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Gut Aiderbichl Magazin Herbst/Winter 2021: Leben lieben

Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.

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Magere Pferde<br />

nach jahrelanger<br />

Mangelernährung<br />

Stute Florina freut<br />

sich über sonnige Tage<br />

auf der Koppel<br />

Shetlandpony Bart<br />

genießt die Streicheleinheiten<br />

von Tierpflegerin<br />

Jessica Zoppelt<br />

Einen kurzen Moment lang schaut<br />

sie ungläubig auf die Hand, die<br />

ihr eine Leckerei hinhält. Als würde<br />

sie erwarten, dass ihr dieses<br />

kleine Geschenk sogleich wieder entzogen<br />

wird. Oder als sei diese Geste der Zuneigung<br />

gar nicht real. Als sei all dies nur ein<br />

Traum, und sie wacht im nächsten Augenblick<br />

auf und findet sich wieder im dunklen,<br />

stickigen Stall. Dann schließlich bewegt<br />

die Stute ihren Kopf behutsam in<br />

Richtung von Evas Hand, umschließt das<br />

Stück Karotte sanft mit ihren Lippen – und<br />

es ist, als würde ein Seufzer der Erleichterung<br />

durch ihren mageren Körper gehen:<br />

Es ist vorüber. Sie und die 18 anderen Pferde,<br />

mit denen sie so lange eingesperrt war,<br />

sind endlich frei.<br />

„Ich war schon bei einigen Tierrettungen<br />

dabei und habe vieles gesehen, aber so<br />

etwas noch nicht“, sagt Eva Zach von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>. Denn dieser Tag im Juni stellt<br />

vieles von dem in den Schatten, was man<br />

auf dem <strong>Gut</strong> bislang erlebt hat. Kurz zuvor<br />

hat ein Hilferuf des Veterinäramtes Deggendorf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> erreicht: Mehrere<br />

Pferde stehen unter nicht artgerechten Bedingungen<br />

im Stall eines Bauernhofes und<br />

brauchen eine neue Bleibe. Mehrmals hatte<br />

das Amt die Familie ermahnt, dass die<br />

Tiere beschlagnahmt werden, sollten sich<br />

die Haltungsbedingungen nicht ändern –<br />

ohne Erfolg. Das Veterinäramt sieht<br />

schließlich keinen anderen Ausweg, als die<br />

Tiere abzuholen. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

ist der Platz für die Pferde schon<br />

bereit. Eva und fünf weitere <strong>Aiderbichl</strong>er,<br />

darunter Benedikt Gruber, Leiter von Ai-<br />

derbichl Deggendorf, sind vor Ort. „Wenn<br />

man weiß, dass es sich<br />

um eine Beschlagnahmung<br />

handelt, kommt<br />

man schon mit einem<br />

sehr mulmigen Gefühl<br />

dorthin“, erzählt sie.<br />

„Man weiß nicht, wie<br />

die Besitzer reagieren.<br />

Sind die Pferde aggressiv?<br />

Können wir sie verladen?“ Als die<br />

Stalltüren geöffnet werden, schlägt den<br />

Helfern ein beißender Geruch von Rinderdung<br />

und Ammoniak entgegen. Im Halbdunkel<br />

sind magere, unbewegliche Pferdekörper<br />

zu erkennen. „So etwas habe ich<br />

noch nie gesehen“, sagt Eva sichtlich bewegt,<br />

„die Pferde waren angebunden,<br />

manche sogar förmlich angeschraubt. Und<br />

die Boxen waren mit Brettern und Gitterstäben<br />

vernagelt.“ Der Zustand der Tiere ist<br />

sehr schlecht: die Hufe extrem ungepflegt,<br />

das Fell glanzlos und verfilzt. Acht Araberhengste,<br />

10 Warmblutstuten und ein Shetlandpony<br />

stehen apathisch in ihren Verschlägen:<br />

„Sie haben in die Ecke geschaut,<br />

den Kopf hängen lassen. Man hat gemerkt,<br />

dass sie keine menschliche Beziehung gehabt<br />

haben.“ Die Stuten stehen in einer Art<br />

Offenstall, haben zumindest ein bisschen<br />

Licht. Aber die Hengste und Wallache stehen<br />

in fast völliger Finsternis. Sie haben<br />

kein Gefühl für das Vergehen der Tage. Keine<br />

Vorstellung davon, wie es sich anfühlt,<br />

wenn die Hufe frisches Gras berühren,<br />

Wind durch die Mähne<br />

weht und die Welt im<br />

unbändigen Galopp<br />

an einem vorüberfliegt.<br />

Nein, diese Pferde<br />

durften niemals<br />

Pferde sein. Als sie die<br />

fremden Menschen<br />

um sich bemerken, reagieren<br />

sie nicht verängstigt<br />

oder scheu.<br />

Im Gegenteil: „Mir kam<br />

es so vor, als seien die<br />

Pferde froh gewesen, dass sie endlich da<br />

rausdurften“, sagt Eva.<br />

Ohne Gegenwehr, allerdings noch recht<br />

wacklig auf den Hufen, lassen sich die Pferde,<br />

ermuntert durch Leckerlis, in die Anhänger<br />

führen. Manches Tier muss mit<br />

sanften Griffen an die Beine daran erinnert<br />

werden, wie es überhaupt ist zu laufen –<br />

einen Schritt vor den anderen zu setzen.<br />

Nach drei Stunden haben die vier Pferde-<br />

„Die Pe n<br />

geen, nche r<br />

föch get.“<br />

„N en er st en ,<br />

si ch ge ge g<br />

beνern – s katen<br />

e Pe r ∋cht.“<br />

anhänger ihre Fahrgäste<br />

aufgenommen.<br />

Bei der Ankunft auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

sind alle Boxen bereits<br />

sorgsam eingestreut.<br />

Bei den älteren Stuten<br />

bricht sich nun die Erschöpfung<br />

all dieser<br />

dunklen Jahre Bahn: Sie fressen kurz und<br />

wollen nur noch ruhen. Die Hengste sind<br />

aufgeregter, wissen nicht recht, wie ihnen<br />

geschieht, weil sie die Haltungsbedingungen<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> – genau die Bedingungen,<br />

die jedes Pferd verdient hat –<br />

schlicht gar nicht kennen. „Sie waren<br />

überfordert, weil sie plötzlich nebeneinander<br />

stehen durften, sich gegenseitig beschnuppern<br />

konnten – das kannten sie gar<br />

nicht“, erinnert sich Eva. Denn so unglaublich<br />

es klingt: In all den Jahren, die sie dasselbe<br />

harte Los teilen, haben diese Pferde<br />

nie Kontakt zueinander, sind stets durch<br />

hohe Bretterwände und Gitter voneinander<br />

getrennt: „Jeder Hengst hat in eine<br />

Ecke gestarrt und einfach nur gewartet, bis<br />

der Tag wieder vorbei ist.“<br />

Doch trotz des Einsatzes aller Retter schafft<br />

es einer der Hengste leider nicht. Die Tierärztin,<br />

die jedes Pferd eingehend untersucht,<br />

weist bereits beim Entladen darauf<br />

hin, dass er besonders gut beobachtet<br />

werden muss: Er ist in sich gekehrt, lässt<br />

niemanden wirklich an sich heran. Noch in<br />

derselben Nacht erliegt<br />

er seinen Koliken<br />

– der bittere Preis<br />

für Jahre der Vernachlässigung<br />

und Missachtung.<br />

Als das Veterinäramt<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

anfragt, ob es eine<br />

Möglichkeit gibt, die<br />

Tiere dortzubehalten,<br />

stimmt der Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber<br />

sofort zu: Alle 18 Pferde sollen bleiben,<br />

sich nicht mehr an neue Besitzer<br />

gewöhnen müssen. Denn künftig sollen<br />

diese Pferde nur noch das Beste kennenlernen,<br />

das Menschen ihnen bieten können:<br />

sorgsame Pflege, kompromisslosen<br />

Schutz – und unendliche Liebe. Für den<br />

Rest ihres <strong>Leben</strong>s dürfen diese 18 Pferde<br />

das sein, wofür sie geboren wurden: einfach<br />

nur Pferd. Und einfach nur glücklich.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Was kostet ein<br />

Pferd?<br />

➤ Um Pferden wie den<br />

18 ge retteten in Deggendorf ein<br />

glück liches <strong>Leben</strong> zu ermöglichen,<br />

braucht es, neben Liebe und<br />

Zuwendung, gar nicht so viel:<br />

So sichert bereits eine Spende von<br />

45 Euro die monatliche Versorgung<br />

eines Pferdes auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

mit Futter. Mit 60 Euro ist die<br />

medizinische Versorgung mit allen<br />

nötigen Medikamenten gewährleistet.<br />

Und jeder Euro trägt dazu<br />

bei, dass vielen Tieren in Not geholfen<br />

werden kann. Spenden<br />

können Sie direkt auf unserer<br />

Homepage www.gut-aiderbichl.<br />

com/helfen/jetzt-spenden.<br />

Auf unserer Website lassen sich<br />

Spenden auch verschenken: Der<br />

oder die Beschenkte erhält eine<br />

Urkunde mit persönlicher Widmung<br />

– ideal zu Weihnachten!<br />

Direkte Spenden sind bei diesen<br />

Bankverbindungen möglich:<br />

Deutschland:<br />

Raiffeisenbank Wallersee; Konto:<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Deutschland;<br />

BIC / SWIFT: RVSAAT2S021<br />

IBAN: AT86 3502 1000 1805 9089<br />

Oberbank Bayern; Konto: <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Deutschland;<br />

BIC/Swift: OBKLDEMX; IBAN:<br />

DE92 7012 0700 8041 1028 67<br />

Österreich:<br />

Raiffeisenbank Wallersee; Konto:<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Österreich;<br />

BIC / SWIFT: RVSAAT2S021;<br />

IBAN: AT28 3502 1000 1802 3176<br />

Schweiz:<br />

Zürcher Kantonalbank; Konto:<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Schweiz;<br />

Konto-Nr.: 1100-2932.344; Bank<br />

Clearing Nr. 700; BIC / SWIFT:<br />

ZKBKCHZZ80A; IBAN:<br />

CH59 0070 0110 0029 3234 4<br />

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