FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 21
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
PROFILE<br />
q SYBILLE KORNITSCHKY ÜBER DEN NEUSTART DER »JAZZAHEAD!« VOM 14. APRIL BIS 1. MAI<br />
» Mein Optimismus ist ›never ending‹. «<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10 | PROMOTION<br />
SYBILLE KORNITSCHKY<br />
PROJEKTLEITERIN<br />
D<br />
er weltweit größte Branchentreff des Jazz<br />
hat 20<strong>21</strong> nur virtuell unter dem Motto<br />
»close together from afar !« stattgefunden.<br />
Wie empfanden Sie als Projektleiterin die<br />
»jazzahead !« als Messe und Festival ausschließlich<br />
auf digitalen Wegen ?<br />
Die Entscheidung, rein digital zu produzieren,<br />
war nie unser Wunsch. Die Messe hat<br />
am Ende mit ca. 1.000 TeilnehmerInnen<br />
hervorragend funktioniert. Das Festival nur online statt live vor<br />
Ort würden wir so nie wieder machen wollen.<br />
Unter dem Motto »together again« soll es in diesem Jahr vom<br />
14. April bis zum 1. Mai endlich wieder mit Publikum losgehen.<br />
Wir führen dieses Interview im Februar. Wie überzeugt sind Sie<br />
davon, dass die »jazzahead !« wie früher stattfinden kann ?<br />
Absolut sicher kann man sich tatsächlich nie sein, aber ich lege<br />
jetzt erst recht einen trotzigen Optimismus an den Tag. Mein<br />
Team und ich arbeiten jeden Tag dafür, dass es passieren wird.<br />
Wie gehen Sie mit der latenten Planungsunsicherheit um ?<br />
Der ungewisse Zustand kostet in der Vorbereitungsphase für<br />
eine Veranstaltung in dieser Größenordnung viel Zeit und<br />
Nerven. Konkret zu planen und zugleich ständig Alternativen<br />
bedenken und entwickeln zu müssen raubt einfach Energien.<br />
Besonders die »Showcases« leben von Begegnung und ständigem<br />
Wechsel zwischen den Bühnen. Abstandsregeln werden<br />
vermutlich weiterhin bleiben. Wird die »jazzahead !« in diesem<br />
Jahr nur für FachbesucherInnen zugänglich sein – oder können<br />
alle Jazz-Fans teilnehmen ?<br />
Stand heute gehen wir davon aus, dass die »Showcases« als das<br />
Eldorado des Jazz nur für Fachpublikum zugänglich sein werden.<br />
Im Vorfeld haben Sie mir erzählt, dass für alle BesucherInnen<br />
ein Musikzelt auf der Bürgerweide geplant ist ...<br />
Das Zelt soll für alle sein, also nicht nur für registrierte FachbesucherInnen.<br />
Wir werden auch einige Showcases-Konzerte ins Zelt<br />
übertragen. Darüber hinaus planen wir ein fantastisches Live-Programm<br />
am Freitag- und Samstagabend parallel zur Messe. Festival-Feeling<br />
mitten in Findorff, das hatten wir lange nicht mehr.<br />
»Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden«, ist<br />
ein Zitat von Alexander Solschenizyn. Locker formuliert, aber<br />
stimmt der Satz angesichts der Situation der letzten Monate ?<br />
Definitiv. Genauso ist es.<br />
Waren Sie manchmal verzweifelt angesichts der wenig erfreulichen<br />
Rahmenbedingungen in den letzten zwei Jahren – oder<br />
sind Sie jederzeit ein optimistischer Mensch, der macht ?<br />
Mein Optimismus ist »never ending«. Hätte ich als verantwortliche<br />
Projektleiterin diesen unverwüstlichen Optimismus nicht,<br />
würde die »jazzahead !« nicht das sein, was sie heute ist.<br />
Die Kunst der Improvisation ist ein wesentliches Merkmal<br />
des Jazz. Wie oft mussten Sie in letzter Zeit improvisieren ?<br />
Permanent und im besten Sinne des Wortes. Improvisation<br />
heißt für uns nicht »irgendetwas irgendwie zusammenkitten«.<br />
Improvisieren heißt für uns, sich immer wieder auf völlig neue<br />
Situationen einzustellen und dann im jeweiligen Moment zu<br />
reagieren.<br />
Wie erleben Sie die Situation der KünstlerInnen, Agenturen,<br />
Verlage und Festival- und ClubprogrammmacherInnen ?<br />
Die Situation ist für alle extrem schwierig. Tatsächlich kann<br />
derzeit noch niemand Bilanz ziehen, was die Zeit der Pandemie<br />
mit der Szene gemacht hat, in der wir unterwegs sind und mit<br />
der wir zusammenarbeiten. Wir sind ja auch noch mittendrin.<br />
Klar ist: Es wird, trotz Förderprogrammen und Hilfsgeldern,<br />
die irgendwann zu Ende gehen, am Ende viele VerliererInnen<br />
geben.<br />
Schauen wir optimistisch auf den kommenden Frühling und<br />
gehen wir davon aus, dass die »jazzahead!« wie geplant stattfinden<br />
wird. Was haben wir zu erwarten ?<br />
Musikalische Highlights aus unserem Partnerland Kanada,<br />
wie die Festivaleröffnung mit Erin Costelo im Theater Bremen<br />
oder das Galakonzert in der »Glocke« mit Laila Biali und<br />
Malika Tirolien. Natürlich die CLUBNIGHT in über 20 Spielstätten,<br />
dieses Mal allerdings mit neuem Ticket-Konzept.<br />
Und erstmalig die Austragung des Deutschen Jazz Preises im<br />
»Metropol Theater Bremen« mit einem besonderen Konzertabend,<br />
für den es auch Tickets geben wird.<br />
Wenn der Stress vorbei ist: Wie entspannen Sie privat ?<br />
Ich entspanne in unserem Garten und verbringe mehr Zeit<br />
mit meinen Töchtern und meiner Familie.<br />
Jazz hören steht nicht mehr auf dem Programm ?<br />
Im Gegenteil. Von den vielen Konzerten, die wir veranstalten,<br />
bekomme ich während der »jazzahead !« leider kaum etwas zu<br />
hören. Die Aufzeichnungen schaue ich mir hinterher an – privat<br />
zuhause auf Großleinwand und mit einer guten Flasche Wein.<br />
▼ ÜBER SYBILLE KORNITSCHKY<br />
Sybille Kornitschky ist seit der Gründung 2006 Projektleiterin<br />
für die Musikfachmesse und das Festival »jazzahead !«. Schulzeit<br />
und Studium haben sie in jungen Jahren insbesondere nach<br />
Frankreich geführt. Nach einer spannenden Zeit als Lektorin<br />
in einem Buchverlag in Köln ging sie für die neue Aufgabe nach<br />
Bremen. Die »jazzahead !« wurde 2019 zur Europäischen Kulturmarke<br />
des Jahres ausgezeichnet und findet vom 14. April bis<br />
zum 1. Mai 2022 statt. Informationen über alle Konzerte und<br />
Tickets online gibt es unter www.jazzahead.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 11 | PROMOTION