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Mut und Liebe 422022 Wurzeln

"...In unseren Schuhen tragen wir unsere Heimat mit uns, unsere Wurzeln, auch unbewusst als spürbares Erbe." (Petra Maria Mühl aka Mia Pelenco). Erinnerung, Wurzeln und Heimat/Heimatlosigkeit sind Themen der Offenbacher Künstlerin Petra Maria Mühl. Das Foto ihrer Installation „kein ort. weiter weg“ auf unserem Titel zeigt Tanzschuhe der 1920er, mit Einlagen aus Landkarten von Böhmen und auf der umgebenden Folie die Handschrift ihrer Großmutter.

"...In unseren Schuhen tragen wir unsere Heimat mit uns, unsere Wurzeln, auch unbewusst als spürbares Erbe." (Petra Maria Mühl aka Mia Pelenco).
Erinnerung, Wurzeln und Heimat/Heimatlosigkeit sind Themen der Offenbacher Künstlerin Petra Maria Mühl. Das Foto ihrer Installation „kein ort.
weiter weg“ auf unserem Titel zeigt Tanzschuhe der 1920er, mit Einlagen aus
Landkarten von Böhmen und auf der umgebenden Folie die Handschrift
ihrer Großmutter.

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MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Der Weg der Familie André ist wohl<br />

die älteste Immigrationsgeschichte<br />

der Stadt.Durch sie wurde Offenbach<br />

zur heimlichen Mozartstadt<br />

<strong>und</strong> das Musikhaus ist auch heute<br />

nicht aus Offenbach wegzudenken.<br />

Ausschnitt aus den Beiblättern der Familienbibel zu Gilles André<br />

© H.-J. André<br />

Die weitgereiste Familienbibel<br />

der Andrés von 1588<br />

musikhaus andré –<br />

ein hugenottisches<br />

start-up von 1774<br />

von Ingrid Walter, walter-wortware.de<br />

„Erst letztes Jahr habe ich mit der Familie unseren<br />

Herkunftsort im Süden Frankreichs besucht. Dort sind<br />

die Andrés noch in den Kirchenbüchern verzeichnet“,<br />

erzählt Hans-Jörg André <strong>und</strong> man merkt ihm die Begeisterung<br />

<strong>und</strong> das Interesse an. Schließlich hat die<br />

Geschichte seiner Herkunft die Stadt Offenbach in<br />

ihrer Entwicklung wesentlich geprägt. Die <strong>Wurzeln</strong><br />

der Familie liegen in dem alten Städtchen Saint Gilles<br />

in der Nähe von Nîmes, in der Region Okzitanien,<br />

oberhalb der Camargue. Es ist ein beschwerlicher<br />

Weg gewesen, den die Familie André aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

hugenottischen Glaubens auf sich nehmen musste,<br />

als sie vor r<strong>und</strong> 300 Jahren aus Frankreich nach<br />

Deutschland flüchtete. Er führte (knapp 1.000 Kilometer)<br />

durch Frankreich über Genf nach Bad Homburg,<br />

nach Frankfurt <strong>und</strong> schließlich nach Offenbach,<br />

wo Johann-Philipp Graf zu Isenburg den Immigranten<br />

weitreichende Privilegien zur Ausübung ihrer<br />

Berufe einräumte.<br />

Von Saint Gilles nach<br />

Offenbach im Jahr 1699<br />

1699 machte sich der Stiefvater von Gilles André mit<br />

ihm, zwei Geschwistern <strong>und</strong> der <strong>Mut</strong>ter auf in ein<br />

neues Leben. Angekommen in Deutschland sind nur<br />

er <strong>und</strong> der Stiefvater mit der alten Familienbibel im<br />

Gepäck, die heute noch im Archiv des Musikhauses<br />

aufbewahrt wird. Die anderen Familienmitglieder<br />

haben auf der strapaziösen Flucht ihr Leben verloren.<br />

„Die Fluchtsituation mit ihren Gefahren hat sich<br />

zu damals wenig geändert – <strong>und</strong> die Berichte über<br />

heutige Flüchtlinge berühren mich tief. Ich werde dann<br />

immer an meine eigene Familiengeschichte erinnert“,<br />

sagt Hans-Jörg André. Die Frage nach den <strong>Wurzeln</strong><br />

begleitet den Nachfahren der wohl berühmtesten<br />

Offenbacher Familie demnach im heutigen Alltag.<br />

Zudem befasst er sich gerade wieder eingehend mit<br />

der Geschichte um die eigene Herkunft, weil 2024<br />

das 250. Firmenjubiläum bevorsteht. Hierzu beginnen<br />

er <strong>und</strong> seine Mitarbeiter bereits mit der Planung<br />

vieler Veranstaltungen.<br />

10 MÄRZ / APRIL / MAI 2022

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