24.12.2012 Aufrufe

(links) und die östliche Aussenwand des Tempelhauses (rechts)

(links) und die östliche Aussenwand des Tempelhauses (rechts)

(links) und die östliche Aussenwand des Tempelhauses (rechts)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Horus-Tempel von Edfu vor der Freilegung.<br />

Das Tempelhaus (im Hintergr<strong>und</strong> <strong>links</strong>) ist fast vollständig verschüttet.<br />

Inschriften <strong>des</strong> ptolemäerzeitlichen Tempels in Edfu<br />

Streiflichter aus der Vergangenheit –<br />

Die Inschriften <strong>des</strong> Edfu-Tempels<br />

Etwa 100 Kilometer südlich von Luxor liegt am<br />

Westufer <strong>des</strong> Nils <strong>die</strong> Stadt Edfu. Hier befindet sich<br />

der große Horus-Tempel, der zu den eindrucksvoll-<br />

sten Sakralbauten Ägyptens zählt. Kein anderer<br />

Tempel der Antike ist heute noch so gut erhalten.<br />

Sein Bau wurde am 23. August <strong>des</strong> Jahres 237 v. Chr.<br />

begonnen <strong>und</strong> nach 180 Jahren am 5. Dezember<br />

57 v. Chr. abgeschlossen.<br />

Die Inschriften <strong>des</strong> Edfu-Tempels sind ein Schatz:<br />

Wie ein Kompendium ägyptischen Wissens berich-<br />

ten sie zahllose Details <strong>und</strong> Zusammenhänge zur<br />

ägyptischen Religion <strong>und</strong> damit zum ägyptischen<br />

Weltbild, aber sie vermitteln auch Informationen<br />

zur Geschichte, zur Verwaltung <strong>und</strong> vielem anderen.<br />

Außerdem tra<strong>die</strong>ren sie Gedankengut, das bis in <strong>die</strong><br />

ältesten Zeiten pharaonischer Geschichte reicht.<br />

Der grosse Hof <strong>des</strong> Horus-Tempels von Edfu.<br />

Die Touristengruppe verdeutlicht <strong>die</strong> Größenverhältnisse.<br />

Viele ältere Texte, <strong>die</strong> nur Andeutungen enthalten,<br />

können erst durch <strong>die</strong>se Inschriften interpretiert<br />

werden.<br />

Kaum war der Edfu-Tempel 1867 von Schutt <strong>und</strong><br />

Sand befreit, wurden bereits einige größere Text-<br />

einheiten veröffentlicht. Die Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong><br />

Erforschung der Inschriften schuf jedoch der franzö-<br />

sische Ägyptologe Émile Chassinat (1868-1948). Er<br />

kopierte <strong>die</strong> Texte <strong>und</strong> Darstellungen innerhalb von<br />

vier Jahrzehnten. Seine Gesamtpublikation umfasst<br />

acht Textbände mit ca. 3.000 Seiten hieroglyphischer<br />

Drucktypen, zwei Bände mit Strichzeichnungen<br />

sowie vier Bände mit zum Teil exzellenten Fotos.<br />

Erst <strong>die</strong>se Basisarbeit ermöglichte eine wissen-<br />

schaftliche Bearbeitung der Inschriften.<br />

Dennoch waren bis ca. 1970 lediglich 10-15 Prozent<br />

der Texte erschlossen.


Die Ostwand der inneren Umfassungsmauer (<strong>links</strong>) <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>östliche</strong> <strong>Aussenwand</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Tempelhauses</strong> (<strong>rechts</strong>) von Norden gesehen.<br />

Die Wände geben einen Eindruck von der Textmenge.<br />

Das Edfu-Projekt –<br />

Zielsetzung, Methodik <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

Die Erfahrung, dass Parallelen zu Textstellen <strong>und</strong><br />

Inhalten in den Inschriften <strong>des</strong> Edfu-Tempels<br />

nahezu unauffindbar verloren sind, veranlasste<br />

den Ägyptologen Prof. Dieter Kurth im Jahr 1986<br />

zur Gründung eines Langzeitprojektes zur Gesamt-<br />

bearbeitung der Texte.<br />

Hauptziel <strong>des</strong> Edfu-Projektes ist eine solide Über-<br />

setzung aller Inschriften <strong>des</strong> Tempels. Ausführliche<br />

analytische Indizes zu verschiedenen Sachbereichen<br />

ermöglichen einen raschen Zugriff auf das Text-<br />

material, eine Grammatik der Tempelinschriften der<br />

griechisch-römischen Zeit r<strong>und</strong>et das Werk ab. Seit<br />

2002 gehört es zu dem von der Akademienunion<br />

koordinierten Akademienprogramm <strong>und</strong> wird von<br />

der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen<br />

betreut. Beheimatet ist <strong>die</strong> Arbeitsstelle <strong>des</strong><br />

Projektes an der Universität Hamburg.<br />

Szene am Nordende der Westwand der inneren Umfassungsmauer.<br />

Eine Seite von Chassinats Textpublikation mit Korrekturen <strong>des</strong> Edfu-Projektes.<br />

Bei den Inschriften <strong>des</strong> Edfu-Tempels handelt es sich<br />

um ein zusammenhängen<strong>des</strong> Textkorpus, <strong>des</strong>sen<br />

mannigfaltige Einzelelemente erst nach Kenntnis<br />

<strong>des</strong> Gesamtmaterials beurteilt werden können.<br />

Allein <strong>die</strong> ungeheure Textmasse stellt sicher, dass<br />

sich sprachliche <strong>und</strong> inhaltliche Probleme durch <strong>die</strong><br />

Erschließung interner Parallelen lösen lassen. Daher<br />

wurden neben der Übersetzung auch wiederkehrende<br />

Formeln, neue Wörter, Götter <strong>und</strong> Götterbeinamen,<br />

Ortsnamen, Materialien für eine Grammatik, Fotos<br />

<strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärliteratur aufgenommen.<br />

Die Übersetzung der Inschriften <strong>des</strong> Pylonen<br />

(Tortürme) <strong>und</strong> der Umfassungsmauer sind mit<br />

Umschrift <strong>und</strong> Kommentar publiziert. Von den<br />

Inschriften der inneren Umfassungsmauer <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Hofes ist <strong>die</strong> Vorübersetzung abgeschlossen.<br />

Während der acht Kampagnen am Tempel wurden<br />

sie am Original überprüft <strong>und</strong> zahlreiche Zeichen<br />

<strong>und</strong> Textpassagen der Publikation korrigiert <strong>und</strong><br />

ergänzt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!