antriebstechnik 3/2022
antriebstechnik 3/2022
antriebstechnik 3/2022
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
LINEARTECHNIK<br />
Herr Knevels, Rollon hat die amerikanische Firma IMS<br />
übernommen. Welchen Nutzen werden jetzige und zukünftige<br />
Kunden von Rollon dadurch erfahren?<br />
Wir möchten unseren Kunden für jede Anforderung eine Rollon-<br />
Lösung anbieten und sind daher kontinuierlich bestrebt, unser<br />
Leistungsspektrum zu erweitern. Mit seinen komplementären<br />
Produkten ist IMS ein perfekter Fit für uns und unsere Kunden.<br />
Im Bereich Mehrachssysteme lag unsere Kompetenz bisher auf<br />
Lösungen basierend auf Aluminium. Der Einsatz von Aluminium<br />
sorgt für ein geringes Gewicht, eine schnelle Montage, eine<br />
große Flexibilität sowie eine hohe Wirtschaftlichkeit. Bei hohen<br />
Anforderungen an Steifigkeit und Belastbarkeit stoßen Aluminiumachsen<br />
jedoch werkstoffbedingt an ihre Grenzen. IMS<br />
schließt diese Lücke. IMS ist Spezialist für Systemlösungen aus<br />
Stahl und ermöglicht uns, im Bereich von linearen Schwerlastanwendungen<br />
unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Mit der<br />
Erweiterung der Produktpalette geht auch ein Zugewinn an<br />
Know-how bei der Stahlbearbeitung einher.<br />
Markiert die Akquisition von IMS einen Wandel in der<br />
Firmenstrategie bei Rollon?<br />
Nein, auf keinen Fall. Es ist ein natürlicher nächster Schritt auf<br />
dem Weg, den wir seit etwa 15 Jahren beschreiten. Wir haben uns<br />
früh dafür entschieden, den Weg der kundenspezifischen Lösungen<br />
zu gehen und uns nicht auf die Produktion von Standardkomponenten<br />
zu konzentrieren. Dabei arbeiten wir immer aus<br />
einer modularen Plattform heraus und erreichen durch maßgeschneiderte<br />
Anpassungen an die Kundenapplikation eine möglichst<br />
hohe Individualität. Dieses Konzept deckt sich mit dem<br />
Geschäftsmodell von IMS. Auch die IMS-Lösungen zeichnen sich<br />
durch eine hohe Modularität aus. In Kombination mit ihrer hohen<br />
Tragfähigkeit sind sie eine folgerichtige Ergänzung für Rollon.<br />
besser zu werden. Vor allem in den Bereichen HR, Finance &<br />
Controlling sowie ESG profitieren wir von den Ressourcen und<br />
Möglichkeiten des Konzerns.<br />
Was macht den Charakter von Rollon und seinen<br />
Mitarbeitern aus?<br />
Unsere Unternehmenskultur ist geprägt von einem großen Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />
Das hängt mit unserer Historie<br />
zusammen. Noch vor 15 Jahren war Rollon ein kleiner Nischenplayer<br />
auf dem Markt der Lineartechnik. Entgegen dem damaligen<br />
Standardisierungstrend haben wir uns bewusst für die seinerzeit<br />
eher vernachlässigten Themen Individualisierung und<br />
Flexibilität entschieden und uns dabei immer mehr vom Komponenten-<br />
zum Systemlieferanten entwickelt. Unser Ziel war die<br />
Marktführerschaft in Industriezweigen wie Logistik, Flugzeugbau,<br />
Schienenfahrzeuge und Medizintechnik. Der Plan ist aufgegangen.<br />
Heute gehört Rollon zu den weltweit führenden Komplettanbietern<br />
für Lösungen im Bereich der Lineartechnik und<br />
wir blicken mit Stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben.<br />
Das Kernteam von damals ist übrigens immer noch an Bord.<br />
IMS-LINEARFÜHRUNGEN FÜR DEN<br />
SCHWERLASTBEREICH<br />
Auch die Produkte von Rollon sind modular. Sind die Rollon-<br />
Module und IMS-Module kombinierbar?<br />
Das ist eine spannende Frage. Bis dato gab es nur ein Entwederoder:<br />
belastbaren Stahl oder leichtes Alu. Wir sehen einen Vorteil<br />
in hybriden Systemen, also einer Kombination aus Stahlund<br />
Aluminium-Bauweise. Man könnte beispielsweise in Gantry-Systemen<br />
für die Achsen, die die Hauptlast tragen, Stahleinheiten<br />
einsetzen und für die weniger belasteten Achsen wie die<br />
Quer- und Z-Achse Aluminiumprofile. So ließe sich Gewicht<br />
reduzieren, infolgedessen könnte der Antrieb kleiner ausfallen,<br />
was wiederum den Energieverbrauch senkt. Das Ergebnis ist ein<br />
kosten- und energieeffizienzoptimiertes System. Die Verbindung<br />
von Rollon und IMS schafft diese Fähigkeit, solche Hybridlösungen<br />
anzubieten und dadurch auch nachhaltigere Lösungen<br />
für den Endkunden zu realisieren. Darüber hinaus können<br />
wir mit IMS unseren Operational Footprint ausbauen. In den<br />
USA waren wir bisher lediglich mit einem sogenannten Lokalisierungsstandort<br />
vertreten, an dem wir kundenspezifische Anpassungen<br />
vorgenommen haben. Dank IMS steht uns nun vor<br />
Ort ein Fertigungsstandort zur Verfügung. Dadurch können wir<br />
unsere Fertigungstiefe erhöhen, unsere Produktivität steigern<br />
und Marktanteile ausbauen.<br />
Rollon hat IMS übernommen, ist aber ja selbst Teil des Timken-<br />
Konzerns. Welche Rolle spielt Timken für Rollon? Ist der<br />
Mutterkonzern Ideengeber oder geht es darüber hinaus?<br />
Mit Timken haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir sind<br />
eine eigenständige Business Unit und können völlig selbständig<br />
agieren, auch was die Produktentwicklung und den Vertrieb<br />
betrifft. Timken greift in unser operatives Geschäft nicht ein.<br />
Und: Mit Timken haben wir eine Kraft im Rücken, die uns hilft,<br />
Die Linearmodule von IMS zeichnen sich durch eine hohe<br />
Tragfähigkeit aus und lassen sich problemlos in automatisierten<br />
Umgebungen in vielen Branchen einsetzen. Sie<br />
verfügen über einen modularen Aufbau für anwendungsspezifische<br />
Konfigurationen und sind für eine schnelle<br />
Montage ausgelegt. Weitere Merkmale sind eine solide<br />
Stahlkonstruktion sowie servogetriebene Zahnstangenund<br />
Ritzelantriebe für hohe Positioniergenauigkeit. Diese<br />
neuen Linearsysteme werden in den USA entwickelt und<br />
hergestellt und bieten hochwertige Lösungen mit kurzen<br />
Lieferzeiten für Nord- und Südamerika.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2022</strong>/03 15