Gut Aiderbichl Magazin Herbst/Winter 2021: Leben lieben
Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.
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IHR WILDES ERBE<br />
Raubkatze bleibt Raubkatze<br />
Katzen machen uns gerne halbtote Mäuse zum Geschenk.“<br />
Finden Sie auch, dass irgendetwas in diesem<br />
Satz nicht zusammenpasst? Richtig – es sind die<br />
Worte „halbtote Mäuse“ und „Geschenk“. Denn Beute –<br />
egal in welcher Form – ist kein Geschenk. Vor allem<br />
nicht, wenn eine Katze sie anschleppt. Dann ist sie:<br />
Anschauungsmaterial und ausschließlich zu Übungszwecken<br />
gedacht. Sie soll dem Menschen auch nicht etwa<br />
ein dankbares Lächeln entlocken – sondern vor allem:<br />
ein bisschen mehr Engagement, bitte! Das zumindest<br />
legt das Ergebnis einer Studie der Washington Universität<br />
unter der Leitung des Genetikers Wesley Warren<br />
nahe: Die Analyse beweist, dass Hauskatzen ihren wilden<br />
Verwandten genetisch näher stehen als bisher angenommen.<br />
„Selbst nach 10 000 Jahren an der Seite des Menschen<br />
können Katzen keineswegs als domestiziert betrachtet<br />
werden, sondern höchstens als gezähmt“, resümiert<br />
Warren. „Ihr Verhalten bleibt durch ihr wildes Erbe<br />
geprägt.“ Und das diktiert einer Katze unter anderem<br />
Folgendes: Sie bringt solange Beute zum Üben heim, bis<br />
selbst die miserabelsten Jäger eines Wurfes das Jagen<br />
gelernt haben und für sich alleine sorgen können. Offenbar<br />
haben sie in dieser Hinsicht keine hohe Meinung von<br />
ihren Menschen. Das belegt zumindest der stete Nachschub<br />
an Beutetieren, die sie unermüdlich anschleppen.<br />
Vielleicht zeigen also alle Katzenhalter in Sachen Mäusejagd<br />
einfach ein bisschen mehr Engagement, bitte?!<br />
Kann ja nicht so schwer sein. Ehrlich!<br />
AUFTANKEN IM SCHLAF<br />
Wovon träumen kleine Katzen?<br />
Katzen verschlafen entspannt 16 Stunden des Tages.<br />
An trüben Regentagen und im <strong>Winter</strong> kann es<br />
sogar sein, dass sie überhaupt nur vier Stunden wach<br />
sind. Was allerdings nichts mit Trägheit zu tun hat –<br />
sondern ganz im Gegenteil: Das enorme Schlafbedürfnis<br />
ist in erster Linie den hochentwickelten Fähigkeiten<br />
und Sinnen der kleinen Tiger geschuldet. Denn wenn<br />
sie wach sind, wenden Katzen sehr energieintensive<br />
Bewegungen an – wie Klettern, sich auf Beute stürzen<br />
oder jagen. Diese Aktionen verlangen nicht nur eine<br />
sehr hohe Konzentration, sondern sind auch mit einem<br />
enormen Adrenalin- und Energieverbrauch verbunden.<br />
Selbst das scheinbar lockere Hinterhertollen nach<br />
einer Fliege setzt den gesamten Kräfteapparat in Gang<br />
– die Bilanz fällt am Ende ähnlich aus wie bei einem<br />
Tiger, der tatsächlich einem Beutetier nachstellt. Zum<br />
Glück können unsere Samtpfoten ihre Reserven schnell<br />
wieder auffüllen – im Schlaf eben. Wobei: Selbst hier<br />
bleiben sie hochkonzentriert und sind sofort reaktionsbereit.<br />
In den leichten Schlafphasen nehmen Katzen<br />
auch Geräusche noch wahr. Nur in den echten Tiefschlafphasen<br />
entspannen sie sich wirklich – ungefähr<br />
sechs Minuten am Stück. Also lassen wir sie ruhig<br />
schlafen, unsere kleinen Raubkätzchen, und von<br />
neuen Abenteuern träumen …<br />
DIE MACHT DES SCHNURRENS<br />
Ihr Wunsch ist uns Befehl<br />
Schon niedlich, dieses Schnurren. Lässt unser Herz<br />
gleich schneller schlagen. Nur leider nicht immer<br />
im positiven Sinn. Denn in dieses zarte Gurren schummeln<br />
Katzen, wenn sie etwas von uns wollen, einen<br />
weiteren Laut hinein: ein hochfrequentes Miauen, das<br />
zielsicher zwischen 300 und 600 Hertz liegt. Und damit<br />
exakt die Tonlage erreicht wie der Schrei eines hungrigen<br />
Babys – des mit Abstand wirksamsten sensorischen<br />
Triggers des Menschen. Das bestätigte eine<br />
Untersuchung der Universität von Sussex unter der<br />
Leitung von Karen McComb. „Dieser Ton“, so die Forscherin,<br />
„signalisiert eine Dringlichkeit, die uns regelrecht<br />
zum Handeln zwingt.“ Unser Unterbewusstsein<br />
stuft den Laut als akuten Hilferuf ein – und setzt kurzfristig<br />
unser rationales Denken außer Kraft. Heißt: Egal,<br />
was es ist – wenn eine Katze dieses Miau-Schnurren<br />
einsetzt, sind wir geneigt, ihr jeden Wunsch zu erfüllen.<br />
Futter. Mehr Futter. Und wir machen ihr um drei Uhr<br />
morgens die Tür auf. Und wieder zu. Und, klar – wieder<br />
auf. Interessanterweise – auch das zeigte McCombs<br />
Studie – setzen Katzen diese Form der Manipulation nur<br />
ein, wenn sie in einem Ein- oder Zwei-Personen-Haushalt<br />
leben. Wohnen die Tiere hingegen bei einer Familie,<br />
schenken sie sich das Theater. Offenbar rechnen sie<br />
sich nur wenig Chancen aus, sobald Kleinkinder mit von<br />
der Partie sind. Vielleicht, weil sie wissen, dass jeder<br />
irgendwann auf seinen Meister trifft. Selbst als Katze.<br />
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