Gut Aiderbichl Magazin Herbst/Winter 2021: Leben lieben
Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.
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MUSS ICH WIRKLICH?<br />
Die Sache mit der Katzentoilette …<br />
Man sollte meinen, die Sache mit der Katzentoilette<br />
sei selbsterklärend. Auch für eine Katze.<br />
Aber nein! Hier handelt es sich um eine hochwissenschaftliche<br />
Angelegenheit. Und zwar um eine, der<br />
mehr als ein Dutzend Studien gewidmet wurden, die<br />
eindeutig belegen: Für Katzen gibt es mehr als 20<br />
triftige Gründe, nicht die Katzentoilette zu benutzen.<br />
Sondern den Teppichboden davor. Oder unser Bett.<br />
Das Ganze liest sich dann, als hätte die Prinzessin<br />
auf der Erbse es den Forschern höchstselbst in die<br />
Feder diktiert: Entweder die Katzenstreu klebt zu<br />
sehr an den Pfoten – oder sie klebt nicht genügend.<br />
Sie ist zu feinkörnig – oder zu grobkörnig. Die Toilette<br />
steht auf zu weichem Untergrund – oder auf zu<br />
hartem. Und so geht es munter weiter. Was uns das<br />
sagt? Nun – zwei Dinge: Katzen pflegen möglicherweise<br />
leicht übertriebene Ansichten in Sachen Hygiene.<br />
Aus Rache allerdings ignorieren sie ihre Toilette<br />
nicht. Sie pinkeln nie in unser Bett, weil sie unseren<br />
neuen Partner / Hund / die andere Katze nicht mögen<br />
und sich emotional vernachlässigt fühlen. Warum<br />
sollten sie auch? Immerhin stehen ihnen 20 wissenschaftlich<br />
bestätigte Gründe zur Auswahl, von denen<br />
einer garantiert immer passt.<br />
DIE MAGIE EINES BLICKS<br />
Sieh mir in die Augen, Kleines<br />
Es gibt Dinge, die jenseits des Möglichen liegen.<br />
Etwa der Versuch, eine Katze auszuschimpfen.<br />
Weil sie die nervtötende Eigenschaft besitzen, uns zu<br />
ignorieren, wenn wir sie zur Verantwortung ziehen<br />
wollen. Wir können vor Wut toben – die Katze kennt<br />
darauf nur eine Antwort. Sie wendet demonstrativ<br />
ihren Blick ab. Was so viel heißt wie: „Was kümmert<br />
mich schon dieser tobende, kleine Troll?“ Allerdings<br />
eben nur in Menschensprache. Denn in Katzensprache<br />
sagt der abgewandte Blick etwas anderes, wie<br />
Verhaltensforscher herausfanden. Da gilt er als eine<br />
der größten Beschwichtigungsgesten. Denn Katzen<br />
sind genetisch darauf ausgerichtet, sich als Einzeljäger<br />
selbst zu versorgen. Verletzungen stellen damit<br />
eine weit größere Gefahr für sie dar, als das etwa für<br />
Rudel-Jäger der Fall ist – sie müssen um jeden Preis<br />
vermieden werden. Um dennoch Revierstreitigkeiten<br />
und Ähnliches klären zu können, greifen Katzen meist<br />
auf eine unblutige Kampf-Variante zurück: das Niederstarren.<br />
Wer zuerst den Blick abwendet, gibt klein<br />
bei. Das ist übrigens der Grund, weshalb Menschen,<br />
die keine Katzen mögen, oft Katzen anziehen – sie<br />
werden als „harmlos“ eingestuft. Unsere Katzen<br />
ignorieren uns also nicht, wenn wir mit ihnen schimpfen.<br />
Im Gegenteil. Sie schlichten. Und wundern sich<br />
vermutlich, warum wir nicht mal die Grundregeln<br />
der Höflichkeit beherrschen.<br />
SELEKTIVES HÖREN<br />
Hat mich etwa jemand gerufen?<br />
Es gibt böse Zungen, die behaupten, Katzen seien<br />
nicht in der Lage, ihren eigenen Namen zu lernen,<br />
und würden aus genau diesem Grund auch niemals<br />
den Bitten ihrer Menschen folgen. Glücklicherweise<br />
konnte diese verleumderische Annahme nun widerlegt<br />
werden: Zwei japanische Forscher ließen Katzen über<br />
acht Monate beobachten und untersuchten, ob und wie<br />
die Tiere auf Namensrufe reagierten. Das Ergebnis:<br />
Knapp 90 Prozent der Testkatzen kannten sehr wohl<br />
ihren Namen und waren sogar in der Lage, ihn aus<br />
lautem Stimmengewirr herauszufiltern. Sie verstanden<br />
ihn im Übrigen selbst dann, wenn sie von Fremden<br />
gerufen wurden. Und ja – alle Katzen reagierten auf<br />
ihren Namen: Drei Viertel von ihnen neigten kurz den<br />
Kopf. Ein Drittel bewegte immerhin die Ohrmuscheln i<br />
n Richtung des Rufes. Und zehn Prozent zuckten mit<br />
der Schwanzspitze, was – zugegeben – auch auf eine<br />
gewisse Gereiztheit hindeuten mag. In jedem Fall aber<br />
kam keine einzige Katze dem Ruf in irgendeiner Form<br />
nach. Es sei denn, sie vernahmen ihn in Zusammenhang<br />
mit einem weiteren Geräusch. Genau – dem<br />
Klappern einer Futterdose. Da kamen alle<br />
Katzen. Und zwar in unter fünf Sekunden.<br />
In deutlich unter fünf Sekunden sogar.<br />
DER DUFT VON FREIHEIT<br />
Kann das Liebe sein?<br />
Sie eilen herbei, sobald wir durch die Haustür<br />
treten; schmiegen ihren Körper hingebungsvoll<br />
an unsere Beine. Ja – das muss Liebe sein. Glauben<br />
wir. Die Wahrheit allerdings, so lassen Verhaltensstudien<br />
vermuten, erzählt eine weit weniger romantische<br />
Geschichte, und in der ist es nicht etwa selige Wiedersehensfreude,<br />
die unsere Katze an die Tür treibt,<br />
sobald wir das Haus betreten. Sondern eher das<br />
Gegenteil davon: Abneigung. Zumindest gegen die<br />
Gerüche, die wir am Leib tragen. Denn die signalisieren:<br />
Wir haben uns (womöglich unerlaubt?) vom<br />
Familien-Clan entfernt. Katzennasen nehmen Gerüche<br />
drei Mal feiner wahr als menschliche – sie besitzen<br />
fast 45 Millionen Riechzellen; wir bringen es im<br />
besten Fall auf lausige 20 Millionen. Will heißen:<br />
Sobald wir heimkehren, ist aus Katzensicht schnelles<br />
Eingreifen gefragt – und zwar möglichst, bevor wir<br />
mit diesem Konglomerat an lästigen Fremd-Düften<br />
das Haus verpesten. Das „Allorubbing“, das Umstreichen<br />
mit dem Körper, ist die perfekte Allzweckwaffe:<br />
Katzen besitzen unter anderem an Wangen, Kinn und<br />
Flanken Duftdrüsen, und mit diesen neutralisieren<br />
sie Fremdgerüche quasi und übertünchen sie mit<br />
ihrem Eigenduft. Ja – sie markieren uns. Als reumütig<br />
heimkehrendes Clan-Mitglied. Oder als Eigentum.<br />
Je nachdem, wie man es betrachten möchte.<br />
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