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Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik

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pizbewegung habe und an das, was sich hier in Deutschland entwickelt oder sich<br />

noch entwickeln kánnte. Was wir in Deutschland brauchen, sind vollstÑndig arbeitsfÑhige,<br />

finanziell und personell gut ausgestattete Hospizmodelle. Wir brauchen mehr<br />

Modelle, die mit dem nátigen finanziellen Aufwand auch gefordert werden mÇssen.<br />

Das heiÖt aber nicht, daÖ wir irgendwelche abstrakten Perfektionen suchen mÇssen.<br />

Wir brauchen Modelle, die genau an das angepaÖt sind, was der jeweilige Ort<br />

braucht. Dazu ist Phantasie und KreativitÑt erforderlich, und wir mÇssen auch Çber<br />

das, was an bestehenden Modellen im Gesundheitswesen vorhanden ist, eventuell<br />

hinausgehen. Was ich mir fÇr die Deutsche Hospizbewegung auch wÇnsche ist, daÖ<br />

wir uns auf den Weg machen kánnen, einen Schritt weiter zu gehen und den Hospizgedanken,<br />

wie wir ihn aus dem englischsprachigen Bereich kennengelernt haben,<br />

weiterentwickeln und dabei eine Hospizlásung fÇr die Bereiche finden, fÇr die weltweit<br />

bisher keine befriedigenden Lásungen entwickelt worden sind. Ich denke da in<br />

erster Linie an die groÖe Gruppe stÑndig zunehmende Anzahl der chronisch-kranken<br />

alten Menschen, das heiÖt, die Menschen, die dahinsiechen und an gar keiner spezifischen<br />

Krankheit leiden, sondern in erster Linie an ihrem Alter dahinsiechen. Das ist<br />

nÑmlich eine sehr groÖe Zahl, vielleicht sogar inzwischen schon die Mehrheit. Sie<br />

sterben Çber eine lange Zeit, Çber einen nicht absehbaren Zeitraum, von dem wir<br />

eigentlich nur wissen, daÖ er irgendwann, in nicht all zu weiter Ferne, aber es kann<br />

Jahre gehen, mit dem Tod endet. Hier haben wir auch weltweit keine Hospizlásung.<br />

Es gibt einige Modelle, die es versuchen, auch gerade das Hospiz in Aachen, aber<br />

es gibt kein Modell, von dem wir sagen kánnen, es hat diese Schwierigkeit, die damit<br />

zusammenhÑngt, daÖ es eben einen Unterschied gibt, ob ich einen Menschen begleite,<br />

von dem ich weiÖ, in einem halben Jahr ist das auch fÇr mich bestehende Leiden<br />

zu einem Ende gekommen, oder ob ich sage, ich weiÖ Çberhaupt nicht, auf was<br />

ich mich hier einlasse, vielleicht begleite ich diesen Menschen noch in drei oder vier<br />

Jahren. Das macht einen groÖen Unterschied, auch fÇr die EmotionÑlitÑt der Helfenden,<br />

und hier mÇssen wir Çberlegen, was fÇr eine UnterstÇtzung wir fÇr alle Beteiligten<br />

anbieten kánnen.<br />

Ein zweiter Bereich, der zwar am anderen Ende des Spektrums liegt, ist die FÇrsorge<br />

im Sinne der Hospizlásung fÇr die relativ kleine, aber emotional bedeutsame Zahl der<br />

sterbenden Kinder und Jugendlichen. Auch hier gibt es weltweit nur wenige AnsÑtze<br />

und keineswegs Modelle, die sich ohne weiteres Çbertragen lieÖen. Das muÖ unser<br />

Ziel sein, Modelle zu schaffen, die eine Sogwirkung haben, denn, meine Damen und<br />

Herren, das Sterben wird auch Çber das Jahr 2000 hinaus Çberwiegend in Kliniken<br />

stattfinden. Das hat GrÇnde, die einfach in der Organisation des Krankenwesens in<br />

unserer Zeit liegen, die wir auch gar nicht Ñndern kánnen, vielleicht auch gar nicht<br />

ohne weiteres unbedacht Ñndern sollten. Was wir tun sollten, ist, daÖ wir Çberlegen<br />

und daran arbeiten, wie wir mehr von dem Hospizgedanken in die bestehenden Institutionen,<br />

vor allem in die KrankenhÑuser, in die Pflegeheime hinein transportieren<br />

kánnen. Einer der Wege dafÇr ist – das zeigt die Entwicklung in den Vereinigten<br />

Staaten – das Schaffen guter Modelle, die wirken einfach ansteckend. Und Ansteckung<br />

brauchen wir an dieser Stelle. Das andere ist die Verbesserung der Aus- und<br />

Weiterbildung im Umgang mit dem Themenbereich von Sterben, Tod und Trauer. Wir<br />

brauchen gute Aus- und Weiterbildung als wesentliche MaÖnahme der QualitÑtssicherung<br />

in Hospizen. Diese geht nicht Çber Labortests, wie sie in klinischen Einrichtungen<br />

vielleicht Çblich sind, und Tests von der FunktionsfÑhigkeit bestimmter Apparaturen,<br />

sondern es geht um gute Ausbildung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.<br />

Es ist gleichzeitig ein Weg, den Wissenstransfer von den Hospizen hin zu anderen<br />

bestehenden Institutionen zu schaffen und zu erleichtern. Wenn wir uns in Deutschland<br />

der Herausforderung der Hospizidee stellen wollen, dann bedeutet das in erster<br />

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