Gut Aiderbichl Magazin Herbst/Winter 2021: Leben lieben

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GutAiderbichlOfficial
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08.03.2022 Aufrufe

KURZ STILLHALTEN Stella vertraut Anna so sehr, dass die Fuchs-Mama sogar die Gesundheit der Zähne ihres Schützlings kontrollieren kann – auch die Kontrolle nach Zecken lässt Stella über sich ergehen NACH DEM KOMPASS SPRINGEN Mäuse sind nicht blöd: Sie wissen genau, wie ein Fuchs riecht – und versuchen, sobald sie einen wittern, jegliche verräterischen Geräusche zu unterlassen. Der Fuchs ist dennoch schlauer: Ein besonderer Magnetsinn in seinen Augen befähigt ihn, neben einem untrüglichen Gehör, dazu, sich beim Anpirschen stets an einem Zwanzig-Grad-Winkel am magnetischen Norden bzw. Süden zu orientieren. Niemand weiß, warum Beutesprünge ausgerechnet aus diesen Richtungen nachweislich erfolgreicher sind als andere. Hauptsache für den Fuchs ist: Es klappt! GUT AIDERBICHL WISSEN Was mache ich, wenn ich in meinem Garten einen Fuchswelpen finde? S Stella humpelt aus dem Wald hinaus, von Bisswunden übersät. Den vermeintlichen Schutz des Dickichts lässt sie hinter sich, denn die kleine Füchsin spürt: Das ist ihre einzige Chance zu überleben. Sie versteckt sich in einer dunklen Ecke auf einem Bauernhof, in einer ihr völlig fremden Welt – verletzt, dehydriert, schwach, verängstigt und ganz allein. Für den drei Wochen alten Rotfuchswelpen aber fängt das Leben in dieser Nacht erst richtig an … Heute ist Stella zwei Jahre alt. Das hat sie der Familie zu verdanken, auf deren Bauernhof nahe Salzburg sie Zuflucht gesucht hat – sie haben das hilflose Bündel gefunden, und wussten zum Glück, wo ein Fuchs-Waisenkind ein Zuhause findet: auf Gut Aiderbichl! Nachdem ein Tierarzt Stella mit Infusionen erstversorgt hat, wurde sie von Anna Pieringer (63) mit der Flasche aufgezogen – der Fuchs-Mama von Gut Aiderbichl. Stella war schwach, sehr schwach, doch in der Brust der kleinen Füchsin schlägt ein Löwenherz, und sie „Stella t n Rier!“ kämpfte sich mit der Liebe und Fürsorge ihrer neuen Fuchs-Mama ins Leben zurück. Der Gründer des Gutes, Michael Aufhauser, hat Anna Pieringer vor 17 Jahren darum gebeten, sich um die Wildtierrettung von Füchsen zu kümmern. „Seitdem bin ich Aiderbichlerin, seitdem habe ich meinen Traumjob!“ Und die Fuchs-Mama vermutet: „Die echte Mutter hat Stella verstoßen. Sie hatte eine Schwäche der Vorderbeine, als sie gefunden wurde – O-Beine sozusagen. Den Nachwuchs wegen schwacher Gesundheit zu verstoßen, das ist in der Raubtierwelt nicht unüblich.“ Jetzt ist mit Stellas Beinen dank der tierärztlichen Versorgung alles in Ordnung – auch die Bisswunden sind längst verheilt. „Stella war als Baby, so ganz ohne Mutter, völlig schutzlos – vielleicht hat ein anderer Fuchs sie verletzt, ein Marder, ein Hund oder eine Katze. Sie hat wahrscheinlich viel durchgemacht …“ Die Schule der Füchse – die in der Wildnis –, die hat Stella nie besucht: Sie hat nicht gelernt, Teil eines Wurfes zu sein, mit drei oder mehr Geschwisterwelpen aufzuwachsen und zu spielen, sich später an die Fersen von Wölfen zu heften und flink deren Beutereste zu stehlen. Stella aber hat ihre ganz eigene, besondere Schule der Füchse besucht – die der Fuchs-Mama von Gut Aiderbichl. Anna Pieringer hat Stella alle zwei Stunden mit der Flasche gefüttert, ihr die Artgenossen ersetzt, mit der kleinen Füchsin gespielt, ihr beigebracht, Vertrauen zu haben, sich sicher zu fühlen und das Leben zu genießen: Auf fast 400 Quadratmetern darf Stella auf Gut Aiderbichl herumtollen, in einem naturbelassenen Gehege. Dort hat sie Platz zum Spielen, Toben, Buddeln, Umgraben und Fuchsbau-Anlegen – einsam ist sie dabei nicht … Denn Stella teilt sich das Gehege mit Elli, einer zehn Jahre alten Fuchsdame. Auch Elli war einst ein Waisenkind. Ein Förster hatte sie gefunden. „Stella und Elli verstehen sich sehr gut“, sagt Anna Pieringer. „Sie teilen das gleiche Schicksal.“ An jedem Vormittag besucht die Fuchs-Mama ihre Schützlinge, während die zwei schlafen, macht das Gehege sauber und lässt das Futter für das nachtaktive Duo da: Frischfleisch, Hühnchen, Eier, Beeren, Fallobst und Hundefutter. Besonders Nesthäkchen Stella hat großes Vertrauen zu seiner Adoptiv-Mama: Sie lässt sich streicheln, die Ohren kraulen und massieren, lässt sich sogar auf den Arm „Uere Verg si ef –si e für r!“ nehmen – ausschließlich von ihr! „Füchse sind aber längst nicht so verschmust wie Hunde oder Katzen. Stella ist und bleibt ein Raubtier – kein Haustier! Doch unsere Verbindung geht tief – sie bleibt für immer!“ Ausgewildert werden die zwei Füchse von Gut Aiderbichl nicht – zu sehr sind sie auf den Menschen geprägt. „Es war ihr großes Glück im Leben, ihr Schicksal, das sie zum Gut Aiderbichl gebracht hat“, ist sich Anna Pieringer sicher. „Jetzt dürfen die beiden hier in Frieden und unbeschwert alt werden – als Botschafter der Tierliebe und Botschafter aller Füchse. Ganz viel Aufmerksamkeit haben diese wunderbaren Tiere verdient, denn ihr Lebensraum wird immer kleiner, wird zerstört, und vor den Schandtaten der Pelzindustrie sind sie auch nicht geschützt.“ Für ihre Zukunft wünscht die Fuchs-Mama sich, noch viele Welpen retten zu können. Da draußen sucht vielleicht jetzt gerade ein kleiner, verwaister Fuchs nach Schutz und Zuflucht. Hoffentlich führt sein Weg ihn zum Gut Aiderbichl. ➤ Anna Pieringer, die Fuchs- Mama von Gut Aiderbichl, kennt die Antwort: „Fuchswelpen, die allein sind, sind in den meisten Fällen Waisenkinder – entweder die Mutter ist verstorben oder sie hat ihren Nachwuchs verstoßen. Es ist wichtig, als Erstes einen Tierarzt und eine Tierschutzorganisation zu rufen. Während Sie auf die Hilfe warten, versuchen Sie, den Fuchs warmzuhalten. Decken Sie ihn mit einem Handtuch zu und setzen Sie ihn zum Beispiel in eine Schachtel. Als Nächstes versuchen Sie, ob der Welpe Wasser zu sich nimmt – mit einer Pipette vielleicht. Während Sie den Fuchs versorgen, achten Sie darauf, Ihre Haustiere von ihm abzuschirmen – vielleicht hat er ansteckende Krankheiten, die der Tierarzt noch feststellen muss, vielleicht aber reagiert Ihr Hund auch aggressiv auf den Fuchs und beißt zu. Das Wichtigste bei der Erstversorgung eines verwaisten Fuchswelpen ist es, vorsichtig und realistisch zu sein: Ein Fuchs ist ein Raubtier – kein wohnungsgerechtes Hausoder Kuscheltier! 12

KURZ STILLHALTEN<br />

Stella vertraut Anna so sehr, dass die<br />

Fuchs-Mama sogar die Gesundheit der<br />

Zähne ihres Schützlings kontrollieren<br />

kann – auch die Kontrolle nach Zecken<br />

lässt Stella über sich ergehen<br />

NACH DEM KOMPASS SPRINGEN<br />

Mäuse sind nicht blöd: Sie wissen genau, wie ein Fuchs riecht – und<br />

versuchen, sobald sie einen wittern, jegliche verräterischen Geräusche zu<br />

unterlassen. Der Fuchs ist dennoch schlauer: Ein besonderer Magnetsinn<br />

in seinen Augen befähigt ihn, neben einem untrüglichen Gehör, dazu, sich<br />

beim Anpirschen stets an einem Zwanzig-Grad-Winkel am magnetischen<br />

Norden bzw. Süden zu orientieren. Niemand weiß, warum Beutesprünge<br />

ausgerechnet aus diesen Richtungen nachweislich erfolgreicher sind als<br />

andere. Hauptsache für den Fuchs ist: Es klappt!<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Was mache ich,<br />

wenn ich in<br />

meinem Garten<br />

einen Fuchswelpen<br />

finde?<br />

S<br />

Stella humpelt aus dem<br />

Wald hinaus, von Bisswunden<br />

übersät. Den<br />

vermeintlichen Schutz<br />

des Dickichts lässt sie hinter<br />

sich, denn die kleine<br />

Füchsin spürt: Das ist ihre<br />

einzige Chance zu überleben.<br />

Sie versteckt sich in einer dunklen<br />

Ecke auf einem Bauernhof, in einer ihr völlig<br />

fremden Welt – verletzt, dehydriert,<br />

schwach, verängstigt und ganz allein. Für<br />

den drei Wochen alten Rotfuchswelpen<br />

aber fängt das <strong>Leben</strong> in dieser Nacht erst<br />

richtig an …<br />

Heute ist Stella zwei Jahre alt. Das hat sie<br />

der Familie zu verdanken,<br />

auf deren Bauernhof<br />

nahe Salzburg sie<br />

Zuflucht gesucht hat –<br />

sie haben das hilflose<br />

Bündel gefunden, und<br />

wussten zum Glück, wo<br />

ein Fuchs-Waisenkind<br />

ein Zuhause findet: auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>! Nachdem ein Tierarzt Stella<br />

mit Infusionen erstversorgt hat, wurde<br />

sie von Anna Pieringer (63) mit der Flasche<br />

aufgezogen – der Fuchs-Mama von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>. Stella war schwach, sehr<br />

schwach, doch in der Brust der kleinen<br />

Füchsin schlägt ein Löwenherz, und sie<br />

„Stella t <br />

n Rier!“<br />

kämpfte sich mit der Liebe und Fürsorge<br />

ihrer neuen Fuchs-Mama ins <strong>Leben</strong> zurück.<br />

Der Gründer<br />

des <strong>Gut</strong>es, Michael<br />

Aufhauser, hat Anna<br />

Pieringer vor 17 Jahren<br />

darum gebeten,<br />

sich um die Wildtierrettung<br />

von Füchsen<br />

zu kümmern. „Seitdem<br />

bin ich <strong>Aiderbichl</strong>erin,<br />

seitdem habe ich meinen Traumjob!“ Und<br />

die Fuchs-Mama vermutet: „Die echte Mutter<br />

hat Stella verstoßen. Sie hatte eine<br />

Schwäche der Vorderbeine, als sie<br />

gefunden wurde – O-Beine sozusagen.<br />

Den Nachwuchs wegen schwacher<br />

Gesundheit zu verstoßen, das<br />

ist in der Raubtierwelt nicht unüblich.“<br />

Jetzt ist mit Stellas Beinen dank der tierärztlichen<br />

Versorgung alles in Ordnung –<br />

auch die Bisswunden sind längst verheilt.<br />

„Stella war als Baby, so ganz ohne Mutter,<br />

völlig schutzlos – vielleicht hat ein anderer<br />

Fuchs sie verletzt, ein Marder, ein Hund<br />

oder eine Katze. Sie hat wahrscheinlich viel<br />

durchgemacht …“<br />

Die Schule der Füchse – die in der Wildnis<br />

–, die hat Stella nie besucht: Sie hat<br />

nicht gelernt, Teil eines Wurfes zu sein, mit<br />

drei oder mehr Geschwisterwelpen aufzuwachsen<br />

und zu spielen, sich später an die<br />

Fersen von Wölfen zu heften und<br />

flink deren Beutereste zu stehlen.<br />

Stella aber hat ihre ganz eigene, besondere<br />

Schule der Füchse besucht<br />

– die der Fuchs-Mama von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

Anna Pieringer hat Stella alle zwei Stunden<br />

mit der Flasche gefüttert, ihr die Artgenossen<br />

ersetzt, mit der kleinen<br />

Füchsin gespielt,<br />

ihr beigebracht, Vertrauen<br />

zu haben, sich<br />

sicher zu fühlen und<br />

das <strong>Leben</strong> zu genießen:<br />

Auf fast 400 Quadratmetern<br />

darf Stella auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> herumtollen,<br />

in einem naturbelassenen<br />

Gehege. Dort hat sie Platz zum<br />

Spielen, Toben, Buddeln, Umgraben und<br />

Fuchsbau-Anlegen – einsam ist sie dabei<br />

nicht … Denn Stella teilt sich das Gehege<br />

mit Elli, einer zehn Jahre alten Fuchsdame.<br />

Auch Elli war einst ein Waisenkind. Ein<br />

Förster hatte sie gefunden.<br />

„Stella und Elli verstehen sich sehr gut“,<br />

sagt Anna Pieringer. „Sie teilen das gleiche<br />

Schicksal.“ An jedem Vormittag besucht<br />

die Fuchs-Mama ihre Schützlinge, während<br />

die zwei schlafen, macht das Gehege<br />

sauber und lässt das Futter für das nachtaktive<br />

Duo da: Frischfleisch, Hühnchen,<br />

Eier, Beeren, Fallobst und Hundefutter. Besonders<br />

Nesthäkchen Stella hat großes<br />

Vertrauen zu seiner Adoptiv-Mama: Sie<br />

lässt sich streicheln, die Ohren kraulen und<br />

massieren, lässt sich sogar auf den Arm<br />

„Uere Verg<br />

si ef –si e <br />

für r!“<br />

nehmen – ausschließlich von ihr! „Füchse<br />

sind aber längst nicht so verschmust wie<br />

Hunde oder Katzen. Stella ist und bleibt<br />

ein Raubtier – kein<br />

Haustier! Doch unsere<br />

Verbindung geht tief –<br />

sie bleibt für immer!“<br />

Ausgewildert werden<br />

die zwei Füchse von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> nicht –<br />

zu sehr sind sie auf den<br />

Menschen geprägt. „Es<br />

war ihr großes Glück im<br />

<strong>Leben</strong>, ihr Schicksal, das sie zum <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

gebracht hat“, ist sich Anna Pieringer<br />

sicher. „Jetzt dürfen die beiden hier in Frieden<br />

und unbeschwert alt werden – als Botschafter<br />

der Tierliebe und Botschafter aller<br />

Füchse. Ganz viel Aufmerksamkeit haben<br />

diese wunderbaren Tiere verdient, denn<br />

ihr <strong>Leben</strong>sraum wird immer kleiner, wird<br />

zerstört, und vor den Schandtaten der<br />

Pelzindustrie sind sie auch nicht geschützt.“<br />

Für ihre Zukunft wünscht die Fuchs-Mama<br />

sich, noch viele Welpen retten zu können.<br />

Da draußen sucht vielleicht jetzt gerade<br />

ein kleiner, verwaister Fuchs nach Schutz<br />

und Zuflucht.<br />

Hoffentlich führt sein<br />

Weg ihn zum <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

➤ Anna Pieringer, die Fuchs-<br />

Mama von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, kennt<br />

die Antwort: „Fuchswelpen, die<br />

allein sind, sind in den meisten<br />

Fällen Waisenkinder – entweder<br />

die Mutter ist verstorben oder sie<br />

hat ihren Nachwuchs verstoßen.<br />

Es ist wichtig, als Erstes einen<br />

Tierarzt und eine Tierschutzorganisation<br />

zu rufen. Während Sie auf<br />

die Hilfe warten, versuchen Sie,<br />

den Fuchs warmzuhalten. Decken<br />

Sie ihn mit einem Handtuch zu und<br />

setzen Sie ihn zum Beispiel in eine<br />

Schachtel. Als Nächstes versuchen<br />

Sie, ob der Welpe Wasser zu sich<br />

nimmt – mit einer Pipette vielleicht.<br />

Während Sie den Fuchs<br />

versorgen, achten Sie darauf, Ihre<br />

Haustiere von ihm abzuschirmen<br />

– vielleicht hat er ansteckende<br />

Krankheiten, die der Tierarzt noch<br />

feststellen muss, vielleicht aber<br />

reagiert Ihr Hund auch aggressiv<br />

auf den Fuchs und beißt zu. Das<br />

Wichtigste bei der Erstversorgung<br />

eines verwaisten Fuchswelpen ist<br />

es, vorsichtig und realistisch zu<br />

sein: Ein Fuchs ist ein Raubtier –<br />

kein wohnungsgerechtes Hausoder<br />

Kuscheltier!<br />

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