Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik
Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik
Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
weil die hÑuslichen VerhÑltnisse es nicht zulassen und diese auch in der gebotenen<br />
Zeit nicht verÑndert werden kánnen oder weil die notwendigen palliativen MaÖnahmen<br />
teilweise nur in der Klinik beziehungsweise einem dafÇr eingerichteten Hospiz<br />
angeboten werden kánnen.<br />
Zusammenfassung: 1. „Hospizbewegung“ meint nach meiner Wahrnehmung einen<br />
weiteren Ausbau beziehungsweise eine bessere Vernetzung der verschiedenen ambulanten<br />
Dienste mit dem Ziel, immer mehr Menschen den Wunsch erfÇllen zu kánnen,<br />
zu Hause zu sterben. 2. Die Hospizbewegung arbeitet fÇr die Errichtung einer<br />
kleinen stationÑren Einheit von circa 10 Betten fÇr die Menschen, bei denen eine<br />
hÑusliche Begleitung und Pflege aus den erwÑhnten GrÇnden nicht in Frage kommt.<br />
Auch ein stationÑres Hospiz schlieÖt die Begleitung der Angehárigen und spÑter der<br />
Trauernden ein.<br />
3. Weiterungen:<br />
Das verstÑrkte BemÇhen, dem Sterben „austherapierter“ Patienten – in der Regel<br />
nach lÑngerer Erkrankung an Tumoren oder AIDS etc. – ein Zuhause zu geben, darf<br />
die Orte nicht auÖer acht lassen, an denen schon jetzt Sterben immer wieder stattfindet<br />
und oft in einer Weise und Umgebung stattfindet, die fÇr alle Beteiligten – Érzte,<br />
Pflegende, Angehárige, und vermutlich auch Patienten – absolut unbefriedigend<br />
ist. Ein groÖer Teil Hospizbewegung engagierten Menschen ist gerade nach besonders<br />
deprimierenden Erfahrungen des Sterbens eines nahen Angehárigen in einem<br />
Krankenhaus oder Pflegeheim zur Hospizbewegung gestoÖen. Übrigens sind dort<br />
auch professionelle Helfer/Pflegende zu finden, die unter den Bedingungen massiv<br />
leiden und die oft in einer Weise arbeiten mÇssen, die ihrem eigenen Berufsethos<br />
zutiefst zuwiderlÑuft. Die Studie der FESt „Patientenorientierung als Aufgabe“ weist<br />
darauf eindrÇcklich hin. Zitat (von Seite 297):<br />
„Wenn Schwestern und Érzte Sterben und Tod nicht als Niederlage und persánlichen<br />
MiÖerfolg erleben sollen, dann muÖ im Konzept pflegerischer und<br />
Ñrztlicher Zuwendung Sterbebegleitung einen legitimen Platz bekommen....<br />
Bisher jedenfalls kann kein Arzt damit Karriere machen, wenn er am Sterbebett<br />
sitzt.“<br />
Damit ist eine Ursache benannt. Ein weiteres Stichwort in diesem Zusammenhang<br />
heiÖt „Pflegenotstand“. Auch wenn wir hier und da von sehr befriedigenden Erfahrungen<br />
mit Sterben im Krankenhaus háren, kánnen wir wohl noch auf lange Zeit nicht<br />
davon ausgehen, daÖ daraus auf den Allgemeinzustand der KrankenhÑuser geschlossen<br />
werden dÇrfte.<br />
Auch in den Alters- und Pflegeheimen sind die Pflegenden oft Çberfordert – physisch<br />
wie psychisch (!) –, wenn es um die Begleitung Sterbender geht, was nicht zuletzt<br />
am PersonalschlÇssel abzulesen ist.<br />
Zusammenfassung: Wenn wir also im Stadtkirchenverband Hannover unter dem<br />
Stichwort „Hospizbewegung“ Çber Angebote zur Begleitung Sterbender nachdenken,<br />
máchte ich mich nicht nur fÇr einen besonderen Ort einsetzen, an dem gleichsam ein<br />
„Sterben 1. Klasse“ ermáglicht wird, sondern gleichzeitig die Wohnungen, KrankenhÑuser,<br />
Alten- und Pflegeheime und die dort tÑtigen Menschen im Blick behalten, um<br />
auch dort wieder dem „Sterben ein Zuhause“ zu geben.<br />
In der zahlreichen Literatur zum Hospiz-Thema wird immer wieder beklagt, daÖ wir in<br />
unserem Kulturkreis das Sterben verlernt haben, daÖ wir verlernt haben, mit Tod und<br />
Sterben umzugehen. Wenn die Begleitung Sterbender aber eine Aufgabe der Gemeinde<br />
ist, nicht nur einiger weniger professioneller Helfer – wovon ich fest Çber-<br />
23