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Niederwöhrmeier + Kief Architekten, Band II

Bauten und Projekte 2005 bis 2020 „Architektur ist mit der immer wieder neu zu stellenden Frage verbunden, wie Menschen leben wollen und damit, ob und wie mittels der Baukunst und Baukultur gesellschaftliche Identität zu generieren ist“ schreibt der Kunst- und Architekturkritiker Wilhelm Christoph Warning in seinem Vorwort zu dem aus Anlass des 40-jährigen Bürojubiläums erschienenen zweiten Band mit Entwürfen und Bauten des Nürnberger Architekturbüros Hartmut Niederwöhrmeier und Heidi Kief-Niederwöhrmeier. Mit dem Werkbericht verbindet sich das große Anliegen, über die reine Dokumentation von Entworfenem und Gebautem hinaus übergeordnete Themen wie Verantwortung, Klarheit, Phantasie, Miteinander etc. zu reflektieren. Ergänzt werden die Statements durch Texte des Architekturjournalisten Frank Kaltenbach, entstanden auf Basis persönlicher Kontakte und nach Gesprächen mit Bauherrn und Nutzern. Die besondere Fähigkeit der Architekten zu vernetzen, zu vermitteln und zu moderieren, sowohl zwischen den beteiligten Personen als auch zwischen Gebäudeteilen und Strukturen, schildert er eindrücklich in seinen Texten. „Das Erfolgsgeheimnis der Architekten liegt in ihrer professionellen Expertise, der Leidenschaft, alles selbst zu gestalten, von der Suche nach Gestalten bis hin zu den Prozessen und der Bauüberwachung. Niederwöhrmeier + Kief lassen dabei immer Freiräume für die Mitgestaltung durch die Nutzer. Kein ästhetisch formales Korsett, sondern ein lockerer Maßanzug, der genügend Bewegungsfreiheit für das Leben erlaubt.“ Das nun vorliegende Büroportrait zeichnet die besonderen Werte der Architekten - formuliert in kontinuierlicher Arbeit über 40 Jahre hinweg - in Beispielen nach. Primär zeugt es von einer Haltung, die humanitäre Werte an die erste Stelle setzt und die die komplexe Frage nach der Art und Weise eines zukünftigen Zusammenlebens stellt. Darüber hinaus gibt das Buch Inspiration zur Auseinandersetzung mit der Frage zur gesellschaftlichen Bedeutung von Architektur, sowohl im Hinblick auf die Verantwortung der Architekten als auch der Bauherrn und bietet Lösungen für offene, zukunftsfähige und komplexe Räume.

Bauten und Projekte 2005 bis 2020

„Architektur ist mit der immer wieder neu zu stellenden Frage verbunden, wie Menschen leben wollen und damit, ob und wie mittels der Baukunst und Baukultur gesellschaftliche Identität zu generieren ist“ schreibt der Kunst- und Architekturkritiker Wilhelm Christoph Warning in seinem Vorwort zu dem aus Anlass des 40-jährigen Bürojubiläums erschienenen zweiten Band mit Entwürfen und Bauten des Nürnberger Architekturbüros Hartmut Niederwöhrmeier und Heidi Kief-Niederwöhrmeier.

Mit dem Werkbericht verbindet sich das große Anliegen, über die reine Dokumentation von Entworfenem und Gebautem hinaus übergeordnete Themen wie Verantwortung, Klarheit, Phantasie, Miteinander etc. zu reflektieren. Ergänzt werden die Statements durch Texte des Architekturjournalisten Frank Kaltenbach, entstanden auf Basis persönlicher Kontakte und nach Gesprächen mit Bauherrn und Nutzern. Die besondere Fähigkeit der Architekten zu vernetzen, zu vermitteln und zu moderieren, sowohl zwischen den beteiligten Personen als auch zwischen Gebäudeteilen und Strukturen, schildert er eindrücklich in seinen Texten. „Das Erfolgsgeheimnis der Architekten liegt in ihrer professionellen Expertise, der Leidenschaft, alles selbst zu gestalten, von der Suche nach Gestalten bis hin zu den Prozessen und der Bauüberwachung. Niederwöhrmeier + Kief lassen dabei immer Freiräume für die Mitgestaltung durch die Nutzer. Kein ästhetisch formales Korsett, sondern ein lockerer Maßanzug, der genügend Bewegungsfreiheit für das Leben erlaubt.“

Das nun vorliegende Büroportrait zeichnet die besonderen Werte der Architekten - formuliert in kontinuierlicher Arbeit über 40 Jahre hinweg - in Beispielen nach. Primär zeugt es von einer Haltung, die humanitäre Werte an die erste Stelle setzt und die die komplexe Frage nach der Art und Weise eines zukünftigen Zusammenlebens stellt. Darüber hinaus gibt das Buch Inspiration zur Auseinandersetzung mit der Frage zur gesellschaftlichen Bedeutung von Architektur, sowohl im Hinblick auf die Verantwortung der Architekten als auch der Bauherrn und bietet Lösungen für offene, zukunftsfähige und komplexe Räume.

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Inhaltsverzeichnis<br />

Seite 5<br />

Seite 7–9<br />

Seite 11–27<br />

Seite 29–35<br />

Seite 37–49<br />

Seite 51–55<br />

Seite 57–67<br />

Seite 69–71<br />

Seite 73–83<br />

Seite 85–87<br />

Seite 89–99<br />

Seite 101<br />

Vorwort<br />

Begegnung<br />

Im grünen Kupferkleid<br />

Stadtmuseum | Schwabach<br />

Miteinander<br />

Wo Himmel und Leben sich berühren<br />

Mutterhaus Hensoltshöhe | Gunzenhausen<br />

DaHeim<br />

Zwei für Vier<br />

Private Wohnhäuser | Nürnberg<br />

Phantasie<br />

Spiele unterm Glockenturm<br />

Evangelischer Kindergarten Gaulnhofen | Nürnberg<br />

Arbeitswelten<br />

Vernetzt - virtuell und stadträumlich<br />

IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit | Nürnberg<br />

<strong>Niederwöhrmeier</strong> + <strong>Kief</strong> Freie <strong>Architekten</strong> BDA und Stadtplaner<br />

Seite 102–104 Projektdaten<br />

Seite 106–111<br />

Seite 112–118<br />

Bauten und Projekte<br />

Wettbewerbe<br />

Seite 120–123 Publikationen<br />

Seite 124<br />

Seite 125<br />

Seite 126<br />

Viten<br />

Mitarbeiter<br />

Impressum<br />

4<br />

5


Begegnung<br />

Mehr als andere Gebäude stehen Kulturbauten im<br />

Fokus der Stadtöffentlichkeit. Sie prägen ihre Umgebung,<br />

führen Menschen zusammen und haben<br />

wesentlichen Einfluss auf die Identität des Ortes.<br />

Neben großen Neubauten gilt es heute vermehrt,<br />

Bestehendes zu retten und zu revitalisieren.<br />

Wenn es dabei gelingt, Qualitäten zu erkennen und<br />

einzubinden, klare Strukturen herauszuarbeiten und<br />

mit den aktuellen Bedürfnissen zu vereinen, dann<br />

kann das neue Ganze dem kulturellen Leben in der<br />

Stadt zu erstaunlichen Impulsen verhelfen.<br />

8<br />

9


K ö n i g s p l a t z<br />

Biergarten<br />

Granit<br />

327,80m<br />

Lindensexte t<br />

4 PKW<br />

Bodensprudler + Licht<br />

Bus + Taxi<br />

Großpflaster<br />

Bus + Taxi<br />

Kleinpflaster<br />

K i r c h g a s s e<br />

Bänke<br />

Lange Bank + Lichtband<br />

OKF 327,10m üNN<br />

5 PKW<br />

Café<br />

OKF 327,10m üNN<br />

gesägter Granit he l + dunkel<br />

326,05m<br />

Telefon<br />

Briefkasten<br />

Mü l<br />

4 PKW<br />

Sitzstufen<br />

Linden<br />

Chorgarten<br />

Madonna<br />

Sitzstufen<br />

Henselt<br />

325,00m üNN<br />

Zierkirschen<br />

Hauptstraße<br />

Mühlstraße<br />

Lotharstraße<br />

Hauptstraße<br />

+ 11,13<br />

+ 7,63<br />

+ 4,13<br />

OKF = OKF Bestand =<br />

± 0,00 = 303,54m ü. NN<br />

Museum "Alte Min<br />

Quartiersplatz<br />

Ortsmitte Gärtringen und Ludwig-Uhland-Halle<br />

Der Entwurf umfasst den Neubau einer Mehrzweckhalle<br />

anstelle der zum Abriss freigegebenen, 1957<br />

erbauten Ludwig-Uhland-Halle. Das Gebäude ist<br />

ein Kernstück der Gestaltung der neuen Ortsmitte.<br />

Der skulpturale, kompakte Baukörper verknüpft<br />

sich mit seinem offenen Umfeld: Alle Flächen<br />

ordnen sich funktional der inneren Nutzung zu<br />

und leiten in die Freibereiche der benachbarten<br />

Schule und der Stadt über. Ein großzügiger Vorplatz<br />

definiert die neue Ortsmitte zum Rathaus.<br />

Das große Schaufenster einer Tanzschule im<br />

Obergeschoss zieht am Abend die Blicke auf sich.<br />

Lotharstraße<br />

+ 1,66 = 305,20<br />

5.11<br />

5.9<br />

Küche / Stauraum<br />

WC ö fentlich<br />

RASTI<br />

WC - System<br />

+ 1,46 = 305,00<br />

Ab.<br />

5.12<br />

+ 1,46 = 305,00<br />

Veranstaltungsfläche<br />

5.8<br />

Café<br />

LR<br />

5.10 Garderobe<br />

5.15<br />

± 0,00 = 303,54m ü. NN<br />

± 0,00 = 303,54<br />

Eingangsbereich<br />

1.1<br />

Kasse /<br />

± 0,00 = 303,54<br />

Touristeninformation<br />

1.2<br />

Stauraum<br />

1.9<br />

1.9<br />

Personalraum<br />

1.1<br />

1.3 WC D<br />

1.3 WC H<br />

1.4 WC B<br />

Shop<br />

1.1<br />

1.9<br />

Shop<br />

Teek.<br />

1.8<br />

WC<br />

Personalraum<br />

1.5<br />

Ausste lung:<br />

"Historischer Raum"<br />

1.9<br />

1.7<br />

Server<br />

Personalraum<br />

1.7<br />

Depot<br />

1.7<br />

Lager<br />

1.6<br />

Ausste lung:<br />

"Faberer - Zeit"<br />

Akademie Faber - Caste l<br />

Hauptstraße<br />

Mühlstraße<br />

KulturQuartier | Stein<br />

Die neue kulturelle Begegnungsstätte der Stadt<br />

Stein versteht sich als echtes Kulturquartier unter<br />

Einbeziehung der gegenüberliegenden Bleimühle<br />

mit dem Museum „Alte Mine“ und der Akademie<br />

Faber-Castell. Das flache, transparente Verbindungsglied<br />

zwischen dem denkmalgeschützten<br />

Heimatmuseum und der neuen Bücherei springt<br />

mit dem Haupteingang zurück, um den Fachwerkgiebel<br />

des Bestandsgebäudes sichtbar zu machen<br />

und für die Besucher zugleich ein witterungsgeschütztes<br />

Vorfeld zu schaffen. Der gemeinsame<br />

große Innenhof bildet das Herz des Quartiers.<br />

Bergstraße<br />

Das Heimatmuseum öffnet sich ebenengleich zum<br />

gemeinsamen Eingang. Die Bücherei mit offener<br />

Lesezone und einladenden Sitzmöglichkeiten ist<br />

in den beiden Obergeschossen untergebracht.<br />

Unter einem bergenden Dach liegt die Galerie für<br />

vielfältige Nutzungsoptionen. Ein großer Multifunktionsraum<br />

befindet sich im Untergeschoss,<br />

zusammen mit dem historischen Jazzkeller.<br />

Über eine freie Wendeltreppe mit Lufträumen<br />

fällt Tageslicht bis in das untere Foyer vor dem<br />

Saal. Auch in den Abendstunden signalisiert der<br />

vertikale Treppenraum Licht und Leben in die<br />

zentralen Bereiche des KulturQuartiers.<br />

- 4,94 5 Lotharstraße<br />

Neugestaltung Martin-Luther-Platz | Schwabach<br />

Ziel ist die Aufwertung der Aufenthaltsqualität des Platzes und darüber hinaus<br />

eine bessere Verknüpfung zur Innenstadt. Konsequent sind die bestehenden<br />

Qualitäten herausgefiltert und gestärkt: Die schönen alten Bäume und die Topographie<br />

des Platzes mit der historischen Mauerlinie werden zum Taktgeber<br />

der Planung für einen plastisch geformten, begehbaren Pavillon, der Stadtloggia<br />

und Wartedach mit einbindet. Materialien und Licht stärken die Attraktivität<br />

des neuen Platzes - auch am Abend.<br />

4 PKW<br />

R o s e n b e r g e r s t r a s s e<br />

K a p a d o c i a<br />

Altes Deutsches Gymnasium | Schwabach<br />

Das historische, unter Denkmalschutz stehende<br />

Alte Deutsche Gymnasium wird vor der Sanierung<br />

überwiegend als Gymnasium genutzt. In einigen<br />

Räumen sind verschiedene Vereine sowie eine<br />

Hausmeisterwohnung untergebracht, weite Teile<br />

stehen leer. In dem Entwurf für den Umbau und<br />

die Sanierung wird das bestehende Ensemble um<br />

neue Zubauten ergänzt, wobei die Eigenständigkeit<br />

der historischen Teile auch in den künftigen<br />

Nutzungseinheiten berücksichtigt bleibt.<br />

Ein gläserner Wandelgang vor den historischen<br />

Bauten verbindet alle Bereiche witterungsgeschützt<br />

mit dem Foyer der umgebauten ehemaligen<br />

Turnhalle. Brücken stellen im Obergeschoss<br />

die Verbindung zur Galerie her. Der neue Veranstaltungssaal<br />

liegt auf der ehemaligen barocken<br />

Gartenachse. Sein Äußeres fügt sich durch<br />

elegantes Ziegelsichtmauerwerk in den Ort ein,<br />

sein Inneres erscheint in warmen Holztönen.<br />

M a r t i n - L u t h e r - P l a t z<br />

10<br />

11


Im grünen Kupferkleid<br />

Stadtmuseum | Schwabach<br />

Erfolgreiche Museumsbauten werden oft als solitäre Architekturikonen<br />

gefeiert. Die Erweiterung des Stadtmuseums Schwabach ist ein Musterbeispiel<br />

dafür, dass dieser »Bilbao-Effekt« nicht notwendigerweise mit einer<br />

exaltierten Architektursprache verbunden sein muss. Ganz im Gegenteil.<br />

Die <strong>Architekten</strong> zeigen mit ihrer sensiblen Intervention, dass Architektur als<br />

Katalysator für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung wirken kann, ohne sich<br />

selbst in den Vordergrund zu stellen. An der Schnittstelle zwischen der mittelalterlichen<br />

Altstadt und der bestehenden Kasernenanlage ist es durch die<br />

architektonische Aufwertung und Erweiterung des bisherigen Museums gelungen,<br />

die hermetisch abgeschlossene, uniforme Kasernenstadt zum lebendigen<br />

Stadtteil O’Brien Park zu verwandeln und mit der Altstadt zu vernetzen.<br />

Das Städtebaukonzept spiegelt sich in der Erweiterungsmaßnahme wider: Die<br />

<strong>Architekten</strong> belassen das Bestandsgebäude der Kaserne, das bisher schon als<br />

Stadtmuseum genutzt wurde, in seiner historischen Identität und öffnen es zu<br />

einem neu gestalteten Park.<br />

Weit mehr als ein Museum<br />

Die Aufgabenstellung bei der Erweiterung des Museums geht weit über die<br />

Schaffung zusätzlicher Flächen hinaus: Wie kann die Weltoffenheit der Region<br />

in einem Kasernengebäude zum Ausdruck gebracht werden? Welche Sprache<br />

trifft den angemessenen Ton, um die Qualitäten einer traditionsreichen Industriekultur<br />

in Architektur umzusetzen? Und wie schafft man einen prägnanten<br />

Ort, der die gewachsene Altstadt und den neu zu entwickelnden Stadtteil auf<br />

dem ehemaligen Kasernengelände miteinander symbiotisch verbindet?<br />

Ein Haus, vier Themenbereiche<br />

Gäste aus aller Welt kommen nach Schwabach, 25 000 Besucher pro Jahr<br />

zieht das Stadtmuseum an, das mit drei komplett verschiedenen, international<br />

relevanten Ausstellungen unter einem Dach aufwarten kann: das<br />

Museum für Metallbearbeitung mit Goldschlägerwerkstatt für die traditionelle<br />

Blattgolderzeugung und die Draht- bzw. Nagelproduktion, das Museum des<br />

Herstellers von Blechspielzeug und Modelleisenbahnen Fleischmann aus dem<br />

benachbarten Heilsbronn und die größte Sammlung von Vogeleiern weltweit.<br />

Aber auch der Altbau, in dem das Museum bisher untergebracht war, spielt<br />

inhaltlich eine entscheidende Rolle und wurde als begehbares Exponat in<br />

die neue Gesamtkonzeption integriert.<br />

12<br />

13


14<br />

15


W e i n t r a u b e n g a s s e<br />

I<br />

T u c h g a s s e<br />

H a u p t m a r k t<br />

Augustinerhof | Nürnberg<br />

Das Areal des Augustinerhofs liegt am südlichen<br />

Fuß des Burgbergs, am Ufer der Pegnitz. Die<br />

Geschichte dieses Orts geht zurück bis zu ersten<br />

Spuren der Besiedlung. Die Stadtkarte von 1829<br />

zeigt südlich des ehemaligen Augustinerklosters<br />

winkelförmige Grundstücke, deren Barockgärten<br />

sich bis an die Pegnitzauen erstreckten. Einige<br />

der Häuser, die im Krieg verschont blieben, erzählen<br />

von dieser Vergangenheit. Der Anspruch, das<br />

zentrale Areal in der Altstadt weiterzuentwickeln<br />

und den Geist und die Poesie des Ortes spürbar<br />

zu machen, liegt dem Wettbewerbsbeitrag zugrunde.<br />

Die aus der Stadt- und Architekturtopographie<br />

Nürnbergs überlieferte individuelle Charakteristik<br />

von Stadtraum und Gebäude wird aufgespürt,<br />

interpretiert, für aktuelle Bedürfnisse weitergebaut<br />

und mit neuen Werkstoffen und Techniken zeitgemäß<br />

umgesetzt. Das Potenzial der „Stadt am<br />

Fluss“ wird zum Taktgeber der Planungen. Durch<br />

ausgeprägte Niveauunterschiede zwischen öffentlich<br />

begehbaren Terrassen mit Treppen zu den<br />

Stegen am Fluss und privaten Loggien und Gärten<br />

entstehen sowohl attraktive öffentliche Räume als<br />

auch geschützte, ruhige Wohnbereiche.<br />

Evangelisches Familienzentrum | Nürnberg<br />

Das Familienzentrum geht auf eine am Ende des<br />

19. Jahrhunderts gegründete „Kinderbewahranstalt“<br />

zurück. Heute ist es ein offenes Haus<br />

für Kinder und ihre Familien. Folgen von Kriegsschäden,<br />

spätere Umbauten und räumliche Enge<br />

machten eine grundlegende Sanierung mit neuen<br />

Einbauten und die Ergänzung mit einem Neubau<br />

notwendig. Der neue kristalline Baukörper nimmt<br />

die historische Traufhöhe und die ursprüngliche<br />

Walmdachform auf und übersetzt diese Merkmale<br />

in eine zeitgemäße, eigene Architektursprache.<br />

Die Fassade nimmt Bezug zu den typischen ziegelbekleideten<br />

Mansarden der Nachbarbauten. Sie<br />

zeigt auf den zweiten Blick eine Weltkarte, die<br />

den vielfältigen kulturellen Hintergrund der Kinder<br />

aus unterschiedlichsten Nationen versinnbildlicht.<br />

A u g u s t i n e r s t r.<br />

VIV+D<br />

IV+D<br />

IV IV<br />

IV+D<br />

34<br />

35


Wo Himmel und Leben sich berühren<br />

Mutterhaus Hensoltshöhe | Gunzenhausen<br />

Wie andernorts prunkvolle barocke Klosteranlagen trohnt die Hensoltshöhe<br />

über Gunzenhausen. Von weitem sichtbar und mit einem umfassenden Blick<br />

über das fränkische Seenland mit dem nahen Altmühlsee. Die schlichte, in<br />

viele Einzelhäuser unterteilte Fassade gleicht jedoch eher einer profanen<br />

Straßenfont in der Innenstadt und zeigt, dass es den Diakonissen nicht um<br />

auf Äußerlichkeiten fokussierte glanzvolle Verherrlichung Gottes geht, sondern<br />

um die handfeste Umsetzung des Glaubens in die Arbeit am Menschen<br />

in der Gemeinschaft – ganz nach ihrem Wahlspruch: »wo Himmel und Leben<br />

sich berühren«.<br />

Wie mit offenen Armen empfängt das neue silbergraue Vordach die ankommenden<br />

Besucher und Bewohner. Als Eingang zum Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhaus<br />

könnte man die weichen Formen dieser Willkommensgeste<br />

als Ausdruck der liebevollen Wärme der Schwestern deuten. Die futuristisch<br />

gestaltete Eingangsgeste ist das äußere Erkennungszeichen einer tiefgreifenden<br />

inneren Umstrukturierung. Sie zeigt die Neuausrichtung der Hensoltshöhe<br />

in eine Zukunft, ganz gemäß ihrem programmatischen Motto: »Die Formen<br />

ändern sich, der Auftrag bleibt.«<br />

Eine über hundert Jahre gewachsene bauliche Struktur energetisch, statisch,<br />

brandschutztechnisch und akustisch nach den neusten technischen<br />

Standards zu ertüchtigen, wäre allein schon eine äußerst anspruchsvolle<br />

Herausforderung gewesen. Besonders erwähnenswert ist das außerordentlich<br />

breite Leistungsspektrum von Niederwöhrmeir + <strong>Kief</strong> vom Entwurf über<br />

die Werkplanung bis hin zur Bauausführung mit allem Talent zur Improvisation<br />

und Bereitschaft zu Änderungen bei unerwarteten Vorkommnissen<br />

aufgrund der schwierigen Verhältnisse vor Ort. Erschwerend kam hinzu, dass<br />

sie die gesamte Baumaßnahme bei laufendem Betrieb abwickeln mussten.<br />

Das Durchhaltevermögen und der hohe persönliche Einsatz der <strong>Architekten</strong><br />

über den mehrjährigen Zeitraum der Planung und Baudurchführung haben<br />

sich gelohnt. Da die <strong>Architekten</strong>leistungen in einer Hand von nur wenigen<br />

Akteuren blieben, gab es keine Reibungsverluste zwischen den Leistungsphasen.<br />

Die Anforderungn an die <strong>Architekten</strong> waren aber nicht nur technischer,<br />

sondern vor allem konzeptioneller Art. Die Umgestaltung der Räume sollte<br />

vor allem die vielschichtigen Veränderungsprozesse, die die Hensoltshöhe<br />

als Institution in den letzten Jahren durchlaufen hat, baulich abbilden und<br />

befördern.<br />

38<br />

39


94<br />

95


BAUTEN UND PROJEKTE<br />

1985 – 86 Wohnhaus K. | Lind bei Nürnberg<br />

1988 – 91 Verwaltungsgebäude für die Stadtwerke | Stein bei Nürnberg<br />

1990 – 92 Wohnhaus S. am Lechle | Feucht bei Nürnberg<br />

1981 – 83 Wohnhaus U. | Sachsen b. A.<br />

(zuhause Energiesparpreis 1984)<br />

1982 – 83 Wohnhaus S. | Kipfenberg/Altmühltal<br />

1986 Wintergarten Ch. | Nürnberg<br />

(Projekt)<br />

1986 – 87 Wohnhaus S. | München-Oberföhring<br />

1989 Wintergarten D. | Stein bei Nürnberg<br />

(Vorplanung)<br />

1989 Glasüberdachung Eingangshof W. | Vach<br />

(Projekt)<br />

1989 – 92 Grund- und Teilhauptschule I Schönwald<br />

(Wettbewerb 1. Preis) (Deutscher Architekturpreis 1995 –<br />

Anerkennung; Architektouren 1997 der Bayerischen<br />

<strong>Architekten</strong>kammer)<br />

1990 – 92 Haus in den Bäumen mit Architekturbüro N+K | Nürnberg-Eibach<br />

1983 Wohnhausneugestaltung S. | Nürnberg-Erlenstegen<br />

1983 Projektierung einer Industriehalle | Nürnberg-Mühlhof<br />

1983 – 84 Mehrfamilienhaus (11 Wohneinheiten) am Niederntor |<br />

Blomberg/Lippe<br />

1986 – 88 Eingangshalle mit Verwaltung und Fitness-Studio am Freizeitbad<br />

Palm Beach | Stein bei Nürnberg<br />

1990 Hypo-Passage | München<br />

(Kooperatives Planungsgutachten)<br />

1990 – 92 Städtischer Kindergarten | Langenzenn<br />

(Wettbewerb 1. Preis) (Holzbau-Preis Bayern 1993 –<br />

Anerkennung; Wettbewerb Ziegelbauten für soziale<br />

Einrichtungen 1996 – Preis; Architektouren 1996 der ByAK)<br />

1992 Planungsgutachten Bebauung Obere Kanalstraße | Nürnberg<br />

1992 – 93 Wohnanlage mit 34 Eigentumswohnungen | Nürnberg-<br />

Langwasser (Planung)<br />

1984 Wohnhauserweiterung S. | Nürnberg-Boxdorf<br />

1984 Vordach Schaufensterfront Raumausstattung S. | Nellingen<br />

1984 Sanierung der Schleifmühle | Rütteldorf<br />

(Bestandsaufnahme, Vorplanung)<br />

1984 – 91 Wohnhaus N. am Hamburger Berg | Blomberg/Lippe<br />

1987 Wintergarten A. | Nürnberg<br />

(Projekt)<br />

1987 – 90 Wohnhaus B. mit Schwimmbad | Stein bei Nürnberg<br />

1992 – 95 Geschäfts- und Bürohaus Wüst-Raumgestaltung | Nürnberg<br />

(solid-Preis 1995; BDA-Preis Bayern 1995, Besondere<br />

Erwähnung; Auszeichnung Guter Bauten 1998 Franken,<br />

Anerkennung)<br />

1990 – 92 Stadtvillen Rankestraße | Nürnberg<br />

(18 Eigentumswohnungen und Tiefgarage)<br />

1984 – 89 Neugestaltung des Geschäftshauses Wüst & Thaufelder | Nürnberg<br />

1985 Glasspinne W. | Stein-Deutenbach<br />

1985 Wintergarten M. | Eltersdorf bei Erlangen<br />

1988 Wohnhaus L. | Stein bei Nürnberg<br />

1988 Aufstockung des Rückgebäudes R. | Nürnberg<br />

(Planung)<br />

1988 Bürogebäude J. | Nürnberg<br />

(Projekt)<br />

1988 – 90 Wohnhaus W. | Nürnberg-Worzeldorf<br />

1993 Umbau des Restaurants Klaragasse | Nürnberg<br />

1993 – 94 Projektierung des Lagergebäudes Grasersgasse | Nürnberg<br />

1994 – 95 Städtischer Kindergarten | Langenzenn<br />

(2. Bauabschnitt)<br />

108<br />

109


FOTOS/VISUALISIERUNGEN<br />

<strong>Niederwöhrmeier</strong> + <strong>Kief</strong><br />

Seiten 6, 8, 9, 15, 17, 22, 24, 28, 30, 32, 40, 42, 46,<br />

47, 50–55, 61, 63, 81, 83, 84, 95, 96, 106–118<br />

Gerhard Hagen<br />

Seiten 13, 14, 16, 18–21, 25-27, 36-49, 59, 60,<br />

62, 64–67, 88–94, 96–99<br />

impuls-design<br />

Seite 23<br />

Julia Fleckenstein<br />

Seiten 31, 33<br />

Grundschule Schönwald<br />

Seite 68<br />

Pro Eleven Visualisierung, Ri Deng<br />

Seiten 70, 86, 87<br />

Volker Schmidt<br />

Seiten 74–80, 82<br />

Patrick Hesse<br />

Seite 87<br />

Nicolette Baumeister<br />

Seite 100<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Niederwöhrmeier</strong> + <strong>Kief</strong><br />

Freie <strong>Architekten</strong> BDA und Stadtplaner PartG mbB<br />

Castellstraße 103<br />

D - 90451 Nürnberg<br />

buero@NKarchitekten.de<br />

www.NKarchitekten.de<br />

Herausgeberin<br />

Nicolette Baumeuster, Büro Baumeister<br />

Architektur, Medien & Kommunikation<br />

Karlstraße 55, 80333 München<br />

www.buero-baumeister.de<br />

Redaktion<br />

Nicolette Baumeister<br />

Grafik<br />

Büro Wilhelm Designagentur & Verlag<br />

Lederergasse 5-7, 92224 Amberg<br />

www.buero-wilhelm.de<br />

Druck und Produktion<br />

Frischmann Druck & Medien, Amberg<br />

Papier<br />

Profibulk, 2H-Papier<br />

Schrift<br />

Maax<br />

Verlag<br />

Büro Wilhelm Verlag<br />

Koch, Schmidt-Schönenberg, Wilhelm GbR<br />

www.buero-wilhelm-verlag.de<br />

©2020 Büro Baumeister, Büro Wilhelm Verlag,<br />

<strong>Niederwöhrmeier</strong> + <strong>Kief</strong> <strong>Architekten</strong><br />

39,00 €<br />

ISBN: 978-3-948137-19-9<br />

128<br />

129

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