FINE - Das Festivalmagazin
Magazin zum 25. Rheingau Gourmet & Wein Festival
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LAURENT-PERRIER<br />
Grande Cuvée Grand Siècle Brut No 24<br />
Die Maison hat ihren Namen vom Kellermeister und späteren Besitzer Eugène Laurent und seiner Ehefrau<br />
Mathilde-Émilie Perrier, doch ihr heutiges Renommee verdankt sie der Familie de Nonancourt. Seit<br />
den 1950er--Jahren steht das Haus für einen sehr modernen frischen und reduktiven Champagnerstil, mit<br />
Chardonnay als Leitrebsorte und Edelstahl im Keller. »Wir suchen nicht nach Kraft, und Holz gehört nicht zu<br />
unserem Wortschatz«, lautet ein Bekenntnis.<br />
Der Grand Siècle ist ein Blend dreier Jahrgänge – jeweils einer für Struktur, Finesse und Frische. <strong>Das</strong><br />
Bukett zeigt sich überraschend dunkel und nahezu ohne primäre Fruchtelemente (55 % Ch und 45 % PN),<br />
dagegen dominieren autolytische Aromen, die durch das lange Hefelager entstanden sind: Trockenblumen,<br />
gerösteter Sesam und Brioche, dazu leicht laktische Noten. Am Gaumen zeigen sich eine ultrafeine Mousse,<br />
vornehme Textur und eine noch etwas undurchdringliche Komplexität.<br />
RUINART<br />
Dom Ruinart Blanc de Blancs 2007 Brut<br />
<strong>Das</strong> älteste Haus der Champagne besitzt nur 18 Hektar eigene Reben, vor allem in Sillery am Nordrand der<br />
Montage de Reims. Aber diese mit Chardonnay bepflanzten Flächen haben entscheidende Bedeutung für die<br />
Stilistik der Prestige-Cuvée Dom Ruinart, fügen sie doch den dominierenden, mineralisch geprägten Weinen<br />
von der Côte des Blancs etwas Körper und Volumen hinzu. Klassischer Ausbau in Inox samt Malo, neun Jahre<br />
»sur lattes«, niedrige Dosage von fünf Gramm.<br />
100 Prozent Grand-Cru-Weine: 2007 mit 75 Prozent aus Chouilly, Le Mesnil, Oger und Avize sowie 25 Prozent<br />
aus Sillery, Puisieulx und Verzenay. Zunächst etwas unruhig in der Nase; bald setzen sich klassische<br />
Aromen wie Limone, grüner Apfel, Mandeln und Brioche durch. Feinste Perlage, sehr elegantes Mundgefühl,<br />
dabei lang anhaltend und »silbrig« im Charakter, im Gegensatz zum eher »goldenen« Nachfolger<br />
aus dem reiferen Jahrgang 2009.<br />
LOUIS ROEDERER<br />
Cristal Vintage 2012 Brut<br />
Die Maison Roederer betont gerne, dass sie, abgesehen vom Einstiegs-Brut, eigentlich das Selbstverständnis<br />
einer Domäne hat, die nur eigenes Lesegut verarbeitet. In besonders markanter Weise betriff diese »Winzer-<br />
Philosophie« die Top-Cuvée Cristal, etwa durch Trauben von biologisch zertifizierten Lagen oder die parzellengenaue<br />
Vergärung mit eigenen Hefen. Ansonsten gilt für den Cristal: Ausbau in Inox (Reserven lagern im Holz),<br />
keine Malo und lange Reife auf der Hefe.<br />
Drei Worte, so Kellermeister Jean-Baptiste Lécaillon, beschreiben den Cristal: »Finesse, Finesse, Finesse«.<br />
Dem ist nur hinzuzufügen, dass die Cuvée (60 % PN, 40 % Ch) sich im Jahrgang 2012 durchaus von ihrer<br />
kraftvollen Seite zeigt – die tänzerische Brillanz ist eher die eines Fechters als einer Ballerina. Edle Perlage,<br />
im Bukett weißer Pfirsich, Apfel, Limone, Blüten und Biskuit, am Gaumen dicht und tiefschichtig, mit<br />
kraftvoller Säure. Wird durch Lagerung noch gewinnen.<br />
DOM PÉRIGNON<br />
Dom Pérignon Vintage 2010 Brut<br />
Der Klimawandel hat auch seine guten Seiten: So produziert Dom Pérignon seine Prestige-Cuvée nun in jedem<br />
Jahr. Tatsächlich kann die Maison aus dem überwältigenden Weinbergbesitz der Mutter Moët & Chandon<br />
schöpfen. <strong>Das</strong> klassische Yin und Yang des »Dompy« zwischen Chardonnay und Pinot Noir ist in diesem Jahr mit<br />
54 Prozent etwas zugunsten der weißen Trauben verschoben. Klassischer Ausbau im Stahl mit malolaktischer<br />
Gärung, schlanke Dosage von 5,3 Gramm.<br />
Etwas heller als üblich, mit der gewohnt ultrafeinen Mousse. Wirkt in der Nase jung und reif zugleich: mit<br />
exotischem Obst wie Ananas, Mandarine und Melone (aber ohne die klassischen roten Früchte), dazu Toast<br />
und Sauerteig-Baguette. Auch am Gaumen überraschend offen und »fruit-driven«, dabei harmonisch, mit<br />
gut integrierter Säure und samtiger Textur, bei mittelgewichtigem, muskulösem Körper. Die dritte Probe<br />
des 2010ers innerhalb von drei Monaten zeigt den Wein in sehr guter Form.<br />
RARE<br />
Millésime 2006 Brut<br />
Bis 2019 war dies die Cuvée de prestige von Piper-Heidsieck, bis entschieden wurde, Rare als eigene Maison unter<br />
Chef de Cave Régis Camus zu führen, ähnlich wie Moët & Chandon mit Dom Pérignon verfahren war. Trotz<br />
entsprechendem Ausbau unterscheidet sich Rare markant vom Pinot-Noir-dominierten einstigen Mutterhaus,<br />
spielt hier doch der Chardonnay mit 70 Prozent gegenüber 30 Prozent Pinot Noir die Hauptrolle – bemerkenswerterweise<br />
zumeist von den kühlen Montagnes de Reims.<br />
Rare 2006 ist der Nachfolger des großen 2002ers und unterscheidet sich von ihm durch einen höheren<br />
Chardonnay-Anteil von der Côte des Blancs (Avize und Vertus) neben Villers-Marmery von den Montagnes,<br />
der Pinot stammt aus Ambonnay und Aÿ. Auch der wärmere Jahrgang prägt deutlich die Cuvée mit wuchtiger,<br />
fast exotischer Aromatik von Pfirsich, Ananas und Brioche. Auch am Gaumen wirkt der Champagner sehr<br />
hedonistisch, bei niedriger Säure und recht hoher Dosage.<br />
KRUG<br />
Grande Cuvée 168ème Édition ID 319031 Brut<br />
Bei Krug hat der Brut ohne Jahrgang den Rang einer Prestige-Cuvée, weil das Haus die jährliche Assemblage<br />
der besten Weine eines Jahrgangs mit geeigneten Reserveweinen als immer neue Herausforderung begreift, einen<br />
vollkommenen Champagner zu kreieren. Entsprechend verfügt das Haus über 400 in Edelstahl gelagerte Grundweine<br />
– zuvor ausgebaut in 4700 205-Liter-Eichenfässern, meist ohne Malo. Flaschenlagerung mindestens<br />
sieben Jahre, niedrige Dosage.<br />
Die Edition 168 besteht aus 52 Prozent Pinot Noir, 35 Prozent Chardonnay und 13 Prozent Pinot Meunier<br />
und ist ein Blend von 58 Prozent des Jahrgangs 2012 und 42 Prozent Reserven, konkret: 198 Grundweinen<br />
aus elf Jahrgängen ab 1996. Im Bukett trumpft der Pinot Noir deutlich auf, mit roten Früchten, gerösteten<br />
Nüssen und Brioche. Am Gaumen komplex, harmonisch und vielschichtig, mit reifer Säure, schöner Cremigkeit<br />
und sehr feiner Mousse. Am besten eine Flasche heute trinken und eine zweite tief im Keller vergraben.<br />
70 <strong>FINE</strong> DAS FESTIVALMAGAZIN | CHAMPAGNE CHAMPAGNE | <strong>FINE</strong> DAS FESTIVALMAGAZIN<br />
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