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atw - International Journal for Nuclear Power | 02.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 2 ı März<br />

Träume, dass eine riesige Elektrizitätsspeicherung<br />

über Batterien, inklusive einer dezentralen Speicherung<br />

bei jeder Familie mithilfe ihres elektrischen<br />

Autos, oder über Wasserstofferzeugung im<br />

P2P-Prozess (<strong>Power</strong> to <strong>Power</strong>: “grüne” Elektrizität,<br />

die Wasserstoff erzeugt, um es zu verbrennen, um<br />

damit dann wieder Strom zu erzeugen), dies dann<br />

mit einer sehr schlechten Effizienz, die Lösung sein<br />

wird. Manchmal werden Träume wahr, aber dies<br />

scheint eher ein Mythos zu sein. Die Realität ist,<br />

dass der Sprint zu volatilen erneuerbaren Energien<br />

mit einem Sprint zum Gas hin verbunden ist. Ist es<br />

überraschend, dass Deutschland, das sich für volatile<br />

erneuerbare Energien einsetzt und auf der<br />

EU-Ebene daran arbeitet (zusammen mit Österreich,<br />

Luxemburg und einigen anderen), sie durchzusetzen,<br />

das Nord-Stream-Pipelineprojekt vorantreibt?<br />

Sicherlich entscheidet jeder Mitgliedstaat,<br />

auf der Basis seines demokratischen Prozesses,<br />

welchen Energiemix er benutzen möchte. Aber<br />

dieses Prinzip, verankert im Artikel 194 des<br />

Gemeinschaftsvertrags (TFEU), muss in seiner<br />

Gesamtheit angewendet werden: Wenn andere<br />

Mitgliedstaaten entscheiden, auf CO2-neutrale<br />

Kernenergie zu setzen anstelle von nicht-CO2-neutralem<br />

Gas und die Verwendung volatiler erneuerbarer<br />

Energien zur Elektrizitätserzeugung auf<br />

einen handhabbaren Bruchteil zu begrenzen, sollte<br />

dies respektiert werden. Was genau ein handhabbarer<br />

Bruchteil bedeutet, hängt von örtlichen<br />

Bedingungen ab. Verschiedene Studien zeigen,<br />

dass in Europa ein wirtschaftliches Optimum bei<br />

etwa 35 % liegt, ohne die technischen Randbedingungen<br />

auch nur zu erwähnen.<br />

Das bringt uns zur Problematik der Elektrizitätskosten<br />

und was sie beinhalten. Die Kosten umfassen<br />

drei Komponenten. Die erste Komponente sind die<br />

Elektrizitätserzeugungskosten, wenn sie die<br />

Erzeugungsanlage verlassen, und werden normalerweise<br />

Stromgestehungskosten (Levelized Cost of<br />

Electricity, LCOE) genannt, und bestehen aus den<br />

„overnight capital costs“ (kalkuliert ohne Verzinsung<br />

in der Bauphase, als ob die Anlage über Nacht<br />

errichtet würde) für den Bau und den Finanzierungskosten,<br />

den Brennstoff- und Betriebskosten,<br />

den Rücklagen für die Abfallbeseitigung usw. Die<br />

zweite Komponente besteht aus den Systemkosten<br />

jenseits der Erzeugungsanlage, den Kosten des<br />

Betriebs des Elektrizitätssystems inklusive der<br />

Flexibilitäts- und Regelungskosten, die für volatile<br />

erneuerbare Energien besonders wichtig sind, aber<br />

auch den Anschluss-, Übertragungs- und Verteilungskosten.<br />

Die letzte Komponente enthält externe<br />

Kosten, insbesondere soziale und Umweltkosten,<br />

einschließlich einer CO2-Steuer, wenn fossile<br />

Brennstoffe zur Stromerzeugung eingesetzt<br />

werden. Bis vor kurzem wurden nur die LCOE<br />

verwendet, um die Kosten der Stromerzeugung aus<br />

verschiedenen Quellen zu vergleichen. Das ist nicht<br />

ausreichend. Um einen fairen Vergleich zu ermöglichen,<br />

müssen alle Kosten in Betracht gezogen<br />

werden. Die Kosten der Volatilität (damit sind die<br />

Back-Up-Kosten gemeint, sei es durch Speicherung<br />

oder fossile Kraftwerke) müssen den LCOE der<br />

intermittierenden erneuerbaren Energien zugeschrieben<br />

werden und dürfen nicht in den Gesamtsystemkosten<br />

versteckt werden. Auch darf man<br />

nicht vergessen, die CO2-Kosten hinzuzufügen,<br />

wenn fossile Brennstoffe als Back-up für diskontinuierliche<br />

erneuerbare Energien verwendet<br />

werden. Man muss bedenken, dass Aufbau und<br />

Einsatz der erneuerbaren Energien in Deutschland<br />

das Land über 20 Jahre etwa 500 Milliarden Euro<br />

gekostet haben, ohne dass die Back-Up-Kosten mit<br />

einbezogen wären; dies vermittelt uns eine Vorstellung<br />

von den ökonomischen und sozialen<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 9<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

EU-Taxonomie für ein nachhaltiges Finanzwesen: Die Notwendigkeit, das Europäische Elektrizitätssystem zu re<strong>for</strong>mieren? ı Marc Deffrennes

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