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ÜBER OBERBAYERN 2021

BDA Regionalpreis Oberbayern Oberbayern ist rau und lieblich, städtisch und ländlich, traditionsbewusst und modern zugleich. Kurzum: Oberbayern ist von Kontrasten geprägt. Wie die Region, so auch die Baukultur. Es gibt nicht eine Baukultur, sondern es existieren viele nebeneinander. Jede Region ist anders und besitzt ortsspezifische Eigenschaften. Wie vielschichtig die oberbayerische Baukultur wirklich ist, zeigt diese Publikation anschaulich. Sie ist das Ergebnis des vom BDA Kreisverband München-Oberbayern erstmals 2020 ausgelobten Regionalpreises "Über Oberbayern". Ziel des Wettbewerbs ist es, unsere gebaute Umwelt und damit die regionalen Qualitäten der Baukultur erfahrbar, sichtbar und spürbar zu machen sowie einen Dialog aller Akteure anzuregen. Mit den Preisen, Nominierungen und allen weiteren Einreichungen wird in dieser Publikation ein breites Spektrum der Architektur in Oberbayern, fertiggestellt zwischen 2015 und 2020, dokumentiert. Insgesamt wurden über 100 Projekte aus den fünf Teilregionen Oberbayerns – Ingolstadt, München, Oberland, Südostbayern und Landeshauptstadt München – eingereicht. Unter den Einreichungen sind auch junge Architektinnen und Architekten und ihre Werke vertreten. Die Jury, bestehend aus Sven Matt (Innauer Matt, Bezau), Guobin Shen (Atelier Kaiser Shen, Stuttgart) und Laura Weißmüller (Süddeutsche Zeitung, München), vergibt einen Sonderpreis für junge Kreativschaffende, um auch ihnen eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Ideen präsentieren zu können. Die ausgezeichneten Projekte weisen alle ein hohes Maß an Qualität und Innovationsfreude auf. Sie setzten sich stark mit dem Vorgefundenen auseinander, reagieren für und mit dem Ort und seinen Nutzern und können daher künftig als Diskussionsgrundlage sowie Inspirationsquelle für Architektur und Städtebau dienen.

BDA Regionalpreis Oberbayern

Oberbayern ist rau und lieblich, städtisch und ländlich, traditionsbewusst und modern zugleich. Kurzum: Oberbayern ist von Kontrasten geprägt. Wie die Region, so auch die Baukultur. Es gibt nicht eine Baukultur, sondern es existieren viele nebeneinander. Jede Region ist anders und besitzt ortsspezifische Eigenschaften. Wie vielschichtig die oberbayerische Baukultur wirklich ist, zeigt diese Publikation anschaulich. Sie ist das Ergebnis des vom BDA Kreisverband München-Oberbayern erstmals 2020 ausgelobten Regionalpreises "Über Oberbayern".

Ziel des Wettbewerbs ist es, unsere gebaute Umwelt und damit die regionalen Qualitäten der Baukultur erfahrbar, sichtbar und spürbar zu machen sowie einen Dialog aller Akteure anzuregen. Mit den Preisen, Nominierungen und allen weiteren Einreichungen wird in dieser Publikation ein breites Spektrum der Architektur in Oberbayern, fertiggestellt zwischen 2015 und 2020, dokumentiert. Insgesamt wurden über 100 Projekte aus den fünf Teilregionen Oberbayerns – Ingolstadt, München, Oberland, Südostbayern und Landeshauptstadt München – eingereicht. Unter den Einreichungen sind auch junge Architektinnen und Architekten und ihre Werke vertreten.

Die Jury, bestehend aus Sven Matt (Innauer Matt, Bezau), Guobin Shen (Atelier Kaiser Shen, Stuttgart) und Laura Weißmüller (Süddeutsche Zeitung, München), vergibt einen Sonderpreis für junge Kreativschaffende, um auch ihnen eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Ideen präsentieren zu können. Die ausgezeichneten Projekte weisen alle ein hohes Maß an Qualität und Innovationsfreude auf. Sie setzten sich stark mit dem Vorgefundenen auseinander, reagieren für und mit dem Ort und seinen Nutzern und können daher künftig als Diskussionsgrundlage sowie Inspirationsquelle für Architektur und Städtebau dienen.

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<strong>ÜBER</strong><br />

OBER<br />

BAYERN<br />

<strong>2021</strong>


2 GRUSSWORT<br />

4 EDITORIAL<br />

6 REISEBERICHT / JURY<br />

12 SHORTLIST<br />

18 INGOLSTADT<br />

28 MÜNCHEN<br />

50 OBERLAND<br />

68 LH MÜNCHEN<br />

94 SÜDOSTBAYERN<br />

104 TEILNEHMERLISTE<br />

108 SPONSOREN


2 — 3<br />

GRUSS<br />

Oberbayern weist eine reiche Baukultur und prägende<br />

Beispiele architektonischer Leistungen auf. Bauen spiegelt<br />

Lebensgefühl und Zeitgeist wider, setzt Impulse,<br />

inspiriert und regt zur Auseinandersetzung an. Die<br />

Qualität des Planens und Bauens trägt ganz wesentlich<br />

zu einer nachhaltigen Gestaltung unserer baulichen<br />

Umwelt und zu einem positiven Lebensumfeld bei.<br />

Verantwortungsvolles Handeln von Architektinnen und<br />

Architekten fordert heute mehr denn je, überzeugende<br />

Beiträge zur Bewältigung der großen ökologischen<br />

Herausforderungen zu leisten. Es bedeutet aber auch,<br />

Räume zu schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen,<br />

in denen Begegnung möglich ist, sowie Planungen, die<br />

sorgsam mit Vorhandenem umgehen und Ressourcen<br />

schonen.<br />

WORT<br />

MARIA ELS, SCHIRMHERRIN<br />

REGIERUNGSPRÄSIDENTIN VON <strong>OBERBAYERN</strong><br />

Baukultur braucht Visionen und Verantwortung. Ich<br />

danke dem BDA Kreisverband München-Oberbayern,<br />

dass er mit dem neu ins Leben gerufenen Architektur-<br />

Ehrenpreis «Über Oberbayern» nun erstmals <strong>2021</strong> und<br />

künftig alle drei Jahre ganz bewusst auf die Qualität<br />

gebauter Projekte in den einzelnen Regionen unseres<br />

Regierungsbezirks Oberbayern aufmerksam macht.<br />

Er leistet hiermit einen wichtigen Beitrag zur Diskussion<br />

um die Baukultur.<br />

Für den Regionalpreis «Über Oberbayern <strong>2021</strong>» wurden<br />

über 100 Projekte eingereicht. Diese hohe Beteiligung<br />

freut mich ganz besonders, ist sie doch ein Zeichen<br />

dafür, dass sich Architekten mit großem Engagement<br />

um eine bewusste Gestaltung unserer Lebensräume<br />

bemühen. Gespannt bin ich nun auf die Resonanz<br />

über die mit Preisen ausgezeichneten Projekte in der<br />

Öffentlichkeit.


REISE<br />

BERICHT<br />

Einmal Oberbayern<br />

und zurück –<br />

eine Reise mit Jury<br />

6 — 7<br />

TEXT<br />

FLORIAN PLAJER<br />

So ein Glück! Mit der Figur eines BDA-Scouts<br />

sollte ein Bindeglied zwischen der Arbeitsgruppe<br />

des Regionalpreises und einer dreiköpfigen<br />

Jury geschaffen werden – und ich sollte und<br />

durfte diese Rolle einnehmen. So konnten die<br />

Zielvorstellungen, die sich in rund eineinhalb<br />

Jahren seit Bestehen des neuen Preises herauskristallisiert<br />

hatten, von der Arbeitsgruppe an<br />

die Jury weitervermittelt werden, ergänzt um<br />

kulturelle, landeskundliche, fachliche und städtebauliche<br />

Hintergrundinformationen. Gerade<br />

für die mit Oberbayern nicht vertrauten Juroren<br />

war dies sehr hilfreich, um die eingereichten<br />

Projekte gut kontextualisieren zu können.<br />

Eine Erkenntnis drängte sich schnell auf: Oberbayern<br />

ist oft schon jenseits der Stadtgrenzen<br />

und der großen Infrastrukturen der Landeshauptstadt<br />

– von Ingolstadt, Rosenheim oder<br />

Berchtesgaden bis zur Hallertau oder zum<br />

Ebersberger Forst – ein nahezu unbekanntes<br />

Terrain. So nicht anders für die drei Teilnehmer<br />

der Jury, egal, ob sie aus Stuttgart, dem<br />

Vorarlberg oder aus München kamen. Kaum<br />

vertraut mit den bereisten Orten, boten die<br />

Offenheit und Neugier der Juroren eine sehr<br />

gute Basis für die gemeinsame Entdeckungstour.<br />

An einem einzigen, langen Wochenende<br />

wurden (fast) alle Projekte der Preisträger und<br />

Anerkennungen besucht und in Augenschein<br />

genommen. Drei Tage, rund 500 Kilometer<br />

Fahrt und – trotz der Pandemiebedingungen<br />

des Jahres 2020 – die intensive Debatte in<br />

der Gruppe, dazu die eine oder andere kulturlandschaftliche<br />

Neu- oder Wiederentdeckung<br />

– all das prägte die Erlebnisse und die Begutachtungen<br />

seitens der Jury. Hinzu kam das<br />

große fachliche Vertrauen des Kreisverbandes<br />

München-Oberbayern, was viel Rückenwind<br />

gab: Die Diskussionen um Bewertungskriterien,<br />

Genius Loci, Angemessenheit, gesellschaftliche<br />

Relevanz und Maßstäblichkeit waren insgesamt<br />

tiefgehend und umfassend.<br />

Nach einer ersten digitalen Auswahlrunde mit<br />

rund zwei Wochen Vorlauf, um die Projekte<br />

für die Shortlist auszuwählen, traf man sich für<br />

eine zweite, hybride Diskussionsrunde, die leider<br />

nur mit Teilpräsenz und Zoom stattfinden


SHORTLIST<br />

Die Shortlist ist eine Vorauswahl aller<br />

eingereichten Arbeiten in jeder Region<br />

durch die Jury.<br />

PREISTRÄGER<br />

SONDERPREISTRÄGER JUNGER ARCHITEKT<br />

ANERKENNUNG<br />

* JUNGER ARCHITEKT<br />

INGOLSTADT<br />

Bär Stadelmann Stöcker<br />

Architekten & Stadtplaner PartGmbB,<br />

Kinderhaus St. Franziskus, Beilngries<br />

Diezinger Architekten GmbH,<br />

Evang.-Luth. Gemeindezentrum, Eichstätt<br />

Diezinger Architekten GmbH,<br />

Evang.-Luth. Gemeindezentrum, Kösching<br />

schürmann dettinger architekten,<br />

Montessorischule, Gilching<br />

studioRAUCH,<br />

Vom EFH zum 3FH, Landsberg am Lech<br />

vonMeierMohr Architekten,<br />

Zimmer mit Aussicht,<br />

Schondorf am Ammersee<br />

OBERLAND<br />

Florian Nagler Architekten GmbH,<br />

Dienstleistungszentrum Landratsamt<br />

Eichstätt, Lenting<br />

KPT Architekten,<br />

Infraleichtbeton 2.0, Pfaffenhofen an der Ilm<br />

Staab Architekten,<br />

Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt<br />

Walter Stolz, Architekt BDA,<br />

Weitergebaut – Atelierhaus,<br />

Hofberg/Emmering<br />

Arc Architekten Partnerschaft mbB,<br />

Alles unter einem Dach, Münsing<br />

ATELIER LÜPS,<br />

Museum Werdenfels,<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Thomas Pscherer Architekt,<br />

Haus im Moos, Königsmoos<br />

Bathke Geisel Architekten,<br />

Doppelhaus, Glonn<br />

Baumstark Bielmeier Architekten,<br />

Irenensaal, Baierbrunn<br />

Eberhard Wimmer Architekten,<br />

St. Josef, Holzkirchen<br />

LH MÜNCHEN<br />

MÜNCHEN<br />

Beham Architekten*,<br />

Haus für Kinder, Sachsenkam<br />

Christian Groß Architektur *,<br />

TAP – Einfamilienhaus, Pähl<br />

Bayr Glatt Guimaraes Architekten PartG mbB*,<br />

Haus G, Schondorf am Ammersee<br />

BUERO WAGNER *,<br />

Das Schwarze Haus,<br />

Breitbrunn am Ammersee<br />

Diezinger Architekten GmbH,<br />

Rathaus, Dorfen<br />

STUDIO LOIS in Arbeitsgemeinschaft<br />

mit KENGO KUMA,<br />

Haus im Wald, Krün<br />

su und z Architekten,<br />

Haus Finsterwald, Gmund am Tegernsee<br />

Allmann Sattler Wappner Architekten GmbH,<br />

Wohnhochhäuser «Friends» am Hirschgarten,<br />

München<br />

Florian Nagler Architekten GmbH,<br />

Haus in Berg, Berg<br />

Heim Kuntscher,<br />

Architekten und Stadtplaner BDA Part GmbB<br />

St. Georg, Hebertshausen<br />

PECK.DAAM Architekten,<br />

Bibliothek Gymnasium, Neubiberg<br />

ARGE MVRDV und N-V-O Architekten,<br />

Werk 12, München<br />

Bär Stadelmann Stöcker<br />

Architekten & Stadtplaner PartGmbB,<br />

Steuerzentrum, München<br />

bogevischs buero<br />

architekten & stadtplaner GmbH,<br />

Temp. Markt am Elisabethmarkt, München


PREISTRÄGER SONDERPREISTRÄGER JUNGER ARCHITEKT<br />

ANERKENNUNG<br />

SHORTLIST 1<br />

SHORTLIST<br />

2<br />

STAND<br />

ORTE<br />

16 — 17<br />

INGOLSTADT<br />

Seite 18<br />

12 13 14<br />

15 16 17<br />

18<br />

1 Kinderhaus St. Franziskus, Beilngries<br />

2 Evang.-Luth. Gemeindezentrum, Kösching<br />

MÜNCHEN<br />

Seite 28<br />

6<br />

3<br />

5<br />

7<br />

19<br />

3 Haus in Berg, Berg<br />

Das Schwarze Haus, Breitbrunn am Ammersee<br />

5 Bibliothek Gymnasium, Neubiberg<br />

6 Vom EFH zum 3FH, Landsberg am Lech<br />

7 Atelierhaus, Hofberg/Emmering<br />

8<br />

OBERLAND<br />

Seite 50<br />

10<br />

8 Alles unter einem Dach, Münsing<br />

TAP – Einfamilienhaus, Pähl<br />

10 Haus für Kinder, Sachsenkam<br />

11 Haus im Wald, Krün<br />

LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN<br />

Seite 68<br />

12 Vereinsgebäude Olympiapark, München<br />

13 Temporärer Markt, München<br />

14 Weinbauernstraße, München<br />

15 Werk 7 – Kartoffelhalle, München<br />

16 Fakultät für Design, München<br />

17 Grundschule Gustl-Bayrhammer-Str., München<br />

11<br />

SÜDOSTBAYERN<br />

Seite 94<br />

18 Rathaus, Maitenbeth<br />

19 Seniorenwohnen, Schechen


INGOLSTADT


KINDERHAUS ST. FRANZISKUS<br />

Neubau einer Kindertagesstätte<br />

Bär Stadelmann Stöcker<br />

Architekten & Stadtplaner<br />

PREISTRÄGER<br />

Region:<br />

Ingolstadt<br />

Standort:<br />

Beilngries<br />

Fertigstellung: 2019<br />

Bauherr:<br />

Stadt Beilngries<br />

Freiraumplanung: Lichtgrün Landschaftsarchitektur, Regensburg<br />

Projektbeteiligte: Tragwerksplanung: Lerzer Ingenieur- und<br />

Planungsgesellschaft mbH,<br />

Holzbauunternehmer: Holzbau Bögerl GmbH<br />

20 — 21<br />

Beurteilung der Jury<br />

Es ist ein Beitrag zur Bildung<br />

für die Kleinsten – und für die<br />

Gesellschaft. Denn woher sollen<br />

Menschen wissen, was Architektur<br />

kann, wenn es ihnen nicht<br />

beigebracht wird? Wenn sie<br />

nicht mit ihren eigenen Sinnen<br />

erfahren, was es bedeutet,<br />

von der Architektur im besten<br />

Sinne behütet und gleichzeitig<br />

aktiviert zu werden? Wenn das<br />

Gebäude ihnen nicht Tag für Tag<br />

vorführt, dass es ein Draußen<br />

gibt, das es zu erobern gilt?<br />

Und wenn ein Haus mit seinen<br />

Räumen nicht gleich mehrere,<br />

ganz unterschiedliche Situationen<br />

schaffen kann: ruhige, um<br />

sich zurückzuziehen und zu erholen;<br />

anregende, die zur Aktion<br />

herausfordern, zum gemeinsamen<br />

Toben und Spielen; und<br />

schließlich sogar lehrreiche, die<br />

sichtbar machen, was es heißt,<br />

mit der Natur zu leben, weil die<br />

verwendeten Baumaterialien<br />

ihren Bezug zur Natur nicht<br />

verloren haben, aber auch weil<br />

der Standort ganz klar mit der<br />

natürlichen Umgebung einen<br />

Dialog führt.<br />

All das schafft das Kinderhaus<br />

St. Franziskus. Da wäre allen<br />

voran der vorbildliche Umgang<br />

mit Holz: Der Baukörper ist als<br />

ein konstruktiver Massivholzbau<br />

geplant. Sowohl im Innenraum<br />

als auch außen dominieren<br />

Holzoberflächen. Da ist aber<br />

auch der aktivierende Dialog,<br />

den dieses Haus mit seiner Umgebung<br />

und dem benachbarten<br />

städtischen Park führt. Das<br />

gelingt über große Öffnungen,<br />

im Erdgeschoss wie im Obergeschoss,<br />

aber auch durch klare<br />

Blickbeziehungen und Raumlandschaften,<br />

die keine unflexible<br />

Trennung zwischen hier und<br />

dort vornehmen.<br />

Das alles weckt die Hoffnung,<br />

dass hier Kinder eine Welt erobern<br />

können, die sie gleichsam<br />

anregt und beschützt.<br />

Laura Weißmüller


22 — 23<br />

PREISTRÄGER<br />

KINDERHAUS ST. FRANZISKUS<br />

BÄR STADELMANN STÖCKER<br />

Lageplan<br />

Erdgeschoss<br />

Obergeschoss


TAP<br />

Einfamilienhaus in<br />

gewachsener Ortsstruktur<br />

SONDERPREISTRÄGER<br />

JUNGER<br />

ARCHITEKT<br />

Region:<br />

Oberland<br />

Standort:<br />

Pähl<br />

Fertigstellung: 2019<br />

Bauherr:<br />

Pähl<br />

Freiraumplanung: Marita Zinth, Immenstadt<br />

Projektbeteiligte: Mitarbeiter: Veronika Sophia Groß und<br />

Matthias Ackstaller; Statik: Ingenieurbüro<br />

Fazlic; Energie: E2Wo<br />

Christian Groß Architektur<br />

56 — 57<br />

Beurteilung der Jury<br />

Das Modell ist in Bayern durchaus<br />

üblich: Ein Kind bekommt<br />

von den Eltern einen Baugrund<br />

auf dem Hof, und das in direkter<br />

Sichtbeziehung zum Elternhaus.<br />

Selbst in den friedlichsten Familien<br />

sind da Reibereien vorprogrammiert.<br />

Das Einfamilienhaus in Pähl<br />

reagiert auf diese Situation bereits<br />

im Vorfeld souverän, man<br />

könnte auch sagen: gewitzt.<br />

Denn einerseits fügt es sich<br />

extrem harmonisch in seine Umgebung<br />

ein, ja, auf den ersten<br />

Blick könnte man es mit seiner<br />

massiven Holzkonstruktion mit<br />

dunkel gehaltener vertikaler<br />

Holzschalung sogar für eine der<br />

umliegenden Scheunen halten.<br />

Doch andererseits gewährt das<br />

Haus durch seine innere Struktur<br />

seinen Bewohnern durchaus<br />

Rückzugsmöglichkeiten, denn<br />

während Koch- und Essbereich<br />

sowie ein zusätzlicher Arbeitsraum<br />

im Erdgeschoss angesiedelt<br />

sind, liegt der Wohnbereich<br />

mit den privaten Räumen im<br />

Obergeschoss. Architektonisch<br />

geschaffene Konfliktlösung<br />

könnte man dazu sagen.<br />

Was im gesamten Innenraum<br />

auffällt: Da gibt es keinen Firlefanz<br />

und auch keine unnötige<br />

Zierde. Die Eleganz der Architektur<br />

entsteht gerade durch<br />

ihre Klarheit und dadurch, dass<br />

alles seine Funktion hat. Für das<br />

Bunte im Leben sorgen dann<br />

schon die Bewohner.<br />

Laura Weißmüller


HAUS IM WALD<br />

Raum der Stille<br />

STUDIO LOIS in Arbeitsgemeinschaft<br />

mit KENGO KUMA<br />

ANERKENNUNG<br />

Region:<br />

Oberland<br />

Standort:<br />

Krün<br />

Fertigstellung: 2018<br />

Bauherr:<br />

Hotel Kranzbach, Krün<br />

Projektbeteiligte: ARGE von STUDIO LOIS INNSBRUCK<br />

(Barbara Poberschnigg, Mitarbeit Mario<br />

Huber; Entwurf, Behördenpläne, Ausführungspläne<br />

und Detailplanung, Projektleitung<br />

vor Ort) und KENGO KUMA AA Tokyo<br />

(Kengo Kuma, Mitarbeit Kasuhito Komatsu;<br />

Vorentwurf/Entwurf)<br />

64 — 65<br />

Anerkennung für die<br />

Kraft des Holzes<br />

Beurteilung der Jury<br />

In welcher Beziehung soll ein<br />

Haus zu seiner umgebenden Natur<br />

stehen? Der Raum der Stille<br />

in Krün liefert zu dieser Frage<br />

einen interessanten Beitrag und<br />

lässt hoffen, dass bei den Besuchenden<br />

ein Nachdenken über<br />

das Verhältnis von Architektur<br />

und Natur stattfindet.<br />

Der Ansatz, durch den Bauvorgang<br />

keinerlei Spuren in der Natur<br />

zu hinterlassen, wird von der<br />

Jury sehr positiv bewertet. Der<br />

behutsame Umgang mit dem<br />

Ort vermeidet dabei Narben<br />

durch den Bauprozess und ruft<br />

in Erinnerung, was durch das<br />

moderne Bauen nahezu verloren<br />

gegangen ist.<br />

Die Schichtung der Tannenbretter<br />

ist differenziert und erweckt<br />

den Eindruck, dass sich die Gebäudehülle<br />

in einer Art Phasenübergang<br />

zwischen festem und<br />

gelöstem Zustand befindet. Es<br />

scheint, als ob sie einem konstanten<br />

Zustand ausweicht. Der<br />

Besucher steht in einem ständigen<br />

Dialog zwischen Natur und<br />

Architektur.<br />

Das ganze Gebäude erwächst<br />

aus repetitiven Elementen zu<br />

einer komplexen Struktur, weshalb<br />

zwischen Wänden und<br />

Dach kaum differenziert werden<br />

kann. Im Meditationsraum sitzend,<br />

verschwindet die Fassade<br />

mit rahmenloser Verglasung, als<br />

ob man (fast) direkt in der Natur<br />

sitzen würde.<br />

Letztendlich drängt sich vor Ort<br />

die Frage auf, wozu die Architektur<br />

eigentlich da ist. Die<br />

Architektur wird in ihrer beinahen<br />

Abwesenheit immer anwesender.<br />

Ein paradoxes Gefühl<br />

und ein gelungener Beitrag für<br />

die Wechselwirkung zwischen<br />

Gebautem und Natürlichem.<br />

Guobin Shen


SÜDOSTBAYERN


RATHAUS MAITENBETH<br />

Neugestaltung der Ortsmitte<br />

mit neuem Rathaus<br />

meck architekten<br />

PREISTRÄGER<br />

Region:<br />

Südostbayern<br />

Standort:<br />

Maitenbeth<br />

Fertigstellung: 2016<br />

Bauherr:<br />

Gemeinde Maitenbeth<br />

Freiraumplanung: grünfabrik Landschaftsarchitekten Bücking<br />

Reingruber PartG mbB, Aschau am Inn<br />

96 — 97<br />

Beurteilung der Jury<br />

Das Rathaus Maitenbeth beweist,<br />

dass es eben doch geht:<br />

auf dem Land zu bauen und<br />

trotzdem zeitgenössisch zu sein.<br />

Es verkörpert damit eine Architektur,<br />

die ortsverbunden ist und<br />

zugleich den Dialog mit unserer<br />

komplexen Gegenwart aufnimmt.<br />

Die sich durchaus stolz<br />

präsentiert, aber auch ungemein<br />

gastfreundlich. Die Anknüpfungspunkte<br />

aus traditionellen<br />

Bauweisen aufnimmt und daraus<br />

etwas Neues entwickelt.<br />

Dieser Ansatz ist die absolute<br />

Ausnahme im ländlichen Raum.<br />

Viel zu oft werden hier Modelle<br />

aus Städten kopiert, die nicht<br />

funktionieren können. Viel zu<br />

oft kommen die immer gleichen<br />

Platzhirsche zum Zug, obwohl<br />

sie kein überzeugendes Konzept<br />

bieten, und werden Traditionen<br />

zu wenig auf die Gegenwart hin<br />

abgeklopft. Was fatal ist. Denn<br />

natürlich unterliegt auch der<br />

ländliche Raum heute einem<br />

enormen Wandel.<br />

Das Neue Rathaus in Maitenbeth<br />

zeigt, was zu gewinnen ist,<br />

wenn zeitgenössische Architektur<br />

sich die Mühe macht, auch<br />

den ländlichen Standort ernst zu<br />

nehmen. Mit minimalen Mitteln<br />

wird hier der historische Dorfkern<br />

wiederbelebt. Das gelingt,<br />

indem das neue Gebäude mit<br />

den bestehenden Bauten, allen<br />

voran der Alten Post, einen raffinierten<br />

Dialog in Form von Blickbeziehungen<br />

und Sichtachsen<br />

beginnt. So wird der Kirchplatz<br />

zum öffentlichen Raum, der<br />

gleichzeitig den Auftakt zum ansprechenden<br />

Eingang ins Neue<br />

Rathaus darstellt. Eine schöne<br />

Willkommensgeste.<br />

Wie nebenbei gewährt das<br />

skulpturale Gebäude aber auch<br />

eine Lehrstunde in Demokratie:<br />

Der Ratssaal lässt sich durch<br />

großflächige Bodenfenster in<br />

seiner ganzen Breite zum Kirchplatz<br />

hin öffnen – will heißen:<br />

Öffentlichkeit ist hier durchaus<br />

erwünscht.<br />

Laura Weißmüller


MIT FREUNDLICHER<br />

UNTERSTÜTZUNG<br />

IMPRESSUM<br />

Über Oberbayern<br />

BDA Regionalpreis <strong>2021</strong><br />

Herausgeber:<br />

Bund Deutscher Architekten<br />

BDA Kreisverband München-Oberbayern<br />

Anschrift und Kontakt:<br />

Türkenstraße 34<br />

80804 München<br />

T. 089 186061<br />

F. 089 184148<br />

muc-obb@bda-bayern.de<br />

Konzept und Projektorganisation:<br />

BDA-Arbeitsgruppe „Regionalpreis“<br />

mit Tina Gießmann, München<br />

Betreuung Jury/Reise:<br />

Florian Plajer, Freising<br />

Redaktion:<br />

Tina Gießmann, München<br />

Texte:<br />

BDA Kreisverband München-Oberbayern<br />

Maria Els, Regierungspräsidentin<br />

von Oberbayern<br />

Florian Plajer, Freising<br />

Sven Matt, Bezau<br />

Guobin Shen, Stuttgart<br />

Laura Weißmüller, München<br />

Korrektorat:<br />

Dr. Priska Pytlik, Regensburg<br />

Fotos Reisebericht:<br />

Lisa Hörterer, München<br />

(S. 6 – 7, S. 9 Außenaufnahme)<br />

Benjamin Ganzenmüller, München<br />

(S. 6 Innenaufnahme, S. 8 – 9)<br />

Foto Jury (Montage):<br />

Benjamin Ganzenmüller, München<br />

Fotos Landschaft:<br />

Ulrich Schmitt, München (Ingolstadt,<br />

München, Oberland, LH München)<br />

Martin Hirner, München (Südostbayern)<br />

Gestaltung:<br />

Philipp Koch, Amberg<br />

Büro Wilhelm. Designagentur<br />

www.buero-wilhelm.de<br />

Alle Rechte vorbehalten; kein Teil dieses<br />

Werks darf in irgendeiner Form ohne vorherige<br />

schriftliche Genehmigung des Verlags<br />

reproduziert oder unter Verwendung elektronischer<br />

Systeme verarbeitet, vervielfältigt<br />

oder verbreitet werden.<br />

Büro Wilhelm. Verlag<br />

Koch Schmidt Wilhelm GbR<br />

Lederergasse 5 – 7, 92224 Amberg<br />

www.buero-wilhelm-verlag.de<br />

Fotos Shortlist:<br />

Felix Meyer (S. 12, 1. Reihe links)<br />

Matthias Durynek (S. 12, 1. Reihe Mitte)<br />

Peter Bonfig (S. 12, 1. Reihe rechts)<br />

Stefan Müller-Naumann (S. 12, 2. Reihe links, 3. Reihe Mitte,<br />

4. Reihe rechts, S. 15, 2. Reihe Mitte)<br />

Sebastian Schels (S. 12, 2. Reihe Mitte, S. 13, 2. Reihe rechts,<br />

3. Reihe Mitte, S. 14, 4. Reihe rechts, 5. Reihe links, S. 15, 3. Reihe links)<br />

Marcus Ebener (S. 12, 2. Reihe rechts)<br />

Thomas Pscherer (S. 12, 3. Reihe links)<br />

Florian Holzherr (S. 12, 3. Reihe rechts, 4. Reihe Mitte, 5. Reihe Mitte,<br />

S. 14, 3. Reihe Mitte)<br />

Caro Dentler (S. 12, 4. Reihe links)<br />

Schels, Lanz / PK Odessa (S. 12, 5. Reihe links)<br />

Uta Niedermaier (S. 12, 5. Reihe rechts)<br />

Orla Connolly Jens Weber (S. 13, 1. Reihe links)<br />

Claudius Müller (S. 13, 1. Reihe Mitte)<br />

Rainer Viertlböck (S. 13, 1. Reihe rechts)<br />

Vinzenz Dufter (S. 13, 2. Reihe links)<br />

Arc Architekten (S. 13, 2. Reihe Mitte)<br />

Sebastian Beham (S. 13, 3. Reihe links)<br />

EOM, Achim Bunz (S. 13, 3. Reihe rechts)<br />

David Schreyer (S. 13, 4. Reihe links)<br />

su und z Architekten (S. 13, 4. Reihe Mitte)<br />

Brigida González (S. 13, 4. Reihe rechts)<br />

Ossip van Duivenbode (S. 13, 5. Reihe links)<br />

Rolf Sturm (S. 13, 5. Reihe Mitte)<br />

Michael Heinrich (S. 13, 5. Reihe rechts, S. 14, 1. Reihe links, 2. Reihe<br />

Mitte, 3. Reihe links, 5. Reihe rechts, S. 15, 1. Reihe links, 4. Reihe links)<br />

Christian Horn, Horncolor Multimedia (S. 14, 1. Reihe Mitte)<br />

Adolf Bereuter (S. 14, 1. Reihe rechts)<br />

HGEsch Photography (S. 14, 2. Reihe links)<br />

Philipp Obkircher (S. 14, 2. Reihe rechts)<br />

Ivana Bilz (S. 14, 3. Reihe rechts)<br />

Conné van d‘ Grachten (S. 14, 4. Reihe links)<br />

Marcus Ebener (S. 14, 4. Reihe Mitte)<br />

Brigida González für wulf architekten (S. 14, 5. Reihe Mitte)<br />

Ulrich Farthofer (S. 15, 1. Reihe Mitte)<br />

Josefine Unterhauser (S. 15, 1. Reihe rechts)<br />

Josef Anglhuber (S. 15, 2. Reihe links)<br />

Marius Ballasus (S. 15, 2. Reihe rechts)<br />

Bruno Klomfar (S. 15, 3. Reihe Mitte)<br />

Volker Wortmeyer (S. 15, 3. Reihe rechts)<br />

Fotos Projekte:<br />

Felix Meyer (S. 20 – 22)<br />

Peter Bonfig (S. 24 – 26)<br />

Schels, Lanz / PK Odessa (S. 30 – 33)<br />

Florian Holzherr (S. 34 – 36)<br />

Uta Niedermaier (S. 38 – 40)<br />

Claudius Müller (S. 42 – 44)<br />

Vinzenz Dufter (S. 46 – 49)<br />

Arc Architekten (S. 52 – 53, S. 55 Luftbild)<br />

Stefan Müller-Naumann (S. 54)<br />

Sebastian Schels (S. 56 – 58 und S. 70 – 72)<br />

Sebastian Beham (S. 60 – 62)<br />

David Schreyer (S. 64 – 67)<br />

Michael Heinrich (S. 74 – 75, S. 78 – 81, S. 96 – 99)<br />

Julia Knop (S. 76 – 77)<br />

bogevischs buero (S. 80 Treppe Atelierhaus)<br />

Ivana Bilz (S. 82 – 84)<br />

Marcus Ebener (S. 86 – 88)<br />

Brigida González für wulf architekten (S. 90 – 92)<br />

Marius Ballasus (S. 100 – 102)<br />

ERLUS<br />

AG<br />

HOLZRAUSCH<br />

GMBH<br />

PARKETTLUST<br />

GMBH<br />

VELUX DEUTSCHLAND<br />

GMBH<br />

© <strong>2021</strong>. Büro Wilhelm Verlag und<br />

BDA Kreisverband München-Oberbayern<br />

1. Auflage, <strong>2021</strong><br />

ISBN: 978-3-948137-32-8<br />

Preis: 19,80 €<br />

Schirmherrschaft: Maria Els


ISBN: 978-3-948137-32-8<br />

Preis: 19,80 €<br />

www.buero-wilhelm-verlag.de<br />

Oberbayern ist von Kontrasten geprägt. Wie die Region,<br />

so auch die Baukultur. Wie vielschichtig die oberbayerische<br />

gebaute Umwelt wirklich ist, zeigt diese Publikation<br />

anschaulich. Sie ist das Ergebnis des vom BDA Kreisverband<br />

München-Oberbayern erstmals 2020 ausgelobten<br />

Regionalpreises «Über Oberbayern». Regionale Unterschiede<br />

erfahrbar machen: Mit den Preisen, Nominierungen<br />

und allen weiteren Einreichungen wird in dieser<br />

Publikation ein breites Spektrum der Architektur von<br />

Ingolstadt bis Garmisch, fertiggestellt zwischen 2015<br />

und 2020, dokumentiert.<br />

Die ausgezeichneten Projekte weisen alle ein hohes Maß<br />

an Qualität und Innovationsfreude auf. Sie setzen sich<br />

stark mit dem Vorgefundenen auseinander, reagieren für<br />

und mit dem Ort und seinen Nutzern und können daher<br />

künftig als Diskussionsgrundlage sowie Inspirationsquelle<br />

für Architektur und Städtebau dienen.<br />

www.ueberoberbayern.de

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