Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik

Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik Klausurtagung „Hospiz“ - Peter Godzik

24.12.2012 Aufrufe

d) Begleitende Kurse (Supervision) geschieht durch ehrenamtliches Engagement von Érzten, Psychologen, Schwestern u.a. e) Es gibt Angebote von Ausbildung, etwa durch einen Grundkurs, der 4 Abende dauert, und Spezialkurse (Seelsorge, GesprÑchsfÇhrung, Arbeit mit Gruppen) sowie kontinuierliche Begleitung. f) Mitarbeiter/innen werden auch durch Zeitungsanzeigen und regionale Rundfunksendungen geworben. Arbeitsgebiete sind u.a.: o Krankenbetreuung (zu Hause und im Krankenhaus) o Sterbebegleitung (zu Hause/Krankenhaus/Hospiz) o Blinden-Helfer o Besuchsdienst fÇr Alte und Familien o Handarbeiten-Shop o Krebskinder-Betreuung o Wochenend-Cafë im Pflegeheim o Club fÇr Éltere in HochhÑusern o Arbeit mit Verwirrten o Betreuungsangebote im Sommer, wenn viele in den SommerhÑusern sind. Allgemeine Beurteilung: 1. Die Tradition freiwilliger Hilfe scheint in Finnland ungebrochener als in Deutschland sich gehalten zu haben. Es gibt keine „480 DM-KrÑfte“. Konkurrenz-GefÇhle zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen sind weniger festzustellen. In Deutschland wird es darum verstÑrkt auf die richtige Motivierung, Ansprache, Werbung und Offenheit fÇr eigenstÑndige Mitarbeit ankommen. 2. Die ehrenamtliche Leitung und Verantwortlichkeit muÖ gewÑhrleistet sein, wenn auch wahrscheinlich in unseren Strukturen AnstáÖe und AnfÑnge von hauptamtlichen Stellen erforderlich scheinen. 3. Das Modell Tampere scheint fÇr stÑdtische Strukturen eher geeignet zu sein als fÇr lÑndliche, obwohl bei der zunehmenden Auflásung herkámmlicher Strukturen auch auf dem Lande Çber neue Aufgabenbereiche fÇr ehrenamtliche Arbeit nachgedacht werden muÖ. 4. Die Begleitung und Betreuung Ehrenamtlicher („Supervision“) sollte auch bei uns stÑrker durch Ehrenamtliche geschehen. Hier kann den entsprechenden Personen die Máglichkeit zur ehrenamtlichen TÑtigkeit gegeben werden. 5. Als Grundausstattung sollten RÑume und Telefon fÇr eine Anlaufstelle zur VerfÇgung gestellt werden, wie sie viele kirchlichen GemeindehÑuser ja bieten. Wichtig ist die ehrenamtliche Leitung, die mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet sein mÇÖte und die Fárderungen von Kirchenvorstand und Pastoren erhalten muÖ. HOSPIZ Aus der Betreuung, Begleitung und Besuchsarbeit fÇr Kranke und Sterbende hatte sich die Idee und Notwendigkeit ergeben, in der NÑhe des Krankenhauses ein Extra- Haus, ein HOSPIZ, zu errichten. Dabei ist das Hospiz nicht als Sterbeklinik zu verstehen. Sondern die GrÇnder und Mitarbeiter verstehen es als eine Einrichtung, die ein menschenwÇrdiges Leben bis zuletzt ermáglicht. Es wird auch als Übergangsein- A 22

ichtung genutzt, in der Sterbenskranke fÇr eine Zeit leben kánnen, um dann die letzte Zeit ihres Lebens im eigenen Zuhause zu sein. Die Errichtung des Hospizes erschien in Tampere notwendig, da dort verstÑrkt Menschen leben, die keine Angehárigen haben, bzw. deren Angehárigen keine Máglichkeit sehen, ihre Kranken selbst zu pflegen. Eine Eingliederung ins Krankenhaus erscheint aufgrund der augenblicklichen Situation in den KrankenhÑusern weniger menschenwÇrdig als die Einrichtung eines Hospizes. Das Hospiz in Tampere ist das erste in Skandinavien. Es besteht seit 3 Jahren. Es hat 24 PlÑtze (ein Vierer-Zimmer, 5 Doppelzimmer, 10 Einzelzimmer). Es gibt 24 Mitarbeiterinnen in der Pflege sowie Érzte. Jede Schwester hat „ihren“ Patienten. Dazu kommen ca. 25 Ehrenamtliche. TrÑger des Hospizes ist eine Stiftung, die auch ein Teil der Kosten Çbernimmt. Die Unkosten betragen ca. 500 DM pro Tag (Krankenhauskosten ca. 400 DM); der Patient Çbernimmt, wenn máglich, selbst ca. 40 DM. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter werden betreut durch eine Honorarkraft, die in Supervision ausgebildet ist. Im Augenblick sind nur 15 Patienten im Hospiz. Es werden aufgrund der allgemeinen Wirtschafts-Verschlechterung weniger Patienten Çberwiesen. Einzugsbereich ist Çberwiegend Tampere und Umgebung. Zum „Leben bis zuletzt“ gehárt dazu, daÖ die Patienten auch als Schwerkranke noch in die Sauna kánnen. Es gibt einen Wintergarten, Konzerte und Lesungen. In einer kleinen TeekÇche kánnen Kranke und ihre Angehárigen (es kommen auch kleine Kinder mit) sich etwas bereiten. Auch wenn die GesamtatmosphÑre sehr ruhig ist, ist sie nicht bedrÇckend. Die Mitarbeiterinnen sind sehr freundlich. Die Belastung, so ÑuÖern die Mitarbeiter, ist fÇr sie nicht stÑrker als im normalen Krankenhaus. Auch wenn man als Besucher zunÑchst beklommen ist bei dem Gedanken, daÖ alle Patienten in absehbarer Zeit sterben werden (Verweildauer ca. 40 Tage), so zeigen die Angehárigen, Mitarbeiter und Patienten diese Beklommenheit nicht (mehr). Der Umgang ist herzlich, freundlich; eine Patientin, die besucht wird, spricht voller Humor. Auch wenn ein Hospiz vielleicht gegenÇber dem Sterben zu Hause immer nur die schlechtere Lásung sein mag, kann das Angebot eines Hospizes wie dieses (allerdings kleiner) beispielhaft zeigen, wie der menschenwÇrdige Umgang mit einzelnen Sterbenden aussehen kann. Eine Integration der Begleitung Sterbender in den verschiedenen Stationen der KrankenhÑuser (nicht in einer gesonderten palliativen „Sterbe-Station“!) erscheint zwar sinnvoller, ist aber in der Regel z.Zt. sowohl aufgrund der Personalsituation als auch aufgrund der Strukturen unserer KrankenhÑuser kaum umsetzbar. Die Frage der Finanzierung mÇÖte in Deutschland auch zeigen, daÖ der Anteil der Spenden in der Regel sehr hoch ist. TREFFPUNKT „SCHWARZES SCHAF“ – EINRICHTUNG FÜR WOHNUNGSLOSE/ NICHTSESSHAFTE Im ErdgeschoÖ des Diakonie-Zentrums von Tampere befindet sich eine Art Teestube fÇr Wohnungslose und NichtseÖhafte. Sie ist von 7-13 Uhr geáffnet. Duschen und Einkleiden ist nicht máglich. Kaffee und Mittagessen werden gegen ein geringes Entgeld angeboten. Arbeits- und Wohnungsvermittlung wird versucht. Es gibt ein Programm zur ArbeitsbefÑhigung, das Çber 6 Monate geht. Die Teestube wird finanziert aus Spenden und Kirchensteuermittel. Es gibt ca. 300 „registrierte“ NichtseÖhafte und Wohnungslose. Es kommen ca. 30 GÑste am Tag. Die 3 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen kennen ca. A 23

ichtung genutzt, in der Sterbenskranke fÇr eine Zeit leben kánnen, um dann die letzte<br />

Zeit ihres Lebens im eigenen Zuhause zu sein. Die Errichtung des Hospizes erschien<br />

in Tampere notwendig, da dort verstÑrkt Menschen leben, die keine Angehárigen<br />

haben, bzw. deren Angehárigen keine Máglichkeit sehen, ihre Kranken selbst<br />

zu pflegen. Eine Eingliederung ins Krankenhaus erscheint aufgrund der augenblicklichen<br />

Situation in den KrankenhÑusern weniger menschenwÇrdig als die Einrichtung<br />

eines Hospizes.<br />

Das Hospiz in Tampere ist das erste in Skandinavien. Es besteht seit 3 Jahren. Es<br />

hat 24 PlÑtze (ein Vierer-Zimmer, 5 Doppelzimmer, 10 Einzelzimmer). Es gibt 24 Mitarbeiterinnen<br />

in der Pflege sowie Érzte. Jede Schwester hat „ihren“ Patienten. Dazu<br />

kommen ca. 25 Ehrenamtliche. TrÑger des Hospizes ist eine Stiftung, die auch ein<br />

Teil der Kosten Çbernimmt. Die Unkosten betragen ca. 500 DM pro Tag (Krankenhauskosten<br />

ca. 400 DM); der Patient Çbernimmt, wenn máglich, selbst ca. 40 DM.<br />

Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter werden betreut durch eine Honorarkraft,<br />

die in Supervision ausgebildet ist. Im Augenblick sind nur 15 Patienten im Hospiz. Es<br />

werden aufgrund der allgemeinen Wirtschafts-Verschlechterung weniger Patienten<br />

Çberwiesen. Einzugsbereich ist Çberwiegend Tampere und Umgebung. Zum „Leben<br />

bis zuletzt“ gehárt dazu, daÖ die Patienten auch als Schwerkranke noch in die Sauna<br />

kánnen. Es gibt einen Wintergarten, Konzerte und Lesungen. In einer kleinen TeekÇche<br />

kánnen Kranke und ihre Angehárigen (es kommen auch kleine Kinder mit) sich<br />

etwas bereiten. Auch wenn die GesamtatmosphÑre sehr ruhig ist, ist sie nicht bedrÇckend.<br />

Die Mitarbeiterinnen sind sehr freundlich. Die Belastung, so ÑuÖern die<br />

Mitarbeiter, ist fÇr sie nicht stÑrker als im normalen Krankenhaus.<br />

Auch wenn man als Besucher zunÑchst beklommen ist bei dem Gedanken, daÖ alle<br />

Patienten in absehbarer Zeit sterben werden (Verweildauer ca. 40 Tage), so zeigen<br />

die Angehárigen, Mitarbeiter und Patienten diese Beklommenheit nicht (mehr). Der<br />

Umgang ist herzlich, freundlich; eine Patientin, die besucht wird, spricht voller Humor.<br />

Auch wenn ein Hospiz vielleicht gegenÇber dem Sterben zu Hause immer nur<br />

die schlechtere Lásung sein mag, kann das Angebot eines Hospizes wie dieses (allerdings<br />

kleiner) beispielhaft zeigen, wie der menschenwÇrdige Umgang mit einzelnen<br />

Sterbenden aussehen kann.<br />

Eine Integration der Begleitung Sterbender in den verschiedenen Stationen der<br />

KrankenhÑuser (nicht in einer gesonderten palliativen „Sterbe-Station“!) erscheint<br />

zwar sinnvoller, ist aber in der Regel z.Zt. sowohl aufgrund der Personalsituation als<br />

auch aufgrund der Strukturen unserer KrankenhÑuser kaum umsetzbar. Die Frage<br />

der Finanzierung mÇÖte in Deutschland auch zeigen, daÖ der Anteil der Spenden in<br />

der Regel sehr hoch ist.<br />

TREFFPUNKT „SCHWARZES SCHAF“ – EINRICHTUNG FÜR WOHNUNGSLOSE/<br />

NICHTSESSHAFTE<br />

Im ErdgeschoÖ des Diakonie-Zentrums von Tampere befindet sich eine Art Teestube<br />

fÇr Wohnungslose und NichtseÖhafte. Sie ist von 7-13 Uhr geáffnet. Duschen und<br />

Einkleiden ist nicht máglich. Kaffee und Mittagessen werden gegen ein geringes Entgeld<br />

angeboten.<br />

Arbeits- und Wohnungsvermittlung wird versucht. Es gibt ein Programm zur ArbeitsbefÑhigung,<br />

das Çber 6 Monate geht. Die Teestube wird finanziert aus Spenden und<br />

Kirchensteuermittel. Es gibt ca. 300 „registrierte“ NichtseÖhafte und Wohnungslose.<br />

Es kommen ca. 30 GÑste am Tag. Die 3 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen kennen ca.<br />

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