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Berschneider + Berschneider

Werkmonografie Seit rund 20 Jahren prägt das Büro Berschneider + Berschneider die architektonische Entwicklung in der Oberpfalz. Die Ausnahmestellung, die sich Gudrun und Johannes Berschneider in dieser Region erarbeitet haben, fußt auf zwei wesentlichen Prinzipien: einem besonderen Verständnis der lokal verwurzelten Baukultur, das sich mit einer kreativen Interpretation klassisch moderner Formensprache paart. Sowohl das ästhetische wie das Spektrum der Bauaufgaben, das sich aus dieser Verbindung ergibt, ist bemerkenswert vielgestaltig. Von sensibel umgebauten Stadeln bis zur buchstäblich schillernden Konzernzentrale, vom Kunst- zum Automuseum, von originellen Privatvillen bis zu preisgekrönten künstlerischen Toilettenhäuschen auf einem Golfplatz reicht der Gestaltungswille des Büros aus Pilsach, in dem Gebäude und Innenarchitektur „aus einem Guß“ entstehen. Die Werkmonografie, die in dieser Ausstellung der Architekturgalerie München vorgestellt wird, versammelt die prominentesten, aber auch einige Liebhaberprojekte von Berschneider + Berschneider. Der Umbau einer Fahrradfabrik zum Museum für historische Maybach-Fahrzeuge, das lachsfarbene Willibald-Gluck-Gymnasium oder der Neubau des Lothar-Fischer-Museums, alle in Neumarkt, zählen zu den wichtigsten Bausteinen eines Stadtumbaus, der dieses Zentrum der Oberpfalz zu einer wichtigen Adresse architektonischer Reformation gemacht haben – inklusive vieler Schul- und Wohnhausneubauten, die besondere Wertschätzung für die Bedürfnisse ihrer Nutzer zeigen. Die Verwandlung alter Dorfarchitektur in moderne Gastronomiekonzepte wie beim Landgasthof Meier in Hilzhofen oder dem Hotel Almrefugio in Neumarkt zeugen von der respektvollen Überarbeitung von wertvoller Tradition ebenso wie der Umbau eines Kapuzinerklosters zum Kulturzentrum. Aber manchmal sind es auch nur eine paar Stühle am Hang, die einen Aussichtspunkt in ein „Landschaftskino“ verwandeln, die von der sympathischen Handschrift des Büros erzählen, das Schöne zu erspüren, um es zu verbessern. Neben der ausführlichen Darstellung der wichtigsten Projekte von Berschneider + Berschneider beleuchtet diese Monografie auch den entschiedenen Einfluss auf das qualitätvolle Bauen, den das unermüdliche Wirken Johannes Berschneiders für einen internationalen Architektur-Dialog in der Oberpfalz entwickelt hat. Mit Textbeiträgen von Wolfgang Jean Stock, München und Till Briegleb, Hamburg

Werkmonografie

Seit rund 20 Jahren prägt das Büro Berschneider + Berschneider die architektonische Entwicklung in der Oberpfalz. Die Ausnahmestellung, die sich Gudrun und Johannes Berschneider in dieser Region erarbeitet haben, fußt auf zwei wesentlichen Prinzipien: einem besonderen Verständnis der lokal verwurzelten Baukultur, das sich mit einer kreativen Interpretation klassisch moderner Formensprache paart. Sowohl das ästhetische wie das Spektrum der Bauaufgaben, das sich aus dieser Verbindung ergibt, ist bemerkenswert vielgestaltig. Von sensibel umgebauten Stadeln bis zur buchstäblich schillernden Konzernzentrale, vom Kunst- zum Automuseum, von originellen Privatvillen bis zu preisgekrönten künstlerischen Toilettenhäuschen auf einem Golfplatz reicht der Gestaltungswille des Büros aus Pilsach, in dem Gebäude und Innenarchitektur „aus einem Guß“ entstehen.

Die Werkmonografie, die in dieser Ausstellung der Architekturgalerie München vorgestellt wird, versammelt die prominentesten, aber auch einige Liebhaberprojekte von Berschneider + Berschneider. Der Umbau einer Fahrradfabrik zum Museum für historische Maybach-Fahrzeuge, das lachsfarbene Willibald-Gluck-Gymnasium oder der Neubau des Lothar-Fischer-Museums, alle in Neumarkt, zählen zu den wichtigsten Bausteinen eines Stadtumbaus, der dieses Zentrum der Oberpfalz zu einer wichtigen Adresse architektonischer Reformation gemacht haben – inklusive vieler Schul- und Wohnhausneubauten, die besondere Wertschätzung für die Bedürfnisse ihrer Nutzer zeigen.

Die Verwandlung alter Dorfarchitektur in moderne Gastronomiekonzepte wie beim Landgasthof Meier in Hilzhofen oder dem Hotel Almrefugio in Neumarkt zeugen von der respektvollen Überarbeitung von wertvoller Tradition ebenso wie der Umbau eines Kapuzinerklosters zum Kulturzentrum. Aber manchmal sind es auch nur eine paar Stühle am Hang, die einen Aussichtspunkt in ein „Landschaftskino“ verwandeln, die von der sympathischen Handschrift des Büros erzählen, das Schöne zu erspüren, um es zu verbessern.

Neben der ausführlichen Darstellung der wichtigsten Projekte von Berschneider + Berschneider beleuchtet diese Monografie auch den entschiedenen Einfluss auf das qualitätvolle Bauen, den das unermüdliche Wirken Johannes Berschneiders für einen internationalen Architektur-Dialog in der Oberpfalz entwickelt hat.

Mit Textbeiträgen von Wolfgang Jean Stock, München und Till Briegleb, Hamburg

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1<br />

BERSCHNEIDER<br />

BERSCHNEIDER


2<br />

BERSCHNEIDER<br />

BERSCHNEIDER<br />

ARCHITEKTEN BDA<br />

INNENARCHITEKTEN


Inhalt<br />

Einführung 16<br />

Lebensräume 26<br />

Sonderbauten 352<br />

Ausblick 378<br />

Menschen 386<br />

Werkverzeichnis 400<br />

Kommunikation 412<br />

Preise 420<br />

Auszeichnungen<br />

Anerkennungen<br />

Publikationen<br />

Malerei 428


Landschaftsraum<br />

6 7


Einführung<br />

20 21<br />

Neue Heimat bauen –<br />

die Architekten<br />

<strong>Berschneider</strong> + <strong>Berschneider</strong>:<br />

Avantgarde in der Provinz<br />

Der Mensch braucht eine überschaubare Heimat noch<br />

notwendiger als einen Staat.<br />

Friedrich Dürrenmatt (1966)<br />

Anfangs, in der Zeit nach der Jahrtausendwende, hat<br />

man nur staunen können, was sich in der Region zwischen<br />

Regensburg und Tirschenreuth alles regte – in<br />

einer Region, die bis dahin nicht als ein Schwerpunkt<br />

neuer, in die Zukunft weisender Architektur bekannt war.<br />

Wie ein Paukenschlag wirkte im Frühjahr 2000 die in<br />

Neumarkt eröffnete Ausstellung ‚Aktuelle Architektur<br />

der Oberpfalz‘, die dann auch überregional gewürdigt<br />

wurde. Wer auf Entdeckungen gehofft hatte, dessen<br />

Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Neben guter<br />

Alltagsarchitektur fielen die markanten Arbeiten einiger<br />

Baumeister ins Auge. Zu ihnen gehörte der Neumarkter<br />

Architekt Johannes <strong>Berschneider</strong>, der schon am Eröffnungsabend<br />

als Sprecher der jüngeren Generation<br />

auftrat.<br />

Die Ausstellung, der zwei weitere folgen sollten, machte<br />

mit einer zweiten Qualität der Oberpfälzer bekannt.<br />

Keine Galerie und kein Museum hatte diese erste Leistungsschau<br />

möglich gemacht. Es waren die Architekten<br />

selber, angeregt durch Wilhelm Koch, den umtriebigen<br />

Organisator aus Amberg. Als hätten sie die erfolgreichen<br />

‚Vorarlberger Baukünstler‘ als Beispiel gewählt,<br />

hatten die Architekten ihre Sache in die eigene Hand<br />

genommen. So ging es auch den Oberpfälzern von<br />

Beginn an nicht um eine von oben verkündete Baukultur,<br />

sondern um eine neue Architektur, die aus der Mitte der<br />

regionalen Gesellschaft hervorgeht. Im Verlauf von nunmehr<br />

zwei Jahrzehnten haben sie bewiesen, dass dies<br />

aus dem Zusammenwirken von mutigen Architekten und<br />

kulturell motivierten Bauherren gelingen kann. Wichtig<br />

war dabei die flankierende Vermittlung der ‚Baukultur<br />

von unten‘ durch Ausstellungen und Bücher, Vorträge,<br />

Diskussionen und Besichtigungen, nicht zuletzt durch<br />

den Regionalpreis des Bundes Deutscher Architekten<br />

(BDA). Bei all diesen Aktivitäten war einer die treibende<br />

Kraft: Johannes <strong>Berschneider</strong>, stets kollegial unterstützt<br />

von Gudrun <strong>Berschneider</strong>, seiner Ehefrau und Büropartnerin.<br />

Bekenntnis zur Heimat<br />

In gewissen Kreisen von Kultur und Politik war es bis<br />

vor Kurzem verpönt, das Wort ‚Heimat‘ auch nur in den<br />

Mund zu nehmen. Johannes <strong>Berschneider</strong> hingegen hat<br />

sich in Wort und Schrift gern zu seiner Heimat bekannt,<br />

etwa in seinem Grußwort zum BDA-Regionalpreis 2009<br />

für Niederbayern und die Oberpfalz. Mit diesem ausdrücklichen<br />

Bekenntnis stand und steht er in einer guten<br />

Tradition. Hier sollen nur einige Vorläufer genannt sein.<br />

Schon 1965 gab der einflussreiche Psychoanalytiker<br />

Alexander Mitscherlich in seiner Streitschrift über die<br />

Unwirtlichkeit unserer Städte 1 einem Kapitel die Überschrift<br />

‚Was macht eine Wohnung zur Heimat?‘. Rund<br />

drei Jahrzehnte später trug ein Buch mit Aufsätzen des<br />

bedeutenden Architekturhistorikers Wolfgang Pehnt<br />

den programmatischen Titel ‚So etwas wie Heimat‘. 2<br />

Ein drittes und jüngeres Beispiel: In einem Architekturführer<br />

hat sich der inzwischen emeritierte Darmstädter<br />

TU-Professor Werner Durth, Jahrgang 1949, zu seiner<br />

Heimat nach dem Krieg geäußert. 3 Dort sagt er eingangs:<br />

„Für mich ist der Begriff Heimat zunächst nicht<br />

negativ belastet, weil ich sofort an meine eigene Herkunft<br />

denke, eine Kleinstadt mit Dorfcharakter, in der<br />

ich mich als Kind gut aufgehoben und wohlgefühlt<br />

habe.“ Der Begriff wurde für ihn erst dann problematisch,<br />

als ihm dessen politische Geschichte bewusst<br />

geworden war – als Ausdruck für völkisches, ja rassistisches<br />

Denken und Handeln.<br />

Durth fordert deshalb zu einer prägnanten Unterscheidung<br />

auf: „Es ist wichtig, dass man die persönliche<br />

Erfahrungsebene der eigenen Biografie trennt vom politischen<br />

Missbrauch des Begriffs.“ Johannes <strong>Berschneider</strong><br />

hat ein noch tieferes, nämlich ein ungebrochenes<br />

Verhältnis zu seiner Heimat. So sagte er unlängst in<br />

einem Gespräch mit Martin Schnitzer: „Ich bin in Pilsach<br />

geboren, bin dort Ureinwohner und nie auf den Gedanken<br />

gekommen, diesen Ort zu verlassen, weil ich da einfach<br />

so verhaftet bin.“ 4<br />

Was heißt Provinz?<br />

Nun hat in letzter Zeit der Begriff Heimat eine dramatische<br />

Wende erfahren: Aus dem Tabu-Thema wurde geradezu<br />

ein gesellschaftspolitisches Modewort. Auch die<br />

Betrachtung und Beurteilung der Provinz haben sich gewandelt.<br />

Man spricht über sie heutzutage anders als es<br />

noch 1964 in einem Sammelband vorgetragen wurde. 5<br />

Zwar wurden dort auch Qualitäten der Provinz benannt<br />

wie Überschaubarkeit, sozialer Zusammenhalt und praktische<br />

Tüchtigkeit. Doch im Ganzen erschien der ‚Provinzler‘<br />

als ein merkwürdiges Mischwesen: einerseits bildungsfreudig<br />

und leistungsorientiert, andererseits aber<br />

angewiesen auf die kulturellen Impulse aus der Großstadt,<br />

die er verspätet aufnehme und nicht zu einem<br />

Wolfgang Jean Stock


28 29<br />

Lebensräume


Öffentlich<br />

30 31<br />

Umweltbildungs- und<br />

Regionalentwicklungszentrum<br />

Haus am Habsberg,<br />

Habsberg, 2007


Öffentlich<br />

34 Haus am Habsberg<br />

35<br />

Öffentlich


Öffentlich<br />

46 Museum für historische Maybach-Fahrzeuge<br />

47


731/45<br />

Öffentlich<br />

56 Museum für historische Maybach-Fahrzeuge<br />

57<br />

Bauort<br />

Neumarkt i.d. OPf.<br />

Bruttorauminhalt 69000 cbm<br />

Nutzfläche 8300 m²<br />

Leistungsphasen 1-9<br />

Fertigstellung 2009<br />

7<br />

Lageplan<br />

25


Öffentlich<br />

74 Rathaus<br />

75<br />

Es muss ein bestürzender Eindruck in der Eisdiele an<br />

der Oberen Marktstraße in Neumarkt gewesen sein,<br />

als in den Giebel des gerade in Restaurierung befindlichen<br />

Rathauses mit dem Hammer ein Loch geschlagen<br />

wurde, worin der hochrote Kopf des Architekten<br />

erschien, der dann den Polier der ausführenden Maurerfirma<br />

unten im Café beschimpfte. Der hatte – wie<br />

sich durch das Loch ganz praktisch zeigte – die Wand<br />

im oberen Sitzungssaal nicht massiv und gedämmt<br />

ausbauen lassen, wie versprochen, sondern nur mit<br />

irgendwelchem Glump verkleidet in der Hoffnung,<br />

dass der Architekt es sowieso nicht merken würde.<br />

Und dafür verdiente er wohl diese spektakuläre Bloßstellung<br />

vor allen Leuten, die Johannes <strong>Berschneider</strong><br />

den Ruf einbrachte, „a bisserl verrückt“ zu sein, wie er<br />

selbst schmunzelnd erzählt.<br />

Tatsächlich zeugt diese Anekdote aus dem Berufsleben<br />

davon, wie energisch und emotional Verantwortung<br />

für Qualität ausgedrückt werden kann – und<br />

vielleicht sollte. Denn wenn man so empfindet wie<br />

Johannes <strong>Berschneider</strong>, dann ist Schlendrian eben die<br />

pure Provokation und Anlass, mit dem Hammer mal<br />

ein Exempel zu statuieren, selbst, wenn es sich dabei<br />

um ein sowieso schon geschundenes Gebäude handelt,<br />

das eigentlich nach Heilung verlangt.<br />

Denn das wohl 1410 begonnene Rathaus von Neumarkt,<br />

das im 16. Jahrhundert seine stadtprägende<br />

Gestalt mit den steilen Giebeln erhielt, war am Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs nur noch eine provisorisch<br />

abgedeckte Ruine von zwei Stockwerken, die zwölf<br />

Jahre als Mahnmal für die Tatsache fortbestand, dass<br />

Waffenproduktion für Kriegszwecke vor Ort mit dem<br />

Feuerhammer bestraft wurde.<br />

schen Collage das auswählt, was bewahrt gehört,<br />

dort eingreift, wo Verbesserungen ohne große Verluste<br />

möglich sind, und gegebenenfalls auch Erscheinungen<br />

korrigiert im Rückgriff auf eine Vergangenheit, die<br />

schlüssigere Lösungen parat hatte. Etwa die Gebäudefarbe,<br />

die 1998 rostrot war, seit der Jahrtausendwende<br />

aber wieder strahlend weiß leuchtet, weil es<br />

die Wirkung dieses Bürgerzentrums mit seiner in den<br />

Markt gerückten städtebaulichen Sonderstellung am<br />

besten hervorhebt.<br />

Auch zwanzig Jahre später erscheint das Rathaus<br />

noch so, als sei es alt und ewig unversehrt, dazu<br />

heimatlich mit seinen Geranienkästen und Natursteinfaschen.<br />

Denn die Architekten der Generalsanierung<br />

begriffen den historischen Auftritt dieser Rekonstruktion<br />

als identitätstiftend für die Stadt und hoben die<br />

wesentlichen Merkmale der alten Architektur hervor.<br />

Trotzdem ist sehr viel Verlorenes aus 600 Jahren Baugeschichte<br />

weder von Hanns Meier noch von <strong>Berschneider</strong><br />

- Knychalla rekonstruiert worden, um das<br />

Gebäude moderat modern erscheinen zu lassen.<br />

Ob Fensterläden oder Sonnenuhr, das alte Barockportal<br />

des Haupteingangs, die gotischen Verstrebungen<br />

an den Saalfenstern oder der einst geschwungene<br />

Turmhelm – was verloren war an Dekor und Markenzeichen<br />

der verschiedenen Epochen, das wurde nicht<br />

oder nur in abstrahierter Form wieder zugelassen.<br />

Und manche Zeitzeichen, wie das Wandgemälde mit<br />

Bauern und marschierenden Soldaten, konnte man<br />

unmöglich reproduzieren, ohne den militaristischen<br />

Zeiten zu huldigen, die Neumarkt schließlich die Totalzerstörung<br />

eingebrockt haben.<br />

Trotzdem ist die Generalsanierung im Zeichen großen<br />

Respekts für alles Charakteristische umgesetzt worden.<br />

Das zeigt sich im Innenleben nicht zuletzt durch<br />

die Pflege der ästhetischen Kultur, die Hanns Meiers<br />

Ausbau im Geist der Nachkriegsmoderne auszeichnete.<br />

Die luftige Treppenanlage und der große Vorsaal<br />

im ersten Stock mit den hell schattierten polierten<br />

Steinplatten, die bei der Sanierung ihre urspüngliche<br />

Frische wiedererlangten, belegen das beispielhaft.<br />

Dieser zentrale Erschließungsraum bewahrt die kühle<br />

Eleganz des deutschen Wiederaufbaus, als moderne<br />

Architekten mit Klarheit, Licht und Leichtigkeit das<br />

Obrigkeitshörige aus Behörden vertreiben wollten.<br />

Nur mit roten Akustikplatten setzten <strong>Berschneider</strong> -<br />

Knychalla einen eigenen Farbakzent in die vorgefundene<br />

Gestaltung. Und auch bei der Sanierung des gro-<br />

Erst 1957 nach Plänen von Hanns Meier wieder aufgebaut<br />

und im alten Umriss restauriert, wurde das<br />

Rathaus innen nach den Erfordernissen damaliger<br />

Verwaltungsansprüche mit einem Dachausbau für<br />

Büros sowie einem großzügigen Treppenhaus erweitert.<br />

Auch die Säle und Bürgermeisterstuben wurden<br />

nicht original wiederhergestellt, sondern dem Zeitgeschmack<br />

der Nachkriegsmoderne und den neuen<br />

Zwecken eines modernen Rathauses angepasst.<br />

Als <strong>Berschneider</strong> – damals noch in der Bürogemeinschaft<br />

mit Wolfgang Knychalla – im Oktober 1998<br />

die erneute Verjüngung des politischen Zentrums von<br />

Neumarkt übernahm, da war also genau das präzise<br />

Gespür für Qualitäten gefragt, das aus der historißen<br />

Ratssaals beließ die Partnerschaft die bereinigte<br />

Atmosphäre aus der Schulzeit der bundesdeutschen<br />

Demokratie intakt, ergänzte sie nur kongenial mit<br />

hölzernen Einbauten in funktionaler Klarheit und haptischer<br />

Materialität.<br />

Wo noch Enge und Dunkelheit sowie die Verschlossenheit<br />

einzelner Amtsstuben herrschte, dort ließen<br />

<strong>Berschneider</strong> - Knychalla aber kaum eine Wand stehen.<br />

Nach der großzügigen Entkernung der Verwaltungsetagen<br />

wurde der etwas abgestandene Behördenmuff<br />

durch neue fließende Bürostrukturen ersetzt:<br />

mit weißen Trennwänden, Raumteilern und Regalen<br />

gemäß den individuellen Bedürfnissen der Abteilungen,<br />

sowie freundlichen Empfangstresen, alles von<br />

den Architekten entworfen und in der Schreinerwerkstatt<br />

maßgefertigt.<br />

Neue Fenster aus Lärchenholz wurden eingesetzt,<br />

Glasgauben statt der verschlossenen alten Dachöffnungen<br />

installiert. Große Oberfenster in allen<br />

Büros und zum Gang erhöhen ebenso die Helligkeit<br />

im gesamten Gebäude wie die neuen Brandschutzabschnitte<br />

aus Glas. Der Leitsatz der Moderne von<br />

der schönen Transparenz wurde aber auch durch die<br />

Öffnung des Dachs über dem Treppenhaus und den<br />

Einbau einer neuen Treppe ins Dachgeschoss befolgt.<br />

Selbst das Uhrwerk und der hölzerne Turmzugang im<br />

Spitzboden sind nun so transparent verpackt, dass<br />

Mechanik und Konstruktion sich den neugierigen Augen<br />

offenbaren.<br />

Damit die einst ungeheizten Räume unter dem First<br />

auch für zwei neue Versammlungsräume genützt<br />

werden konnten – nachdem die Wände dann doch<br />

noch so gemauert und gedämmt wurden, wie es sich<br />

gehört – musste der Dachstuhl neu eingezogen werden.<br />

Für die Registratur, die vorher hier untergebracht<br />

war, wurde eine unterirdische Erweiterung in neu geschaffenen<br />

Kellerräumen gegraben. Die Eingangshalle<br />

verwandelte sich mit Verglasung der Eingangswand<br />

und einem extra entworfenen Rundtresen zur Willkommensgeste,<br />

die eher an ein Hotel, denn an eine<br />

Behörde erinnert. Und die Öffnung der Passage durch<br />

das Gebäude sowie der Umbau der daran grenzenden<br />

marktseitigen Läden für die Fremdenverkehrszentrale<br />

vervollständigen diese architektonische Erfrischung im<br />

Geiste von Tradition und Leichtigkeit.<br />

Dass jemand, der so mit Auge für Offenheit, Kultur<br />

und abgebaute Hemmschwellen plant, kein böser<br />

Bube sein kann, der Fehler und Schludrigkeiten seiner<br />

Mitarbeiter hämmernd an den Pranger stellt, erfuhren<br />

die Arbeiter der verschiedenen Gewerke nicht zuletzt<br />

auf dem von Johannes <strong>Berschneider</strong> organisierten<br />

Baustellenfest. In einem vier Meter langen Wok wurden<br />

dort Leckereien gebrutzelt und gemeinsam mit<br />

den Handwerkern zünftig gefeiert. Dass Johannes<br />

<strong>Berschneider</strong> auch in der täglichen Arbeit die größte<br />

Hochachtung vor guter Facharbeit hat, das zeigt er<br />

eben nicht nur dadurch, dass er beinahe alle seine<br />

Gebäude von Schreinern hochwertig ausstatten lässt,<br />

sondern eben auch, indem er mit allen Beteiligten ungezwungen<br />

feiern kann.<br />

Nichts für ungut, lieber Herr Polier!<br />

Till Briegleb


Gewerbe<br />

144 Landgasthof Meier<br />

145


Wohnen<br />

292 Wohnhaus W, Hersbruck, 2012<br />

293


Menschen<br />

394 395


Impressum<br />

450 451<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Berschneider</strong> + <strong>Berschneider</strong> GmbH<br />

Hauptstraße 12, 92367 Pilsach<br />

www.berschneider.com<br />

Konzeption & Gestaltung:<br />

Büro Wilhelm. Designagentur<br />

www.buero-wilhelm.de<br />

Druck & Bindung:<br />

Die Printzen, Ursensollen<br />

Schrift:<br />

Neuzeit S LT<br />

Papier:<br />

Profibulk 1,3<br />

Verlag:<br />

Büro Wilhelm. Verlag<br />

Lederergasse 5-7<br />

92224 Amberg<br />

www.buero-wilhelm-verlag.de<br />

Bildnachweis:<br />

Erich Spahn: 21 oben links/rechts + unten rechts, 22 oben mittig,<br />

29, 32-39, 41, 44-55, 57, 60-63, 66-69, 85-86 122-124, 126-127, 162-<br />

165, 190-197, 248-249, 251-255, 262, 263 oben, 272-277, 282-283,<br />

288-299, 314-317, 344-351, 364, 365 oben, 430, 432-433, 435, 439<br />

unten<br />

Petra Kellner: 4-15, 22 unten rechts, 89, 92-103, 105, 107,<br />

110-121, 130 unten, 131, 137, 140-145, 147-153, 158-161, 167,<br />

170-178, 180-185, 199, 202-207, 209, 212-223, 225, 228-235,<br />

238-244, 245 oben, 246-247, 257, 260-261, 263 unten, 264-271,<br />

284-287, 300-313, 318-323, 336-343, 356-361, 366-371,<br />

392 oben rechts, 393 oben rechts + mittig, 395 oben rechts, 398<br />

oben rechts + 2. Zeile rechts + 3. Zeile links, 399 oben + 3. Zeile<br />

links + 4. Zeile links, 415 unten rechts, 431, 444<br />

Fritz W. Etzold: 394 oben mittig / 2. Reihe von oben rechts,<br />

395 oben links / unten links, 415 oben rechts, 416 oben / unten, 419<br />

oben, 432, 441m 443<br />

Axel Öland: 21 unten links, 71, 74-77, 79, 82-84, 128-129,<br />

130 oben, 132-135, 245 unten, 324-329, 376-377, 417<br />

ISBN: 978-3-948137-22-9<br />

Buchpreis: 55,00 €<br />

Printed in Germany<br />

© 2020, Büro Wilhelm. Verlag<br />

Die Deutsche Bibliothek -<br />

CIP-Einheitsaufnahme<br />

Ein Titeldatensatz für die Publikation ist<br />

bei der Deutschen Bibliothek erhältlich.<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile<br />

ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der engen Grenzen des<br />

Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche<br />

Genehmigung des Herausgebers oder des<br />

Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt<br />

insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen<br />

Systemen.<br />

Anna Roderus: 393 oben links, 398 oben links / 2. Reihe von oben<br />

links / unten, 399 2. Reihe von oben / 3. Reihe von oben rechts /<br />

mittig / unten rechts<br />

Dominik Fritz: 154-155, 157 unten<br />

Maximilian Götz: 394 mittig, 395 2. Reihe von oben rechts<br />

Wolfgang Gasser: 156, 157 oben<br />

Jonathan Danko Kielkowski: 330-333<br />

Marcus Rebmann: 64-65<br />

Peter Martner: 187<br />

Michael Meier: 447<br />

Lothar Röhrl: 395 unten rechts<br />

Andreas Schmid: 236-237, 396-397, 419 mittig links<br />

Markus Schrüfer: 125, 362-363<br />

Herbert Stolz: 272-275<br />

Helmut Sturm: 446<br />

Foto Stegmeier: 342, 429, 431, 434, 436, 438<br />

Annett Wernig: 392 mittig rechts<br />

Burgis Knödelliebe: 374-375<br />

Visualisierungen:<br />

Alexander Novosad: 380 unten, 381 oben, 382-383<br />

Dacher Design & Technik: 372-373, 380 oben, 381 unten, 384-385


452

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