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Magazin zum 25. Rheingau Gourmet & Wein Festival
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UNTER GIGANTEN<br />
Foto: Guido Bittner<br />
Geht es um Legendenbildung in der Weinwelt, liegen zwei Giganten ganz vorn: Der<br />
Scharzhofberg und der Bernkasteler Doctor zählen zu den wohl besten und berühmtesten<br />
Weinbergen Deutschlands. Während sich einige Rivalen ihre Sporen erst in den vergangenen<br />
30 oder 40 Jahren verdient haben, kommt man bei diesen beiden Ausnahmelagen<br />
an Saar und Mosel nicht an einer Betrachtung ihrer langen und ereignisreichen<br />
Geschichte vorbei. Material für ein ausführliches Quellenstudium gibt es reichlich, und je<br />
mehr man sich in die Materie vertieft, desto mehr Respekt gewinnt man für die Berichterstatter,<br />
die mit viel Aufwand und Akribie historische Dokumente und Urkunden aufgespürt<br />
und ausgewertet haben.<br />
Von MICHAEL SCHMIDT<br />
Beim Versuch, dem Charakter dieser Weinberge<br />
nachzuspüren, waren einige Quellen<br />
besonders hilfreich. <strong>Das</strong> Buch »Könige des<br />
Rieslings« von Peter Sauerwald und Edgar Wenzel,<br />
Franz Irsiglers »Die Privatisierung des Scharzhofes<br />
zu Beginn des 19. Jahrhunderts«, Roland Klingers<br />
Porträt »Der Bernkasteler Doctor, ein Weinberg<br />
mit interessanter Geschichte« sowie »Bernkasteler<br />
Doctor, der kurfürstliche Weinberg« aus der Feder<br />
von Dr. Helmut Prößler.<br />
Derlei Verfasstes gibt es für die Begründung<br />
des Weinbaus an Mosel, Saar und Ruwer durch<br />
die alten Römer natürlich nicht, dafür aber Funde<br />
von Weinparaphernalien wie einem Rebmesser bei<br />
Kobern oder dem Relief eines Winzers am Rebstock<br />
auf einer spätrömischen Grabplatte in Trier, die sich<br />
auf das 1. Jahrhundert datieren lassen. Schriftliches<br />
Zeugnis vom Weinbau an der Mosel gibt es aber<br />
schon vom 6. Jahrhundert an, als der Dichter und<br />
spätere Bischof Fortunatus sich in einem Bericht<br />
über seine Moselreise im Jahr 588 begeistert über<br />
die Weinlandschaft bei Trier und die harte Arbeit<br />
der Winzer äußerte. Nach dem Rückzug der Römer<br />
aus der Region begannen sich die Klöster der Rebkultur<br />
anzunehmen.<br />
Bernkastel, Heimat des Doctors, findet erstmals<br />
im 7. Jahrhundert als römisches Kastell Princastellum<br />
Eintrag in die Geschichtsbücher, Mauerreste von<br />
dieser Anlage deuten auf seine Existenz im 3. Jahrhundert<br />
hin. Die früheste urkundliche Erwähnung<br />
vom Weinbau in Berncastell stammt aus dem Jahr<br />
1228, und 1286 wurde in Berencastel amtlich verbrieft<br />
ein Weinzehnter erhoben. Nachdem Bernkastel<br />
jahrhundertelang zum Bistum Trier gehörte,<br />
befand es sich von 1794 bis 1814 unter französischer<br />
Verwaltung, bis die Gemeinde auf dem Wiener<br />
Kongress dem Königreich Preußen zugeschlagen<br />
wurde.<br />
Beim Scharzhof nimmt man hingegen an, dass er<br />
möglicherweise schon bei der Gründung des Trierer<br />
Klosters St. Marien ad martyres im Jahr 700 zu dessen<br />
Ausstattung gehörte. Eine urkundliche Bestätigung<br />
der Besitzungen und Ländereien des Klosters in<br />
Wiltingen durch den Erzbischof von Trier gibt es aus<br />
dem Jahr 1030. Vom Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts<br />
war Wiltingen gemeinsam mit dem Nachbarort<br />
Kanzem im Kurfürstentum Trier eine Enklave<br />
des Herzogtums Luxemburg. Diese Eigenständigkeit<br />
endete 1794 mit der französischen Besetzung<br />
der Region, 1815 wurde Wiltingen dann Teil der<br />
preußischen Rheinprovinz.<br />
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