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Mut und Liebe 422022 Wurzeln

"...In unseren Schuhen tragen wir unsere Heimat mit uns, unsere Wurzeln, auch unbewusst als spürbares Erbe." (Petra Maria Mühl aka Mia Pelenco). Erinnerung, Wurzeln und Heimat/Heimatlosigkeit sind Themen der Offenbacher Künstlerin Petra Maria Mühl. Das Foto ihrer Installation „kein ort. weiter weg“ auf unserem Titel zeigt Tanzschuhe der 1920er, mit Einlagen aus Landkarten von Böhmen und auf der umgebenden Folie die Handschrift ihrer Großmutter.

"...In unseren Schuhen tragen wir unsere Heimat mit uns, unsere Wurzeln, auch unbewusst als spürbares Erbe." (Petra Maria Mühl aka Mia Pelenco).
Erinnerung, Wurzeln und Heimat/Heimatlosigkeit sind Themen der Offenbacher Künstlerin Petra Maria Mühl. Das Foto ihrer Installation „kein ort.
weiter weg“ auf unserem Titel zeigt Tanzschuhe der 1920er, mit Einlagen aus
Landkarten von Böhmen und auf der umgebenden Folie die Handschrift
ihrer Großmutter.

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von oxford<br />

nach offenbach<br />

Ein neues Baby in Zeiten von Corona. Für viele<br />

ist das schon aufregend genug. Dann bekommt<br />

Familienvater Jackson Smith (39) eine Stelle in<br />

Deutschland angeboten. Seine Frau Lucy (40) <strong>und</strong> er<br />

entscheiden sich, mit ihren Söhnen Ruben (5) <strong>und</strong> Toby (1) von England<br />

nach Offenbach zu ziehen. Hier erzählen sie von ihrem Neuanfang.<br />

von Katharina Hempel<br />

Vor einem halben Jahr seid ihr in<br />

Offenbach angekommen.<br />

Wie fühlt sich ein Neuanfang<br />

unter Corona-Bedingungen an?<br />

Lucy: Das ist natürlich nicht<br />

ideal, Covid macht alles langsamer.<br />

Aber wir hatten viel Glück,<br />

dass wir auf Spielplätzen <strong>und</strong> in<br />

Parks schnell ein paar Fre<strong>und</strong>e gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Das ist wirklich unser<br />

Seelenheil!<br />

Jackson: Ursprünglich wollte ich meine neue<br />

Stelle schon im Februar 2021 antreten. Ich arbeite in<br />

Frankfurt, am Ernst Strüngmann Institut für Neurowissenschaften.<br />

Dann wurde England als Corona-Risikogebiet<br />

eingestuft. Für mich bedeutete das: Einreiseverbot.<br />

Und andererseits: Glück im Unglück. So<br />

konnte ich noch etwas mehr Zeit bei meiner Familie<br />

<strong>und</strong> Baby Toby verbringen, der im Januar auf die Welt<br />

gekommen war.<br />

Von England nach Deutschland – war das euer weitester<br />

Umzug?<br />

Lucy: Für mich schon, aber nicht für meinen Mann.<br />

Als Jack damals nach Oxford kam, hatte er nur einen<br />

Koffer dabei. Es ist schon eine andere Nummer mit<br />

einer Familie umzuziehen.<br />

Jackson: Ich bin gebürtiger Kanadier. 2013 bin ich<br />

nach Oxford gegangen, um dort an der Uni als Neurowissenschaftler<br />

zu forschen <strong>und</strong> zu arbeiten – das<br />

war mein erster internationaler Umzug. Diese Erfahrung<br />

hat mir jetzt geholfen, gelassen zu bleiben, weil<br />

ich weiß, dass sich schon alles irgendwie fügen wird.<br />

Habt ihr manchmal an eurer Entscheidung<br />

gezweifelt?<br />

Lucy: Die Entscheidung umzuziehen,<br />

haben wir im Januar<br />

2021 getroffen, nachdem Jack<br />

das Jobangebot bekommen<br />

hatte. Er hat also seine Arbeit,<br />

die Kinder würden sich schon<br />

anpassen. Wir wussten, dass es<br />

für mich am schwierigsten werden<br />

würde. Ich habe mich trotzdem dafür<br />

entschieden, weil ich es für eine einmalige<br />

Erfahrung halte, die mich wachsen lassen wird. Es ist<br />

nicht einfach, aber definitiv die Mühe wert!<br />

Jackson: In den ersten Monaten habe ich mich gefragt,<br />

ob ich nicht ein schrecklicher Vater <strong>und</strong> Ehemann<br />

bin. Meine Familie muss meinetwegen einen<br />

Ort verlassen, an dem sie sich zu Hause fühlt. Mittlerweile<br />

denke ich aber, dass es eine gute Entscheidung<br />

war: Wir fühlen uns wohl hier, haben schon Leute<br />

kennengelernt, die Kinder Fre<strong>und</strong>e gef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />

unser ältester Sohn Ruben spricht schon Deutsch –<br />

Kita sei Dank!<br />

Was hat euch das Einleben erleichtert?<br />

Lucy: Fre<strong>und</strong>e! Wir haben das große Glück, dass wir<br />

Englisch sprechen <strong>und</strong> viele hier diese Sprache auch<br />

beherrschen. Dafür bin ich sehr dankbar! Ich hätte<br />

diese Fre<strong>und</strong>schaften nicht auf Deutsch schließen<br />

können. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich<br />

frage mich, wie sich Neuankömmlinge hier fühlen<br />

müssen, die eine weniger verbreitete <strong>Mut</strong>tersprache<br />

sprechen …<br />

18 MÄRZ / APRIL / MAI 2022<br />

Fotos: © Alfonso Cerezo, pixabay, P. Baumgardt, privat

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