28.02.2022 Aufrufe

Mut und Liebe 422022 Wurzeln

"...In unseren Schuhen tragen wir unsere Heimat mit uns, unsere Wurzeln, auch unbewusst als spürbares Erbe." (Petra Maria Mühl aka Mia Pelenco). Erinnerung, Wurzeln und Heimat/Heimatlosigkeit sind Themen der Offenbacher Künstlerin Petra Maria Mühl. Das Foto ihrer Installation „kein ort. weiter weg“ auf unserem Titel zeigt Tanzschuhe der 1920er, mit Einlagen aus Landkarten von Böhmen und auf der umgebenden Folie die Handschrift ihrer Großmutter.

"...In unseren Schuhen tragen wir unsere Heimat mit uns, unsere Wurzeln, auch unbewusst als spürbares Erbe." (Petra Maria Mühl aka Mia Pelenco).
Erinnerung, Wurzeln und Heimat/Heimatlosigkeit sind Themen der Offenbacher Künstlerin Petra Maria Mühl. Das Foto ihrer Installation „kein ort.
weiter weg“ auf unserem Titel zeigt Tanzschuhe der 1920er, mit Einlagen aus
Landkarten von Böhmen und auf der umgebenden Folie die Handschrift
ihrer Großmutter.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Das motivierte Team im Musikhaus André. (2. v.r.: Hans-Jörg André) © H.-J. André<br />

Gilles André hat es als selbständiger Seidenweber<br />

in Offenbach am Main zu Wohlstand gebracht. Er errichtete<br />

in der Herrnstraße 54 ein geräumiges Wohnhaus,<br />

wo sich die Offenbacher Geschäftsleute, Musiker<br />

<strong>und</strong> Dichterinnen trafen. Damit waren die Andrés<br />

in der Offenbacher High Society angekommen. Den<br />

Musikverlag gründete dann im Jahr 1774 der Enkel<br />

Johann André, bei dem sich früh eine musikalische<br />

Begabung zeigte. Die „Notenfabrique“ war einer der<br />

ersten vom Buchhandel unabhängigen Musikverlage<br />

Deutschlands mit angeschlossener Notendruckerei.<br />

„Der Verlag war damals ein absolutes Start-up, das erst<br />

durch die Ansiedlungspolitik des Grafen von Isenburg<br />

möglich wurde“, sagt Hans-Jörg André. Insgesamt<br />

gab es in Deutschland damals noch wenige Verlage,<br />

die sich mit der Produktion von Noten befasste. Mit<br />

der Gründung erster Notenverlage kam die Musik<br />

im Bürgertum an <strong>und</strong> der Markt wurde größer. So<br />

unterhielt beispielsweise Peter Bernard eine eigene<br />

Hauskapelle.<br />

Johann André war selbst Musiker <strong>und</strong> Komponist. Im<br />

Herbst 1777 erhielt er einen Ruf als Musikdirektor<br />

des Döbbelinischen Orchesters in Berlin <strong>und</strong> kehrte<br />

Offenbach für einige Jahre den Rücken. Er entfaltete<br />

eine umfangreiche Tätigkeit als Komponist von<br />

Singspielen <strong>und</strong> dirigierte eigene <strong>und</strong> fremde Werke.<br />

Außerdem versuchte er, das Privileg für die dortige<br />

Weiterführung des Verlags zu bekommen, was nicht<br />

gelang. „Da Johann André sich in Berlin aufhielt, ging<br />

es dem Verlag in Offenbach zusehends schlechter, weshalb<br />

er schließlich zurückkehrte“, erzählt Hans-Jörg<br />

André. Im gleichen Jahr (1784) zog man dann in die<br />

Domstraße in das Haus neben dem der Sophie von<br />

Laroche. Heute stehen dort an der Berliner Straße<br />

ein Gedenkstein <strong>und</strong> die Skulptur der Litographie-Steine.<br />

Der Mozartnachlass –<br />

eine Super-Investition<br />

1799 übernahm dann Johann Anton André nach dem<br />

Tod des Vaters die Verlags- <strong>und</strong> Druckereigeschäfte.<br />

Ebenfalls Musiker, Komponist <strong>und</strong> Verleger wurde<br />

er schließlich zum Hauptverwalter des Offenbacher<br />

Mozart-Nachlasses <strong>und</strong> das kam so:<br />

Neun Jahre nach dem Tod Wolfgang Amadeus Mozarts<br />

besuchte er dessen Witwe Constanze in Wien<br />

<strong>und</strong> sah sich die Hinterlassenschaft an. Er wurde mit<br />

Constanze einig <strong>und</strong> so kam der gesamte Mozartnachlass,<br />

der 273 Werke umfasste, nach Offenbach,<br />

wo er über 50 Jahre verblieb. Nur wenige Wochen<br />

vor dem Erwerb des Nachlasses verpflichtete er zudem<br />

Alois Senefelder, den Erfinder der Lithographie.<br />

Im Jahr 1800 wurde das lithographische Verfahren<br />

des Steindrucks im Andréschen Verlag – erstmals<br />

MÄRZ / APRIL / MAI 2022 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!