Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik
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Problemskizze:<br />
III. SONDERPROBLEM: STERBEN AN AIDS<br />
Die Krankheit AIDS ist noch immer weitgehend tabuisiert. Die Übertragungswege<br />
werden vállig irrational betrachtet, die Gefahren der Infektion Pflegender dadurch<br />
ÇberschÑtzt.<br />
Folgen:<br />
Pflegende (auch Érzte Çbrigens) verweigern zuweilen den Dienst an AIDS-Kranken<br />
und HIV-Positiven. Es gibt Sozialstationen, die per BeschluÖ der Mitarbeiterschaft die<br />
Behandlung von Patienten mit diesem Krankheitsbild ausgeschlossen haben.<br />
Durch das Bekanntwerden der Diagnose AIDS werden Patienten – und oft die ganze<br />
Familie – sozial isoliert. Pflegende auf AIDS-Stationen werden von ihren Angehárigen<br />
bedrÑngt, sich in eine andere Abteilung versetzen zu lassen.<br />
Patienten aus dem Umland bleiben nach dem ersten Krankenhausaufenthalt hÑufig<br />
im Schutz der AnonymitÑt der GroÖstadt, in der NÑhe des behandelnden Krankenhauses<br />
und oft im Schutz der hiesigen Selbsthilfegruppen. In EinzelfÑllen zerbrechen<br />
gewachsene Beziehungen. Oft werden im Zusammenhang mit der Krankheit LebensbezÇge<br />
des Patienten áffentlich, die er bisher verborgengehalten hat (zum Beispiel<br />
HomosexualitÑt).<br />
Wegen des oft langwierigen und schweren Verlaufs der Krankheit werden die Patienten<br />
frÇher arbeitsunfÑhig, verlieren zum Teil ihre Wohnung etc. Aus dem Kreis der<br />
DrogenabhÑngigen stammende Patienten sind darÇber hinaus bereits oft wohnungslos<br />
und haben zusÑtzlich die Suchtprobleme.<br />
Dies alles erfordert einen erháhten Einsatz an psychosozialer Betreuung, Beratung<br />
durch Sozialarbeiter, spezielle ambulante Pflegedienste wÑhrend der Krankheitsphasen,<br />
Modelle betreuten Wohnens fÇr DrogenabhÑngige.<br />
Realisierung:<br />
Vieles von den aufgezÑhlten notwendigen Einrichtungen gibt es in Hannover bereits<br />
als Modellversuch mit entsprechender zeitlich begrenzter Finanzierung: Die „Ambulanten<br />
Pflegedienste“ von AIDS-Hilfe und Lazaruslegion in Hannover, die Wohngemeinschaft<br />
„Betreutes Wohnen“. Die hannoversche AIDS-Hilfe, die Lazaruslegion –<br />
Christenbeistand fÇr AIDS-Kranke und HIV-Positive, dazu die kommunale AIDS-<br />
Beratung. Die drei letztgenannten Einrichtungen arbeiten sowohl im Rahmen individueller<br />
Beratung und Begleitung (auch Krankenhaus-Besuchsdienst) als auch im<br />
Bereich der AufklÑrung, Prophylaxe, BewuÖtseinsbildung etc. Da die Zahlen noch<br />
stÑndig steigen – allein Çber 150 AIDS-Tote 1991 in Hannover –, mÇssen diese Dienste<br />
als stÑndiges Angebot mit langfristig gesicherter Finanzierung in ein Gesamtkonzept<br />
zur Begleitung und Betreuung Schwerstkranker und Sterbender eingebaut werden.<br />
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