Blick ins neuen MINI-MAX-PLUS-März-2022
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Text &<br />
Zeichnung:<br />
von<br />
Marie-Christin<br />
Fritz<br />
Zuhause ist es<br />
Wie jeden<br />
Nachmittag saß<br />
der Wellensittich Poppy<br />
an seinem Lieblingsplätzchen am<br />
Fenster. Von dort sah das bunte Vögelchen voller<br />
Neugierde hinaus auf die Stadt und beobachtete<br />
das rege Treiben dort draußen. Gerade sah<br />
Poppy ein paar Vögel vorbeifliegen und dachte<br />
sehnsüchtig: „Ach, wie schön muss es doch sein,<br />
frei am Himmel fliegen zu können! Wenn ich das<br />
auch nur einmal ausprobieren könnte!“<br />
Poppy hatte sein ganzes Leben in dieser Wohnung<br />
verbracht. Es war hier sehr geräumig, es fehlte<br />
ihm an nichts und sein Besitzer erfüllte ihm jeden<br />
Herzenswunsch. Doch oft fragte sich der kleine<br />
Wellensittich, wie das Leben in der Welt dort<br />
draußen wohl sein mochte.<br />
Etwas gelangweilt flatterte der Ziervogel durch<br />
die leere Wohnung. Sein Besitzer würde erst am<br />
Abend nach Hause kommen und mit ihm spielen.<br />
Wie sollte er sich bis dahin die Zeit vertreiben? Da<br />
bemerkte Poppy, dass das Fenster in der Küche<br />
einen Spalt offenstand. „Das ist meine Gelegenheit,<br />
die Welt draußen zu erkunden!“, jubelte er<br />
aufgeregt. Geschwind schlüpfte der Wellensittich<br />
hinaus in die lang ersehnte Freiheit. Ausgelassen<br />
flog Poppy so hoch, wie er nur konnte. Er sauste<br />
durch den strahlend blauen Himmel, machte einen<br />
Salto nach dem anderen und winkte den anderen<br />
Vögeln übermütig zu. „Wie wunderbar das ist!“,<br />
freute sich der Wellensittich und genoss das<br />
Gefühl von Freiheit.<br />
Doch schon nach wenigen Minuten bemerkte<br />
Poppy, dass das Fliegen nicht nur sehr schön,<br />
sondern auch richtig anstrengend war! Seine<br />
untrainierten Flügelchen waren längere Flugzeiten<br />
nicht gewöhnt und sein dickes Bäuchlein zog<br />
ihn unermüdlich nach unten. „Vielleicht hätte ich<br />
das zweite Mittagessen heute weglassen sollen“,<br />
keuchte der kleine Vielfraß. Er hielt Ausschau nach<br />
einem ruhigen Plätzchen für eine Verschnaufpause<br />
und landete schließlich im Stadtpark. Dort entdeckte<br />
er auch einen Brunnen mit plätscherndem Wasser,<br />
an dem er seinen Durst stillte. Da gesellten sich ein<br />
paar Tauben zu dem Wellensittich. Doch sie nutzten<br />
das Wasser nicht zum Trinken, sondern zum Baden<br />
– sehr zum Entsetzen von Poppy. „Iiiiih! Habe ich<br />
etwa gerade schmutziges Badewasser getrunken?“,<br />
spuckte der Wellensittich angeekelt aus und suchte<br />
schnell das Weite.<br />
Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, erkundete<br />
der Wellensittich die umliegende Stadt. Es gab<br />
viel zu sehen und zu bestaunen, sodass die Zeit<br />
wie im Flug verging. Langsam begann Poppys<br />
Magen zu knurren. Zuhause konnte sich Poppy<br />
rund um die Uhr an einem reich gefüllten Futternapf<br />
bedienen. Doch hier draußen in der Natur schien<br />
es schwieriger zu sein, Futter zu beschaffen. „Wie<br />
die Vögel hier draußen wohl ohne Futternäpfe<br />
zurechtkommen?“, wunderte sich der Wellensittich,<br />
der keine Ahnung von dem Leben in freier Wildbahn<br />
hatte. Da erspähte er auf einem nahen Balkon eine<br />
reich gefüllte Futterschüssel. Was für ein Glücksfall!<br />
Poppy stürzte sich hungrig auf das merkwürdige<br />
Futter, nur um es gleich wieder auszuspucken.<br />
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