Kurz gesagt - WSL

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24.12.2012 Aufrufe

14 Viel Nachhaltigkeit im Schweizer Wald Der Schweizer Wald entwickelt sich naturnaher und die Schutzwälder werden stabiler. Doch der Sturm «Lothar» wirkt noch immer nach. Das zeigen die Ergebnisse des dritten Landesforst - inventars LFI3. Manche Schutzwälder sind noch zu lückig oder haben zu wenig Verjüngung. Seit bald dreissig Jahren fühlen Feldmitarbeitende der WSL auf 6500 Probeflächen dem Schweizer Wald auf den Zahn. Nun liegen die gesammelten Resultate des dritten Landesforstinventars (LFI3, 2004–2006) vor. Wie LFI1 und LFI2 liefert die dritte Stichproben- Er - hebung Daten über den Zustand des Waldes und seine langfristige Entwicklung. Sie bildet die wichtigste Grundlage für eine nachhaltige Wald- und Umweltpolitik. Die untersuchten Kriterien beziehen sich grösstenteils auf internationale Standards und ermöglichen, die Entwicklungen im Schweizer Wald mit denjenigen in Europa zu vergleichen. Das LFI wird vom Bundesamt für Umwelt begleitet und mitfinanziert. Kurz gesagt: Die nachhaltige Waldbewirtschaftung in der Schweiz führt mehrheitlich zu den erwünschten Veränderungen und ist im europäischen Vergleich auf einem hohen Stand. Doch noch steht nicht alles zum Besten. Naturnaher Nicht nur die Bergwälder, auch die Wirtschaftswälder der tieferen Lagen sind seit dem letzten LFI naturnaher geworden: Die Baumarten- und Strukturvielfalt haben weiter zugenommen und es gibt mehr arten- und strukturreiche Waldränder. Dazu tragen auch die Zunahme der natürlichen Verjüngung und der kleine Anteil eingeführter Baumarten bei. Es gibt mehr Alt- und Totholz sowie mächtige Bäume, was besonders Pilze, Moose und Flechten fördert und die Biodiversität erhöht. Insgesamt sind die Wälder aber dichter geworden, was licht- und wärmeliebende Arten verdrängen kann. Die Menge des Totholzes hat im letzten Jahrzehnt um 80 % zugelegt. Laubiger Die Waldfläche hat im Alpenraum stark zugenommen und ist im Mittelland unverändert. Die Holzvorräte – und damit der gespeicherte Kohlenstoff – sind gesamtschweizerisch um drei Prozent gewachsen. Regional zeigen sich grosse Unterschiede: Im Alpenraum, wo die Wälder weniger genutzt werden, sind die Holzvorräte grösser geworden. Im Mittelland nahm der Fichtenvorrat um 23 Prozent ab, was bei der Industrie Befürchtungen von einem Fichtenengpass aufkommen lässt. Dafür nahmen die Laubholzressourcen und somit die Vorräte an Nutz- und Energieholz gesamtschweizerisch um 10 Prozent zu. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass der Zuwachs im Schweizer Wald zu 94 Prozent (Holznutzung und Mortalität) abgeschöpft wird. Allerdings fehlen vielerorts aktuelle Betriebspläne.

Stabiler Die Schutzwälder der Schweiz – rund 36 Prozent der gesamten Waldfläche – sind im letzten Jahrzehnt dichter und schutzwirksamer geworden. Auch die Stabilität und die Verjüngung haben sich verbessert. Trotzdem ist sie in mehr als einem Drittel der Schutzwälder kritisch bis ungenügend. Besonders problematisch und pflegebedürftig sind die 66 000 Hektaren (16 %) Schutzwald mit kritischer Verjüngung und verminderter Stabilität. Damit die Schutzwälder effizienter gepflegt werden können, muss ein Teil besser erschlossen werden. Schäden Wind und Stürme wie «Lothar» 1999 sind mit Abstand (63 %) die wichtigsten Ursachen von Flächenschäden in der Schweiz. An zweiter Stelle folgen mit 24 Prozent die Insektenschäden – vorwiegend durch Borken käfer verursacht, die als Folge von «Lothar» und dem Trockenjahr 2003 aufgetreten sind. In den Alpen sind die von Lawinen verursachten Schäden fast ebenso häufig wie Insektenschäden. Auf der Alpensüdseite ist Feuer die wichtigste Schadensursache. Der Verbiss von Baumtrieben durch Wild hat zugenommen, insbesondere bei Tannen. Ohne teure Wildschutzmass - nahmen ist es oft kaum mehr möglich, diese Baumart natürlich zu verjüngen. Dagegen haben die Schäden durch die Holzernte um die Hälfte abgenommen. www.wsl.ch/lfi Kontakt: Dr. Peter Brassel, Birmensdorf peter.brassel@wsl.ch Urs-Beat Brändli, Birmensdorf urs-beat.braendli@wsl.ch Der Vorrat an Laubholz hat in allen Regionen zugenommen. LFI4 bereits gestartet Im August 2009 haben die Felderhebungen für das vierte Landesforstinventar begonnen. Neu ist, dass sich die sechs Feldmitarbeitenden nicht mehr innert dreier Jahre durch die Probeflächen arbeiten, sondern die Daten kontinuierlich während neun Jahren erheben. Jährlich besuchen sie also einen Neuntel der Flächen. Diese sind so ausgewählt, dass sie in jedem Jahr gleichmässig über die Schweiz verteilt sind. So sind jährliche Aussagen über ausgewählte Entwicklungen im Schweizer Wald möglich. Die Aufnahmen dauern bis ins Jahr 2017. 15

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Viel Nachhaltigkeit im Schweizer Wald<br />

Der Schweizer Wald entwickelt<br />

sich naturnaher<br />

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werden stabiler. Doch der<br />

Sturm «Lothar» wirkt<br />

noch immer nach. Das<br />

zeigen die Ergebnisse<br />

des dritten Landesforst -<br />

inventars LFI3.<br />

Manche Schutzwälder sind noch zu lückig<br />

oder haben zu wenig Verjüngung.<br />

Seit bald dreissig Jahren fühlen Feldmitarbeitende<br />

der <strong>WSL</strong> auf 6500 Probeflächen<br />

dem Schweizer Wald auf den<br />

Zahn. Nun liegen die gesammelten Resultate<br />

des dritten Landesforstinventars<br />

(LFI3, 2004–2006) vor. Wie LFI1 und<br />

LFI2 liefert die dritte Stichproben- Er -<br />

hebung Daten über den Zustand des<br />

Waldes und seine langfristige Entwicklung.<br />

Sie bildet die wichtigste Grundlage<br />

für eine nachhaltige Wald- und Umweltpolitik.<br />

Die untersuchten Kriterien beziehen<br />

sich grösstenteils auf internationale<br />

Standards und ermöglichen, die Entwicklungen<br />

im Schweizer Wald mit denjenigen<br />

in Europa zu vergleichen. Das LFI wird<br />

vom Bundesamt für Umwelt begleitet und<br />

mitfinanziert.<br />

<strong>Kurz</strong> <strong>gesagt</strong>: Die nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

in der Schweiz führt mehrheitlich<br />

zu den erwünschten Veränderungen<br />

und ist im europäischen Vergleich<br />

auf einem hohen Stand. Doch noch steht<br />

nicht alles zum Besten.<br />

Naturnaher<br />

Nicht nur die Bergwälder, auch die Wirtschaftswälder<br />

der tieferen Lagen sind seit<br />

dem letzten LFI naturnaher geworden:<br />

Die Baumarten- und Strukturvielfalt haben<br />

weiter zugenommen und es gibt<br />

mehr arten- und strukturreiche Waldränder.<br />

Dazu tragen auch die Zunahme der<br />

natürlichen Verjüngung und der kleine<br />

Anteil eingeführter Baumarten<br />

bei. Es gibt mehr<br />

Alt- und Totholz sowie<br />

mächtige Bäume, was besonders<br />

Pilze, Moose und<br />

Flechten fördert und die<br />

Biodiversität erhöht. Insgesamt<br />

sind die Wälder<br />

aber dichter geworden,<br />

was licht- und wärmeliebende<br />

Arten verdrängen<br />

kann.<br />

Die Menge des Totholzes hat im letzten<br />

Jahrzehnt um 80 % zugelegt.<br />

Laubiger<br />

Die Waldfläche hat im Alpenraum stark<br />

zugenommen und ist im Mittelland unverändert.<br />

Die Holzvorräte – und damit<br />

der gespeicherte Kohlenstoff – sind gesamtschweizerisch<br />

um drei Prozent gewachsen.<br />

Regional zeigen sich grosse<br />

Unterschiede: Im Alpenraum, wo die<br />

Wälder weniger genutzt werden, sind die<br />

Holzvorräte grösser geworden. Im Mittelland<br />

nahm der Fichtenvorrat um<br />

23 Prozent ab, was bei der Industrie Befürchtungen<br />

von einem Fichtenengpass<br />

aufkommen lässt. Dafür nahmen die<br />

Laubholzressourcen und somit die<br />

Vorräte an Nutz- und Energieholz gesamtschweizerisch<br />

um 10 Prozent zu.<br />

Grundsätzlich kann <strong>gesagt</strong> werden, dass<br />

der Zuwachs im Schweizer Wald zu 94<br />

Prozent (Holznutzung und Mortalität)<br />

abgeschöpft wird. Allerdings fehlen vielerorts<br />

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