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10 Parodontologie<br />
Zahnverlust und<br />
Rauchen –<br />
es ist kompliziert<br />
© de.freepik.com - master1305<br />
Das Jahr ist noch jung. Wer sich vorgenommen hat, seit dem 1.1.20<strong>22</strong> nicht mehr zu rauchen,<br />
macht vermutlich gerade jetzt eine schwere Zeit durch. Motivation zum Durchhalten kommt aus<br />
der Zahnarztpraxis, denn auch im Sinne der Mundgesundheit gibt es viele Gründe, mit dem Rauchen<br />
aufzuhören: Rauchen hat nicht nur Konsequenzen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit oder das<br />
Risiko, bestimmte Krebsarten zu entwickeln.<br />
Text Dr. rer. nat. Dinah Murad<br />
Das Parodont wird durch Tabak sowie die Verbrennungsprodukte aus<br />
dem Tabakrauch in Mitleidenschaft gezogen 1 . So haben Raucher ein höheres<br />
Risiko, eine Parodontitis zu entwickeln und dadurch Zahnverluste<br />
zu erleiden als Nichtraucher. Häufi ge Warnsignale für Parodontitis sind<br />
Zahnfl eischbluten und Gingivitis. Ausgerechnet das Rauchen selbst unterdrückt<br />
aber das Zahnfl eischbluten trotz einer bereits vorangeschrittenen<br />
Schädigung, sodass sich Raucher der Gefahr kaum bewusst sind 2 .<br />
Umso wichtiger ist daher die Aufklärung in der Zahnarztpraxis.<br />
Parodontitis ist ein chronischer, zerstörerischer Zustand, der durch parodontopathogene<br />
Bakterien und eine Entzündungsreaktion in Verbindung<br />
mit weiteren Mechanismen des Immunsystems verursacht wird 3 .<br />
Die Wirtsreaktion wird durch genetische und umweltbedingte Faktoren<br />
wie Rauchen modifi ziert 4 , das sich als sehr wichtiger Risikofaktor für<br />
chronische Parodontitis bei Erwachsenen 5 und auch bei Jugendlichen<br />
erwiesen hat 6 . Bei der Parodontitis spielt die Wirtsantwort tatsächlich<br />
eine wichtige Rolle bei der Zerstörung von Bindegewebe und Knochen 7 .<br />
Rauchen beeinfl usst das Immunsystem und beeinträchtigt die Wirtsreaktion<br />
durch mehrere Mechanismen, sowohl systemisch als auch lokal<br />
im Speichel und im Gingival crevicular fl uid (GCF). Systemisch erhöht<br />
Rauchen die Zahl der Neutrophilen im peripheren Blut, aber ihre Fähigkeit,<br />
durch die Kapillarwände zu wandern, ist beeinträchtigt 8 . So schädigen<br />
die reizenden und kanzerogenen Substanzen wie etwa unvollständige<br />
Verbrennungsprodukte, Stickoxide, Nitrosamine, Formaldehyd,<br />
Schwefeldioxid und freie Radikalbildner die Schleimhaut direkt, indirekt<br />
bewirkt unter anderem Nikotin eine Verengung der Gefäße, wodurch<br />
die Durchblutung vermindert wird. Das Gewebe wird dadurch schlechter<br />
versorgt, was zu einer Beeinträchtigung der Immunzellen führt und<br />
als Konsequenz die Schwächung der Abwehrkräfte in der Mundhöhle<br />
zur Folge hat. Verletzungen und Entzündungen heilen so schlechter ab.<br />
Was genau ist am Tabakrauch so schädlich?<br />
Tabakrauch ist das bei der Verbrennung von Tabak entstehende<br />
Stoffgemisch, das beim Rauchen, das heißt beim Abbrand (Verschwelen)<br />
des Zigaretten-, Zigarren- und Pfeifentabaks entsteht. In<br />
Studien zum Einfl uss des Tabakrauchs auf die Gesundheit lassen sich<br />
die Expositionen mithilfe von sogenannten Expositions-Biomarkern<br />
(BoE – biomarkers of exposure) quantifi zieren. Geeignet sind hier Kurzzeit-Biomarker<br />
wie NNNN, NNAL, 3-HPMA, MHBMA, S-PMA, HMPMA,<br />
CEMA, 1-OHP und COHb. Es handelt sich hierbei um Karzinogene, die<br />
bei der Verwendung brennbarer Zigaretten beobachtet werden und im<br />
Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs stehen.<br />
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