Einführungsstatement: Dietmar Ungelenk (MSJK) - Zentren für ...
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<strong>Einführungsstatement</strong>: <strong>Dietmar</strong> <strong>Ungelenk</strong> (<strong>MSJK</strong>)<br />
“Na, dann implementiert mal schön!“ könnte ich in Anlehnung an die<br />
Überschrift eines kürzlich erschienenen Beitrags von Reiner Winkel<br />
sagen und so zum Beitrag von Herrn Stiller überleiten.<br />
Ganz so kurz will ich es aber doch nicht machen, sondern nach dem<br />
Blick von außen , mit dem uns die OECD-Expertise Stärken und<br />
Schwächen der Lehrerausbildung insgesamt und des Vorbereitungsdienstes<br />
im Besonderen vor Augen geführt hat, nun einen Blick auf<br />
den nationalen Rahmen der Reform der Lehrerbildung werfen.<br />
Welche Vorgaben und Setzungen der KMK <strong>für</strong> den VD in NRW sind<br />
zu berücksichtigen? Ist die RV vom 1.7.04 ein halbes Jahr zu früh in<br />
Kraft gesetzt worden? Besteht Änderungsbedarf, nachdem die KMK<br />
im Dezember 2004 Standards <strong>für</strong> die Lehrerbildung beschlossen hat?<br />
Immerhin sollen diese Standards ja zu Beginn des Ausbildungsjahres<br />
2005/06 auch in NRW umgesetzt werden.<br />
Kurzer Rückblick:<br />
Im Jahr 2000 legt die sog. Terhart-Kommission Analysen und Empfehlungen<br />
<strong>für</strong> ein Lehrerleitbild vor, auf das sich im Oktober desselben<br />
Jahres die KMK mit den Vorsitzenden der Lehrerverbände einigt.<br />
Es besteht aus fünf Kernaussagen:<br />
1. „Lehrerinnen und Lehrer sind Fachleute <strong>für</strong> das Lehren und Lernen…<br />
2. Le und Le sind sich bewusst, dass die Erziehungsaufgabe in der<br />
Schule eng mit dem Unterricht und dem Schulleben verknüpft<br />
ist…“<br />
3. Le und Le üben ihre Beurteilungs- und Beratungsaufgabe im<br />
Unterricht und bei der Vergabe von Berechtigungen <strong>für</strong> Ausbildungs-<br />
und Berufswege kompetent, gerecht und verantwortungsbewusst<br />
aus. (…)<br />
4. Le und Le entwickeln ihre Kompetenzen ständig weiter…<br />
5. Le und Le beteiligen sich an der Schulentwicklung….“ (s. 3)
( Sie sehen: wenn man sich auf höchster Ebene über Banales und<br />
Selbstverständliches verständigt, dann klingt es nicht nur bedeutungsvoll,<br />
sondern wird auch bedeutsam. )<br />
Da Prof. Terhart die Vorarbeiten <strong>für</strong> das Lehrerleitbild geliefert hatte,<br />
lag es nahe, ihm seitens der KMK auch den Auftrag zu erteilen, in<br />
Expertisen darzulegen, wie eine standardorientierte Lehrerausbildung<br />
aussehen könnte.<br />
Aus den Kernelementen des Lehrerleitbildes wurden Kompetenzbereiche<br />
und Standards abgeleitet, die sich angehende Le und Le in ihrer<br />
Ausbildung aneignen müssen, um diesem Lehrerleitbild in der Berufspraxis<br />
gerecht werden zu können.<br />
Als Kompetenzbereiche werden genannt: Unterrichten, Erziehen, Beurteilen<br />
und Innovieren.<br />
In diesen Bereichen werden einzelne Teilkompetenzen definiert und<br />
daraus dann Standards <strong>für</strong> theoretische und praktische Ausbildungsabschnitte<br />
abgeleitet.<br />
Mit letzteren will die KMK betonen, dass es in beiden Ausbildungsphasen<br />
– in Universität und Studienseminar – um eine gelungene Theorie-Praxis-Verbindung<br />
gehen muss - eine deutliche Reaktion auf das<br />
vielfach kritisierte Praxisdefizit der universitären Lehrerausbildung.<br />
Auch die Tatsache, dass die Standards <strong>für</strong> beide Phasen formuliert<br />
sind, ist eine Reaktion auf vielfach geäußerte Kritik, in diesem Falle<br />
Kritik an mangelnder Koordination zwischen den Phasen, wodurch<br />
ein „systematischer, kumulativer Erfahrungs- und Kompetenzaufbau“<br />
(OECD S. 4) bislang verhindert wurde..<br />
Zurück zur Frage, ob wir aus dem KMK-Beschluss Konsequenzen <strong>für</strong><br />
den VD in NRW ziehen müssen.<br />
Eine vergleichende Betrachtung von RV und KMK-Standards zeigt<br />
viele Gemeinsamkeiten:<br />
• das Verständnis von Kompetenzen als komplexen Dispositionen,<br />
die das notwendige Berufswissen, Berufskönnen und das<br />
notwendige Berufsethos beinhalten, und von Standards als<br />
berufstätigkeitsbezogenen Konkretisierungen dieser professionellen<br />
Kompetenzen, ist nahezu identisch<br />
• die Orientierung an den klassischen Lehrerfunktionen ist in<br />
den Kernfunktionen gleich und folgt in den anderen Berei-
chen bei gleicher Ausrichtung nur unterschiedlichen Gliederungsprinzipien;<br />
in beiden Papieren sind die Lehrerfunktionen<br />
zeitgemäß erweitert (z.B. Rolle von Diagnostik und Förderung)<br />
• KMK-Beschluss und RV gehen von einem berufsbiografisch<br />
orientierten Verständnis von Lehrerbildung aus, das neben der<br />
Erstausbildung auch die systematisch-aufbauende Fort- und<br />
Weiterbildung in den Blick nimmt.<br />
Unterschiede zwischen RV und KMK-Beschluss sind darin zu sehen,<br />
dass<br />
• der KMK-Beschluss Standards <strong>für</strong> beide Ausbildungsphasen<br />
enthält, während in NRW zwei getrennte, wenngleich abgestimmte,<br />
RV <strong>für</strong> Universität und Studienseminar gelten, und<br />
• der KMK-Beschluss auch inhaltlich-curriculare und didaktisch-methodische<br />
Empfehlungen enthält, während wir uns in<br />
der RV <strong>für</strong> den VD <strong>für</strong> eine kompetenz- statt <strong>für</strong> eine inhaltsorientierte<br />
Beschreibung entschieden haben. (Dass die inhaltlichen<br />
Schwerpunkte in der RV <strong>für</strong> den VD völlig abgedeckt<br />
sind, sei nur am Rande angemerkt.)<br />
Fazit:<br />
Die RV <strong>für</strong> den VD in Studienseminar und Schule bewegt sich somit<br />
völlig im bundesweiten Reformtrend. Sie geht in ihren Konkretisierungen<br />
und Präzisierungen im guten Sinne sogar noch darüber hinaus.<br />
Was bleibt also zu tun?<br />
Dringender Handlungsbedarf besteht hinsichtlich der Abstimmung<br />
zwischen den Phasen der Lehrerausbildung.<br />
Während die RV <strong>für</strong> den Vorbereitungsdienst ausdrücklich beide<br />
Partner – Seminar und Schule – in den Blick nimmt, muss die Koordination<br />
zwischen universitärer Ausbildung und VD noch weitaus verbindlicher<br />
und verlässlicher gestaltet werden, muss die Kooperation<br />
im Sinne einer optimalen, zeit- und arbeitsökonomisch vertretbaren<br />
Umsetzung der Vorgaben abgesichert werden.
Um nicht missverstanden zu werden: es darf nicht darauf hinauslaufen,<br />
dass die 1. Phase gleich einer „feindlichen Übernahme“ den VD<br />
schluckt! Immerhin gehört die Theorie-Praxis-Verbindung im VD<br />
(ungeachtet weiterer Verbesserungsmöglichkeiten) zweifellos zu den<br />
Pluspunkten unserer Lehrerausbildung. Strukturelle Änderungen mit<br />
dem Ziel, die im Universitätsbereich seit Jahrzehnten ignorierten Praxisdefizite<br />
zu kaschieren, ohne dass sich das universitäre Personal auf<br />
die Notwendigkeiten einer theorie- und praxisorientierten Ausbildung<br />
umstellt, dürfen nicht zum Erfolg führen.<br />
Aber selbstverständlich sind wir offen <strong>für</strong> konstruktive, seriöse Modelle<br />
einer auch strukturellen Verbindung der beiden Ausbildungsphasen,<br />
wenn dadurch eine Verkürzung der Gesamtausbildungszeit bei<br />
gleichzeitiger Sicherung der angestrebten Qualität der Ausbildung erreicht<br />
werden kann.<br />
Dieses wichtige Problem steht aber nicht hier bei unserem Workshop<br />
im Mittelpunkt.<br />
Heute geht es um die Implementation der noch nicht einmal ein Jahr<br />
alten RV.<br />
Bei der Auswahl der Arbeitsgruppen <strong>für</strong> den heutigen Workshop<br />
konnten wir zwar nicht aus dem Vollen schöpfen – das war auch gar<br />
nicht zu erwarten -, aber die Palette der Themen und die Streuung über<br />
die Lehrämter zeigen, dass unsere Studienseminare in Bewegung<br />
sind, sich den neuen Herausforderungen stellen und dabei alles in allem<br />
gute, sehr gute Arbeit leisten. Das hat die wissenschaftlich begleitete<br />
Untersuchung im Bezirk Arnsberg im Jahre 2000 belegt; und ich<br />
bin sicher, dass die geplante Evaluationsstudie ebenso gute Ergebnisse<br />
erbringen wird wie die in Hessen. Herr Stiller wird darüber gleich berichten.<br />
Alle, die seinerzeit an der Entwicklung des SRK <strong>für</strong> die SII und an<br />
dessen Implementation beteiligt waren, wissen, dass man sich mit<br />
solch einem Vorhaben auf einen langen Weg begibt. Mit dem heutigen<br />
Workshop soll der Impuls an alle Studienseminare und Schulen<br />
gegeben werden, sich auf den Weg zu machen und mit der Implementation<br />
der RV zu beginnen.