Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik
Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik
Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sterben eine Krankheit<br />
Sterben ist immer mit einer Krankheit verbunden. Sterben bedeutet im medizinischen<br />
Sinne krank sein. Sterben als Krankheit gehárt damit notwendig in das Krankenhaus.<br />
Obwohl wir aus vielerlei Untersuchungen wissen, daÖ sich 90 % aller BundesbÇrger<br />
ein Sterben zu Hause wÇnschen, beenden doch die meisten Menschen ihr Leben in<br />
Einrichtungen wie dem Krankenhaus, dem Altenheim oder dem Pflegeheim.<br />
Den eigenen Weg zu Ende zu gehen, wer wÇnschte sich das nicht? Es muÖ unser<br />
Ziel sein, unsere Patienten im Krankenhaus mit aller Behutsamkeit und ZurÇckhaltung<br />
zu begleiten, so daÖ sie das kánnen, den eigenen Weg zu Ende zu gehen. In<br />
der gelebten Wirklichkeit verstÑrkt die Angst das Sterben. Unsere heutige Gesellschaft<br />
wird von der weitverbreiteten Auffassung geprÑgt, daÖ alles im Leben ohne<br />
Schmerzen, ohne Schwierigkeiten, ohne Probleme, ohne Angst und Sorge vonstatten<br />
zu gehen habe, somit auch das Sterben. Es stellt sich die Frage, ob diese Vorstellung<br />
sachgerecht ist.<br />
Vielleicht erfolgen verschiedene Aggressionen stellvertretend gegen das Krankenhaus<br />
und seine dort in der Diagnose, Therapie, Pflege und Versorgung tÑtigen Mitarbeiter,<br />
weil das Problem des Todes auch in unserer Gesellschaft nicht ohne den<br />
Glauben – so meine ich – zu lásen ist. So werden VorwÇrfe erhoben, weil diese oder<br />
jene medizinische Behandlung zu viel oder zu wenig erfolgt sei, nur Apparatemedizin<br />
betrieben wÇrde und der Patient abgeschoben sei, weil nicht mehr zu machen gewesen<br />
sei. Dadurch entsteht zusÑtzlicher Druck auf die Mitarbeiter, von denen ohnehin<br />
die schon schwierige Aufgabe zu bewÑltigen ist, nÑmlich das Sterben eines Menschen.<br />
Damit sind von den Mitarbeitern im Krankenhaus gerade Schwestern und<br />
Pfleger unmittelbar konfrontiert. Zugleich wird das Sterben fÇr die Gesellschaft immer<br />
fremder. Wir sind gewohnt, Grenzbereiche des Lebens aus dem BewuÖtsein auszuklammern<br />
und Çbertragen gern Spezialisten die Verantwortung fÇr deren Versorgung.<br />
Wir delegieren die Verantwortung fÇr unser eigenes Sterben an fremde Helfer.<br />
Sterben gehárt nicht mehr selbstverstÑndlich zum Leben, wie in frÇheren Generationen.<br />
Es wurde zunehmend ein Tabu und der Umgang mit Tod und Sterben wird den<br />
„Professionellen“ Çberlassen.<br />
Das Sterben ist ein medizinischer ProzeÖ. Sterben ist ein LebensprozeÖ. Solange wir<br />
sterben, leben wir. Der Sterbende wird gleich behandelt wie der kranke Mensch. Im<br />
Sinne der gesetzlichen Definition des ä 2 KHG sind „KrankenhÑuser Einrichtungen,<br />
in denen durch Ñrztliche, pflegerische Hilfeleistung Krankheiten, Leiden oder KárperschÑden<br />
festgestellt, geheilt oder gelindert werden sollen oder Geburtshilfe geleistet<br />
wird und in denen die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden<br />
kánnen, ...“. Im ä 2, Absatz 3, Satz 2 heiÖt es: „Den religiásen BedÇrfnissen der<br />
Versicherten ist Rechnung zu tragen“.<br />
Die 42. Delegiertenversammlung des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes<br />
vom 2. 3. 1988 hat wie folgt Position bezogen und formuliert:<br />
„Die evangelischen KrankenhÑuser sehen ihre Aufgabe in der Heilung und Linderung<br />
von Leiden, aber auch – und das ist die ErgÑnzung zur Legaldefinition – in der Begleitung<br />
Schwerkranker und Sterbender einschlieÖlich deren Angeháriger.“<br />
Krankenpflege bedeutet neben Gesundheit fárdern, Krankheit verhÇten, Gesundheit<br />
wiederherstellen und Leiden lindern, auch Sterbende begleiten. Aus christlicher Sicht<br />
begegnet uns in den uns anvertrauten Menschen das Ebenbild Gottes, die Schwester,<br />
der Bruder in Christus. Speziell zur Frage der „Sterbekliniken/Hospize“ haben<br />
die Delegierten zusÑtzlich er klÑrt: „Generell werden Sterbekliniken nicht fÇr erforder-<br />
84