Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik

Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik

24.12.2012 Aufrufe

mit Pflegeeinrichtungen. Andere Beispiele wie das von Herrn Weiberg machten deutlich, daÖ Hospiz nicht ein GebÑude ist, sondern eine Haltung, darauf verwies auch der Beitrag von Frau Schuchardt, der die Gefahr der Spezialisierung, der Professionalisierung und auch der Ausgrenzung deutlich aufgezeigt hat. Wir haben insgesamt festgestellt, daÖ es hier um das Prinzip des ergÑnzenden Dienstes geht, und es wird deutlich, daÖ das, was die Hospizidee ausmacht, nicht in erster Linie bei einer einzelnen Einrichtung oder einem Fachverband angebunden werden soll, sondern besser an jetzt schon bestehende Strukturen angesiedelt werden sollte. Es wurde ja auch schon von Herrn Godzik die von den WohlfahrtsverbÑnden geÇbte ZurÇckhaltung angesprochen, die das Problem erkannt haben, die Hospizbewegung irgendwo in dieser ganzen Palette von Einrichtungen von ambulant bis stationÑr anzusiedeln. Ich denke, daÖ wir durch diese Diskussion hier ein StÇck weiter gekommen sind, und nun besser wissen, in welche Richtung es geht, nicht in Richtung der Konkurrenz, sondern in die Richtung, daÖ wir den Hospizgedanken Çberall und zusÑtzlich verankern, das heiÖt, sowohl in den Sozialstationen als auch in den Altenheimen als auch im Krankenhaus, und auch in den Gemeinden bis hin zu der Frage der Ausbildung und Fort- und Weiterbildung der Gemeindepfarrer. Ich denke, das ist ein wichtiger Ansatzpunkt, und daraus folgt, daÖ die Frage, wo die HauptgeschÑftsstelle helfen kann, nur ein Ansatzpunkt sein kann und auch die gliedkirchlichen Werke nachdenken mÇssen, was sie tun kánnen. Nun máchte ich noch auf die drei anfangs genannten Máglichkeiten der HauptgeschÑftsstelle eingehen: 1. Erfahrungsaustausch Wir sollten den mit dieser Tagung begonnenen Erfahrungsaustausch weiter betreiben. Wir sollten die Funktion der HauptgeschÑftsstelle als Informationsbárse nutzen, wie wir dies auch in anderen Bereichen tun (z.B. zur Frage der Finanzierung von Sozialstationen). Auf diese Weise kánnten auch fÇr die Hospizbewegung Hilfestellungen erarbeitet werden. Wir kánnten mit der Caritas zusammen nachdenken und mein konkreter Vorschlag wÑre, bei dem nÑchsten Treffen die beiden Kirchen und ihre Vertreter mit hinzuzunehmen. Weiter kánnte ich mir vorstellen, daÖ wir im Rahmen einer Arbeit, die ich selber mit der Grundsatz- und Forschungsarbeit vorantreiben will, eine Reihe innovativer Projekte der Diakonie vorstellen – wir gelten ja gerne immer als etwas unbeweglich –, begrenzt auf etwa zehn bis zwanzig Modelle, die in einer Art Dokumentation vorgestellt werden. Damit kánnen Impulse kánnen gegeben werden und es kánnen auch bestimmte Probleme daraus abgeleitet werden wie z.B. die Frage, was sozialpolitisch weiterverfolgt werden muÖ. Auf der Grundlage einer solchen Dokumentation kánnten dann zusammen mit den entsprechenden Fachleuten auch gewisse Standards fÇr die Hospizarbeit formuliert werden. Als eine dritte Máglichkeit kánnte man theologisch ableiten, welche Bedeutung die Hospizbewegung fÇr den Gemeindeaufbau hat. 2. Sozialpolitische Funktion der WohlfahrtsverbÑnde Die Diakonie darf hier wohl nicht als Dachverband verstanden werden, um sich dort zu organisieren, sondern eher in der Absicht, den EinfluÖ zu nutzen, den ein solcher Verband in Bonn hat. Es finden regelmÑÖig GesprÑche in den Ministerien statt und man kann einen Spitzenverband einfach auch fÇr ein StÇck Lobbyarbeit nutzen. Weiter kánnten auch sozialpolitische Forderungen aufgestellt werden, z.B. bei der Absicherung des Pflegerisikos. Hier vertritt die HauptgeschÑftsstelle die Position, 82

Geldleistungen an Stelle von Sachleistungen zu gewÑhren. Man hÑtte Çber solche Geldleistungen eine Finanzierungsquelle fÇr Hospize, ambulant oder stationÑr, in welcher AusprÑgung auch immer. Bei BetrÑgen, die zur Diskussion stehen von 1.200.- bis 2.000.- DM wÑre das immerhin eine Máglichkeit fÇr Betroffene, sich mit diesem Betrag die Leistungen eines Hospizes erkaufen zu kánnen. Eine Lobbyfunktion kánnte die HauptgeschÑftsstelle Çberdies nicht nur in den Ministerien, sondern auch bei Verhandlungen mit den Kassenorganisationen einnehmen, da auch dort die Idee der Hospizidee vorangetrieben werden muÖ. 3. Diakonische Akademie In den Fortbildungskursen im Bereich der Alten- und Krankenpflege sollte das Thema Hospiz eine groÖe Rolle spielen und in diese Arbeit einflieÖen, wie es auch in vielen anderen Bereichen mitberÇcksichtigt werden muÖ. 2) Aus dem Diakonischen Werk in Oldenburg (Dr. Minke) Wir haben als gliedkirchliche Diakonische Werke manchmal dieselben Schwierigkeiten, wie sie Herr Schwarzer geschildert hat. Die gliedkirchlichen Diakonischen Werke mÇssen ein BewuÖtsein fÇr die Notwendigkeit von Sterbebegleitung bekommen und mÇssen sich selber kundig machen, denn auch auf dieser Ebene sind die Kenntnisse noch zu gering und das Thema Sterbebegleitung wird noch viel zu wenig diskutiert. Als gliedkirchliche Diakonische Werke kánnen wir fÇr jede Initiative, wie wir das bei allen Initiativen machen, Fachberatung und Fachbegleitung anbieten. Wir kánnen als Kirche die Entwicklung nicht einfach so laufen lassen, wir sind gefordert, vor allem auch, wenn es um Finanzierungsfragen geht; und wir mÇssen vor allem auch in den Kirchenleitungen, in den Synoden Menschen finden, die bei Finanzierungsforderungen schlicht und einfach die Hand heben. Ich denke, wir mÇssen Haushaltstitel bekommen, um das finanzieren zu kánnen, was notwendig ist. Wir als gliedkirchliche Diakonischen Werke mÇssen selbstverstÑndlich auch im regionalen Rahmen Fortbildungsveranstaltungen anbieten. 3) Aus dem Deutschen Evangelischen Krankenhausverband (Herr Ehrich) Anstelle des tatsÑchlich gebrachten Beitrages, der stark auf die Diskussion bezogen war, wird hier das etwas anders nuancierte, vorbereitete Statement abgedruckt. Statement fÑr den Deutschen Evangelischen Krankenhausverband Stuttgart Vorbemerkung Der Beginn unseres Lebens ist gleichzeitig der Anfang vom Ende unseres Lebens. FÇr die Angehárigen ist die Geburt meist ein freudiges Ereignis, der Tod jedoch lást Trauer und Betroffenheit aus. Unsere Kernfrage lautet: Wie kánnen wir das Sterben zu einem wahrhaft erlebten Teil des Lebens gestalten? Denn: Zu einem menschlichen Leben gehárt auch ein menschliches Sterben. In der (alten) Bundesrepublik sterben alljÑhrlich etwa 700.000 Menschen, 360.000 bis 370.000 davon im Krankenhaus, also etwa 52 Prozent. /hp /hp 83

mit Pflegeeinrichtungen. Andere Beispiele wie das von Herrn Weiberg machten deutlich,<br />

daÖ Hospiz nicht ein GebÑude ist, sondern eine Haltung, darauf verwies auch<br />

der Beitrag von Frau Schuchardt, der die Gefahr der Spezialisierung, der Professionalisierung<br />

und auch der Ausgrenzung deutlich aufgezeigt hat. Wir haben insgesamt<br />

festgestellt, daÖ es hier um das Prinzip des ergÑnzenden Dienstes geht, und es wird<br />

deutlich, daÖ das, was die Hospizidee ausmacht, nicht in erster Linie bei einer einzelnen<br />

Einrichtung oder einem Fachverband angebunden werden soll, sondern besser<br />

an jetzt schon bestehende Strukturen angesiedelt werden sollte.<br />

Es wurde ja auch schon von Herrn <strong>Godzik</strong> die von den WohlfahrtsverbÑnden geÇbte<br />

ZurÇckhaltung angesprochen, die das Problem erkannt haben, die Hospizbewegung<br />

irgendwo in dieser ganzen Palette von Einrichtungen von ambulant bis stationÑr anzusiedeln.<br />

Ich denke, daÖ wir durch diese Diskussion hier ein StÇck weiter gekommen<br />

sind, und nun besser wissen, in welche Richtung es geht, nicht in Richtung der<br />

Konkurrenz, sondern in die Richtung, daÖ wir den Hospizgedanken Çberall und zusÑtzlich<br />

verankern, das heiÖt, sowohl in den Sozialstationen als auch in den Altenheimen<br />

als auch im Krankenhaus, und auch in den Gemeinden bis hin zu der Frage<br />

der Ausbildung und Fort- und Weiterbildung der Gemeindepfarrer.<br />

Ich denke, das ist ein wichtiger Ansatzpunkt, und daraus folgt, daÖ die Frage, wo die<br />

HauptgeschÑftsstelle helfen kann, nur ein Ansatzpunkt sein kann und auch die gliedkirchlichen<br />

Werke nachdenken mÇssen, was sie tun kánnen.<br />

Nun máchte ich noch auf die drei anfangs genannten Máglichkeiten der HauptgeschÑftsstelle<br />

eingehen:<br />

1. Erfahrungsaustausch<br />

Wir sollten den mit dieser Tagung begonnenen Erfahrungsaustausch weiter betreiben.<br />

Wir sollten die Funktion der HauptgeschÑftsstelle als Informationsbárse nutzen,<br />

wie wir dies auch in anderen Bereichen tun (z.B. zur Frage der Finanzierung von Sozialstationen).<br />

Auf diese Weise kánnten auch fÇr die Hospizbewegung Hilfestellungen<br />

erarbeitet werden. Wir kánnten mit der Caritas zusammen nachdenken und mein<br />

konkreter Vorschlag wÑre, bei dem nÑchsten Treffen die beiden Kirchen und ihre<br />

Vertreter mit hinzuzunehmen.<br />

Weiter kánnte ich mir vorstellen, daÖ wir im Rahmen einer Arbeit, die ich selber mit<br />

der Grundsatz- und Forschungsarbeit vorantreiben will, eine Reihe innovativer Projekte<br />

der Diakonie vorstellen – wir gelten ja gerne immer als etwas unbeweglich –,<br />

begrenzt auf etwa zehn bis zwanzig Modelle, die in einer Art Dokumentation vorgestellt<br />

werden. Damit kánnen Impulse kánnen gegeben werden und es kánnen auch<br />

bestimmte Probleme daraus abgeleitet werden wie z.B. die Frage, was sozialpolitisch<br />

weiterverfolgt werden muÖ. Auf der Grundlage einer solchen Dokumentation kánnten<br />

dann zusammen mit den entsprechenden Fachleuten auch gewisse Standards fÇr<br />

die Hospizarbeit formuliert werden. Als eine dritte Máglichkeit kánnte man theologisch<br />

ableiten, welche Bedeutung die Hospizbewegung fÇr den Gemeindeaufbau hat.<br />

2. Sozialpolitische Funktion der WohlfahrtsverbÑnde<br />

Die Diakonie darf hier wohl nicht als Dachverband verstanden werden, um sich dort<br />

zu organisieren, sondern eher in der Absicht, den EinfluÖ zu nutzen, den ein solcher<br />

Verband in Bonn hat. Es finden regelmÑÖig GesprÑche in den Ministerien statt und<br />

man kann einen Spitzenverband einfach auch fÇr ein StÇck Lobbyarbeit nutzen.<br />

Weiter kánnten auch sozialpolitische Forderungen aufgestellt werden, z.B. bei der<br />

Absicherung des Pflegerisikos. Hier vertritt die HauptgeschÑftsstelle die Position,<br />

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