unterwegs Frühling 2022
Gemeindebrief der Kirche Bargteheide
Gemeindebrief der Kirche Bargteheide
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Gottesdienst und Glaube<br />
Gottesdienst und Glaube<br />
Das Interview<br />
„Aufgeben ist nicht meine Art!”<br />
10<br />
Von ganzem Herzen Hammoorerin<br />
und gute Seele des Dorfes, das ist<br />
Elke Jendrejewski. Bei meiner Ankunft<br />
werde ich von Sohn<br />
Andreas Jendrejewski<br />
vor der Haustür mit<br />
den Worten begrüßt:<br />
„Na, dann<br />
lassen Sie sich<br />
mal etwas von<br />
meiner Mutter<br />
erzählen!“ Und<br />
da stand sie dann<br />
auch, Frau Jendrejewski.<br />
Die agile<br />
und rüstige Rentnerin<br />
(82) wurde in Hammoor<br />
geboren, hat zwei<br />
erwachsene Kinder und lebt<br />
den Begriff Dorfgemeinschaft aktiv<br />
– ob beim traditionellen Einsammeln<br />
der Sparklubgelder, beim Unterstützen<br />
des Heimatvereins oder der Kontaktaufnahme<br />
zu Neubürger*innen<br />
in Hammoor. Nach kurzer Vorstellung<br />
gehen wir in die vom Kaminofen wohlig<br />
gewärmte Küche, in der es herrlich<br />
nach frisch gebrühtem Kaffee duftet.<br />
Red.: Sind Sie eine regelmäßige<br />
Kirchgängerin? Ist Ihnen der Besuch<br />
der Kirche wichtig?<br />
Elke J.: Ich bin zwar in der Kirche,<br />
aber eine regelmäßige Kirchgängerin<br />
bin ich nicht. Nur wenn hier in Hammoor<br />
ein Gottesdienst veranstaltet<br />
wird, bin ich auf jeden Fall dabei.<br />
Ein Kirchenbesuch ist mir nicht ganz<br />
so wichtig, aber das Erleben von Gemeinschaft<br />
im dörflichen Kontext<br />
beim Gottesdienst, das schon. Schon<br />
seit frühester Kindheit bin ich in der<br />
Kirche, und das wird auch so bleiben,<br />
solange ich lebe. Besonders<br />
gerne erinnere<br />
ich mich an unseren<br />
viel zu früh verstorbenen<br />
Pastor Kai<br />
Süchting. Ich traf<br />
ihn auf dem Flur<br />
im Martin-Luther-<br />
Haus. Er kam<br />
mir entgegen und<br />
hatte einen Fahrradhelm<br />
auf. Leicht<br />
schmunzelnd sagte<br />
er zu mir: Ich weiß, dass<br />
ich damit blöd aussehe,<br />
aber ich mache das für meine<br />
Kinder. Das zweite Mal kam er trotz<br />
eines gebrochenen Fußes zu meinem<br />
Bruder auf die diamantene Hochzeit.<br />
Das hat mich beeindruckt. Ein Pastor<br />
zum Anfassen, wie man im Volksmund<br />
sagt.<br />
Red.: Ist Ihnen beim Gottesdienst<br />
etwas besonders wichtig?<br />
Elke J.: Ja, zum Beispiel ein abschließendes,<br />
gemeinsam gesprochenes<br />
Gebet. Das haben mein Lebensgefährte<br />
Manfred Kosbab und ich bei<br />
einigen Gottesdiensten hier in Hammoor<br />
manchmal vermisst. Man hat<br />
uns dann gesagt, das wäre der Fortschritt,<br />
alles wird anders. Aber nur<br />
vom Fortschritt leben und Tradition<br />
ignorieren, das kann es doch nicht<br />
sein. Im Fortschritt steckt doch auch<br />
immer ein Stück Tradition.<br />
Red.: Gab es Lebenslagen, in denen<br />
Sie gezweifelt haben, am Glauben,<br />
an Gott…?<br />
Elke J.: Die gab es. Bei unserem<br />
geliebten Enkelkind Martin wurde<br />
kurz nach der Geburt MPS (Mukopolysaccharidose)<br />
diagnostiziert. Bei<br />
dieser Krankheit werden nach einer<br />
anfänglich normalen Entwicklung<br />
über einen längeren Zeitraum die<br />
Nervenzellen im Gehirn angegriffen.<br />
Das hat zur weiteren Folge, dass die<br />
Entwicklung eines Kindes dann zum<br />
Stehen kommt und langsam eine<br />
Rückentwicklung beginnt. Martin ist<br />
mit dieser Krankheit leider nur 17<br />
Jahre alt geworden und 2015 verstorben.<br />
Ich bin froh, dass ich ihn auf<br />
seinem Lebensweg begleiten durfte.<br />
Durch unser Enkelkind hat sich meine<br />
Sichtweise auf Menschen mit Handicaps<br />
auch grundlegend geändert.<br />
Bevor Martin von uns ging, ist 2010<br />
auch sein Vater und 2012 mein Mann<br />
verstorben. Mein Glaube hat mir in<br />
dieser Zeit sehr geholfen und mich<br />
gestützt. Wenn jemand gezweifelt hat,<br />
dass Gott das sicher nicht alles so gewollt<br />
haben könne, dann habe ich oft<br />
gesagt, dass nicht alles von oben gesteuert<br />
werden muss. Auch wir Menschen<br />
stehen da in einer gewissen<br />
Verantwortung.<br />
Red.: Würden Sie sich als besonders<br />
gläubig einschätzen?<br />
Elke J.: Besonders gläubig bin ich<br />
eher nicht. Wenn ich z.B. eine Fahrradtour<br />
mache, entscheide ich oft<br />
erst an einer Ampel, ob ich nun die<br />
eine oder andere Richtung nehme –<br />
sehr zum Leidwesen meiner Familie.<br />
Mit einer guten Freundin bin ich einmal<br />
<strong>unterwegs</strong> gewesen. Nachdem<br />
wir uns ein wenig verlaufen hatten,<br />
fand ich einen etwas holprigen Weg<br />
zurück. Du gibst wohl nie auf, meinte<br />
meine Freundin. Nein, aufgeben ist<br />
nicht meine Art! Etwas oder jemand<br />
ist immer da, der mich wieder zurückbringt<br />
und mir den Weg nach Hause<br />
weist.<br />
Red.: Wenn Sie einen Wunsch frei<br />
hätten, wie würde dieser aussehen?<br />
Oder: Wenn Sie etwas ändern könnten,<br />
was wäre das?<br />
Elke J.: Ich würde mir wünschen,<br />
dass die Menschen einfach mit dem<br />
zufrieden sind, was sie haben und<br />
nicht danach schauen, was sie noch<br />
alles brauchen. Ändern würde ich<br />
nichts, alle Höhen und Tiefen in meinem<br />
Leben hatten bestimmt ihren<br />
Sinn und waren genauso richtig.<br />
Danke an Elke Jendrejewski für<br />
das offene Interview und die Bereitschaft,<br />
aus ihrem Leben zu berichten.<br />
Lassen Sie sich beraten:<br />
04532-19 4 18<br />
Uwe Rohl<br />
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