gesucht, in die<br />

sich ein Laie relativ einfach hineinversetzen kann. So hat bestimmt<br />

je<strong>der</strong> schon selbst einmal Hotelarchitektur erlebt und<br />

kann die eigenen Erfahrungen den gezeigten Werken gegenüberstellen.<br />

Die Ausstellungen werden meist durch Führungen<br />

ergänzt. Viele Architekten waren zu den Ausstellungseröffnungen<br />

anwesend und haben Ihre Projekte persönlich vorgestellt.<br />

Eine Ausstellung <strong>der</strong> Reihe Baukunst wird in <strong>der</strong> Regel<br />

von circa 1.000 Personen besucht.<br />

Informationen zu aktuellen Ausstellungen erhält man auf <strong>der</strong><br />

Website des Bielefel<strong>der</strong> Kunstvereins unter:<br />

www.bielefel<strong>der</strong>-kunstverein.de.<br />

7


8 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

16<br />

17<br />

16 Logo Architekturstadt Münster<br />

17 Logo Münster Modell<br />

18 Ausschnitt aus dem Modell Münster<br />

Eine bisher einmalige Aktion war die Ausstellung von Schülerarbeiten<br />

zum Thema Architektur. Dieser Ausstellung war das<br />

Projekt Bielefel<strong>der</strong> Schulen machen Architektur vorausgegangen.<br />

Auf Initiative <strong>der</strong> Bielefel<strong>der</strong> Architektenverbände BDA,<br />

BDB, AIV, VFA, BDIA, BDLA und SRL hatten Bielefel<strong>der</strong> Architekten<br />

gemeinsam mit Schülern <strong>der</strong> Klassen 11 bis 13 aktuelle<br />

städtebauliche und architektonische Themen aus <strong>der</strong> Region<br />

bearbeitet. Die Ergebnisse wurden anschließend in dem<br />

Räumen des Museum Waldhof zum Tag <strong>der</strong> Architektur 2003<br />

ausgestellt.<br />

| Fazit<br />

Die Ausstellungsreihe Baukunst versteht sich nicht als Institution,<br />

die aktuelle Entwicklungen in Architektur und Stadtplanung<br />

kritisch hinterfragt. Dies ist zum einen dem Konzept<br />

geschuldet, das die ausgestellten Architekten die Ausstellung<br />

quasi selbst gestalten. Kritische Worte zu den eigenen Arbeiten<br />

werden eher die Ausnahme sein, wenn man diese Werke schon<br />

für eine Ausstellung auswählt. Aber auch vom grundsätzlichen<br />

Ansatz her wird hier versucht, das Interesse des Laien für Architektur<br />

durch die Darstellung des Kunstschönen in <strong>der</strong> Architektur<br />

und Themen mit einem hohen Identifikationsfaktor,<br />

wie Wohnungsbau o<strong>der</strong> Hotelarchitektur, zu gewinnen. Dieser<br />

Ansatz wird, gemessen am finanziellen und personellen Rahmen<br />

<strong>der</strong> Ausstellungsreihe, überzeugend umgesetzt. Auch das<br />

Präsentieren <strong>der</strong> Ausstellungsreihe in einem Museum für zeitgenössische<br />

Kunst, dessen reguläres Programm ganz an<strong>der</strong>sartig<br />

gestaltet ist, dürfte dazu beitragen, die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

kunstinteressierte Person ohne spezielles Architekturinteresse<br />

in diese Ausstellung zu führen.<br />

18<br />

Münster Modell / Architekturstadt<br />

Münster<br />

Die Stadt Münster in Westfalen wurde als Bischofsstadt gegründet<br />

und hat circa 270.000 Einwohner. Trotz schwerer Zerstörung<br />

im Zweiten Weltkrieg präsentiert sie sich heute mit einem<br />

architekturgeschichtlich reichen Bestand, <strong>der</strong> die Geschichte<br />

<strong>der</strong> Stadt vom Mittelalter bis in die Gegenwart anschaulich dokumentiert.<br />

Neben den romanischen und gotischen Kirchen<br />

prägt mit den Bauten von Johann Conrad Schlaun ein beeindruckendes<br />

Ensemble spätbarocker Architektur das Stadtbild.<br />

Die Gebäude <strong>der</strong> Nachkriegszeit gelten weithin als beispielhaft<br />

für mo<strong>der</strong>nes Bauen im historischen Kontext, seien es die<br />

Nachschöpfung <strong>der</strong> Giebelhäuser am Prinzipalmarkt o<strong>der</strong> die<br />

mo<strong>der</strong>ne Formensprache des Stadttheaters (Deilmann, von<br />

Hausen, Rave und Ruhnau). Den Stadtgrundriss spannungsvoll<br />

weiterentwickelt haben auch zeitgenössische Projekte wie<br />

die Stadtbücherei (Bolles + Wilson) und die jüngst eröffnete<br />

Diözesanbibliothek (Max Dudler). Seit 1977 findet im Zehnjahresrhythmus<br />

die Kunstausstellung skulptur projekte münster<br />

statt, bei <strong>der</strong> international renommierte Künstler mit Werken<br />

im öffentlichen Raum Position in und zu <strong>der</strong> Stadt beziehen.<br />

Die Wirtschaft ist stark durch den Verwaltungs- und Dienstleistungssektor<br />

geprägt.<br />

Im Mai 2006 startete offiziell das Projekt Münster Modell. Die<br />

vor<strong>der</strong>gründige Zielsetzung ist, ein Modell <strong>der</strong> Stadt im Maßstab<br />

1:500 zu bauen. Neben verschiedenen Privatpersonen<br />

zählen auch das Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und<br />

Verkehrsplanung, <strong>der</strong> Bund Deutscher Architekten (BDA),<br />

<strong>der</strong> Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure<br />

(BDB), die Fachhochschule Münster School auf Architecture<br />

(MSA) und die Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Münster GmbH zu den<br />

Gründungsmitglie<strong>der</strong>n. Die Idee eines Stadtmodells war zu<br />

diesem Zeitpunkt jedoch keineswegs mehr neu, denn es hatte


19 Stadtmodell Münster<br />

schon ähnliche Projekte in an<strong>der</strong>en Städten wie Berlin, Köln<br />

o<strong>der</strong> Hamburg gegeben, so dass man hier auf bereits vorhandene<br />

Erfahrungen zurückgreifen konnte. Der Träger des Projekts<br />

ist ein gemeinnütziger Verein, <strong>der</strong> sich aus Mitgliedsbeiträgen<br />

und Spenden finanziert. Die Möglichkeit einer Mitgliedschaft<br />

als (För<strong>der</strong>-)Mitglied steht je<strong>der</strong> Person offen. Die Beiträge in<br />

Höhe von 25, 50 und 100 Euro sind dabei nach dem Schema<br />

Personen ermäßigt / Personen / Firmen, <strong>Institutionen</strong> etc. gestaffelt.<br />

Der Vorsitzende des aus sechs Personen bestehenden<br />

Vorstands ist <strong>der</strong> Architekt und Journalist Stefan Rethfeld. Alle<br />

aktiven Mitglie<strong>der</strong> des Vereins sind auf ehrenamtlicher Basis<br />

für das Projekt tätig.<br />

Das Modell im Maßstab 1:500 soll in seiner endgültigen Fassung<br />

ein 16 Quadratkilometer großes Gebiet <strong>der</strong> Stadtbereichs<br />

von Münster umfassen. Bei einem quadratischen Ausschnitt<br />

bedeutet dies eine Kantenlänge von acht Metern bzw. eine Fläche<br />

von 64 Quadratmetern. Das Modell ist somit in 64 einzelne<br />

Segmente von jeweils einem Quadratmeter aufgeteilt. Das hat<br />

neben den simplen Anfor<strong>der</strong>ungen, wie eine guten Transportierbarkeit<br />

auch den Vorteil, dass das Modell entsprechend <strong>der</strong><br />

zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel wachsen kann.<br />

Die Kosten für die Herstellung eines Segmentes liegen je nach<br />

Art <strong>der</strong> vorhandenen Bebauungsstruktur zwischen 3.000 und<br />

10.000 Euro. Zur Deckung dieser Kosten werden gezielt Sponsoren<br />

für die Finanzierung eines bestimmten Segmentes gesucht.<br />

In <strong>der</strong> ersten Phase soll <strong>der</strong> 16 Segmente umfassende<br />

Kernbereich entstehen, von dem bisher schon sieben Segmente<br />

fertig gestellt wurden. Aufgrund des hohen Produktionsaufwands<br />

hat man bisher verschiedene Modellbaufirmen mit <strong>der</strong><br />

Herstellung <strong>der</strong> einzelnen Teile beauftragt. Der größte Teil ist<br />

aus weißem Kunststoff gefertigt, <strong>der</strong> somit die Grundfarbe des<br />

Modells bestimmt. Um eine bessere Lesbarkeit zu ermöglichen,<br />

sind historisch wichtige Gebäude aus dunklem Birnenholz gefertigt.<br />

Seit 2000 entstandene Neubauten sind aus hellem Lindenholz.<br />

Die festgelegte Grenze hat dabei keine beson<strong>der</strong>e Re-<br />

II - Kleinere Regionalzentren<br />

levanz, son<strong>der</strong>n wurde frei gewählt. Das Modell soll in Zukunft<br />

immer wie<strong>der</strong> überarbeitet und somit an aktuelle Entwicklungen<br />

angepasst werden.<br />

Der hinter dem Modell stehende Gedanke geht jedoch weit<br />

über das einfache Zeigen <strong>der</strong> Architektur hinaus. Mit dem Modell<br />

soll eine Plattform geschaffen werden, anhand <strong>der</strong>er sich<br />

in einem sehr viel konkreteren Maße über aktuelle Entwicklungen<br />

und Probleme <strong>der</strong> Münsterschen Architektur und des<br />

Städtebaus diskutieren lässt. Das Modell soll sich als zentrales<br />

Instrument <strong>der</strong> Stadtentwicklung etablieren. Bürger, Besucher,<br />

Studenten und Schulklassen können die historischen und aktuellen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen nachvollziehen. Gerade Laien wird<br />

hiermit eine anschauliche plastische Grundlage für die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Ihrer gebauten Umwelt gegeben. Missstände<br />

in bestehenden Situationen und Planungen können so<br />

einfacher aufgezeigt werden. Für Politik und Verwaltung wird<br />

das Modell eine dreidimensionale Gesprächs- und Entscheidungsvorlage<br />

bieten, um die Einfügung wichtiger Projekte<br />

<strong>der</strong> Stadtplanung im Vorfeld zu prüfen. Architekten und Bauherren<br />

können am Modell Standorte und Entwürfe im Stadtraum<br />

vergleichen und bewerten. Auch für Wettbewerbe könnte<br />

das Modell als Einsatzmodell verwendet werden. Bisher hat das<br />

Modell noch keinen festen Standort und wurde an verschiedenen<br />

Orten ausgestellt und gezeigt. Man wünscht sich hier<br />

jedoch für die Zukunft eine feste Adresse an einem zentral in<br />

Münster gelegenen Ort. Dieser Ort könne, so die Aussage von<br />

Stefan Rethfeld, auch sehr gerne ein eigens für das Modell bzw.<br />

die Initiative geschaffener Neubau sein – ein zentraler Ort <strong>der</strong><br />

Kommunikation über Architektur und Baukultur in Münster.<br />

Dem Gedanken folgend, eine möglichst breite Öffentlichkeit<br />

ansprechen zu wollen, ist die Besichtigung des Modells und <strong>der</strong><br />

damit in Verbindung gezeigten Ausstellungen kostenlos. Für<br />

eine Ausstellung von Studierendenarbeiten <strong>der</strong> Fachhochschule<br />

Münster wurde das Modell bereits genutzt. Die Studierenden<br />

hatten sich in ihren Arbeiten mit <strong>der</strong> verbesserungsbedürftigen<br />

9


10 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

20<br />

20 Stadttheater Münster<br />

21 Stefan Rethfeld (rechts) vor einem Plakat zum Symposium<br />

Situation des Schlossplatzes auseinan<strong>der</strong>gesetzt und hierfür<br />

Lösungsvorschläge erarbeitet. Die Ergebnisse wurden dann<br />

als Ausstellung gemeinsam mit dem Modell präsentiert. Der<br />

aktuelle Fortschritt <strong>der</strong> Arbeiten an dem Modell wird auf <strong>der</strong><br />

Website www.muenster-modell.de dokumentiert. Dort werden<br />

sowohl Termine als auch Orte bekannt gegeben, an welchen<br />

das Modell zu besichtigen ist.<br />

Neben dem Modell Münster gibt es noch eine Reihe an<strong>der</strong>er,<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger direkt damit im Zusammenhang stehende<br />

Projekte. Dieser Zusammenhang wird meist schon allein dadurch<br />

deutlich, dass auch hier Stefan Rethfeld, <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

des För<strong>der</strong>vereins, immer aktiv beteiligt ist. So erscheint im Juli<br />

2007 ein von Sylvaine Hänsel und Stefan Rethfeld verfasster Architekturführer,<br />

in dem erstmals die 300 wichtigsten Bauten <strong>der</strong><br />

Stadt Münster von <strong>der</strong> Gründung bis zur Gegenwart ausführlich<br />

dokumentiert werden. Umfangreiche Register und Karten<br />

sollen eine rasche Orientierung ermöglichen. Nach Rethfelds<br />

Vorstellung sollen sich Architekturführer und Stadtmodell zu<br />

einer Einheit ergänzen. Die aus dem Forschungsprojekt zum<br />

Architekturführer gewonnenen Erkenntnisse sind auch in die,<br />

auf seine Initiative in <strong>der</strong> Münsterschen Zeitung erschienen<br />

Serie Von Haus zu Haus: 50 Gebäude des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts in<br />

Münster eingeflossen. In einem wöchentlichen Zyklus wurde<br />

den Lesern <strong>der</strong> Zeitung ein ausgewähltes Gebäude mit großer<br />

architektonischer Bedeutung für das Stadtbild Münsters vorgestellt.<br />

Auch hier ist <strong>der</strong> Bezug zum Stadtmodell eindeutig erkennbar.<br />

Alle Artikel sind auf <strong>der</strong> Website des Verlages unter<br />

www.westline.de zu finden. Der Architekturführer erscheint<br />

unter <strong>der</strong> ISBN 9783496012764.<br />

Zum Abschluss des Theater-Jubiläumsjahres 2006 veranstalteten<br />

die Stadt Münster und die Fachhochschule MSA ein Symposium<br />

unter dem Motto Was ist Münstersche Architektur?,<br />

welches sich als Baustein und Grundlage für künftige Diskussionen<br />

über Architektur in <strong>der</strong> Stadt verstand. Das Symposium<br />

21<br />

wurde von Stefan Rethfeld und Jan Rinke organisiert. Es kamen<br />

namhafte Architekturtheoretiker, Denkmalpfleger, Kunsthistoriker<br />

und Soziologen zu Wort, um die Architekturentwicklung<br />

in Münster anhand herausragen<strong>der</strong> Bauten und Projekte darzustellen<br />

sowie das gegenwärtige Baugeschehen zu beleuchten.<br />

Darauf aufbauend wurden Perspektiven einer sich verän<strong>der</strong>nden<br />

Stadtgesellschaft entwickelt und Ideen zukünftiger<br />

Architektur in Münster skizziert. Das zweitägige Symposium<br />

richtete sich an alle Bürger, sowie an Architekten und Planer,<br />

Studierende und Unternehmen. Es wurde im Vorfeld durch<br />

eine große Werbeaktion mit Plakaten auf die Veranstaltung<br />

hingewiesen. Obwohl mit dem Stadttheater Münster ein recht<br />

großer Veranstaltungsort zur Verfügung stand, hatte aufgrund<br />

<strong>der</strong> hohen Nachfrage nicht je<strong>der</strong> Interessent ein Ticket erhalten.<br />

Zumindest kann man dies aber schon als Hinweis darauf<br />

werten, dass die Sensibilisierung für Architektur und gebaute<br />

Umwelt bei <strong>der</strong> Münsterschen Bevölkerung mit Erfolg vorangetrieben<br />

wird.<br />

| Fazit<br />

Das Stadtmodell kann auf den ersten Blick sehr täuschen. In<br />

seiner physischen Erscheinung lässt es sich auf <strong>der</strong>zeit sieben<br />

Quadratmeter reduzieren. Der wichtigste Aspekt ist aber nicht<br />

das Modell selbst, son<strong>der</strong>n die Aktionen und Projekte, die das<br />

Modell ermöglichen und unterstützen soll. Das Modell fungiert<br />

als Katalysator, <strong>der</strong> Diskussionen in Gang bringt und för<strong>der</strong>t.<br />

Eingebunden in ein Konzept verschiedener Aktionen soll es die<br />

Bürger zu einer kritischen Auseinan<strong>der</strong>setzung mit ihrer gebauten<br />

Umwelt anregen. Es dient als Instrument <strong>der</strong> Ausübung<br />

von Kritik und zum Aufzeigen von Missständen. Gemessen an<br />

<strong>der</strong> bisherigen Resonanz in <strong>der</strong> Öffentlichkeit ist das Projekt<br />

auf einem guten Wege, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen.


22 Sitz des Europäischen Hauses <strong>der</strong> Stadtbaukultur<br />

DER VEREIN EUROPÄISCHES HAUS DER<br />

STADTBAUKULTUR<br />

Cindy Werner<br />

Die <strong>Architekturvermittlung</strong> in Deutschland<br />

gewinnt einen immer höheren Stellenwert.<br />

Neben unterschiedlichen Debatten<br />

um Baukultur werden künftig mehr<br />

<strong>Institutionen</strong> benötigt, die den Bürgern das<br />

Schaffen von Architekten und Planern vor<br />

Ort vermitteln und einen Diskurs anregen,<br />

<strong>der</strong> auch die Nutzer motiviert, sich an <strong>der</strong><br />

Gestaltung ihrer Umwelt aktiv zu beteiligen.<br />

Denn beson<strong>der</strong>s die Nutzer können<br />

die Qualität gebauter Räume beurteilen<br />

und mitbestimmen.<br />

Im Rahmen des Beitrags werden die Landesinitiative<br />

StadtBauKultur sowie <strong>der</strong> Verein<br />

das Europäische Haus <strong>der</strong> Stadtkultur<br />

e.V. und <strong>der</strong> stadt.bau.raum vorgestellt.<br />

| Hintergrund<br />

Im Jahr 2000 wurde im Bundesland Nordrhein-Westfalen<br />

die Initiative StadtBau-<br />

Kultur ins Leben gerufen. Zu ihren Zielen<br />

gehören die Verbesserung und zukünftige<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> Baukultur. Die auf zehn<br />

Jahre angelegte Initiative wird durch das<br />

Ministerium für Bauen und Verkehr des<br />

Landes NRW in Kooperation mit verschiedenen<br />

<strong>Institutionen</strong> umgesetzt und soll für<br />

ganz Nordrhein-Westfalen gelten.<br />

II - Der Verein Europäisches Haus <strong>der</strong> Stadtbaukultur<br />

In diesem Zusammenhang sind in Gelsenkirchen zwei wichtige<br />

Einrichtungen entstanden, das Europäische Haus <strong>der</strong> Stadtkultur<br />

und <strong>der</strong> stadt.bau.raum.<br />

Die Initiative StadtBauKultur<br />

„Die soziale und ökonomische Zukunft von Städten wird entscheidend<br />

davon abhängen, ob es ihnen gelingt, eigenständige<br />

Profile und unverwechselbare Identitäten zu schaffen: Gebäude<br />

und Ensembles, Plätze und Straßen, Parks und Gärten spiegeln<br />

den Charakter einer Stadt und lassen erkennen, was dort produziert<br />

und wie in ihr gelebt wird, vor allem aber, ob sich die<br />

Menschen dort zuhause fühlen. Dieses Gesicht einer Stadt wird<br />

von allen geprägt. Darum rufen wir Architekten, Stadtplaner,<br />

Ingenieure, Gartenarchitekten, Landschaftsplaner, Künstler<br />

und Bauherren auf, ihre Ideen und Vorschläge in die Landesinitiative<br />

einzubringen. Sie sollen in konkreten Projekten vor Ort<br />

gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern daran<br />

arbeiten, dass unsere Städte lebendige Orte <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

bleiben.“ 1<br />

Mit diesen Worten wird <strong>der</strong> Besucher <strong>der</strong> Internetseite <strong>der</strong><br />

Landesinitiative StadtBauKultur begrüßt. Ziel <strong>der</strong> Initiative ist<br />

<strong>der</strong> Anstoß von Modellprojekten und -vorhaben in Nordrhein-<br />

Westfalen. Vor diesem Hintergrund stützt sie sich auf drei thematische<br />

Säulen:<br />

1 Vgl. Internetseite <strong>der</strong> Landesinitiative StadtBauKultur: http://www.<br />

stadtbaukultur-nrw.de/stadtbaukultur/index.html, 24.11.2006<br />

11


12 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

23<br />

23 Lageplan EHdS und stadt.bau.raum<br />

24 5 Jahre StadtBauKultur<br />

| Gestaltqualität: hierbei geht es um die Verbesserung <strong>der</strong> strukturpolitischen<br />

Ausgangsbedingungen für die Städte in NRW<br />

| Öffentlicher Raum: neben Fragen zu zeitgemäßen Standards<br />

von Platzgestaltungen liegt das Interesse darin, wie und mit<br />

welchen Mitteln die öffentlichen Räume künftig funktionsfähig<br />

und lebendig bleiben<br />

| Denkmalschutz und Denkmalpflege: verschiedene Fragestellungen<br />

stehen im Blickpunkt <strong>der</strong> Betrachtungen: Was sind<br />

Denkmäler für uns?, Wie gehen wir mit ihnen um?, Wie können<br />

wir Denkmäler weiterentwickeln und sie in die aktuelle<br />

Stadtentwicklung integrieren?<br />

Innerhalb dieser Schwerpunkte werden durch die Landesinitiative<br />

verschiedene Projekte realisiert, die verdeutlichen sollen,<br />

wie Stadtbaukultur gelebt werden kann. Stadtbaukultur ist ein<br />

lebendiges Thema und sich ständig än<strong>der</strong>nden Rahmenbedingungen<br />

unterworfen. Die aktuellen thematischen Säulen können<br />

später durch an<strong>der</strong>e Themen ergänzt o<strong>der</strong> ersetzt werden.<br />

Das Aufzeigen <strong>der</strong> Themenvielfalt und die aktive Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Reichtum des urbanen und kulturellen Lebens<br />

werden hierbei von <strong>der</strong> Initiative anvisiert. 2<br />

Das zentrale Thema <strong>der</strong> Planungskommunikation und Vermittlung<br />

verbindet die drei Schwerpunkte Gestaltqualität, öffentlicher<br />

Raum und Denkmalschutz und Denkmalpflege miteinan<strong>der</strong>.<br />

Diese Aufgabe wird vom Verein Europäisches Haus<br />

<strong>der</strong> Stadtkultur übernommen, <strong>der</strong> als Mo<strong>der</strong>ator verdeutlichen<br />

möchte, dass StadtBauKultur NRW mehr als eine rein fachspezifische<br />

Diskussion über „gutes Bauen“ ist. Die Initiative<br />

för<strong>der</strong>t den kritischen Prozess zwischen Machern und Betroffenen<br />

und hinterfragt die alltäglichen Selbstverständlichkeiten<br />

im Planungs- und Bauprozess.<br />

Die zentrale Fragestellung, welche Verfahren zur Qualitätsverbesserung<br />

des öffentlichen und privaten Bauens beitragen kön-<br />

2 aus: BauPlanung: Das Europäische Haus <strong>der</strong> Stadtkultur, Ein<br />

Gespräch mit Frauke Burgdorff<br />

24<br />

nen, ist Inhalt <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Initiative StadtBauKultur NRW<br />

und des Vereins das Europäische Haus <strong>der</strong> Stadtkultur.<br />

Der Verein das Europäische Haus<br />

<strong>der</strong> Stadtkultur e.V.<br />

Bereits seit Oktober 2002 arbeitet <strong>der</strong> Verein das Europäische<br />

Haus <strong>der</strong> Stadtkultur (im folgenden EHdS abgekürzt) mit <strong>der</strong><br />

Landesinitiative StadtBauKultur NRW zusammen. Er ist in<br />

Trägerschaft <strong>der</strong> Stadt Gelsenkirchen organisiert und wurde<br />

am 12. Mai 2003 im stadt.bau.raum, <strong>der</strong> ehemaligen Galerie<br />

Architektur und Arbeit Gelsenkirchen, offiziell gegründet.<br />

Der Sitz des EHdS befindet sich im ehemaligen Gästehaus <strong>der</strong><br />

Internationalen Bauausstellung Emscherpark in Gelsenkirchen<br />

und folgt <strong>der</strong> Tradition innovativer Konzepte <strong>der</strong> IBA. Er ist als<br />

Zentrum für die Baukultur in NRW und als öffentlich wahrnehmbares<br />

Gesicht eine wichtige Einrichtung <strong>der</strong> Initiative<br />

StadtBauKultur NRW.<br />

| Aufgaben des Vereins EHdS<br />

Der Verein hat zwei Hauptaufgaben, zum einen die Vermittlung<br />

und Kommunikation <strong>der</strong> vielfältigen Projekte <strong>der</strong> Landesinitiative<br />

StadtBauKultur NRW und das zweite Standbein<br />

bildet <strong>der</strong> stadt.bau.raum.<br />

Das EHdS ist Kommunikationsplattform und Geschäftsführung<br />

<strong>der</strong> Landesinitiative StadtBauKultur. Hier werden Ausstellungen,<br />

Projekte und Kooperationen initiiert, geplant und<br />

koordiniert sowie Veranstaltungen konzipiert und durchgeführt,<br />

welche die Diskussionen zum Thema Stadtbaukultur<br />

vorantreiben.<br />

Der Verein EHdS ist Initiator neuer Partnerschaften und Projektideen<br />

und fungiert als Plattform und Treffpunkt für Engagierte<br />

in Sachen Baukultur in und außerhalb <strong>der</strong> Stadt Gelsenkirchen.


25<br />

25 Glaskubus<br />

26 Maschinenhaus stadt.bau.raum<br />

Gemeinsam mit den Projektpartnern werden herausragende Beispiele<br />

aus dem In- und Ausland aufgespürt und ein verstärkter<br />

internationaler bzw. europäischer Austausch angestrebt. Nicht<br />

nur die Erfahrungen aus dem Ausland – wie zum Beispiel, was<br />

Stadtbaukultur in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n bedeutet und welche Instrumente<br />

und Strategien es in den europäischen Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />

gibt – sind wichtig für das Ausprägen <strong>der</strong> eigenen Baukultur.<br />

Auch die folgende Frage ist interessant: Wie können wir unsere<br />

Ideen vermitteln und in unsere Nachbarstaaten exportieren?<br />

Ein Hauptziel des Vereins besteht darin, qualitätvolle Beispiele<br />

aus Nordrhein-Westfalen in die europäischen Nachbarstaaten<br />

zu tragen. Die Dokumentation <strong>der</strong> Landesinitiative, die Bündelung<br />

ihrer bisher ungefähr 70 Projekte und <strong>der</strong>en öffentliche<br />

Präsentation soll Nordrhein-Westfalen als innovativen Standort<br />

für gute Architektur und guten Städtebau darstellen.<br />

Das EHdS ist Herausgeber unterschiedlicher Broschüren, zum<br />

Beispiel <strong>der</strong> Blauen Reihe <strong>der</strong> StadtBauKultur NRW und <strong>der</strong><br />

Internetseiten <strong>der</strong> Initiative StadtBauKultur: www.stadtbaukultur.nrw.de<br />

Der Leser kann sich über die Hintergründe <strong>der</strong><br />

Initiative, über Projekte und Partner sowie über aktuelle Publikationen<br />

und Veranstaltungen informieren. Das Angebot wird<br />

ständig überarbeitet und erneuert. Weiterhin werden auf den<br />

Seiten <strong>der</strong> Verein EHdS und <strong>der</strong> stadt.bau.raum vorgestellt.<br />

Diese vielfältigen Aufgaben bewältigt ein Team, zu dem fünf<br />

fest Angestellte und vier freie Mitarbeiter gehören. Es kümmert<br />

sich um die Projektkoordination, Publikationen und den<br />

Baukulturkalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Internetseite. Zu den weiteren Aufgaben<br />

gehören die Veranstaltungskonzeption, die Betreuung <strong>der</strong><br />

Fotodatenbank und die Internetbetreuung, etc.<br />

Der stadt.bau.raum<br />

Das Gebäude stadt.bau.raum, die ehemalige Galerie für Architektur<br />

und Arbeit Gelsenkirchen, ist dem EHdS angeglie<strong>der</strong>t<br />

26<br />

II - Der Verein Europäisches Haus <strong>der</strong> Stadtbaukultur<br />

und wird von dort aus verwaltet. Der stadt.bau.raum ist eine<br />

zentrale öffentliche Plattform für Baukulturdebatten, die sich<br />

auf dem Gelände <strong>der</strong> ehemaligen Zeche Oberschuir in Gelsenkirchen<br />

etabliert hat und besteht aus <strong>der</strong> ehemaligen Maschinenhalle<br />

und einem Glaskubus (Abb. 25, 26).<br />

Hier befindet sich auch <strong>der</strong> zentrale Veranstaltungsort des Vereins<br />

EHdS, in dem Ausstellungen, Workshops sowie Vortragsabende<br />

stattfinden. Diese Veranstaltungen haben sich zu einem<br />

wichtigen Bestandteil <strong>der</strong> Baukulturdebatten im Ruhrgebiet<br />

entwickelt. Der stadt.bau.raum ist somit Ort <strong>der</strong> Begegnung<br />

zwischen Fachleuten und Laien und offen für alle Interessierten.<br />

Der stadt.bau.raum stellt seine Räume für unterschiedliche<br />

Veranstaltungen zur Verfügung, die von allen am Planen und<br />

Bauen Interessierten bespielt werden können.<br />

Zu den Räumlichkeiten gehört die Maschinenhalle, die mit<br />

einer Grundfläche von circa 490 m2 den größten zentralen<br />

Raum des Komplexes ausmacht. Sie eignet sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Ausstellungen, Tagungen, Präsentationen, Vorträge und<br />

Diskussionsveranstaltungen. Die Kleine Halle grenzt an die<br />

Maschinenhalle an und hat eine Grundfläche von 160 m2. Sie<br />

ist für kleinere Veranstaltungen bis zu 70 Personen gedacht. Im<br />

Turmzimmer, mit einer Grundfläche von ungefähr 35 m2, gibt<br />

es einen großen Sitzungsraum, <strong>der</strong> sich für Besprechungen,<br />

Workshops, kleine Präsentationen sowie Studioausstellungen<br />

für Gruppen bis zu 20 Personen eignet. Das Besprechungszimmer<br />

liegt im ersten Obergeschoss des Glaskubus und ist mit<br />

seinen etwa 20 m2 Grundfläche für Besprechungen bis ungefähr<br />

10 Personen geeignet und eingerichtet. All diese Räume<br />

sind mit dem Foyer verbunden, das über ein offen einsehbares<br />

Veranstaltungsbüro, eine Gar<strong>der</strong>obe und Glasvitrinen verfügt.<br />

Bei <strong>der</strong> Planung und Umsetzung <strong>der</strong> unterschiedlichen Anlässe<br />

bietet das Veranstaltungsmanagement seine professionelle<br />

Unterstützung an. Das Angebot, die Räumlichkeiten des stadt.<br />

bau.raums zu nutzen, wurde bereits mehrfach von unterschied-<br />

13


14 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

27<br />

27 Strukturdiagramm<br />

28 Webseite des Leitprojekts 1.000 Baulücken in NRW<br />

lichen Einrichtungen, wie Berufsverbänden, Hochschulen,<br />

Kommunen und Ministerien angenommen.<br />

| Die Struktur<br />

Ein Kuratorium <strong>der</strong> Landesinitiative StadtBauKultur besteht<br />

aus 32 Mitglie<strong>der</strong>n (Stand: Februar 2006) und legt die aktuellen<br />

Leitprojekte fest (Abb. 27). Diese werden im nächsten<br />

Kapitel genauer beschrieben. Das EHdS fungiert als Mo<strong>der</strong>ator<br />

<strong>der</strong> Initiative und betreut einerseits die Projekte und <strong>der</strong>en Publikation.<br />

An<strong>der</strong>erseits kümmern sich die Mitarbeiter um die<br />

Veranstaltungen und die damit zusammenhängende Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Das beson<strong>der</strong>e Augenmerk des Vereins liegt auf<br />

den Leitprojekten, welche in sehr unterschiedlichen Bereichen<br />

angesiedelt sind. Diese widmen sich unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Vermittlung<br />

von Architektur und werden mit landesweitem Engagement<br />

umgesetzt.<br />

In diesem Zusammenhang muss <strong>der</strong> stadt.bau.raum erwähnt<br />

werden. Er ist <strong>der</strong> öffentliche Raum in dem viele Projekte präsentiert<br />

werden, Ort <strong>der</strong> Begegnung zwischen Fachleuten und<br />

interessierten Bürgern und gleichzeitig Bindeglied zwischen<br />

<strong>der</strong> Initiative StadtBauKultur, dem Verein EHdS und den an<br />

Baukultur Interessierten.<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> Projekte wird mit Hilfe unterschiedlicher<br />

Träger und Kooperationspartner umgesetzt. Zu den 25 Projektpartnern<br />

<strong>der</strong> Initiative StadtBauKultur gehören die Architektenkammer<br />

NRW, die Ingenieurkammer Bau, Initiativen,<br />

Verbände, Universitäten, die Entwicklungsgesellschaft Zollverein,<br />

das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung<br />

und Bauwesen des Landes NRW (ILS NRW), das NRW-Forum<br />

Kultur und Wirtschaft, <strong>der</strong> Landesverband NRW des Bundesverbandes<br />

für Bildende Künstlerinnen und Künstler, diverse<br />

Museen, die RWTH Aachen, weitere Netzwerke und Städte, die<br />

Stiftung Kunst und Kultur NRW, die THS TreuHandStelle für<br />

Bergmannswohnstätten im rheinisch-westfälischen Steinkohlebezirk<br />

GmbH sowie freie Architekten.<br />

28<br />

| Aktuelle Leitprojekte<br />

Die Vielzahl <strong>der</strong> Leit- und weiteren Projekte kann im Rahmen<br />

dieses Beitrags nur begrenzt vorgestellt werden. Die Internetseiten<br />

<strong>der</strong> Landesinitiative StadtBauKultur bieten darüber<br />

hinaus einen guten Gesamtüberblick und Erklärungen zu den<br />

einzelnen Konzepten. Insgesamt sind bis zum Jahr 2006 ungefähr<br />

70 Projekte umgesetzt worden. Viele Projekte wagen Neues<br />

o<strong>der</strong> zeichnen sich durch planerische o<strong>der</strong> bauliche Qualität<br />

aus und sollen in erster Linie Anstöße für weitere Maßnahmen<br />

geben. Der Verein EHdS betreut Projekte aus dem Bereich des<br />

Diskurses, die sich nicht nur mit Stadt-Themen, son<strong>der</strong>n auch<br />

mit Fragen des Freiraums und des Umlands beschäftigen, denn<br />

„nur in konkreten Maßnahmen wird deutlich, was StadtBau-<br />

Kultur in NRW bewegen kann.“ 3<br />

Abbildung 30 zeigt eine Auflistung <strong>der</strong> Leitprojekte <strong>der</strong> Initiative<br />

StadtBauKultur. Diese Projekte sind oft zeitlich begrenzt<br />

und werden teilweise jährlich durchgeführt, wie zum Beispiel<br />

<strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architektur.<br />

Das Projekt <strong>der</strong> 1.000 Baulücken in NRW (Abb. 29) wird in diesem<br />

Beitrag beispielhaft für die vielen an<strong>der</strong>en Projekte vorgestellt.<br />

Dieses Leitprojekt lief von 2003 bis 2006 und wurde von<br />

<strong>der</strong> Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in Kooperation<br />

mit dem Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW,<br />

dem Verein EHdS, Architektenverbänden, Kommunen, Hochschulen<br />

sowie den Eigentümern durchgeführt. Das Projekt<br />

beschäftigte sich mit dem Thema Gestaltqualität, Vermittlung<br />

und Planungskommunikation. Orte <strong>der</strong> Umsetzung waren<br />

Baulücken in Aachen, Dortmund, Duisburg, Essen und Köln.<br />

Im Oktober 2005 lobte die Architektenkammer NRW einen<br />

„Preis für die vorbildliche Nutzung von Baulücken“ aus und<br />

för<strong>der</strong>te dadurch gleichzeitig die öffentliche Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Thema Baulücken. Die Architektenkammer prämierte<br />

verwirklichte Projekte, bei denen brachliegende o<strong>der</strong><br />

3 Vgl. http://www.stadtbaukultur-nrw.de/projekte/index.html,<br />

09.03.2007


29<br />

29 Webseite des Leitprojekts 1.000 Baulücken in NRW<br />

30 Webseite <strong>der</strong> aktuellen Leitprojekte <strong>der</strong> Landesinitiative<br />

ungenutzte Baulücken neu in Wert gesetzt wurden. Zum Abschluss<br />

des Programms präsentierte die Architektenkammer<br />

im Düsseldorfer Haus <strong>der</strong> Architekten eine Ausstellung mit den<br />

ausgezeichneten Arbeiten und rund 30 weiteren zum Preisverfahren<br />

eingereichten Beispielen.<br />

Im Vorfeld des Wettbewerbs wurde eine umfassende Dokumentation<br />

von Baulücken erstellt und im Herbst 2003 mehr als<br />

1.000 problematische Grundstücke in einer Bil<strong>der</strong>sammlung<br />

im Internet zusammengestellt. Im Anschluss daran initiierte die<br />

Architektenkammer im Frühjahr 2004 den Ideenwettbewerb<br />

pro Stadt – contra Lücke in fünf Städten in Nordrhein-Westfalen.<br />

Hier konnten Bürgerinnen und Bürger Nutzungsvorschläge<br />

für ausgewählte Baulücken entwickelten. Im Sommer<br />

und Herbst desselben Jahres wurde das Projekt mit öffentlichen<br />

Diskussionsveranstaltungen in Aachen, Dortmund, Duisburg,<br />

Essen und Köln fortgesetzt und erzielte eine große Resonanz.<br />

Die Öffentlichkeit wurde ebenfalls in weiten Teilen für das<br />

Thema sensibilisiert. Zu <strong>der</strong> Thematik „Baulücken“ und dem<br />

Leitprojekt ist im Internet eine eigene Seite entstanden, auf<br />

<strong>der</strong> nicht nur die Bilddatenbank <strong>der</strong> Baulücken und die Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbe, son<strong>der</strong>n auch Informationen<br />

rund um das Thema „Nutzung von Baulücken“ zu finden sind<br />

www.1000-bauluecken.de. (Abb. 28)<br />

| Fazit<br />

Wenn man bedenkt, dass die Initiative StadtBauKultur mittlerweile<br />

seit sieben Jahren und das EHdS seit fünf Jahren bestehen<br />

und man die beachtliche Anzahl <strong>der</strong> entstandenen Projekte<br />

damit vergleicht, kann man zu Recht behaupten, dass die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Projektpartnern gut funktioniert<br />

hat. Zahlreiche Konferenzen, Ausstellungen und Workshops zu<br />

Themen <strong>der</strong> gebauten Umwelt wurden durchgeführt. Ebenso<br />

zeigen die herausgegebenen Publikationen das große Spektrum<br />

<strong>der</strong> Baukultur auf. Sie stellen für viele Planer und Fachleute interessante<br />

Ratgeber dar.<br />

30<br />

II - Der Verein Europäisches Haus <strong>der</strong> Stadtbaukultur<br />

Dennoch muss man sagen, dass, wie Ulrike Rose (Geschäftsführerin<br />

des EHdS) es ausdrückt: „[die] Berührungen zwischen<br />

Architekten und Ingenieurwelt mit <strong>der</strong> Alltagswelt noch gering<br />

[sind]“ und die Aufgabe des EHdS als Vermittler zwischen<br />

Fach- und Alltagswelt, zwischen Architektur und Baumarkt, in<br />

naher Zukunft noch nicht abgeschlossen sein wird. Die Vermittlung<br />

von Architektur an den Nutzer ist weiterhin wichtiger<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Arbeit des EHdS und <strong>der</strong> Initiative StadtBau-<br />

Kultur NRW. Die Vorstellung <strong>der</strong> Landesinitiative und ihrer<br />

Projekte im Internet sind sehr umfassend und geeignet, je<strong>der</strong>mann<br />

anzusprechen. Die Projekte, Ausstellungen und Workshops<br />

können neue Nutzer informieren und interessieren. Es<br />

gibt auch vielfältige Modelle aus dem Ausland, die verschiedene<br />

Arten von <strong>Architekturvermittlung</strong> aufzeigen und als so<br />

genannte good practices in NRW angewandt werden können.<br />

Eine Sache ist lediglich zu bedenken, was ist wenn in drei Jahren<br />

die Initiative StadtBauKultur ausläuft? Kann sie verlängert<br />

werden o<strong>der</strong> ist dann mit einem Mal das Ende <strong>der</strong> Vermittlung<br />

da?<br />

15


16 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

31 Das Gebäude des DAM<br />

DAM – DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM<br />

IN FRANKFURT/MAIN<br />

Thomas Gohr<br />

| Ausgangspunkt<br />

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

verfolgten 37 deutsche Architekten- und<br />

Ingenieurvereine das Ziel einer verstärkten<br />

Einflussnahme auf die Baukultur. Die<br />

Umsetzung sollte mit <strong>der</strong> Gründung eines<br />

„Museums <strong>der</strong> Baukunst in deutsch-nationalem<br />

Sinne“ erfolgen und wurde 1913<br />

in einer ersten Denkschrift reglementiert.<br />

Jedoch mit dem Ausbruch des ersten<br />

Weltkrieges kamen vorerst weitere Bemühungen<br />

zum Erliegen.<br />

Auch die durch den Frankfurter Stadtbaurat<br />

Ernst May angeregte Gründung eines<br />

Museums für Städtebau in den 1920er<br />

Jahren scheiterte und wurde erst mit dem<br />

Ausbau des Frankfurter Museumsufers in<br />

den 1970er Jahren durch den damaligen<br />

Oberbürgermeister Walter Wallmann und<br />

dessen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann<br />

wie<strong>der</strong> aufgenommen.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Kultur- und<br />

Architekturhistoriker Heinrich Klotz entstand<br />

die Konzeption für ein Museum als<br />

Ausstellung, Sammlungs- und Diskussionsplattform.<br />

Mit <strong>der</strong> Zustimmung durch<br />

den Magistrat <strong>der</strong> Stadt Frankfurt erfolgte<br />

1977 <strong>der</strong> kontinuierliche Ausbau eines<br />

Orts historischer Rückblenden und aktu-<br />

eller Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Entwicklungen in <strong>der</strong> Architektur<br />

und im Städtebau. Heinrich Klotz wurde in Folge zum<br />

ersten Direktor des DAM ernannt.<br />

| Standort<br />

Raum für das Deutsche Architekturmuseum bot eine Villa aus<br />

dem 19.Jahrhun<strong>der</strong>t, welche innerhalb <strong>der</strong> städtebaulichen Gesamtkonzeption<br />

für das Frankfurter Museumsufer (südliches<br />

Mainufer) steht. Der Altbau wurde nach Plänen von Oswald<br />

Mathias Ungers völlig neu interpretiert und umgestaltet. Ziel<br />

des Entwurfs war es, dem Gebäude mehr als nur die Funktion<br />

einer raumbegrenzenden Hülle zu übertragen und es selbst<br />

zum Ausstellungsstück zu erheben. Diese Interpretation <strong>der</strong><br />

Bauaufgabe umfasste die komplette Entkernung des Altbaus,<br />

um den notwendigen Raum für das Programm eines Museums<br />

zu ermöglichen. Von dem Bestandsgebäude bleiben allein die<br />

Außenmauern erhalten, die im Innenraum mit <strong>der</strong> Transformation<br />

von Raumdefinitionen – vom einfachsten durch vier<br />

Stützen abgegrenzten Raum hin zu einem kleinen Haus – neu<br />

besetzt wurde. Das Konzept vom Haus im Haus wurde durch<br />

Ungers konsequent auf dem Modul des Quadratrasters aufgebaut.<br />

Die Idee vom Haus im Haus wurde ebenso im Außenraum<br />

thematisiert. Das durch eine Mauer umgebene Grundstück<br />

definierte Ungers als Stadt in <strong>der</strong> Stadt und überbaute es mit<br />

verschiedenen Raum- und Platzsituationen. Diese Konzeption<br />

wurde in den städtischen Raum hinein fortgesetzt, das Deutsche<br />

Architekturmuseum wurde zum Museum im Museum in<br />

<strong>der</strong> Gesamtkonzeption des Museumsufers in Frankfurt/Main.


32 Standorte in Frankfurt/Main<br />

Das Gebäude des DAM ist Programm und ein bedeuten<strong>der</strong><br />

Schritt in <strong>der</strong> Umsetzung des eigenen Anspruchs, <strong>der</strong> aktiven<br />

Einflussnahme auf Entwicklungen und Tendenzen in <strong>der</strong> Architektur.<br />

So wurden mit dem Umbau <strong>der</strong> vorhandenen Villa<br />

die Themen wie<strong>der</strong>kehrenden Bewusstseins <strong>der</strong> Architektur<br />

als Baukunst sowie nachhaltiger Stadtnutzung in <strong>der</strong> aufkommenden<br />

Postmo<strong>der</strong>ne umgesetzt.<br />

Die Ausstellungsbereiche innerhalb <strong>der</strong> Räumlichkeiten des<br />

Gebäudes am Frankfurter Museumsufer können nicht als eine<br />

Abfolge von Räumen verstanden werden, son<strong>der</strong>n sind aufgrund<br />

ihrer starken räumlichen Trennung vielmehr als Addition<br />

verschiedener Ausstellungsbereiche erfassbar. Ausstellungen<br />

über die Geschosse miteinan<strong>der</strong> zu verknüpfen, ist durch den<br />

stringenten Wechsel von Ausstellungsflächen, fest definierten<br />

Nutzungen (Auditorium, Dauerausstellung) und den separaten<br />

Treppenhäusern erschwert.<br />

Die Glie<strong>der</strong>ung des Museums ist unmittelbar an die Aufgabe<br />

und die Struktur des Museumsbetriebs gebunden und umfasst<br />

die Bereiche: Foyer mit Café, Auditorium, glasgedeckter Hof<br />

mit kleineren Freibereichen im Erdgeschoss, Ausstellungsflächen<br />

für wechselnde Ausstellungen im ersten Obergeschoss,<br />

die Dauerausstellung „Von <strong>der</strong> Urhütte zum Wolkenkratzer“<br />

im zweiten Obergeschoss und die Flächen für die Aktuelle Galerie<br />

im dritten Obergeschoss.<br />

Das Museumsgebäude am Schaumainkai wird um weitere museumsnahe<br />

Bereiche in <strong>der</strong> Hed<strong>der</strong>ichstraße 108 ergänzt. Hier<br />

befinden sich die Räumlichkeiten für das Archiv, die Bibliothek,<br />

die Plangebung und des Schaudepots.<br />

|Aufgaben<br />

Das Deutsche Architekturmuseum erklärt sich als Ort <strong>der</strong> Diskussion,<br />

des Austausches und des Bewahrens von <strong>der</strong> Idee bis<br />

zur Plangebung. Dieser selbst gestellte Anspruch <strong>der</strong> umfassenden<br />

und aktiven Teilhabe am Baugeschehen erschöpft sich<br />

II - DAM - Deutsches Architekturmuseum in Frankfurt/Main<br />

nicht in <strong>der</strong> akribischen Sammlung <strong>der</strong> Gegenwartsarchitektur<br />

aus dem 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n sieht diese vielmehr<br />

als die Grundlage für den aktuellen Diskurs <strong>der</strong> Architektur.<br />

Erklärtes Ziel hierbei ist über den Diskurs von Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> Architektur hinaus diese Entwicklungen selbst aktiv zu<br />

beeinflussen. Dabei beschränkt sich das Deutsche Architekturmuseum<br />

nicht nur auf nationale Entwicklungen und erreicht<br />

den Status einer international angesehenen Institution. Ziel <strong>der</strong><br />

zahlreichen Ausstellungen und Symposien ist es, das allgemein<br />

vorhandene baukünstlerische Niveau anzuheben.<br />

Der Bereich des Diskurses umfasst die Aufgaben <strong>der</strong> Ausstellungen,<br />

Publikationen, Vorträge, Museumspädagogik und<br />

Architekturpreise. Die größte und wichtigste Aufgabe ist die<br />

Ausstellungsarbeit, welche als Diskussionsforum für die ästhetischen,<br />

technischen und sozialen Bedeutungen des Bauens<br />

zu verstehen ist. Jährlich werden fünf bis sechs große Ausstellungen<br />

präsentiert. Die Art <strong>der</strong> Ausstellungen umfasst dabei<br />

die Spektren thematischer und biographischer Ausstellungen<br />

zur Architektur und zugehöriger künstlerischer Disziplinen.<br />

Das Spektrum <strong>der</strong> großen Wechselausstellungen wird ergänzt<br />

durch die Permanentausstellung „Von <strong>der</strong> Urhütte zum Wolkenkratzer“<br />

und die Aktivitäten <strong>der</strong> Aktuellen Galerie, so dass<br />

im Deutschen Architekturmuseum ständig drei bis vier verschiedene<br />

Ausstellungen gleichzeitig gezeigt werden. Ziel <strong>der</strong><br />

Ausstellungen sind die Informationsverbreitung zu ausgewählten<br />

Themen, <strong>der</strong> Diskurs sowie räumliche, visuelle Wahrnehmung<br />

von Architektur über die vorhandenen baulichen Gegebenheiten.<br />

Das Potential <strong>der</strong> gezeigten Ausstellungen reicht<br />

von internationaler Einflussnahme auf die Ausrichtung <strong>der</strong> Architektur<br />

– zum Beispiel durch die Ausstellung „Revision <strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ne. Postmo<strong>der</strong>ne Architektur 1960-1985“ aus dem Jahr<br />

1984 – bis hin zur aktuellen Werkschau „Original Resopal. Die<br />

Ästhetik <strong>der</strong> Oberfläche.“<br />

Der Diskurs von Architektur umfasst zahlreiche Publikationen<br />

durch das DAM. Hierzu gehören eine große Anzahl von<br />

17


18 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

33<br />

33 Isometrische Schnittdarstellung<br />

34 Ausstellungsraum im 3.OG (Haus im Haus)<br />

Ausstellungskatalogen, die Schriftenreihe des DAM zur Architekturtheorie<br />

und die seit <strong>der</strong> Eröffnung erscheinenden Jahrbücher.<br />

Jedes Jahrbuch verschreibt sich einem thematischen<br />

Schwerpunkt und bearbeitet diesen mit Aufsätzen und Beispielen,<br />

im Jahrbuch 2006 ist dieser Schwerpunkt „Das Wohnen in<br />

<strong>der</strong> Stadt“. Darüber hinaus werden beispielhafte Projekte deutscher<br />

Architekten vorgestellt und in einem Jahresbericht alle<br />

Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen und Publikationen aus<br />

<strong>der</strong> Arbeit des DAM zusammengefasst.<br />

In den Vorträgen und Symposien widmen sich international<br />

renommierte Architekten aktuellen Fragen <strong>der</strong> Architektur.<br />

Weiter wird das aktuelle Baugeschehen in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt<br />

mit <strong>der</strong> Diskussionsreihe „Von <strong>der</strong> Baustelle“ begleitet und <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

Die Museumspädagogik im DAM arbeitet mit Kin<strong>der</strong>n und<br />

bietet hier verschiedene Veranstaltungen innerhalb und außerhalb<br />

<strong>der</strong> Schule für verschiedene Altersgruppen an. Die Arbeit<br />

mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen wird in Workshops, Führungen<br />

und Publikationen organisiert.<br />

Über die Auslobung und Vergabe <strong>der</strong> Ideenwettbewerbe und<br />

Architekturpreise erschließt sich das Deutsche Architekturmuseum<br />

ein weiteres Arbeitsfeld, um in das aktuelle Architekturgeschehen<br />

einzugreifen. Zu den durch die Institution vergebenen<br />

Architekturpreisen gehören <strong>der</strong> „Internationale Hochhauspreis<br />

2006“ (50.000 Euro Preisgeld), <strong>der</strong> alle drei Jahre europaweit<br />

ausgeschriebene „Architecture & Technology Award“ (85.000<br />

Euro Preisgeld) und <strong>der</strong> mit 15.000 Euro dotierte Licht-Architektur-Preis.<br />

Ein weiteres, zugleich sehr bedeutendes Aufgabenfeld des DAM<br />

liegt neben <strong>der</strong> aktuellen Diskussion um Architektur auch im<br />

Bewahren und Sammeln von Dokumenten aus <strong>der</strong> Gegenwartsarchitektur<br />

seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Das Herzstück bildet<br />

dabei die Bibliothek. Sie umfasst einen Bestand von mehr<br />

als 20.000 Medien, und kann als öffentlich zugängliche Studienstätte<br />

genutzt werden. Bewahrt werden Nachschlagewerke<br />

34<br />

wie Lexika, Handbücher, Bibliographien, biographische Sammelwerke<br />

und topographisch orientierte Architekturführer.<br />

Die Schwerpunkte <strong>der</strong> Sammlung liegen in <strong>der</strong> Architekturtheorie<br />

und in den Architektenmonographien. Von Bedeutung<br />

sind auch die Bibliotheksbereiche <strong>der</strong> Periodika-Abteilung und<br />

die Spezialsammlungen von Nachlässen um die Architekten<br />

Ernst May, Mart Stam und Max Cetto.<br />

Die zahlreichen Buchbestände werden in ihrer Sammlung erweitert<br />

durch das Archiv, welches etwa 180.000 Architekturpläne,<br />

Zeichnungen und Skizzen, 600 Modelle sowie zahlreiche<br />

Möbel und Bil<strong>der</strong> national und international bedeuten<strong>der</strong> Architekten<br />

umfasst. Das Archiv ist nicht öffentlich zugänglich,<br />

auf Nachfrage und Voranmeldung jedoch einsehbar. Aufgebaut<br />

wurde das Archiv aus Schenkungen, persönlichen Nachlässen<br />

und Ankäufen. Die Aufgabe des Archivs beinhaltet ferner den<br />

Ausbau und den Erhalt <strong>der</strong> Foto- und Diathek. Um den wertvollen<br />

Bestand <strong>der</strong> Sammlungen erhalten und ausstellen zu<br />

können, werden die Objekte durch die Mitarbeiter <strong>der</strong> hauseigenen<br />

Modellbauwerkstatt und Papierrestauration fachgerecht<br />

aufgearbeitet.<br />

| Aufbau <strong>der</strong> Institution, Nutzergruppen<br />

Das Deutsche Architekturmuseum ist eine international anerkannte<br />

deutsche Institution, die jedoch keiner bundes- o<strong>der</strong><br />

landeseigenen Trägerschaft unterliegt. Das DAM existiert als<br />

Einrichtung <strong>der</strong> Stadt Frankfurt/Main und unterliegt dem<br />

Dezernat für Kultur und Wissenschaft. Die wirtschaftliche<br />

Ausstattung des Museum ist fest an die Möglichkeiten des<br />

Haushaltes <strong>der</strong> Stadt Frankfurt gebunden und ist damit einhergehend<br />

in den letzten Jahren zurückgegangen und weniger<br />

umfangreich als in den Anfangsjahren <strong>der</strong> Museumsarbeit. Die<br />

Zwänge hieraus sind die stärkere Ausrichtung des Museums auf<br />

eine breitere Öffentlichkeit und die Teilfinanzierung aus Sponsorengel<strong>der</strong>n.<br />

Beide Möglichkeiten sichern den Fortbestand


35 Auditorium im DAM<br />

<strong>der</strong> Einrichtung, prägen und beeinflussen jedoch die Ausrichtung<br />

und die Arbeit <strong>der</strong> Einrichtung. Die Zuwendungen <strong>der</strong><br />

Sponsoren sind zum Teil an Ausstellungen und Preise (internationaler<br />

Hochhauspreis) gebunden o<strong>der</strong> werden dem DAM<br />

ohne Zweckbindung verfügbar gemacht.<br />

Die Arbeit des DAM mit dem aktuellen Direktor Peter Cachola<br />

Schmal wird <strong>der</strong>zeit durch circa 20 fest angestellte Mitarbeiter<br />

in den Bereichen Ausstellungskuration, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Pädagogik, Bibliothek, Archiv, Werkstätten und Verwaltung<br />

sichergestellt. Externe angeglie<strong>der</strong>te Bereiche sind das Café<br />

im DAM und die Gesellschaft <strong>der</strong> Freunde des DAM, die das<br />

Programm des Deutschen Architekturmuseums überzeugend<br />

erweitern und unterstützen. So ist das Café im Foyer <strong>der</strong> Einrichtung<br />

zu einer unverzichtbaren Schnittstelle zwischen <strong>der</strong><br />

Institution und dem öffentlichen Raum gereift und dient auch<br />

außerhalb organisierter Symposien und Vorträge als Forum<br />

<strong>der</strong> Kommunikation und des Diskurses. Die Gesellschaft <strong>der</strong><br />

Freunde stellt wichtige Beiträge in <strong>der</strong> Arbeit des DAM. Sie unterstützt<br />

die Arbeit unter an<strong>der</strong>em mit finanziellen Mitteln für<br />

Ausstellungen und Jugendarbeit, kleinere Projekte (Museumsführer,<br />

Wettbewerbe) und in <strong>der</strong> Vermittlung und Überlassung<br />

von Ankäufen und Dauerleihgaben.<br />

Die gewählten Zielgruppen des Deutschen Architekturmuseums<br />

sind gleichermaßen Experten (Architekten, Ingenieure, Studenten)<br />

wie Laien. Die Wahl, <strong>der</strong> Aufbau und die Vermittlung<br />

von Inhalten erreicht, dem selbst definierten Anspruch folgend,<br />

Experten und Laien gleichermaßen zu jeweils circa 50 Prozent.<br />

Dies belegen Untersuchungen schon zum Ende <strong>der</strong> 80er Jahre<br />

und erneut im Jahr 2001. Die im Jahre 2001 von PSY:PLAN<br />

und <strong>der</strong> Universität Trier durchgeführte Erhebung zeigt ebenso<br />

die Verteilung <strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Besucher. So kamen diese<br />

zu einem Drittel aus Hessen, einem weiteren Drittel aus an<strong>der</strong>en<br />

Teilen Deutschlands und ein Drittel <strong>der</strong> Gäste stammte<br />

aus Europa, Asien und Amerika. Die Gründe für einen Besuch<br />

II - DAM - Deutsches Architekturmuseum in Frankfurt/Main<br />

waren nicht nur konkrete Ausstellungen, sie resultierten auch<br />

aus dem international sehr hohen Ansehen des Deutschen Architekturmuseums.<br />

19


20 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

36 Grazer Becken<br />

37 Blick auf die Altstadt<br />

HDA – HAUS DER ARCHITEKTUR IN GRAZ<br />

Roman Schuppan & Simon Wimmer<br />

36<br />

Graz – Landeshauptstadt <strong>der</strong> Steiermark<br />

und mit etwa 250.000 Einwohnern zweitgrößte<br />

Stadt Österreichs – liegt an beiden<br />

Ufern <strong>der</strong> Mur, wo diese ihren Lauf durch<br />

das Grazer Bergland beendet und das Grazer<br />

Becken erreicht. Graz füllt dabei den<br />

nördlichen Teil des Grazer Beckens von<br />

Westen bis Osten fast vollständig aus und<br />

ist auf drei Seiten von Bergen umschlossen,<br />

die das Stadtgebiet um bis zu 400 m überragen.<br />

Im Jahr 1999 wurde die Grazer Altstadt aufgrund<br />

ihres hervorragenden Erhaltungszustandes<br />

sowie <strong>der</strong> fast lückenlosen Ablesbarkeit<br />

ihrer geschichtlichen Entwicklung<br />

im Altstadtbild zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

erklärt. Diese Auszeichnung verpflichtet<br />

die Stadt, das historische Erbe mit<br />

seinem vielseitigem Bauensemble von <strong>der</strong><br />

Gotik bis zum 21. Jahrhun<strong>der</strong>t zu erhalten<br />

und zudem neue Architektur harmonisch<br />

einzufügen und auf hohem Niveau zu för<strong>der</strong>n.<br />

Das ausgewogene Nebeneinan<strong>der</strong> von<br />

alter Bausubstanz und neuer Architektur<br />

stellt in Graz eine <strong>der</strong> wichtigen stadtplanerischen<br />

Richtlinien dar. Die Institution<br />

HDA för<strong>der</strong>t nicht zuletzt die Einhaltung<br />

<strong>der</strong> Verpflichtung gegenüber <strong>der</strong> UNESCO.<br />

Daher ist es eine sinnvolle Weiterentwick-<br />

37<br />

lung des Konzepts eines Kunstclusters, von dem später noch<br />

gesprochen wird, wenn sich das HDA durch den Umzug ins<br />

Palais Thienfeld in das vorhandene Gefüge einpasst.<br />

Das Kunsthaus Graz wurde im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres<br />

2003 errichtet. Sein Ausstellungsprogramm ist auf zeitgenössische<br />

Kunst <strong>der</strong> letzten vier Jahrzehnte spezialisiert. Hierbei<br />

gelang es dem Architektenteam, innovative Formensprache<br />

wirkungsvoll mit dem historischen Ambiente <strong>der</strong> Murvorstadt<br />

zu verbinden. So hebt sich das gigantische Bauwerk von Peter<br />

Cook und Colin Fournier in Form und Material bewusst von<br />

<strong>der</strong> barocken Dachlandschaft mit ihren roten Ziegeldächern ab<br />

und integriert dennoch die Fassade des 1847 erbauten Eisernen<br />

Hauses. Die Grazer nennen das Kunsthaus liebevoll Friendly<br />

Alien.<br />

Das Haus <strong>der</strong> Architektur ist ein gemeinnütziger Verein zur <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

und För<strong>der</strong>ung zeitgenössischer Baukultur.<br />

Als erste Einrichtung dieser Art wurde das HDA Graz 1988<br />

in Österreich gegründet und war Vorreiter für Gründungen<br />

ähnlicher <strong>Institutionen</strong> in allen an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n sowie<br />

in Europa. Es soll als Forum und Diskussionsplattform die Öffentlichkeit<br />

mit den produzierenden Organen verbinden, aktuelle<br />

Projekte und Entwicklungen präsentieren sowie die Diskussion<br />

über nationale und internationale Themen anregen.<br />

| Organisation - Architekturstiftung Österreich<br />

Das Haus <strong>der</strong> Architektur Graz ist Teil des Netzwerkes <strong>der</strong> Architekturstiftung<br />

Österreich. Gegründet wurde die Stiftung mit<br />

dem Ziel, den über ganz Österreich verstreuten Architektur-


38 39<br />

38 Kunsthaus Graz<br />

39 Lageplan<br />

häusern und Initiativen eine gemeinsame Plattform zu bieten.<br />

Mit vielfältigen Veranstaltungen wird versucht, sowohl in Politik<br />

als auch Öffentlichkeit ein neues Interesse für Architektur<br />

zu wecken. Es ist das Gewohnte und Alltägliche, worüber sich<br />

die wenigsten Gedanken machen. Ein Schicksal, das auch die<br />

Architektur teilt.<br />

Hier wollte und will die Architekturstiftung ansetzen und ein<br />

neues Bewusstsein dafür schaffen, was Architektur zu leisten<br />

im Stande ist. Ziel ist es, Menschen für Architektur zu begeistern<br />

und sie zu anspruchsvollen Partnern bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />

ihrer gebauten Umwelt zu machen. Durch das Netzwerk soll<br />

die Kooperation zwischen den wichtigsten Akteuren in <strong>der</strong> Architektur<br />

– den Bauherren und Nutzern, Architekten, Planern<br />

und Ingenieuren sowie den ausführenden Firmen aus Industrie<br />

und Gewerbe – geför<strong>der</strong>t und ausgebaut werden. Die größtenteils<br />

identische graphische Gestaltung <strong>der</strong> Internetauftritte <strong>der</strong><br />

einzelnen Län<strong>der</strong>kammern zeugt von <strong>der</strong> engen Verknüpfung.<br />

Nicht nur graphische Details, son<strong>der</strong>n die gemeinsame Politik<br />

machen die Architekturstiftung Österreich zu einer kompakten<br />

und tatkräftigen Einheit. So richtete man zum Nationalratswahlkampf<br />

2002 eine Plattform für Architektur und Baukultur<br />

ein. Zehn Fragen zu Architektur und Baukultur wurden<br />

verfasst, um die unterschiedlichen Antworten <strong>der</strong> Fraktionen<br />

bewerten zu können. Diese Lobbyarbeit ist ein entscheiden<strong>der</strong><br />

Faktor, um Aufmerksamkeit in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu erlangen.<br />

| Örtlichkeit<br />

Begleitend zur programmatischen Neupositionierung des<br />

Hauses <strong>der</strong> Architektur wird 2007/2008 ein Umzug vorgenommen.<br />

Der jetzige Standort in <strong>der</strong> Engelgasse in Graz wird aufgegeben<br />

zu Gunsten des neuen Standortes im Palais Thienfeld<br />

in direkter Nähe zum Kunsthaus Graz. Ähnlich dem Löwenbräu<br />

in Zürich, <strong>der</strong> Auguststraße in Berlin o<strong>der</strong> dem Museumsquartier<br />

in Wien soll in Graz ein Kunstcluster mit direkter<br />

II - HDA - Haus <strong>der</strong> Architektur in Graz<br />

Verbindung zum Kunsthaus Graz entstehen. Die Idee entstand<br />

aus dem Streben, kulturelle Nutzer im und um das Kunsthaus<br />

anzusiedeln, um „365 Tage im Jahr aktuelle, zeitgenössische<br />

Kunst“ anzubieten. Der Ortswechsel im Herbst 2007 stellt auch<br />

programmatisch einen Wendepunkt dar, <strong>der</strong> organisatorisch<br />

und konzeptionell im Jahr 2006 vorbereitet und abgewickelt<br />

wurde. Die Öffentlichkeit soll durch den Umzug auf den Neubeginn<br />

<strong>der</strong> Institution HDA aufmerksam gemacht werden. Bis<br />

zum Einzug des HDA, des Grazer Kunstvereins und des Landesmuseums<br />

Joanneum im Herbst 2007 wird das Palais Thienfeld<br />

durch die Grazer Bau und Grünlandsicherungsgesellschaft<br />

mbH mit rund 2,3 Millionen Euro saniert. Der Auftrag für die<br />

Revitalisierung wurde in einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren<br />

an ifau und Jesko Fezer aus Berlin vergeben. Der<br />

Entwurf zur Umnutzung des Palais Thienfeld nutzt die dem<br />

Gebäude eingeschriebenen differenten Raumangebote, um die<br />

jeweiligen Profile <strong>der</strong> zukünftigen Nutzer architektonisch deutlich<br />

herauszuarbeiten. Gleichzeitig wird dabei ein offenes und<br />

von allen Parteien im Ganzen nutzbares Gebäude hergestellt.<br />

So wird die Eigenständigkeit <strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> ablesbar sein<br />

und nicht das jeweilige Geschoss, son<strong>der</strong>n Ort und Gebäude<br />

zum Identifikationsmerkmal. Das bedeutet, Palais Thienfeld ist<br />

gleichzeitig Haus <strong>der</strong> Architektur, Grazer Kunstverein und Teil<br />

des Landesmuseums Joanneum GmbH. Um die Offenheit des<br />

Hauses zu unterstreichen und funktional zu gewährleisten, soll<br />

ein vierter Nutzer die ehemalige Hofdurchfahrt bespielen. Palais<br />

Thienfeld ist und bleibt somit eine stadtbekannte Bar.<br />

| Organisationsstruktur<br />

Die Mittel des gemeinnützigen Vereins werden durch Beiträge<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>, Erträge aus dem Verkauf von Publikationen,<br />

Erlöse aus Veranstaltungen, Subventionen sowie Spenden erwirtschaftet.<br />

Der Jahresbeitrag für eine Mitgliedschaft im HDA<br />

beträgt zurzeit 75 Euro, für Studierende 20 Euro. FreundInnen<br />

21


22 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

40 41<br />

40 Grundriss EG (Entwurf ifau mit Jesko Fezer)<br />

41 Organisationsdiagramm<br />

des HDA übernehmen für einen Jahresbeitrag von 400 Euro<br />

Mittlerfunktion zwischen Öffentlichkeit und dem HDA. Neben<br />

Sponsoren und Mitglie<strong>der</strong>n ist das Bundeskanzleramt <strong>der</strong><br />

größte Geldgeber für alle vorgestellten <strong>Institutionen</strong>.<br />

Der Bereich Architektur und Design erhielt im Jahr 2005 2.09<br />

Millionen Euro, wobei 60.000 Euro auf das Kunsthaus Graz<br />

entfielen. Die genaue Aufstellung <strong>der</strong> Subventionen lässt sich<br />

unter www.bmukk.gv.at/medienpool/15033/k%20unstbericht_<br />

2005.pdf einsehen. Das HDA bietet neben Ausstellungsflächen,<br />

Stadtführungen und Vorträgen auch einen eigenen Verlag,<br />

<strong>der</strong> ein vielseitiges Angebot an internationalen Publikationen<br />

betreut und herausgibt. Wettbewerbspräsentationen gehören<br />

ebenfalls zum Repertoire wie Exkursionen und Workshops.<br />

Das Kuratorium besteht aus 13 Personen <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>organisationen<br />

des HDA und wählt alle zwei Jahre einen ehrenamtlich<br />

tätigen Vorstand, <strong>der</strong> sich mit konzeptionellen Vorschlägen<br />

für ein Zwei-Jahresprogramm bewirbt. Erstmals 2007 wird <strong>der</strong><br />

Vorstand des HDA durch ein Team von unter 40-Jährigen gebildet,<br />

die in Architekturproduktion, Theorie und Lehre, Veranstaltungs-<br />

und Ausstellungsorganisation aktiv sind.<br />

| Aufgabe<br />

In den Statuten des Vereins ist zu dessen Aufgaben folgendes<br />

zu lesen: „Der Verein bezweckt die Einrichtung und Führung<br />

eines Hauses <strong>der</strong> Architektur. Dieses soll im Wesentlichen <strong>der</strong><br />

Durchführung von Forschungs- und Lehraufgaben dienen,<br />

welche die wissenschaftliche und künstlerische Lehre auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> Baukultur fortentwickelt. Diese Aufgaben sollen die<br />

österreichische Wissenschaft, Wirtschaft und die damit verbundenen<br />

wissenschaftlichen Publikationen, Veranstaltungen,<br />

Vorträge, Kontakte und sonstige Ambitionen auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Baukultur betreffen.“<br />

Der vielleicht wichtigste Beitrag zur Vermittlung von Architektur<br />

liegt in <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Jungarchitekten und Absol-<br />

venten. Workshops, Grün<strong>der</strong>initiativen, Schulungen im Umgang<br />

mit Bürokratie und rechtliche Tipps gehören genauso zur<br />

Vorbereitung auf einen erfolgreichen Start in ein Berufsleben<br />

wie direkte Kontakte zwischen Architekturbüros und dem Baugewerbe.<br />

| Fazit<br />

Das Haus <strong>der</strong> Architektur in Graz ist im Netzwerk <strong>der</strong> angeschlossenen<br />

Architekturhäuser in Österreich ein gelungenes<br />

Beispiel dafür, dass auf diese Weise hervorragende Arbeit geleistet<br />

werden kann. Das Interesse an Architektur ist dadurch<br />

deutlich gestiegen und in das Blickfeld <strong>der</strong> Öffentlichkeit gerückt.<br />

Die Betreuung <strong>der</strong> Jungarchitekten erhält in diversen Foren<br />

sehr gute Resonanzen. Dem Prinzip, ein ausgebildetes und<br />

geschultes Personal als Vermittler zwischen Architektur und<br />

Bürgern einzusetzen, liegt <strong>der</strong> Wunsch nach Nachhaltigkeit<br />

zu Grunde, von dem wir in Deutschland noch einiges lernen<br />

können.


VEREIN ARCHITEKTUR, TECHNIK + SCHULE<br />

Doreen Edelmann & Anja Pissulla<br />

„Architektur und gebaute Umwelt beeinflussen<br />

das Wohlbefinden von Menschen. Beides<br />

kann gestaltet werden und je<strong>der</strong> hat bis zu<br />

einem bestimmten Grad die Möglichkeit,<br />

diese mitzugestalten.“ 1<br />

Im Allgemeinen ist zu beobachten, dass<br />

dem Stellenwert von Architektur und ihr<br />

em Beitrag zur Gestaltung unseres Lebensraums<br />

wenig öffentliche Aufmerksamkeit<br />

zuteil wird. Da die meisten Menschen ihre<br />

gebaute Umwelt im Alltag kaum bewusst<br />

wahrnehmen, fehlt ihnen die Grundlage<br />

zu <strong>der</strong>en Bewertung. Demnach wissen<br />

sie meisten nicht von den Möglichkeiten,<br />

daran mitzuwirken und die gebaute Umwelt<br />

mitzugestalten. Die öffentliche Meinung<br />

zum Thema Architektur ist bestimmt<br />

von Vorurteilen, was nicht zuletzt auf den<br />

Mangel an qualifizierter Vermittlungskompetenz<br />

zurückzuführen ist. Die Kluft zwischen<br />

Experten und Laien ist enorm und<br />

besteht auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Verständigung.<br />

Diesem Umstand steht <strong>der</strong> Anspruch<br />

eines jeden Menschen auf „gute“ Architek-<br />

1 aus „<strong>Architekturvermittlung</strong> – eine wissenschaftliche<br />

Begleitung von <strong>Architekturvermittlung</strong>sprojekten<br />

im Auftrag von ATS“; Mag. Angela Schoibl;<br />

2005/06<br />

II - Verein Architektur, Technik + Schule<br />

42 Prototyp eines Sitzobjekts im Rahmen des Projekts<br />

„Klasse Sachen“<br />

tur gegenüber. Die Ausdrucksfähigkeit erfor<strong>der</strong>t hinreichende<br />

Bildung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Architektur, die beispielsweise<br />

durch Reflektion <strong>der</strong> eigenen Wahrnehmung geför<strong>der</strong>t werden<br />

kann. Der Verein Architektur, Technik + Schule (ATS) setzt an<br />

dem Punkt an, in <strong>der</strong> Bevölkerung ein ausgeprägtes Bewusstsein<br />

für die Bedeutung qualitativen Bauens zu schaffen – schon<br />

bei den kleinsten.<br />

Im Folgenden wird erläutert, wie <strong>der</strong> Verein Architektur, Technik<br />

+ Schule mit diesem Problem umgeht und welche Methodik<br />

angewandt wird, um die Bevölkerung mit Architektur vertraut<br />

zu machen.<br />

ATS ist ein eingetragener Verein, <strong>der</strong> das Ziel verfolgt, die Architektur-<br />

und Technikvermittlung an Salzburger Schulen zu<br />

för<strong>der</strong>n und weiterzuentwickeln und eine offene Plattform<br />

bildet. Die Vermittlung von Architektur und Technik erfolgt<br />

dabei prozessorientiert. Der Verein ist mit Architekten, Ingenieurkonsulenten<br />

und Pädagogen fachübergreifend besetzt. ATS<br />

beschränkt die Tätigkeit auf das Bundesland Salzburg, wo er<br />

seinen Sitz hat.<br />

Erste Absichten, einen Verein zu gründen, <strong>der</strong> Architektur<br />

vermitteln soll und interdisziplinär besetzt ist, gehen auf das<br />

Jahr 1997 zurück. Im Rahmen <strong>der</strong> Kammer <strong>der</strong> Architekten<br />

und Ingenieurkonsulenten wurde zu dieser Zeit das Salzburger<br />

Modell prozesshafter <strong>Architekturvermittlung</strong> initiiert und<br />

fortwährend weiter entwickelt. In österreichischen Lehrplänen<br />

für Kunsterziehung wären Architektur und Umraumgestaltung<br />

zwar vorgesehen, dennoch wurde dieser Aufgabenkreis in keiner<br />

Weise bis ins Detail ausgearbeitet. Was letztlich als Bruchstück<br />

in den Lehrplänen existent bleibt, ist die historische Bau-<br />

23


24 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

43 44 45<br />

43-45 Prototypen von Sitzobjekten<br />

stilkunde. Mehrere Architekten und Pädagogen wollten diesen<br />

Mangel beheben und mit Schülern elementare Fragen zur gebauten<br />

Umwelt in prozessorientierten Projekten behandelten.<br />

Einige von ihnen bilden nach wie vor den Kern von ATS, wobei<br />

das Team mit <strong>der</strong> Zeit stetig gewachsen ist.<br />

Im Jahr 2003 wurde das Konzept des Vereins um eine Ebene erweitert.<br />

Mit <strong>der</strong> Beteiligung von Bauingenieuren, Kulturtechnikern,<br />

Wasserwirtschaftlern usw. wurde <strong>der</strong> technisch-naturwissenschaftliche<br />

Aspekt in das Programm aufgenommen.<br />

Seit 2004, dem Gründungsjahr des Vereins ATS, wird dieser<br />

von <strong>der</strong> Sektion Kunst des Bundeskanzleramts unterstützt. Das<br />

Ziel war die Entwicklung einer prototypischen Modellstruktur<br />

zur <strong>Architekturvermittlung</strong> während einer dreijährigen Pilotphase.<br />

Die Aufgabe des Vereins besteht darin, die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Architektur und gebauter Umwelt zu för<strong>der</strong>n. Dabei<br />

setzt ATS mit <strong>der</strong> Vermittlung bereits bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

an, um sie zu kompetenten Nutzern und selbstbewussten<br />

Bauherren zu formen und gleichzeitig ihre Kreativität zu<br />

unterstützen. So wirkt ATS bei <strong>der</strong> Ausbildung zur Raumwahrnehmung,<br />

-planung und -gestaltung mit. Dabei werden modellhafte<br />

Projekte unterstützt, die <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

und damit verbundenen Lehrinhalten in Schulen dienen. Um<br />

diese Projekte zu realisieren, stellt ATS den Kontakt zwischen<br />

interessierten Pädagogen und Architekten her, die als Team<br />

die Projekte an Schulen betreuen sollen. Weiterhin übernimmt<br />

ATS die finanzielle Unterstützung <strong>der</strong> Projekte. Die Arbeitsschwerpunkte<br />

<strong>der</strong> Vereinsarbeit liegen vorwiegend auf <strong>der</strong> inhaltlichen,<br />

organisatorischen und finanziellen Unterstützung<br />

von Projekten für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, was im Folgenden<br />

präziser definiert wird.<br />

Zum einen fungiert ATS als Informations- und Servicestelle,<br />

die mit Öffentlichkeitsarbeit eine Sensibilisierung <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

für die Thematik erreichen möchte. Dazu gehört die<br />

Vernetzung von Lehrern aller Schultypen in <strong>der</strong> Stadt und im<br />

Land Salzburg, Architekten und Ingenieurkonsulenten, Fortbildungseinrichtungen<br />

und Architektur-/Kulturinstitutionen,<br />

öffentlichen Stellen und Medien untereinan<strong>der</strong>. Aktuelle Informationen<br />

zum Verein sowie Projektausschreibungen werden<br />

mittels Homepage und Newsletter bekannt gegeben.<br />

Des Weiteren ist ATS Veranstalter von Lehrerfortbildungen,<br />

mehrtägigen Seminaren, Vorträgen, Workshops und Projektpräsentationen.<br />

Dem Verein obliegt die Unterstützung von<br />

Projekten – sowohl inhaltlich, organisatorisch als auch finanziell.<br />

Eine weitere Aufgabe des Vereins ist die Dokumentation von<br />

Projekten. Folglich verfügen interessierte Pädagogen, Architekten<br />

und Ingenieurkonsulenten über eine Grundlage, durch<br />

methodisch-didaktisch aufgearbeitete Materialien seitens ATS,<br />

um auf den Unterricht zu aufbauen.<br />

Die Zielsetzung des Vereins ist durchaus komplex, lässt sich<br />

aber in drei wesentliche Schwerpunkte unterteilen.<br />

Zum einen ist ATS bemüht, den Nutzer für die Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> gebauten Umwelt zu sensibilisieren und ihm gleichzeitig<br />

Wege aufzuzeigen, wie er an ihrer Gestaltung mitwirken kann.<br />

Des Weiteren ist <strong>der</strong> Verein bestrebt, die Kompetenz zur Bewertung<br />

gebauter Umwelt zu stärken und die Urteilskraft zu<br />

schärfen. Darüber hinaus möchte ATS dazu beitragen, Architekturklischees<br />

zu hinterfragen und abzubauen, zum Beispiel<br />

durch die Aufklärung über das Berufsbild des Architekten.<br />

Schüler sollen die Möglichkeit erhalten, eine differenzierte<br />

Sprachfähigkeit zum Thema Architektur zu erwerben. Im Mittelpunkt<br />

stehen weiterhin die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kreativität <strong>der</strong><br />

Schüler und das Wecken des Interesses für das Gestalten. Ein<br />

weiteres Ziel ist das Kennenlernen verschiedener Werkstoffe<br />

und <strong>der</strong>en Eigenschaften.<br />

Zu den Zielgruppen, die ATS anspricht, gehören Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendgruppen im schulischen und außerschulischen Kontext,<br />

Lehrer und Pädagogen sowie Architekten und Ingenieurkonsulenten.


46 47<br />

46 Prototypen von Sitzobjekten<br />

47 Ausstellung „Klasse Sachen“<br />

Im Sinne von ATS soll <strong>der</strong> Zugang zu Architektur und Raum<br />

durch Sinnlichkeit, Anschaulichkeit und Emotionalität geschaffen<br />

werden. Um den Schülern diesen Zugang zu ermöglichen,<br />

stehen vorrangig sinnlich erfahrbare Modelle und das<br />

praktische Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Dabei werden die Konzepte auf fassbare Lebenszusammenhänge<br />

und reale planerische Herausfor<strong>der</strong>ungen orientiert.<br />

Der Entwurf, die Organisation und die Realisierung kommen<br />

einem Team zu, das aus mindestens einem Architekten und<br />

einem Pädagogen besteht. Die Teams können Projekte unterschiedlicher<br />

Größe einreichen und ATS sowohl um finanzielle<br />

För<strong>der</strong>ung als auch um Unterstützung bei <strong>der</strong> Partnersuche<br />

bitten. Dabei sind die Ziele, Themen und Methoden des jeweiligen<br />

Projekts genau determiniert. Abschließend werden<br />

die Projekte je nach Umfang unmittelbar vom Vereinsvorstand<br />

o<strong>der</strong> durch den Entscheid einer Jury ausgewählt.<br />

Bei diesem Auswahlverfahren sind drei Aspekte unmittelbar<br />

miteinan<strong>der</strong> verbunden. Der erste Gesichtspunkt ist die sachliche<br />

Dimension, bei <strong>der</strong> es um die Erfahrung und Gestaltung<br />

des sozialen Raumes geht. Als zweiter Aspekt fließt die individuelle<br />

Dimension – die Selbsterfahrung in <strong>der</strong> gestalteten<br />

Umwelt – in das jeweilige Projekt ein. Dem folgt die soziale<br />

Dimension, bei <strong>der</strong> das Arbeiten in <strong>der</strong> Gruppe und die Präsentation<br />

<strong>der</strong> Projekte vor<strong>der</strong>gründig sind.<br />

Die Teamarbeit kann als interdisziplinär beschrieben werden.<br />

Dass heißt, durch die Zusammenarbeit von Architekten und<br />

Pädagogen und <strong>der</strong>en unterschiedlichen beruflichen Erfahrungen,<br />

ist man in <strong>der</strong> Lage, sich gegenseitig zu ergänzen. Ein<br />

weiterer Vorteil liegt darin, dass Schülern auf diese Weise verschiedene<br />

Sichtweisen vermittelt werden können.<br />

Die Teams werden dazu angehalten, die sehr vielfältigen Projekte<br />

in ihrer Umsetzungsphase zu dokumentieren, um die<br />

Resultate als Anregung für an<strong>der</strong>e Projekte festzuhalten. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund steht dabei immer <strong>der</strong> Prozess des Entwerfens.<br />

II - Verein Architektur, Technik + Schule<br />

Überdies ist das Reden über Architektur und Raumwahrnehmung<br />

ein wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Projektarbeit, wozu auch<br />

die Beschäftigung mit dem sozialen Kontext gehört, in dem<br />

Raumplanung und Raumgestaltung erfolgt. Dem folgen reale<br />

Umsetzungen, wie zum Beispiel die Gestaltung eines Schulhofes.<br />

Bevor ein Projekt genauer dargestellt wird, soll gesagt werden,<br />

dass die Projekte für unterschiedliche Schulstufen (1.- 4., 5.–8.<br />

und 9.–12. Schulstufe) geplant werden.<br />

Das Projekt mit dem Namen Klasse Sachen entstand 1996. Die<br />

Zusammenarbeit von Architekt Thomas Forsthuber und Studierenden<br />

<strong>der</strong> Hochschule Mozarteum (Studienrichtung für<br />

Werkerziehung) brachte acht Möbel zum Sitzen, Liegen, Knien,<br />

Lümmeln, Hängen, Wippen und Spannen hervor. Das Thema<br />

war es, individuelle, wesenhafte Sitzobjekte als Ausdruck <strong>der</strong><br />

eigenen Lebensgewohnheiten und Psyche zu entwickeln. Die<br />

Arbeit begann mit <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> seelischen und körperlichen<br />

Leibeshülle. Ein weiteres pädagogisches Anliegen war es,<br />

ein Grundverständnis für die unterschiedlichen, selbst gewählten<br />

Materialien und für die Beziehung des Möbels zum Raum<br />

zu bekommen. Die Aufgabe <strong>der</strong> Studierenden bestand darin,<br />

das Thema mit vorgegebenen Materialien (Papier, Holz, Beton,<br />

Stahl, Le<strong>der</strong>, Leinen, Hanfseile, Kunststoffe) umzusetzen. Dabei<br />

entstanden beispielsweise Sitzmöbel „für längeres Warten auf<br />

den Bus o<strong>der</strong> auf warmes Wasser in <strong>der</strong> Dusche“ 2 o<strong>der</strong> „Möbel<br />

für Romantiker“ 3 . Die Ergebnisse (Abb. 42-46) – Prototypen,<br />

die noch zu optimieren wären – wurden abschließend im Rahmen<br />

einer Ausstellung (Abb. 47) im Heizkraftwerk Mitte in<br />

Salzburg präsentiert.<br />

ATS beschränkt seine Aktivitäten nur auf das Bundesland Salzburg,<br />

„um nicht zu sehr mit <strong>der</strong> Verwaltung und Organisation<br />

2 Katrin Proprenter zu „Susigoesmad“; Unterrichtsprojekte des<br />

Arbeitskreises „Architektur & Schule“; Bökwe-Son<strong>der</strong>heft; Dezember 1999-4<br />

3 Elisabeth Lindner zu „Elisabeth“; Unterrichtsprojekte des<br />

Arbeitskreises „Architektur & Schule“; Bökwe-Son<strong>der</strong>heft; Dezember 1999-4<br />

25


26 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

beschäftigt zu sein“ 4 . Gleichzeitig gab es jahrelange Kontakte<br />

und engen praktischen Austausch mit Gleichgesinnten, wie<br />

zum Beispiel in gemeinsamen Workshops. Eine essentielle<br />

Zusammenarbeit bestand mit dem Österreichischen Kulturservice,<br />

dem heutigen KulturKontakt (KKA). Weitere lang andauernde<br />

Partnerschaften gab es mit dem Ziviltechnikerforum<br />

(Graz) und dem Vorarlberger Architekturinstitut.<br />

Es gibt allerdings auch konkrete Planungen, weitere Schritte zu<br />

unternehmen und etwa die Kooperation mit lokalen Initiativen<br />

im grenznahen Bayern zu forcieren. In München gibt es Initiativen<br />

<strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong> durch die Architektenkammer<br />

und das Kultusministerium.<br />

| Struktur<br />

Der Verein ATS ist eng mit <strong>der</strong> Kammer <strong>der</strong> Architekten und<br />

Ingenieurkonsulenten verbunden, die auch als erste die Idee<br />

eines solchen Vereins för<strong>der</strong>te. Mario Jandrokovic steht <strong>der</strong><br />

Kammer als Öffentlichkeitsarbeiter für zwei Stunden wöchentlich<br />

zur Verfügung. Nach Aussage von Mario Jandrokovic ist<br />

<strong>der</strong> Arbeitsumfang gewöhnlich höher. Der gemeinnützige Verein<br />

zahlt lediglich für spezifische Aktivitäten, wie zum Beispiel<br />

das Erstellen <strong>der</strong> Homepage. Es werden geringe Honorare gezahlt,<br />

<strong>der</strong> Rest wird als ehrenamtliche Arbeit angesehen.<br />

Zu den finanziellen Aufgaben des Vereins gehört die För<strong>der</strong>ung<br />

von Schulprojekten, wobei ausschließlich Schulprojekte geför<strong>der</strong>t<br />

werden, die sich mit Architektur- und Technikvermittlung<br />

befassen. Ferner müssen Architekten und Ingenieure aus dem<br />

deutschsprachigen Raum eingebunden und das Projekt an einer<br />

Schule im Land Salzburg durchgeführt werden.<br />

Unterstützung erhält ATS nicht nur von <strong>der</strong> Sektion Kunst des<br />

Bundeskanzleramts. Weitere Sponsoren sind das Bundesministerium<br />

für Bildung, Wissenschaft und Kultur, KulturKontakt<br />

4 aus E-Mail-Kontakt mit Mario Jandrokovic; mario.jandrokovic@<br />

salzburg.aikammeros.org; 01.12.2006<br />

Austria, KeyKontakt PR – ehemals ÖKS, die Kulturabteilung<br />

des Landes Salzburg und die Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten<br />

für Salzburg/Österreich.<br />

Nach außen repräsentiert sich ATS durch die eigene Homepage,<br />

Newsletter, Ausstellungen und Pressesendungen zu speziellen<br />

Ereignissen. Außerdem bemüht sich ATS um persönliche Kontakte,<br />

die beim Werben neuer Interessenten unabdingbar sind.


Az W - ARCHITEKTURZENTRUM WIEN<br />

Florian Bartelt & David Malzahn<br />

Das Architekturzentrum Wien zählt zu<br />

den bedeutendsten <strong>Institutionen</strong> bzw. Ansprechpartnern<br />

in Sachen Architektur in<br />

Österreich.<br />

Es ist Teil des Museumsquartiers Wien,<br />

kurz MQ. Das Museumsquartier zählt mit<br />

seinen 60.000 m2 zu den acht größten Kulturarealen<br />

weltweit. Die einzigartige Lage<br />

mitten im Zentrum <strong>der</strong> Stadt, in <strong>der</strong> direkten<br />

Umgebung des Regierungsviertels,<br />

bietet sämtliche Vorzüge eines innerstädtischen<br />

Kulturareals und ist in dieser Form<br />

in kaum einer an<strong>der</strong>en Stadt zu finden.<br />

Zudem kommt seine historische Lage in<br />

<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Hofburg, auf dessen Vorplatz<br />

- dem Heldenplatz - schon <strong>der</strong> Kaiser und<br />

<strong>der</strong> Papst Volksversammlungen abgehalten<br />

haben. Weitere historische Gebäude<br />

wie das Naturhistorische- und Kunsthistorische<br />

Museum Österreichs sowie die Wiener<br />

Staatsoper sind nicht weit entfernt.<br />

| Geschichte - Zukunftweisende Architektur<br />

auf geschichtsträchtigem Boden<br />

Zwischen dem Bau <strong>der</strong> kaiserlichen Hofstallungen<br />

zu Beginn des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, <strong>der</strong><br />

späteren Nutzung als Messe- und Ausstellungsgelände<br />

und <strong>der</strong> offiziellen Eröffnung<br />

48 Museumsquartier Wien<br />

II - Az W - Architekturzentrum Wien<br />

des Museumsquartiers im Jahr 2001 liegen circa 300 Jahre.<br />

Das heutige Hauptgebäude des Museumsquartiers wurde ursprünglich<br />

als Hofstallung <strong>der</strong> römisch-deutschen Kaiser errichtet.<br />

Kaiser Karl VI gab 1713 den Auftrag zur Errichtung eines<br />

Hofstallgebäudes vor dem äußeren Burgtor am Wiener Glacis<br />

an Johann Bernhard Fischer von Erlach. Die Fertigstellung <strong>der</strong><br />

Stallungen erfolgte 1725 durch Joseph Emanuel Fischer von Erlach.<br />

In den 1850er Jahren wurden die Hofstallungen zum Teil<br />

umgestaltet und durch Erweiterungen ergänzt wie beispielsweise<br />

durch die Winterreithalle.<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> Bestände wurde nach dem Zerfall <strong>der</strong> österreichisch-ungarischen<br />

Monarchie nach Ende des Ersten Weltkrieges<br />

versteigert, wodurch die Hofstallungen ihren einstigen<br />

Nutzungszweck verloren haben. Seit 1921 wird das Areal als Ort<br />

für Messen und Ausstellungen genutzt, in <strong>der</strong>en Zusammenhang<br />

zahlreiche Adaptierungen, Umbauten sowie Zubauten bis<br />

in die 1960er Jahre vorgenommen wurden. Zudem bekamen die<br />

ehemaligen Hofstallungen den neuen Namen „Messepalast“.<br />

1985 wird das Areal erstmals als Veranstaltungsort für die<br />

Wiener Festwochen genutzt, denen bald im Messepalast ihre<br />

Hauptspielstätte eingerichtet wurde.<br />

In den Jahren 1980 bis 1986 gab es nach intensiven Diskussionen<br />

über eine angemessene Nutzung <strong>der</strong> ehemaligen Hofstallungen<br />

die ersten Entwürfe zum Museumsquartier, welches als<br />

Kernstück ein Museum für mo<strong>der</strong>ne Kunst haben sollte. Auch<br />

Einrichtungen für neue Medien, Film, Video- und Computerkunst<br />

und eine multimediale Bibliothek wurden gefor<strong>der</strong>t sowie<br />

Räume für weitere kulturelle <strong>Institutionen</strong>. Insgesamt wurden<br />

27


28 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

49 50 51<br />

49 Museum Mo<strong>der</strong>ner Kunst (MUMOK)<br />

50 Leopold Museum<br />

51 Architekturzentrum Wien<br />

88 Projekte eingereicht, von dem das Projekt <strong>der</strong> Architekten<br />

Laurids und Manfred Ortner im April 1990 per einstimmigen<br />

Juryentscheid zum Sieger erklärt wurde.<br />

Mit dem Bau des Museumsquartiers wurde im April 1998<br />

begonnen. Es kam jedoch zu einem negativen Medienecho<br />

während <strong>der</strong> Bauzeit als bekannt wurde, dass <strong>der</strong> kostspielige<br />

öffentliche Bau grobe Mängel hinsichtlich <strong>der</strong> Barrierefreiheit<br />

aufwies, die später großteils behoben wurden. 2001 wurde das<br />

achtgrößte Kulturareal <strong>der</strong> Welt fertig gestellt.<br />

Das Architekturbüro Ortner & Ortner realisierte mit dem Museumsquartier<br />

Wien einen Ort, <strong>der</strong> die vorhandene historische<br />

Bausubstanz mit zeitgenössischer Architektur verbindet. Dabei<br />

wird das Museumsquartier von drei Neubauten geprägt: <strong>der</strong><br />

neuen Kunsthalle Wien in Verbindung mit den Veranstaltungshallen<br />

E+G, einst als Winterreithallen genutzt, die das architektonische<br />

Verbindungsstück zwischen den beiden an<strong>der</strong>en<br />

Neubauten bildet, dem Leopold Museum und dem MUMOK<br />

(Museum Mo<strong>der</strong>ner Kunst).<br />

Der riesige Innenhof des MQ mit seinen zahlreichen Erholungsoasen<br />

und Passagen zählt als größter Freiluftsaal <strong>der</strong> Stadt. Er<br />

stellt einen urbanen Raum da, <strong>der</strong> die bestehenden kulturellen<br />

Zentren <strong>der</strong> Stadt noch näher zusammenrücken lässt.<br />

2001 wurde die Renovierung des Fischer-von-Erlach-Traktes<br />

beendet, in dem das „quartier21“ als Zentrum für zeitgenössische<br />

Kunst beheimatet ist.<br />

| Museen des MQ<br />

Den flächenmäßig größten Teil des Museumsquartiers bildet<br />

das Q21. Es befindet sich im barocken Vor<strong>der</strong>haus des Quartiers<br />

- <strong>der</strong> ehemaligen Hofstallung. Das Vor<strong>der</strong>haus wurde<br />

später zusammengeschlossen, wodurch ein 400 Meter langes<br />

Durchhaus entstand, das heute eine Kulturstraße bildet.<br />

Wo einst Pferde aufgestallt waren, befinden sich heute mehr<br />

als 56 <strong>Institutionen</strong> und Museen, Ateliers, Labore, Werkstätten<br />

und vieles mehr. Das Q21 ist überwiegend den neuen Medien<br />

wie Internet, Kommunikation, Film- und Fototechnik gewidmet.<br />

Mehrere Internetradios und diverse Filmstudios sind<br />

ebenfalls Teil des Q21.<br />

Die Wiener Kunstakademie hat ebenso ihren Standort im<br />

Quartier wie auch verschiedene Architekturbüros. Ausstellungen<br />

und Workshops sollen dem Besucher unterschiedliche<br />

Themen aus Architektur, Kunst, Design, Theater, Tanz und<br />

Mode näher bringen und zum Mitmachen animieren.<br />

Neben dem Q21 beherbergt das Museumsquartier verschiedene<br />

Museen unterschiedlicher Ausrichtungen. So z. B. das<br />

MUMOK. Dort sind circa 9.000 Werke mo<strong>der</strong>ner und zeitgenössischer<br />

Kunst mit Gemälden von Andy Warhol, Pablo Picasso,<br />

Joseph Beuys, Jasper Johns und Roy Lichtenstein untergebracht.<br />

Im MUMOK werden regelmäßig Son<strong>der</strong>ausstellungen gezeigt<br />

und es verfügt über einen Großteil <strong>der</strong> Werke des Wiener Aktionismus<br />

und dessen Dokumentation. Das vom Architektenbüro<br />

Ortner & Ortner entworfene Gebäude erscheint von außen<br />

als dunkler, geschlossener Block, dessen gekrümmtes Dach<br />

an den Ecken weit nach unten gezogen wurde. Monolithisch<br />

und vollständig mit anthrazitgrauer Basaltlava verkleidet, ist<br />

<strong>der</strong> Baukörper deutlich vom angrenzenden Niveau abgesetzt<br />

und vermittelt den Eindruck, aus <strong>der</strong> Tiefe aufzutauchen. 1<br />

Ein weiteres bedeutendes Gebäude im Museumsquartier ist das<br />

Leopold Museum. Aus <strong>der</strong> ehemals privaten Kunstsammlung<br />

von Rudolf und Elisabeth Leopold entstand 2001 das Leopold<br />

Museum, inzwischen das meistbesuchte Haus des Wiener Museumsquartiers.<br />

Darin ist die wohl bedeutendste Sammlung<br />

mo<strong>der</strong>ner österreichischer Kunst untergebracht.<br />

Das dritte eigenständige Museum im MQ ist die Kunsthalle<br />

Wien. Sie beherbergt internationale zeitgenössische Kunst mit<br />

den Schwerpunkten Fotografie, Video- und Filmkunst sowie<br />

1 „MUMOK“. In: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. URL: http://<br />

de.wikipedia.org/wiki/MUMOK, letzter Zugriff am 08.03.07


52<br />

52 Schema des Museumsquartiers Wien<br />

53 Grundriss des Az Ws mit Eingang (orange markiert)<br />

Installationen und Medien. Der temporäre Bau in Containerform<br />

wurde von Adolf Krischanitz entworfen. 2002 hat das italienische<br />

Kunstmagazin ARTE die Kunsthalle Wien zu einem<br />

<strong>der</strong> sechs besten Ausstellungshäuser Europas gekürt. Über<br />

eine Million Menschen haben seit 1992 die Ausstellungen <strong>der</strong><br />

Kunsthalle Wien besucht. 2<br />

Eine weitere Institution auf dem Areal des Museumsquartiers<br />

ist das Az W – das Architekturzentrum Wien.<br />

| <strong>Institutionen</strong> des MQ<br />

Das 1993 eröffnete Architekturzentrum Wien ist ein Ort für<br />

Präsentationen, Diskussionen und Information Rund um Themen<br />

<strong>der</strong> Architektur und das einzige Architekturmuseum Österreichs.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird dabei auf die Architektur<br />

des 20. und 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts gelegt. Jährlich finden<br />

mehrere große Wechselausstellungen und kleinere Produktionen<br />

statt. Die speziell entwickelten Veranstaltungsformate<br />

sollen Architektur als kulturelle Disziplin, alltägliches Phänomen<br />

und komplexen Prozess vermitteln. Regelmäßige Werkvorträge<br />

und Podiumsdiskussionen, Führungen zur Architektur<br />

und Kin<strong>der</strong>workshops sowie zahlreiche Publikationen und<br />

<strong>der</strong> jährliche Wiener Architektur Kongress zählen zum Spektrum<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten des Az W. Zielsetzung ist es, die Brücke<br />

zwischen Architektur als Fachthema für wenige und Architektur<br />

im Sinne von Lebensraumgestaltung als Thema für viele zu<br />

vermitteln. Durch zahlreiche Kooperationen mit Partnern aus<br />

Kultur, Wirtschaft und Politik ist das Az W zur Schnittstelle in<br />

<strong>der</strong> Vermittlung eines erweiterten Architekturbegriffes geworden.<br />

Auch für Fachbesucher bietet das Az W ein breites und professionelles<br />

Spektrum. Zu den Serviceangeboten zählen unter an<strong>der</strong>em<br />

die Fachbibliothek, die umfangreiche Online-Architek-<br />

2 „Kunsthalle Wien“. In: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. URL:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Kunsthalle_Wien, letzter Zugriff am 02.03.07<br />

II - Az W - Architekturzentrum Wien<br />

53<br />

turdatenbank (Architektur Archiv Austria) sowie Archiv und<br />

Sammlung <strong>der</strong> Dokumentations- und Forschungsabteilung des<br />

Az W.<br />

| Der Verein Az W<br />

1993 wurde aufgrund einer gemeinsamen Initiative von Bund<br />

und <strong>der</strong> Stadt Wien ein gemeinnütziger Verein gegründet. Ziel<br />

dabei war es, eine Ausstellungsplattform, einen Treffpunkt und<br />

eine Infostelle für alle an Architektur- und Baukunst Interessierten<br />

zu schaffen.<br />

Seitdem ist das Az W zu einem viel beachteten Ort <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Architektur und Städtebau avanciert. Im Oktober<br />

2001 wurde das Az W nach acht Jahren des provisorischen<br />

Ausstellungsbetriebs am Gelände des ehemaligen Messepalasts<br />

und heutigen Museumsquartiers wesentlich vergrößert neu eröffnet.<br />

Auf einer Fläche von 2.000 m2 wird ein umfangreiches<br />

Programm geboten, das einer Institution entspricht, die inzwischen<br />

in einer Reihe mit renommierten Architekturinstitutionen<br />

und internationalen Architekturmuseen steht.<br />

| Raumkonzept des Architekturzentrums<br />

Das Az W ist in acht große Räume unterteilt, die nun im Einzelnen<br />

kurz erläutert werden.<br />

| Bibliothek: Die Bibliothek ist eines <strong>der</strong> wichtigsten Serviceangebote<br />

<strong>der</strong> Institution. Sie ist rund um die Uhr geöffnet und für<br />

jeden Interessierten frei zugänglich.<br />

Sie liegt im historischen Oktogon <strong>der</strong> ehemaligen kaiserlichen<br />

Hofstallungen, umfasst heute eine stetig anwachsende Sammlung<br />

von mehr als 24.500 Titeln und eine große Anzahl an<br />

Fachzeitschriften. Thematischen Schwerpunkt des Bestandes<br />

bilden Sammlungen und Publikationen zur Architektur des 20.<br />

und 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

| Das Podium: Das Podium ist ein klassischer Veranstaltungs-<br />

29


30 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

54 55<br />

54 Neue Halle<br />

55 Alte Halle<br />

raum. Das Architekturzentrum stellt ihn für verschiedene Veranstaltungen<br />

wie Empfänge, Vorträge, Diskussionen, Seminare<br />

und Partys zur Vermietung bereit Der 219 m2 große und sechs<br />

Meter hohe Gewölbebau fasst 250 Personen und ist elektronisch<br />

voll ausgestattet.<br />

| F3 Halle: Die F3 Halle, die zwischen <strong>der</strong> Alten Halle und <strong>der</strong><br />

Bibliothek liegt, ist mit 94 m2 Grundfläche die kleinste aller<br />

Hallen des Architekturzentrums. Sie wird meist für Kin<strong>der</strong>workshops<br />

und kleinere Präsentationen genutzt und ist zudem<br />

häufig Veranstaltungsort für „Testläufe“ <strong>der</strong> jungen Architekturszene.<br />

Daher stammt <strong>der</strong> Name „F3“ – die Abkürzung für<br />

„Formel3“ – in <strong>der</strong> die Testläufe <strong>der</strong> Formel1 stattfinden.<br />

| Neue Halle: Die zweite große Ausstellungshalle des Az W, mit<br />

Asphalt-Bodenbeschichtung und weißem Gewölbe, wurde mit<br />

einfachem Einbau in Form eines aufgehängten Stahlrahmensystems<br />

für den Ausstellungsbetrieb adaptiert. 3 Dieses Stahlrahmensystem<br />

mit beweglichen Wänden macht die 260 m2<br />

große Halle beson<strong>der</strong>s flexibel für Ausstellungen verschiedener<br />

Art.<br />

In geschlossenem Zustand ergibt sich in den hofseitigen Fensternischen<br />

eine Abfolge von Vitrinen und im Innenraum eine<br />

durchgehende Ausstellungswand.<br />

Die Neue Halle ist als reine Ausstellungshalle konzipiert und<br />

dient für internationale Wan<strong>der</strong>ausstellungen und größere Eigenproduktionen.<br />

| Alte Halle: Die Alte Halle des Az W ist mit einer Grundfläche<br />

von 284 m2 die größte und älteste Ausstellungshalle. Die<br />

im Zuge <strong>der</strong> Renovierungsarbeiten funktional mo<strong>der</strong>nisierte<br />

Halle mit ihren Ziegelwänden und Holzdielenboden ist frei<br />

von Einbauten, was das klare Erscheinungsbild prägt. Sie wird<br />

hauptsächlich für Ausstellungen historischer Gegenstände, Archiv-Präsentationen<br />

und Expositionen österreichischer Architektur<br />

genutzt.<br />

3 „Architekturzentrum Wien“ URL: http://www.azw.at/page.<br />

php?node_id=26&subnode_id=31, letzter Zugriff am 08.03.07<br />

| Café-Restaurant UNA: Einer <strong>der</strong> schönsten Räume des Az W<br />

ist das Café-Restaurant UNA. Es wurde von den französischen<br />

Architekten Anne Lacaton und Jean Philippe Vassal entworfen<br />

und realisiert, die sich für dieses Projekt - ganz im Sinne des<br />

Az W - das Bauen als intelligenten Umgang mit Material zur<br />

Philosophie gemacht haben.<br />

In die gewölbte Decke des Altbaus wurde eine Fliesendecke<br />

eingehängt, <strong>der</strong>en Muster in Zusammenarbeit mit türkischen<br />

Künstlern entstanden ist. Das Mosaik an <strong>der</strong> sechs Meter hohen<br />

Decke ist mit dem orientalischen Muster mehr als nur eine<br />

Oberfläche. Als Inspiration diente ein türkisches Café, in dem<br />

man lange verweilen, entspannen und sich unterhalten kann.<br />

Der Gastraum wirkt dank <strong>der</strong> großen Fensterflächen wie ein<br />

Licht durchfluteter Saal mit direktem Bezug zu den Außenräumen<br />

des Geländes. Im rückwärtigen Teil sind die Küche,<br />

die WCs und im Zwischengeschoss die Nebenräume untergebracht.<br />

Die Möblierung ist ganz im Sinne von Zeitlosigkeit<br />

bewusst einfach gehalten.<br />

| Sammlung und Archiv: Als das Az W gegründet wurde, stand<br />

die Architektur im Mittelpunkt. Heute leistet das Architekturzentrum<br />

sämtliche Aufgaben eines klassischen Museums, das<br />

heißt „Sammeln, Bewahren und Forschen“. Das Aufgabenspektrum<br />

umfasst in erster Linie die Dokumentation und Erforschung<br />

von Architektur. Archiv und Sammlung stellen die<br />

herausragenden kulturellen Dienstleistungen des Architekturzentrums<br />

dar und spielen sowohl lokal als auch international<br />

eine bedeutende Rolle. Beide sind wesentlicher Teil <strong>der</strong> Kompetenz<br />

des Az W.<br />

| Shop: Zur Vollständigkeit ist zu erwähnen, dass das Az W<br />

über einen gut sortierten Shop verfügt, <strong>der</strong> alle Ansprüche und<br />

Wünsche erfüllt. So kann man neben Souvenirs aller Art Fachliteratur,<br />

teilweise auf CD und DVD, sowie wissenschaftliche<br />

Publikationen über Architektur jeglicher Art erwerben.


56<br />

57 58<br />

56 Café-Restaurant UNA<br />

57 Ausstellung „a_schau“<br />

58, 59 Ausstellungsplakate „a_schau“ und „Bottom up. Bauen für eine bessere Welt“<br />

| Ausstellungen<br />

| a_schau - Österreichische Architektur im 20. und 21. Jahrhun<strong>der</strong>t:<br />

Mit <strong>der</strong> a_schau öffnet das Az W sein permanentes Schaufenster<br />

zur baukulturellen Identität des Landes und präsentiert<br />

damit 150 Jahre heimische Architekturgeschichte erstmals in<br />

einer Ausstellung in Österreich.<br />

Auf 300 m2 Grundfläche werden rund 170 Architektinnen und<br />

Architekten mit 420 Bauten in den neun Bundeslän<strong>der</strong>n ausführlich<br />

und abwechslungsreich vorgestellt. In zehn Episoden<br />

werden die relevantesten Phänomene und Strömungen aufgezeigt:<br />

Prolog, rotes Wien, Landschaft, Macht, Wie<strong>der</strong>aufbau,<br />

International, Utopie, System, Collage und Gegenwart.<br />

Die chronologische Abfolge bestimmter Phasen <strong>der</strong> Architekturentwicklung<br />

wird dadurch inhaltlich zusammengefasst und<br />

unter bestimmten thematischen Gesichtspunkten beleuchtet.<br />

Parallel zu den Themenbereichen werden in einem “Zeitregal”<br />

die historisch relevanten Daten zur Zeit-, Kultur und Architekturgeschichte<br />

von 1850 bis heute präsentiert. Die Portraitfotos<br />

und Kurzbiografien <strong>der</strong> vertretenen Architektinnen und Architekten<br />

bilden einen „Stammbaum“ <strong>der</strong> wichtigsten Köpfe <strong>der</strong><br />

österreichischen Baukunst. Als zusätzlicher Beitrag zur Darstellung<br />

<strong>der</strong> österreichischen Architekturentwicklung und als<br />

alltagsnaher Themenstrang bildet die “Kleine Geschichte des<br />

Wohnens” einen Schwerpunkt entlang dieser Chronologie.<br />

In <strong>der</strong> Ausstellung wird <strong>der</strong> gesamte Fundus <strong>der</strong> Medien zur<br />

Architekturpräsentation eingesetzt: Pläne, Skizzen, Texte, Fotos,<br />

Modelle und Filme erwecken das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t zum Leben<br />

und leiten in die Gegenwart über.<br />

| Un Jardin d’Hiver präsentiert “Bottom up. Bauen für eine bessere<br />

Welt”: Mit <strong>der</strong> Ausstellung Bottom up. Bauen für eine bessere<br />

Welt fokussierte das Architekturzentrum Wien im Herbstprogramm<br />

erneut auf „Ästhetik und soziales Engagement“ als wesentlichen<br />

Aspekt <strong>der</strong> Architekturausbildung und –praxis. Vor<br />

allem „handlungsorientiertes Entwerfen und Planen“ wird in<br />

dieser Ausstellung unter postkolonialen Aspekten verhandelt.<br />

59<br />

II - Az W - Architekturzentrum Wien<br />

Die Ausstellung präsentiert neun Projekte, die von Studierenden<br />

<strong>der</strong> Architekturfakultäten <strong>der</strong> technischen Universitäten<br />

Innsbruck, Graz und Wien, <strong>der</strong> RWTH Aachen, des Instituts<br />

für Raum und Design <strong>der</strong> Kunstuniversität Linz sowie <strong>der</strong><br />

Fachhochschule Kuchl in den Jahren 2004-2006 geplant und<br />

teilweise bereits gebaut wurden.<br />

| För<strong>der</strong>ungen und För<strong>der</strong>arbeit<br />

Eine <strong>der</strong> Hauptaufgaben des Az W ist die Vermittlung von Architektur<br />

und ihrer Rahmenbedingungen.<br />

<strong>Architekturvermittlung</strong> wird als kulturelle Disziplin angesehen.<br />

Hauptaufgabe des Az W ist es, einen Dialog über Architektur<br />

bzw. zwischen den Architekten, <strong>der</strong> Politik und <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

anzuregen. Aus diesem Grund wurde die Architecture Lounge<br />

ins Leben gerufen. Sie bildet eine Plattform für Marktführer<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Disziplinen und Architekten, bündelt<br />

gleichzeitig die einzelnen Kräfte <strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong> und ist Forum<br />

für För<strong>der</strong>er.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Architecture Lounge finden jährlich zwei Kleinversammlungen<br />

statt, um einen regelmäßigen und intensiven<br />

Austausch <strong>der</strong> Partner zu garantieren. Zusätzlich werden verschiedene<br />

Aktionen angeboten, so z.B. jährliche Architekturreisen<br />

zu architektonischen Höhepunkten, um das Netzwerk<br />

und die Zusammenarbeit <strong>der</strong> einzelnen Partner zu för<strong>der</strong>n.<br />

So fanden im Jahr 2005 Reisen nach Barcelona und 2006 nach<br />

Chicago statt.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> Lounge ist begrenzt, da <strong>der</strong>en langfristige<br />

Bindung an das Az W erstrebt wird. Dadurch soll eine<br />

verstärkte Zusammenarbeit und ein Austausch von Wissen<br />

und Erfahrungswerten zwischen den einzelnen <strong>Institutionen</strong><br />

gewährleistet werden. Die Architecture Lounge stellt demzufolge<br />

eine Informations- und Wissensplattform für die Entscheidungsträger<br />

aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Bau und<br />

Architektur dar. Die Mitglie<strong>der</strong> stammen aus verschiedenen<br />

31


32 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

60 61<br />

60 Workshop in Istanbul „Experience and design your space“<br />

61 <strong>Architekturvermittlung</strong> an Kin<strong>der</strong><br />

Bereichen - beteiligt sind Immobiliengesellschaften, Fonds,<br />

Versicherungen und Bauträger.<br />

Neben <strong>der</strong> Lounge gibt es außerdem Partnerprogramme für<br />

die Öffentlichkeit. Die Mitgliedsbeiträge <strong>der</strong> in vier Kategorien<br />

unterteilten Partnerschaften beginnen bei 21 Euro je Monat<br />

für Schüler und Studierende und reichen bis zu 2.001 Euro<br />

monatlich für Firmen. Diese Programme haben verschiedene<br />

Vorteile für die Partner, die von <strong>der</strong> regelmäßigen kostenlosen<br />

Zusendung von Informationsmaterial und freiem Eintritt zu<br />

unterschiedlichen Veranstaltungen bis hin zu Einladungen zu<br />

Workshops reichen.<br />

Neben <strong>der</strong> Architecture Lounge und den öffentlichen Partnerprogrammen<br />

wird das Az W von Subventionsgebern geför<strong>der</strong>t.<br />

Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em das Bundesministerium für Unterricht,<br />

Kunst und Kultur, die Geschäftsgruppe Stadtentwicklung<br />

und Verkehr und die Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft.<br />

| Öffentlichkeitsarbeit und Vermittlung<br />

Neben den För<strong>der</strong>programmen stellt die Vermittlung von Architektur<br />

die zentrale Disziplin des Az W dar. Architektur als<br />

kulturelle Disziplin, als alltägliches Phänomen und als komplexer<br />

Prozess soll <strong>der</strong> Öffentlichkeit einfach und verständlich<br />

näher gebracht werden.<br />

Zu je<strong>der</strong> Ausstellung wird ein umfassendes, zielgruppenorientiertes<br />

Führungs- und Rahmenprogramm angeboten.<br />

Im Az W wird beson<strong>der</strong>s auf die Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n Wert gelegt,<br />

um sie früh für Architektur zu sensibilisieren, bzw. das<br />

Verständnis für Architektur und die gebaute Umwelt zu för<strong>der</strong>n.<br />

Dies wird mit Hilfe von Workshops, Themenführungen<br />

und Semesterprojekten realisiert.<br />

Internationale Workshops mit Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen bilden<br />

dabei das zentrale Mittel <strong>der</strong> Vermittlung. Das Vermittlerteam<br />

des Az W wird von an<strong>der</strong>en <strong>Institutionen</strong> eingeladen,<br />

um dort ihre Erfahrungen im Bereich <strong>der</strong> Architektur bzw. <strong>der</strong><br />

<strong>Architekturvermittlung</strong> zu präsentieren und Workshops zu leiten.<br />

Zum Beispiel gab es einen dreitägigen Workshop in Birmingham<br />

mit dem Thema „Minimal Housing“ und einen weiteren<br />

in Istanbul mit dem Titel „Experience and design your space“.<br />

In den Sommermonaten werden im Az W ebenfalls Workshops<br />

durchgeführt, die gezielt Kin<strong>der</strong> ansprechen. Ein Beispiel hierfür<br />

war 2005 das Projekt „Entenhausen – Städtebauliche Spurensuche<br />

mit Donald, Tick, Trick und Track“, wo den Kin<strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen spielerisch ihre gebaute Umwelt erklärt wurde.<br />

Ein weiteres Mittel <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit des Az W ist <strong>der</strong><br />

Internetauftritt www.azw.at. Der Internetbesucher wird auf <strong>der</strong><br />

sehr ausführlichen Homepage informiert und auf verschiedenen<br />

Wegen an das Thema Architektur herangeführt.<br />

Neben Veranstaltungskalen<strong>der</strong>, Informationen zum Az W, den<br />

Ausstellungen und Architekten, steht dem Besucher eine ausführliche<br />

Datenbank zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit<br />

“nextroom - architektur im netz” wurde die interaktive Datenbankstruktur<br />

entwickelt, die sich auf Bauten in Österreich konzentriert<br />

und die zugehörigen Informationen, wie Texte, Bil<strong>der</strong>,<br />

Pläne, Biographien, Adressen, etc. anbietet. 4<br />

4 „Architekturzentrum Wien“ URL: http://www.azw.at/page.<br />

php?node_id=21, letzter Zugriff am 08.03.07


62<br />

63<br />

Beim Aufschlagen <strong>der</strong> Tageszeitungen<br />

auf o<strong>der</strong> dem Betrachten <strong>der</strong> Fernsehprogramme<br />

kann man feststellen, dass Architekturthemen<br />

nur eine unwesentliche Rolle<br />

in <strong>der</strong> Medienlandschaft spielen. Daraus<br />

lässt sich schlussfolgern, dass Architektur<br />

keine beson<strong>der</strong>s große Popularität in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit genießt.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist Architektur ein durchaus<br />

öffentliches Thema, wenn es um Kritik<br />

an „Bausünden“ geht, um Denkmalschutz<br />

und Denkmalpflege o<strong>der</strong> um die Rekonstruktion<br />

symbolischer Bauwerke, wie zum<br />

Beispiel <strong>der</strong> Frauenkirche in Dresden o<strong>der</strong><br />

dem Stadtschloss in Berlin.<br />

Um dem Phänomen <strong>der</strong> Architekturverdrossenheit<br />

entgegenzuwirken, entstanden<br />

in den letzten Jahrzehnten in vielen<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>Institutionen</strong> für die Vermittlung<br />

von Architektur. Sie gehen auf ganz unterschiedliche<br />

Weise mit <strong>der</strong> Präsentation von<br />

Architektur um damit sich ein möglichst<br />

großes Publikum angesprochen fühlt.<br />

Aus <strong>der</strong> großen Vielzahl <strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong><br />

wird im Folgenden das Schwedische Architekturmuseum<br />

in Stockholm vorgestellt.<br />

II - Arkitekturmuseet - Architekturmuseum in Stockholm<br />

ARKITEKTURMUSEET –<br />

ARCHITEKTURMUSEUM IN STOCKHOLM<br />

Christian Rothe<br />

62 Gebäudekomplex<br />

63 Lage in <strong>der</strong> Stadt<br />

| Geschichte<br />

Das Schwedische Architekturmuseum wurde 1962 von <strong>der</strong> SAR<br />

(Svenska Arkitekters Riksförbund), <strong>der</strong> nationalen Vereinigung<br />

schwedischer Architekten, als unabhängige Stiftung gegründet.<br />

Ihre Ziele waren, mithilfe des Museums die eigene Baukultur zu<br />

schützen und die nationale Architektur und Baugeschichte zu<br />

konservieren. Die Bedeutung des schwedischen Architekturmuseums<br />

für die nationale Architektur und Baugeschichte nahm<br />

im Laufe <strong>der</strong> Zeit zu. Im Rahmen <strong>der</strong> Kulturför<strong>der</strong>ung war das<br />

schwedische Parlament im Jahr 1974 bemüht, die Kultur in das<br />

bestehende System des schwedischen Wohlfahrtstaates zu integrieren.<br />

Dieser Beschluss war fast zwei Jahrzehnte lang unumstößliche<br />

Richtlinie aller kulturpolitischen Entscheidungen<br />

und Maßnahmen und glich in vielen Punkten dem, was auch<br />

in Deutschland in Form des Konzepts “Kultur für alle” in jener<br />

Zeit propagiert wurde. Doch stärker als in Deutschland wurden<br />

soziale Aspekte betont, wie beispielsweise in Form so genannter<br />

„Künstlerehrengehälter“, mit denen das Einkommen freischaffen<strong>der</strong><br />

Künstler, Komponisten o<strong>der</strong> Schriftsteller gesichert<br />

wurde. Auch weit über das übliche Maß hinaus wurden kommerzielle<br />

Kulturbetriebe geför<strong>der</strong>t. So gab es Unterstützung für<br />

Buchläden im ländlichen Raum und Druckkostenzuschüsse zu<br />

zahlreichen Publikationen.<br />

Das Schwedische Architekturmuseum wurde ebenso geför<strong>der</strong>t<br />

und 1978 entstand aus <strong>der</strong> Stiftung eine nationale halbstaatliche<br />

Behörde, die unmittelbar dem Kulturministerium untersteht,<br />

aber in <strong>der</strong> inhaltlichen Arbeit große Freiheiten genießt.<br />

1988 erließ das Parlament eine Dienstvorschrift für das Muse-<br />

33


34 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

64 65<br />

64 Ausstellung<br />

65 Großer Ausstellungssaal mit Bil<strong>der</strong>wand (links) und Wandregal (rechts)<br />

um, die im SFS (Schwedisches Gesetzbuch) verankert ist:<br />

„Das Museum soll Architektur, Städtebau und urbane Siedlungsforschung<br />

darstellen und in Teilen die Verbindung <strong>der</strong> Umwelt<br />

mit soziologischen und urbanen Planungen aufzeigen.<br />

Es obliegt dem Museum, beson<strong>der</strong>s die wissenschaftlichen Prozesse,<br />

die Sammlung wie auch die Neuerwerbungen zu schützen,<br />

zu archivieren und zu för<strong>der</strong>n.<br />

Außerdem ist es Aufgabe des Museums, die Sammlung für die<br />

Öffentlichkeit verfügbar zu machen, Ausstellungen zu veranstalten<br />

und an<strong>der</strong>e erzieherische und debattierende Aktivitäten<br />

einzubinden und Informationen mit regionalen und lokalen<br />

Museen zu teilen, Auskünfte zu erteilen und an<strong>der</strong>e Unterstützungen<br />

zu gewährleisten.“<br />

Dieser Vorschrift folgt das Schwedische Architekturmuseum bis<br />

heute akribisch und erweitert die Sammlung stetig. Als Folge<br />

dessen wurden die Räumlichkeiten des Museums auf <strong>der</strong> Insel<br />

Skeppsholmen zu klein, um alle Exponate <strong>der</strong> Sammlung unterbringen<br />

zu können. Das gleiche Schicksal betraf zeitgleich<br />

das Mo<strong>der</strong>ne Museum für Kunst und beide baten den Kulturrat<br />

– eine halböffentliche Behörde mit einem Vorsitzenden und<br />

zwölf Mitglie<strong>der</strong>n, die <strong>der</strong> Regierung beratend zur Seite stehen<br />

– um Unterstützung für neue Räumlichkeiten.<br />

1990 schufen die Regierung und das Parlament eine neue Voraussetzung<br />

für die beiden Museen und beschlossen den Bau<br />

eines neuen Gebäudes, das beide <strong>Institutionen</strong> beherbergen<br />

sollte.<br />

| Das Museum<br />

| Lage: Die kleine Insel Skeppsholmen, die <strong>der</strong> Innenstadt<br />

Stockholms und <strong>der</strong> Insel Stadsholmen mit ihrer Altstadt und<br />

dem königlichen Palast im Strom des Mälarsees vorgelagert<br />

ist, war aufgrund ihrer optimalen Lage zur Verteidigung <strong>der</strong><br />

Stadt gegen Schiffsangriffe vom Meer aus einst Militärstützpunkt<br />

<strong>der</strong> schwedischen Armee. Jedoch hatte die Insel für das<br />

schwedische Militär in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kriegsführung<br />

mit Flugzeugen und Mittelstreckenraketen keinen wichtigen<br />

strategischen Vorteil mehr und wurde schließlich aufgegeben.<br />

Nicht nur die geographische Lage mit optimaler Anbindung an<br />

die Innenstadt Stockholms, son<strong>der</strong>n auch das Umfeld aus vielen<br />

weiteren kulturellern <strong>Institutionen</strong>, wie dem National Museet,<br />

Vasa Museet, Nordiska Museet und <strong>der</strong> Liljevalchs Konsthallen,<br />

mit denen das Architekturmuseum kollaboriert, sind Vorteile<br />

des Standorts.<br />

Dies war auch <strong>der</strong> Grund, weshalb die SAR die Insel als optimalen<br />

Ort für das Architekturmuseum empfand und die Institution<br />

dort platzierte.<br />

Deshalb entschloss sich das Parlament, den Wettbewerb für das<br />

neue Gebäude, welches beide <strong>Institutionen</strong> (das Mo<strong>der</strong>ne Museum<br />

für Kunst und das Schwedische Architekturmuseum) beherbergen<br />

sollte, für die Insel Skeppsholmem auszuschreiben.<br />

Das bestehende Architekturmuseum sollte erweitert und einen<br />

neuer Komplex für das Mo<strong>der</strong>ne Museum für Kunst geschaffen<br />

werden.<br />

| Gebäude: Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann <strong>der</strong><br />

spanische Architekt und Pritzker-Preisträger José Rafael Moneo<br />

Vallés. Ihm gelang es, ein Gebäude zu entwickeln, dass sich<br />

sowohl diskret zur vorhandenen Architektur auf <strong>der</strong> Insel als<br />

auch repräsentativ zu <strong>der</strong> Stadt verhält.<br />

Die beiden Museen teilen sich einen offenen Eingangsbereich<br />

mit dem Museumsshop, <strong>der</strong> Gar<strong>der</strong>obe und den Toiletten sowie<br />

einem gemeinsamen Restaurant.<br />

Das Mo<strong>der</strong>ne Museum für Kunst erhielt zusätzlich fünf optimal<br />

beleuchtete, hohe und multifunktionale Ausstellungsräume<br />

und einen Verwaltungstrakt.<br />

Das Schwedische Architekturmuseum wurde umgestaltet und<br />

um eine Bibliothek mit Lesesaal, ein neues Archiv, Seminarräume,<br />

neue Verwaltungs- und Büroräume und ein Café erweitert.<br />

Sechs Jahre nach dem Wettbewerb wurde <strong>der</strong> Grundstein für


66 67<br />

66 Kin<strong>der</strong>bereich mit Städtebauteppich<br />

67 Raum-in-Raum-Konzept<br />

das neue Mo<strong>der</strong>ne Museum für Kunst und das Architekturmuseum<br />

gelegt.<br />

1998 wurde das neue Gebäude fertig gestellt und am 14. Februar<br />

des selben Jahres dessen Pforten für das Publikum geöffnet.<br />

José Rafael Moneo Vallés realisierte für beide <strong>Institutionen</strong> und<br />

ihre Exponate ein optimales Gebäude.<br />

| Vermittlung<br />

Das scheinbar wichtigste Werkzeug zur Vermittlung von Architektur<br />

sind die vom Museum veranstalteten Ausstellungen.<br />

Diese ermöglichen den Mitarbeitern des Museums, in direkten<br />

Kontakt mit den Besuchern zu treten und ihnen Architektur zu<br />

erläutern o<strong>der</strong> mit ihnen Architektur zu diskutieren.<br />

Der Ausstellungsbereich beschränkt sich auf einen Hauptausstellungsraum<br />

mit circa 450 m2, einen abtrennbaren Kin<strong>der</strong>bereich<br />

mit 60 m2 und einen kleinen Ausstellungsraum mit etwa<br />

275 m2. Obwohl dem Mo<strong>der</strong>ne Museum für Kunst nur ein kleiner<br />

Ausstellungsbereich zu Verfügung steht, gelingt es den Mitarbeitern,<br />

dem Publikum gleichzeitig eine große Vielzahl (4-7)<br />

wie auch eine große Vielfalt an Ausstellung zu präsentieren.<br />

Dabei werden nicht nur nationale Themen, wie: „Arktische<br />

Städte“, „Architektur in Schweden“, „Junge Architektur in<br />

Schweden“ und „Zwei Urbane Modelle im Vergleich: Tokio<br />

und Stockholm“ beleuchtet, son<strong>der</strong>n auch internationale Themen,<br />

wie <strong>der</strong> „Mies van <strong>der</strong> Rohe Award“ o<strong>der</strong> „Architektur in<br />

<strong>der</strong> Schweiz“.<br />

Von einzelnen beson<strong>der</strong>en Architekturbüros werden von Zeit<br />

zu Zeit Werkschauen gezeigt, wie beispielsweise von Bruno<br />

Mathsson, SANAA o<strong>der</strong> auch Kengo Kuma. Die Ausstellungen<br />

wechseln ungefähr alle drei bis fünf Monate.<br />

| Werbung<br />

Um möglichst viele Besucher zu erreichen, wirbt das Schwe-<br />

II - Arkitekturmuseet - Architekturmuseum in Stockholm<br />

dische Architekturmuseum in regelmäßigen Abständen für die<br />

Ausstellungen. Zu diesem Zweck werden Flyer an prägnanten<br />

Orten, wie dem Kulturhaus, <strong>der</strong> Staatsbibliothek und in <strong>der</strong> Innenstadt<br />

von Stockholm verteilt. Zusätzlich werden auch die<br />

öffentlichen Werbeflächen genutzt, um die Öffentlichkeit anzusprechen.<br />

Außerdem kann man sich auf <strong>der</strong> Homepage des<br />

Museums über die laufenden und zukünftigen Ausstellungen<br />

informieren www.arkitekturmuseet.se<br />

| Wegeleitsystem<br />

Ein einfaches und gut konzipiertes Wegeleitsystem vereinfacht<br />

Touristen und heimischen Besuchern, den Weg zum Museum<br />

zu finden. Dieses Wegeleitsystem führt durch die ganze Innenstadt<br />

auf die Insel Skeppsholmen bis an den Haupteingang <strong>der</strong><br />

beiden Museen heran.<br />

| Ausstellungskonzept<br />

Das Schwedische Architekturmuseum möchte nicht nur Experten<br />

(Architekten und Architekturstudierende) mit den Ausstellungen<br />

erreichen, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e ein vielseitiges Publikum<br />

und Laien (Schüler, Studierende, Familien und Erwachsene)<br />

ansprechen.<br />

Dazu verfolgt das Museum ein mo<strong>der</strong>nes Ausstellungskonzept,<br />

mit dem versucht wird, den Besucher mittels „Learning by<br />

doing“ auf eigenständige und spielerisches Weise in „Ausstellungen<br />

zum Mitmachen“ städtebauliche, architektonische und<br />

statische Zusammenhänge und Phänomene nahe zu bringen.<br />

Die Exponate, Texte, Pläne, Fotos, Videos und Informationscomputer<br />

erfor<strong>der</strong>n das Mitmachen und an Stelle von „Berühren<br />

verboten“ gilt „Anfassen erwünscht!“<br />

Die extra hierfür bereitgestellten Arbeitstische im großen Ausstellungsraum<br />

sind mit Modellen, Materialproben, Texten und<br />

Plänen zum jeweiligen Projekt ausgestattet. Interessiert sich<br />

35


36 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

68 69 70<br />

68, 69 Café Blom und Restaurant<br />

70 Archiv<br />

ein Besucher für ein ausgestelltes Projekt, kann er die Objekte<br />

aus den Schubladen des dazugehörigen Tisches entnehmen<br />

und sich damit beschäftigen. Außerdem ist es möglich, mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> bereitgestellten Computer im Raum und dem hauseigenen<br />

Informationsportal „ARKDOK“ Näheres über das<br />

ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Projekt herauszufinden. Eine Bil<strong>der</strong>wand im<br />

Osten des Hauptausstellungsraumes gibt mit Hilfe von Texten,<br />

Plänen und Fotos einen chronologischen Überblick über die<br />

ausgestellte Epoche o<strong>der</strong> je nach Ausstellungsinhalt über die<br />

Entwicklung eines bestimmten Architekten. Das Wandregal auf<br />

<strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite besitzt 45 unterschiedlich große<br />

Fächer, wo Einrichtungsgegenstände, Möbel und Lampen eines<br />

bestimmten Architekten o<strong>der</strong> Modelle von Referenzbauten aus<br />

den jeweiligen Epochen zu betrachten sind. Zusätzlich stehen<br />

den Besuchern Audioguides für weitere Informationen o<strong>der</strong><br />

Mitarbeiter des Museums als Ansprechpartner zu Verfügung.<br />

Ein kleiner Bereich im Süden kann durch Glasschiebewände<br />

vom Hauptausstellungsbereich abgetrennt werden. Hier können<br />

sich Kin<strong>der</strong> spielerisch dem Thema Architektur annähern.<br />

Dazu stehen ihnen Museumspädagogen, begehbare Spielhäuser<br />

und ein Städtebauteppich zur Verfügung.<br />

Die Spielhäuser bringen die Kin<strong>der</strong> dazu, einfache<br />

architektonische Begriffe, wie Dach, Wand, Fenster und Tür zu<br />

verwenden und damit ihre Architektursprache zu entwickeln.<br />

Der Städtebauteppich ist ein run<strong>der</strong> Teppich und zeigt einen<br />

Schwarzplanausschnitt. Mit grünen Bauklötzchenhäusern<br />

können die Kin<strong>der</strong> ähnlich wie bei einem Puzzle, die Häuser auf<br />

den schwarzen Flächen positionieren und bekommen dadurch<br />

ein Gefühl von Stadtraum und Abständen zwischen Häusern<br />

o<strong>der</strong> zwischen Haus und Straße vermittelt.<br />

Im Norden befindet sich ein weiterer, kleinerer flexibler Ausstellungsraum,<br />

in dem man große Modelle, wie den Vergleich<br />

<strong>der</strong> Stadtmodelle Tokio und Stockholm ausstellen o<strong>der</strong> auch<br />

kleinere Ausstellungen parallel zu an<strong>der</strong>en Ausstellungen organisieren<br />

kann.<br />

Von Zeit zu Zeit wird auch das Konzept von einem „Raum im<br />

Raum“ verwirklicht. Um ein Raum- und Zeitgefühl für die ausgestellte<br />

Epoche o<strong>der</strong> einen ausgestellten Architekten zu vermitteln,<br />

werden ganze Räume mit <strong>der</strong>en Inventar nachgebaut.<br />

Sie werden dadurch zu wahrhaft erlebbaren Räumen, die <strong>der</strong><br />

Besucher begehen und berühren kann.<br />

Dieses Ausstellungskonzept wird auf die Erholungsbereiche für<br />

die Besucher übertragen. Das Café Blom ist mit dänischem Design-Klassikern<br />

möbliert und das Restaurant mit schwedischem<br />

Design ausgestattet. Dadurch werden diese Räume auch zum<br />

begehbaren, optischen und haptischen Architekturerlebnis.<br />

|Archiv<br />

Das Archiv des Schwedische Architekturmuseums ist für jeden<br />

Besucher geöffnet und beinhaltet sowohl realisierte Projekte<br />

aus den Bereichen Hoch- und Städtebau als auch Projekte, die<br />

den Sprung vom Papier in die Realität nicht geschafft haben.<br />

Das Informationsportal „ARKDOK“ gibt einen Überblick über<br />

die gesammelten Projekte. Es ist in 14 Register unterteilt und<br />

erlaubt die Suche nach individuellen Architekten und Gebäuden.<br />

Das Archiv beinhaltet zwei Millionen Zeichnungen, Pläne und<br />

Dokumente, eine kleine Auswahl an Audioaufnahmen, 1.000<br />

Modelle, Möbel und ein Bildarchiv mit über 6.000 Aufnahmen.<br />

Davon sind bereits 2.500 digitalisiert und können über das<br />

„ARKDOK“ aufgerufen werden.<br />

| Bibliothek<br />

Die Bibliothek des Museums ist auf Architektur, Stadt- und<br />

Landschaftsplanung spezialisiert und die für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich. Sie bietet Besuchern die Möglichkeit, Bücher im<br />

Lesesaal zu lesen o<strong>der</strong> auszuleihen und durch ihren Anschluss<br />

an das nationale Bildungsnetzwerk „Bibsam“ können Lehrkräf-


71 72<br />

71 Bibliothek<br />

72 Workshop<br />

ten und Studierende Bücher über Fernleihe bestellen.<br />

Der Katalog beinhaltet 20.000 Titel und wächst mit Unterstützung<br />

durch einen Fond <strong>der</strong> „Bank of Sweden“ stetig weiter.<br />

Das vielseitige Verzeichnis <strong>der</strong> Bibliothek ist online abrufbar<br />

und kann nach kunsthistorischen Epochen, Architekten- und<br />

Gebäudenamen durchsucht werden. Darüber hinaus kann man<br />

sich in dem eigenen Gebäudeportal „BYGGDOK“ und einer<br />

Zeitschriftendatenbank über eine Vielzahl von einzelnen Gebäuden<br />

informieren. Durch die enge Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

britischen Architekturbibliothek ist es auch möglich, den Online-Katalog<br />

<strong>der</strong> RIBA (Royal Institute of British Architects)<br />

einzusehen.<br />

| Seminare, Workshops und Lesungen<br />

Das Museum veranstaltet zahlreiche Seminare, Workshops und<br />

Lesungen damit sich Interessierte noch differenzierter mit dem<br />

Thema Architektur auseinan<strong>der</strong> setzen können.<br />

Die Seminare finden jeden Dienstag statt, sind sowohl für Laien<br />

als auch für Experten konzipiert und beleuchten die Arbeiten<br />

schwedischer Architekten und Stadtplaner. Teilweise werden<br />

sie vom Museum zum Seminar eingeladen und stellen den Teilnehmern<br />

ihre Projekte persönlich vor.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den Lesungen. Sie sind auch auf das<br />

ältere Publikum zugeschnitten und stehen allen Interessierten<br />

offen. Jeden Donnerstag präsentieren eingeladene Experten<br />

ihre Werke, lesen aus diesen vor und stellen sich den Fragen<br />

des Publikums<br />

Die Workshops sprechen Vorschüler, Grundschüler und Gymnasiasten<br />

an und finden zweimal im Monat statt.<br />

Vorschüler werden von den Museumspädagogen spielerisch<br />

an das Thema Architektur herangeführt. Da Kleinkin<strong>der</strong> noch<br />

nicht zeichnen können, wird ihnen mit Hilfe von Bauklötzen<br />

<strong>der</strong> Einstig ins Thema ermöglicht.<br />

Formen und Farbe stehen in diesem Workshop im Vor<strong>der</strong>grund<br />

II - Arkitekturmuseet - Architekturmuseum in Stockholm<br />

und werden mit den Kin<strong>der</strong>n besprochen und diskutiert.<br />

Mit Grundschülern gehen die Pädagogen einen Schritt weiter<br />

und beginnen mit ihnen ein Gespräch über das eigene zu Hause.<br />

Die Schüler werden nach Räumen gefragt, die sie von zu<br />

Hause kennen und nach <strong>der</strong>en Funktion im Haus. Anschließend<br />

wird das „Traumhaus“ gemalt o<strong>der</strong> auch gebastelt. In <strong>der</strong><br />

Einzelbetreuung <strong>der</strong> Schüler können die Pädagogen mit den<br />

Schüler über das Traumhaus sprechen, architektonische Begriffe<br />

klären und beim Malen o<strong>der</strong> Basteln mit Rat und Tat zur<br />

Seite stehen.<br />

In den Workshops mit Gymnasiasten steht die Baugeschichte<br />

im Mittelpunkt. Es wird nach Absprache mit den Lehrern eine<br />

kunsthistorische Epoche genauer betrachtet o<strong>der</strong> die Referenzbauten<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Epochen besprochen.<br />

| Verlag<br />

Eine weitere Möglichkeit, um das Publikum zu erreichen, besteht<br />

in <strong>der</strong> Arbeit des hauseigenen Verlags. Dieser veröffentlicht<br />

zum einem Kataloge zu den eigenen Ausstellungen und<br />

zum an<strong>der</strong>en architektonische Bücher von o<strong>der</strong> über schwedische<br />

Architekten.<br />

Neuerwerbungen für die Bibliothek und neu erschiene Publikationen<br />

werden jeden Donnerstagabend im Zusammenhang<br />

mit den Lesungen vorgestellt.<br />

| Internetauftritt www.arkitekturmuseet.se<br />

Die Internetseite des Schwedische Architekturmuseums repräsentiert<br />

das Museum im Internet und hält für den Besucher<br />

<strong>der</strong> Seite Informationen zu Ausstellungen, Veranstaltungsprogramm<br />

und einen Zugang zu Datenbanken bereit. Die Webseite<br />

bietet zusätzlich Information zu Organisation, Zielen,<br />

Dienstleistungsangeboten, Räumlichkeiten und Mitarbeitern.<br />

Für die Presse steht ein Passwort geschützter Bereich mit In-<br />

37


38 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

73 Publikationen des Verlags<br />

formationen zu den Ausstellungen in PDF-Format und hoch<br />

auflösenden Fotos zu Verfügung.<br />

Die Webseiten Smile (www.smile.se) und Design-Ung (www.design-ung.se)<br />

sind über die Museumsseite zugänglich und Kin<strong>der</strong>n<br />

vorbehalten.<br />

Smile ist für Grundschüler gedacht und führt sie spielerisch<br />

durch die Seite und an das Thema Architektur heran.<br />

Design-Ung bietet Gymnasiasten die Möglichkeit, sich ausführlich<br />

über die Baugeschichte zu informieren.<br />

| Vernetzung<br />

Eine wichtige Rolle spielt <strong>der</strong> Austausch mit an<strong>der</strong>en <strong>Institutionen</strong>,<br />

wie mit Museen und dem Kulturhaus in <strong>der</strong> Innenstadt<br />

Stockholms. Dabei wechseln vorwiegend Informationen und<br />

Exponate die Seiten.<br />

Das Museum pflegt internationale Beziehungen zu an<strong>der</strong>en<br />

namhaften Architekturinstitutionen, wie dem NAi (Netherlands<br />

Architecture Institut) o<strong>der</strong> auch dem AIJ (Architectural<br />

Institute of Japan).<br />

In Zusammenarbeit mit letzterem veranstaltete das Museum<br />

die Ausstellung „Two Urban Models“, bei <strong>der</strong> die Städtebaumodelle<br />

<strong>der</strong> Innenstädte von Tokio und Stockholm gegenübergestellt<br />

wurden.<br />

Außerdem ist das Schwedische Architekturmuseum Mitglied<br />

<strong>der</strong> “International Confe<strong>der</strong>ation of Architectural Museums“<br />

(ICAM). Die ICAM wurde 1979 in Helsinki als Zweig <strong>der</strong> “International<br />

Confe<strong>der</strong>ation of Museums“ (ICOM) gegründet. Sie<br />

stellt eine Plattform für alle Architekturmuseen dar und organisiert<br />

u.a. internationale Konferenzen. Auf <strong>der</strong>artigen Konferenzen<br />

wird über Ziele, Trends und zukünftige Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Architektur diskutiert.<br />

Im System <strong>der</strong> ICAM werden miteinan<strong>der</strong> verbundene Architekturmuseen<br />

in eine Liste aufgenommen, die nach Län<strong>der</strong>n<br />

sortiert ist.<br />

| Fazit<br />

Abschließend lässt sich festhalten, dass das Engagement zur<br />

Vermittlung von Architektur in Schweden überaus positiv zu<br />

bewerten ist. Es sticht zwar nicht aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong><br />

für <strong>Architekturvermittlung</strong> in seiner Herangehensweise<br />

heraus, ist aber dennoch eine sehr erfolgreiche Institution in<br />

Schweden. Das Museum ist die einzige <strong>der</strong>artige Einrichtung<br />

des Landes und arbeitet nach einem ausgewogenen Konzept. Es<br />

gelingt den Betreibern <strong>der</strong> Einrichtung, Architekturinteressierte<br />

nicht nur über die nationale Architektur, son<strong>der</strong>n auch über<br />

die Landesgrenzen hinweg, zum internationalen Architekturgeschehen<br />

zu informieren.<br />

Dazu werden Kontakte mit internationalen <strong>Institutionen</strong>, wie<br />

dem NAi, AIJ, RIBA o<strong>der</strong> auch zu den Architekturmuseen <strong>der</strong><br />

skandinavischen Nachbarlän<strong>der</strong> gepflegt. In <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

sind gemeinsam organisierte Ausstellungen angestrebt.<br />

Darüber hinaus ist das schwedische Architekturmuseum Mitglied<br />

<strong>der</strong> ICAM und stets über die Ziele, Trends und Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> Architektur auf neuestem Stand.<br />

Eine kleine Beson<strong>der</strong>heit stellt das Ausstellungskonzept des<br />

Raumes im Raum dar, was die unmittelbare Erfahrung von Architektur<br />

ermöglicht.<br />

Das Schwedische Architekturmuseum ist eine kleine Institution,<br />

die aber mit großem Erfolg eine bemerkenswerte Vielzahl und<br />

Vielfalt an Ausstellung, Seminaren, Workshops und Lesungen<br />

für das Publikum aufbereitet und durchaus in <strong>der</strong> Lage ist, die<br />

Popularität von Architektur(themen) zu för<strong>der</strong>n.


NIEDERLÄNDISCHES ARCHITEKTURINSTITUT<br />

NAi IN ROTTERDAM<br />

Thomas Pusinelli & Veerle Verschaeve<br />

In den Nie<strong>der</strong>landen ist die Architektur so<br />

populär und lebendig wie nirgendwo sonst<br />

in Europa, denn Architekturpolitik wird<br />

von <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Regierung ähnlich<br />

ernst genommen wie die Gesundheits-<br />

und Schulpolitik. Der Architektur wird<br />

nicht nur <strong>der</strong> Weg ins Öffentliche geebnet,<br />

son<strong>der</strong>n auch umgekehrt will man <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

den Einstieg in die Baukultur<br />

erleichtern. Dazu wurde 1993 das Nie<strong>der</strong>ländische<br />

Architekturinstitut NAi in Rotterdam<br />

gegründet, weltweit das größte seiner<br />

Art. Als kulturelle Einrichtung hat das NAi<br />

zum Ziel, Wissen über Architektur, Städtebau<br />

und Baukultur, <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

zu vermitteln. In Form von Zeichnungen,<br />

Skizzen, Fotos o<strong>der</strong> Modellen wird die<br />

nie<strong>der</strong>ländische Architektur gesammelt,<br />

dokumentiert und präsentiert. Dadurch<br />

sollen aktuelle Diskussionen über die heutige<br />

und zukünftige Architektur angeregt<br />

werden.<br />

| Entstehung<br />

Initiativen zur Errichtung eines Architekturmuseums<br />

in den Nie<strong>der</strong>landen reichen<br />

bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zurück. Mit <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> Stiftung Architekturmuseum<br />

II - Nie<strong>der</strong>ländisches Architekturinstitut NAi in Rotterdam<br />

74 NAi mit Hauptgebäude und Ausstellungsbox<br />

(SAM) 1955 wurde diese Idee aufgegriffen und weitergeführt.<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Stiftung waren <strong>der</strong> Erwerb und die Konservierung<br />

von Sammlungen architektonischer Werke. Auf diese<br />

Weise konnte eine umfangreiche Ausstellungskollektion für<br />

das künftige Museum zusammengetragen werden, welches jedoch<br />

nie errichtet werden sollte. Als die nie<strong>der</strong>ländische Regierung<br />

auf die gesammelten Werke <strong>der</strong> SAM aufmerksam wurde,<br />

kam es 1970 zur Gründung des Nie<strong>der</strong>ländische Dokumentationszentrums<br />

für Baukunst (NDB) als Zweig des Reichdienstes<br />

für Denkmalpflege. Damit wurde die von <strong>der</strong> SAM zusammengetragene<br />

Sammlung in das Reichsmuseum überführt und die<br />

Verwaltung <strong>der</strong> Werke auf das NDB übertragen (Abb. 75).<br />

Die Stiftung Architekturmuseum setzte jedoch ihre Arbeit fort,<br />

da ihr als private Stiftung an<strong>der</strong>e finanzielle Mittel zur Verfügung<br />

standen als dem NDB und nicht alle Architekten ihre Archive<br />

dem Reich überlassen wollten. In Zusammenarbeit mit<br />

dem NDB gelang es <strong>der</strong> SAM erste Ausstellungen im Amsterdamer<br />

Dokumentationszentrum zu organisieren. Jedoch eignete<br />

sich das ehemalige Reichverwaltungsgebäude mit seinen kleinen<br />

Räumen nur wenig für die Ausstellung architektonischer<br />

Werke. Etwa zur gleichen Zeit eröffnete die Stiftung Wohnen<br />

als Verbraucherorganisation ihre Architekturausstellung in <strong>der</strong><br />

Leidsestraat und machte hierfür zunehmend von den Sammlungen<br />

des NDB Gebrauch.<br />

Im Jahre 1982 begannen die SAM, das NDB und die Stiftung<br />

Wohnen, nach Möglichkeiten einer Kooperation zu suchen.<br />

Elco Brinkman, damaliger Minister des WVC (Sozialwesen,<br />

Gesundheit und Kultur) lud schließlich 1984 die drei Organi-<br />

39


40 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

75 76<br />

75 Für die Lagerung <strong>der</strong> Sammlungen waren die räumlichen Möglichkeiten in <strong>der</strong> Droogbak unzureichend<br />

76 Eröffnung des NAi: erste Reihe: Architekt Jo Coenen, NAi-Direktor Adri Duivesteijn, Bürgermeister Bram Peper und Königin Beatrix<br />

sationen zusammen mit Vertretern aus dem Bauministerium<br />

und dem Kultusministerium zur Fünfparteienberatung ein. Ergebnis<br />

dieser Verhandlung war die Ausarbeitung eines Nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Architekturinstituts, welches als private Einrichtung<br />

geför<strong>der</strong>t durch die Regierung errichtet werden sollte.<br />

| Standortfrage<br />

Als Institution, welche aus drei Amsterdamer Einrichtungen<br />

hervorging, sollte das NAi ursprünglich in Amsterdam errichtet<br />

werden. Die Börse von Berlage wurde zu diesem Zweck von<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Amsterdam zur Verfügung gestellt. Rotterdam<br />

fühlte sich jedoch hinsichtlich <strong>der</strong> finanziellen För<strong>der</strong>ung kultureller<br />

Angebote von <strong>der</strong> Regierung benachteiligt und bot die<br />

ehemalige Bibliothek des Architekten D.B. Logemans als möglichen<br />

Standort an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Rotterdam<br />

keine einzige nationale Kultureinrichtung und bemühte sich<br />

um ein lebendiges kulturelles Klima in <strong>der</strong> Stadt. Um die Beteiligten<br />

für den Vorschlag Rotterdams zu gewinnen, ließ man<br />

Rem Koolhaas den Umbau und die Erweiterung des Bibliotheksgebäudes<br />

entwerfen. Brinkman setzte sich ebenfalls für<br />

Rotterdam ein, da auch er <strong>der</strong> Ansicht war, dass sich die Unterstützung<br />

kultureller Angebote nicht nur auf Amsterdam beschränken<br />

sollte. Die Stiftung Wohnen und die SAM teilten jedoch<br />

nicht die Ansicht des Ministers und weigerten sich an den<br />

weiteren Verhandlungen teilzunehmen. Die Stiftungen hielten<br />

den Bibliotheksbau in Rotterdam für wenig geeignet und rechneten<br />

mit einem größeren Besucherstrom bei <strong>der</strong> Umnutzung<br />

<strong>der</strong> Amsterdamer Börse. Das Mitmischen <strong>der</strong> Politik stimmte<br />

sie außerdem missmutig in Hinblick auf die Frage <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

des künftigen Instituts. Brinkman ließ sich aber von<br />

seiner Entscheidung nicht abbringen, so dass die SAM letztendlich<br />

zustimmte, um die Gründung des NAi nicht zu gefährden.<br />

Für die Stiftung Wohnen kam sowohl das gewählte Gebäude<br />

als auch Rotterdam nicht in Frage. Brinkman konnte sie<br />

erst umstimmen, als er für das geplante Museum einen Neubau<br />

in Rotterdam zusagte, welches schließlich am 29. Oktober 1993<br />

seine Tore öffnete.<br />

| Das Gebäude<br />

Das heutige Gebäude des NAis im Museumspark in Rotterdam<br />

ist das Ergebnis eines Wettbewerbs zu dem sechs Architekten<br />

geladen wurden: Benthem und Crouwel, Jo Coenen, Rem<br />

Koolhaas, Wim Quist, Hubert Jan Henket und aus dem<br />

Ausland Luigi Snozzi. Umgesetzt wurde <strong>der</strong> Entwurf von Jo<br />

Coenen, <strong>der</strong> je<strong>der</strong> Funktion des Architekturinstituts einen<br />

Gebäudeteil mit unterschiedlichem Charakter zuwies und<br />

diese in harmonischen Einklang brachte.<br />

Rückrat des Gebäudes und auch des NAis ist das Archiv, welches<br />

in einem etwa 200 m langen, leicht gekrümmten Bau mit<br />

roter Aluminiumverkleidung untergebracht ist. Es bildet eine<br />

Abgrenzung zur stark befahrenen Rochussenstraat und ist von<br />

geschlossenem Charakter. Auf <strong>der</strong> Parkseite fügen sich die übrigen<br />

Gebäudeteile vor dem Archivbau zu einem gelungenem<br />

Ensemble zusammen. Die einzelnen Baukörper sind so angeordnet,<br />

dass sie in ihrer gegenseitigen Beziehung die vorhandenen<br />

Hauptrichtungen <strong>der</strong> Umgebung aufnehmen und verstärken<br />

(Abb. 78).<br />

Auf einer flachen Betonkiste, welche den öffentlichen Bereich<br />

aufnimmt, ruht das gläserne Hauptgebäude, in dem sich die<br />

Bibliothek mit Lesesaal und die Verwaltung befinden. Die<br />

Ausstellungsräumlichkeiten sind in einer großen, geschlossenen<br />

Backsteinkiste untergebracht, die schon allein durch die<br />

braunviolette Farbe im Kontrast zu dem freundlich hellen und<br />

offenen Hauptgebäude steht. Die Materialwahl und die damit<br />

verbundenen verschiedenen Farben unterstreichen die Absicht<br />

Jo Coenens, jedem Baukörper einen eigenen Charakter zu verleihen<br />

und die verschiedenen Nutzungen von außen ablesbar<br />

zu machen. Das NAi ist von zwei Seiten zu erreichen: über


77 78<br />

77 Archivgebäude von <strong>der</strong> Rochussenstraat<br />

78 Übergang vom Eingangsbereich zu den Ausstellungsräumen<br />

eine Betonrampe findet man den Zugang von <strong>der</strong> Rochussenstraat<br />

aus, auf <strong>der</strong> Parkseite führt ein schmaler Steg über das<br />

umgebende Wasser zum Eingang (Abb. 75). Im Inneren trennt<br />

ein weiterer Steg den Eingangsbereich von den Ausstellungsräumlichkeiten,<br />

die über Rampen mit einan<strong>der</strong> verbunden sind<br />

(Abb. 77). Auf gleicher Ebene mit dem großen Ausstellungssaal<br />

befinden sich das Café, das Foyer und das Auditorium, welches<br />

für Veranstaltungen vermietet werden.<br />

Der Ausstellungsraum hat eine Höhe von neun Metern und ist<br />

von Galerien umsäumt, auf denen die permanente Ausstellung<br />

GeWoon Architectuur (Abb. 79) untergebracht ist und Workshops<br />

für Schüler und Studenten stattfinden. Während die<br />

Publikumsräumlichkeiten und <strong>der</strong> Ausstellungsbereich über<br />

Rampen und Stege miteinan<strong>der</strong> verflochten sind, ist <strong>der</strong> Zugang<br />

zur Bibliothek und den Archiven unscheinbar gehalten<br />

und vom regen Besucherstrom abgeschieden. Die verschiedenen<br />

Eindrücke, die durch Licht im Inneren und die Art <strong>der</strong><br />

Erschließung erzeugt werden, verleihen dem Gebäude Spannung<br />

und werden den Funktionen <strong>der</strong> einzelnen Räumlichkeiten<br />

gerecht.<br />

| Sammlung<br />

Die Sammlung des NAi ist eine <strong>der</strong> größten Baukunstsammlungen<br />

<strong>der</strong> Welt. Sie besteht aus einer Bibliothek mit circa<br />

38.000 Büchern und einer Vielzahl von Zeitschriften über<br />

Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur und Design.<br />

Daneben verwaltet das NAi ungefähr 600 Archive und Sammlungen<br />

von nie<strong>der</strong>ländischen Architekten, Berufsverbänden<br />

und Ausbildungseinrichtungen. Aneinan<strong>der</strong> gelegt ergibt das<br />

18 Kilometer an Zeichnungen, Skizzen, Modellen, Fotos und<br />

Dokumenten.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Sammlung reicht bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

zurück. 1842 wurde die Gemeinschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Baukunst<br />

ins Leben gerufen, welche Diskussionsrunden, Preis-<br />

II - Nie<strong>der</strong>ländisches Architekturinstitut NAi in Rotterdam<br />

ausschreibungen und Ausstellungen organisierte und diese in<br />

ihrer Zeitschrift Bouwkundige Bijdragen veröffentliche. Daraus<br />

entstand eine Sammlung von Zeichnungen, die lei<strong>der</strong> größtenteils<br />

verbrannte. Der erhaltene Teil ist heute zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Gemeinschaft im Archiv des NAi wie<strong>der</strong> zu<br />

finden.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts führten neue Initiativen zu<br />

weiteren architektonischen Sammlungen und die Idee zu einem<br />

Architekturmuseums entstand. 1923 nahm man das Regierungsjubiläum<br />

<strong>der</strong> Königin Wilhelma als Anlass für eine große<br />

Übersichtsausstellung <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Architektur. Die<br />

Architekten, die hierfür Zeichnungen und Modelle zur Verfügung<br />

stellten, stifteten mehrheitlich ihren Beitrag dem zukünftigen<br />

Architekturmuseum. Nach dem zweiten Weltkrieg kam<br />

es durch die Gründung <strong>der</strong> SAM zu einer verstärkten Sammlung<br />

von Archiven und Kollektionen, die dann 1970 vom NDB<br />

verwaltet wurden. Einen weiteren wichtigen Beitrag zur aktuellen<br />

Sammlung bildet die Bibliothek <strong>der</strong> Stiftung Wohnen, die<br />

selbst Lehrmaterial, Publikationen und eine eigene Zeitschrift<br />

herausgegeben hatte.<br />

| Ausstellungen<br />

In mehr als fünfzehn Ausstellungen pro Jahr werden neben Architektur<br />

und Städtebau auch Entwicklungen im industriellen<br />

Entwurf, grafische Gestaltung und an<strong>der</strong>e Aspekte <strong>der</strong> entworfenen<br />

Umwelt behandelt. Dabei wird häufig auf die umfangreiche<br />

Sammlung des NAi zurückgegriffen. Eine kleinen Eindruck<br />

<strong>der</strong> gesammelten Werke vermittelt die Dauerausstellung<br />

GeWoon Architectuur, welche die Geschichte des Wohnens in<br />

den Nie<strong>der</strong>landen seit 1800 zeigt. Zusätzlich bietet das NAi<br />

jungen Architekten die Möglichkeit, ihre Entwürfe zu präsentieren.<br />

Das NAi will nicht nur ausstellen, son<strong>der</strong>n versucht, die Besucher<br />

in großformatigen Ausstellungen aktiv einzubinden. Dazu<br />

41


42 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

79 80<br />

79 Dauerausstellung „GeWoon Architectuur“<br />

80 Ausstellung des Architekten Daniel Libeskind im NAi<br />

nutzt es die beson<strong>der</strong>e Größe seiner Ausstellungsräumlichkeiten,<br />

die es ermöglichen, Ausstellungsobjekte im Maßstab 1:1<br />

zu realisieren. So wurden bekannte Architekten gebeten, Raum<br />

füllende Ausstellungskonzepte zu entwickeln, die dem Besucher<br />

ihren architektonischen Ansatz verdeutlichen sollen.<br />

Bekanntes Beispiel ist die Ausstellung Beyond the Wall 26,36°<br />

über das Schaffen von Daniel Libeskind. Sie wurde 1997 im NAi<br />

gezeigt und war die erste Schau dieser Art, welche den gesamten<br />

Raum mit einer einzigen Skulptur bespielte. Die aus 1.800<br />

m2 Stahlplatten gefertigte 1:1 Installation war ein Gebäude im<br />

Gebäude und vermittelte dem Besucher neue Eindrücke über<br />

Raum und Raumbildung. Die Ausstellung wurde dadurch verständlicher<br />

und verdeutlichte im beson<strong>der</strong>en Maße Libeskinds<br />

Entwurfsprozess. Der Besucher wurde angeregt und befähigt,<br />

Architektur neu zu betrachten (Abb. 80).<br />

Die Ausstellung war beson<strong>der</strong>s erfolgreich dadurch, dass den<br />

Besuchern nicht nur Abbildungen und Fotos gezeigt wurden,<br />

son<strong>der</strong>n sie reelle Architektur in experimenteller Form erleben<br />

und einen Einblick in Libeskinds Schaffensprozess erlangen<br />

konnten.<br />

Das NAi ist bemüht, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

immer wie<strong>der</strong> interessante Ausstellungen zu konzipieren, die<br />

den Besucher aktiv einbeziehen.<br />

| Aktivitäten und Veranstaltungen<br />

Mit dem großen Angebot an Aktivitäten und Veranstaltungen<br />

ist das NAi für je<strong>der</strong>mann attraktiv. Denn das Ziel <strong>der</strong> Einrichtung<br />

ist es, die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Architektur zu för<strong>der</strong>n<br />

und aufrecht zu erhalten. Dazu werden Lesungen, Symposien<br />

und Studienreisen organisiert, die begleitend zu den laufenden<br />

Ausstellungen angeboten werden. Zusätzlich können sich Privatpersonen<br />

einbringen indem sie sich im Verein Freunde des<br />

NAi engagieren. Mitglie<strong>der</strong> haben kostenlosen Zugang zum<br />

NAi, Ermäßigung auf Lesungen, erhalten eine Einladung zu<br />

allen Ausstellungen im Saal 1, haben ein exklusives Recht auf<br />

Teilnahme an Exkursionen im In- und Ausland und erhalten<br />

ein gratis Abonnement des Architectuurbulletin, welches zweimal<br />

im Jahr vom NAi herausgegeben wird (Abb. 82). Der jährliche<br />

Mitgliedsbeitrag beträgt <strong>der</strong>zeit 42 Euro bzw. 32 Euro.<br />

Wer sich ein genaueres Bild von NAi machen möchte, bekommt<br />

bei <strong>der</strong> Führung Blick hinter die Kulissen Gelegenheit dazu.<br />

Die Teilnehmer werden durch das gesamte Gebäude geführt<br />

und bekommen zusätzlich Einblicke in Hintergründe und<br />

Aktivitäten des NAi. Zu den aktuellen Ausstellungen werden<br />

ebenfalls Führungen angeboten. Um Eindrücke von Rotterdam<br />

bei Nacht zu sammeln, bietet das NAi alle zwei Wochen eine<br />

geführte nächtliche Radtour durch die Stadt an. Interessierte<br />

haben außerdem die Möglichkeit, in einer Führung durch die<br />

Modellbausammlung des NAi in <strong>der</strong> Van Nelle Fabrik Entwurfsmodelle<br />

bekannter Architekten zu begutachten. Eine<br />

Führung durch das nahe gelegene Haus Sonneveld verschafft<br />

eine Übersicht über die Architektur <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne (Abb. 83).<br />

Darüber hinaus umfasst das Angebot spezielle Führungen<br />

für Kin<strong>der</strong> und Schulklassen. Das NAi organisiert für diese<br />

Zielgruppe Workshops und Wettbewerbe, die grundlegende<br />

Themen <strong>der</strong> Architektur und des Städtebaus vermittelt. Im<br />

Stadtspiel beispielsweise, errichten die Schüler mithilfe von<br />

Modellen eine Stadt und vertreten dabei in einem Rollenspiel<br />

die Wünsche eines Bewohners, eines Händlers o<strong>der</strong> Bürgermeisters<br />

(Abb. 81). Ferner werden diverse Lehrpakete angeboten,<br />

die den Lehrkräften als Anleitung im Unterricht dienen.<br />

Für Kin<strong>der</strong> besteht die Möglichkeit, ihren Geburtstag zusammen<br />

mit ihren Freunden im NAi zu verbringen.<br />

Begleitend zu den Ausstellungen und Aktivitäten des NAi werden<br />

vom Verlag NAi Uitgevers Veröffentlichungen herausgegeben.<br />

Daneben erscheinen diverse Publikationen auf eigene<br />

Initiative des NAi-Verlags, welche insbeson<strong>der</strong>e jungen Architekten<br />

die Möglichkeit bietet, eigene Bücher herauszugeben.<br />

Außerdem verwaltet NAi Uitgevers den gut sortierten Buchla-


81 Städtebauspiel mit kleinen Modellen im Workshop für Kin<strong>der</strong><br />

82 Titelseite <strong>der</strong> 3. Ausgabe des Architectuurbulletins<br />

83 Haus Sonneveld 1933, Ecke Jongkindstraat<br />

den im Eingangsbereich des NAi: NAi Boekverkopers.<br />

Nicht nur Architekturinteressierte werden vom NAi angesprochen.<br />

Theaterstücke und interdisziplinäre Ausstellung sprechen<br />

ein an Kultur interessiertes Publikum an. Aktuell ist beispielsweise<br />

ein Stück von Peter Handke unter den Arkaden des NAi<br />

inszeniert worden, welches eindrucksvoll mit dem gegebenen<br />

Lichtkunstwerk von Peter Struycken umgeht.<br />

Für einen Überblick über die ganze Vielfalt an Angeboten des<br />

NAis empfiehlt sich ein Besuch <strong>der</strong> Internetseite www.nai.nl<br />

| Internetauftritt<br />

Die Webseite des NAis wird jährlich von 650.000 Internetnutzern<br />

aufgesucht. 66 Prozent <strong>der</strong> Besucher <strong>der</strong> Seite stammen<br />

aus den Nie<strong>der</strong>landen, die übrigen 34 Prozent sind dem Ausland<br />

zuzuordnen.<br />

Auf <strong>der</strong> Internetseite werden die vielseitigen Themen und Ausstellungen<br />

sowie Workshops und Seminare bekannt gegeben.<br />

Kleinere Ausstellungen werden vollständig im Netz präsentiert.<br />

Unterrichtsbegleitend werden ausführliche Informationen<br />

über das Angebot für Kin<strong>der</strong> und Lehrkräfte bereitgestellt. Zusätzlich<br />

ist eine Plattform für Kin<strong>der</strong> aller Altersstufen geboten,<br />

die sich an Kin<strong>der</strong> richtet, die spielerisch an Architektur und<br />

Städtebau herangeführt werden möchten www.arki.nu. Für<br />

Jugendliche bietet www.spacesoep.nl ein umfangreiches Programm,<br />

welches die jungen Menschen auffor<strong>der</strong>t, sich kreativ<br />

zu betätigen (Abb. 84).<br />

Eine umfassende Datenbank ermöglicht jedem Interessierten<br />

Einblicke in die Archive und in den Buchbestand <strong>der</strong> Bibliothek.<br />

Diese werden ständig erweitert und aktualisiert. Vielerlei<br />

Informationen über das NAi und das NAi-Gebäude sowie<br />

<strong>der</strong>en Öffnungszeiten und Eintrittspreise können über die<br />

Homepage in Erfahrung gebracht werden. Außerdem besteht<br />

die Möglichkeit, einen Newsletter mit Informationen zu den<br />

aktuellen Veranstaltungen und Ausstellungen zu abonnieren.<br />

II - Nie<strong>der</strong>ländisches Architekturinstitut NAi in Rotterdam<br />

81 82 83<br />

| Finanzierung<br />

Um seine Ambitionen zu realisieren, ist das NAi auf finanzielle<br />

Unterstützung durch die Regierung, Partnerships und den Museumsbetrieb<br />

angewiesen. Für die Umsetzung <strong>der</strong> zahlreichen<br />

Aktivitäten kommen jährlich Kosten in Höhe von 400.000<br />

Euro hinzu, die mithilfe von Sponsoring beglichen werden.<br />

Dabei unterscheidet das NAi das strukturelle Sponsoring und<br />

das Sponsoring für einzelne Aktivitäten. Sowohl beim strukturellen<br />

Sponsoring als auch bei Patnerships besteht die Zusammenarbeit<br />

über mehrere Jahre und beschränkt sich häufig<br />

nicht nur auf eine finanzielle, son<strong>der</strong>n auch auf inhaltliche und<br />

organisatorische Unterstützung. Das NAi bemüht sich daher<br />

um einen großen Kreis an Mitwirkenden vor allem aus <strong>der</strong> Architektur-<br />

und Bauwelt.<br />

Eine weitere wichtige Basis bildet <strong>der</strong> Verein Freunde des NAi.<br />

In den kommenden Jahren will <strong>der</strong> Vorstand die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Freunde am Institut vergrößern. Durch eine größere Mitgliedszahl<br />

sollen die Möglichkeiten <strong>der</strong> Unterstützung in materiellem<br />

und immateriellem Sinn gesteigert werden.<br />

| Partner: BankGiro Loterij, Com·wonen, OVG Projektentwicklung,<br />

Vesteda, Ymere, NAi Maastricht<br />

| Struktureller Sponsor: AM<br />

| Fazit<br />

Das NAi mit seinen 8.000 m2 und circa 100 Mitarbeitern befasst<br />

sich im Kern seiner Arbeit mit <strong>der</strong> Sammlung, Erhaltung und<br />

Veröffentlichung von architektonischen und städtebaulichen<br />

Werken. Diese Aufgabenfel<strong>der</strong> werden durch die Architektur<br />

des Museumsgebäudes unterstrichen und betont. Es beherbergt<br />

eine <strong>der</strong> größten Baukunstsammlungen <strong>der</strong> Welt und ermöglicht<br />

durch seine großen Ausstellungsräumlichkeiten imposante<br />

Ausstellungen von bekannten Architekten. Aber auch<br />

Ausstellungen über Städtebau, Landschaftsarchitektur und Design<br />

finden großen Anklang. Darüber hinaus initiiert das NAi<br />

43


44 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

84 Ontwerpbox ist ein Zeichenprogramm für Kin<strong>der</strong> und kann in <strong>der</strong> Dauerausstellung ausprobiert werden<br />

Wan<strong>der</strong>ausstellungen in ganz Europa und för<strong>der</strong>t damit das Interesse<br />

an nie<strong>der</strong>ländischer Architektur außerhalb des eigenen<br />

Landes. Begleitend zu den Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

werden vom hauseigenen Verlag Veröffentlichungen herausgegeben,<br />

die international Verbreitung finden.<br />

Durch das vielseitige Angebot an Ausstellungen, Veranstaltungen<br />

und Aktivitäten spricht das NAi eine Vielzahl von Menschen<br />

an. Lesungen, Symposien und Exkursionen richten sich<br />

nicht nur an das Fachpublikum, son<strong>der</strong>n sind <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

zugänglich. Unterstützt wird dieses Angebot durch den Verein<br />

Freunde des NAi, dessen Mitgliedschaft für einen geringen Jahresbeitrag<br />

jedem möglich ist. Darüber hinaus sprechen interdisziplinäre<br />

Veranstaltungen wie Theater-, Filmaufführungen<br />

und Radtouren ein großes Publikum an und ermöglichen auf<br />

diese Weise eine erste Annäherung an Themen <strong>der</strong> Architektur<br />

und des Städtebaus.<br />

Die Ausarbeitung von speziellen Programmen für Kin<strong>der</strong> ist<br />

für das NAi von zentraler Bedeutung. Altersgerechte Angebote<br />

sollen die Kin<strong>der</strong> frühzeitig für Themen <strong>der</strong> Stadtplanung<br />

und Architektur sensibilisieren. Beson<strong>der</strong>e Führungen runden<br />

das Programm ab und machen das NAi zu einem spannenden<br />

Ausflugsziel für Schulklassen.<br />

Die von Jahr zu Jahr steigenden Besucherzahlen und die Eröffnung<br />

einer Zweigstelle in Maastricht geben dem Veranstaltungskonzept<br />

Bestätigung und machen das NAi zum Vorbild<br />

für an<strong>der</strong>e <strong>Institutionen</strong> und Museen. Schon allein das Studieren<br />

<strong>der</strong> Homepage weckt großes Interesse, was an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

Nutzer aus dem In- und Ausland abgelesen werden kann. Vor<br />

allem Kin<strong>der</strong> und Jugendliche finden auf <strong>der</strong> Internetseite des<br />

NAis spannende Unterhaltung und werden angeregt, an Wettbewerben<br />

teilzunehmen.<br />

Mithilfe von Sponsorengel<strong>der</strong>n werden Ideenwettbewerbe für<br />

Studierende und junge Architekten ausgeschrieben. Lei<strong>der</strong><br />

sind darüber nur wenige Informationen auf <strong>der</strong> Homepage des<br />

NAi zu erhalten. Dennoch findet das NAi bei einem großen<br />

Publikum Anklang und ist in den Nie<strong>der</strong>landen nahezu jedem<br />

bekannt. So finden sich immer mehr Sponsoren und Partner,<br />

die das NAi bei seinen Aktivitäten unterstützen. Diese richten<br />

sich vor allem an die Öffentlichkeit und setzen neue Impulse<br />

für die Vermittlung von Architektur auf nationaler und internationaler<br />

Ebene.


OPEN HOUSE LONDON<br />

Georgia Cascone & Vera Kittler<br />

Open House is about opening eyes, minds and doors<br />

Open House is about dialogue and debate<br />

Open House is about piloting and testing ideas<br />

Open House is about design excellence for all<br />

Mit diesen ersten Worten stellt sich Open House<br />

London auf <strong>der</strong> Startseite <strong>der</strong> Homepage vor und<br />

lässt bereits erahnen, welche Vielfalt und Anspruch<br />

bei <strong>der</strong> Vermittlung angestrebt werden.<br />

| Gründung<br />

Die Anfänge von Open House gehen auf das Jahr<br />

1992 zurück, wo es ursprünglich als eine gemeinnützige<br />

Organisation aus einer kleinen Initiative<br />

heraus entstanden ist. Diese Initiative ermöglichte<br />

es, etwa 20 architektonisch interessante Häuser <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Idee weitete<br />

sich in den nächsten Jahren immer mehr aus,<br />

bis sie schließlich die heutigen enormen Ausmaße<br />

angenommen hat. Eine ständige Weiterentwicklung,<br />

hauptsächlich basierend auf Freiwilligenarbeit,<br />

ließ Open House 1998 schließlich zu einer<br />

eingetragenen Wohltätigkeitsorganisation werden.<br />

Die ausgebauten Kompetenzen umfassen seit 1999<br />

auch spezielle Programme für Kin<strong>der</strong>, seit 2002 für<br />

Jugendliche und seit 2005 für Beamte von Bauaufsichtsbehörden.<br />

85 Warteschlange beim Open House London<br />

II - Open House London<br />

| Wie kann sich Open House finanzieren?<br />

OH hat, wie viele an<strong>der</strong>e Organisationen dieser Art, grundsätzlich<br />

das Problem einer gesicherten Finanzierung. Um die Angebote<br />

im Sinne <strong>der</strong> Interessierten günstig o<strong>der</strong> gar kostenfrei zu<br />

gestalten, ist man auf verschiedene Unterstützung angewiesen.<br />

Dies kann durch Sponsoring von Projekten sichergestellt werden,<br />

indem das Unternehmen ein bereits entwickeltes Projekt<br />

von OH finanziell unterstützt. Als Gegenleistung wird das Logo<br />

des Partners großzügig publiziert. Aus enger Kooperation heraus<br />

entstehen aber auch Projekte, die von einem Sponsor und<br />

OH gemeinsam entwickelt werden, indem das Unternehmen<br />

eigene Vorstellungen einbringt. Diese müssen selbstverständlich<br />

mit den Interessen von OH übereinstimmen und für gut<br />

empfunden werden. Hier besteht des Öfteren die Gefahr, gerade<br />

für kleinere Organisationen, dass man natürlich den<br />

Sponsoren stark entgegenkommen muss, wenn man auf dessen<br />

Unterstützung zählen möchte. Dies führt nicht selten zu einer<br />

Diskrepanz zwischen <strong>der</strong> eigenen „Organisationsideologie“<br />

und den Inhalten <strong>der</strong> Projekte. Wenngleich man wohl behaupten<br />

kann, dass OH heute soweit etabliert und gefestigt ist, dass<br />

sie durchaus die Möglichkeit haben, sich von diesen starken<br />

Beschränkungen frei zu machen und sich somit nicht in ihren<br />

Bestrebungen behin<strong>der</strong>n lassen.<br />

Da man über keine festen Bezüge verfügt, ist man auch für<br />

Spenden von Organisationen, Unternehmen o<strong>der</strong> Privatpersonen<br />

dankbar, die keine Gegenleistung für ihr Unterstützung<br />

erwarten, außer ihrem Namen auf <strong>der</strong> Website. Dies hilft OH,<br />

ihre Grundkosten zu decken und eine kleine Reserve anzulegen,<br />

welche für größeres Handeln selbstverständlich nicht aus-<br />

45


46 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

86 88<br />

86 Open House als Vermittler in umfangreichem Netzwerk<br />

87, 88 Warteschlange beim Open House London<br />

reicht. Das Fehlen eines größeren finanziellen Puffers gewährleistet<br />

jedoch auch, dass die Projekte gut ausgeführt werden,<br />

um an<strong>der</strong>en Sponsoren ein entsprechendes Bild <strong>der</strong> Arbeit zu<br />

geben und diese für sich zu gewinnen.<br />

Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist die Unterstützung durch<br />

Freiwillige, die sowohl ganzjährig an verschiedenen Projekten<br />

mitwirken o<strong>der</strong> am großen Jahresevent als Guide o<strong>der</strong> Besucherberater<br />

dringend benötigt werden.<br />

| Wen will Open House erreichen?<br />

Ziele von OH sind, ein besseres Verständnis von Architektur<br />

und Design in <strong>der</strong> Bevölkerung hervorzurufen, indem man<br />

versucht, ihre Augen für das zu Öffnen, was um sie herum geschieht,<br />

was sie sehen und sie täglich begleitet ohne dass sie<br />

es jemals genauer betrachtet hatten. Bewohner sollen sich für<br />

das, was sie in ihrer Stadt, ihrem Wohnviertel haben, begeistern<br />

und damit identifizieren. Sie sollen stolz sein auf ihre Gebäude,<br />

denn dadurch kann man auch erwarten, dass je<strong>der</strong> einen Teil<br />

dazu beiträgt, durch Partizipation Entwurfsprozesse zu diskutieren<br />

und zu verbessern. Breites Interesse führt zu breitem<br />

Austausch, und dieser verbessert die generelle Qualität. OH<br />

verfügt beispielsweise nicht über ein eigenes repräsentatives<br />

Haus, welches als Ausstellungsfläche genutzt wird, son<strong>der</strong>n betrachtet<br />

die Stadt als Ganzes als Ausstellungsraum. Denn nur<br />

das wirklich greifbare kann gut vermitteln, ohne die Hürde von<br />

Modellen und Plänen, die oftmals nur von Architekturinteressierten<br />

o<strong>der</strong> –kennern verstanden werden können.<br />

OH versucht sehr vielfältig, verschiedene Altersgruppen und<br />

Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, zum Beispiel<br />

Architekturinteressierte, Kin<strong>der</strong>, Jugendliche, Schüler,<br />

Lehrer, Architekten/Ingenieure, Stadtabgeordnete und Laien<br />

im Bereich <strong>der</strong> Architektur zu erreichen und bietet für die<br />

jeweilig Angesprochenen verschiedene, speziell zugeschnittene<br />

Programme an. OH steht mehr als Initiator und Mediator<br />

87<br />

zwischen den einzelnen Gruppen und versucht ein Netzwerk<br />

aufzubauen, welches auch ohne sie weiter fortbestehen kann.<br />

Das Weitergeben von Wissen an beispielsweise Kin<strong>der</strong> durch<br />

Lehrer mit <strong>der</strong> Unterstützung von Architekten in Schulprogrammen<br />

o<strong>der</strong> geführte Architekturtouren durch die unterschiedlich<br />

geprägten Stadtbezirke Londons stehen genauso auf<br />

dem Programm von OH, wie Diskussionsforen für Stadtabgeordnete<br />

und die Betreuung von Waisenkin<strong>der</strong>n.<br />

Als Positiv ist zu werten, dass sich OH nicht einer beson<strong>der</strong>en<br />

Personengruppe zuwendet, son<strong>der</strong>n alle auf individuelle Weise<br />

anspricht. Das erfor<strong>der</strong>t große Kompetenz, was jedoch durch<br />

eine breite Kooperation mit unterschiedlichen Partnern gut<br />

gesichert ist. Einige große Namen, wie BBC London, ARUP,<br />

Pipers sowie 30 <strong>der</strong> 33 Bezirksämter, London Transports, The<br />

Department for Education and Skills, RIBA (Royal Institute of<br />

British Architects) und viele mehr gehören dem mittlerweile<br />

großen Netzwerk an (Abb. 86).<br />

| Open House London – Architecture in the Flesh<br />

annual event<br />

“The Open House event is a highlight in the year. It works on so<br />

many levels. It´s privilege and so exciting to see the most innovative<br />

architecture and to feel one’s knowledge continue!” (visitor)<br />

“ The event makes you look at London differently. It is fascinating<br />

to see that architecture can attract a growing number of aficionados.<br />

We hope that future public buildings might reflect that<br />

spirit.” (architect)<br />

Das medienwirksamste von OH organisierte Projekt ist das<br />

jährlich stattfindende Event, wo <strong>der</strong> Öffentlichkeit im Jahr 2006<br />

über 600 Gebäude zugänglich gemacht wurden. Viele Gebäude,<br />

die normalerweise für Besucher geschlossen sind, öffneten<br />

ihre Türen im September für zwei Tage. Ihrer Leitidee folgend,


89 90<br />

89, 90 Informationsportal im Internet zur Planung<br />

Architektur vor Ort erfahrbar zu machen, steckt das Team von<br />

OH große Ressourcen in die Planung dieses Events und versucht,<br />

möglichst viele Freiwillige zur Unterstützung zu gewinnen.<br />

Bei einem enormen Besucheransturm von rund 360.000<br />

Menschen kamen 2006 rund 3.000 Helfer zusammen, die als<br />

Guides, Auskunfts- und Aufsichtspersonal eingesetzt wurden.<br />

Das Bemerkenswerte an <strong>der</strong> Veranstaltung ist, dass sie kostenfrei<br />

für jeden einzelnen Besucher ist, um jedem Bürger, egal<br />

aus welcher sozialen Schicht er stammt, den Zutritt zu ermöglichen.<br />

Man setzt auf die guten Kontakte, die man zu den Bezirksämtern,<br />

Ingenieuren und Architekten hat und dass auch diese<br />

den gleichen Wunsch haben – nämlich das Interesse an Architektur<br />

zu wecken und den Besuchern ihre Begeisterung weiterzugeben.<br />

Somit profitieren beide Seiten von <strong>der</strong> Teilnahme am<br />

Event – OH, indem die Anzahl <strong>der</strong> geöffneten Gebäude steigt<br />

und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Firmen, indem sie Werbung für<br />

das eigene Unternehmen o<strong>der</strong> das eigene Projekt machen können.<br />

Bezahlt wird demzufolge niemand <strong>der</strong> sein Gebäude <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit zugänglich macht.<br />

Die Besichtigung von Gebäuden, sowohl im Innenraum als<br />

auch im Außenbereich, kann Bewohnern helfen, zu verstehen,<br />

zu schätzen, zu kritisieren und sie somit für die Zukunft zu ermutigen,<br />

an <strong>der</strong> Designdebatte ihrer Stadt aktiv mitzuwirken.<br />

Um sein persönliches umfangreiches Architekturprogramm<br />

für dieses Wochenende im September rechtzeitig zu planen,<br />

kann man auf <strong>der</strong> Seite von OH die virtuelle Karte nutzen, die<br />

alle geöffneten Gebäude auflistet und ausführliche Informationen<br />

bereithält. Jedes Gebäude ist mit einer Kurzbeschreibung<br />

<strong>der</strong> Architektur und Geschichte, <strong>der</strong> Adresse, dem Namen des<br />

Architekten, den Öffnungszeiten und einer Wegbeschreibung,<br />

nach den Stadtgebieten sortiert, dort aufgeführt. Des Weiteren<br />

gibt es eine Aufschlüsselung, ob beispielsweise ein Architekt<br />

o<strong>der</strong> Ingenieur, ein Buchshop, eine Toilette vor Ort sind, ob<br />

Kin<strong>der</strong>betreuung angeboten wird und man mit langen Warteschlangen<br />

rechnen muss, was zuweilen bei <strong>der</strong> Berühmtheit<br />

<strong>der</strong> Gebäude nicht zu vermeiden ist. Bei einigen Bauwerken ist<br />

es ratsam, eine Vorabbuchung zu tätigen. Neben dem umfassenden<br />

Informationsportal auf <strong>der</strong> Webseite, kann man sich für<br />

4 £ einen Eventführer als Broschüre besorgen (Abb. 89, 90).<br />

Die architektonisch hohe Qualität <strong>der</strong> Gebäude zieht sich durch<br />

verschiedene Nutzungen – sowohl Schulen, Krankenhäuser,<br />

Kirchen, Hotels, Regierungsgebäude als auch Museen, Sporteinrichtungen,<br />

Einfamilienhäuser und Architekturbüros sind<br />

gleichermaßen vertreten. Als beson<strong>der</strong>e Highlights gelten das<br />

40-geschossige Bürogebäude The Gherkin, Broadgatetower, The<br />

O2, The Dome, Europas größte Musikarena von Richard Rogers<br />

sowie die Guildhall, Sitz des Rathauses als eines <strong>der</strong> wenigen<br />

erhaltenen mittelalterlichen zivilen Bauwerke, The Bank of England,<br />

The White City Hall, Gibbs Building und viele mehr.<br />

| Rahmenprogramm für Kin<strong>der</strong><br />

II - Open House London<br />

Viele kleinere Aktivitäten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Programme von OH<br />

begleiten das Hauptevent, wie beispielsweise die Kin<strong>der</strong>workshops<br />

(City of 1.000 Architects, Engineering Extravaganza, Archikids<br />

u.a.) Bei City of 1.000 Architects werden Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en<br />

Eltern in <strong>der</strong> obersten Etage <strong>der</strong> City Hall dazu eingeladen,<br />

auf einem großen Stadtplan ihren Visionen für London freien<br />

Lauf zu lassen und mit Hilfe von Modellbaumaterialien eine<br />

Miniaturmetropole entstehen zu lassen. Das Programm hilft<br />

Kin<strong>der</strong>n, ihren Lebensraum auf eigene Weise zu interpretieren<br />

und zu manipulieren. Am Ende des Tages bleibt von jedem<br />

Teilnehmer eine Struktur auf dem Stadtplan zurück (Abb. 91).<br />

Für Kin<strong>der</strong>, die sich mehr für Technik und Konstruktion interessieren,<br />

gibt es ebenfalls einen Workshop, <strong>der</strong> in enger Zusammenarbeit<br />

mit Arup Engineers angeboten wird. Hier wird<br />

nicht nur betrachtet, was schon besteht, son<strong>der</strong>n auch, was sich<br />

gerade in <strong>der</strong> Entstehungsphase befindet.<br />

Ergänzend gibt es für jedes Kind die Möglichkeit, ein Archikids<br />

Explorer´s Pack mit auf die Reise durch die gebaute Umgebung<br />

47


48 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

91 92<br />

91 Seite aus dem Archikids Explorer´s Pack<br />

92 Kin<strong>der</strong> bauen ihre eigenen Strukturen auf einem Londoner Stadtplan<br />

zu nehmen. Tausende von Kin<strong>der</strong>n nutzten dieses Angebot<br />

bereits auf den letzten großen Events. Systematisch werden<br />

die Kin<strong>der</strong> auf bestimmte Problemstellungen aufmerksam gemacht:<br />

Woher kommt das Licht in dem betrachteten Gebäude?<br />

Wie kann ein Eingang aussehen? Welche Struktur hat die<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Werkstoffe? Wie zeichnet man einen einfachen<br />

Grundriss? Wie viel ist ein Meter? Die Kin<strong>der</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

das, was sie sehen zu zeichnen, Schritt für Schritt ihr<br />

eigenes Hochhaus entstehen zu lassen. Wer möchte, darf seine<br />

Zeichnungen an OH schicken, um das erlebte mit an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n<br />

zu teilen (Abb. 91).<br />

Das Pack eignet sich gut für Kin<strong>der</strong> zwischen 6 und 11 Jahren.<br />

OH hofft, Archikids in <strong>der</strong> Zukunft noch stärker ausbauen zu<br />

können und somit immer mehr Kin<strong>der</strong> dem Archikids Club<br />

beitreten - denn die Kin<strong>der</strong> von heute sind die Bauherren von<br />

morgen, wie auch Grainger Trust, Hauptsponsor von Archikids,<br />

fest <strong>der</strong> Überzeugung ist.<br />

| Rahmenprogramm für Erwachsene<br />

“Open Site provided us with a unique forum to interact with those<br />

who use, live near and invest in buildings, or those who are<br />

simply interested in contemporary construction.” (Stanhope plc)<br />

Auch für Erwachsene gibt es weitere zusätzliche Führungen<br />

mit dem Schwerpunkt Konstruktion (Meet the Makers, Open<br />

House Open Site). Im vergangenen Jahr hatte man hier die<br />

großartige Möglichkeit, acht Gebäude in <strong>der</strong> Entstehungsphase<br />

zu besichtigen. Welche Rolle spielen diese neuen Gebäude in<br />

<strong>der</strong> Zukunft, wie formen sie durch ihre Lage und Funktion ihre<br />

Umgebung mit und wie komplex ist die Planung eines solchen<br />

Gebäudes? Zu besichtigen sind das neue Bürogebäude Qube,<br />

Broadgate Tower, The O2, Larmenier And Sacred Heart Primary<br />

School, White City, Royal Festival Hall, Olympic Park und das<br />

Imperial College.<br />

Open House Open Site ist eine Kooperation zwischen OH und<br />

ACE Progress Networks – einer Gruppe für junge Ingenieure<br />

unter 35 Jahren (Abb. 93- 95).<br />

| Maggie´s and Open House Metro Night Hike<br />

Bei dem Metro Night Hike handelt es sich um eine Wohltätigkeitsveranstaltung<br />

organisiert von Maggie´s und OH.<br />

Maggie´s Cancer Centers sind Anlaufstellen für an Krebs erkrankte<br />

Menschen, <strong>der</strong>en Freunde und Angehörige, die sowohl<br />

praktische als auch seelische Unterstützung brauchen.<br />

Maggie´s ist engagiert, Behandlungen in einer freundlichen<br />

und nicht kühlen Krankenhausatmosphäre anzubieten. Ein<br />

separates, architektonisch hochwertiges Gebäude, in nächster<br />

Nähe zum Krankenhaus wird als Ergänzung zu den üblichen<br />

Behandlungen angeboten. Momentan gibt es fünf Maggie´s<br />

Krebszentren in Groß Britannien, das erste davon wurde 1996<br />

in Edinburgh eröffnet. Sieben weitere sind in Planung o<strong>der</strong><br />

werden gerade errichtet. Darunter Entwürfe von Stararchitekten<br />

wie Zaha Hadid, Frank Gehry, Richard Rogers, Daniel<br />

Libeskind, was ebenfalls Gemeinsamkeiten zwischen OH und<br />

Maggie´s erkennen lässt. Gutes Design beeinflusst die Menschen,<br />

welche die Gebäude nutzen und sich darin aufhalten.<br />

Innenräume, die den Menschen Geborgenheit und trotzdem<br />

ein Gefühl von Gemeinschaft geben. „We want to make space<br />

which people make feel better.“<br />

Bei <strong>der</strong> 17 Meilen langen Laufveranstaltung entlang <strong>der</strong> Metrolinie<br />

Circle Line kamen im September 2006 über 2000 Läufer<br />

zusammen, die mit ihrem Startgeld von 25 ₤ sowohl Krebskranke<br />

als auch mit einem Anteil von zehn Prozent die Arbeit<br />

von OH unterstützen wollten. Insgesamt kam ein Betrag von<br />

450.000 ₤ zusammen. Eine beeindruckende Veranstaltung, die<br />

nicht alleine einem wohltätigen Zweck diente, son<strong>der</strong>n auch<br />

Architektur repräsentierte. Viele großartige Gebäude waren


93 94 95<br />

93-95 Treffen vor Ort an <strong>der</strong> Baustelle, mit einem Ingenieur <strong>der</strong> weitere Details erklärt<br />

die ganze Nacht geöffnet, wurden beleuchtet und dienten als<br />

angenehme Raststationen für die Läufer. In <strong>der</strong> Guildhall wurde<br />

sowohl Abendessen als auch Frühstück eingenommen, an<br />

<strong>der</strong> argentinischen Botschaft gab es eine Lichtshow und jedem<br />

Läufer war eine Fahrt mit dem Riesenrad London Eye gegönnt.<br />

Außerdem erhielt je<strong>der</strong> zur Belohnung eine Medaille. Wie<strong>der</strong><br />

einmal ein gutes Beispiel, welch einen großen Erfolg eine Kooperation,<br />

wenn auch mit einem Partner aus einem völlig an<strong>der</strong>en<br />

Bereich, mit sich bringen kann (Abb. 98, 99).<br />

| Für Architekturinteressierte<br />

| Architektur-Touren<br />

Neben dem jährlichen Event im September, welches Architekturinteressierte<br />

und Laien gleichermaßen anspricht und<br />

abhängig von den Schwerpunkten, die man sich bei seiner<br />

Besichtigung setzt, gibt es auch Angebote, die sich eher an<br />

Architekturinteressierte richten. Das ganze Jahr über werden<br />

Architektur-Touren angeboten, die vier verschiedene architektonische<br />

Themenstellungen anschneiden. Je nach Belieben<br />

kann man sich einen Platz in Tour A: The Square Mile, Tour<br />

B: Edges of the city, Tour C: Westminster – Culture and Power<br />

o<strong>der</strong> Tour D: Docklands sichern. Wählt man Tour A, wird man<br />

schwerpunktmäßig durch ein Gebiet geführt, wo man einen<br />

faszinierenden Mix aus historischen und neuen teuren Gebäuden<br />

hat. Aus einem historischen Straßenraster erheben sich Gebäude<br />

des Finanzwesens, Restaurants und Bars. Hier befinden<br />

sich auch The Bank of England und St. Paul´s Cathedral. Tour B<br />

beschäftigt sich dagegen eher mit den Stadtgrenzen entlang <strong>der</strong><br />

Themse. Neue Entwicklungen wie das Unicorn Theatre und das<br />

Institute of Cell & Molecular Science zeigen deutlich, dass auch<br />

bis dahin weniger entwickelte Gebiete <strong>der</strong> Stadt für neue Projekte<br />

relevant sind. Tour C hat den Kontrast von Monarchie wie<br />

Buckingham Palace, von Regierung wie Whitehall und Victoria<br />

und von etablierter Kirchengewalt wie Westminster Abbey zu<br />

Londons Shopping- und Theaterschwerpunkt als Inhalt. Trotz<br />

<strong>der</strong> reichen historischen Basis ist Platz für mo<strong>der</strong>ne Gebäude<br />

von Rogers, Foster, Hopkins etc. Tour D, eine <strong>der</strong> spannendsten<br />

Führungen, geht durch Londons historisches East End, Europas<br />

größtes Regenerationsprojekt. Der Schauplatz einer 35jährigen<br />

Verän<strong>der</strong>ung hin zu mo<strong>der</strong>nem Wohnen und Arbeiten. Ein vitales<br />

neues Gebiet mit Orientierung zum Wasser wird zukünftig<br />

eine wichtige Rolle für London spielen. Für 2012 werden<br />

dort die Olympischen Spiele geplant.<br />

Möchte man an einer solchen wöchentlich stattfindenden Führung<br />

teilnehmen, bedarf es einer Voranmeldung. Hier muss<br />

man jedoch, an<strong>der</strong>s als beim jährlichen Event, 18,50 ₤ o<strong>der</strong> ermäßigt<br />

13 ₤ für eine etwa dreistündige Tour bezahlen.<br />

| Architekturgespräche<br />

II - Open House London<br />

Ein weiteres Angebot für Interessierte sind die Architekturgespräche.<br />

Städtische Räume und Gebäude werden als Plattform<br />

für Reflektion genutzt und bieten die Möglichkeit von tiefgründigen<br />

Dialogen zwischen Architekten und Interessierten. Diese<br />

Serie von Architekturgesprächen findet im Rahmen <strong>der</strong> Show<br />

and Tell Series statt und wird gesponsert von Corus, einem internationalen<br />

Metallbauunternehmen. 2005 wurden drei Gespräche<br />

geführt und eine Extravorlesung über Stahlbau gehalten.<br />

Bei dem ersten <strong>der</strong> Gespräche konnte man Geraldine Bedell<br />

begrüßen, Besitzerin des 2003 RIBA Award Gewinnergebäudes<br />

und Autorin des Buches „The Handmade House“. Das folgende<br />

Gespräch mit Abigail Hopkins (Sanei Hopkins Architects) und<br />

Francesca Hughes (Hughes Meyer Studio) ging um das Philip<br />

Hughes Art Studio, welches ebenfalls ein RIBA Award Gewinner<br />

war, nämlich 2005. Der Beitrag von Silvia Ullmayer von S<br />

Ullmayer & A Sylvester erklärte die Entwurfsidee, die hinter<br />

dem Summer House in Hackney stand.<br />

49


50 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

96 97<br />

96 Plan <strong>der</strong> Laufstrecke entlang <strong>der</strong> Metrolinie<br />

97 Impression vom Lauf<br />

| Open House Learning<br />

| Learning by design<br />

„Learning by design will encourage anyone involved in providing<br />

educational, childcare or family support facilities to demand<br />

buildings that are innovative, sustainable, practical, accessible,<br />

and secure.“ (Jim Knight, Minister of State for Schools and 14-19<br />

Learners)<br />

“It’s light and colourful and makes you feel good!” (Six year old<br />

pupil)<br />

Neben dem jährlichen Event im September gibt es noch an<strong>der</strong>e<br />

weit greifende von OH initiierte Programme. Ein großer<br />

Teil <strong>der</strong> Arbeit fällt so auch auf Learning-by-design-Projekte ab.<br />

Man kann anhand <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Architektur und Nutzung<br />

von Schulen, Kin<strong>der</strong>gärten und Jugendbetreuungseinrichtungen<br />

auf die wandelnden Anfor<strong>der</strong>ungen an solche Gebäude<br />

schließen. Die Ausprägung <strong>der</strong> Schulen und die Art und Weise<br />

wie Kin<strong>der</strong> lernen o<strong>der</strong> Lehrinhalte vermittelt bekommen, hat<br />

sich über die Jahre stark verän<strong>der</strong>t. Darauf gilt es zu reagieren.<br />

Die Regierung hat angekündigt, über die nächsten 15 Jahre<br />

jede weiterführende Schule und die Hälfte <strong>der</strong> Grundschulen<br />

umzustrukturieren. Ein großzügiges finanzielles Budget steht<br />

hierfür zur Verfügung. Schulen sind nicht mehr lediglich für<br />

den Unterricht von Schülern zuständig, son<strong>der</strong>n durch erweiterte<br />

Kompetenzen werden oft auch Angebote wie Kin<strong>der</strong>betreuung,<br />

Hausaufgabenbetreuung und Elternberatung ins Programm<br />

aufgenommen. Es wird darauf abgezielt, Schulgebäude<br />

als praktische und nachhaltige Ressource für die Gemeinschaft<br />

zu entwickeln. Das heißt, umweltfreundliche Gebäude zu entwerfen,<br />

die durch ihre Flexibilität auf neue Lehrmethoden reagieren<br />

können. Gutes Design ist dabei <strong>der</strong> Hauptaspekt in diesem<br />

Programm. Mit einfachen Maßnahmen, wie beispielsweise<br />

phantasievollen Speisesälen, die gesundes Essen unterstützen<br />

sollen o<strong>der</strong> breite Korridore, die das Schubsen verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Klassenräume mit guter Akustik und Klimatisierung, welche<br />

eine höhere Konzentration <strong>der</strong> Schüler för<strong>der</strong>n, kann man die<br />

Qualität stark verbessern. Durch Veröffentlichungen will man<br />

Ansporn geben und Lehrer, Eltern und Architekten ermutigen,<br />

sich für gutes Design stark zu machen und so Zuständige zu<br />

überzeugen, beste Bedingungen für die Zukunft zu schaffen. Es<br />

gibt einige Publikationen von OH, die beson<strong>der</strong>s gute Beispiele<br />

hervorheben und umfangreich vorstellen, wie die Architekten<br />

auf die steigenden Herausfor<strong>der</strong>ungen des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

und die vielen verän<strong>der</strong>ten Schulbaurichtlinien reagieren. In<br />

jedem Heft werden jeweils 16 Projekte aufgeführt, welche am<br />

jährlichen Event <strong>der</strong> Öffentlichkeit zugänglich sind (Abb. 99).<br />

“Open Up brings together architects and young people in a unique<br />

way. This imaginative scheme builds a vital foundation for the<br />

appreciation of the importance of architecture for future generations.”<br />

(Sir Jeremy Dixon, Dixon Jones Architects)<br />

Learning by Design setzt am Ursprung an, nämlich an <strong>der</strong> Aufwertung<br />

<strong>der</strong> Architektur. Viele an<strong>der</strong>e Projekte und Workshops<br />

arbeiten unmittelbarer mit denen, die ihre Bildungseinrichtungen<br />

Tag täglich nutzen – nämlich den Kin<strong>der</strong>n. Unterstützt<br />

durch Architekten, die von OH durch spezielle Schulungen<br />

stärker pädagogisch qualifiziert sind, bieten Lehrer ein interessantes<br />

Lehrangebot, welches sich <strong>der</strong> Architekturerziehung<br />

widmet (Abb. 99). Eine Richtlinie für Lehrer und eine für Architekten<br />

beinhalten weitere Informationen, wie beispielsweise<br />

Architekturinhalte aufgearbeitet werden können, um sie verständlich<br />

für Schulkin<strong>der</strong> zu formulieren. In Seminaren mit<br />

einer Gruppengröße von 20 Teilnehmern gewinnen Lehrer aus<br />

erster Hand Einblicke in die Baukultur und wie sie diese als<br />

Lehrressource in den jährlichen Lehrplan einbinden können.<br />

Lehrmaterialien helfen außerdem, Klassen-Aktivitäten zu begleiten.<br />

Es geht also letzten Endes nicht nur um eine Vermitt-


98 99<br />

98 Architekten vermitteln an Schulkin<strong>der</strong><br />

99 Hervorgehobenes Beispiel für gutes Design an Schulen<br />

lung an Kin<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch um das geweckte Verständnis bei<br />

Erwachsenen. Je<strong>der</strong> gibt das Erlernte an seine Mitmenschen<br />

weiter, wobei hier wie<strong>der</strong> aufgezeigt wird, dass OH gut als Mediator<br />

o<strong>der</strong> Initiator fungiert.<br />

Zum Ende eines Schuljahres wird schließlich <strong>der</strong> Open Up<br />

Award verliehen und zwar im Wellcome Trust Gibbs Building.<br />

Dieser prestigevolle Preis wird für beson<strong>der</strong>e Leistung von<br />

Lehrern, Architekten und über 1.500 Schulkin<strong>der</strong>n vergeben,<br />

die sie im Rahmen von OH-Programmen erzielt haben. Preisgel<strong>der</strong><br />

von 300, 200 und 100 ₤ werden in je<strong>der</strong> <strong>der</strong> vier Kategorien<br />

vergeben.<br />

Der Open Up Award ist ein Preis, <strong>der</strong> für innovative und originelle<br />

Ideen im Entwurfsprozess verliehen wird. Die Jury bewertet<br />

außerdem den Entwicklungsprozess <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die Teamfähigkeit,<br />

und wie sie letzten Endes Probleme gelöst haben. Des<br />

Weiteren gibt es noch zwei an<strong>der</strong>e Kategorien, zum einen für die<br />

Schule, welche die besten architektonischen Zeichentechniken<br />

vermittelt hat, zum an<strong>der</strong>en für die Schule, <strong>der</strong> es gelungen ist,<br />

architektonische Konzepte mit Hilfe von Modellen zu erarbeiten.<br />

Ein letzter Preis geht an den Lehrer o<strong>der</strong> Architekten, <strong>der</strong><br />

außerordentlich hohen Einsatz gezeigt hat, Kin<strong>der</strong> für architektonische<br />

Inhalte zu begeistern. Alle prämierten Arbeiten werden<br />

ausgestellt und die Kin<strong>der</strong> bekommen außerdem für ihre<br />

Teilnahme eine Urkunde, dass sie einen großen Beitrag zu <strong>der</strong><br />

Open Up Initiative beigesteuert haben. Diese Preisvergabe ist<br />

eine gute Möglichkeit, insbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> zu motivieren und<br />

ihnen zu zeigen, dass ihre Arbeiten nicht als unwichtig und<br />

nicht beachtenswert in <strong>der</strong> nächsten Ecke verstauben, nachdem<br />

sie vollendet sind. Das Selbstwertgefühl wird gesteigert und die<br />

Kin<strong>der</strong> haben Spaß an dem, was sie tun. Außerdem halten ist<br />

es sehr sinnvoll, auch schon Kin<strong>der</strong>n die Schnittstelle zwischen<br />

Schulalltag und Realität näher zu bringen, indem sie schon<br />

früh einen „richtigen“ Architekten, Ingenieur und Stadtabgeordneten<br />

sehen und mit ihm ins Gespräch kommen.<br />

Neben diesem Ansporn, den OH zusätzlich gibt, kann man<br />

als positiven Effekt auch die Verbesserung <strong>der</strong> Noten in Design-<br />

und generellen Technologieklausuren feststellen. Scheinbar<br />

scheint die kin<strong>der</strong>freundliche Vermittlung, welche die Erfahrungen<br />

mit Gebäuden und Technologien vor Ort mit sich<br />

bringt, tatsächlich zu funktionieren.<br />

| London Exemplar<br />

II - Open House London<br />

“The London Exemplar has made me ask questions that I wouldn’t<br />

have thought about before, and encouraged me to look at things<br />

in new ways […] That insight into different ways of looking at a<br />

design proposal is very useful.” (Cllr Vicki Harris, Design Champion<br />

and Chair of Development Control Committee, RB Kingston-upon-Thames)<br />

London Exemplar ist OH´s Programm für Entscheidungsträger<br />

in <strong>der</strong> Baukultur. Es bietet die Möglichkeit, in das Baugeschehen<br />

Involvierte stärker mit <strong>der</strong> Frage von gutem Design zu<br />

konfrontieren und Vorteile aufzuzeigen. Gerade in den lokalen<br />

Entscheidungsgremien sollte man sich dafür einsetzen, dass<br />

schlechte Planung und damit schlechte Resultate vermieden<br />

werden. Im den Jahren 2006 und 2007 bietet OH in Kooperation<br />

mit CABE (The Commission for Architecture and Build<br />

Environment) eine Reihe von halbtägigen Aufbauseminaren<br />

für Beamte <strong>der</strong> Bauaufsichtsbehörde an. In erster Linie richten<br />

sich diese an Beamte, die persönliches Neuland in Sachen<br />

Entscheidungskompetenzen in Bauprojekten betreten. Es wird<br />

vermittelt, mit schlagkräftigen Argumenten gegenüber Alteingesessenen<br />

in einer Diskussion über Architekturentwicklung<br />

nicht unterzugehen. Es wird überprüft, wie Grundrisspläne in<br />

dreidimensionale Wirklichkeit umgesetzt werden und was gute<br />

Entwürfe im Vergleich zu weniger guten für Vorteile bringen<br />

(Abb. 100).<br />

Die erste Reihe <strong>der</strong> Aufbauseminare startete 2005-2006 mit<br />

über 80 Teilnehmern aus 25 Stadtgebieten mit einem großen<br />

51


52 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

100 Stadtabgeordnete bei einem Aufbauseminar<br />

Zuspruch.<br />

| All Change for Harrow<br />

“The bus station? I hate it, it´s cold and smelly!”<br />

“I don’t like to wait around here!”<br />

“It’s nasty, ugly and noisy!” (Young peoples view)<br />

All Change for Harrow, was letztes Jahr im Februar stattgefunden<br />

hat, war ein Kurzzeitprogramm für elternlose Kin<strong>der</strong>. Es<br />

wurde entwickelt, um auch diesen Kin<strong>der</strong>n die Möglichkeit<br />

zu geben, ihr Umfeld mit an<strong>der</strong>en Augen zu sehen. Im Mittelpunkt<br />

stand die Umgestaltung <strong>der</strong> Bus- und Metrostation<br />

in Harrow on the Hill, wozu Vorschläge gemacht wurden.<br />

Während drei Tagen machten die Kin<strong>der</strong> Ausflüge in an<strong>der</strong>e<br />

Stadtbezirke, wie Greenwich and Canary Wharf und durch die<br />

Anwesenheit eines Beamten sammelten sie Informationen, was<br />

sich baulich in ihrem Umfeld zukünftig verän<strong>der</strong>n wird. Bei<br />

einer weiteren Besichtigung <strong>der</strong> Gegend um die Busstation in<br />

Harrow wurden die Kin<strong>der</strong> mit den Planungen ganz konkret<br />

vor Ort vertraut gemacht. Danach folgte ein Tag in dem Architekturbüro<br />

Pollard Thomas Edwards, wo die gesammelten<br />

Impressionen und Fotos von an<strong>der</strong>en Busstationen ausgewertet<br />

und diskutiert wurden. In Gruppenarbeiten lernten die Kin<strong>der</strong><br />

sich auszudrücken. Sie entwickelten nicht nur Vorschläge nach<br />

ihren Vorstellungen, son<strong>der</strong>n integrierten auch die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft in Harrow. So wurde aus einer trostlosen<br />

Haltestelle ein attraktiver Ort zum Verweilen. Geschäfte,<br />

Sport- und Kultureinrichtungen wurden genau so bedacht, wie<br />

Parkmöglichkeiten und Imbissbuden. Jede Gruppe baute dann<br />

ein farbenfrohes Modell zu <strong>der</strong>en Idee.<br />

Durch diese wertvolle Partnerschaft haben die Kin<strong>der</strong> sich<br />

nicht von den Verän<strong>der</strong>ungen in ihrer Umgebung ausgeschlossen<br />

gefühlt, son<strong>der</strong>n wurden aufgerüttelt und sahen die<br />

Möglichkeiten, die ihre eigenen Ideen mit sich brachten. Sie<br />

konnten mehr über die Sprache und den Prozess einer Planung<br />

lernen und außerdem hochwertige Architektur besichtigen<br />

(Abb. 101).<br />

Die bis jetzt gegeben Einblicke in die Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n beschreibt<br />

nur einen kleinen Umfang <strong>der</strong> Projekte. Sehr viele<br />

weitere Workshops wurden bisher angeboten. Einige wurden<br />

als einmalige Events ausgetragen, an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>holen sich zum<br />

Teil schon im achten Jahr. Die Zielgruppen sind sowohl Schulkin<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Grundschule und in höheren Klassen, elternlose<br />

Kin<strong>der</strong> als auch Jugendliche von 12 bis 15 und 16 bis 18, um<br />

jedem einzelnen ein Maß geschnei<strong>der</strong>tes Projekt anbieten zu<br />

können. Man arbeitete nicht immer „nur“ mit Besichtigung<br />

und Zeichnen, son<strong>der</strong>n auch mit Modellbau und Fotografie.<br />

An<strong>der</strong>e Workshops gehen sogar noch weiter, und beschäftigen<br />

sich mit Architektur und Emotionen in Form von Puppenspiel<br />

und Theater. Wie können Gefühle, welche man während einer<br />

Besichtigung hatte, persönlich umgesetzt werden?<br />

Ein weiteres interessantes Projekt ist Sound Spaces, unterstützt<br />

von Imagination and Arts Council England, bestand darin, eine<br />

Musik CD mit fünf verschiedenen Musikstücken zu produzieren.<br />

Jugendliche zwischen 16 und 18 hatten nun die Aufgabe,<br />

jedes dieser Musikstücke einem von fünf mo<strong>der</strong>nen Gebäuden<br />

in London zuzuordnen. Alternativ dazu konnten sie auch selber<br />

Musikstücke mitbringen o<strong>der</strong> komponieren.<br />

| 7. Musik und Architektur<br />

Ausgehend von dem Projekt Sound Spaces wird an dieser Stelle<br />

eine kleine Überlegung zu dem Thema „Musik in <strong>der</strong> Architektur“<br />

und „Architektur in <strong>der</strong> Musik“ angestellt. Man kann auf<br />

große geschichtliche Entwicklungen, Bedeutungen und Verknüpfungen<br />

<strong>der</strong> beiden Künste zurückschauen. Sowohl Musik<br />

als auch Architektur werden durch einen bestimmten Rhythmus<br />

und Takt geprägt, welcher im Zusammenhang betrachtet,


101 Begehung <strong>der</strong> Busstation in Harrow mit Kin<strong>der</strong>n<br />

die Harmonie ergibt.<br />

Die Harmonie (griech. harmonia = (Zusammen-)Fügung, Vereinigung<br />

von Entgegengesetztem zu einem Ganzen) bezeichnet<br />

allgemein die Übereinstimmung, Einklang, Eintracht, Ebenmaß<br />

in <strong>der</strong> Kunst und <strong>der</strong> Musik.<br />

Schon <strong>der</strong> neue Pythagoreische Gedanke bestand darin, den<br />

Harmoniebegriff als mathematische Regelmäßigkeit zu fassen<br />

und die vorher eher allgemeinen Harmonievorstellungen konkret<br />

als Ordnung von Zahlen und Proportionen zu verstehen.<br />

In <strong>der</strong> Zahl, die messbare Gestalt und Form annimmt, offenbart<br />

sich <strong>der</strong> Kosmos als ein Ordnungszusammenhang. Da für die<br />

Pythagoreer die Zahlen das Gesetz <strong>der</strong> Welt darstellten, liegt<br />

in ihnen auch das Gesetz des Schönen. Entscheidend für den<br />

Ausbau <strong>der</strong> Zahlenlehre nach Pythagoras war die Entdeckung<br />

<strong>der</strong> wechselseitigen Entsprechung von Tönen und Zahlen.<br />

Schwingende Saiten erklingen in musikalischen Intervallen,<br />

wenn ihre Längen zueinan<strong>der</strong> in einfachen Zahlenverhältnissen<br />

stehen. Also ist das Gesetz <strong>der</strong> Musik identisch mit dem<br />

Gesetz <strong>der</strong> Schöpfung. Auch Vitruv (33-14 v.Ch.) hat von den<br />

Baumeistern verlangt, sich in <strong>der</strong> Musik auszukennen, denn<br />

diese enthülle ihnen die Harmonie <strong>der</strong> Proportionen, lehre sie<br />

Symmetrie und Eurythmie.<br />

Eine Hochzeit <strong>der</strong> Synthese von Architektur und Musik liegt in<br />

die Renaissance. In dieser Zeit setzten sich Theoretiker, Architekten,<br />

Künstler und Musiker mit diesem Kontext auseinan<strong>der</strong>.<br />

Für Leon Battista Alberti (1404-1472) ist die Schönheit eine<br />

gewisse Übereinstimmung und ein Zusammenklang <strong>der</strong> Teile<br />

zu einem Ganzen gemäß einer bestimmten Zahl, Proportion<br />

und Ordnung, so wie es das absolute und oberste Naturgesetz<br />

for<strong>der</strong>t: “Die Zahlen aber, welche bewirken, dass jenes oberste<br />

Naturgesetz <strong>der</strong> Stimmen erreicht wird, welches den Ohren<br />

so angenehm ist, sind die selben, die es zustande bringen, dass<br />

unsere Augen und unser Inneres mit wun<strong>der</strong>barem Wohlgefühl<br />

erfüllt werden.” Die auf kosmischen Prinzipien beruhende<br />

Gesetzmäßigkeit, in <strong>der</strong> für Alberti und Palladio die Harmo-<br />

II - Open House London<br />

nie festgehalten ist, verkümmert in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> sich nun<br />

häufenden theoretischen Abhandlungen über Architektur zu<br />

einem starren System von Proportionsregeln, das die Erzeugung<br />

von Schönheit garantieren soll. Diese Regeln bezogen<br />

sich hauptsächlich auf die Säulenordnungen, in denen das Ordnungsprinzip<br />

<strong>der</strong> Architektur schlechthin gesehen wurde. Der<br />

Tempio Malatestiano in Rimini (1450) ist konsequent nach musikalischen<br />

Zahlenverhältnissen proportioniert, genauso wie<br />

die Fassade des Palazzo Rucellai in Florenz. Den umgekehrten<br />

Ansatz gab es aber auch. Guilleaume Dufay (1400-1474) mit<br />

seiner Motette “Nuper rosarum flores”, die er zur Einweihung<br />

des von Brunelleschi vollendeten Florentiner Domes am 25.<br />

März 1436 komponiert hatte, nimmt im Aufbau vielfachen Bezug<br />

auf die Architektur. Dufay legt <strong>der</strong> Motette Proportionen<br />

und Notenwerte zu Grunde, wie sie <strong>der</strong> Dom aufweist.<br />

Le Corbusier, <strong>der</strong> aus einer Musikerfamilie stammte, entdeckte<br />

während seinen Studien die Zusammenhänge von Natur und<br />

Mathematik. In seinem ‘Modulor’ (1951) leitet er seine For<strong>der</strong>ung<br />

nach einem neuen „besseren“ Maßsystem unter an<strong>der</strong>em<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Entwicklung einer Notenschrift her und zieht<br />

Schlüsse aus <strong>der</strong> Verwandtschaft bei<strong>der</strong> Künste, “Die Musik<br />

ist Zeit und Raum wie die Architektur. Musik und Architektur<br />

hängen vom Maß ab.” (Abb. 104)<br />

Auch für Daniel Libeskind, <strong>der</strong> in jungen Jahren Berufsmusiker<br />

war, spielen Aspekte <strong>der</strong> Musik eine wichtige Rolle für<br />

Entwurfsideen.<br />

„Ich habe Musik mit verschiedenen Interessen verknüpft, vor<br />

allem mit <strong>der</strong> Mathematik, mit den Zahlen, mit Dingen, die mit<br />

Zahlen zu tun haben, mit Grafik und Kunst im Allgemeinen.<br />

So kam ich zur Architektur.“<br />

Architektur ist also keine Kunstform, die ausschließlich aus<br />

sich alleine herausschöpft, son<strong>der</strong>n sie hängt auch mit an<strong>der</strong>en<br />

Künsten zusammen. Die Künste befruchten sich gegenseitig.<br />

Libeskind weißt darauf hin, dass die Mechanismen des<br />

Ohres, wie die Schnecke und das übrige Innenohr, sowohl Sitz<br />

53


54 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

102 103<br />

102 Modulor von Le Corbusier<br />

103 Skizzen zu Peter Cooks Bloch City<br />

des Gleichgewichtssinnes als auch des Hörsinnes sind – auch<br />

die räumliche Wahrnehmung findet im Innenohr statt. Die<br />

Schwerkraft zwischen Klang und Materie wird ausbalanciert.<br />

Hiermit wird angedeutet, wie eng menschliche (Raum-)Wahrnehmung<br />

und das (räumliche) Hören miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />

sind. In Chamberworks nennt Daniel Libeskind noch weitere<br />

Aspekte und Beispiele, welche Gemeinsamkeiten und Inspirationen<br />

Architektur und Musik haben.<br />

Auch Peter Cook hat Verbindungen von Musik und Architektur<br />

sehr direkt umgesetzt. Ein aus ästhetischen Gründen<br />

ausgesuchtes Musikstück, hier Ernst Blochs Violinenkonzert,<br />

wird in eine städtebauliche Struktur umgesetzt. Die Rolle, die<br />

Notenlinien in <strong>der</strong> Musik spielen, wird in <strong>der</strong> Analogie bei <strong>der</strong><br />

Stadt von den Straßen ausgefüllt. Die Verkehrsstraße ist in vier<br />

Bahnen unterteilt, die Taktstriche dienen als Brücken, Noten<br />

werden zu Türmen, Negativräume zwischen den Notenlinien<br />

zu offenen Flächen und Akzentuierungszeichen werden zu<br />

senkrechten Gärten.<br />

Hierbei wird deutlich, dass sich Peter Cook we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

des Musikstücks, noch <strong>der</strong> Komposition gewidmet<br />

hat, son<strong>der</strong>n lediglich, das die Musik beschreibende grafische<br />

Zeichensystem unter formalen Gesichtspunkten interpretiert<br />

(Abb. 103, 104).<br />

Durch die aufgezeigten Beispiele werden viele Ansätze mit dem<br />

Umgang von Musik und Architektur aufgezeigt. Je<strong>der</strong> geht damit<br />

völlig an<strong>der</strong>s um. Zusammenfassend bleibt wohl zu sagen,<br />

dass man die Bedeutung <strong>der</strong> Umsetzung immer im Zusammenhang<br />

des kulturellen Kontextes betrachten muss. Welche<br />

Strömungen waren aktuell, beispielsweise in <strong>der</strong> Renaissance.<br />

Heute haben sich Musik und Architektur weit gehend von<br />

Traditionen befreit – nichts ist verboten, alles nach künstlerischer<br />

Interpretation zulässig. Der Entwurfsprozess, sowohl bei<br />

Architekten als auch bei Musikern, beruht auf einer eigenen<br />

künstlerischen Aussage, die zu einem Konzept ausgearbeitet<br />

wird. Die Muse ist Grundlage aller Künste, weshalb es auch<br />

möglich ist, dass sich Architekten und Musiker bis zu einem<br />

gewissen Punkt auf dieser Ebene austauschen können. Prinzipiell<br />

sind also beide Künste unabhängig voneinan<strong>der</strong> zu betrachten,<br />

Strömungen gibt es in allen Bereichen, sie können sich<br />

gegenseitig bereichern, müssen es aber nicht. Die große Frage<br />

bleibt nun, ob Beeinflussungen aus <strong>der</strong> Musik für die Architektur<br />

und an<strong>der</strong>s herum für einen Betrachter überhaupt greifbar<br />

sind. Nach Pythagoras, nach dem die Zahlen das neue Maß <strong>der</strong><br />

Dinge waren und somit universell angewandt wurden, war dies<br />

wohl eher möglich, als wenn man ein konkretes Musikstück<br />

in Architektur transformiert. Je<strong>der</strong> Ansatz kann vollkommen<br />

eigen interpretiert werden und dem eigenen Geschmack entsprechen<br />

o<strong>der</strong> nicht. Wichtig ist, sich ausdrücken und somit<br />

an<strong>der</strong>en Betrachtern ein Konzept vermitteln zu können. Und<br />

hier setzt auch die Idee von Open House Sound Spaces an. Man<br />

soll die Augen und Ohren öffnen, sich konzentrieren und genau<br />

hin hören. Man kann überall neue, interessante Dinge entdecken<br />

und auf Details achten, die man sonst im Vorbeigehen<br />

gar nicht wahrnimmt.<br />

| 8. Fazit<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass Open House sich bis<br />

heute sehr gut etabliert hat, ein großes funktionierendes Netzwerk<br />

aufgebaut hat und mit dem eingeschlagenen Weg <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

sehr weit greifend agiert. Man versucht,<br />

jedes Alter und jede gesellschaftliche Schicht zu erreichen und<br />

zu motivieren. Das Programm wird nicht als Pflicht empfunden,<br />

son<strong>der</strong>n macht Spaß und för<strong>der</strong>t Eigeninitiative, sowohl<br />

von Lehrern, Stadtabgeordneten und Architekten als auch von<br />

Schülern und Jugendlichen. Das führt dazu, dass Open House<br />

als anfänglicher Vermittler agiert und die übergeordnete Organisation<br />

übernimmt, aber auch an<strong>der</strong>e zu kleineren Vermitt-


104 Skizze zu Peter Cooks Bloch City<br />

lern macht, wodurch wie<strong>der</strong>um ein kleineres Netzwerk aufgebaut<br />

wird.<br />

Vor allem für die Planung des jährlichen Events bedarf es sehr<br />

großen Anstrengungen, die mit dem kleinen Kreis <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

nicht einfach zu bewältigen sind. Dass sich jedoch jedes<br />

Jahr 3.000 Freiwillige finden, die unterstützend zur Seite stehen,<br />

zeigt auch, dass die Leitidee als positiv empfunden wird.<br />

Open House versteht es schlichtweg, Menschen mitzureißen.<br />

II - Open House London<br />

55


56 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

105 Tag <strong>der</strong> Architektur Berlin 2006 - Broschüre<br />

TAG DER ARCHITEKTUR<br />

Öztur Tur & Philip Sasse<br />

Wie man am Titel des Themas Tag <strong>der</strong><br />

Architektur ablesen kann, handelt es sich<br />

hierbei weniger um eine Institution <strong>der</strong><br />

<strong>Architekturvermittlung</strong> als vielmehr um<br />

ein ortsungebundenes Ereignis. Die Initiatoren<br />

dieser Architekturveranstaltung sind<br />

die Bundesarchitektenkammer und die Architektenkammern<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>.<br />

Seit 2002 wird jeweils am letzten Juniwochenende<br />

jedes Jahres die Bevölkerung<br />

mit einem Budesauftakt auf den „Tag <strong>der</strong><br />

Architektur, [...] die publikums- und medienwirksamste<br />

Architekturveranstaltung in<br />

Deutschland“ 1 aufmerksam gemacht.<br />

Dabei öffnen Bauherren im ganzen Land<br />

die Pforten ihrer Gebäude und geben Interessierten<br />

die Möglichkeit, zeitgenössische<br />

Architektur in ihrem vollen Umfang<br />

zu besichtigen. Den Besuchern wird Gelegenheit<br />

geboten, mit den Bauherren sowie<br />

den Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten<br />

und Stadtplanern ins<br />

Gespräch zu kommen und ihnen vor Ort<br />

Fragen zur Architektur und dem Bauen zu<br />

stellen.<br />

Neben Stadtrundgängen und Führungen<br />

durch öffentliche und private Gebäude<br />

1 www.tag-<strong>der</strong>-architektur.de<br />

sowie Freianlagen werden mancherorts auch Ausstellungen,<br />

Filmvorführungen und Vorträge angeboten. Zusätzlich dazu<br />

wird von einigen Län<strong>der</strong>kammern parallel zum Tag <strong>der</strong> Architektur<br />

ein Tag des offenen Architekturbüros ausgerichtet. Auch<br />

an<strong>der</strong>e Veranstaltungen, welche sich dem Thema Architektur<br />

widmen,finden zum Teil im selben Zeitraum statt.<br />

| Intention<br />

Zum Zeitpunkt als <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architektur noch in den Kin<strong>der</strong>schuhen<br />

steckte, wird wohl kaum jemandem bewusst gewesen<br />

sein, worauf diese Veranstaltung später hinauslaufen würde.<br />

Die eigentliche Intention bestand darin, <strong>der</strong> Bevölkerung die<br />

Möglichkeit zu geben, die Architektur, mit <strong>der</strong> die Menschen<br />

tagtäglich in Berührung kommen und die sie jedoch nur von<br />

außen begutachteten können, nun auch von innen erlebbar zu<br />

machen.<br />

Mit <strong>der</strong> Zeit schlossen sich immer mehr Architektenkammern<br />

den Initiatoren aus Hessen, Saarland, Rheinlandpfalz und Thüringen<br />

an, bis dann schließlich 2002 alle Architektenkammern<br />

am Tag <strong>der</strong> Architektur beteiligt waren.<br />

Nun galt es, <strong>der</strong> Bevölkerung nicht nur die Möglichkeit des<br />

Begehens von bestimmten Gebäuden zu ermöglichen, son<strong>der</strong>n<br />

sie zu sensibilisieren und über den Beruf des Architekten aufzuklären.<br />

So wird auch <strong>der</strong> Bundesauftakt immer wie<strong>der</strong> als Gelegenheit<br />

wahrgenommen, <strong>der</strong> Bevölkerung die Vorteile des Bauens in<br />

Zusammenarbeit mit Architekten ans Herz zu legen.<br />

Ralf Nagel, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr,


106 Bundesauftakt 2007: „Mo<strong>der</strong>ne trifft Erbe,“ Ozeaneum von Behnisch, Behnisch & Partner<br />

Bau- und Wohnungswesen hat es im Jahre 2002 vorgemacht:<br />

„Gute Architektur ist auch Wertschöpfung, sie wird sich besser behaupten<br />

als Wegwerfware. Gerade bei knappen Ressourcen muss<br />

die Qualität im Vor<strong>der</strong>grund stehen.“<br />

Beim Bundesauftakt wird auf Themen hingewiesen, die gleichzeitig<br />

zum bundesweiten Motto erhoben werden. Zum Beispiel<br />

wurde 2004 Umwelt als Themenkomplex aufgegriffen. Die<br />

Bundesarchitektenkammer und die Län<strong>der</strong>kammern wollen<br />

die Bevölkerung für die jeweiligen Inhalte sensibilisieren.<br />

Mit dem Motto Umwelt Bauen beabsichtigte die Bundesarchitektenkammer<br />

2004, die Bevölkerung darauf hinzuweisen, dass<br />

Architektur mit ökologischen Aspekten weit mehr ist als nur<br />

etwas „gut Gemeintes“. Sie solle daher nicht nur auf messbare<br />

Daten reduziert werden, son<strong>der</strong>n ebenfalls künstlerisch anspruchsvoll<br />

sein. Außer dem Erfüllen von Mengenzielen sei es<br />

ganz beson<strong>der</strong>s wichtig, dass sich die Menschen „in ihrer baulichen<br />

Umgebung wohl fühlen.“ Dieses Anliegen wurde beim<br />

Bundesauftakt anhand ausgesuchter Beispiele erläutert.<br />

| Das Jahr 1994<br />

Die erste Veranstaltung zum Tag <strong>der</strong> Architektur ist, wie bereits<br />

erwähnt, auf die Initiative <strong>der</strong> Architektenkammern von Hessen,<br />

Rheinlandpfalz, Saarland und Thüringen zurückzuführen.<br />

Schon zuvor tagten die drei erstgenannten Län<strong>der</strong>kammern<br />

regelmäßig miteinan<strong>der</strong>. Anlass hierfür war die gemeinsame<br />

Regionalausgabe Südwest des monatlich erscheinenden Deutschen<br />

Architektenblatts (DAB), die von <strong>der</strong> Bundesarchitektenkammer<br />

für seine Kammermitglie<strong>der</strong> herausgegeben wird.<br />

So wurde von Prof. Bremmer, dem damaligen Präsidenten <strong>der</strong><br />

Architektenkammer Hessen, die Grundidee entwickelt, die<br />

Vorteile <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit Architekten „am guten Beispiel“<br />

für die Bevölkerung erlebbar zu machen. Er unterbreitete<br />

den an<strong>der</strong>en Kammern seinen Vorschlag über einen gemeinsamen<br />

Tag <strong>der</strong> Architektur. Hierbei sollten dem Laien die Pfor-<br />

II - Tag <strong>der</strong> Architektur<br />

ten <strong>der</strong> Gebäude geöffnet werden, zu denen <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

normalerweise kein Zutritt gewährt wurde.<br />

Über das DAB wurden die Architekten dazu aufgerufen, sich<br />

für diesen Tag zu bewerben. Auf diesem Wege wurden im ersten<br />

Jahr allein in Hessen 40 bis 50 Objekte <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht. In den letzten Jahren stieg diese Zahl auf<br />

circa 180 Objekte an.<br />

| Die Organisation<br />

Der Tag <strong>der</strong> Architektur lässt sich nicht als Institution bezeichnen.<br />

Dahinter steht kein Organisationskomitee wie bei <strong>der</strong> Architekturbiennale<br />

in Venedig, welches sich ausschließlich um<br />

die Austragung dieser Veranstaltung kümmert. Auch lässt sich<br />

<strong>der</strong> Tag nicht mit dem Architekturmuseum Frankfurt, einer<br />

Institution mit festem Sitz, vergleichen.<br />

Vielmehr basiert <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architektur auf einer freiwilligen<br />

Teilnahme <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>kammern. Deren Intention richtet sich<br />

auf ein einheitliches Auftreten <strong>der</strong> Kammern und <strong>der</strong> Profilierung<br />

<strong>der</strong> eigenen Kammer auf nationaler Ebene.<br />

Zwar wird <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architektur bundesweit mit einem Auftakt<br />

<strong>der</strong> Bundesarchitektenkammer kundgegeben, doch die<br />

Organisation unterliegt <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> einzelnen Architektenkammern.<br />

Die Bundesarchitektenkammer übernimmt lediglich die Verantwortung<br />

für den Bundesauftakt. Hierfür wird jährlich ein<br />

Motto vorgeschlagen und gemeinsam beraten. Außerdem<br />

kümmert sie sich darum, das einheitliche Auftreten zu verstärken,<br />

die Veranstaltung auf nationaler Ebene zu profilieren und<br />

übernimmt die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit einschließlich<br />

<strong>der</strong> Herausgabe von Pressemitteilungen.<br />

Die Internetpräsenz des Tages <strong>der</strong> Architektur (www.tag-<strong>der</strong>-architektur.de)<br />

wird ebenfalls von <strong>der</strong> Bundesarchitektenkammer<br />

gepflegt. Die Suche nach Informationen zu Veranstaltungen <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong>kammern wird über Links zu <strong>der</strong>en Seiten vereinfacht.<br />

57


58 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

107 Broschüre: Bewerbungsauffor<strong>der</strong>ung zur da! Ausstellung<br />

Da die Organisation des Tages <strong>der</strong> Architektur den Län<strong>der</strong>kammern<br />

obliegt, stellen diese jeweils eine Jury für die Auswahl <strong>der</strong><br />

auszustellenden Objekte auf. Nordrheinwestfalen bildet dabei<br />

eine Ausnahme, denn dort ist je<strong>der</strong> Architekt und Bauherr eingeladen,<br />

Gebäude auszustellen.<br />

Die Zusammenstellung <strong>der</strong> Jury kann sich von Kammer zu<br />

Kammer unterscheiden. So stellt Berlin seine Jury aus zwei<br />

Architekten, einem Innenarchitekten, einem Landschaftsarchitekten,<br />

einem Stadtplaner sowie einem Laien aus Kultur, Medien<br />

o.ä. zusammen, die nicht aus Berlin stammen dürfen.<br />

In Hessen teilte sich das Verhältnis <strong>der</strong> Fachleute bisher<br />

1/1/1/1/1 (Berlin 2/1/1/1/1) auf. Im Jahr 2007 wurde es auf<br />

3/1/1/1/1 heraufgesetzt. Das bedeutet, dass mehr Architekten<br />

als an<strong>der</strong>e Fachleute an <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Objekte beteiligt sind.<br />

Die Juryaufteilung entspricht dadurch dem Verhältnis, welches<br />

in den jeweiligen Architektenkammern <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zwischen<br />

den einzelnen Fachrichtungen herrscht.<br />

Die Berliner Jury entscheidet vor allem über die Teilnahme <strong>der</strong><br />

Bewerber an <strong>der</strong> da!-Ausstellung. So ist die Teilnahme am Tag<br />

<strong>der</strong> Architektur in die Bewerbung für die da! eingebettet. Diese<br />

findet ebenfalls jährlich statt und wird eine Woche vor dem Tag<br />

<strong>der</strong> Architektur eröffnet. Bei <strong>der</strong> da! werden in und außerhalb<br />

von Berlin realisierte Projekte vorgestellt. Im Falle einer Zusage<br />

für die da! bekommen die Architekten gleichzeitig die Berechtigung,<br />

am Tag <strong>der</strong> Architektur teilzunehmen.<br />

Bei <strong>der</strong> Jury gehen circa 200 Vorschläge ein, von denen 70 bis 90<br />

Objekte für die da! ausgewählt werden. Von den ausgewählten<br />

Objekten sind 20 bis 30 auch am Tag <strong>der</strong> Architektur vertreten.<br />

In Hessen werden die Architekten durch das DAB zur Teilnahme<br />

am Tag <strong>der</strong> Architektur aufgerufen. Von circa 280 Vorschlägen<br />

(2006) erhalten rund 180 eine Zusage.<br />

Parallel zur Auswahl <strong>der</strong> Objekte werden die Genehmigungen<br />

<strong>der</strong> Bauherren für die Begehung <strong>der</strong> Gebäude eingeholt. Die Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> Architektenkammer organisieren die Begehungen.<br />

Lokale Medien werden kontaktiert, um für den bevorstehenden<br />

Tag <strong>der</strong> Architektur Bekanntmachungen auszugeben.<br />

Die Zusammenstellung <strong>der</strong> Informations- und Führungsbroschüren<br />

ist Aufgabe <strong>der</strong> jeweiligen Län<strong>der</strong>kammer. Die Materialien<br />

werden nach dem Druck an die Architekten weitergegeben,<br />

die sie verteilen.<br />

Die Organisation <strong>der</strong> Führungen durch die Gebäude obliegt<br />

<strong>der</strong>en Architekten. Sie sind für Informationsveranstaltungen,<br />

Führungen und den gesamten organisatorischen Ablauf zuständig.<br />

Die Veranstaltungen werden von den Architekten selber<br />

finanziert.<br />

Die Führungen folgen einem von <strong>der</strong> Architektenkammer vorgegebenem<br />

Raster und finden meist stündlich statt.<br />

Die Informationsbroschüren geben Aufschluss über die ausgestellten<br />

Gebäude und sind im Internet erhältlich. Besucher<br />

können dadurch problemlos län<strong>der</strong>übergreifend planen und<br />

sich eine individuelle Route zusammenstellen.<br />

Nach Ablauf <strong>der</strong> Veranstaltung geben die Architekten die Besucherzahlen<br />

den jeweiligen Verantwortlichen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>kammer<br />

bekannt, die sie zur Bundesarchitektenkammer weiterleiten.<br />

Abschließend werden die Informationen aller Län<strong>der</strong>kammern<br />

in einer Pressemitteilung zusammengefasst und veröffentlicht.<br />

| Fazit<br />

Bei <strong>der</strong> Premiere 1994 hat sich kaum jemand vorstellen können,<br />

welche Ausmaße <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architektur in Zukunft annehmen<br />

würde. Sowohl die gestiegenen Teilnehmerzahlen als auch die<br />

Einführung des Bundesauftaktes belegen, dass die Veranstaltung<br />

bundesweit an Akzeptanz gewonnen hat.<br />

Auch im Jahr 2007 hat <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architekturstattgefunden.<br />

Die BAK verkündete beim Auftakt am 23. Juni in Stralsund das<br />

Motto Mo<strong>der</strong>ne trifft Erbe. An <strong>der</strong> Organisation durch die Län<strong>der</strong>kammern,<br />

die weiterhin die gesamte Verantwortung tragen,<br />

hat sich nichts geän<strong>der</strong>t.<br />

Seit 2003 schwanken die Besucherzahlen jährlich zwischen


108 Architekturführer Brandenburg<br />

103.000 und 112.000, weswegen im Voraus keine genauen Prognosen<br />

getroffen werden können. Der Grund für diese Entwicklung<br />

ist die schwache PR-Kampagne. Ein Beispiel dafür ist<br />

die verspätete Ankündigung des Tages <strong>der</strong> Architektur 2005 in<br />

<strong>der</strong> Tagesschau – erst am Abend nach dem Bundesauftakt.<br />

Zwar wird <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architektur in <strong>der</strong> Regionalpresse bekannt<br />

gegeben, jedoch fehlt es an Öffentlichkeitsarbeit in den<br />

überregionalen Medien. Ein Grund hierfür könnte sein, dass<br />

sich we<strong>der</strong> die Medien noch die Leser mit diesem Ereignis<br />

identifizieren.<br />

Vielleicht besteht die Möglichkeit, mit <strong>der</strong> Bundesstiftung Baukultur<br />

zu kooperieren, da sie aus einer Initiative des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen entstanden<br />

ist und ein großes Publikum erreichen könnte.<br />

Abschließend bleibt zu sagen: es liegt ein langer Weg vor uns,<br />

die Bevölkerung für die in Deutschland realisierte Architektur<br />

zu sensibilisieren.<br />

II - Tag <strong>der</strong> Architektur<br />

59


60 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

109 architektursommer_dd-Mobil<br />

ARCHITEKTURVERMITTLUNG IN DRESDEN<br />

Florian Gratias & Jenny Preuß<br />

Dresden – eine <strong>der</strong> führenden Kunst- und<br />

Theaterstädte in Deutschland mit bedeutenden<br />

Baudenkmälern wie Zwinger,<br />

Schloss, Semperoper und <strong>der</strong> wie<strong>der</strong> aufgebauten<br />

Frauenkirche verfügt über eine<br />

Vielzahl an Attraktionen und Besichtigungsmöglichkeiten<br />

für Bewohner und<br />

Besucher. Doch hat Dresden weit mehr zu<br />

bieten als diese Sehenswürdigkeiten. Aus<br />

diesem Grund konnte auch im Bereich<br />

<strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong> in den letzten<br />

Jahren eine deutlich positive Entwicklung<br />

verzeichnet werden.<br />

Der folgende Beitrag thematisiert <strong>Institutionen</strong><br />

bzw. Initiativen in Dresden, die sich<br />

in <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

engagieren. Das Hauptaugenmerk liegt auf<br />

dem architektursommer_dd, wobei ein Einblick<br />

in die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en<br />

Projekten gegeben wird, wie zum Beispiel<br />

dem Rundkino, Team umBAU sowie architektour-dd.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Dank gilt Claudia Beger,<br />

Gründungsmitglied <strong>der</strong> Aktion architektursommer_dd<br />

u.a., die <strong>der</strong> Recherche tatkräftig<br />

zur Seite stand.<br />

| Architektursommer_dd<br />

www.architektursommer-dd.de<br />

Der architektursommer_dd fand bis zum heutigen Tag lediglich<br />

zweimal, 2004 und 2006, statt. Folglich handelt es sich um<br />

eine noch recht junge Initiative, <strong>der</strong>en Entwicklung in den folgenden<br />

Abschnitten dargestellt wird.<br />

| Die Idee und Gründung<br />

Während Dresden für seine barocke Architektur weltberühmt<br />

ist, fristet die mo<strong>der</strong>ne Baukunst ein Schattendasein neben<br />

jener. Beson<strong>der</strong>s junge Architekten ist viel daran gelegen, die<br />

architektonische Vielfalt ihrer Stadt aufzuzeigen. Der Wandel<br />

<strong>der</strong> Baukultur soll mit seinen sowohl positiven als auch negativen<br />

Ausprägungen dargestellt werden. Ferner soll das zeitgenössische<br />

Bauen und die Architektur – d.h. die Architektur<br />

<strong>der</strong> 60er und 70er Jahre (z.B. Kulturpalast und Prager Straße)<br />

sowie Neubauten <strong>der</strong> 90er Jahre (z.B. Kino Kristall-Palast) und<br />

<strong>der</strong> neu gestaltete Hauptbahnhof – als Stadtkultur erlebbar gemacht<br />

und ein breit gefächertes Spektrum von Baukultur, Architektur<br />

und Kunst dargeboten werden.<br />

Im Jahr 2003 gründeten vier engagierte Architekten (Abb. 112)<br />

die Initiative architektursommer_dd. Als Vorbild galt <strong>der</strong> Architektursommer<br />

Hamburg (Abb. 113), den die Gruppe zuvor<br />

besuchte und sich bei dessen Schirmherrn Prof. Dr. Ullrich<br />

Schwarz, Geschäftsführer <strong>der</strong> Architektenkammer Hamburg,<br />

Anregungen und Umsetzungsvorschläge einholte.


110 111<br />

110 Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Initiative architektursommer_dd<br />

111 Logo des Hamburger Architektursommers<br />

| Umsetzung und Probleme<br />

Motiviert zu Hause angekommen, wurden erste Gespräche mit<br />

<strong>der</strong> sächsischen Architektenkammer geführt. Die Idee fand<br />

Anklang jedoch auch Skepsis. Ausschlaggebend dafür war die<br />

geringe Resonanz in Bezug auf den jährlichen Tag <strong>der</strong> Architektur,<br />

<strong>der</strong> aufgrund des parallel veranstalteten Stadtfestes an<br />

Attraktivität und Anziehungskraft verliert. Somit konnte die<br />

Architektenkammer neben Räumlichkeiten keine zusätzlichen<br />

finanziellen Mittel zusichern. Ein weiteres Problem stellte <strong>der</strong><br />

Faktor Zeit dar, <strong>der</strong> von den auf diesem Gebiet unerfahrenen<br />

Initiatoren unterschätzt wurde. Als Zielsetzung für die erste<br />

Veranstaltung galt <strong>der</strong> Sommer 2004, was weniger als ein Jahr<br />

für Planung und Umsetzung bedeutete. Zum Vergleich: dem<br />

Hamburger Architektursommer gehen drei Jahre Planung voraus<br />

und er wird überdies von <strong>der</strong> Architektenkammer veranstaltet<br />

und finanziert.<br />

In Dresden hingegen wurden 70% <strong>der</strong> finanziellen Mittel über<br />

Sponsorengel<strong>der</strong> und circa 30% vom Kulturamt aus dem Fonds<br />

für das Stadtfest sowie aus eigener Tasche gestellt. Da alle Mitglie<strong>der</strong><br />

ehrenamtlich an dem Projekt beteiligt waren, gestaltete<br />

sich die Zusammenarbeit oft schwierig. Die Gruppe traf sich<br />

in unregelmäßigen Abständen, da viele einer geregelten Arbeit<br />

nachgingen. Somit mussten sie den Großteil <strong>der</strong> anfallenden<br />

Arbeit in ihrer Freizeit erledigen.<br />

Nach weiteren Treffen in <strong>der</strong> Architektenkammer Sachsen<br />

konnten sie auf sich aufmerksam machen, woraufhin zahlreiche<br />

Vertreter und Gruppierungen aus Kunst, Architektur<br />

und kulturellen Bereichen an sie herantraten, um Anregungen<br />

und Programmideen vorzutragen.<br />

Einen visuellen Ausdruck erhielt die Aktion durch das grüne<br />

architektursommer_mobil (Abb. 111), das an zentralen Plätzen<br />

über das Programm informierte.<br />

Der Tag <strong>der</strong> Architektur diente als Auftaktveranstaltung für die<br />

vierwöchige Veranstaltungsreihe, an <strong>der</strong> 50 Veranstalter mit 91<br />

Ausstellungen, Vorträgen und Events teil nahmen.<br />

II - <strong>Architekturvermittlung</strong> in Dresden<br />

| Bilanz 2004<br />

Trotz <strong>der</strong> 2004 aufgetretenen Probleme konnten sie das Programm<br />

erfolgreich umsetzen und erhielten durchgängig positive<br />

Reaktionen.<br />

2005 wurde <strong>der</strong> architektursommer_dd zu einem <strong>der</strong> 365 ausgewählten<br />

Orte <strong>der</strong> bundesweiten Kampagne Deutschland<br />

– Land <strong>der</strong> Ideen ernannt, eine Aktion in Vorbereitung auf<br />

die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Mit dieser<br />

Auszeichnung wurde die immense Arbeit <strong>der</strong> Initiative gewürdigt.<br />

In Folge <strong>der</strong> positiven Resonanz entschied das Team,<br />

dass es einen architektursommer_dd 2006 geben wird, <strong>der</strong> im<br />

Rahmen <strong>der</strong> 800 Jahrfeier <strong>der</strong> Stadt Dresden stattfinden sollte.<br />

Während <strong>der</strong> Arbeit 2004 wurden Defizite in Planung, Darstellung<br />

und Organisation erkannt, die man für die Veranstaltung<br />

2006 vermeiden wollte.<br />

| Vorbereitung 2006<br />

Aufgrund des verbreiteten Anklangs 2004 begeisterten sich weitere<br />

Fachleute für die Initiative und so verzeichnete das Team<br />

einen Anwachs auf 12 Mitglie<strong>der</strong>, u.a. auch einen Grafik- und<br />

Fotodesigner. Durch die Spezialisierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> war eine<br />

professionellere Arbeitsweise mit einer effizienteren Arbeitsteilung<br />

möglich. So waren zwei Leute für die Sponsorensuche<br />

verantwortlich und zwei weitere für die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Der Rest <strong>der</strong> Gruppe sorgte für das passende Layout, Druck<br />

und Marketing. Die Treffen fanden weiterhin wöchentlich statt,<br />

wo Ergebnisse und weiterführende Maßnahmen diskutiert und<br />

verteilt wurden.<br />

Im März 2006 konnte das Team für die Ideen des architektursommer_dd<br />

auf <strong>der</strong> regionalen Baumesse zusammen mit dem<br />

baukultur_eV Dresden werben. Weiterhin fand am 27. April die<br />

Eröffnung des architektursommer_clubs statt, einem Infozentrum,<br />

das als Anlaufpunkt für Veranstalter und Besucher diente.<br />

Aufgrund mangeln<strong>der</strong> zeitlicher und finanzieller Ressourcen<br />

61


62 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

112 113<br />

112 Kulturbaustelle Dresden<br />

113 Flyer architektoursommer_dd<br />

sowie mäßiger Resonanz mussten die Räumlichkeiten wie<strong>der</strong><br />

aufgegeben werden.<br />

Um eine größere Öffentlichkeit zu erreichen, gestalteten die<br />

Designer unter an<strong>der</strong>em Programmhefte, Flyer und Plakate.<br />

Auch ein Radiobeitrag, Newsletter, Infopost sowie Briefsendungen<br />

zählten zu den Werbeträgern.<br />

Ein weiteres Medium <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit war die KulturBauStelle.<br />

Ein Bauschild an <strong>der</strong> Prager Straße informierte<br />

ausführlich über Ausstellungen und Events des architektursommers_dd<br />

(Abb. 114). Die Idee dazu leitet sich von <strong>der</strong> Zeremonie<br />

einer Grundsteinlegung ab und das Stadtgebiet sollte hierbei<br />

als Baustelle wahrgenommen werden. Laut Claudia Beger<br />

wollte man zeigen, dass an dieser Stelle etwas entsteht und sich<br />

entwickelt.<br />

| Programm 2006<br />

Unter dem Motto: Lust auf Sommer ? …und dabei Dresden ganz<br />

neu entdecken fand zwischen Mai und Juli <strong>der</strong> architektursommer_dd<br />

2006 statt (Abb. 115). Die insgesamt 90 Veranstalter<br />

konnten ein abwechslungsreiches Programm mit 150 Veranstaltungen,<br />

darunter 57 Führungen, 33 Ausstellungen, 28 Vorträge<br />

sowie 29 Foren und Events zu den Themen Kunst, Baukultur<br />

und Architektur anbieten.<br />

Im Folgenden werden drei Programme vorgestellt, die einen<br />

entscheidenden Beitrag für die <strong>Architekturvermittlung</strong> in<br />

Dresden leisten und auch außerhalb <strong>der</strong> Initiative architektursommer_dd<br />

agieren.<br />

| Architektour_dd<br />

www.architektour-dd.de<br />

Der Anteil von architektour_dd am architektursommer_dd umfasste<br />

hauptsächlich Architekturführungen zum aktuellen Baugeschehen<br />

in Dresden. So wurden Besichtigungen und Füh-<br />

rungen zum neuen Kino, zum Hauptbahnhof, zu Mo<strong>der</strong>ner<br />

Architektur <strong>der</strong> Nachkriegsjahre, zum Bauen am Neumarkt<br />

sowie zum Festspielhaus Hellerau angeboten.<br />

Ferner bietet die Initiative auch Touren außerhalb des architektursommers_dd<br />

an (Abb. 116), die nach Terminabsprache<br />

durchgeführt werden und preislich bei acht und ermäßigt bei<br />

fünf Euro liegen.<br />

Eine Übersicht <strong>der</strong> angebotenen Touren:<br />

| Innenstadt 1: Die Suche nach <strong>der</strong> “inneren Mitte” - Konzepte<br />

zum Wie<strong>der</strong>aufbau Dresdens seit 1945: die kriegszerstörte<br />

historische Altstadt (Frauenkirche und Neumarkt), Architektur<br />

<strong>der</strong> 60er und 70er Jahre (Kulturpalast und Prager Straße),<br />

markante Neubauten <strong>der</strong> 90er Jahre (Kino Kristall-Palast, neu<br />

gestalteter Hauptbahnhof)<br />

| Innenstadt 2: Die öffentlichen Plätze und Bauten am Fluss: Lauf<br />

<strong>der</strong> Elbe bestimmt das Bild <strong>der</strong> Stadt nachhaltig, neu eröffnetes<br />

Kongresszentrum, “Erlwein-Speicher”, Erweiterungsbau des<br />

Sächsischen Landtages, Theaterplatz, Frauenkirche und Neumarkt<br />

sowie neue Synagoge<br />

| Unicampus: Der Weg zu Bildung und Lehre: Neue Mensa,<br />

Hörsaalzentrum und Institutsneubau, Sächsische Landes- und<br />

Universitätsbibliothek (SLUB)<br />

| Uniklinikum: Das Städtische Krankenhaus auf dem Weg zum<br />

Universitätsklinikum: Lehr- und Vorlesungsgebäude des Medizinisch-Theoretischen<br />

Zentrums (MTZ), das ökumenische<br />

Seelsorgezentrum, das Mildred-Scheel-Haus zur Behandlung<br />

krebskranker Kin<strong>der</strong> und das Forschungsgebäude des Max-<br />

Planck-Institutes am Rande des Klinikareals<br />

| Hellerau: Die erste deutsche Gartenstadt: Deutsche Werkstätten<br />

Hellerau (DWH), Ateliergebäude, Reihenhäuser, Doppelhaus,<br />

Festspielhaus<br />

| Team umBAU<br />

www.architektour-dd.de/team-umBAU<br />

Das Team besteht seit Mitte 2006 und zählt drei Mitglie<strong>der</strong>:


114 115<br />

114 Postkarte architektour_dd<br />

115 Postkarte des Rundkinos<br />

Claudia Beger, Monika Roth und Nilsson Samuelsson, wobei<br />

letzterer für die Entstehung des Projektes verantwortlich ist.<br />

Der ursprünglich aus Schweden stammende Architekt hat die<br />

Umbauproblematik alter Plattenbauten in seinem eigenen Land<br />

über Jahre verfolgt und nahm dies als Anlass, die 50 in Dresden<br />

angesiedelten 15- bis 17-stöckigen Wohnhochhäuser zu betrachten,<br />

erlebbar zu machen und zu diskutieren. So entstand<br />

die PlattenBAU_Tour (Abb. 118), bei <strong>der</strong> Besichtigungen von<br />

zum Teil verwirklichten Umbauprojekten organisiert wurden.<br />

Die Teilnehmer erhielten dabei die Gelegenheit, Gespräche mit<br />

den jeweiligen Hausmeistern und Bewohnern zu führen, um<br />

Potentiale und Defizite <strong>der</strong> vorhandenen Bebauungsstruktur<br />

näher zu beleuchten.<br />

Darüber hinaus trug das Team umBau mit seiner PlattenBAU_<br />

Tour zum architektursommer_dd bei und veranstaltete Ausstellungen<br />

und Foren zum aktuellen Baugeschehen in Dresden.<br />

| Rundkino<br />

www.rundkino-dresden.de<br />

Das Rundkino (Abb. 115) beteiligte sich am architektursommer_dd<br />

mit Führungen unter dem Motto Rundkino-Runde<br />

und erlaubte den Besuchern einen Einblick hinter die Kulissen.<br />

Darüber hinaus erhielten sie Detailinformationen zur Architektur<br />

und Baugeschichte des Gebäudes.<br />

Der rundkino dresden e.V. setzt sich für einen langfristigen Erhalt<br />

und eine kulturelle Neunutzung des Rundkinos auf <strong>der</strong><br />

Prager Straße ein, das aufgrund eines Hochwasserschadens im<br />

Jahr 2002 mit seinem großartigen Kinosaal stillgelegt wurde.<br />

Ferner werden vom Verein explizite Nutzungsvorschläge für<br />

das seit Herbst 2003 denkmalgeschützte Gebäude angeboten.<br />

Für eine permanente Nutzung sieht <strong>der</strong> Verein zum einen<br />

Veranstaltungen zum Thema Filmkunst vor, bei denen Experimentalfilme,<br />

Dokumentarfilme, Film- und Fernsehgeschichte,<br />

Kurz- und Animationsfilme thematisiert werden. Zum an<strong>der</strong>en<br />

II - <strong>Architekturvermittlung</strong> in Dresden<br />

soll auch die zeitgenössische bildende Kunst mit Wechselausstellungen<br />

und eine ständige Repräsentanz <strong>der</strong> Dresdner Projekträume<br />

und Kulturinitiativen Anklang finden. Weiterhin ist<br />

geplant, ein Musiktheater, ein Nachtclub sowie ein Lese- und<br />

Internetcafé als kommunikativer Treffpunkt und Informationsschnittstelle<br />

in das Rundkino einzubinden. Für eine zyklische<br />

Nutzungen möchte man sowohl ein Festival-Haus für verschiedene<br />

Events (z.B. Filmfest Dresden, Internationales Festival für<br />

Kurz- und Animationsfilm, Bundesjugendfestival für Film, Video<br />

und Multimedia MB21) als auch Kulturforen zu aktuellen<br />

Entwicklungen in Kunst, Medien, Architektur, Politik, Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Bildung ansiedeln.<br />

Der rundkino dresden e.V. macht mit Aktionen auf die Situation<br />

des Gebäudes aufmerksam und regt zu einer aktiven Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

an. Mit <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Aufenthalts- und Verweilqualität<br />

an <strong>der</strong> Prager Straße durch ein kulturelles Angebot<br />

im Rundkino möchte man die Lücke im Quartier schließen.<br />

Für die Verwirklichung dieser Ideen setzt <strong>der</strong> Verein auf das<br />

Interesse und Engagement <strong>der</strong> Dresdner Bewohner.<br />

Ein Teilerfolg konnte mit dem Verkauf des Gebäudes an die<br />

TETRIS Grundbesitz GmbH & Co. KG verzeichnet werden.<br />

Dabei wird die Fantasia Film voraussichtlich ab dem 29. März<br />

2007 mit <strong>der</strong> regelmäßigen Bespielung des Saales, <strong>der</strong> zu den<br />

größten in Deutschland gehört, beginnen. Geplant ist die digitale<br />

Projektion von 3D-Filmen. Außerdem wird mit <strong>der</strong> Fassadensanierung<br />

des Gebäudes begonnen und die mittlerweile in<br />

die Jahre gekommene Außenhaut gereinigt und neu beschichtet.<br />

Das Kellergeschoss bleibt (zunächst) unangetastet.<br />

| Bilanz 2006 und Zukunftspläne<br />

In diesem Jahr konnte die Initiative eine noch bessere Reso<br />

nanz als bei <strong>der</strong> Veranstaltungsreihe 2004 verzeichnen und<br />

auch in den (Print-)Medien fand <strong>der</strong> architektursommer_dd<br />

großen Zuspruch.<br />

63


64 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

116 Flyer PlattenBau_tour<br />

Obwohl das Projekt ein großer Erfolg war, ist die Zukunft des<br />

architektursommers_dd ungewiss. Grund dafür ist die finanzielle<br />

Bilanz, bei <strong>der</strong> kein Gewinn anfällt und sich die Suche<br />

nach finanzkräftigen Sponsoren äußerst schwierig gestaltet.<br />

Fest steht, dass die Architektenkammer Sachsen gemeinsam<br />

mit Vertretern des Sächsischen Staatsministeriums <strong>der</strong> Finanzen<br />

die Entwicklungen des architektursommers_dd verfolgt hat<br />

und nun das Konzept sachsenweit umsetzen möchte, beginnend<br />

2007 in Chemnitz. Fraglich ist hierbei jedoch inwieweit<br />

sich das Team aus Dresden damit identifizieren kann, da aktuell<br />

auf <strong>der</strong> Homepage zu lesen ist: „Versuche, die Initiative architektursommer_dd<br />

finanziell und inhaltlich zu vereinnahmen, sind<br />

gescheitert. Den architektursommer_dd wird es weiterhin geben.<br />

Freuen Sie sich schon jetzt auf den nächsten Sommer!“ 1<br />

| Fazit<br />

Das selbst gesetzte Ziel des architektursommer_dd ist es, den<br />

Dialog für ein öffentliches Bewusstsein zur Baukultur in Dresden<br />

anzuregen und zu för<strong>der</strong>n und die Architektur dabei als<br />

wesentlichen Teil <strong>der</strong> Stadtkultur erlebbar und erfahrbar zu<br />

machen. Ferner soll <strong>der</strong> architektursommer_dd zu einem festen<br />

Bestandteil des kulturellen Lebens in Dresden werden und die<br />

Bürger für einen souveränen Umgang mit <strong>der</strong> baukulturellen<br />

Geschichte und Zukunft <strong>der</strong> Stadt sensibilisieren. Durch die<br />

Bündelung von verschiedenen Themenbereichen wie Architektur,<br />

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung, Kunst, Design<br />

etc. kommt man diesem Ziel nach.<br />

Dadurch wird dem Betrachter ein breites Spektrum an kulturellen<br />

Potentialen <strong>der</strong> Stadt Dresden nahe gebracht. Die Vielzahl<br />

an Events und Veranstaltungen während des architektursommers_dd<br />

bietet den Besuchern ein sehr abwechslungsreiches<br />

Programm mit einem starken Erlebnis- und Ereignischarakter.<br />

1 Architektursommer Dresden. Online im Internet: URL: http://www.<br />

architektursommer-dd.de/ [Stand 15.03.2007].<br />

Auf diese Weise ist es möglich, nicht nur Fachkundige anzusprechen.


117 Venedig (Markierung: Castello)<br />

ARCHITEKTURBIENNALE VENEDIG -<br />

CONVERTIBLE CITY<br />

Julia Schönbrunn<br />

Mit <strong>der</strong> ersten Esposizione Internazionale<br />

d’Arte della Città di Venezia, <strong>der</strong> 1. Internationalen<br />

Kunstausstellung Venedigs<br />

im Jahre 1895 beginnt die Geschichte <strong>der</strong><br />

prestigeträchtigsten kulturellen Institution<br />

weltweit – <strong>der</strong> Biennale in Venedig.<br />

Schon in frühen Jahren bekennen sich<br />

die Venezianer selbstbewusst zur zeitgenössischen<br />

Kunst in ihrer Stadt. Das<br />

Aufkommen neuer Strömungen in <strong>der</strong><br />

Kunst hat in Venedig eine lange Tradition.<br />

Kunsthistorisch ist Venedig zu Zeiten <strong>der</strong><br />

Renaissance und des Barock von höchster<br />

Bedeutung – es war <strong>der</strong> „Gegenpol“ zu<br />

Florenz und beherbergte viele Künstler wie<br />

Correggio, Giorgione, Giovanni Bellini,<br />

Tizian, später Tintoretto und Giovanni<br />

Battista Tiepolo. Der venezianische Stil ist<br />

dem Florentiner komplementär – während<br />

in Florenz mehr Wert auf Zeichnung und<br />

Komposition eines Bildes gelegt wurde,<br />

dominierten in Venedig Licht und Farbe.<br />

Dieser Wi<strong>der</strong>streit zwischen Florenz und<br />

Venedig lässt sich bis 1900 weiterverfolgen<br />

und gab einen fruchtbaren Boden für eine<br />

belebte, öffentliche Kunstszene und ein<br />

aufmerksames, interessiertes Publikum in<br />

<strong>der</strong> Stadt. Der Besucherandrang zur ersten<br />

Biennale überstieg mit 224.000 Besuchern<br />

II - Architekturbiennale Venedig - Convertible City<br />

alle Erwartungen und wuchst mit dem Konzept <strong>der</strong> Weltausstellung<br />

stetig.<br />

Der Hauptschauplatz des Festivals sind die Giardini – die Gärten<br />

– im Stadtteil Castello (Abb. 117). Dort präsentieren sich 28<br />

Län<strong>der</strong> in ihren nationalen Pavillons. Mittlerweile erstreckt sich<br />

das Ausstellungsareal jedoch über die gesamte Stadt: Staaten, die<br />

keinen Län<strong>der</strong>pavillon besitzen, präsentieren zeitgenössische<br />

künstlerische Strömungen und Trends in unterschiedlichen<br />

künstlerischen Disziplinen, wie Film, Kunst, Musik, Theater,<br />

Tanz und Architektur in zum Teil angemieteten Ausstellungsräumen<br />

o<strong>der</strong> richten Veranstaltungen in mobilen Ausstellungseinheiten<br />

o<strong>der</strong> unter freiem Himmel aus. Den Län<strong>der</strong>präsentationen<br />

übergeordnet befindet sich auf <strong>der</strong> Ausstellungsfläche<br />

im Arsenale, einem 300 m langen historischen Werftgebäude,<br />

eine von <strong>der</strong> Biennaledirektion kuratierte Themenausstellung.<br />

Das Thema – angelehnt an aktuelle Debatten in Fachkreisen<br />

– wirft Fragestellungen des aktuellen Themendiskurses auf und<br />

dient gleichzeitig als Grundlage für die Gestaltung <strong>der</strong> Landesbeiträge.<br />

So wurde Cities, Society and Architecture zum Thema<br />

<strong>der</strong> von Richard Burdett kuratierten Architekturbiennale 2006<br />

Die sich mit <strong>der</strong> Kunstbiennale abwechselnde Architekturbiennale<br />

entstand Anfang <strong>der</strong> 1980er Jahre und ist eine <strong>der</strong> jüngsten<br />

Disziplinen <strong>der</strong> Biennale. Seit ihrer Gründung nimmt sie eine<br />

Vorreiterstellung auf dem Gebiet von internationalen Architekturausstellungen<br />

ein und zieht jährlich 130.000 Besucher an.<br />

65


66 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

118 119<br />

118 Deutsches Auswahlverfahren für den Län<strong>der</strong>beitrag<br />

119 Französischer Pavillon<br />

| Wie wird Architektur vermittelt?<br />

Die Architekturbiennale von Venedig versteht sich als ein freies<br />

Forum für Fachkundige und Laien internationaler Herkunft.<br />

Alle zwei Jahre werden die Län<strong>der</strong> dazu aufgerufen, einen englischsprachigen<br />

Beitrag zum Motto <strong>der</strong> Biennale einzureichen.<br />

Darüber hinaus werden die besten Beiträge zum Ende <strong>der</strong> Biennale<br />

prämiert. Das Motto wird von einem internationalen<br />

Komitee bestimmt, das von <strong>der</strong> Biennaleleitung ernannt wird.<br />

Nach Bekanntgabe des Mottos werden innerhalb <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

Wettbewerbe zu dessen Umsetzung ausgelobt. In Deutschland<br />

ist das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BmVBS) Auslober. In Frankreich wird die Aufgabe vom<br />

Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (Ministre des Affaires<br />

étrangères) in Kooperation mit dem Kulturministerium<br />

(Ministre de la Culture et de la Communication) übernommen.<br />

Da die für Auslobung und Auswahl zuständigen <strong>Institutionen</strong><br />

<strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> sehr verschieden sind, unterscheiden sich<br />

die Interpretationen des Mottos von Land zu Land stark voneinan<strong>der</strong><br />

(Abb. 118).<br />

Das BmVBS wählt eine Auswahlkommission, die den Entscheidungsträger<br />

– den Minister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

– berät und einen Wettbewerbsgewinner empfiehlt. Diese<br />

Jury bestand 2006 unter Vorsitz von Kristin Feireiss (Aedes,<br />

Berlin) aus Kerstin Gust (Architekturzentrum Wien), Max<br />

Hollein (Schirn Kunsthalle Frankfurt), Kaspar Kraemer (Bund<br />

Deutscher Architekten BDA), Niklas Maak (FAZ), Arno Sighard<br />

Schmid (Bundesarchitektenkammer), Peter-Klaus Schuster<br />

(Staatliche Museen Berlin), Hans-Georg Wagner (Bund Deutscher<br />

Baumeister) und <strong>der</strong> Generalkommissarin des deutschen<br />

Beitrages 2004, Francesca Ferguson. Die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Jury soll ein Querschnitt durch architekturschaffende und<br />

-vermittelnde <strong>Institutionen</strong> in Deutschland wi<strong>der</strong>spiegeln. Die<br />

Jurymitglie<strong>der</strong> aus Fach- und Fachjournalistenkreisen stehen<br />

dem Entscheidungsträger mit kompetenter Beratung zur Seite<br />

und begleiten die Biennale am Rande.<br />

Ab 2008 soll diese Aufgabe die Bundesstiftung für Baukultur<br />

übernehmen. Das ist ein Schritt, um die Auswahl eines Län<strong>der</strong>beitrages<br />

umweglos an spezialisierte Fachkräfte zu übergeben.<br />

Dadurch werden sich in Zukunft diese Spezialisten <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

eingehen<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Vermittlung in einem<br />

internationalen Kontext beschäftigen.<br />

Um sich am internationalen Architekturdiskurs und Austausch<br />

zu beteiligen und aus Interesse an <strong>der</strong> konstruktiven Kontroverse<br />

ist die Bereitschaft <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> groß, einen repräsentativen<br />

Beitrag zu leisten. Es ist vor allem die Vielzahl <strong>der</strong> teilnehmenden<br />

Län<strong>der</strong> und die Mannigfaltigkeit des Publikums,<br />

welche die ausgesprochen unterschiedlichen <strong>Architekturvermittlung</strong>sstrategien<br />

generieren. Die Konzepte <strong>der</strong> Vermittlung<br />

von Architektur sind zum Teil aus Architekturmuseen und -<br />

ausstellungen bekannt, aber auch an<strong>der</strong>sartige, interaktive o<strong>der</strong><br />

intuitive Ansätze werden verfolgt. Ein wesentliches Ziel dabei<br />

ist, sich von den an<strong>der</strong>en Beiträgen abzuheben, aber auch, Architektur<br />

zu zeigen und zu erklären, Interesse und Verständnis<br />

zu wecken, den Besucher an fachspezifische Themen heranzuführen,<br />

ihn am Architekturdiskurs zu beteiligen und gleichzeitig<br />

ein fachgerechtes Diskussionsniveau beizubehalten und<br />

natürlich auch den Austausch aller Beteiligten zu för<strong>der</strong>n. Die<br />

Beiträge unterscheiden sich stark in den Herangehensweisen<br />

an gleiche Problemstellungen.<br />

Im vergangenen Jahr reichte das Spektrum von interaktiven<br />

über rein didaktische bis hin zu aufwendig kuratierten Beiträgen,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> theoretischen und praktischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

mit dem Biennalethema Cities, Society and<br />

Architecture entstanden sind.<br />

Im französische Pavillon wurde gewohnt, gekocht, geschlafen,<br />

geputzt, gestritten und vor allem aber miteinan<strong>der</strong> gelebt. Mit<br />

dem Slogan „It is what it is!“ warb man und eine „Echtzeit-<br />

Wohngemeinschaft zum Anschauen und Mitmachen“ wurde<br />

zur Ausstellung selbst, welche die scheinbar banalen Eigen-


120 122<br />

120 Haupthalle des deutschen Pavillons<br />

121, 122 Zwei <strong>der</strong> vorgestellten Projekte im deutschen Pavillon (Badeschiff, Der Berg, beide in Berlin)<br />

heiten des Miteinan<strong>der</strong>wohnens und -lebens illustrierte (Abb.<br />

119). Dabei richtete sich <strong>der</strong> Beitrag an nahezu alle Besucher:<br />

Hauptbestandteil war eine Jugendherberge im Pavillon, die mit<br />

Schlafmöglichkeiten, Gemeinschaftsküche und Sauna Besucher<br />

einlud, dort zu wohnen und somit selbst zum Exponat zu<br />

werden. In den Pavillon wurde ein Gerüst hineingebaut über<br />

den ein Pfad für Besucher verlief, sodass sie beim Durchschreiten<br />

Einblicke in die Wohngemeinschaft bekommen konnten.<br />

Patrick Bouchain, Kurator des französischen Pavillons, und die<br />

Künstlergruppe EXYZT verstanden ihren Beitrag als alternative<br />

Herangehensweise, Architektur zu zeigen.<br />

Die Aussage des österreichischen Biennalebeitrages, <strong>der</strong> von<br />

Wolf D. Prix kuratiert wurde, spielte mit dem Thema Form,<br />

Raum und Netzwerk als den Bausteinen <strong>der</strong> Stadt. Es wurde<br />

eine Reihe von Architekturprojekten gezeigt, die auf den österreichischen<br />

Architekturdiskurs verweisen und den Themen<br />

Stadt, Form, Raum und Netz zugeordnet waren. Gleichzeitig<br />

versuchte man, ein kennzeichnendes Landesprofil <strong>der</strong> eigenen<br />

Architektur und Architekten zu zeichnen.<br />

Mithilfe eines Subthemas arbeiteten Gruentuch und Ernst<br />

Architekten, die Generalkommissare des deutschen Beitrages<br />

Convertible City. Sie illustrierten die aktuelle Architekturdebatte<br />

mit zahlreichen deutschen Projekten zum Motto <strong>der</strong> 10. Internationalen<br />

Architekturbiennale in Venedig. Die Ausstellung<br />

untersucht europäische Städte als Orte vielschichtiger Überlagerung<br />

sozialer, geographischer, politischer, demographischer,<br />

kultureller und ökonomischer Transformationsprozesse. Laut<br />

Gruentuch und Ernst Architekten ist „die europäische Stadt<br />

[…] im Gegensatz zu den rasant wachsenden neuen Metropolen<br />

im asiatischen und lateinamerikanischen Raum in ihrer Gestalt<br />

noch immer wesentlich durch Tradition und Historie bestimmt.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung an Architektur und Städtebau<br />

in Deutschland liegt – angesichts <strong>der</strong> Umstrukturierung <strong>der</strong> Industriegesellschaft,<br />

dem aktuellen, demografischen Wandel und<br />

einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft – im Umgang mit<br />

121<br />

II - <strong>Architekturvermittlung</strong> in Dresden<br />

bereits existierenden Strukturen im urbanen Raum […]“ 1<br />

Convertible City – Formen <strong>der</strong> Verdichtung und Entgrenzung<br />

präsentierte vom 10. September bis zum 19. November 2006<br />

rund 30 Projekte, die in ihrem Selbstverständnis den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

einer sich verän<strong>der</strong>nden Gesellschaft und Kulturlandschaft<br />

durch Umnutzung, Wandel und Neubespielung gerecht<br />

werden (Abb. 121, 122). Es wurden realisierte sowie nicht realisierte<br />

Arbeiten von bekannten und weniger bekannten Architekten,<br />

Stadtplanern, Landschaftsarchitekten und Künstlern<br />

vorgestellt. Sie gaben den Ausstellungsbesuchern einen<br />

Einblick in die Vielfalt kreativen Schaffens im urbanen Raum<br />

in Deutschland. Über das Kuratorium <strong>der</strong> Ausstellung hinaus<br />

durchzog das Thema <strong>der</strong> „konvertierbaren Stadt“ die Gestaltung<br />

des Pavillongebäudes selbst. In Zusammenarbeit mit Kristin<br />

Feireiss, Grün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Galerie Aedes Berlin, versahen die<br />

Architekten das neoklassizistische Gebäude mit einer auf das<br />

Dach des Pavillons führenden Treppenkonstruktion. „Mit einer<br />

aufgesetzten Altana – einem typisch venezianischen Architekturelement<br />

- wird die erhöhte Lage des deutschen Pavillons genutzt<br />

und als Aussichtsplattform und Treffpunkt angeboten. Die Treppe<br />

als bauliche Ergänzung aktiviert die bestehende Dachfläche als<br />

einen neuen Aufenthaltsort mit überraschenden Perspektiven.“ 2<br />

Die großformatigen Abbildungen im Innenraum verwandelten<br />

den deutschen Pavillon in einen Schauplatz städtischer Vitalität<br />

und architektonischer Vielfalt. Stadt wurde als inspirierendes<br />

Feld von Möglichkeiten inszeniert (Abb. 120).<br />

Im Kontrast zur Belebtheit <strong>der</strong> Haupthalle boten die Seitenflügel<br />

eine ruhige und einladende Atmosphäre zur konzentrierten<br />

Beschäftigung mit den ausgewählten Projekten. Der deutsche<br />

Pavillon diente dabei nicht nur als Hülle, als Container <strong>der</strong> Exponate,<br />

son<strong>der</strong>n wurde für die Dauer <strong>der</strong> Biennale selbst zum<br />

Exponat. Die Überlagerung des historischen Gebäudes mit <strong>der</strong><br />

1 http://www.convertiblecity.de/konzept.html, Stand: 13.10.2007<br />

2 www.architekturbiennale.de/CONVERTIBLE%20CITY_deutsch_<br />

aktuell.pdf, Stand: 13.10.2007<br />

67


68 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

123 Ausstellungsbegleitende Publikation, Verlag archplus<br />

temporären, aufgesetzten Struktur war weiterhin sichtbar. Im<br />

Gegensatz zum französischen Beitrag war es Wille <strong>der</strong> Kuratoren,<br />

über das deutsche Architekturgeschehen sowohl in <strong>der</strong><br />

Ausstellung als auch in <strong>der</strong> begleitenden Ausstellungspublikation<br />

zu berichten und zu informieren. Die Schwerpunktsetzung<br />

auf ein zukunftgerichtetes Thema bildete ein sortiertes Ressort<br />

an Informationen und eine vielschichtige Diskussionsgrundlage.<br />

Als Katalog zur Ausstellung erschien eine Ausgabe <strong>der</strong> Architekturzeitschrift<br />

archplus (Abb. 123).<br />

Mit den Gesprächen und Beiträgen von Autoren ganz unterschiedlicher<br />

fachlicher Herkunft (Stephan Becker, Regina Bittner,<br />

Gernot Böhme, Friedrich von Borries, Matthias Böttger,<br />

Kees Christiaanse, Lukas Feireiss, Andreas Feldtkeller, Massimiliano<br />

Gioni, Susanne Hauser, Susanne Jaschko, Gert Kähler,<br />

Claus Käpplinger, Dieter Läpple, Anh-Linh Ngo, Horst Opaschowski,<br />

Horst Rittel, Adriano Sack, Saskia Sassen, Joachim<br />

Sauter, Thomas Schregenberger, Melvin Weber, Wim Wen<strong>der</strong>s)<br />

waren die Redakteure bestrebt, ein breites Spektrum an Umgangsformen<br />

und Ebenen <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

Phänomen Stadt in <strong>der</strong> Publikation anzubieten. Dies spiegelte<br />

die Haltung <strong>der</strong> Kuratoren wi<strong>der</strong>, weshalb sich die Redaktion<br />

genauso bemühte, verständliche und eingängige Essays und Interviews<br />

zu Themen wie Tanz/Theater, Kunst, Film, Sport und<br />

Mode, aber auch wissenschaftlich anspruchsvolle Themenbeiträge<br />

zu liefern. Die Interviewpartner waren vom Redaktionsleiter<br />

Lukas Feireiss ausgewählt und wurden direkt angesprochen.<br />

Einige Gespräche wurden vor Ort geführt, an<strong>der</strong>e per<br />

e-Mail, weitere existierten bereits und wurden redigiert, um sie<br />

für den Leser in einer Publikation zu bündeln. Dieses Bündeln<br />

und in Zusammenhang stellen von Informationen gehörte aufgrund<br />

<strong>der</strong> generellen Informationsfülle auf <strong>der</strong> Architekturbiennale<br />

zu einem wichtigem Bestandteil <strong>der</strong> Arbeit Architektur<br />

vermitteln<strong>der</strong> <strong>Institutionen</strong>. Das Internet hat sich vor allem als<br />

ein geeignetes Medium behauptet und begleitet Architekturinteressierte<br />

in aller Welt bei dem Spaziergang auf <strong>der</strong> Biennale<br />

und von <strong>der</strong> virtuellen Biennale Basis www.labiennale.org zu<br />

den einzelnen Län<strong>der</strong>beiträgen. Die unzähligen Diskussionsforen,<br />

Blogs, Webcams, Videobeiträge und die Internetpräsenz<br />

<strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> bieten eine außerordentliche Fülle an<br />

Informationen und ein Forum für all jene, die den Weg nach<br />

Venedig nicht auf sich nehmen können.<br />

Die Mentalität dieser beson<strong>der</strong>en Art von <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

– via Internet, vor Ort, in Schrift, Bild und Modell – und<br />

das Gesamtkonzept <strong>der</strong> Architekturausstellung bewegen sich<br />

auf einem enormen Feld zwischen Fachausstellung und Unterhaltung.<br />

Längst ist die Architekturbiennale keine Fachmesse<br />

mehr, son<strong>der</strong>n stellt auch im Veranstaltungskalen<strong>der</strong> Venedigs<br />

ein jährliches Event mit weltweiter Anerkennung dar.


124 Bahaus-Archiv<br />

BAUHAUS-ARCHIV / MUSEUM FÜR<br />

GESTALTUNG<br />

Christian Kupsch & Kornelia Pachen<br />

Das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung,<br />

das 1960 von Hans Maria Wingler<br />

gegründet wurde, widmet sich <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

Schule für Design, Architektur<br />

und Kunst des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts – dem<br />

Bauhaus.<br />

Um das 1971 von Darmstadt nach Berlin<br />

umgezogene Bauhaus-Archiv in angemessener<br />

Form unterzubringen, entschied<br />

man sich für den Entwurf seines zwei Jahre<br />

zuvor verstorbenen Grün<strong>der</strong>s und ersten<br />

Direktors Walter Gropius, <strong>der</strong> 1964 ursprünglich<br />

für den Nordhang <strong>der</strong> Darmstädter<br />

Rosenhöhe entstanden war. Der<br />

ehemalige Gropius-Mitarbeiter Alexan<strong>der</strong><br />

Cvijanovic modifizierte und verän<strong>der</strong>te<br />

den Entwurf für den Berliner Standort.<br />

Beispielsweise ist die den Baukörper zerschneidende<br />

Rampe eine Zutat von Cvijanovic<br />

(Abb. 124).<br />

Der Verein Bauhaus-Archiv erhielt mit <strong>der</strong><br />

Fertigstellung des Bauwerks im Dezember<br />

1979 ein angemessenes Umfeld. Zwischen<br />

<strong>der</strong> neuen Parteizentrale <strong>der</strong> CDU<br />

und dem Grand Hotel Esplanade, direkt<br />

am Landwehrkanal und in unmittelbarer<br />

Nähe zum Lützowplatz liegt das durch<br />

seine eigenwillige Gestaltung auffallende<br />

Gebäude.<br />

II - Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung<br />

Seit 1997 steht das Gebäude des Bauhaus-Archivs unter Denkmalschutz.<br />

Aufgabe des Archivs ist es, die Hinterlassenschaft einer <strong>der</strong><br />

bedeutendsten Kunsthochschulen des 20. Jh. zu sammeln,<br />

wissenschaftlich zu bearbeiten und <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

Die Sammlung Bauhaus zeigt Beispiele aus allen Arbeitsbereichen<br />

<strong>der</strong> Schule. Die mindestens vier großen internationalen<br />

Son<strong>der</strong>ausstellungen im Jahr sind historischen und<br />

aktuellen Themen aus Architektur und Design gewidmet. Die<br />

Ausstellungen werden von Katalogen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Publikationen<br />

begleitet.<br />

Hinzu kommt eine Vielzahl an weiteren Aktivitäten, die das<br />

Bauhaus-Archiv anbietet, wie z.B. Vorträge, Workshops, Ausstellungen<br />

im Skulpturenhof, aber auch Lesungen, Konzerte<br />

und Feste in den Museumsräumen.<br />

Die Institution Bauhaus-Archiv untersucht die Anfänge, Arbeitsweisen,<br />

Folgen und Wirkungen des historischen Bauhauses<br />

und kann nach über vierzigjährigem Bestehen die größte<br />

Bauhaussammlung ihr Eigen nennen. Mit <strong>der</strong> Sammlung<br />

soll die lebendige Weiterwirkung <strong>der</strong> Bauhausidee dokumentiert<br />

werden.<br />

Das Bauhaus-Archiv ist ein eingetragener Verein und wird<br />

durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />

geför<strong>der</strong>t. Außerdem erhält es Zuwendungen vom Land Berlin.<br />

Die Einnahmen fließen in den eigenen Haushalt und müssen<br />

nicht an das Land abgeführt werden. Darüber hinaus unterstützen<br />

die Zuwendungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> und Spenden die Arbeit<br />

des Museums maßgeblich.<br />

69


70 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

125 126<br />

127<br />

125 Grundriss OG und EG<br />

126 Karl Jacob Jucker & Wilhelm Wagenfeld, Tischlampe aus Metall und Glas, 1923<br />

127 Marcel Breuer, Holz-Lattenstuhl, zweite Ausführung, 1923, Ahorn gebeizt mit Rosshaarbespannung<br />

Die Standort- und Imageinitiative „Deutschland – Land <strong>der</strong><br />

Ideen“ prämierte die Einrichtung im Rahmen <strong>der</strong> Reihe „365<br />

Orte im Land <strong>der</strong> Ideen“ als einen Ausgewählten Ort 2006.<br />

| Das Gebäude<br />

Was genau macht die Auffälligkeit des Bauwerks aus? Die Silhouette<br />

<strong>der</strong> halbrunden Sheddächer, die wie vereinfacht dargestellte<br />

Wellen erscheinen, bestimmt die Gesamtwirkung des in<br />

sachlichem Weiß gehaltenen Bauwerks. Die Sheddächer sind<br />

zugleich Blickfang und durch Jalousien regulierbare natürliche<br />

Belichtungsquellen des Museumsinneren.<br />

Das Bauhaus-Archiv besteht aus zwei zueinan<strong>der</strong> versetzten<br />

Baukörpern, zwischen denen <strong>der</strong> Besucher auf Höhe des Obergeschosses<br />

über einen Steg hindurchgeführt wird. Der Steg<br />

geht außen in eine Rampe über, die in einer gegenläufigen Bewegung<br />

zum eigentlichen Eingang im Erdgeschoss führt.<br />

Der Eingangsbereich, <strong>der</strong> die Information und den Bauhaus-<br />

Shop beherbergt, dient als Bindeglied zwischen den beiden<br />

Baukörpern und den in ihnen befindlichen Ausstellungsräumen.<br />

Die offene Gestaltung dieses Bereiches stellt eine direkte<br />

Blickbeziehung zwischen den zwei großen Ausstellungsräumen<br />

her. Durch den zentral gelegenen Eingangsbereich ist <strong>der</strong> Besucher<br />

nicht gezwungen, einem festgelegten Rundgang zu folgen.<br />

Im Inneren <strong>der</strong> Ausstellungshalle ergeben sich durch Rampen<br />

sowie Treppen und Podeste unterschiedliche Ebenen.<br />

Ein angrenzen<strong>der</strong> Flur führt zum hinteren Teil des Gebäudes,<br />

wo sich die Cafeteria, ein Vortragsraum und die Erschließung<br />

zum ersten Obergeschoss befinden (Abb. 125).<br />

Direkt über <strong>der</strong> Cafeteria liegen die Bibliothek und das Archiv.<br />

Die übrigen Räumlichkeiten des Obergeschosses dienen <strong>der</strong><br />

Verwaltung.<br />

| Das Archiv<br />

Das Archiv beinhaltet die Sammlungen, welche die Geschichte<br />

des Bauhauses <strong>der</strong> Jahre 1919- 1933 dokumentieren. Diese umfassen<br />

die Bereiche Kunst, Werkstätten, Architektur, Fotografie<br />

und Dokumente. Des Weiteren befindet sich hier ein Bildarchiv<br />

mit zurzeit ca. 50.000 Fotos, mehr als 1.500 Ektachrome<br />

und circa 4.000 Fotos zum Werk und zur Person von Walter<br />

Gropius. Der Bestand des Bildarchivs schließt Portraitfotos,<br />

Aufnahmen von Arbeiten aus Unterricht und Werkstätten, von<br />

Architektur und Design des Bauhauses und verwandter Richtungen<br />

und Aufnahmen <strong>der</strong> Sammlungsgegenstände des Bauhauses<br />

ein. Außerdem sind Dokumente über den Bauhausalltag,<br />

zu den Ateliers und Bauhausfesten, zur Bauhausbühne und<br />

zur Architektur und zum Ausstellungsdesign <strong>der</strong> 20er Jahre<br />

sowie zum Bauhausnachfolger, dem New Bauhaus vorhanden.<br />

Der Bestand an Kunstwerken umfasst mehr als 8.500 Blätter,<br />

unter an<strong>der</strong>em Zeichnungen, Plastiken und Gemälde von<br />

Meistern und Schülern des Bauhauses von vor und nach <strong>der</strong><br />

Bauhauszeit. Zu den in den Werkstätten entstandenen Objekten<br />

gehören Produkte aus allen Werkstätten und Entwicklungsphasen.<br />

Es handelt sich um handwerklich hergestellte Einzelstücke<br />

und Prototypen, Beispiele aus industrieller Serienfertigung wie<br />

z. B. Möbel, Lampen, Metallarbeiten, Keramik, Arbeiten aus<br />

Textilwerkstätten und Stoffproben (Abb. 126, 127).<br />

Zum Bereich <strong>der</strong> Architektursammlung gehören etwa 8.000<br />

Blätter, eine kleine aber hochwertige Auswahl <strong>der</strong> Arbeiten<br />

von Walter Gropius, ein Einzelbestand des Fagus Werksarchiv<br />

mit 700 Pausen, eine umfangreiche Fotodokumentation und<br />

eine Reihe von Architekturmodellen mit dem prominentesten<br />

Stück, dem Modell des Bauhauses in Dessau von 1925.<br />

Die Fotografiesammlung beinhaltet insgesamt 5.000 Abzüge<br />

von 117 Fotokünstlern des Bauhauses, 1.500 Originalnegative<br />

von Lucia Moholy, Herbert Schürmann und Eugen Batz und<br />

etwa 500 Fotos zum New Bauhaus, eine in Europa einmalige<br />

Kollektion.


128 129<br />

128 Walter Gropius, Manifest und Programm des Bauhauses mit dem Titelholzschnitt von Lyonel Feininger, 1919<br />

129 Homepage des Bauhaus-Archivs www.bauhaus.de<br />

Der Dokumentenbestand schließt mehr als 3.000 Akteneinheiten,<br />

Publikationen des Bauhauses sowie eine Sammlung von<br />

Firmenschriften und Verkaufskatalogen aus den 20er und 30er<br />

Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts von über 500 Lehrern und Studierenden<br />

ein (Abb. 128).<br />

In das Archiv ist eine Bibliothek eingeglie<strong>der</strong>t, die 22.000 Bände<br />

beherbergt. Die öffentliche Spezialbibliothek dokumentiert<br />

insbeson<strong>der</strong>e Kunst, Architektur, Fotografie und Design <strong>der</strong><br />

20er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

| Ausstellungen<br />

Den größten Raum des Bauhaus-Archiv nimmt eine ständige<br />

Ausstellung ein, die Bauhausausstellung des Bauhauses Dessau,<br />

Weimar und Berlin <strong>der</strong> Jahre 1919-1933. Gezeigt wird das<br />

gesamte Spektrum <strong>der</strong> im Bauhaus entstandenen Werke wie<br />

beispielsweise Architektur, Möbel, Keramik, Metall, Fotografie,<br />

Bühne, Vorkursarbeiten und Werke berühmter Lehrer.<br />

Zusätzlich zu <strong>der</strong> dauerhaften Hauptausstellung sind kleinere<br />

Son<strong>der</strong>bereiche für temporäre Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

vorhanden. So kann zum Beispiel <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Cafeteria<br />

neben <strong>der</strong> Bewirtung auch zu Veranstaltungszwecken<br />

genutzt werden.<br />

Eine <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ausstellungen war Ende 2006 die SANAA (Sejima<br />

and Nishizawa Associated Architects) Ausstellung. Sie befasste<br />

sich mit <strong>der</strong> Gebäudeerweiterung des Bauhaus-Archivs<br />

und mit den bisherigen Arbeiten <strong>der</strong> Architekten Kazuyo Sejima<br />

und Ryue Nishizawa. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit erregten<br />

sie durch weltweit spektakuläre Bauten – vor allem Museen<br />

– und durch den Gewinn des Wettbewerbs für die Dependance<br />

des Louvre im Jahre 2005.<br />

Die voraussichtlich 2010 fertig gestellte bauliche Erweiterung<br />

des Archivs wird nicht nur aus zusätzlichen Baukörpern bestehen,<br />

son<strong>der</strong>n auch einige kleinere Verän<strong>der</strong>ungen am ursprünglichen<br />

Gebäude einbeziehen.<br />

II - Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung<br />

Das Museum hat jährlich 70.000-80.000 Besucher, darunter<br />

vorwiegend junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren und<br />

Schüler und Studierende aus allen Teilen <strong>der</strong> Welt.<br />

Das ganzjährig geöffnete Museum (Mittwoch-Freitag von<br />

10-17 Uhr, dienstags geschlossen außer feiertags) bietet Führungen<br />

für Gruppen bis zu 20 Personen an. Für Einzelbesucher<br />

gibt es einen mehrsprachigen Audioguide.<br />

| Internetauftritt www.bauhaus.de<br />

Die Homepage des Bauhaus-Archivs ist sehr umfangreich. Man<br />

kann hier sowohl allgemeine Informationen wie Öffnungszeiten,<br />

Inhalte, Ansprechpartner usw. als auch die Geschichte<br />

des Bauhaus-Archivs nachlesen. Es werden neue Ausstellungen<br />

angekündigt und die verschiedenen Facetten <strong>der</strong> Sammlungen<br />

gezeigt. Die Mitglie<strong>der</strong> des Bauhaus-Archiv können sich in<br />

einem Forum austauschen und werden über Aktivitäten und<br />

Son<strong>der</strong>veranstaltungen informiert.<br />

Das Bauhaus-Archiv nutzt damit die Chance, sich mit Hilfe des<br />

Internets weltweit zu präsentieren (Abb. 129).<br />

| Zukunft<br />

Das Haus war schon bei seiner Eröffnung zu klein. Viele Exponate<br />

können dem Besucher nicht gezeigt werden, weil es an<br />

Ausstellungsräumen fehlt.<br />

Ein Teil des Museumsshops, wo Veröffentlichungen des Bauhaus-Archiv<br />

zum Verkauf angeboten werden, liegt an dem<br />

Flur zu den Veranstaltungsräumen und Toiletten. Der Ort mit<br />

hohem Durchgangsverkehr lädt nicht zum Verweilen und Betrachten<br />

<strong>der</strong> Bücher ein.<br />

Um einen zeitgemäßen Museums- und Archivbetrieb auch für<br />

die Zukunft zu gewährleisten, muss das Bauhaus-Archiv erweitert<br />

werden, denn weitaus mehr Besucher kommen jährlich zu<br />

den Ausstellungen als ursprünglich angenommen.<br />

71


72 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

130<br />

131 132<br />

130 Investorenbau an <strong>der</strong> Klingelhöferstraße<br />

131 Pavillon von HOCHTIEF<br />

132 Modell <strong>der</strong> Erweiterung<br />

Das Bauhaus-Archiv Berlin / Museum für Gestaltung strebt bis<br />

zum Jahr 2010, anlässlich des 50. Jahrestags seiner Gründung<br />

1960, eine Erweiterung auf dem Gelände am Landwehrkanal<br />

an. Dafür wurde ein eingeladener kooperativer Wettbewerb<br />

ausgelobt. Das Architekturbüro SANAA ging daraus 2005 als<br />

Sieger von sechs eingeladenen, international tätigen Architekturbüros<br />

hervor (Diener & Diener, Basel; Nägeli Architekten,<br />

Berlin; SANAA, Tokio; Sauerbruch & Hutton, Berlin; UN<br />

Studio, Amsterdam; Volker Staab, Berlin). Die Entwürfe von<br />

Diener & Diener wie auch von Sauerbruch & Hutton wurden<br />

jeweils mit einem dritten Preis ausgezeichnet. Der Wettbewerb<br />

wurde durch eine Spende <strong>der</strong> Daimler Chrysler Immobilien<br />

(DCI) GmbH ermöglicht.<br />

Es gab reges Interesse an dem erstmals gezeigten Modell zur<br />

Erweiterung des Bauhaus-Archivs (Abb. 132). Die Ergebnisse<br />

des Wettbewerbs wurden in einem von <strong>der</strong> Firma HOCHTIEF<br />

gestifteten Pavillon auf dem Grundstück des Bauhaus-Archivs<br />

bis Ende 2006 ausgestellt (Abb. 131).<br />

Der Ort soll frei nach <strong>der</strong> Vision von Walter Gropius wie<strong>der</strong><br />

zum Laboratorium für Architektur und Design werden. Diesem<br />

Leitgedanken folgt das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung<br />

mit <strong>der</strong> Initiative Bauhaus-Archiv Lab 2010, welche in<br />

den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Architektenbüro SA-<br />

NAA das strategische und konzeptionelle Fundament für den<br />

dringend notwendigen Erweiterungsbau legen wird. Es gibt<br />

viel zu tun: Kooperationen und Vernetzungen müssen erweitert<br />

werden, um zielgerecht Sponsorengel<strong>der</strong> zu akquirieren.<br />

Zudem möchten sie einen Investor finden, <strong>der</strong> einen Teil des<br />

Grundstücks an <strong>der</strong> Klingelhöferstraße kauft, bebaut und damit<br />

die Erweiterung des Bauhaus-Archivs mitfinanziert.<br />

Das Projekt schlägt eine bauliche Struktur und eine Strategie<br />

für das Gelände vor, wodurch das existierende Gebäude des<br />

Bauhaus-Archivs im Kern unangetastet und die Grünfläche erhalten<br />

bleibt. Da das Investorengebäude als Solitär ausgebildet<br />

wird, lässt sich <strong>der</strong> Abverkauf des Grundstückteils problemlos<br />

realisieren (Abb. 130). Die Positionierung des Solitärs in seinem<br />

Umfeld ist eine wesentliche Qualität des Entwurfes. Er<br />

komplettiert die bereits vorhandene Struktur, sowohl hinsichtlich<br />

des Bestands – Von-<strong>der</strong>-Heydt-Villa und Bauhaus-Archiv<br />

– als auch hinsichtlich <strong>der</strong> Fortschreibung <strong>der</strong> grünen Insellage<br />

zwischen Von-<strong>der</strong>-Heydt-Straße und Landwehrkanal. Durch<br />

die Separierung von Investorengebäude und Bestandsgebäude<br />

ergeben sich für beide Partner Vorteile.<br />

SANAA schlagen mit diesem Entwurf einen unterirdischen<br />

Bau vor. Oberirdisch ist <strong>der</strong> Erweiterungsbau nur an einigen<br />

wenigen Glasvolumina auszumachen. Dadurch ergeben sich<br />

sowohl natürlich belichtete als auch dunkle und künstlich beleuchtete<br />

Räume mit einer Vielfalt an Möglichkeiten (Abb. 133,<br />

134). Über die unterirdische Anlage <strong>der</strong> Museumserweiterung<br />

fanden kontroverse Diskussionen statt, doch letzthin erkannte<br />

man Potential und Qualitäten <strong>der</strong> damit verknüpften Lichtführung.<br />

Der Abriss <strong>der</strong> Rampe und die Öffnung <strong>der</strong> Gartenanlagen beseitigen<br />

und verän<strong>der</strong>n denkmalgeschützte Gebäudeelemente,<br />

was jedoch durch die neue städtebauliche Einbindung mit <strong>der</strong><br />

Freistellung des Kernbaues gerechtfertigt wird. Der Entwurf erlaubt<br />

dem Bauhaus-Archiv , sein Bestandsgebäude hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Fenstersituation wie<strong>der</strong> zu öffnen und einer neuen Funktion<br />

zuzuführen. Ferner werden die Eingänge des Museums<br />

eindeutiger.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Museumskonzeption lobte die Jury die Qualität<br />

des Rundgangs und die funktionale Anbindung an die vorhandenen<br />

Magazinräume. Es entstehen sowohl große und teilbare<br />

Räume sowie kleinteilige Galerien, die viele unterschiedliche<br />

Bespielungen zulassen.<br />

Durch den Abbruch <strong>der</strong> vorhandenen Rampe ist die Halle nicht<br />

nur Eingangsbereich, son<strong>der</strong>n wird <strong>der</strong> zentrale Ort des Gesamtensembles.<br />

Die neuen Eingangspavillons sind als separate<br />

Baukörper auf <strong>der</strong> Freifläche zum Landwehrkanal orientiert.<br />

Zu diesen Vorhaben und <strong>der</strong> baulichen und inhaltlichen Aus-


133 134<br />

133 Innenraum des Entwurfs von SANAA<br />

134 Neue Cafeteria am Landwehrkanal<br />

richtung des Archivs wurde die Broschüre Bauhaus-Archiv Lab<br />

2010, Workbook 1 erstellt, die man an <strong>der</strong> Museumskasse zum<br />

Preis von 3,50 Euro erwerben kann.<br />

| Fazit<br />

Die Fortführung von Walter Gropius formuliertem Gedanken,<br />

Kunst und Technik miteinan<strong>der</strong> zu vereinen, gelingt dem<br />

Bauhaus-Archiv in seinen vielen thematischen Ausstellungen<br />

auf zeitgemäße Weise. Mit <strong>der</strong> Neuauflage historischer Bauhausprodukte,<br />

die im Museums-Shop verkauft werden und die<br />

Kosten für die eigenen Publikationen decken, belegt <strong>der</strong> Verein<br />

seine Geschäftigkeit.<br />

Das Gebäude des Bauhaus-Archivs ist zu einem Markenzeichen<br />

<strong>der</strong> Stadt Berlin geworden und wird bei stets steigenden Besucherzahlen<br />

überwiegend von einem internationalen Publikum<br />

besucht.<br />

Für den fachkundigen Besucher ist es eine Freude, die Exponate<br />

zu betrachten. Beeindruckend ist das prominenteste Stück<br />

<strong>der</strong> Architektursammlung – das Original des Bauhaus-Modells<br />

aus dem Jahr 1925 von Walter Gropius. Dem Besucher ohne<br />

größeres Vorwissen kann es aber schnell langweilig werden, da<br />

nirgendwo Vorgeschichte und Grundidee des Bauhauses erläutert<br />

werden. Ein Minimum an Information fehlt hier.<br />

In den Ausstellungsräumen findet sich von <strong>der</strong> umfangreichen<br />

Sammlung an Ausstellungsstücken nicht viel wie<strong>der</strong>, was auf<br />

die sehr begrenzte Kapazität des Ausstellungsraums zurückzuführen<br />

ist. Vor allem in diesem Punkt kann man auf eine Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Situation durch die Erweiterung des Gebäudes<br />

hoffen.<br />

Durch die Gebäudeerweiterung kann die bereits sehr gute Besucherbilanz<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre nochmals verbessert werden,<br />

wozu eine quantitativ neue Präsenz <strong>der</strong> Sammlung beitragen<br />

wird, die bisher nur zu 35 Prozent gezeigt werden konnte.<br />

Des Weiteren wird das Bauhaus-Archiv ein eigenes Veranstal-<br />

II - Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung<br />

tungs- und Bildungsprogramm anbieten und seine Wirkung<br />

nach außen deutlich verstärken. Nicht nur dadurch wird das<br />

Bauhaus-Archiv in Zukunft den internationalen Standards<br />

eines mo<strong>der</strong>nen Ausstellungsbetriebs gerecht.<br />

73


74 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

135 Das KAP am Südkai im Rheinauhafen<br />

DAS KAP FORUM ALS<br />

ARCHITEKTURVERMITTLER?<br />

Natascha Jakoplic-Chhetry & Steffi Hennings<br />

Direkt am Rhein in <strong>der</strong> Innenstadt Kölns<br />

macht das KAP am Südkai durch seinen<br />

roten Rücken von weitem auf sich aufmerksam.<br />

Hier passiert etwas, hier lohnt<br />

es, vorbeizukommen.<br />

Wer sich für Architektur interessiert, kennt<br />

das Logo des Forums aus Zeitschriften o<strong>der</strong><br />

dem Internet. Was also ist das KAP Forum?<br />

Kann es einen Betrag zur <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

leisten?<br />

| Das KAP Forum – Kommunikationsplattform<br />

für Architektur,<br />

Technologie und Design<br />

Das Forum im Erdgeschoss des KAPs<br />

am Südkai ist ein Netzwerk architektur-<br />

und designbezogener Unternehmen aus<br />

Deutschland, Österreich und Dänemark.<br />

Sie vertreten „mit ihrer Produktpalette die<br />

gesamte Wertschöpfungskette vom Planen<br />

und Bauen bis zum Einrichten“ 1 , wobei<br />

ihnen <strong>der</strong> hohe Anspruch an Qualität und<br />

Ästhetik gemein ist. Zu den Unternehmen<br />

gehören Alape, BASF, Carpet Concept,<br />

Dornbracht, GIRA, Kvadrat, Silent Gliss,<br />

1 http://www.kap-forum.de/partner/index_<br />

ger.html, Stand 08.03.07<br />

Wilkhahn und Zumtobel Staff. Diese KAP-Partner bilden zusammen<br />

die KAP Community.<br />

Ziel des Forums ist, einerseits den Austausch von Wissen und<br />

Kontakten zu för<strong>der</strong>n, an<strong>der</strong>erseits die Produkte <strong>der</strong> einzelnen<br />

Unternehmen in einem gestalteten Zusammenhang zu zeigen,<br />

was weit mehr als eine Produktschau sein soll. Darüber hinaus<br />

setzt sich das KAP durch ein vielseitig angelegtes Veranstaltungsprogramm<br />

mit aktuellen architekturnahen Themen<br />

auseinan<strong>der</strong>.<br />

Beson<strong>der</strong>s innovativ am Konzept des KAPs ist die enge Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> verschiedenen, sich aber im Hinblick auf<br />

ihr Arbeitsfeld ergänzenden Unternehmen. Im Wettbewerb<br />

müssen sie sich nicht mehr einzeln behaupten, son<strong>der</strong>n können<br />

in vielfältiger Hinsicht auf das Netzwerk <strong>der</strong> Partner zurückgreifen.<br />

Das gilt für den Erhalt <strong>der</strong> Innovationsfähigkeit<br />

durch den Austausch von Wissen über neue Technologien und<br />

Materialien, die Beratung <strong>der</strong> Kunden in einem niveauvollen<br />

Umfeld o<strong>der</strong> die Senkung von Kosten für Schulung und Weiterbildung<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter. Ebenso sinnvoll wie schön anzusehen,<br />

ist die in ihrer Raumwirkung und Funktion aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmte Präsentation <strong>der</strong> Produkte. Dies geschieht sowohl<br />

durch die Ausstattung des KAPs, welche die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Produkte <strong>der</strong> Partner aufzeigt, als auch<br />

in wechselnden Ausstellungen, die sich mit unterschiedlichen<br />

Nutzungsanfor<strong>der</strong>ungen verschiedener Lebens- und Arbeitsentwürfe<br />

auseinan<strong>der</strong> setzen. Auf diese Weise können die Partner<br />

immer wie<strong>der</strong> mit ihren Kunden in Kontakt treten, um im<br />

direkten Dialog Anregungen entgegenzunehmen und Informationen<br />

auszutauschen.


136 Das Forum im KAP am Südkai im Rheinauhafen in Köln<br />

Dieser Dialog bezieht sich jedoch nicht nur auf das Angebot<br />

<strong>der</strong> Partner, son<strong>der</strong>n wird in seiner Dimension viel weiter gefasst,<br />

als es <strong>der</strong> erste Blick nahe legt. Das ganzjährige Veranstaltungsprogramm<br />

macht den Städtebau ebenso zum Thema, wie<br />

die Architektur. Regionale Aufgaben werden gleichermaßen<br />

aufgegriffen, wie internationale, zukunftweisende Entwicklungstendenzen<br />

und Modetrends.<br />

Um das Programm übersichtlicher zu gestalten, wurde es in<br />

fünf Themenbereichen zusammengefasst. Unter dem Begriff<br />

KAP Academy werden einerseits Seminare und Fachvorträge<br />

für die Öffentlichkeit verstanden, an<strong>der</strong>erseits firmeninterne<br />

Schulungen und Weiterbildungen. KAP Talk steht für Vorträge<br />

und Symposien. Diskutiert werden Fragen aus Wirtschaft,<br />

Politik, Kultur und Gesellschaft die einen Bezug zu Architektur<br />

o<strong>der</strong> Design haben. In diesem Rahmen wurden Fragen zur<br />

Bauästhetik und Energieeinsparung o<strong>der</strong> zur Wohnungswirtschaft<br />

in Zeiten des demografischen Wandels erörtert. Darüber<br />

hinaus gibt es die Vortragsreihe Die Zukunft <strong>der</strong> europäischen<br />

Stadt. Das KAP lädt dazu Referenten aus an<strong>der</strong>en europäischen<br />

Städten ein. Gemeinsam mit ihnen werden Lösungen für aktuelle<br />

Probleme so wie neue Entwicklungsmöglichkeiten gesucht.<br />

Die Reihe Pofile und Positionen rückt die Menschen in diesem<br />

Arbeitsumfeld ins Blickfeld. Sie stellt Architekten, Designer und<br />

außergewöhnliche Unternehmerpersönlichkeiten vor. Daniel<br />

Libeskind und Meinhard von Gerkan waren bereits zu Gast.<br />

Einen ganz an<strong>der</strong>en Schwerpunkt weisen die Themenabende<br />

des KISDClub, dem För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong> Köln International School<br />

of Design auf. Unter den Titeln Design+Dine o<strong>der</strong> Design+Sound<br />

wird Design zu den vielfältigsten Themen wie Recht o<strong>der</strong> zu<br />

an<strong>der</strong>en künstlerischen Richtungen in Beziehung gesetzt.<br />

Das KAP bietet viele Gelegenheiten zum Kommunizieren und<br />

Informieren. Dabei tauschen sich nicht nur die KAP-Partner<br />

untereinan<strong>der</strong> aus, son<strong>der</strong>n sie stehen auch in engem Dialog<br />

mit ihren Kunden: Architekten, Investoren, Innenausstattern<br />

und Projektentwicklern.<br />

II - Das KAP-Forum als Architekturvermittler?<br />

Die Idee zur Gründung des KAP Forums entstand in langer<br />

Zusammenarbeit mit Andreas Grosz´ als Unternehmensberater<br />

und Kvadrat, Wilkhan sowie Dornbracht. Mit <strong>der</strong> Primus<br />

Immobilien AG und den Architekten KSP Engel und Zimmermann<br />

wurde schließlich ein Konzept für die Nutzung des<br />

Erdgeschosses entwickelt. Das Büro Andreas Grosz Unternehmenskommunikation<br />

leitet und organisiert das KAP Forum. Es<br />

koordiniert die Verwaltung, die Veranstaltungen und ist vor<br />

Ort präsent. Die Beratungen bezüglich <strong>der</strong> Produkte erfolgen<br />

nach Vereinbarung durch Fachpersonal <strong>der</strong> Partnerunternehmen.<br />

Diese sind auch für die Finanzierung des Forums verantwortlich.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Kosten kann durch Mieteinnahmen von<br />

externen Veranstaltern abgefe<strong>der</strong>t werden. Einnahmen durch<br />

Eintrittsgel<strong>der</strong> werden üblicherweise in Getränke und Büfett<br />

investiert, um auch nach Ende <strong>der</strong> Veranstaltung für ein kommunikatives<br />

Umfeld zu sorgen.<br />

Da <strong>der</strong> Kontext und das architektonische Gewand einer solchen<br />

Initiative von großer Bedeutung sind, folgt im Weiteren<br />

ein kleiner Überblick.<br />

| Europastadt Köln<br />

Die Stadt Köln liegt am Rhein und ist nicht nur einer <strong>der</strong> logistischen<br />

Knotenpunkte Europas und Standort wichtiger Firmen,<br />

wie zum Beispiel Sony, RTL, WDR o<strong>der</strong> Ford, son<strong>der</strong>n auch<br />

Zentrum für Architektur und Design (Abb. 136). Verschiedene<br />

Veranstaltungen, wie <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Architektur, Plan 07 o<strong>der</strong> die<br />

Passagen finden dort regelmäßig statt. Weiterhin ist Köln eine<br />

traditionelle Messestadt und Schauplatz wichtiger Messen, wie<br />

zum Beispiel die Orgatec. Zudem ist Köln einer <strong>der</strong> größten<br />

Hochschulstandorte Europas, so befindet sich dort neben an<strong>der</strong>en<br />

die führende Designschule KISD.<br />

75


76 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

138<br />

137<br />

137 Grundriss des KAPs am Südkai<br />

138 Köln Rheinauhafen<br />

| Köln Rheinauhafen<br />

Das Gebiet Köln Rheinauhafen, in dem auch das KAP liegt, befindet<br />

sich in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt im Anschluss<br />

an den in den 80er Jahren umgestalteten, <strong>der</strong> Altstadt vorgelagerten<br />

Rheingarten (Abb. 138). Von dort erstreckt es sich auf<br />

einer Länge von etwa zwei Kilometern bis in den Bereich <strong>der</strong><br />

Kölner Südstadt. Vor allem <strong>der</strong> Standort wirkt sich positiv auf<br />

Nutzungen im gewerblichen-, kulturellen- und Wohnbereich<br />

aus. Zur Zeit ist <strong>der</strong> Kölner Rheinauhafen das größte städtebauliche<br />

Entwicklungsprojekt Kölns, wobei das Gebiet circa 15<br />

Hektar Bauland umfasst. Bei dem Projekt wird sehr viel Wert<br />

auf die Beibehaltung seines Charakters, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Erhaltung<br />

<strong>der</strong> denkmalgeschützten Gebäude gelegt.<br />

Das Gelände wird mit einer Bruttogrundrissfläche von 235.000<br />

m2 überbaut, die sich in circa 30 Prozent für Wohnen, 45 Prozent<br />

für Büros, Dienstleistungen und Gastronomie und 25<br />

Prozent für Kultur aufteilt. Die mit 1,8 km längste Tiefgarage<br />

Europas bietet dabei Stellplätze für 2.600 Autos. Ein beson<strong>der</strong>es<br />

Highlight werden die drei so genannten Kranhäuser sein,<br />

die in ihrer Erscheinungsform den historischen Lastenkränen<br />

nachempfunden sind. Sie wurden von BRT Architekten Bothe,<br />

Richter und Teherani entworfen und haben eine Höhe von 60<br />

m. Die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) und die Stadt<br />

Köln sind für die Gesamterschließung verantwortlich und sorgen<br />

für ein einheitliches “Gesicht” des Rheinauhafens. So wird<br />

die komplette Oberfläche des Geländes zu einer Fußgängerzone<br />

ausgebaut. Weitere Bauprojekte sind das Bürogebäude Kontor<br />

19 von Gattermann + Schossig Architekten und Generalplaner,<br />

Unicate am Wasser von Silo + ECR, Wohnen am Strom – das<br />

Siebengebierge und rhein3 – Luxus Wohnen Pur von ARGE Esser<br />

+ Hellriegel Architekten. Auch das KAP am Südkai, wo das<br />

KAP Forum seinen Sitz hat, ist Teil des städtebaulichen Entwicklungsgebietes<br />

am Rheinauhafen.<br />

Das KAP am Südkai wurde von KSP Engel und Zimmermann<br />

Architekten geplant und bildet den südlichen Auftakt des Rh-<br />

einauhafens. Ein neuartiges Gebäudekonzept integriert hierbei<br />

Büronutzungen in eine offene Showroom-Landschaft im Erdgeschoss.<br />

Diese ist nicht nur für die dort arbeitenden Menschen<br />

gedacht, son<strong>der</strong>n soll auch Gäste und Besucher sowie die interessierte<br />

Öffentlichkeit einbeziehen.<br />

| Das KAP am Südkai<br />

Das Gebäude hat eine Tiefe von 16,5 m und glie<strong>der</strong>t sich in<br />

„ein zehngeschossiges Hochhaus mit einem weithin sichtbaren<br />

Dachgarten im Süden und einen hieran angrenzenden fünfgeschossigen<br />

Flachbau mit einem Staffelgeschoss.“ 2 Es wird über<br />

drei Zugänge erschlossen. Die Fassade besteht komplett aus<br />

Glas, wobei die innenliegenden Kerne, die farblich abgesetzt<br />

sind, von außen durch die Glasfassade wahrgenommen werden.<br />

Baubeginn des KAP am Südkai war im Juli 2003 und die<br />

Fertigstellung im Oktober 2004 (Abb. 137).<br />

Das KAP Forum hat seinen Sitz im Erdgeschoss des KAP am<br />

Südkai. Die Grundfläche beträgt 1.900 m2 und <strong>der</strong> angeglie<strong>der</strong>te<br />

Gastronomiebereich verfügt über 300 m2. Das Raumkonzept ist<br />

multioptional gestaltet und bietet Platz für die Präsentationen<br />

von Materialien, Produkten, Marken und Unternehmensphilosophien.<br />

Zudem finden regelmäßig messeähnliche sowie kulturell<br />

ambitionierte Veranstaltungen, Ausstellungen und auch<br />

Feste sowie Musikveranstaltungen statt. Das KAP Forum ist<br />

weiterhin kollektiver Showroom, Ort für individuelle Meetings<br />

und Raum für Konferenzen, Verkaufsgespräche, Vortrags- und<br />

Diskussionsveranstaltungen. Im Ganzen verfügt das KAP Forum<br />

über räumliche Kapazitäten für bis zu 200 Personen.<br />

| Raumkonzept des KAP Forums<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Eingangszone Nord befinden sich <strong>der</strong> Empfang,<br />

2 http://www.rheinauhafen-koeln.de/kapamsuedkai, Stand 08.03.07


139 140<br />

139 Collection-Bereich<br />

140 3D-Visitenkarte<br />

die Collection und das Backoffice. Die Collection ist eine Materialbibliothek<br />

<strong>der</strong> einzelnen Unternehmen des KAP Forums<br />

(Abb. 139). Hier finden Verkaufsgespräche in einer entspannten<br />

Atmosphäre statt, wobei Materialien und Prospekte zur<br />

Veranschaulichung bereit liegen. Je<strong>der</strong> KAP-Partner besitzt<br />

Schränke, in denen er Beispielobjekte und Informationsmaterialien<br />

bereithält. So können Interessenten sofort Produktinformationen<br />

erhalten. Zudem gibt es zahlreiche Architektur- und<br />

Designbücher an <strong>der</strong> Bar, die Anregungen zur Gestaltung von<br />

Projekten liefern sollen. Der Sofabereich unterstützt die entspannte<br />

Verkaufsatmosphäre. Ein großer Bildschirm und eine<br />

Bar helfen, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden.<br />

Die Räumlichkeiten stehen allen KAP-Partnern zur Verfügung.<br />

Eine flexible Fläche, die sich an den Sofabereich anglie<strong>der</strong>t, bietet<br />

zusätzlich Platz für Ausstellungen. Diese werden meistens<br />

durch das KAP Forum kuratiert, aber auch Ausstellungen von<br />

Sponsoren werden gezeigt.<br />

Im Backoffice sind sowohl das Büro von Herrn Grosz untergebracht<br />

wie auch kleinere Konferenzräume, die als Rückzugsmöglichkeit<br />

dienen, um Gespräche o<strong>der</strong> Verhandlungen<br />

durchzuführen.<br />

Im mittleren Eingangsbereich des Gebäudes befindet sich die<br />

800 m2 große Convention-Fläche, die in zwei Bereiche unterteilt<br />

ist. Auf <strong>der</strong> ersten finden Events, Treffen und Ausstellungen<br />

statt und <strong>der</strong> zweite Bereich wird für Tagungen, Konferenzen,<br />

Lesungen o<strong>der</strong> Seminare genutzt. Letzter kann mittels Schiebewänden<br />

in Größe und Nutzung variieren. Auf <strong>der</strong> Eventfläche<br />

wird ein Showkubus jedes KAP-Partners – seine 3D Visitenkarte<br />

– ausgestellt, in dem einige Materialien- bzw. Produktbeispiele<br />

gezeigt werden (Abb. 140). So kann sich je<strong>der</strong> KAP-Partner<br />

nochmals individuell präsentieren.<br />

Die Unternehmensevents, die im Convention-Bereich stattfinden,<br />

können einen kulturell, gesellschaftlichen o<strong>der</strong> funktionalen<br />

Hintergrund haben. In letztem Falle dienen diese Veranstaltungen<br />

als produkt- und marketingbezogene Messen o<strong>der</strong><br />

II - Das KAP-Forum als Architekturvermittler?<br />

zur Neueinführungen von Produkten. Auch externe Veranstaltungen<br />

interessanter Partner werden in dem Bereich organisiert.<br />

So fanden zum Beispiel die Veranstaltungen Zukunft <strong>der</strong><br />

Europäischen Stadt o<strong>der</strong> Design+Dine im Convention-Bereich<br />

des KAP Forums statt.<br />

In <strong>der</strong> Eingangzone Süd befindet sich <strong>der</strong> Bistro-, Gastronomie-<br />

und Loungebereich. Da <strong>der</strong> gastronomische Bereich in<br />

verschiedene Flächen und Nutzungen geteilt ist, kann er individuell<br />

und je nach Bedürfnis genutzt werden. Die Gastronomiefläche<br />

wird dabei unabhängig vom KAP Forum betrieben.<br />

Sie kann jedoch für verschiedene Veranstaltungen von diesem<br />

genutzt werden.<br />

Das Innendesign wurde vom Büro Cossmann de Bruyn Innenarchitektur<br />

und Design entworfen und realisiert. Das Büro für<br />

Architektur, Innenarchitektur und Design wurde 2001 gegründet.<br />

Ihr Ziel dabei war die gestalterische Entwicklung einer<br />

eigenständigen Identität des Ortes, in dem die menschlichen<br />

Bedürfnisse stets berücksichtigt werden sollten.<br />

| Zusammenfassung und Beurteilung<br />

Kann das KAP nun zur <strong>Architekturvermittlung</strong> beitragen?<br />

Zur Beantwortung dieser Frage ist klarzustellen, dass sich das<br />

KAP Forum selbst nicht als Architekturvermittler versteht, sich<br />

aber ausdrücklich an Architekturinteressierte und an <strong>der</strong> Architektur<br />

Beteiligte richtet. Es repräsentiert überwiegend den<br />

ökonomischen Charakter, welcher <strong>der</strong> Architektur ebenso innewohnt,<br />

wie <strong>der</strong> ästhetische und gesellschaftliche. Betrachten<br />

man aus dieser Perspektive den Geschäftsbereich, <strong>der</strong> sich mit<br />

den Ausstellungen und Veranstaltungen befasst, stellt sich die<br />

Frage, ob <strong>der</strong> ausgewählte Kreis von Initiatoren nicht auch ausgewählten<br />

Themenbereichen von mehr wirtschaftlichem als<br />

kulturellem Interesse den Vorrang gibt.<br />

Der Grundgedanke <strong>der</strong> Initiative ist ein wirtschaftlicher.<br />

Ausstellungen, wie 24 h Office, in <strong>der</strong> Freizeitträume am Ar-<br />

77


78 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

beitsplatz thematisiert wurden, präsentieren eindeutig Produkte<br />

<strong>der</strong> Partner, auch wenn sie inhaltlich einen Bezug zur<br />

Arbeitsmarktsituation haben. Ebenso stellen an<strong>der</strong>e Vorträge<br />

und Symposien Arbeiten und Produkte von Architekten und<br />

Unternehmern vor. Das KAP möchte dabei die Funktion einer<br />

Kontaktbörse übernehmen. Sie kann natürlich allen Beteiligten<br />

von Vorteil sein, dient aber im Beson<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Positionierung<br />

<strong>der</strong> Partnerunternehmen auf dem Markt. Nicht ohne Grund ist<br />

<strong>der</strong> gesamte Collection-Bereich auf den Verkauf ausgerichtet.<br />

Die Bündelung gemeinsamer Stärken dient <strong>der</strong> Kosteneinsparung,<br />

dem optimierten Einsatz finanzieller Mittel und dem<br />

Transfer von Wissen, Kontakten und Technologien. Unternehmenskommunikation<br />

statt Einzelkämpfertum ist die Strategie.<br />

Das ist recht positiv zu bewerten, weil einige Vorteile darin<br />

stecken, die auch an<strong>der</strong>en Architekturvermittlern von Nutzen<br />

sein könnten. <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

sind nun mal auf Sponsoren und Kontakte angewiesen. Architekten<br />

müssen ihre Produkte ebenso wie Unternehmen in <strong>der</strong><br />

Baubranche vermarkten. Warum sollten sie nicht die ähnliche<br />

Marktposition in Qualitätsstandard und kulturellem Engagement<br />

zur Marktpositionierung und gegenseitigen Unterstützung<br />

nutzen?<br />

Ein Vorteil <strong>der</strong> ökonomischen Bestrebungen des KAPs ist<br />

die Freiheit, sich ein vielseitiges Programmangebot finanziell<br />

leisten zu können. Es sind bereits diverse Beispiele von Architekturvermittlern<br />

vorgestellt worden, <strong>der</strong>en Fortbestand und<br />

inhaltliche Arbeit durch die Knappheit finanzieller Mittel gefährdet<br />

bzw. begrenzt sind.<br />

Mit dem abwechslungsreichen Programmangebot möchte das<br />

KAP „einen kulturellen Beitrag leisten, den gesellschaftlichen<br />

Diskurs zu aktuellen Zeitthemen führen und Lust auf Zukunft<br />

machen.“ 3 Dieser Ansatz ist durchaus als eine spezifische Variante<br />

<strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong> zu verstehen. Entsprechend<br />

3 Bussmann, Johannes: Marke und Kommunikation, S. 41, build, 05/<br />

2004<br />

<strong>der</strong> Theorie wäre sie eine Folge des hohen Konkurrenzdrucks<br />

und Nebenprodukt einer Marketingstrategie. Soll <strong>der</strong> Qualitätsanspruch<br />

ebenso für das Programm, wie für die Produkte<br />

<strong>der</strong> Partner gelten, ist ein hohes Maß an Selbstkontrolle zwischen<br />

den Partnern, Gästen und Vortragenden erfor<strong>der</strong>lich. Je<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> teilhaben möchte, wäre gezwungen, einen gehaltvollen<br />

Betrag zu leisten.<br />

Nicht von <strong>der</strong> Hand zu weisen, ist die Schwierigkeit, diesem<br />

Anspruch zu genügen. Kann jemand, <strong>der</strong> eine Marktposition<br />

vertreten muss, neutral vermitteln und diskutieren?<br />

Von einem Architekturvermittler würden man das erwarten.<br />

Die Frage nach Objektivität bezieht sich in diesem Fall darauf,<br />

wer und nach welchen Kriterien das Programm bestimmt und<br />

auf welche Themen die Schwerpunkte gelegt werden. Dies gilt<br />

nicht nur für die Auswahl <strong>der</strong> selbst organisierten Ausstellungen,<br />

son<strong>der</strong>n auch für die Inhalte <strong>der</strong> Seminare und Vorträge<br />

sowie die Auswahl <strong>der</strong> externen Aussteller und Referenten. Die<br />

Teilnehmer können dies überprüfen, indem sie sich fragen, ob<br />

tatsächlich Konsequenzen aus den Erkenntnissen <strong>der</strong> Symposien<br />

gezogen werden. Ist es Ziel des Dialogs, die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft verstehen zu lernen und Lösungen anzubieten 4<br />

o<strong>der</strong> sollen bereits vorhandene Produkte vermarktet werden?<br />

Än<strong>der</strong>n sich die Produkte o<strong>der</strong> die Werbebanner? Und, weitaus<br />

interessanter, muss man sich den Werten, welche die Partner<br />

vertreten, anschließen o<strong>der</strong> darf man auch unbequeme Fragen<br />

stellen und dennoch dazugehören?<br />

Kann man nach den oben angeführten Argumenten eigentlich<br />

noch von <strong>Architekturvermittlung</strong> sprechen?<br />

Versteht man sie als Sensibilisierung nicht am Bauen beteiligter<br />

Menschen für die gebaute Umwelt, so wird das KAP Forum<br />

diese Anfor<strong>der</strong>ung in den seltensten Fällen erfüllen können. Es<br />

mag vielleicht die Chance geben, jemanden z.B. über das Thema<br />

Energieeffizienz und Architektur zu erreichen, weil es ge-<br />

4 Bussmann, Johannes: Marke und Kommunikation, S. 40, build, 05/<br />

2004


ade eine hohe Präsenz in den Medien hat. Sie ist jedoch recht<br />

gering, da die Diskussionen auf einem hohen theoretischen<br />

Niveau geführt werden. Des Weiteren muss man erst einmal<br />

auf das KAP aufmerksam werden. Geworben wird überwiegend<br />

in architekturbezogenen Medien. Von außen wirkt das<br />

Forum noch recht verschlossen und lässt keine Einladung an<br />

die Öffentlichkeit erkennen, so dass man selten aus Neugierde<br />

„hineinstolpern“ würde. Deswegen scheidet das KAP als ein an<br />

Laien gerichteter Architekturvermittler aus. Problematisch ist<br />

auch die schwierige Unterscheidung von Wissen und Produktinformation.<br />

| Wie sieht also das Fazit aus?<br />

Wer sich aus beruflichen o<strong>der</strong> privaten Gründen bereits für<br />

Architektur interessiert – ob als interessierter Bürger für das<br />

Stadtbild Kölns, als Investor für neue Anfor<strong>der</strong>ungen an die zukünftige<br />

Wohn- und Arbeitswelt o<strong>der</strong> als Privatperson – wird<br />

wohlmöglich durch die <strong>Band</strong>breite an Informationen einen besseren<br />

Zugang zur Architektur finden. Das vielfältige Veranstaltungsprogramm,<br />

aktuelle Ausstellungen – wie Convertible City,<br />

dem deutschen Beitrag zur 10. Architektur-Biennale in Venedig<br />

– sowie die Bemühungen des KAPs um eine Verknüpfung von<br />

Architektur, Design und Technologie, geben genügend Anlass,<br />

sich selbst ein Bild zu machen und sich zum einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Thema weiterzubilden o<strong>der</strong> die eigene Meinung zu überprüfen.<br />

Das Netzwerk <strong>der</strong> Partner pflegt durch das komplexe<br />

und vielseitige Programm Kontakte zu sehr unterschiedlichen<br />

Personen, die Informationen vermitteln und Sichtweisen erweitern<br />

o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>n können.<br />

II - Das KAP-Forum als Architekturvermittler?<br />

79


80 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

141 Fotocollage (Marzia Panai)<br />

ARCHITEKTURVERMITTLUNG DURCH TANZ –<br />

DAS RADIALSYSTEM V<br />

Marzia Panai & Heike Wehrmann-Ernst<br />

| Vorbemerkung - Raum für Visionen<br />

Architektur lässt sich nur von <strong>der</strong> Erfahrung<br />

und unter den Aspekten von Handlung<br />

und Vorstellung begreifen. Tatsächliche<br />

und mögliche Bewegungen erleben<br />

wir in einem Zusammenhang von Raum<br />

und Zeit. Die Permanenz des Raumes und<br />

die Flüchtigkeit <strong>der</strong> Bewegung treffen hier<br />

zusammen. Damit ist die Architektur den<br />

darstellenden Künsten, insbeson<strong>der</strong>e dem<br />

Film und dem Tanz, sehr nahe.<br />

In den Produktionen <strong>der</strong> Berliner Choreographin<br />

und Tänzerin Sasha Waltz spielt<br />

Architektur eine immer größere Rolle.<br />

Dies drückt sich u.a. durch eine unkonventionelle,<br />

interaktive Arbeitsweise <strong>der</strong> Choreographin<br />

sowie in dem Zusammenspiel<br />

von Zuschauer, Tänzer und Raum aus.<br />

Der Weggang aus <strong>der</strong> Schaubühne in Berlin<br />

als Konsequenz ihres Wunsches nach einer<br />

größeren künstlerischen Unabhängigkeit<br />

steht in einem direkten Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> neuen Spielstätte<br />

Radialsystem V. Hier wird nicht in erster<br />

Linie Architektur vermittelt – <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

liegt auf Tanz und Musik – doch<br />

verfügt dieser Ort über eine beson<strong>der</strong>s innovative<br />

Struktur, dass er ein zukünftiges<br />

Forum für die <strong>Architekturvermittlung</strong>,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Begegnung mit allen anverwandten Künsten,<br />

werden kann.<br />

Neben einer Analyse des Standortes und des Gebäudes Radialsystem<br />

V wird am Beispiel von zwei Produktionen <strong>der</strong> ungewöhnlichen<br />

Vermittlung von Architektur in dem Bereich des<br />

zeitgenössischen Tanzes nachgegangen.<br />

| Experimentierlabor für neue Kunstformen<br />

Trotz Schlagzeilen über drohende Schließungen von Theatern<br />

und Kultureinrichtungen in Berlin eröffnete im September 2006<br />

ein neuer Ort, eine frei finanzierte Spiel- und Produktionsstätte.<br />

Hier sollen die Grenzen zwischen den künstlerischen Sparten<br />

laut <strong>der</strong> geschäftsführenden Gesellschafter Jochen Sandig und<br />

Folkert Uhde fließend überwunden werden, um eine Trennung<br />

von ernster und unterhalten<strong>der</strong> Kultur aufzuheben. 1<br />

Berlins Bedeutung als Dienstleistungs- und Kulturstandort<br />

wird zunehmend diskutiert. Der ausgewählte Ort für das Radialsystem<br />

V lässt sich vor dem Hintergrund einer groß angelegten<br />

Standortentwicklung nachvollziehen.<br />

| Der Kontext - Die Initiative mediaspree zur Standortentwicklung<br />

eines Medien- und Dienstleistungszentrums<br />

Hinter dem Begriff mediaspree steht <strong>der</strong> Verein Regionalmanagement<br />

mediaspree e.V., eine Interessengemeinschaft von<br />

1 www.mediaspree.de, Hrg.: Regionalmanagement media spree e.V.,<br />

mobil 02/06, raum körper tanz und medien, radialsystem, fragen, S. 19


142<br />

143<br />

142 Verweis auf die Geschichte des Radialsystems V<br />

143 Szenenbild aus „insideout“<br />

144 Übersichtsplan mediaspree 2<br />

144<br />

Investoren. Unterstützt wird sie durch ein zu 80% aus öffentlichen<br />

Mitteln geför<strong>der</strong>tes PR-Büro, das sich um die Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> Standortentwicklung bemüht.<br />

Das Areal mediaspree befindet sich an <strong>der</strong> ehemaligen Grenze<br />

zwischen Ost- und Westberlin, zwischen den Bezirken Berlin-<br />

Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain zu beiden Seiten <strong>der</strong> Spree<br />

(Abb. 146). Es ist außerdem nah- und fernverkehrstechnisch<br />

ideal zu erreichen (Ostbahnhof). Die Fläche umfasst ca. 180<br />

Hektar und ist von charakterstarken Altbauten, Gewerbehöfen<br />

und Gebäuden mo<strong>der</strong>ner Architektur geprägt.<br />

Auf einer virtuellen Rundfahrt auf <strong>der</strong> Internetseite unter www.<br />

mediaspree.de lassen sich die bereits fertigen, insbeson<strong>der</strong>e jedoch<br />

die projektierten ehrgeizigen Vorhaben namhafter Investorengruppen<br />

und beteiligter Architekturbüros besichtigen.<br />

Hervorzuheben ist hier vor allem das größte Bauvorhaben,<br />

die Arena O2 World <strong>der</strong> Anschutz Entertainment Group, einer<br />

<strong>der</strong> weltweit führenden Veranstalter von Sport- und Unterhaltungsprogrammen.<br />

Auf einer Fläche von 18 Hektar des ehemaligen<br />

Geländes des Ostgüterbahnhofes entsteht zunächst eine<br />

Multi-Funktionsarena. Später soll ein auf unterschiedlichen<br />

Nutzungen basierendes Entertainment-Center entwickelt werden.<br />

Mit einem auf mo<strong>der</strong>nste Kommunikationstechniken abgestimmten<br />

Marketingkonzept sollen in den ersten drei Jahren<br />

mit über 300 Veranstaltungen drei Millionen Besucher erreicht<br />

werden.<br />

Im Wissen darum und aufgrund des Interesses des Bezirks<br />

Friedrichshain-Kreuzberg an <strong>der</strong> Ansiedlung einer kulturellen<br />

Einrichtung, brachte <strong>der</strong> Architekt Gerhard Spangenberg die<br />

TELAMON Vermögensgesellschaft OHG aus Bochum und die<br />

jetzigen Gesellschafter des Radialsystems V an einen Tisch, um<br />

ein gemeinsames Konzept für das alte Pumpenhaus zu entwickeln.<br />

II - <strong>Architekturvermittlung</strong> durch Tanz - Das Radialsystem V<br />

| Der Ort – Das alte und das neue Radialsystem V<br />

Das Abwasserpumpwerk zwischen Spreelauf und Holzmarktstraße<br />

entstand 1880 nach <strong>der</strong> Fertigstellung <strong>der</strong> Kanalisation<br />

im Stralauer Viertel. An dem tief gelegenen Standort an <strong>der</strong><br />

Spree wurden die Abwässer gesammelt und über ein Radialsystem<br />

auf das Rieselfeld nach Falkenberg vor die Stadt gepumpt.<br />

1904 wurde <strong>der</strong> Bau an seiner Ostseite um ein Kessel- und Maschinenhaus<br />

und unmittelbar am Ufer um ein Beamtenwohnhaus<br />

erweitert.<br />

Die im 2. Weltkrieg entstandenen Schäden am älteren Teil <strong>der</strong><br />

Maschinenhalle führten zum Abriss des Gebäuteiles. Dort erhielt<br />

es eine fensterlose ungestaltete Giebelschotte, während die<br />

Zerstörungen im östlichen jüngeren Teil repariert wurden.<br />

Das Abwasserpumpwerk blieb bis in die 90er Jahre in Betrieb.<br />

2000 wurde die Anlage wegen Überalterung durch ein neues<br />

Abwasserpumpwerk in unmittelbarer Nachbarschaft ersetzt.<br />

1990 wurde das alte Pumpwerk unter Denkmalschutz gestellt<br />

und blieb bis zum Umbau 2005 mehrere Jahre ungenutzt.<br />

| Bauherr: TELAMON OHG Bochum<br />

| Architekt: Gerhard Spangenberg, Berlin<br />

| Bauvolumen: 8 Mio. Euro (TELAMON)<br />

| Innenausbau: 1 Mio. Euro (Radialsystem)<br />

| Bauzeit: Anfang 2005 - 30.6.2006<br />

| BGF: 3.750 m2<br />

| Baujahr: Pumpwerk 1879/1880<br />

| Bauherr: Stadt Berlin nach Plänen von James Hobrecht<br />

| Erweiterung: Kessel- und Maschinenhaus 1905<br />

| Architekt: Richard Tettenborn<br />

| Denkmal: seit 1990<br />

| Ein neues Kunst- und Kulturhaus in Berlin<br />

– Räumliche Verschränkung von Alt und Neu<br />

Entstanden ist ein einladen<strong>der</strong> Ort, <strong>der</strong> die detailreich ausge-<br />

81


82 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

145 146<br />

145 Altbau<br />

146 Alt- und Neubau<br />

staltete historische Industriearchitektur mit minimalistischen<br />

neuen Baukörpern rahmt.<br />

Das Maschinenhaus mit einer Fläche von 600 m2 und einer Innenhöhe<br />

von 12 m und das Kesselhaus mit 400 m2 nutzbarer<br />

Fläche liegen parallel zueinan<strong>der</strong> und zur Spree. Sie sind über<br />

zwei kleine Türen verbunden und werden auf <strong>der</strong> Ostseite von<br />

einem Schornstein und einem als Gebäudekopf ausgebildeten<br />

Werkshaus abgeschlossen.<br />

Die Ostseite weist mit ihrem abgeschnittenen Hallengebäude<br />

und dem Abschluss durch provisorische Endschotten nach<br />

Auffassung des Architekten Gerhard Spangenberg eine Art<br />

„Amputation“ auf. So sollen seine Erweiterungsbauten den<br />

entstandenen „Phantomschmerz“ heilen.<br />

Er ergänzte den bestehenden Altbau seitlich mit einem ebenerdigen<br />

Foyer, einer Künstleretage mit Ruheräumen und Duschen,<br />

Räumen für Verwaltung und Ausstellungen in weiteren<br />

Geschossen. Der Altbau wurde von ihm mit Studioetagen<br />

überbaut, die über einem Luftgeschoss, einer sehr großen Loggia,<br />

auf dem Dach des alten Kesselhauses schweben.<br />

Abends, wenn die Lichter eingeschaltet werden, rahmt <strong>der</strong><br />

Neubau das alte Pumpwerk mit einem leuchtenden Winkel.<br />

Wie ein Schatten zeichnet sich <strong>der</strong> Zwischenraum <strong>der</strong> Loggia<br />

ab und markiert eine Distanz zum Altbau (Abb. 145, 146).<br />

Der kleinteilige aber glatte Baukörper mit einer durchscheinenden<br />

und reflektierenden Fassade wird dem Altbau aus Klinker<br />

und Putz mit Pilastern und Zinnen entgegengesetzt.<br />

Auch im Grundriss lässt sich die Konzeption Spangenbergs als<br />

räumliche Verschränkung von Bestand und Neubau ablesen.<br />

In dem ehemaligen Maschinen- und Kesselhaus ist ein in alle<br />

Richtungen offenes Gebäude mit zwei Theatersälen und einer<br />

Gesamtnutzfläche von 2500 m2 entstanden.<br />

Ein architektonisches Konzept <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

Gegenwart und Geschichte, mit Avantgarde und Tradition, das<br />

exakt den Geist des neuen künstlerischen Ortes trifft wurde erfolgreich<br />

umgesetzt.<br />

| Die Räume zur Vermietung<br />

| Halle: 600 m2 großer Proben- und Aufführungsraum mit einer<br />

maximalen Höhe von 14 m; eine flexible Boden-/Tribünenkonstruktion<br />

ermöglicht die Ausbildung unterschiedlicher<br />

Bodentopografien von ebenerdiger Fläche bis zur steil ansteigenden<br />

Tribüne mit Orchestergraben; max. 400 Zuschauer mit<br />

fester Bestuhlung, max. 800 Gäste ohne Bestuhlung<br />

| Saal: 400 m2 großer Proben- und Aufführungsraum für unterschiedliche<br />

Nutzungen mit einer Höhe von 8 m; auch für<br />

Bild- und Tonaufnahmen nutzbar; max. 250 Zuschauer mit fester<br />

Bestuhlung, max. 400 Gäste ohne Bestuhlung<br />

| Studio A: Proben- und Präsentationsraum von 400 m2 Nutzfläche<br />

| Studio B und C: Probenräume von jeweils 200 m2 Nutzfläche<br />

für Tanz-, Theater- und Musikproduktionen<br />

| Deck: Überdachte Terrasse von 400 m2 Grundfläche als Clubbereich<br />

(Abb. 147)<br />

| Terrasse: Sonnige Außenterrasse nach Südwesten an <strong>der</strong> Spree<br />

mit Blick auf Innenstadt und Rotes Rathaus<br />

| Das Konzept - Mit vereinten Kräften<br />

Die Weichenstellung aus Politik und Wirtschaft war Voraussetzung<br />

für den weiteren Vorstoß. Investor, Architekt und Betreiber<br />

entwickelten eine gemeinsame Konzeption, die den Umbau<br />

durch den Architekten, die Finanzierung des Umbaus in Höhe<br />

von 8 Millionen Euro durch den Investor und die Beteiligung<br />

des Betreibers in Höhe von 1 Million Euro am Innenausbau<br />

vorsah. Die ausgelegte Nutzung des Gebäudes wurde zunächst<br />

auf zehn Jahre durch den Betreiber festgelegt. Die Stiftung<br />

Deutsche Klassenlotterie steuerte 1,2 Millionen Euro für die<br />

Bühnen und Veranstaltungstechnik bei.<br />

Die Radialsystem V GmbH wurde gegründet. Das Finanzierungskonzept<br />

setzt auf die Einnahmen durch Fremdvermietung<br />

wie beispielsweise Modeschauen und Firmenveranstal-


147 148<br />

147 Loggia auf dem Dach des Kesselhauses<br />

148 Probenräume in den Studioetagen<br />

tungen und einer flexibel einsetzbaren Gastronomie. Darüber<br />

hinaus stehen variabel nutzbare Probenräume zur Verfügung<br />

und es können Veranstaltungen auch auswärtiger <strong>Institutionen</strong><br />

für die zwei Hallen produziert werden. Die künstlerische Leitung<br />

des Hauses ist vor Ort angesiedelt und die Produktionen<br />

werden von dort koordiniert und umgesetzt. Insgesamt gibt es<br />

14 Mitarbeiter in den Bereichen Technik und Verwaltung und<br />

zwei feste Mitarbeiter im Gastronomiebereich.<br />

Um die Gratwan<strong>der</strong>ung zwischen Kunst und Kommerz zu<br />

bestehen damit eine künstlerische Qualität sichergestellt wird,<br />

wurde die gemeinnützige Stiftung Radialsystem V gegründet.<br />

An <strong>der</strong> Spitze des künstlerischen Kuratoriums steht Sasha<br />

Waltz. Sie hat einen Stiftungsbeirat an ihrer Seite, dem die<br />

Berliner Unternehmerin Carola Mösch, Cornel Franz von <strong>der</strong><br />

Bayerischen Theaterakademie und <strong>der</strong> Musikmanager Tilman<br />

Harckensee angehören.<br />

Die Stiftung ist ebenfalls für die Akquisition von Gel<strong>der</strong>n für<br />

einzelne Projektvorhaben zuständig.<br />

| Radialsystem V GmbH<br />

| Gesellschafter: Jochen Sandig / Folkert Uhde / Tilman<br />

Harckensee<br />

| Geschäftsführung und Künstlerische Leitung: Jochen Sandig /<br />

Folkert Uhde<br />

| Presse/Vermietung: Frau Leipold<br />

| Telefon: 030/61658712<br />

| Stiftung Radialsystem V<br />

| Vorstand des Beirats: Tilman Harckensee<br />

| Vorsitzende Künstlerisches Kuratoriums: Sasha Waltz<br />

| Anschrift: Holzmarktstraße 33, 10243 Berlin<br />

| Webseite Stiftung: www.radialstiftung.de<br />

| Webseite Programm: www.radialsystem.de<br />

II - <strong>Architekturvermittlung</strong> durch Tanz - Das Radialsystem V<br />

Partner, darunter Künstler, Einzelpersönlichkeiten, Ensembles,<br />

<strong>Institutionen</strong> und Festivals.<br />

Eine Auswahl:<br />

| Akademie für Alte Musik Berlin (www.akamus.de)<br />

| Berlin Wasser (www.berlinwasser.de)<br />

| Bionade (www.bionade.de)<br />

| Dussmann - Das Kulturkaufhaus (www.kulturkaufhaus.de)<br />

| Festspielhaus St. Pölten (www.festspielhaus.at)<br />

| Harlequin Europe S.A. (www.harlequinfloors.com)<br />

| Joe Melillo, Brooklyn Academy of Music (www.bam.org)<br />

| Katia & Marielle Labeque Foundation (www.foundationkml.<br />

com)<br />

| Kölner Philharmonie (www.koelner-philharmonie.de)<br />

|Friedrich Liechtenstein (www.Friedrichliechtenstein.de)<br />

| musikFabrik (www.musikfabriknrw.de)<br />

| Muziekgebouw Amsterdam (www.muziekgebouw.nl)<br />

| RIAS Kammerchor (www.rias-kammerchor.de)<br />

| Rundfunk Sinfonieorchester Berlin (www.rsb-online.de)<br />

| Sasha Waltz & Guests (www.sashawaltz.de)<br />

| SunCopy (www.suncopy.de)<br />

| TIP Magazin (www.berlinonline.de)<br />

| Théâtre de la Ville de Luxembourg (www.theater-vdl.lu)<br />

| Ultraschall Festival für Neue Musik (www.dradio.de/ultraschall)<br />

| Vocalconsort Berlin (www.vocalconsort-berlin.de)<br />

| The Forsythe Company (www.theforsythecompany.de)<br />

| Der künstlerische Ort - Name ist Programm<br />

Die historische Bezeichnung des Ortes wurde als Name beibehalten,<br />

da die begriffliche Bedeutung von radial im übertragenen<br />

Sinne innerhalb <strong>der</strong> Einrichtung vielfältig Anwendung<br />

findet. Das Wort radial stammt aus dem Lateinischen und bezeichnet<br />

etwas, das von einem Mittelpunkt ausgehend auf den<br />

Radius zielt (Abb. 149).<br />

83


84 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

149 150<br />

149 Struktur und Konzept<br />

150 Foyer im Erdgeschoss<br />

Das Engagement <strong>der</strong> international bekannten Choreographin<br />

und Tänzerin Sasha Waltz sowie die Übernahme <strong>der</strong> GmbH<br />

durch ihren Lebensgefährten und bisherigen Manager, Jochen<br />

Sandig, <strong>der</strong> über internationalen Kontakte verfügt, sind beste<br />

Voraussetzungen, um an dieser Stelle ein unternehmerisches<br />

Risiko einzugehen.<br />

Künstlerisch stellt das Projekt eine Weiterentwicklung dar, institutionell<br />

ist es ein Neubeginn.<br />

Die Aufgeschlossenheit hinsichtlich <strong>der</strong> künstlerischen Arbeit<br />

ermöglicht ein Experimentierfeld für die Begegnung <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Künste und resultiert in neuen Formaten und Veranstaltungsformen.<br />

Dabei werden die bestehenden Kontakte zu Festivals, Hochschulen,<br />

Bühnen, Museen, Galerien, Ensembles, Orchester und<br />

zu unabhängigen Veranstaltern beibehalten. Durch die Infrastruktur<br />

des Radialsystems V können künstlerisch und finanziell<br />

Synergieeffekte erzielt werden.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite werden finanzielle Mittel durch die Stiftung<br />

Radialsystem V für das künstlerische Programm akquiriert, auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite bringen die Akteure oft eigene nationale und<br />

internationale Kontakte, Koproduzenten und För<strong>der</strong>mittel für<br />

bestimmte Produktionen ein.<br />

Hierin besteht <strong>der</strong> innovative Ansatz für Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

- sich auch ohne feste institutionelle Bindung<br />

einer großen Öffentlichkeit präsentieren zu können.<br />

| Zielgruppen<br />

Der Ort, an dem sich spartenübergreifend die Künste treffen,<br />

zieht ein entsprechend breiteres Publikum an. Es entsteht<br />

Raum für Erfahrungsmöglichkeiten. Der Musikinteressierte<br />

erlebt beispielsweise gleichzeitig Tanz und Architektur.<br />

Auch an das zukünftige Publikum wird gedacht:<br />

„Ein zentraler Aspekt wird die Heranführung von Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen an Tanz- und Musiktheater sein: Geplant ist die<br />

Entwicklung von pädagogischen Projekten, die Heranwachsende<br />

ernst nehmen und ihnen unter professioneller Anleitung die Möglichkeit<br />

zur Entfaltung <strong>der</strong> eigenen Kreativität anbieten. Ernst<br />

nimmt das Radialsystem V auch die Erfor<strong>der</strong>nisse verän<strong>der</strong>ter<br />

gesellschaftlicher Strukturen: das Angebot wird familienkompatible<br />

Veranstaltungsformen und Kin<strong>der</strong>betreuung während ausgewählter<br />

regulärer Veranstaltungen einschließen.” 2<br />

| <strong>Architekturvermittlung</strong> durch Tanz - Dialoge<br />

An zwei Beispielen aus <strong>der</strong> künstlerischen Arbeit von Sasha<br />

Waltz wird in <strong>der</strong> folgenden Betrachtung <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

durch den zeitgenössischen Tanz näher<br />

erläutert.<br />

Schon 1999 im Rahmen <strong>der</strong> Veranstaltung Berlin - offene Stadt:<br />

die Stadt als Ausstellung erforschte Sasha Waltz, unterstützt von<br />

siebzehn Tänzern, unter dem Titel Dialoge99/II das Jüdische<br />

Museum in Berlin, das von dem Architekten Daniel Libeskind<br />

entworfen wurde. Choreographie und Architektur im Kampf titelte<br />

damals die Süddeutsche Zeitung. Das Jüdische Museum<br />

war 1999 noch ohne Ausstellungsstücke und bot Sasha Waltz<br />

die Gelegenheit, in einen bewegten Dialog mit dem Gebäude<br />

zu treten.<br />

In dem nach <strong>der</strong> Kataster-Grundstücksnummer <strong>der</strong> Schaubühne<br />

benannten Projekt 17-25/4 wurde <strong>der</strong> ursprünglich von<br />

Erich Mendelsohn als Universum Kino errichtete und vom Berliner<br />

Architekten Jürgen Sawade umgebaute Rundbau um- und<br />

seine Dächer bespielt. Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Orte erfahren<br />

bei Sasha Waltz in <strong>der</strong> choreographischen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Raum große Bedeutung.<br />

Die gewählten Grundthemen entfalten ihre Wirksamkeit vor<br />

allem mit <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> statischen Rolle des Zuschauers.<br />

2 www.radialsystem.de


151 152<br />

151 Fotomontage (Marzia Panai)<br />

152 Interview mit Thomas Schenk, Bühnenbildner und Architekt<br />

| insideout - Innenleben des Städtischen<br />

Wir sprachen mit dem Bühnenbildner und Architekt Thomas<br />

Schenk, <strong>der</strong> die Arbeiten von Sasha Waltz seit Jahren begleitet,<br />

über das Tanztheaterstück insideout (Abb. 152). Die Produktion<br />

erhielt den OPUS-Preis für das Bühnenbild des Jahres 2004.<br />

Ursprünglich bestand die Idee zur Bühnengestaltung darin,<br />

einen geschlossenen Raum auf <strong>der</strong> Bühne zu installieren. Die<br />

Proben erwiesen sich jedoch als zu kompliziert im Umgang mit<br />

den Zwischenräumen, die dabei entstehen. Schenk schil<strong>der</strong>t<br />

den Prozess <strong>der</strong> Konzeptionsfindung, in den die einzelnen Biographien<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Compagnie und ihre vielfältigen<br />

Erfahrungen und Erinnerungen einbezogen werden bevor eine<br />

Raumbühne entwickelt wird.<br />

Der Besucher durchwan<strong>der</strong>t eine Vielzahl von Räumen, die wie<br />

im städtischen Alltag atmosphärisch dicht aus engen Gassen,<br />

Treppen, privaten Räumen, Schaufenstern und offenen Plätzen<br />

angelegt sind.<br />

Der Zuschauer bleibt Individuum. Er kann sich nicht in die<br />

Menge des Publikums im Zuschauerraum zurückziehen.<br />

Die räumliche Anordnung bewirkt sehr unterschiedliche Reaktionen<br />

beim Zuschauer. Er schlüpft in die Rollen des Eindringlings,<br />

des Voyeurs, des Anteilnehmenden und des gleichgültig<br />

Teilnahmslosen.<br />

| Dialoge 06 - Radiale Systeme - Eine begehbare Installation<br />

In Dialoge 06 – Radiale Systeme wird das ehemalige Pumpwerk<br />

zum Ort <strong>der</strong> Erkundung und Erfahrung (Abb. 154).<br />

Der Zuschauer kann sich das Gebäude während <strong>der</strong> Performance<br />

selbst erschließen, es von außen, vom Wasser betrachten<br />

und die Hallen, Säle und Studios erforschen.<br />

In den kleinen Gar<strong>der</strong>oben stehen in Posen erstarrte Tänzer,<br />

die nur in Reaktion auf akustische Signale ihre Positionen än<strong>der</strong>n.<br />

Ein Schiff mit zwei Tänzern und einem Musiker mit einer<br />

II - <strong>Architekturvermittlung</strong> durch Tanz - Das Radialsystem V<br />

Tuba an Bord fährt am Radialsystem V vorbei während drei Posaunisten<br />

tönend am gegenüberliegenden Spreeufer promenieren.<br />

Sänger in <strong>der</strong> Maschinenhalle, Bläser auf <strong>der</strong> Terrasse und<br />

Liebende auf dem Dach – die Augen, Blicke und Zuschauer<br />

bleiben in ständiger Bewegung.<br />

Nur zum Finale wird <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> Zuschauer geschickt auf die<br />

ehemalige Maschinenhalle gelenkt.<br />

Das Stück eröffnet Einblicke, Durchblicke und Ausblicke und<br />

bringt dem Besucher den neu entstandenen Ort auf spielerische<br />

Weise nahe.<br />

Am Ende <strong>der</strong> Vorstellung werden dicke Seile von <strong>der</strong> Hallendecke<br />

herabgelassen und die Zuschauer mit den flink eingehängten<br />

Sitzbrettchen zu einer schwingenden Schaukelerfahrung<br />

eingeladen.<br />

| <strong>Architekturvermittlung</strong> durch Tanz<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> zwei Produktionen zeigt einen sehr unterschiedlichen<br />

Umgang mit Raum und Architektur.<br />

insideout nimmt den erlebbaren Erfahrungsraum <strong>der</strong> Darsteller<br />

als Ausgangspunkt, um eine Bühne als Abbild innerstädtischen<br />

Zusammenlebens zu entwickeln.<br />

Radiale Systeme geht vom Gebäude mit seinen architektonischen<br />

Eigenarten aus und arbeitet mit einer vielschichtigen<br />

Verschränkung <strong>der</strong> Themen alt und neu.<br />

Die beiden Stücke verbildlichen sehr deutlich das im Tanz enthaltene<br />

Potential für die Architektur und umgekehrt, die in <strong>der</strong><br />

Architektur verborgenen Bewegungsqualitäten.<br />

Die Begegnung und das Ereignis werden erfunden und die<br />

konventionellen Theaterformate aufgehoben. Durch die aktive<br />

Rolle des Publikums wird eine neue Qualität <strong>der</strong> Intensität von<br />

Wahrnehmung erreicht und die konventionellen Theaterformate<br />

aufgehoben.<br />

85


86 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

153 154<br />

153 Szenenbild aus „insideout „<br />

154 Szenenbild aus „Dialoge06 - Radiale Systeme“<br />

| Schlussbetrachtung<br />

Das System <strong>der</strong> organisatorischen und künstlerischen Verflechtung<br />

lässt sich gut bei <strong>der</strong> Produktion Radiale Systeme aufschlüsseln:<br />

Sasha Waltz inszenierte zur Eröffnung mit 22 Tänzern von <strong>der</strong><br />

Company Sasha Waltz & Guests, 23 Musikern <strong>der</strong> Akademie<br />

für Alte Musik und musikFabrik und acht Sängern des Vocalconsort<br />

Berlin eine Begegnung des Alten mit dem Neuen.<br />

Diese Begegnung wird mit <strong>der</strong> Begleitung des zeitgenössischen<br />

Tanzes von alter Musik und <strong>der</strong> Interpretation von neuer Musik<br />

auf historischen Instrumenten fortgesetzt.<br />

Institutionell führt Sasha Waltz das erprobte Prinzip <strong>der</strong> Beteiligung<br />

von verschiedenen Kooperationspartnern fort. Dialoge<br />

06 - Radiale Systeme wird vom Land Berlin und <strong>der</strong> Kulturstiftung<br />

des Bundes geför<strong>der</strong>t, die musikFabrik bringt För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong><br />

des Ministerpräsidenten aus Nordrhein-Westfalen ein und die<br />

Akademie für Alte Musik erhält Unterstützung aus Mitteln des<br />

Hauptstadtkulturfonds.<br />

In dieser Art <strong>der</strong> künstlerischen und organisatorischen Verflechtung<br />

liegt eine Chance für eine zukünftige Einbindung <strong>der</strong><br />

<strong>Architekturvermittlung</strong>.<br />

Zusammenfassen lassen sich die Aspekte in folgenden Fragestellungen<br />

und Stichworten:<br />

Welche Stärken liegen in diesem Konzept?<br />

| flexible und offene organisatorische Struktur<br />

| Bündelung <strong>der</strong> Finanzkräfte (Synergieeffekt)<br />

| offen für Beteiligung unterschiedlicher Partner<br />

| Entwicklung von nationalen und internationalen Kooperationen<br />

| Beteiligung unterschiedlicher Kunstsparten<br />

| Bündelung <strong>der</strong> künstlerischen Potentiale<br />

| großer künstlerischer Gestaltungsspielraum für Experimente<br />

| Zugewinn eines breiten Spektrums an Zuschauern<br />

Welche Aspekte des Konzeptes geben Anlass zur Kritik?<br />

| finanzieller Druck – Refinanzierung (hohe Eintrittspreise,<br />

Karten ca. 30 Euro)<br />

| Gefahr <strong>der</strong> einseitigen öffentlichen För<strong>der</strong>ung (Leuchttürme)<br />

zu Lasten kleinerer Spielorte und <strong>Institutionen</strong><br />

Welche Chancen bieten sich für die <strong>Architekturvermittlung</strong>?<br />

| Sensibilisierung <strong>der</strong> Wahrnehmung von Architektur<br />

| Erschließung eines vergrößerten öffentlichen Interesses<br />

| Möglichkeiten für Präsentationen<br />

| Entwicklung neuer Veranstaltungsformate<br />

| Projektarbeit ohne feste institutionelle Bindung<br />

| Auflösung <strong>der</strong> Grenzen zwischen den Künsten – offener<br />

Dialog


QUELLEN- /<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

III - Quellen- / Abbildungsverzeichnis<br />

87


88 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

KLEINERE REGIONALZENTREN<br />

Als Quellen dienten hauptsächlich Besichtigungen vor Ort und persönliche<br />

Gespräche mit folgenden Personen: Andreas Wannenmacher (Kunstverein<br />

Bielefeld), Stefan Rethfeld (Stadtmodell Münster), Jan Rinke (Architekturstadt<br />

Münster), Michael Pappert (Bielefel<strong>der</strong> Schulen machen Architektur).<br />

Zusätzlich wurden folgende Internetseiten als Quellen verwendet:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Architekturzentrum<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Münster_%28Westfalen%29<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Kassel<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Bielefeld<br />

http://www.kazimkuba.de/<br />

http://www.kulturbahnhof-kassel.de/<br />

http://www.kunst-und-kultur.de/Museumsdatenbank/show/m_o_ausstellung.<br />

php/1436/<br />

http://www.wannenmacher-moeller.de/<br />

http://www.bielefel<strong>der</strong>-kunstverein.de/<br />

http://www.pw-a.de/<br />

http://www.aknw.de/aktuell/index.htm?modus=aktuelles_detail&id=146<br />

http://www.architekturstadt.ms/<br />

http://www.muenster-modell.de/<br />

http://www.bauportal-deutschland.de/referenzobjektdetails1872.html<br />

http://www.jan-rinke.de/<br />

http://www.tu-cottbus.de/BTU/Fak2/TheoArch/Wolke/deu/Konferenz/Ab-<br />

stracts/rethfeld_abstract.htm<br />

http://www.wolbeck-muenster.de/Muenster_in_NRW/Wohnen_in_Muen-<br />

ster_und_dem_Muensterland/Architektur-Film_zum_Symposium_in_Muen-<br />

ster_200610311951.html<br />

http://www.presse-service.de/data.cfm/static/648891.html<br />

http://www.westline.de/nachrichten/serien/index_16154.php<br />

http://www.balikinos.de/<br />

http://www.museumsnacht.de/museen/museeum_detail.asp?wo=2&id=28<br />

DER VEREIN EUROPÄISCHES HAUS DER STADTBAUKULTUR<br />

| Literatur:<br />

Europäisches Haus <strong>der</strong> Stadtkultur e.V. im Auftrag für das Ministerium für<br />

Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): 5 Jahre Landesini-<br />

tiative StadtBauKultur NRW, Mühlheim/Ruhr 2006.<br />

| Internetseiten:<br />

http://www.stadtbaukultur-nrw.de/, 24.11.2006 und 09.03.07<br />

http://www.stadtbaukultur-nrw.de/hausUGalerie/index.html/, 09.03.07<br />

http://www.stadtbauraum-nrw.de/, 09.03.07<br />

http://www.bmvbw.de/architektur-baukultur/index.html/, 09.03.07<br />

http://www.bmvbs.de/architektur-baukultur/projekte/nordrhein_westf.html/,<br />

09.03.07<br />

http://www.aknw.de/, 09.03.07<br />

http://www.ikbaunrw.de/, 09.03.07<br />

http://www.idruhr.de/detail.php/, 09.03.07<br />

http://www.lwl.org/walb-download/pdf/Rose.pdf/, 09.03.07<br />

http://www.kunsttrifftstadt.de/, 09.03.07<br />

http://www.stadtbaukultur-nrw.de/news/index.php/, 09.03.07<br />

http://www.1000-bauluecken.de/, 09.03.07<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 22: Europäisches Haus <strong>der</strong> Stadtkultur e.V. im Auftrag für das Ministerium<br />

für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): 5 Jahre Lande-<br />

sinitiative StadtBauKultur NRW, Mühlheim/Ruhr 2006.<br />

Abb. 23: http://www.stadtbaukultur.nrw.de/ unter anfahrt_sbr_DINA4.pdf,<br />

09.03.07<br />

Abb. 24: Titelbild des Buches 5 Jahre Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />

Abb. 25, 26: http://www.stadtbauraum-nrw.de/geschichte/geschichte.html/,<br />

09.03.07<br />

Abb. 27: http://www.stadtbaukultur-nrw.de/stadtbaukultur/struktur.html/,<br />

09.03.07<br />

Abb. 28, 29: http://www.stadtbaukultur-nrw.de/leitprojekte.html/, http://<br />

www.1000-bauluecken.de/, 09.03.07<br />

Abb. 30: http://www.stadtbaukultur-nrw.de/leitprojekte.html/, 09.03.07<br />

DAM - DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM IN FRANKFURT/<br />

MAIN<br />

| Literatur:<br />

Gesellschaft <strong>der</strong> Freunde des DAM e.V., Frankfurt Main [Hrsg.]; DAM Muse-<br />

umsführer, Museumsführer Deutsches Architekturmuseum Frankfurt Main;<br />

1.Auflage, Druck: Vier Türme GmbH, Münsterschwarzach Abtei; Oktober 2004<br />

Hans Peter Schwarz [Hrsg.]; Das Deutsche Architekturmuseum im Auftrag des<br />

Dezernats für Kultur und Freizeit, Amt für Wissenschaft und Kunst, <strong>der</strong> Stadt<br />

Frankfurt am Main, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main; Union<br />

Druckerei Frankfurt, Deutschland; 1989<br />

Das Deutsche Architekturmuseum im Auftrag des Dezernats für Kultur und<br />

Freizeit, Amt für Wissenschaft und Kunst, <strong>der</strong> Stadt Frankfurt am Main [Hrsg.];<br />

Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main, Festschrift zur Eröffnung<br />

am 1.Juni 1984; Druckerei Henrich Frankfurt am Main – Schwanheim<br />

| Internetseiten:<br />

http://dam.inm.de/portal/WebObjects/PortalDAM.woa/2/wa/default?wosid=0F<br />

ErAb9G1Tf7tMHUTAyhI0 – 07.01.2007;<br />

www.dam.inm.de – 19.07.2006<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 31, 33: Thomas Gohr<br />

Abb. 32: B&K Verlag, Fremdenführer Frankfurt November 2006<br />

Abb. 34: aus: Hans Peter Schwarz; S.61<br />

Abb. 35: Ingrid Voth-Amslinger<br />

VEREIN ARCHITEKTUR, TECHNIK + SCHULE<br />

| Literatur:<br />

„<strong>Architekturvermittlung</strong> – eine wissenschaftliche Begleitung von Architekturver-<br />

mittlungsprojekten im Auftrag von at-s“; Mag. Angela Schoibl; 2005/06<br />

Unterrichtsprojekte des Arbeitskreises „Architektur & Schule“; Bökwe-Son<strong>der</strong>-<br />

heft; Dezember 1999-4<br />

| Internetseiten:<br />

http://www.at-s.at; Stand 28.02.2007<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 43: http://www.kunstnetzwerk.at/2000/A_und_S/RBauen2a.html; Stand<br />

28.02.2007<br />

Abb. 44-46: http://www.kunstnetzwerk.at/2000/A_und_S/RBauen2b.html;<br />

Stand 28.02.2007<br />

Abb. 47: http://www.kunstnetzwerk.at/2000/A_und_S/RBauen2.html; Stand<br />

28.02.2007


Az W - ARCHITEKTURZENTRUM WIEN<br />

| Literatur:<br />

Dietmar Steiner, et al.,1998, Wir Häuslbauer – Bauen in Österreich, Architektur<br />

Zentrum Wien<br />

Architektur Zentrum Wien, 1999, viel zu mo<strong>der</strong>n – Hans Steine<strong>der</strong> Architekt,<br />

Architektur Zentrum Wien Architektur Zentrum Wien, 1994, Stadteinfälle - 14<br />

internationale Projekte für Wien, Architektur Zentrum Wien und Birkhäuser<br />

Verlag Basel<br />

| Internetseiten:<br />

„Museumsquartier Wien“ URL: http://www.mqw.at/, Stand 23.03.07<br />

„Architekturzentrum Wien“ URL: http://www.azw.at/, Stand 23.03.07<br />

„Universität Wien“ URL: http://www.univie.ac.at/Wissenschaftstheorie/wiss-ar-<br />

chive/daten/archiv52.html, Stand 23.03.07<br />

„MUMOK“. In: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. URL: http://de.wikipedia.<br />

org/wiki/MUMOK, Stand 08.03.07<br />

„Kunsthalle Wien“. In: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. URL: http://<br />

de.wikipedia.org/wiki/Kunsthalle_Wien, Stand 02.03.07<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 48: http://www.mqw.at/museumsquartier/rd-images-var/chrono-luft-<br />

bild2001-w306.jpg , Stand 25.04.07<br />

Abb. 49: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Museum_Mo<strong>der</strong>ner_Kunst_Stif-<br />

tung_Ludwig_Wien.jpg, Stand 02.03.07<br />

Abb. 50: http://www.leopoldmuseum.org/bil<strong>der</strong>/MQ-Haupthof-Abend.jpg,<br />

Stand 02.03.07<br />

Abb. 51: http://www.azw.at/data/cms_media/big/1054929914.jpg, Stand<br />

08.03.07<br />

Abb. 52: http://www.mqw.at/index_2.html, Stand 02.03.07<br />

Abb. 53: http://www.azw.at/img/static/plan-0.jpg, Stand 02.03.07<br />

Abb. 54: http://www.azw.at/data/cms_media/big/1056626704.jpg, Stand<br />

12.03.07<br />

Abb. 55: http://www.azw.at/data/cms_media/big/1054669348.jpg, Stand<br />

13.03.07<br />

Abb. 56: http://www.azw.at/data/cms_media/standard/1140776727.jpg , Stand<br />

25.04.07<br />

Abb. 57: http://www.azw.at/data/cms_media/standard/1162995541.jpg, Stand<br />

25.04.07<br />

Abb. 58: http://www.azw.at/data/cms_media/big/1054671286.jpg, Stand<br />

13.03.07<br />

Abb. 59: http://www.azw.at/data/cms_media/big/1079950994.jpg , Stand<br />

25.04.07<br />

Abb. 60: http://www.azw.at/data/cms_media/big/1101997006.jpg, Stand<br />

13.03.07<br />

Abb. 61: http://www.azw.at/data/cms_media/standard/1054846440.jpg, Stand<br />

13.03.07<br />

ARKITEKTURMUSEET – ARCHITEKTURMUSEUM IN STOCK-<br />

HOLM<br />

| Internetseiten:<br />

www.arkitekturmuseet.se<br />

http://130.242.34.251/smile/default.html<br />

www.design-ung.se<br />

| Abbildungen:<br />

Abb.62: http://icar.poliba.it/storiacontemporanea/autori/moneo/museostoc-<br />

colma/ - Nicht mehr vorhanden!<br />

Abb. 63: GoogleEarth<br />

Abb. 64: http://www.arkitekturmuseet.se/english/exhibitions/<br />

Abb. 65: http://www.arkitekturmuseet.se/english/press_information/architec-<br />

ture_in_sweden/<br />

Abb. 66: http://www.arkitekturmuseet.se/pressrum/svensk_byggnadskonst/<br />

Abb. 67: http://www.flickr.com/photos/stefaniesays/116407790/<br />

Abb. 68: http://www.arkitekturmuseet.se/english/press_information/premises/<br />

Abb. 69: http://www.arkitekturmuseet.se/english/press_information/premises/<br />

Abb. 70: http://www.arkitekturmuseet.se/arkiv/<br />

Abb. 71: http://www.arkitekturmuseet.se/bibliotek/<br />

Abb. 72: http://www.arkitekturmuseet.se/arkitektur_ung/ upptack_arkitekturen/<br />

Abb. 73: http://www.arkitekturmuseet.se/forskning/publicering/<br />

NIEDERLÄNDISCHES ARCHITEKTURINSTITUT NAI IN ROT-<br />

TERDAM<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 74, 77, 80, 81, 84: NAi<br />

Abb. 75: Sammlung NAi, Archiv NDB<br />

Abb. 76: Jannes Lin<strong>der</strong>s<br />

Abb. 78, 83: Maarten Laupman<br />

Abb. 79: Ralph Kämena<br />

Abb. 82: Jan Kamman<br />

OPEN HOUSE LONDON<br />

| Internetseiten:<br />

http://www.londonopenhouse.org/<br />

http://www.maggiescentres.org.uk/<br />

http://www.gro.de/media/gro_m_a_ebook.pdf<br />

http://www.labor-musik-theater.de/kraanerg/programmhefttext.html<br />

http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/php/Boenke/VL2002s/VL07.htm<br />

http://hausbreit.de/lekture/html<br />

http://www.frisius.de/rudolf/texte/tx1104.htm<br />

| Weitere:<br />

Victoria Thornton: Open House<br />

Architecture in the Flesh 2006: Guide zum jährlichen Event, Open House<br />

Learning By Design London: Open House<br />

Archikids!, Architecture explorer´s pack: Open House<br />

Open House Open Site 2006<br />

All Change for Harrow: Open House<br />

ARCHITEKTURVERMITTLUNG IN DRESDEN<br />

| Literatur:<br />

Initiative architektursommer_dd (Hrg.): Programmheft architektursommer_dd<br />

2006. Dresden, April 2006.<br />

| Internetseiten:<br />

http://www.architektour-dd.de [Stand15.03.2007].<br />

http://www.architektursommer-dd.de/ [Stand 15.03.2007].<br />

http://www.team-umbau.de/ [Stand 15.03.207].<br />

http://www.rundkino-dresden.de/ [Stand 15.03.2007].<br />

| Abbildungen:<br />

III - Quellen- / Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 109: http://www.dresden.de/index.html? node=34680 [Stand 15.03.2007].<br />

89


90 <strong>Institutionen</strong> <strong>der</strong> <strong>Architekturvermittlung</strong><br />

Abb. 110: Initiative architektursommer_dd (Hrg.): Programmheft architektur-<br />

sommer_dd 2006. Wir über uns. Die Idealisten. Dresden, April 2006.<br />

Abb. 111: http://www.architektursommer.de/ [Stand 15.03.2007].<br />

Abb. 112: Initiative architektursommer_dd (Hrg.): Programmheft architektur-<br />

sommer_dd 2006. Eröffnung. Dresden, April 2006.<br />

Abb. 113: http://www.architektur sommer-dd.de/bil<strong>der</strong>/web_4691_architektur-<br />

sommerdd.jpg [Stand 26.11.2006].<br />

Abb. 114: http://www.architektour-dd.de<br />

Abb. 115: http://www.tudresden.de/phfis/Rundkino/rundkinodresden/pix/00_<br />

start/Image postkarte %20Webversion.jpg [Stand 26.11.2006].<br />

Abb. 116: http://www.architektour-dd.de/team-umBAU/ PlattenBAU_tour_<br />

plakat.pdf [Stand 14.03.2007].<br />

ARCHITEKTUR BIENNALE VENEDIG - “CONVERTIBLE CITY”<br />

| Internetseiten:<br />

http://www.exyzt.org/wakka.php?wiki=MetaVilla, Pressematerial Stand<br />

27.3.2007<br />

http://www.bundesstiftung-baukultur.de/ Stand 27.3.2007<br />

http://www.convertiblecity.com/konzept.html (Pressematerial) Stand 27.3.2007<br />

www.architekturbiennale.de/CONVERTIBLE%20CITY_deutsch_aktuell.pdf,<br />

Stand: 13.10.2007<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 117: www.google.maps.de, aus dem Internet, Stand 26.3.2007<br />

Abb. 118: www.architekturbiennale.de/CONVERTIBLE%20CITY_deutsch_ak-<br />

tuell.pdf, Stand: 13.10.2007<br />

Abb. 119: http://www.exyzt.net/tiki-index.php?page=MetaVillaBlog, Stand<br />

27.3.2007<br />

Abb. 120: http://www.spots-berlin.de/de/installation/werke.php?col=0&instal<br />

l=91&artwork=27, Stand: 13.10.2007<br />

Abb. 121, 122: www.architekturbiennale.de/CONVERTIBLE%20CITY_<br />

deutsch_aktuell.pdf, Stand: 13.10.2007<br />

Abb. 123: www.architekturbiennale.de/CONVERTIBLE%20CITY_deutsch_ak-<br />

tuell.pdf, Stand: 13.10.2007<br />

BAUHAUS-ARCHIV / MUSEUM FÜR GESTALTUNG<br />

| Literatur:<br />

„Bauhaus-Archiv Lab_2010 – workbook_1“; 2006; Bauhaus-Archiv/Museum<br />

für Gestaltung<br />

| Internetseiten:<br />

http://www.bauhaus.de<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 124: Bauhaus-Archiv<br />

Abb. 125: Erdgeschoss, Obergeschoss<br />

Abb. 126: Karl Jacob Jucker & Wilhelm Wagenfeld, Tischlampe aus Metall und<br />

Glas, 1923<br />

Abb. 127: Marcel Breuer, Holz-Lattenstuhl, zweite Ausführung, 1923, Ahorn<br />

gebeizt mit Rosshaarbespannung<br />

Abb. 128: Walter Gropius, Manifest und Programm des Bauhauses mit dem<br />

Titelholzschnitt von Lyonel Feininger, 1919<br />

Abb. 129: Homepage<br />

Abb. 130: Der Investorenbau an <strong>der</strong> Klingelhöferstrasse<br />

Abb. 131: Pavillon<br />

Abb. 132: Modell <strong>der</strong> Erweiterung<br />

Abb. 133: Innenansicht<br />

Abb. 134: Die neue Cafeteria am Landwehrkanal<br />

DAS KAP FORUM ALS ARCHITEKTURVERMITTLER?<br />

| Literatur:<br />

Powerpointpräsentationen des KAP Forums<br />

Broschüren des KAP Forums<br />

Programm: 2. Halbjahr 2005 - 1. Halbjahr 2007 des KAP Forums<br />

| Internetseiten:<br />

http://www.buerogrosz.de/e36/index_ger.html, Stand 03.01.07<br />

http://www.cossmann-debruyn.de/, Stand 03.01.07<br />

http://www.kap-forum.de/, Stand 03.01.07 und Stand 08.03.07<br />

http://www.ksp-architekten.de/, Stand 03.01.07<br />

http://www.rheinauhafen-koeln.de/, Stand 03.01.07<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 135: Zimmermann, Michael: KAP am Südkai, Köln, S. 9, Expo Real 2005<br />

München: Bauen am Strom- Rheinauhafen Köln<br />

Abb. 136: Corneth, Franz- Xaver: Rheinauhafen: Geschichte und Überblick, S.6,<br />

Expo Real 2005 München: Bauen am Strom- Rheinauhafen Köln<br />

Abb. 137: Zimmermann, Michael: KAP am Südkai, Köln, S. 10, Expo Real 2005<br />

München: Bauen am Strom- Rheinauhafen Köln<br />

Abb. 138: Gönner, Ortwin: Projektentwicklung Rheinauhafen Köln, S. 2, Mod-<br />

ernes Köln- Gesellschaft für Stadtentwicklung mbH<br />

Abb. 139, 140: Kap Forum<br />

ARCHITEKTURVERMITTLUNG DURCH TANZ – DAS RADIAL-<br />

SYSTEM V<br />

| Literatur:<br />

Stephan Becker, Anh-Linh Ngo, The Interiority of the Urban, in arch plus 180,<br />

September 2006.<br />

Elisabeth Dostert, Menschenliebe und Kommerz, Süddeutsche Zeitung /<br />

Wirtschaft, 03.04.2006, S.22.<br />

Georg Kasch, Haus mit Ufer, Freitag/Kultur, S.13, 22.09.2006, Zeitungsverlag<br />

Freitag GmbH.<br />

Sandra Luzina, Auf dem Sonnendeck, Der Tagesspiegel/Kultur, 16.09.2006,<br />

Verlag Der Tagesspiegel GmbH.<br />

Katrin Bettina Müller, 15 Stunden mit Wasserblick, S.3, Tanzraum Berlin,<br />

September/Oktober 2006, Herausgeber: ztb - Dachverband Zeitgenössischer<br />

Tanz Berlin e.V.<br />

Rüdiger Schaper, Die Analyse, Gut gewachsen, Der Tagesspiegel/Kultur,<br />

22.03.2006, Verlag Der Tagesspiegel GmbH.<br />

Christopher Schmidt, Erlaubt ist, was gefällt, Süddeutsche Zeitung,/Wirtschaft,<br />

06.05.2006, S. 25.<br />

Technik & Architecture 485, August/September 2006.<br />

| Internetseiten:<br />

www.mediaspree.de<br />

www.radialsystem.de<br />

www.sashawaltz.de<br />

| Abbildungen:<br />

Abb. 141, 142, 145-152: Autorinnen<br />

Abb. 143, 153, 154: www.sashawaltz.de<br />

Abb. 144: www.mediaspree.de, Herausgeber: Regionalmanagement media spree


e.V., mobil 02/06, raum körper tanz und medien, radialsystem, fragen, Ab-<br />

bildung S. 3.<br />

| Weitere:<br />

Interview mit Thomas Schenk Bühnenbildner/Architekt, sasha waltz&guests<br />

Telefoninterview mit dem Büro Regionalmanagement mediaspree<br />

Telefoninterview Büro Gerhard Spangenberg<br />

Telefoninterview Vermietung Radialsystem<br />

III - Quellen- / Abbildungsverzeichnis<br />

91

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