Ausgabe 1 (Februar 2022) | FNG-Magazin
Entdecken Sie die 1. Ausgabe des blätterbaren FNG-Magazins. FNG Fitness News Germany - Das Fachmagazin für die deutsche Fitnessbranche
Entdecken Sie die 1. Ausgabe des blätterbaren FNG-Magazins.
FNG Fitness News Germany - Das Fachmagazin für die deutsche Fitnessbranche
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FEBRUAR <strong>2022</strong><br />
AUSGABE 1<br />
Offizielles Fachorgan der Verbände:<br />
EIN LEBEN FÜR DEN<br />
HOCHLEISTUNGSSPORT<br />
Interview mit Volker Lichte - Matrix<br />
Seite 4<br />
JE MEHR, UMSO BESSER<br />
ODER GIBT ES EIN<br />
AKTIVITÄTSMAXIMUM?<br />
Teil 1<br />
Seite 54<br />
KOMMENTAR ZUM<br />
ACISO VERKAUF<br />
VON VOLKER EBENER<br />
Seite 24<br />
SIE NIMMT VIELEN DIE<br />
ANGST VOR DEM ALTER<br />
Miss Germany - Evelyn Reißmann<br />
Seite 30<br />
AUFRECHTERHALTUNG DER<br />
MITGLIEDERMOTIVATION<br />
Do´s und Don´ts für motivierte Mitglieder<br />
Seite 20<br />
3
7 – 10 APR 22 Exhibition Centre Cologne<br />
GLOBAL FITNESS<br />
For a strong and healthy society.<br />
4<br />
get your ticket:<br />
fibo.com
Editorial<br />
Volker Ebener<br />
Schon zu Beginn der Corona-Pandemie hatte ich den Gedanken ein kostengünstiges<br />
Online-<strong>Magazin</strong> für die Fitnessbranche auf den Markt zu bringen.<br />
Wir mussten lange mit der Erstausgabe unseres Online-<strong>Magazin</strong>s “<strong>FNG</strong>®, Fitness<br />
News Germany” warten, doch jeder Termin des vergangenen Jahrs dafür, wurde<br />
Opfer von Corona. Jetzt aber ist es so weit und die Zahlen der letzten 6 Wochen,<br />
in denen wir 220.000 Leser auf unseren Kommunikationskanälen erreicht haben,<br />
sind natürlich der wesentliche Auslöser für diese Entscheidung. Das besonders<br />
ich, als einer der beiden FIBO-Gründer mein neues Projekt auch direkt auf der<br />
FIBO vorstellen möchte, ist sicher verständlich. Auf dem 220 m² großen Stand in<br />
Halle 8 sind auch alle 3 Fachverbände: BVGSD e.V., DFAV e.V. und RVP e.V., deren<br />
Fachorgan die <strong>FNG</strong>® ist, vertreten.<br />
Inhalt<br />
Dort wird auch unsere gesamte Mannschaft erstmals mit meinem Sohn Kevin<br />
an der Spitze vertreten sein, der im Vorjahr erfolgreich sein Health Care<br />
Management Master-Studium in Rotterdam abgeschlossen hat.<br />
S.04<br />
Business Inside<br />
Ein Leben für den Leistungssport<br />
Interview mit Volker Lichte, Matrix<br />
S.24<br />
Business Inside<br />
Lafayette kauft ACISO<br />
Ein Kommentar<br />
S.46<br />
Gesundheit<br />
Fettleibigkeit begünstigt einen<br />
schweren Verlauf<br />
S.06<br />
Business Inside<br />
Interview mit Dominik Weirich,<br />
Faceforce<br />
S.26<br />
Business Inside<br />
Paul Underberg: Analyse der<br />
Lage & Handlungsempfehlungen<br />
S.47<br />
Gesundheit<br />
Viszerales Fett als potenzieller’<br />
Krankmacher<br />
S.08<br />
Business Inside<br />
Aggregatoren auf<br />
Wachstumskurs<br />
S.28<br />
Business Inside<br />
Normenkontrollverfahren gegen<br />
das Land NRW<br />
S.48<br />
Gesundheit<br />
Regelmäßige Bewegung als<br />
Vorbeugung<br />
S.08<br />
Business Inside<br />
Fitness Globetrotter<br />
Hans Muench<br />
S.30<br />
Business Inside<br />
Miss Germany nimmt vielen die<br />
Angst vor dem Alter<br />
S.50<br />
Training<br />
Die Vorteile des betreuten<br />
Muskeltrainings<br />
S.10<br />
Business Inside<br />
Interview mit Ralf Moeler<br />
Seine Pläne für <strong>2022</strong><br />
S.32<br />
Digitalisierung<br />
Die Smartwatch: Wer braucht sie<br />
und was sollte sie können?<br />
S.52<br />
Training<br />
Training der Koordinationsfähigkeit<br />
als Prophylaxe<br />
S.13<br />
Business Inside<br />
Ging es der Branche in 2021<br />
wirklich besser?<br />
S.34<br />
Digitalisierung<br />
Gamification: Mehr als nur ein<br />
Hype im Fitnessbereich<br />
S.54<br />
Training<br />
Je mehr, umso besser<br />
Gibt es ein Maximum?<br />
S.14<br />
Business Inside<br />
Offizieller Lieferant von Williams<br />
Racing<br />
S.36<br />
Events & Bildung<br />
therapie LEIPZIG <strong>2022</strong><br />
S.56<br />
Training<br />
Functional Training<br />
Auspowern mit Spaß<br />
S.16<br />
Business Inside<br />
Carlo Bröcher entwickelt seit 40<br />
Jahren Trainingsmaschinen<br />
S.38<br />
Events & Bildung<br />
Der Physio als Personaltrainer?<br />
Interview mit Sergej Borkenhagen<br />
S.58<br />
Ernährung<br />
Intervallfasten hat seine<br />
Grenzen<br />
S.18<br />
Business Inside<br />
Erfolgsfaktor: Die Betreuung muss<br />
stimmen<br />
S.40<br />
Events & Bildung<br />
Trainerlizenz: So klappt´s<br />
mit der Ausbildung<br />
S.60<br />
Ernährung<br />
Zeit für den Proteinshake<br />
Das Anabole Fenster<br />
S.20<br />
Business Inside<br />
Aufrechterhaltung der<br />
Motivation Ihrer Mitglieder<br />
S.42<br />
Gesundheit<br />
Omikron: Das Ende<br />
der Pandemie?<br />
S.62<br />
Inserentenverzeichnis<br />
/ Impressum<br />
3
BUSINESS INSIDE<br />
Volker Lichte, Matrix<br />
Ein Leben für den<br />
HOCHLEISTUNGSSPORT<br />
Athletiktraining vorfinden.<br />
Das erfordert nicht nur jede Menge Erfahrung,<br />
sondern auch ein hohes Maß an Organisationstalent.<br />
Oft muss das „mobile Gym“ innerhalb<br />
kürzester Zeit verlegt werden, denn der neue<br />
Bundestrainer Hansi Flick erwartet, dass die<br />
Geräte schon stehen, bevor die Spieler eintreffen.<br />
Da muss jeder Handgriff sitzen. Es ist fast ein<br />
wenig wie vor einem großen Konzert. Doch Volker<br />
Lichte behält auch im größten Trubel stets<br />
den Überblick. Vieles ist mittlerweile Routine und<br />
auch die Wege zwischen den Trainern des DFB,<br />
den Athletiktrainern und Matrix sind längst gut<br />
eingespielt.<br />
Bild: Björn Werner (re.) zu Besuch im Showroom<br />
Wenn Volker Lichte über seine aktuellen Projekte<br />
spricht, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren,<br />
dass der Mann für seine Arbeit brennt.<br />
Allerdings hat der Key-Account-Manager Performance<br />
& Sport Clubs von Matrix auch einen<br />
Wirkungsbereich, um den ihn viele Menschen<br />
beneiden. Er ist die Schnittstelle zwischen dem<br />
in Frechen ansässigen Fitnessgeräteherstellers<br />
und der Welt des Hochleistungssports. Immer<br />
mehr Sportverbände und Teams verlassen sich<br />
auf Volker Lichte und natürlich die hochwertigen<br />
Matrix Trainingsgeräte.<br />
Nervenkitzel kommt da lediglich schon mal auf,<br />
wenn mehrere große Sport-Events in kurzen<br />
Zeitabständen mit Matrix-Geräten ausgerüstet<br />
werden müssen. 2021 war so ein Jahr, mit<br />
Eishockey-WM, Hockey-EM, Fußball-EM und den<br />
Olympischen Spielen in Tokio. Denn neben der<br />
Fußball-Nationalmannschaft unterstützt Matrix<br />
auch zahlreiche andere Sportarten im Bereich<br />
Leistungssport, z. B. Eishockey, Tennis, Basketball<br />
oder Leichtathletik. Dann müssen auch Volker<br />
Lichte und das Matrix Team hoch konzentriert<br />
agieren und entscheiden, ob die Ausstattung<br />
von einem Event zum nächsten transportiert<br />
werden kann oder von anderen Standorten des<br />
Unternehmens angeliefert werden muss.<br />
Bild: DBB Spieler auf Matrix Bikes<br />
Auf Du und Du mit den<br />
Ikonen des Sports<br />
Seit Jahren sorgt Volker Lichte dafür, dass die<br />
Kicker der Fußball-Nationalmannschaft bei ihrer<br />
Ankunft im Trainingslager in Herzogenaurach<br />
oder vor Turnieren optimale Bedingungen für ihr<br />
4<br />
Bild: Tokio - Team Deutschalnd Ausstattung
BUSINESS INSIDE<br />
Eine besondere Herausforderung war die Ausrüstung<br />
des „Teams“ für die Olympischen Spiele<br />
in Tokio. Eingerichtet wurde das Gym im sogenannten<br />
„Deutschen Haus“ im Olympischen<br />
Dorf. Die Herausforderung bestand darin, aufgrund<br />
des begrenzten Raumangebots mit nur<br />
wenigen Geräten die besten Voraussetzungen,<br />
sowohl für die Wettkampfvorbereitung als auch<br />
die Regeneration der Athleten zu realisieren.<br />
Natürlich hat am Ende alles wunderbar gepasst.<br />
Das Matrix-Team um Volker Lichte besteht aus<br />
Profis, die ihr Handwerk verstehen. Aufregend<br />
bleibt es trotzdem. So wie auch jetzt wieder,<br />
während der Olympischen Winterspiele in<br />
Peking.<br />
Doch auch in solchen Momenten überwiegt für<br />
den Kölner die Freude an der Arbeit. Aus der engen<br />
Zusammenarbeit mit den Spitzenathletinnen<br />
und -athleten haben sich längst zahlreiche<br />
Freundschaften entwickelt, die über den Sport<br />
hinausgehen<br />
Neue Projekte warten<br />
Man könnte meinen, dass mit der Ausrüstung<br />
der Fußball-Nationalmannschaft oder<br />
Bild: SC Freiburg an Matrix Geräten<br />
Bild: SK Gaming Matrix - Benny Kugel im Training<br />
der deutschen Olympia-Mannschaft alles erreicht<br />
ist, was man im Hochleistungssport bewegen<br />
kann. Nicht so für Volker Lichte. Er hat längst<br />
den Boden für die nächsten Projekte bereitet.<br />
Dazu gehört auch American Football. Erst kürzlich<br />
war der ehemalige NFL-Star Björn Werner<br />
im Matrix-Headquarter zu Gast und unterzog<br />
die Geräte einem Leistungscheck. Besonders<br />
angetan war er von der Vielfalt des Portfolios<br />
und der Magnum Performace Area, sowie den<br />
Möglichkeiten zur Verletzungs-Prophylaxe durch<br />
entsprechende Geräte zur Regeneration.<br />
Längst ist Volker Lichte es gewöhnt, wenn innovative<br />
Trainingsmaschinen Erstaunen hervorrufen.<br />
Allerdings hält das Leben auch für den<br />
studierten Sportwissenschaftler trotz seiner<br />
jahrzehntelangen Erfahrung noch Überraschungen<br />
bereit. So hätte er sich den Bereich E-Sport<br />
nur schwer als potenziellen Markt vorstellen<br />
können. Doch die Realität hat ihn längst eines<br />
Besseren belehrt.<br />
Besser gesagt, Yann-Benjamin Kugel, der<br />
ehemalige Athletiktrainer der deutschen<br />
Fußball-Nationalmannschaft hat ihn überzeugt.<br />
Nämlich von der Bedeutung des Krafttrainings<br />
für den E-Sport. Benjamin Kugel, der seit 2018<br />
u.a. "head of performance" bei SK Gaming ist,<br />
hat ihm vor Augen geführt, wie immens wichtig<br />
ein gezieltes Widerstandstraining gerade für die<br />
E-Sportler ist, die oft stundenlang in einseitigen<br />
Bewegungsmustern vor dem Computer verharren.<br />
Die Überzeugungsarbeit des erfahrenen<br />
Trainers hat sich gelohnt. Mittlerweile ist für die<br />
E-Sportler in Köln ein Matrix-Gym entstanden.<br />
Und auch bei diesem Projekt wird es nicht bleiben.<br />
Denn Volker Lichte hat ein langfristiges Ziel.<br />
Er möchte das Image des Athletiktrainings weit<br />
über die Grenzen der Fitnessbranche hinaus<br />
zum Positiven verändern. Wir gehen davon aus,<br />
dass es ihm gelingen wird.<br />
Info & Kontakt<br />
Johnson Health Tech. GmbH<br />
Europaallee 51<br />
50226 Frechen<br />
Telefon: +49 2234 9997 100<br />
E-Mail: info@johnsonfitness.eu<br />
Internet: www.matrixfitness.com<br />
5
BUSINESS INSIDE<br />
FACEFORCE<br />
INTERVIEW MIT<br />
DOMINIK<br />
WEIRICH<br />
FACEFORCE gehört zu den Big Playern der Branche, wenn es um digitales Marketing geht. Ein Bereich, der<br />
gerade durch die Corona-Pandemie für die Studios noch mehr an Bedeutung gewonnen hat. Wir haben<br />
CEO Dominik Weirich nach seiner Einschätzung der aktuellen Lage gefragt und worauf es jetzt ankommt.<br />
„Der Jahresbeginn ist für die Studios die<br />
wichtigste Zeit, um neue Mitglieder zu gewinnen.<br />
<strong>2022</strong> droht Corona bereits zum zweiten<br />
Mal in Folge einen Strich durch die Rechnung<br />
zu machen. Kann die Branche das verkraften?“<br />
„Eine pauschale Antwort hierauf ist schwierig:<br />
Zu diversifiziert ist das Angebot. D.h. ein Boutique-Studio,<br />
welches 2019 eröffnet hat, steht der<br />
Situation sicherlich anders entgegen als eine<br />
große Anlage, welche seit 20 Jahren am Markt<br />
etabliert ist.<br />
Hier drohen im Zweifel natürlich die Schwächeren<br />
wegzubrechen. Schwächer insbesondere hinsichtlich<br />
der Mitgliederneugewinnung.<br />
Um heute viele Menschen zu begeistern, regelmäßig<br />
außerhalb der eigenen vier Wänden<br />
etwas zu tun, bedarf es eines massiven Stroms<br />
von Interessenten durch die Anlagen.<br />
Da heute immer mehr Menschen verstehen,<br />
dass man nur etwas ernten kann, wenn man<br />
auch sät, gehen entsprechend viele Unternehmen<br />
auch außerhalb der Fitnessbranche hin<br />
und setzen hohe Werbebudgets insbesondere<br />
online ein.<br />
Das führt dann bei kleineren Anlagen dazu, dass<br />
sie in Bedrängnis kommen. Und wer dann am<br />
falschen Ende spart, ist dem Untergang geweiht.<br />
Ich weiß, dass der Überbringer schlechter<br />
Botschaften ungern gesehen ist. Aber in der aktuellen<br />
Situation hilft nur ein klarer, unverstellter<br />
und ehrlicher Blick und nicht die Schmeichler,<br />
die einem sagen, dass man doch nur dies und<br />
jenes mit geringem Aufwand tun müsse und<br />
das Problem löst sich plötzlich von allein. Das<br />
wird nicht passieren.<br />
6
BUSINESS INSIDE<br />
Bild: Dominik Weirich & Pascal Braun<br />
Wir stehen – und das steht<br />
außer Frage – vor herausfordernden<br />
Zeiten!“<br />
„Wie können Studios jetzt trotz<br />
aller verbleibenden Unsicherheiten<br />
offensiv um neue Mitglieder<br />
werben?“<br />
„Es gibt insgesamt drei Wege,<br />
dass ein Mensch zum Interessenten<br />
an einer Dienstleistung<br />
oder einem Produkt wird:<br />
1.Aufklärung:<br />
Man klärt den Menschen über<br />
einen Nutzen auf – Liegt dieser<br />
Nutzen wie beim Fitness- und<br />
Gesundheitstraining 12 Wochen<br />
in der Ferne, so führt dies zwar<br />
auf der einen Seite zu neuen Interessenten,<br />
jedoch garantiert<br />
nicht zu einem Ansturm. Um<br />
hier langfristig Effekte auszulösen,<br />
muss man täglich missionieren.<br />
2.Abschöpfung:<br />
Einen zumindest zum Teil aufgeklärten<br />
Markt kann man<br />
mit entsprechenden Anreizen<br />
leicht anlocken. Dies versteht<br />
man unter Performance-Marketing,<br />
d.h. die konkrete Generierung<br />
von Interessenten, die so<br />
zu Neumitgliedern werden.<br />
3.Nachverfolgung:<br />
Eine gern genutzte – insbesondere<br />
im Produktbereich<br />
erfolgreiche Methode – ist die<br />
Nachverfolgung. Ist also erstmal<br />
das Interesse geweckt,<br />
den Fisch nicht vom Haken<br />
lassen, sondern immer wieder<br />
mit dem Thema bespielen. Bei<br />
Produkten führt dies schnell zu<br />
einem Kauf, bei Dienstleistungen<br />
dauert es hingegen länger.<br />
Die positive Botschaft: Dadurch<br />
wird langfristig die Gesamtakquise<br />
leichter.<br />
Diese drei Punkte sind mit über<br />
100 Maßnahmen Teil des gesamten<br />
FACEFORCE Universums.<br />
Um hier eine perfekte Abstimmung<br />
zu finden, lohnt das<br />
Gespräch mit den Experten.“<br />
„Die Pandemie hat die Studios<br />
vor völlig neue Herausforderungen<br />
gestellt. Sehen<br />
Sie trotz aller Probleme auch<br />
Chancen?“<br />
„Wo viel Licht ist, ist viel Schatten.<br />
Man könnte auch sagen:<br />
Wo viel Schatten ist, ist auch viel<br />
Licht. Somit kann ich persönlich<br />
die Frage ganz klar bejahen.<br />
Im Endeffekt geht der Trend in<br />
Richtung Digitalisierung. Dies<br />
sollte jedoch nie mit Automatisierung<br />
verwechselt werden.<br />
Automatisierung stellt „Automaten“<br />
in den Vordergrund,<br />
Digitalisierung hingegen, sofern<br />
sie gut gemacht ist, den Menschen.<br />
Auch in dieser Hinsicht<br />
gibt es atemberaubende neue<br />
Möglichkeiten wie zum Beispiel<br />
virtuelle Beratungsassistenten,<br />
die den Vertriebler entlasten<br />
und die Abschlussquoten erhöhen,<br />
ihn im Discountbereich<br />
sogar obsolet machen. Diese<br />
gibt es bereits heute und wir<br />
sind froh, dass wir als Vorreiter<br />
der Branche mit diesen Techniken<br />
wieder zu dem verdienten<br />
Wachstum verhelfen werden.“<br />
„Vielen Dank für das Interview!“<br />
Info & Kontakt<br />
Faceforce GmbH<br />
Lebacher Straße 4<br />
66113 Saarbrücken<br />
Telefon: +49 (0) 681 9659 24 20<br />
E-Mail: beratung@face-force.de<br />
Internet: www.face-farce-de<br />
7
BUSINESS INSIDE<br />
Bild: Pete Lintforth auf Pixabay<br />
AGGREGATOREN<br />
auf Wachstumskurs<br />
Aggregatoren sind auf dem besten Weg, ein fester Bestandteil der Fitnessbranche zu werden. Die ist wieder<br />
einmal in Bewegung. Nicht erst seit Corona. Immer wieder haben sich neue Trends entwickelt. Viele<br />
sind wieder verschwunden, einige haben sich gehalten und gehören heute zum festen Angebot in den<br />
Fitnessstudios. Sogar das heute nicht mehr wegzudenkende, breitgefächerte Kursangebot brauchte nach<br />
der 1. Aerobic-Welle zu Beginn der 80er Jahre einen zweiten Anlauf, um sich flächendeckend durchzusetzen.<br />
Das aber umso nachdrücklicher. Heute kommt kein großes Studio mehr ohne Kursbereich aus.<br />
Anfangs noch belächelt<br />
Das Rad der Zeit<br />
Zu einem ähnlich umwälzenden Ereignis könnte<br />
die Etablierung der sogenannten Aggregatoren<br />
für die Branche werden. Gut zehn Jahre ist es<br />
her, dass mit Urban Sports ein Unternehmen gegründet<br />
wurde, dass längst zu den ganz Großen<br />
in diesem Sektor gehört. Mag die Idee, mit einer<br />
Mitgliedschaft eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Sport- und Freizeitmöglichkeiten nutzen zu können,<br />
anfangs noch belächelt oder mit Skepsis<br />
betrachten worden sein, stellt sich die Lage<br />
heute schon ganz anders dar. Denn mittlerweile<br />
ist klar: Die Aggregatoren sind gekommen, um<br />
zu bleiben. Sie scheinen den Nerv der Zeit getroffen<br />
zu haben. Die Nibelungentreue früherer<br />
Generationen zu „ihrem“ Sport scheint der Vergangenheit<br />
anzugehören. Abwechslung und<br />
ein hohes Maß an Flexibilität heißen die neuen<br />
Zauberwörter. Die Vorstellung, mit einer Mitgliedskarte<br />
an zwei Tagen die Woche ins Studio<br />
und am Wochenende in die Kletterhalle oder ins<br />
Spaßbad gehen zu können, scheint immer mehr<br />
Menschen zu überzeugen. Andernfalls hätte sich<br />
die ProSiebenSat.1 Gruppe Mitte 2021 wohl kaum<br />
mit 80 Mio. Euro an Urban Sports beteiligt.<br />
Tatsächlich hat sich diese Entwicklung im Zuge<br />
der Corona-Pandemie sogar beschleunigt.<br />
Während viele Studios wirtschaftlich mit dem<br />
Rücken zur Wand stehen, können sich die großen<br />
Aggregatoren über hohe Wachstumsraten<br />
freuen. Mancherorts sind Inhaber-geführte Studios<br />
schon jetzt auf sie angewiesen, auch wenn<br />
bei so manchem Studioinhaber im Hinterkopf<br />
immer auch ein wenig die Angst mitschwingt,<br />
dass ihn eine Kooperation Mitglieder kosten<br />
könnte.<br />
Auch die Vorstellung, dass da jemand mitverdienen<br />
möchte, der zuvor weder in die Studioausstattung<br />
noch in qualifiziertes Trainingspersonal<br />
investiert hat, bereitet den dem ein oder<br />
anderen Unbehagen. Doch das Rad der Zeit<br />
lässt sich nicht zurückdrehen.<br />
Und so werden auch die Skeptiker sich mit dem<br />
Gedanken anfreunden müssen, dass der Einfluss<br />
der Aggregatoren zukünftig wohl noch weiter<br />
ansteigen wird.<br />
8
BUSINESS INSIDE<br />
Fitness News Germany stellt vor:<br />
FITNESS GLOBETROTTER<br />
HANS MÜNCH, MBA<br />
Allseits bekannt durch seine verschiedenen<br />
Stationen rund um den Globus, lebte der<br />
Deutschkanadier Hans Muench in 7 Ländern<br />
auf 3 Kontinenten & seit 2014 in der Schweiz.<br />
Ein Master Netzwerker, Hans war Ranglisten<br />
Tennisspieler, aktiv bevor er sein MBA in International<br />
Business absolvierte.<br />
Schon in den 80er-Jahren initiierte er in Südtirol<br />
ein Mental-Fitness-Tennis Training Camp,<br />
betreute Anlagen in Asien und war Sales &<br />
Marketing Direktor für Life Fitness Europe.<br />
Über zwölf Jahre diente Münch dem Weltverband<br />
IHRSA, sowohl von Boston als auch<br />
von Europa aus. Aus dieser 360 Grad Perspektive<br />
und Neutralität, hat er sowohl Clubs<br />
(Einzelanlagen wie die Oase, Bochum und<br />
Ketten), Industriefirmen, Ausbildungsorganisationen<br />
und Softwarefirmen geholfen, zu<br />
expandieren.<br />
Hier ein Erfahrungsbericht von Sebastian<br />
Backes, Inhaber von Luxfit vom Januar <strong>2022</strong>:<br />
«Letzte Woche hatte ich einen tollen Besuch aus der<br />
Schweiz. Hans Münch hat die vier Luxfit Center unter<br />
die Lupe genommen und mir ein inspirierendes<br />
Feedback gegeben. Vielen Dank für Deinen Besuch<br />
im Großherzogtum Luxemburg, Hans.<br />
Ich kann jedem in der Branche nur empfehlen, eine<br />
Zusammenarbeit mit Hans in Betracht zu ziehen. Er<br />
hat einen umfassenden Überblick über die gesamte<br />
Branche und verfügt über eine große Erfahrung.»<br />
Ein Herzensprojekt, dass Münch aktuell begleitet, ist<br />
der www.theConqueror.events/de. Diese Neuseelandfirma<br />
entwickelt über 30 virtuelle Challenges,<br />
die auch Synergien für Clubs und ihre Kunden bietet<br />
- sowohl im Club als auch im Freien/zu Hause. Über<br />
500.000 Teilnehmer rund um den Globus erfahren<br />
eine tolle, unterstützende Gemeinschaft (z.B. 140.000<br />
auf Facebook).<br />
Münch hat noch Kapazität für 1-2 Kunden.<br />
Info & Kontakt<br />
Hans Muench<br />
www.hans-muench.com<br />
hans@hans-muench.com<br />
Tel/WhatsApp (+41-77-975-5170)<br />
oder per LinkedIn<br />
9
BUSINESS INSIDE<br />
Bild: Ralf Moeller im Skiuralub in Idaho<br />
RALF MOELLER<br />
HOLLYWOODSTAR hat <strong>2022</strong> einiges vor<br />
Kurz vor dem Jahreswechsel hat sich Hollywood-Star Ralf Moeller trotz Urlaubs die Zeit für ein Interview mit<br />
Fitness News Germany genommen. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Arnold Schwarzenegger,<br />
dessen Sohn Patrick und Freunden genießt er die Zeit zwischen den Feiertagen in der verschneiten Traumlandschaft<br />
am Bald Mountain im Sun Valley. Ganz relaxed hat er uns via Face Time aus dem bekannten Skigebiet<br />
in Idaho von seinen Plänen für <strong>2022</strong> berichtet.<br />
„Ralf, Du hast Dich während der Corona-Lockdowns<br />
wiederholt öffentlich für die Studios<br />
starkgemacht. Wie eng ist Dein Bezug noch zu<br />
dieser Branche?“<br />
„Mein Kontakt zur Branche ist trotz aller anderen<br />
Verpflichtungen nie abgerissen. Tatsächlich<br />
konnte ich mich mit dem Lockdown der Studios<br />
nicht anfreunden. Meiner Ansicht nach überwiegt<br />
der gesundheitliche Nutzen des Sports.<br />
Über das Thema habe ich auch mit Christian<br />
Lindner, zahlreichen anderen Politikern und<br />
<strong>FNG</strong>-Herausgeber Volker Ebener immer wieder<br />
diskutiert. Doch natürlich bin ich der Branche<br />
auch ganz praktisch erhalten geblieben. Ich<br />
trainiere nach wie vor regelmäßig im Studio.“<br />
„Du bist im Januar 63 geworden und siehst immer<br />
noch blendend aus. Welche Tipps würdest<br />
Du älteren Menschen geben, die sich in Form<br />
halten möchten?“<br />
„Ich kann da natürlich vor allem auf meine<br />
eigenen Erfahrungen verweisen Mit 63 Jahren<br />
bin ich mittlerweile in einem Alter, in dem der<br />
Organismus nicht mehr toleriert, wenn man ihn<br />
vernachässigt.<br />
Tägliches Training gehört daher für mich<br />
ganz oben auf die Liste für einen gesunden<br />
Lifestyle. Dazu lebe ich seit dreieinhalb Jahren<br />
vegan. Hin und wieder gönne ich mir schon mal<br />
ein Stück Fisch oder Sushi. Es tut der Gesundheit<br />
einfach gut, den Fleischkonsum zu reduzieren,<br />
wenn man die 50 überschritten hat. Das<br />
muss ja nicht gleich mit absoluter Konsequenz<br />
umgesetzt werden.<br />
10
BUSINESS INSIDE<br />
Bild: Ralf, Arnold Schwarzenegger und<br />
Dieter Rauter (Stuntman & Regisseur)<br />
genießen die Tage in Idaho.<br />
Bild: Ralf mit seinem BMW X 6 M, der im März gegen<br />
den neuen BMW e des Münchner Herstellers<br />
ausgetauscht wird, der bis zu 500 km Reichweite<br />
hat, ohne aufgeladen werden zu müssen.<br />
Mit einem fleischlosen Tag oder einer Beschränkung<br />
der Fleischmenge auf die Hälfte ist<br />
schon viel erreicht. Das sollte heute kein großes<br />
Problem sein. Es gibt so viele leckere Produkte,<br />
mit denen sich z. B. ein Schweineschnitzel durch<br />
ein veganes Schnitzel und ab dem nächstem<br />
Jahr auch durch veganen Fisch ersetzen lässt,<br />
ohne dass man das Gefühl hat, auf irgendetwas<br />
verzichten zu müssen. An Wochenenden<br />
kann man sich auch gerne mal etwas gönnen.<br />
Bei mir sind das ein Glas Rotwein und eine gute<br />
Zigarre.“<br />
„Aktuell hast Du an der Seite von Arnold<br />
Schwarzenegger und Michael Fassbender<br />
die Dreharbeiten zu Kung Fury abgedreht. In<br />
welchem Genre ist der Streifen angesiedelt?“<br />
„Tatsächlich haben wir wahrscheinlich im März<br />
noch einige Drehtage, bevor der Film abgeschlossen<br />
ist. Im Sommer soll Kung Fury dann in<br />
die Kinos kommen. Angelegt ist er als Persiflage<br />
auf die Action-Filme der 80er. Corona-bedingt<br />
hat die Produktion zwar länger gedauert als<br />
geplant.<br />
11
BUSINESS INSIDE<br />
Aber ich bin überzeugt, dass sich das Warten<br />
für die Zuschauer gelohnt hat.“<br />
„In den neuen Lidl-Spots für vegane Fertiggerichte<br />
zeigst Du Dein komödiantisches Talent.<br />
Sind mehr dieser Spots geplant?“<br />
„Die Kampagne ist toll angekommen. Im<br />
Branchenmagazin Horizon haben wir mit 63%<br />
den ersten Platz belegt. Mit deutlichem Abstand<br />
zu anderen Kampagnen. Das gibt Auftrieb für<br />
die nächsten Schritte. Mein Vertrag mit Lidl läuft<br />
auch im nächsten Jahr. Schon Mitte Januar<br />
werden mit Vegan-Koch Timo Franke Clips für<br />
die Social-Media-Kanäle von Lidl gedreht. Auch<br />
weitere TV-Spots sind geplant.“<br />
„Welche Projekte stehen als gerade bei Dir an?“<br />
„Wie gesagt ging es Mitte Januar mit den Dreharbeiten<br />
für Lidl los und im März folgt Kung Fury.<br />
Ende Januar stand außerdem ein Video-Dreh<br />
für Clever Fit an, und erst kürzlich habe ich einen<br />
Vertrag mit BMW als Markenbotschafter geschlossen.<br />
Dazu habe ich <strong>2022</strong> die Hauptrolle in dem von<br />
der Filmförderung NRW geförderten Film „Der<br />
Humorlose“ übernommen. Erzählt wird die<br />
Geschichte eines Mannes, der als Kind so lange<br />
gemobbt wurde, bis er irgendwann zuschlug.<br />
Dafür wird ihm zum ersten Mal in seinem Leben<br />
Respekt entgegengebracht. Er entwickelt<br />
sich zu einem talentierten Boxer, doch bereits<br />
bei seinem ersten großen Kampf wird er von<br />
seinem Manager hintergangen. Daraufhin verlässt<br />
er Deutschland und fängt in den USA als<br />
Wrestler neu an. Als es ihn zurück in seine Heimat<br />
zieht, lernt er eine russische Trainerin kennen,<br />
die sich um ihn kümmert.<br />
Der Filmtitel kommt übrigens nicht von ungefähr.<br />
Aber ich will nicht alles vorwegnehmen.<br />
Produziert wird der Film u.a. von Pantaleon Films<br />
- Pantaflix AG.“<br />
Ralf Moeller im Video-Interview<br />
mit <strong>FNG</strong>-Redakteur Ralf Meier<br />
„Sehen wir Dich im April <strong>2022</strong><br />
auf der FIBO?“<br />
„Wenn einer meiner Vertragspartner EGYM oder<br />
EMS auf der FIBO ausstellt, wovon ich ausgehe,<br />
sehen wir uns im April in Köln. Dabei fällt mir<br />
übrigens noch eine kleine Anmerkung zur Frage<br />
nach meinem Alter ein. Am EGYM-Hub habe ich<br />
mein biologisches Alter bestimmen lassen. Das<br />
Ergebnis war 39. Ich habe also hoffentlich noch<br />
zahlreiche produktive Jahre vor mir.“<br />
„Ralf, vielen Dank für Deine Zeit und noch ein paar<br />
erholsame Tage in Sun Valley.“<br />
Freunde seit mehr als 30 Jahren. Ralf vor wenigen<br />
Wochen mit Thomas Gottschalk.<br />
12
BUSINESS INSIDE<br />
DER<br />
FITNESSBRANCHE<br />
GING ES<br />
2021 WIRKLICH<br />
BESSER?<br />
Momentan haben viele Menschen die Hoffnung, dass die Omikron-Welle, das Alpha & Delta Virus ausrottet<br />
und dann, über einen milden Verlauf bei Erkrankten mit kurzen Quarantäne-Zeiten, langsam<br />
wieder bessere Zeiten anbrechen. Sowohl bei den Edelhelfern als auch bei der FIBO, wird über eine wieder<br />
erstarkte Fitnessbranche berichtet, mit starken Zuwachszahlen in 2021.<br />
So berichten die Edelhelfer davon, dass Planet<br />
Fitness „wieder“ mehr als 15 Millionen Mitglieder<br />
hat, dass Artic erste Erfolge nach der Pandemie<br />
verzeichnen kann, von 300 Millionen Pfund Invenstment<br />
für „Pure Gym“ von KKR, um die Pläne von<br />
„Pure Gym“ zur Expansion zu finanzieren und von<br />
„The Gym“, dass eine starke Erholung der Mitgliederzahl<br />
verzeichnet.<br />
Das mag im Ausland so sein.<br />
Bei den meisten Fitness-Studios in Deutschland,<br />
führt das zum Kopfschütteln und Erstaunen.<br />
Eine wirkliche Trendwende zur Rückkehr zu den<br />
Zahlen vor Beginn der Pandemie haben nur einige<br />
wenige Studios vermeldet.<br />
So merkt der Vorsitzende des NAC (National Athletic<br />
Committee), Dirk Kau an:<br />
„Das ständige Auf und Ab, bzw. Lockdown oder<br />
eingeschränkte Öffnung der Fitness-Studios<br />
ist nicht dazu geeignet, neue Mitglieder zu gewinnen.<br />
Ein, zwei oder drei Monate mit einge-<br />
schränkten Umsätzen gleichen auch die Monate<br />
der Pandemie nicht aus. So hat auch bisher der<br />
Januar, in dem normalerweise die meisten Anmeldungen<br />
geschrieben werden, bisher längst<br />
nicht die Erwartungen erfüllt, was bei der Kontrolle<br />
von 2G bzw. 2G plus an der Eingangstür<br />
nicht überraschend ist. Auch die staatlichen Hilfen<br />
haben da nur eingeschränkt geholfen, da<br />
diese oft teils oder sogar komplett zurückgezahlt<br />
werden müssen.“<br />
Natürlich habe ich auch von ein paar Studios gehört,<br />
wie dem von Paul Underberg in Dorsten, wo<br />
ich vor kurzem war, das mit neuer Ausstattung<br />
und Überraschungen, die Kunden halten kann.<br />
Doch grundsätzlich ergaben meine Gespräche<br />
mit Außendienstlern der Fitnessbranche zu 90%<br />
ein weiterhin negatives Ergebnis zur Lage der<br />
Studios in Deutschland, auch in 2021.<br />
Volker Ebener<br />
13
BUSINESS INSIDE<br />
LIFE FITNESS<br />
OFFIZIELLER<br />
LIEFERANT<br />
VON WILLIAMS RACING<br />
Life Fitness sorgt bei Williams Racing für Power. Gemütlich hinterm Lenkrad sitzen? Von wegen!<br />
Formel-1-Fahrer sind Hochleistungsathleten, die ihren Körper bis ans Limit belasten müssen.<br />
Life Fitness sorgt bei Williams Racing für Power. Gemütlich hinterm Lenkrad<br />
sitzen? Von wegen! Formel-1-Fahrer sind Hochleistungsathleten, die<br />
ihren Körper bis ans Limit belasten müssen. Nach Berechnungen des<br />
Max Planck Instituts wirken bei der Beschleunigung eines PKW etwa 0,3 G<br />
auf die Insassen ein. Wenn ein Formel-1-Fahrer aufs Gaspedal tritt, steigt<br />
die Belastung auf 1 bis 1,5 G. Bei der rasanten Fahrt durch eine Kurve kann<br />
dieser Wert sogar schnell auf bis zu 5 G explodieren.<br />
Im sechsten Jahr<br />
Derart hohe Belastungen kann<br />
man dem Organismus nur bei<br />
einem entsprechenden Trainingszustand<br />
zumuten. Alles<br />
andere wäre unverantwortlich.<br />
Solche Kräfte müssen effektiv<br />
abgeleitet werden, um keine<br />
Schädigung des passiven<br />
Bewegungsapparates zu provozieren.<br />
Dafür zuständig ist<br />
die Muskulatur. Dem tragen<br />
auch Life Fitness und eines der<br />
weltweit führenden Formel-1-<br />
Teams, der britische Rennstall<br />
Williams Racing, Rechnung. Im<br />
sechsten Jahr befindet sich<br />
die Partnerschaft mittlerweile.<br />
Jetzt wird Life Fitness in den<br />
kommenden fünf Jahren der<br />
i<br />
G-Kräfte in der<br />
Formel-1<br />
Nach Berechnungen des Max<br />
Planck Instituts wirken bei der<br />
Beschleunigung eines PKW<br />
etwa 0,3 G auf die Insassen<br />
ein.<br />
Wenn ein Formel-1-Fahrer<br />
aufs Gaspedal tritt, steigt die<br />
Belastung auf 1 bis 1,5 G.<br />
Bei der rasanten Fahrt durch<br />
eine Kurve kann dieser Wert<br />
sogar schnell auf bis zu 5 G<br />
explodieren.<br />
14
BUSINESS INSIDE<br />
offizielle Lieferant von Fitness-Equipment für<br />
Williams Racing.<br />
Dazu gehört auch die komplette Ausstattung<br />
des Fitnessstudios am Hauptsitz des Rennstalls<br />
mit den neuesten Geräten der Life Fitness-Markenfamilie<br />
wie Life Fitness, Hammer<br />
Strength, Cybex und ICG®. Das Personal des Unternehmens<br />
trainiert hier ebenso wie die Fahrer<br />
bei ihren Aufenthalten in Oxfordshire. Nach Chicago,<br />
Barcelona und Hongkong wird das neue<br />
Trainingszentrum der vierte Life Fitness Experience<br />
Hub. Alle mit individueller Ausstattung.<br />
Unternehmen betonen gemeinsame Werte<br />
James Bower, Vertriebsleiter bei Williams Racing,<br />
kommentiert: „Für uns als Formel 1 Team<br />
stehen Leistung und Innovation natürlich im<br />
Mittelpunkt. Daher freuen wir uns besonders,<br />
unsere Partnerschaft mit Life Fitness auszubauen<br />
und unserem Personal in den Trainingsräumen<br />
erstklassiges Fitness-Equipment bieten<br />
zu können.“<br />
Frank van de Ven, Vice President International<br />
bei Life Fitness, ergänzt: „Unsere Partnerschaft<br />
mit Williams Racing ist von vielen gemeinsamen<br />
Werten geprägt. Innovation, Exzellenz, Engineering<br />
von Weltklasse und Leistung stehen<br />
für beide Unternehmen im Vordergrund und<br />
wir sind stolz darauf, unsere Kooperation mit<br />
diesem so traditionsreichen Team der Formel 1<br />
fortsetzen zu dürfen.“<br />
Van de Ven fährt fort: „Diese Partnerschaft gibt<br />
uns die Gelegenheit, die Ergebnisse unserer<br />
Arbeit zu präsentieren, nicht nur für den Spitzensport,<br />
sondern auch für Unternehmen im<br />
Allgemeinen, da wir dem Williams-Team eine<br />
erweiterte Trainingseinrichtung bereitstellen,<br />
die die Gesundheit und das Wohlbefinden der<br />
gesamten Belegschaft fördert.“<br />
Über Williams Racing<br />
Die Kernkompetenzen der Williams Grand Prix<br />
Engineering Limited sind das Design und die<br />
Entwicklung von Rennwagen für die Formel 1<br />
Weltmeisterschaften. Seit der Gründung im<br />
Jahr 1977 hat das Unternehmen 16 Weltmeistertitel<br />
errungen und zählt damit zu den weltweit<br />
führenden F1-Teams. Neun dieser Titel hat<br />
es in der Konstrukteurswertung gemeinsam<br />
mit Cosworth, Honda und Renault errungen.<br />
Die verbleibenden sieben Titel errang es in der<br />
Fahrerwertung mit Alan Jones, Keke Rosberg,<br />
Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost, Damon<br />
Hill und Jacques Villeneuve.<br />
Info & Kontakt<br />
Life Fitness Europe GmbH<br />
Neuhofweg 9<br />
85716 Unterschleißheim<br />
Telefon: +49 (0) 89/3177510<br />
Internet: www.lifefitness.de<br />
E-Mail: vertrieb@lifefitness.com<br />
15
BUSINESS INSIDE<br />
CARLO BRÖCHER<br />
ENTWICKELT SEIT 40 JAHREN<br />
TRAININGSMASCHINEN<br />
Bild: Spiezialanfertigung von Carlo Bröcher für ein englisches Profi-Rugby-Team<br />
Als Carlo Bröcher 1976 sein Sportstudium an den Universitäten des Ruhrgebiets abschloss,<br />
war die Branche, in der er wenige Jahre später durchstarten sollte, noch eine Subkultur.<br />
In der überschaubaren Anzahl an Sportstudios, die damals über Deutschland verstreut waren,<br />
trainierten Bodybuilder. Unter Fitness verstand man noch etwas völlig anderes als ein Training<br />
mit entsprechenden Maschinen. Vielleicht erwies sich das sogar als glücklicher Umstand für<br />
den Essener. Denn Carlo Bröcher entwickelt seit nunmehr 40 Jahren Trainingsmaschinen.<br />
Maschinen waren vollverchromt<br />
Als er gemeinsam mit Rolf Schrötter 1980 das<br />
Unternehmen SPORTESSE gründete, war der<br />
Markt der Gerätehersteller<br />
noch sehr überschaubar. Der spätere Boom<br />
steckte noch in den Kinderschuhen. Doch Essen<br />
und das Ruhrgebiet gehörten bereits damals zu<br />
den wenigen Hochburgen in der Szene. So verwundert<br />
es im Rückblick nicht, dass nahezu zeitgleich<br />
wenige Kilometer entfernt Peter Förster und Walter<br />
Herden mit GYM 80 ein Unternehmen ins Leben<br />
riefen, das bis heute weit über die Grenzen<br />
Deutschlands hinaus einen guten Ruf genießt.<br />
Doch zurück ins Jahr 1980. Der Zufall wollte es,<br />
dass kurze Zeit später Benno Dahmen das SPORT<br />
& FITNESS-<strong>Magazin</strong> auf den Markt brachte, das<br />
sich in den folgenden mehr als 20 Jahren mit<br />
Lizenzausgaben in den Niederlanden, Großbritannien,<br />
Frankreich, Portugal, Spanien, Österreich<br />
& Italien zu einem der bedeutendsten europäischen<br />
Fitnessmedien entwickelte.<br />
Mit futuristisch aufgemachten doppelseitigen<br />
Anzeigen in jeder <strong>Ausgabe</strong>, machte SPORTESSE<br />
schnell auf sich aufmerksam und expandierte<br />
unaufhaltsam.<br />
Die Gründungsphase hätte kaum besser<br />
gewählt sein können. Innerhalb weniger Jahre<br />
explodierte die Zahl der Sportstudios in Deutschland<br />
und Carlo Bröcher konnte als Konstrukteur<br />
die während des Sportstudiums erworbenen<br />
Kenntnisse der funktionellen Anatomie in die Entwicklung<br />
der Geräte einbringen. Dabei legte er<br />
nicht nur Wert auf die Technik, wie den Einsatz<br />
von Exzentern, den wir in unserem Artikel „Wie<br />
der Exzenter das Training revolutionierte“ bereits<br />
vorgestellt haben, sondern auch auf die Optik.<br />
Alle Maschinen waren vollverchromt. Ein Novum<br />
zu jener Zeit, in der die reine Zweckmäßigkeit im<br />
Vordergrund stand.<br />
16
BUSINESS INSIDE<br />
International unterwegs<br />
SPORTESSE gehört mittlerweile in Deutschland<br />
der Vergangenheit an, existiert aber nach<br />
wie vor in England als Produzent im Bereich<br />
Hochleistungssport. Und Carlo Bröcher hat sich<br />
immer noch mit Leib und Seele der Fitnessbranche,<br />
u.a. an zahlreichen Olympiastützpunkten,<br />
verschrieben. So sponsert er auch im Kraftdreikampf<br />
durch die Abgabe von Geräten zum<br />
Selbstkostenpreis.<br />
Mittlerweile zählt er 71 Lenze, ans Aufhören denkt<br />
er noch lange nicht. Für das im englischen West<br />
Hay unweit von Glastonbury ansässige Dienstleistungsunternehmen<br />
I-O-C ist er als Sachverständiger<br />
und Auditor international unterwegs<br />
und nimmt Zertifizierungen nach DIN ISO 9001<br />
vor.<br />
Allerdings reicht ihm auch das noch nicht. Sein<br />
Herz schlägt immer noch für die Gerätekonstruktion.<br />
Aktuell liegt sein Fokus auf der Produktion<br />
ausgefeilter Sonderanfertigungen für ganz<br />
spezielle Einsätze.<br />
Erst kürzlich hat er für ein englisches Rugby-Team<br />
eine regelrechte „Monster“-Beinpresse<br />
ersonnen, die auch durchtrainierte Hochleistungssportler<br />
an ihre Grenzen bringt. Der Clou<br />
an dem Gerät ist eine extreme Betonung der<br />
Negativphase. Hier können über eine spezielle<br />
Hydraulik noch einmal bis zu 300 kg Belastung je<br />
Bein zugeschaltet werden.<br />
Die Resonanz auf die Sonderanfertigung war<br />
so überwältigend, dass mittlerweile sogar das<br />
englische Cycling-Team die Maschine nutzt,<br />
um die Beine auch für knüppelharte Anstiege in<br />
Form zu bringen.<br />
„Die Anforderungen, die solche Einzelanfertigungen<br />
stellen, sind natürlich ganz andere als<br />
damals bei SPORTESSE“, freut sich Carlo Bröcher.<br />
„Selbst wenn die Skizzen stehen, ist es noch<br />
eine Herausforderung, ein Unternehmen zu finden,<br />
dass diese Spezialkonstruktionen zu einem<br />
darstellbaren Preis herstellen kann.“ Doch für<br />
den in Ost und West gut vernetzten Vollblut-Konstrukteur<br />
ist auch das sicher keine ernstzunehmende<br />
Hürde.<br />
Bild oben:<br />
Carlo Bröcher in China, wo er<br />
Zertifizierungen vornimmt.<br />
Bild links:<br />
Mit Mr- Olympia Chris Dickerson<br />
auf der Terasse des Gold´s Gym<br />
17
BUSINESS INSIDE<br />
ERFOLGSFAKTOR<br />
DIE BETREUUNG<br />
MUSS STIMMEN<br />
Bild: iStock 670051268<br />
Die Betreuung in Sportstudios ist ein Dauerthema. Aber warum ist sie gerade hier so wichtig?<br />
Anders als beim Gewichtheben oder beim Kraftdreikampf kann man doch im Umgang mit<br />
modernen Trainingsmaschinen kaum noch etwas falsch machen, oder? Schön wäre es, doch<br />
ganz so einfach ist es leider nicht.<br />
Die Anforderungen sind zwar<br />
nicht so komplex wie bei freien<br />
Übungen, aber dennoch<br />
bleibt die Herausforderung,<br />
die Wirkung genau da hinzubekommen,<br />
wo sie hin soll.<br />
Viele Mitglieder haben<br />
keinen nennenswerten<br />
sportlichen Background.<br />
An dieser Stelle sind die<br />
Teams auf der Fläche und den<br />
Kursräumen gefordert.<br />
Nicht nur mit Know-how, sondern<br />
vor allem auch mit sehr<br />
viel Fingerspitzengefühl bei<br />
der Betreuung. Die meisten<br />
18<br />
Menschen, mit denen man<br />
während einer Tätigkeit als<br />
Trainer konfrontiert wird, haben<br />
keinen nennenswerten<br />
sportlichen Background. Falls<br />
doch, liegt das oft Jahre oder<br />
Jahrzehnte zurück. Das Gefühl<br />
für den eigenen Körper ist daher<br />
bei vielen nur unzureichend<br />
ausgebildet.<br />
Dabei spielt das Alter eher eine<br />
untergeordnete Rolle. Natürlich<br />
können Ältere in ihrer Beweglichkeit<br />
eingeschränkt sein.<br />
Allerdings lässt sich das<br />
auch bei immer mehr jungen<br />
Menschen beobachten.<br />
Die Fähigkeit, sich vorstellen zu<br />
können,<br />
wie sich einzelne Muskeln oder<br />
Muskelgruppen während einer<br />
Bewegung anfühlen sollten, ist<br />
schon deutlich reduziert.<br />
Das ist bei sportlichen Quereinsteigern<br />
völlig anders. Turner<br />
oder Judoka sind mit ihrem<br />
Körper so vertraut, dass sie<br />
selbst Abläufe von Übungen,<br />
die sie nie zuvor gemacht haben,<br />
„erspüren“ können. In<br />
wenigen Wochen lässt sich<br />
diese Fähigkeit wieder bei den<br />
Olympischen Winterspielen<br />
beobachten. Achtet einmal auf<br />
die Bob- oder Skifahrer in der<br />
letzten Konzentrationsphase<br />
vor dem Start. Sie gehen in<br />
Gedanken die vor ihnen lieg-
BUSINESS INSIDE<br />
ende Strecke bis ins letzte Detail<br />
durch. Dabei reagiert der<br />
Organismus so, wie er wenige<br />
Momente später tatsächlich in<br />
der Praxis gefordert wird. Um<br />
dieses Niveau auszubilden, bedarf<br />
es allerdings vieler Jahre<br />
konzentrierten Trainings. Im<br />
Studioalltag kann man diese<br />
Fähigkeiten im Normalfall nicht<br />
voraussetzen.<br />
Mangelndes Körpergefühl<br />
geht oftmals mit<br />
Unsicherheit einher<br />
„Die Bewegung erhält die Funktion“,<br />
weiß der Volksmund. Im<br />
Alter kann es ein unschätzbarer<br />
Vorteil sein, wenn man<br />
sein Leben lang körperlich aktiv<br />
gewesen ist. Wir alle kennen<br />
Menschen, die auch jenseits<br />
des 70. oder gar 80. Lebensjahres<br />
immer noch eigenständig<br />
durchs Leben kommen.<br />
Die vielleicht sogar ihre Einkäufe<br />
noch mit dem Rad erledigen<br />
und jede Treppe als willkommene<br />
Abwechslung betrachten.<br />
Eindrucksvoller lässt sich die<br />
These von der funktionserhaltenden<br />
Bewegung nicht untermauern.<br />
Leider gibt es dabei<br />
auch einen Umkehrschluss.<br />
Auch dafür gibt es zahlreiche<br />
Beispiele. Wer es sich<br />
schon beizeiten zu gemütlich<br />
macht, muss sich darauf einstellen,<br />
dass ihm sein Körper<br />
irgendwann die Gefolgschaft<br />
aufkündigt. Eine funktionierende<br />
Muskulatur, die mühelos<br />
alle Herausforderungen des<br />
Alltags bewältigt, fällt einem<br />
nicht in den Schoß. In jungen<br />
Jahren mag einem das nicht<br />
so wichtig erscheinen. In den<br />
ersten Lebensdekaden reicht<br />
das Kraftniveau in der Regel<br />
auch ohne sportliche Betätigung,<br />
um den Alltag zu bewältigen.<br />
Doch spätestens ab dem<br />
30. Lebensjahr geht es mit der<br />
körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
bergab.<br />
Zumindest, wenn man sich<br />
nicht aktiv dagegenstemmt. Je<br />
geringer der Leistungspuffer ist,<br />
den man sich bis dahin zugelegt<br />
hat, umso gravierender<br />
sind die Auswirkungen. Doch<br />
nicht nur der Mangel an Kraft<br />
und die damit einhergehenden<br />
zunehmenden Einschränkungen<br />
im Alltag erweisen sich<br />
dann als Nachteil.<br />
Das mangelnde Bewegungsgefühl<br />
erschwert es außerdem,<br />
die muskulären Defizite durch<br />
ein Training ohne qualifizierte<br />
Betreuung auszugleichen.<br />
Bild: iStock 819903766<br />
Dafür müssen erst die Voraussetzungen<br />
geschaffen werden.<br />
Das ist der Moment, in dem gut<br />
ausgebildete Trainerinnen und<br />
Trainer zeigen können, dass sie<br />
ihr Handwerk verstehen.<br />
Die Betreuung wird zum<br />
Erfolgsfaktor<br />
Doch der Einsatz lohnt sich. Für<br />
die Mitglieder und für das Studio.<br />
Keine noch so gut gemeinte<br />
Werbemaßnahmen kann ein<br />
Ersatz für einen guten, vertrauensvollen<br />
Kontakt zwischen<br />
den Mitgliedern und dem Team<br />
sein. Das liegt in der Natur der<br />
Sache. Niemand im Studio, einschließlich<br />
dem Inhaber, kommt<br />
den Mitgliedern auf einer<br />
persönlichen Ebene so nah, wie<br />
das Team auf der Fläche oder<br />
im Kursraum. Entsprechend<br />
groß sollte das Interesse sein,<br />
bei der Betreuung nur gut<br />
ausgebildete Spitzenkräfte<br />
im Einsatz zu wissen. Sympathieträger,<br />
die sich nicht zu<br />
schade sind, einem Mitglied<br />
eine Übung auch zum fünften<br />
oder sechsten Mal zu erklären,<br />
wenn der Bewegungsablauf<br />
dann immer noch nicht sitzt.<br />
Immerhin lebt ein modernes<br />
Fitness- und Gesundheitsstudio<br />
von Mitgliedern, die nicht<br />
aus dem leistungssportlichen<br />
Bereich kommen, sondern<br />
häufig Jahre gebraucht haben,<br />
um einen Ausgleich zu ihrem<br />
bewegungsarmen Alltag zu<br />
finden. Erwachsene Menschen,<br />
die sich den Beitrag hart erarbeiten<br />
müssen und neben dem<br />
sportlichen Angebot auch ein<br />
wenig Entspannung und Spaß<br />
in ihrer Freizeit suchen. Eines<br />
wollen sie für ihr Geld ganz sicher<br />
nicht: belehrt werden.<br />
Gute Trainerinnen und Trainer<br />
haben dafür ein gutes Gefühl.<br />
Sie sind in der Lage, neben<br />
ihrem Wissen über physiologische<br />
Zusammenhänge<br />
& das Erstellen von Trainingsplänen<br />
auch die menschliche<br />
Komponente nie aus den<br />
Augen zu verlieren. Das macht<br />
die Betreuung auf der Fläche<br />
und im Kursraum für das Studio<br />
zu einem Erfolgsfaktor, der gar<br />
nicht hoch genug eingeschätzt<br />
werden kann.<br />
19
BUSINESS INSIDE<br />
Strategien zur<br />
AUFRECHTERHALTUNG &<br />
STEIGERUNG DER INTRINSISCHEN<br />
Motivation bei Mitgliedern von Fitnessclubs<br />
Motivation ist ein in der sport- und bewegungspsychologischen Literatur sehr gut erforschtes Thema<br />
und ein Schlüsselfaktor, der letztlich das Verhalten prägt, da sie dafür verantwortlich ist, wie viel Anstrengung<br />
ein Trainierender aufwendet, wie viel Spaß er an der Bewegung hat und ob er ein Trainingsprogramm<br />
durchhält. In diesem Artikel erklärt Professor Adam Nicholls, was Motivation ist, warum sie<br />
wichtig ist, und stellt Strategien zur Steigerung der intrinsischen Motivation vor.<br />
Was ist Motivation?<br />
Um die Motivation eines Sportlers aufzubauen,<br />
ist es wichtig zu wissen, was Motivation ist und<br />
welche verschiedenen Arten von Motivation es<br />
gibt. Conroy et al. (2007) definieren Motivation<br />
als “den Prozess der Initiierung, Lenkung und<br />
Aufrechterhaltung von Verhalten” (S. 182). Im<br />
Wesentlichen geht es bei der Motivation darum,<br />
warum Menschen bestimmte Verhaltensweisen<br />
ausüben, wie z. B. Sport treiben oder andere<br />
Hobbys haben (Ryan und Deci, 2017). Tatsächlich<br />
fanden Keegan et al. (2009) heraus, dass andere<br />
Personen wie Personal Trainer und Physiotherapeuten<br />
die Motivation von Sportlern durch<br />
ihre Anweisungen und Bewertungen beeinflussen<br />
können.<br />
Extrinsische & intrinsische<br />
Motivation<br />
Eine Person ist intrinsisch motiviert, wenn sie eine<br />
Tätigkeit aufgrund der Befriedigung ausüben<br />
möchte, die sie bei der Ausübung der Tätigkeit<br />
erfährt (Ryan und Deci, 2017). Es gibt Hinweise<br />
darauf, dass Frauen intrinsisch motivierter sind<br />
als Männer (Clancy et al., 2016), was darauf<br />
schließen lässt, dass Trainer mit Männern härter<br />
arbeiten müssen als mit Frauen, um intrinsische<br />
Motivation zu wecken. Athleten sind extrinsisch<br />
motiviert, wenn sie eine Aktivität für erwartete<br />
Belohnungen oder Ergebnisse ausführen, wie z.<br />
B. den Gewinn von Geld oder Auszeichnungen<br />
(Vallerand, 2007).<br />
Prof. Dr.<br />
Adam Nicholls<br />
University of Hull<br />
20
Bild: Shutterstock 750624433<br />
BUSINESS INSIDE<br />
Spielt die Art der Motivation eine Rolle?<br />
Die einfache Antwort auf diese Frage lautet JA!<br />
Personen, die intrinsisch motiviert sind, halten<br />
mit größerer Wahrscheinlichkeit auch bei widrigen<br />
Umständen durch (Vallerand und Rousseau,<br />
2001), sind engagierter (Pulido et al., 2018)<br />
und nehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />
ein bestimmtes Verhalten weiterhin an.<br />
(Deci und Ryan, 2000)<br />
Auf der nächsten Seite geht´s weiter ><br />
21
BUSINESS INSIDE<br />
Strategien zur Steigerung der intrinsischen Motivation<br />
Die Fähigkeiten und Fertigkeiten herausfordern<br />
Trainingsprogramme für Einzelpersonen sollten schwierig sein, aber von den Trainierenden<br />
erreicht werden können, wenn sie sich maximal anstrengen (Amorose, 2007).<br />
Sinnvolle Trainingsprogramme entwerfen<br />
Fitnessfachleute könnten Programme entwerfen, die mit den Zielen der Trainierenden kongruent<br />
sind und die Gründe für eine bestimmte Übung erklären (Berntsen und Kristiansen,<br />
2019). Fügen Sie dem Training einen Wettbewerb hinzu - Fitnessfachleute könnten Aufzeichnungen<br />
über die erzielten Fortschritte führen und die Trainierenden herausfordern, ihre<br />
früheren Leistungen zu übertreffen.<br />
Konstruktives Feedback geben<br />
Amorose (2007) schlug vor, dass das Feedback betonen sollte, was ein Trainierender tun<br />
kann, um seine Leistung zu verbessern, Fortschritte bei seinen Fitnesszielen zu machen oder<br />
Herausforderungen zu meistern.<br />
Entwicklung der Beziehung zwischen Kunde und Athlet<br />
Die Beziehung zwischen Kunde und Athlet ist der Schlüssel zur intrinsischen Motivation eines<br />
Trainierenden (Amorose, 2007). Fitness-Profis könnten daran arbeiten, ihre Beziehung zu<br />
den Kunden zu entwickeln und etwaige Konflikte zu bewältigen, wenn diese auftreten.<br />
Zielsetzung<br />
Fitnessfachleute könnten die Trainierenden ermutigen, sich selbst Ziele zu setzen und Strategien<br />
zu entwickeln, mit denen sie ihre Ziele erreichen können. Die Ziele sollten sich auf die<br />
Selbstverbesserung konzentrieren (Matosic et al., 2016).<br />
Geben Sie den Trainierenden die Kontrolle<br />
Reeve (2009) schlug vor, den Trainierenden nach Möglichkeit, die Möglichkeit zu geben, die<br />
Struktur der Trainingseinheiten, die Trainingsinhalte und die Häufigkeit der Trainingseinheiten<br />
mitzubestimmen. Dies vermittelt ein Gefühl der Eigenverantwortung und der Befähigung.<br />
Zuhören und anerkennen<br />
Sportfachleute sollten zuhören, was ihre Kunden sagen, und die Gefühle der Kunden anerkennen,<br />
anstatt sie zu ignorieren (Amorose, 2007). Dies trägt dazu bei, Vertrauen zwischen<br />
Sportlern und Trainern zu schaffen, was wichtig ist, damit sich die Menschen umsorgt fühlen<br />
(Tessier et al., 2010).<br />
Zusammenfassung<br />
Fitness-Profis haben einen entscheidenden Einfluss darauf, ob<br />
Trainierende intrinsisch oder extrinsisch motiviert sind. Daher<br />
ist es sehr wichtig, dass sie evidenzbasierte Verhaltensweisen<br />
anwenden, um die intrinsische Motivation zu fördern, und Verhaltensweisen<br />
unterlassen, die die intrinsische Motivation mindern<br />
können.<br />
22
BUSINESS INSIDE<br />
Zu vermeidende Verhaltensweisen<br />
Fitnessexperten sollten auch bestimmte Verhaltensweisen vermeiden, die sich negativ<br />
auf die intrinsische Motivation auswirken können. Dazu gehören:<br />
Bedingte Wertschätzung<br />
Dies bedeutet, dass ein Fitnessexperte Aufmerksamkeit, Zuneigung und Unterstützung anbietet,<br />
wenn ein Trainierender sich in einer gewünschten Weise verhält (z. B. ein Fitnessziel<br />
erreicht, Gewicht verliert oder bei einem Fitnesswettbewerb gut abschneidet), aber die Aufmerksamkeit,<br />
Zuneigung und Unterstützung zurückzieht, wenn der Trainierende die gewünschten<br />
Verhaltensweisen nicht zeigt.<br />
Einschüchternde Verhaltensweisen<br />
Dies beinhaltet, dass eine Sportfachkraft die Trainierenden verbal beschimpft, z. B. indem sie<br />
die Trainierenden persönlich angreift. Das Ziel eines solchen Verhaltens ist es, die Teilnehmer<br />
zu demütigen und herabzusetzen.<br />
Literatur:<br />
Amorose, A. J. (2007) Coaching effectiveness: exploring the<br />
relationship between coaching behavior and motivation<br />
from a SDT perspective’, in N. Chatzisarantis and M. S. Hagger<br />
(Eds.), Self-determination in sport and exercise, Champaign,<br />
IL: Human Kinetics, pp. 209-227.<br />
Berntsen, H., and Kristiansen, E. (2019) ‘Guidelines for<br />
need-supportive coach development: The Motivation<br />
Activation Program in Sports (MAPS)’, International Sport<br />
Coaching Journal, 6, 88–97.<br />
Clancy, R. B., Herring, M. P., MacIntyre, T. E., and Campbell, M.<br />
J. (2016) ‘A review of competitive sport motivation research’,<br />
Psychology of Sport and Exercise, 27, 232-242.<br />
Conroy, D. E., Elliot, A. J., and Coatsworth, J. D. (2007) ‘Competence<br />
motivation in sport and exercise’, in M. S. Hagger<br />
amd N. L. D. Chatzisarantis (eds.), Intrinsic motivation and<br />
self-determination in exercise and sport, Champaign, IL:<br />
Human Kinetics, pp. 181-192.<br />
Deci, E. L., and Ryan, R. M. (2000) ‘The “what” and “why” of<br />
goal pursuits: Human needs and the self-determination of<br />
behaviour’, Psychological Inquiry, 11, 227–268.<br />
Keegan, R. J., Harwood, C. G., Spray, C. M., and Lavallee, D. E.<br />
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climate in early career sports participants: Coach, parent<br />
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Matosic, D., Ntoumanis, N., and Quested, E. (2016) ‘Antecedents<br />
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Netherlands: Academic.<br />
Pulido, J. J., Sánchez-Oliva, D., Sánchez-Miguel, P. A., Amado,<br />
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soccer players: A self-determination perspective’, International<br />
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more autonomy supportive’, Educational Psychologist, 44,<br />
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Ryan, R.M., and Deci, E.L. (2017) ‘Self-determination theory:<br />
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and wellness’, New York, NY: Guilford.<br />
Tessier, D., Sarrazin, P., and Ntoumanis, N. (2010) ‘The effect<br />
of an intervention to improve newly qualified teachers’<br />
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Vallerand, R. J. and Rousseau, F. L. (2001) ‘Intrinsic and extrinsic<br />
motivation in sport and exercise: a review using the<br />
Hierarchical Model of Intrinsic and Extrinsic Motivation’, in<br />
Handbook of Sport Psychology, in R. N. Singer, H. A. Hausenblas<br />
and C. M. Janelle (eds.), New York: Wiley, 2nd ed, pp.<br />
389–416.<br />
23
BUSINESS INSIDE<br />
ÜBERNAHME<br />
ACISO WIRD VON<br />
LAFAYETTE ÜBERNOMMEN<br />
Keine 10 Jahre hat der Ausflug der Migros Sport und Freizeit GmbH auf den deutschen Fitnessmarkt gedauert.<br />
Das mit großen Worten angekündigt und großem Einsatz betriebene Projekt, endete jetzt nach etwas<br />
über 9 Jahren im Verkauf der Aciso Fitness & Health GmbH an den Finanzinvestor Lafayette.<br />
Migros Sport & Freizeit in Deutschland<br />
Ich kann mich noch an die erste Pressekonferenz<br />
der Migros Zürich bzw. deren Tochterfirma Migros<br />
Sport & Freizeit Deutschland GmbH in München<br />
erinnern, als dort am 13.11.2012 das erste Schweizer<br />
Fitness-Studio eröffnet wurde. Natürlich kann<br />
ich mich auch noch an die damalige Ansprache<br />
erinnern, wo der Redner „Fitness a la Swiss“ vorstellte,<br />
das die Deutschen jetzt kennenlernen<br />
würden. Das erschien mir etwas überzogen,<br />
denn erfolgreiche Studiobetreiber hatten wir<br />
auch damals schon in Deutschland.<br />
Offensichtlich ging der Migros Zürich aber das<br />
Wachstum in Deutschland nicht flott genug,<br />
denn 2014 hatte man vom Alleineigentümer Paul<br />
Underberg 30 % der Anteile von Inline und den<br />
Injoystudios mit ca. 200 Franchisenehmern in<br />
Europa erworben. 2016 übernahm Migros dann<br />
komplett die Anteile von Inline & Injoy zu 100 %.<br />
Aufgrund der zunächst kooperativen Zusammenarbeit<br />
mit dem Inline & Injoy Gründer Paul<br />
Underberg erschien es durchaus möglich, dass<br />
die Migros mit diesem Kauf einen großen Coup<br />
gelandet hatte. Infolge der positiven Geschäftsentwicklung<br />
wurde eine weitere Geschäftsführerin<br />
neben Paul Underberg eingestellt. Da<br />
ich persönlich auch ein paar Probleme mit dieser<br />
Geschäftsführerin hatte, konnte ich P. Underberg<br />
recht gut verstehen, dass auch er in der<br />
Zusammenarbeit mit dieser Geschäftsführerin<br />
Probleme hatte. Dann gab es jedoch bei Migros<br />
eine überraschende Entscheidung, nämlich die<br />
fristlose Entlassung von P. Underberg. Der Motor<br />
der Inline & Injoy Betriebe fing an zu stottern.<br />
Die Fusion mit Greinwalder & Partner<br />
2019 gab es dann die Fusion der Inline-Unternehmensberatung<br />
und deren größten Mitbewerben<br />
Greinwalder und Partner zur Aciso<br />
24
BUSINESS INSIDE<br />
Bild: Shutterstock 1529284763<br />
Fitness & Health GmbH. Mit dem ehemaligen<br />
Greinwalder & Partner Boss Oliver Sekula kehrte<br />
dann etwas Ruhe ein und man konnte annehmen,<br />
dass er das Unternehmen und die großen<br />
Premium Clubs, namens Elements in den Griff<br />
bekommen hatte. Dann jedoch trat O. Sekula<br />
2021 in den Ruhestand und übergab den Staffelstab<br />
an seinen Vize Thomas Nemmaier. Doch<br />
der hatte keine große Chance, das Schiff in sichere<br />
Gewässer zu steuern.<br />
Jetzt erhielten wir die Nachricht, dass der Finanzinvestor<br />
Lafayette, der bereits 2018 Kettler<br />
übernommen hat, die Aciso mit allen Töchtern<br />
gekauft hat. Wer dann an die Spitze des Unternehmens<br />
kommt, auf den wartet viel Arbeit.<br />
Vielleicht eine Chance für Inline & Injoy einen<br />
ehemaligen, erfolgreichen Geschäftsführer wieder<br />
ans Board zu holen.<br />
Info & Kontakt<br />
Aciso Fitness & Health Consulting<br />
Valentin-Linhof-Str. 8,<br />
81829 München<br />
Telefon: +49 89-45098130<br />
E-Mail: info@aciso.com<br />
Internet: www.aciso.com<br />
25
BUSINESS INSIDE<br />
Paul Underbergs<br />
Analyse zur Lage der Branche und ein Leitfaden mit<br />
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
Es gibt aktuell keine Planungssicherheit und<br />
keine klare Perspektive. Niemand kann abschätzen,<br />
wann der ganze Spuk vorbei ist. Es wird<br />
für kapitalschwache Unternehmen wirtschaftlich<br />
jedenfalls härter als viele es gerade annehmen,<br />
wenn die Überbrückungshilfen wegfallen<br />
und das Gap des Mitgliederverlustes nicht<br />
schnell genug geschlossen werden kann.<br />
Die Zeit vergeht sowieso – obwohl wir gerade<br />
das Gefühl haben, dass alles steht. „Was<br />
demnächst geschah“ – könnte man sagen.<br />
Was können wir tun, wenn wir doch dem<br />
Ganzen so ausgeliefert sind?<br />
Nichts tun, ist jedenfalls keine Option.<br />
Möglichst unabhängig bleiben. Zu guten<br />
Marktzeiten sagt man, dass die Schnellen die<br />
Langsamen fressen; in und nach Krisen und Katastrophen<br />
fressen die (finanz-)Starken aber<br />
eher die Schwachen.<br />
Unabhängig bleiben von sogenannten B2C-Aggregatoren,<br />
so verlockend die Zusatzumsätze<br />
mit ihnen sein mögen; diese dürfen bei<br />
möglichem Wegfall die Existenz aber nicht<br />
gefährden. Das geht nicht gut aus. In der Natur<br />
nennt man das, „wenn der Parasit seinen Wirt<br />
frisst.“<br />
Paul Underberg, Gründer von INJOY und mehr als<br />
25 Jahre Inhaber der führenden Unternehmensberatung,<br />
INLINE verkaufte 2015 an die MIGROS. Heute<br />
immer noch Multiunternehmer, aber auch noch<br />
leidenschaftlicher Studiobetreiber (u.a. mehrere<br />
Beteiligungen) und Privatier.<br />
Einschätzung mit eingebauter Perspektive<br />
zur Lage in unserem Fitness- und Gesundheitsmarkt.<br />
„Wird‘s besser?“ – „Wird‘s schlimmer?“, fragen<br />
wir uns seit Monaten. Es traf uns in einer Phase,<br />
in der die Fitnessbranche am größten und<br />
stärksten war.<br />
Der Fitnessmarkt an sich hat beste Perspektiven<br />
- aber für viele Einzelne wird es brutal.<br />
Fakt ist, dass wir uns nach fast 2 Jahren<br />
Pandemie und einem latenten Fahren mit angezogener<br />
Handbremse heute fragen, „was<br />
kommt nach der nächsten Corona-Variante?“<br />
Nichts ist jetzt wichtiger als Liquidität.<br />
Und/oder auch Bonität - allerdings bedingt das<br />
jetzt fast einander und es ist schwer pauschal zu<br />
sagen, ob es sich lohnt, sich für sein Unternehmen<br />
nochmals mit Krediten komplett neu zu<br />
verschulden. Persönliches Alter, regionale und<br />
allgemeine Marktsituation, Kernstärke des Unternehmens<br />
im Wettbewerbsumfeld etc. sind<br />
wesentliche miteinander arbeitende Perspektivfaktoren,<br />
die mit einem qualifizierten externen<br />
Berater objektiv erarbeitet und bewertet werden<br />
müssen. Es muss ja nicht gerade der Bankberater<br />
sein. Ha, ha.<br />
Das Wichtigste ist allerdings, alle (inne liegenden)<br />
und möglichen Wachstumspotentiale zu<br />
installieren, initiieren und zu mobilisieren.<br />
Und zwar sehr schnell und sehr effektiv.<br />
Für den einen Unternehmer/in schwer nachvollziehbar,<br />
andere halten es gar für unglaub-<br />
26
BUSINESS INSIDE<br />
würdig. Ich weiß, dass ich damit durchaus Aggressionen<br />
wecke, weil die Wahrheit immer<br />
wehtut. (Übrigens fördert eine gute Arbeit mit<br />
qualifizierten Leuten und einer somit niedrigen<br />
Fluktuation natürlich auch das Wachstum. Einverstanden!)<br />
Jedoch ist kaum noch Zeit zum Hadern, Zweifeln,<br />
Zögern.<br />
Nach ganz aktuellen Erkenntnissen und Erfahrungen<br />
sind das wesentliche Faktoren und<br />
ineinandergreifende Treiber, Auslöser und<br />
Grundelemente, die uns in unseren Fitnessanlagen<br />
auch zu Corona-Zeiten aktuell erheblich<br />
Neumitglieder bringen und denen muss Vorfahrt<br />
gewährt werden:<br />
Monatlich kündbare Abos schaffen mehr Zuspruch<br />
und Volumen. Menschen wollen in diesen<br />
Zeiten flexibel sein und sind bindungsscheu geworden.<br />
Die Weiterempfehlung ist nach wie vor die<br />
Königsdisziplin. Allerdings geht hier nichts mehr<br />
analog, mit Papier und/oder buchstäblicher<br />
“Mund-zu-Mund-Propaganda”. Dazu sind die<br />
Menschen – unabhängig vom Datenschutz - zu<br />
träge geworden und kaum mehr bereit. - Alles<br />
jetzt nur digital - bestenfalls vom Handy aus.<br />
Das Gleiche gilt für Werbung, Marketing und<br />
PR. Alles digital - fast automatisiert.<br />
Werbung wie im TV. Das geht jetzt. Und auf<br />
diesen Kanälen (FB, Insta und Co.) erzielen bewegte<br />
Bilder (das sind qualitative kurze Spots)<br />
deutlich mehr messbare Response als Standbilder,<br />
Fotos mit Texten. Die Menschen werden<br />
im Netz praktisch zu Mitgliedern. Die Infrastruktur<br />
bietet z.B. DSB und Co.<br />
Beste Perspektiven!<br />
Warum?<br />
Es wird wieder eine - wenn auch andere - Normalität<br />
geben. Wie stark unsere Branche ist,<br />
sieht man auch an willkommenen Kleinigkeiten:<br />
Immer, wenn die Lockdowns zu Ende gingen,<br />
„fuhren Peleton die Leute davon“ und die Volatilität<br />
der Aktie (-60 % in den letzten 6 Monaten)<br />
war uns geschuldet. Gut so.<br />
Soziologen sind mir als Wissenschaftler gerade<br />
besonders lieb)<br />
Früher schleppten viele Menschen ihren Körper<br />
nur mit sich rum. Achtung, jetzt kommt ein<br />
Body-Caring dazu, das vom Befinden zum<br />
Empfinden führt. Weit über Ästhetik, Aussehen<br />
und mehr Leistungsfähigkeit hinaus.<br />
Es geht dann auch nicht mehr nur um Gesundheit<br />
im Sinne von existieren, sondern um Gesundheit<br />
im Sinne von stark sein, sich gut fühlen.<br />
Über alle Altersgruppen. Ein Riesenmarkt entsteht.<br />
„Erwarte nicht, dass es leichter wird, werde<br />
stärker!“, war während der Pandemie unser<br />
Motto.<br />
Bereits in den nächsten Wochen kommen neue<br />
Dinge dazu, zu denen wir jetzt noch nicht mal<br />
Fragen haben. Na und? Solange die Branche<br />
nicht komplett am Boden ist, wissen wir auch<br />
nicht, wie sicher wir sind.<br />
Auch deswegen heißt es noch lange nicht:<br />
„Rette sich, wer kann!“<br />
Sondern:<br />
Durchhalten und volle Kraft voraus. Dabei sind<br />
ein eiserner (Sieges-)Wille, Mut, Zuversicht,<br />
Dankbarkeit, Loyalität, Entscheidungsfreudigkeit<br />
… immer noch wesentliche Erfolgsprinzipien.<br />
Bündnisse wie die EA und AG der Verbände<br />
mit ihren Protagonisten sind ein Segen für die<br />
Branche, weil sie bessere Rahmenbedingungen,<br />
mehr Anerkennung und Bedeutung für alle<br />
schaffen.<br />
Dass man zudem unter einem MARKEN-Dach<br />
(wie z.B. INJOY) in einer starken Gemeinschaft,<br />
die gut geführt ist, mehr erreichen kann, als ein<br />
Einzelne/r es schaffen könnte, ist sowieso ohne<br />
Zweifel.<br />
Kraftvolle Grüße in ein gutes JA(hr) <strong>2022</strong><br />
Paul Underberg<br />
Die Pandemie sorgt gerade mit dafür, dass uns<br />
der eigene Körper mit das Allernächste geworden<br />
ist. „Liebe Deinen Körper“ statt „Liebe<br />
Deinen Nächsten“ so zunehmend das Verhalten<br />
vieler, stellt ein namhafter Soziologe fest. (Die<br />
27
BUSINESS INSIDE<br />
RehaVitalisPlus e.V.<br />
gegen das Land NRW<br />
Bisher hat der größte Anbieter von Rehabilitations Sport-Kursen, die RehaVitalisPlus e.V.,<br />
die oft nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der NRW-Landesregierung akzeptiert.<br />
So zum Beispiel im Vorjahr, als die Reha-<br />
Sport-Kurse nur in 2 Bundesländern (NRW &<br />
Sachsen-Anhalt) zumeist nur temporär oder gar<br />
nicht durchgeführt werden durften, während<br />
diese in 14 Bundesländern in den Fitness-Studios<br />
durchgeführt werden durften. Dabei allerdings<br />
mit der Einschränkung, dass das Reha-Training<br />
z.B. in Bremen, Sachsen & im Saarland zeitweise<br />
nur 1:1 erlaubt war. In den meisten Bundesländern<br />
blieben also die Rehasport-Kurse erlaubt.<br />
Über die ärztliche Anordnung, die für die Teilnahme<br />
an den Reha-Kursen notwendig ist,<br />
setzte man sich bereits damals ohne rechtliche<br />
Grundlage hinweg. Auch jetzt verstößt die<br />
Verordnung des Landes NRW wieder gegen geltendes<br />
Recht, als sie angeordnet hat, dass zum<br />
Reha-Training nur immunisierte Personen mit<br />
zusätzlichem Test zugelassen sind.<br />
Unter dem Aspekt, dass keinem Kranken der<br />
Zugang zu ärztlichen Leistungen oder Vorordnungen<br />
verwehrt bleiben darf, geht auch hier<br />
wieder das Land NRW in der Beschränkung der<br />
Bürgerrechte zu weit.<br />
Die 3 gesundheitsorientierten Verbände der<br />
Fitnessbranche Reha-Vitalis-Plus e.V. und der<br />
Bundesverband Gesundheitsstudios Deutschland<br />
e.V. sowie der Deutsche Fitness & Aerobic<br />
Verband e.V. stehen hinter dieser Klage.<br />
- Volker Ebener<br />
28
BUSINESS INSIDE<br />
Bild: Shutterstock 1078037438<br />
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29
BUSINESS INSIDE<br />
EVELYN REISSMANN nimmt vielen Menschen die<br />
ANGST VOR DEM ALTER<br />
2018 siegte Evelyn Reißmann bei der Wahl zur<br />
„Miss 50plus Germany“. Seither ist die ehemalige<br />
Versicherungsexpertin eine erfolgreiche Influencerin<br />
und ein gefragtes Model geworden. Fitness<br />
News Germany hat sie ihr Erfolgsrezept verraten<br />
und wie man sich auch jenseits des 50. Lebensjahres<br />
so unglaublich fit und vital halten kann.<br />
„Evelyn, Du wurdest Ende November 2018 zur<br />
„Miss 50plus Germany“ gekürt. Wie hat sich<br />
Dein Leben durch dieses einschneidende Ereignis<br />
verändert?<br />
„Mein Leben hat sich seit dem Gewinn dieser<br />
Wahl extrem geändert, und zwar beruflich und<br />
auch privat. Der Gewinn hat mir eine Tür in eine<br />
andere Welt geöffnet ... ich bin durchgegangen.<br />
Ich habe arbeite nicht mehr als Spezialistin in<br />
der Versicherungsbranche, sondern bin freiberuflich<br />
als Model tätig. Einen Teil meines Einkommens<br />
generiere ich auch über Instagram und<br />
ich stehe jetzt dezent in der Öffentlichkeit.“<br />
„Würdest Du Dich einer solchen Herausforderung<br />
heute noch einmal stellen?“<br />
Evelyn Reißmann: „Gute Frage… 2018 habe ich mir<br />
einen Kindheitstraum erfüllt. Einmal Miss Germany<br />
zu sein. Jetzt sehe ich dazu keine Veranlassung<br />
mehr, da ich ja mein Ziel erreicht habe.“<br />
„Du bist nach wie vor in einer unglaublichen<br />
Form und siehst blendend aus. Das Alter<br />
scheint Dir nichts anhaben zu können. Wie<br />
hältst Du Dich fit?“<br />
Evelyn Reißmann: „Ich war schon immer ein Bewegungsmensch.<br />
Ich brauche tägliche körperliche<br />
Aktivitäten. Mit meinem Hund gehe ich<br />
zweimal am Tag laufen. Da kommen ca. 8 km<br />
zusammen …win win für Franzl (mein Hund) und<br />
mich. Teilweise habe ich meine Raktor Hanteln<br />
dabei. Zu Hause und das fast täglich etwas<br />
Yoga, Planks und Sit-ups.<br />
Außerdem gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio<br />
zum Trainieren. Was ja leider durch Corona<br />
nicht immer möglich war.<br />
„Training und Ernährung sind die eine Seite,<br />
aber wo ziehst Du die unglaubliche Motivation<br />
dazu her?“<br />
30
BUSINESS INSIDE<br />
Evelyn Reißmann: „Naja…. Ich bin nicht jeden Tag<br />
gleich gut drauf und motiviert. Aber…jetzt komme<br />
ich wieder auf den Hund, den interessiert<br />
das nicht, der muss und will raus… Also auf die 8<br />
km komme ich dann täglich. Mir ist es aber auch<br />
sehr wichtig, mich in meiner Haut wohlzufühlen<br />
und das motiviert mich natürlich extra.“<br />
„Mittlerweile bist Du eine erfolgreiche Influencerin.<br />
Auf Instagram folgen Dir mehr als 70.000<br />
Menschen. Auf welchen Themen liegt Dein<br />
Fokus?“<br />
„Zum größten Teil arbeite ich auf Instagram<br />
mit Firmen aus dem Bereich und Beauty und<br />
Nahrungsergänzung zusammen. Großen Wert<br />
lege ich dabei auf nachhaltige Produkte mit hohem<br />
Qualitätsstandart. Ich bewerbe nur Produkte,<br />
hinter denen ich zu 100% stehe. Alles andere<br />
macht keinen Sinn.<br />
„Könntest Du Dir vorstellen, Dein Knowhow<br />
und Deinen Bekanntheitsgrad auch als<br />
Vorbild-Charakter in die Fitnessbranche<br />
einzubringen?“<br />
„Ich sehe mich ja jetzt schon dezent als Vorbild.<br />
Gerade jüngere Menschen sagen mir oft, dass<br />
ich Ihnen ein wenig die Angst vorm Alter nehme.<br />
Fit und gesund ab 50+ ist ein großes Thema mit<br />
einer sehr großen Zielgruppe. Ich gebe gerne<br />
mein Wissen und meine Erfahrung in diesem<br />
Bereich weiter und könnte mir das natürlich<br />
auch in der Fitnessbranche vorstellen.“<br />
„Evelyn, vielen Dank für das Interview. Vielleicht<br />
sehen wir uns schon bald auf der FIBO!“<br />
- Ralf Meier<br />
31
DIGITALISIERUNG<br />
DIE<br />
SMARTWATCH<br />
Wer sie braucht & was sie können sollte<br />
Die Smartwatch hat es innerhalb kurzer<br />
Zeit in die Hitliste der Begehrlichkeiten<br />
unter sportlich aktiven Menschen<br />
geschafft. Die wichtigste Aufgabe einer<br />
Armbanduhr ist es seit jeher, ihrem<br />
Träger die aktuelle Zeit anzuzeigen. Das<br />
war nicht immer selbstverständlich.<br />
Uhren, die am Körper getragen werden<br />
können, gibt es erst seit wenigen<br />
Jahrhunderten. Und selbst die waren<br />
lange Zeit einer kleinen Schicht vorbehalten,<br />
die sich etwas derart Extravagantes<br />
leisten konnte. Kein Wunder,<br />
dass Uhren bis heute auch Status-<br />
symbole sind, deren Preisspanne vom<br />
günstigen No-Name-Produkt bis zum<br />
begehrten Designer-Stück im Wert eines<br />
Neuwagens reicht.<br />
Eine Stoppuhrfunktion bieten die meisten<br />
Uhren schon lange. Doch vor einiger<br />
Zeit hat der Klassiker am Handgelenk<br />
ernstzunehmende Konkurrenz bekommen.<br />
Immer häufiger wird der traditionelle<br />
Chronograf gegen eine moderne<br />
Smartwatch ausgetauscht, die ihrem<br />
Besitzer eine Vielzahl an Daten liefert.<br />
32
DIGITALISIERUNG<br />
Bild: Shutterstock 1068649142<br />
Schritte, Puls & Co.<br />
Allerdings ist nicht alles neu, was eine<br />
Smartwatch zu bieten hat. Schritte, Puls<br />
& Co. geben bereits einen guten ersten<br />
Einblick in aktuelle Daten zur Trainingsleistungen.<br />
Doch mit Schrittzählerfunktion,<br />
Pulsmessung & natürlich der<br />
Zeitmessung konnten auch schon<br />
Fitnesstracker punkten. Oft schon für<br />
Preise im unteren zweistelligen Eurobereich.<br />
Was also macht eine Smartwatch so<br />
attraktiv und möglicherweise sogar zu<br />
einem echten Trainingspartner?<br />
Funktionen von jedem Nutzer benötigt.<br />
Wenn man im Studio nicht nur die<br />
Fläche, sondern auch den Cardiobereich<br />
nutzt, kann man auf die GPS-<br />
Funktion gut verzichten.<br />
Wer dagegen seine ausgedehnte Laufoder<br />
Radrunde am Wochenende gerne<br />
mal in unbekanntes Gelände verlegt,<br />
spart sich das lästige Kartenlesen. Das<br />
übernimmt die Uhr und lotst ihren Besitzer<br />
punktgenau ins Ziel. Natürlich erst, nachdem<br />
sie auch noch Vorschläge für eine<br />
passende Strecke geliefert hat.<br />
Die Frage ist gar nicht so einfach zu<br />
beantworten, denn natürlich verfügen<br />
nicht alle Smartwatches über die<br />
gleichen Features. Generell kann man<br />
allerdings sagen, dass die Angebote<br />
mittlerweile so ausgeklügelt sind, dass<br />
viele Exemplare weitaus mehr können,<br />
als ihnen beim Training abverlangt<br />
wird. Natürlich werden auch nicht alle<br />
Überblick über die<br />
Entwicklung der Leistung<br />
Aber auch damit sind die Fähigkeiten<br />
einer modernen Smartwatch noch<br />
längst nicht ausgereizt. Vor allem die<br />
hochwertigen Exemplare können den<br />
Trainingspartner fast schon ersetzen<br />
und sogar den Trainer sinnvoll ergänzen.<br />
Grund dafür ist die aufwendige Software<br />
im Hintergrund.<br />
Sie checkt die Einhaltung von Trainingsplänen,<br />
steuert die nächsten Einheiten<br />
und hilft dabei, alle wichtigen Daten für<br />
die Entwicklung der Leistung im Blick zu<br />
behalten. Dass dabei anhand der zuvor<br />
eingegebenen Parameter wie Alter,<br />
Geschlecht, Körpergröße- und gewicht<br />
auch der Energieverbrauch - zumindest<br />
näherungsweise - hochgerechnet<br />
werden kann, ist längst Standard.<br />
Einige Exemplare erfassen darüber hinaus<br />
sogar den Blutdruck oder den<br />
Sauerstoffgehalt im Blut. Über entsprechende<br />
Apps sind die Daten jederzeit<br />
auf anderen Endgeräten abrufbar oder<br />
können in den jeweiligen Communitys<br />
mit Gleichgesinnten ausgetauscht und<br />
verglichen werden.<br />
Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache,<br />
aber zumindest diejenigen, die ab<br />
und an einen kleinen Anstoß zum Training<br />
benötigen, können von den modernen<br />
Lifestyle-Tools profitieren.<br />
Wie ein Trainingspartner, den man nicht<br />
hängen lassen möchte, obwohl man<br />
keine Lust aufs Training hat, hilft auch die<br />
Sport Watch bei der Überwindung.<br />
33
DIGITALISIERUNG<br />
mehr als nur ein neuer Hype im Fitnessbereich<br />
Kreativitätsprozesse im digitalen Zeitalter geht. Ob an der<br />
Spielekonsole, in der Aus- und Weiterbildung, beim Fremdsprachenerwerb<br />
und natürlich auch im Fitnessbereich. Gami-<br />
-<br />
en, um selbst eintönige Prozesse wie 30 Minuten auf einem<br />
Laufband mit Blick auf eine Fototapete möglichst spannend<br />
zu gestalten und den Appetit auf mehr zu wecken. Die Frage<br />
Ganze nur ein neuer Hype im Fitnessbereich.<br />
Sport wurde Mittel zum Zweck<br />
im Sport hat man schon immer versucht, zumindest<br />
einen Teil der Trainingseinheiten mit<br />
spielerischen Elementen zu versehen. Im Ausdauerbereich<br />
sind die sogenannten Fahrtspiele<br />
ein gutes Beispiel dafür. Die Verbindung liegt<br />
schließlich nahe. Immerhin ist das Spiel der ursprüngliche<br />
Gedanke des Sports.<br />
Die Olympischen Spiele tragen nicht umsonst<br />
diesen Namen. Allerdings wurde diese Seite<br />
im Laufe der Zeit immer weiter ausgeblendet.<br />
Sport wurde Mittel zum Zweck. Man trainiert<br />
für seine Muskulatur, seine Gesundheit und im<br />
Leistungssport auch für Geld und Ruhm. Für<br />
sportbegeisterte Menschen kein Problem.<br />
Die Anreize reichen ihnen völlig aus, um mehrmals<br />
in der Woche die Trainingstasche zu<br />
packen und die Körpersysteme auf Hochtouren<br />
zu treiben. Doch was ist mit denjenigen,<br />
die jedes Mal einen erneuten Anlauf nehmen<br />
müssen, um den inneren Schweinehund zu<br />
überwinden?<br />
Die blieben viel zu lange Zeit oftmals auf der<br />
Strecke. Sie kamen mit gut gemeinten Vorsätzen<br />
ins Studio, oft am Jahresanfang.<br />
Doch nach wenigen Wochen hatte sich die<br />
Begeisterung schon gelegt und der Alltag hatte<br />
die Oberhand gewonnen.<br />
Motivation dauerhaft erhalten<br />
Wenn es nach den Erkenntnissen der Sportpsychologie<br />
geht, ist das kaum verwunderlich.<br />
lichen Gefühle, die das Training vermittelt, als<br />
unangenehm. Für begeisterte Sportfreaks<br />
kaum nachvollziehbar, die sich erst richtig<br />
wohlfühlen, wenn das Herz so richtig pocht und<br />
die Muskeln „zumachen“.<br />
Unsportliche Menschen können solche<br />
Wie soll man unter derartigen Bedingungen die<br />
Motivation dauerhaft aufrechterhalten, wenn<br />
die positive Hinwendung zur Anstrengung völlig<br />
fehlt?<br />
Bei Teamsportarten kann das Gruppenerlebnis<br />
helfen. Aber auch nur dann, wenn man mit den<br />
anderen halbwegs mithalten kann und nicht auf<br />
verlorenem Posten agiert. Bei einer individuellen<br />
sportlichen Betätigung, wie sie im Sportstudio<br />
üblich ist, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass<br />
34
DIGITALISIERUNG<br />
Bild: Shutterstock 1917566459<br />
der Spaß an der sportlichen Bewegung – so er<br />
je vorhanden gewesen ist – ohne Gamification<br />
schnell wieder abhandenkommt.<br />
Eine Bürde, die viele Erwachsene bereits aus<br />
dem Schulsport mit ins spätere Leben nehmen.<br />
Denn gerade denjenigen, denen regelmäßige<br />
gezielte körperliche Belastung gut tun würde,<br />
wird der Spaß daran bereits beim Kindesalter<br />
gründlich ausgetrieben. Sport wird als etwas<br />
Zweckgebundenes empfunden, bei dem es<br />
nur um die Erfüllung vorgegebener Leistungsanforderungen<br />
und letztlich die Note geht. Wer<br />
da nicht mithalten kann, bekommt leider häufig<br />
die ganze Häme der Klasse zu spüren.<br />
Möglichkeit zur Vernetzung<br />
Die neuen Technologien bieten die Möglichkeit<br />
zur Vernetzung mit Menschen auf einem<br />
vergleichbaren Leistungsniveau auch dann,<br />
wenn man ganz allein in die Pedale tritt.<br />
Challenges gegen sich oder andere machen<br />
Lust auf mehr und verhindern spielerisch, dass<br />
man sich während der ganzen Trainingseinheit<br />
auf sich selbst konzentriert und im schlimmsten<br />
Fall nur auf das Ende hinarbeitet.<br />
So wie Kinder beim Spiel völlig die Zeit vergessen,<br />
vergeht auch das Training mit den<br />
Gamification-Tools wie im Flug.<br />
Und mit dem Spaßfaktor kehrt die Wahrscheinlichkeit<br />
zurück, dauerhaft bei der Sache zu bleiben.<br />
Wer mit diesem eher mulmigen Gefühl an die<br />
Umsetzung seiner guten Vorsätze geht, benötigt<br />
etwas anderes als die Hoffnung, irgendwann in<br />
ferner Zukunft die Wunschfigur realisiert oder<br />
den Grundstein zur Vorbeugung einer Sarkopenie<br />
im Rentenalter gelegt zu haben. Hier kann<br />
die Gamification tatsächlich den entscheidenden<br />
Unterschied machen.<br />
35
EVENTS & BILDUNG<br />
Bild: therapie LEIPZIG<br />
therapie LEIPZIG <strong>2022</strong><br />
Die Live-Fachmesse für Therapie,<br />
medizinische Rehabilitation & Prävention<br />
Der Kongress anlässlich der therapie LEIPZIG ist<br />
mit rund 3.000 Teilnehmern die größte Fortbildungsveranstaltung<br />
der Branche und bietet den<br />
Teilnehmern ein breites interdisziplinäres Programm.<br />
Nach drei Jahren Pandemie soll die therapie<br />
LEIPZIG wieder in Präsenzform stattfinden.<br />
Dies ist besonders wichtig, da letztlich persönlich<br />
gewonnene Eindrücke und Gespräche<br />
nicht zu ersetzen sind. Durch die lange Zeit<br />
ohne Messen und Fortbildungen ist ein regelrechter<br />
Innovationsstau entstanden, aufgrund<br />
der unzureichenden Plattformen, um aktuelle<br />
Entwicklungen des deutschen Marktes bzgl. Therapie,<br />
medizinischer Rehabilitation und Prävention<br />
darzustellen.<br />
Mit über 200 Referenten erwarten Sie circa 200<br />
Seminare zu brandaktuellen Themen wie die<br />
zukünftige Gesundheitsvorsorge nach der überwundenen<br />
Coronapandemie, die Klimakrise<br />
und die Auswirkungen der Pandemie auf die<br />
Gesundheit. Darüber hinaus wird ein besonderer<br />
Fokus auf die relevante Thematik der Digitalisierung<br />
im therapeutischen Alltag gelegt, zu der<br />
zahlreiche Innovationen präsentiert werden, bis<br />
hin zur designierten Sonderschau der Neurorehabilitation.<br />
Auf Messen geht es immer auch<br />
darum, die Zukunft der Branche optimal zu gestalten.<br />
36<br />
Das Angebot der therapie LEIPZIG<br />
Therapiegeräte für Physiotherapie und<br />
physikalische Therapie<br />
Rehabilitationsgeräte, -einrichtungen und<br />
-hilfsmittel<br />
Fitness- und Trainingstherapiegeräte<br />
Therapiegeräte für Ergotherapie, Logopädie<br />
Bedarfs- und Verbrauchsartikel, Gesundheitsprodukte<br />
Wellnesskonzepte und -produkte, alternative<br />
Heilverfahren<br />
Einrichtung und Ausstattung<br />
Digitale Organisation und Verwaltung<br />
Ausbildung, Fort- und Weiterbildung<br />
Verlage, Fachliteratur<br />
Beratung und Dienstleistungen<br />
Nach eigenen Angaben ist die therapie LEIPZIG<br />
der Treffpunkt für Entscheider aus Praxis, ambulanter<br />
Rehabilitation und den Kliniken, denn jeder<br />
zweite Messebesucher hat einen ausschlaggebenden<br />
bzw. mitentscheidenden Einfluss auf<br />
Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen in<br />
seinem beruflichen Umfeld.<br />
Fitness News Germany (<strong>FNG</strong>®) hofft, dass diese<br />
ehrgeizigen Ziele der Therapie Leipzig im März<br />
<strong>2022</strong> realisiert werden.<br />
- Kevin Ebener
IbIza<br />
Dance & More Week<br />
07.05. - 14.05.<strong>2022</strong><br />
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EVENTS & BILDUNG<br />
Bild: Sergei Borkenhagen,<br />
X-Physio Schule für Physiotherapie<br />
DER PHYSIO ALS<br />
PERSONALTRAINER?<br />
Ein Interview mit Sergej Borkenhagen<br />
Die Macher von X-PHYSIO | Schule für Physiotherapie<br />
in Bonn entwickeln für TRAINERX einen<br />
neuen Lehrgang explizit für Physiotherapeuten.<br />
Kompetenzen aus der Physiotherapie werden<br />
optimiert zur Anwendung im Personal Training.<br />
Die Kernkompetenzen eines Physiotherapeuten<br />
umfassen die Erkennung von Krankheitsbildern,<br />
die Anwendung fachgerechter Prävention und<br />
die generelle Gesundheitsförderung.<br />
Darüber hinaus liegt der Fokus des physiotherapeutischen<br />
Personal Trainers (pPT) darin,<br />
dieses Wissen außerhalb der verordneten<br />
Therapiemaßnahme an den Mann oder die<br />
Frau zu bringen. Der Wiedereinstieg ins Training<br />
nach Ausfällen jeglicher Art ist etwas für<br />
den pPT. Das gleiche gilt für die Trainingsoptimierung<br />
bei Einschränkungen, um die Trainingsroutine<br />
gewährleisten zu können. Der pPT ist eine<br />
Ergänzung und kein Ersatz für die herkömmlichen<br />
Fitness-PT.<br />
Er schließt besonders die Lücke an Schnittstellen<br />
zwischen der therapeutischen Behandlung und<br />
dem betreuten Fitnesstraining.<br />
Schnittstelle zwischen Praxis<br />
und Trainingsfläche<br />
Sergej Borkenhagen, der gemeinsam mit Daniel<br />
Wegen seit 2015 X-PHYSIO leitet, merkte hierzu<br />
an, dass ein enormes Kooperationspotenzial<br />
zwischen physiotherapeutischen und Fitness-PT<br />
entstehen könnte, das zu einer symbiotischen<br />
Beziehung in Bezug auf die Trainingsgestaltung<br />
des Patienten führen könnte.<br />
Hierbei würde der pPT primär die einschränkungsbezogene<br />
oder präventive Leistungsdiagnostik<br />
übernehmen sowie die Entwicklung<br />
der Symptome bei krankheitsbegleitetem<br />
Training überwachen. Der Fitness-PT kann bei<br />
der tatsächlichen Umsetzung und Betreuung<br />
38
EVENTS & BILDUNG<br />
des Trainings die Fachkompetenz des pPT einfließen<br />
lassen, um so die Kundenzufriedenheit zu<br />
steigern. Für Sergej Borkenhagen, ist der mögliche<br />
Einsatzbereich des pPT in seiner Funktion<br />
als Schnittstellenmanager zwischen Praxis und<br />
Trainingsfläche noch weitaus umfassender.<br />
Das war mit ein wesentlicher Beweggrund für<br />
das Team von X-PHYSIO, die Fortbildung zu<br />
konzipieren und gezielt bei TRAINERX exklusiv<br />
für Physiotherapeuten anzubieten. Einerseits<br />
bedingt durch den demografischen Wandel<br />
in Deutschland und, anderseits durch gesellschaftliche<br />
Veränderungen, die schrittweise<br />
über die letzte Dekade unter anderem aufgrund<br />
des sozioökonomischen Wandels erfolgten,<br />
könnte der pPT einer steigenden Nachfrage gegenüberstehen.<br />
Sergej Borkenhagen sieht es so:<br />
„Früher war das Personaltraining etwas Elitäres,<br />
was nur von einer kleinen Bevölkerungsgruppe<br />
nachgefragt wurde, jedoch ist es inzwischen zu<br />
einem salonfähigen Standard geworden, der<br />
allen Anteilen der Gesellschaft zugänglich geworden<br />
ist. Der primäre Unterschied liegt allein<br />
in der Dosis, die konsumiert wird.“<br />
Die ansteigende Nachfrage, zusätzlich angeheizt<br />
durch die Corona-Pandemie, erhöhte den Bedarf<br />
nach individuellen und persönlichen Dienstleitungen,<br />
ausgehend direkt vom Endkunden.<br />
Weitere Facette der Branche<br />
Basierend auf Recherchen von Sergej Borkenhagen<br />
ist der ehemalige Nischenmarkt Personaltraining<br />
so weit herangewachsen, dass die<br />
Marktdifferenzierung und Segmentierung ein<br />
harmonisches Wachstum für alle beteiligten<br />
Gruppen ermöglicht. Als Erweiterung des bestehenden<br />
physiotherapeutischen Angebots bringt<br />
es aber auch neue Arbeitsgebiete und Einsatzmöglichkeiten<br />
für den so vielfältig aufgestellten<br />
Beruf des Physiotherapeuten. Die Fortbildung<br />
zum pPT, fügte Sergej Borkenhagen hinzu,<br />
schaffe also einen zusätzlichen Mehrwert im<br />
Arbeitsleben, da es Elemente des klassischen<br />
Job Enlargement und Job Enrichment in den<br />
Arbeitsalltag bringt. Das kann zur Mitarbeiterzufriedenheit<br />
beitragen und dazu motivieren, die<br />
Aufgaben mit Begeisterung auszuführen und<br />
dadurch sogar das Risiko der Arbeitsabwesenheit<br />
sowie das Abwandern aus dem Unternehmen<br />
senken. Das höhere Maß an Autonomie,<br />
Abwechslung und die völlig andere Rolle als bei<br />
der Ausübung der Therapie lassen den Therapeuten<br />
seinen Job anders erleben.<br />
Der Physiotherapeut als PT ist sicher ein interessantes<br />
Konzept und es bleibt abzuwarten,<br />
inwiefern er sich in unserer Branche etablieren<br />
wird. Die 75 Unterrichtseinheiten zum physiotherapeutischen<br />
Personal Trainer werden bei<br />
TRAINERX in verschieden Zeitmodellen angeboten,<br />
abhängig von der persönlichen Verfügbarkeit,<br />
kann zwischen Kompaktkurs oder<br />
Wochenendseminar gewählt werden.<br />
Info & Kontakt<br />
X-Physio<br />
Schule für Physiotherapie<br />
Ellerstraße 67, 53119 Bonn<br />
Telefon: 0228/ 965 462 83<br />
E-Mail: lernen@x-physio.de<br />
Internet: www.x-physio.de<br />
- Kevin Ebener<br />
39
EVENTS & BILDUNG<br />
TRAINERLIZENZ<br />
So klappt’s mit der Ausbildung<br />
Das Hobby zum Beruf machen. Wer würde da<br />
nicht sofort ja sagen? In der Mehrzahl der Fälle<br />
ist das allerdings nicht ganz einfach. Wer sich<br />
samstags mit Gleichgesinnten gerne mal auf<br />
dem Bolzplatz trifft, hat einen steinigen Weg<br />
vor sich, bevor er von diesem Hobby leben<br />
kann. Selbst wenn man mit den entsprechenden<br />
körperlichen Voraussetzungen geboren<br />
wurde, um den Sprung in eine der oberen Ligen<br />
zu schaffen. Bei den meisten Freizeitvergnügungen<br />
sieht es ähnlich aus. Im Fitnessbereich<br />
bieten sich dagegen ungeahnte Möglichkeiten<br />
für eine berufliche Entwicklung. Und mit der<br />
richtigen Vorbereitung und der nötigen Motivation<br />
klappt es auch mit der Trainerlizenz.<br />
Von ATP und Neurotransmittern<br />
Muss man für die Trainerlizenz nicht furchtbar<br />
viel lernen? Bei einem Blick ins Ausbildungsbuch<br />
fühlt man sich auf den ersten Blick tatsächlich<br />
in seine Schulzeit zurückversetzt. Ein wenig ist es<br />
das auch, denn mit vielen Begriffen, die einem<br />
auf dem Weg zur Trainerlizenz begegnen,<br />
wurde man meist schon einmal konfrontiert. An<br />
ATP und Neurotransmittern kommt man auch<br />
im Biounterricht in der Regel nicht vorbei. Man<br />
verdrängt es nur nach der jeweiligen Klausur<br />
sofort wieder. Warum? Es hat keinen Bezug<br />
zum eigenen Leben. Das Gehirn ordnet solche<br />
lebensfernen Informationen gerne als belanglos<br />
ein und wendet sich wichtigeren Dingen<br />
zu. Für ATP ist da erstmal kein Platz.<br />
Das ändert sich bei der Trainerausbildung<br />
grundlegend. Hier werden die Begriffe aus dem<br />
Schulunterricht plötzlich „zum Leben erweckt“.<br />
Aus dem bisher uninteressanten ATP wird plötzlich<br />
die wichtigste Energiequelle bei hochintensiven<br />
Belastungen. Das ist viel spannender<br />
als die dröge Biostunde. Selbst den ausgeschriebenen<br />
Zungenbrecher Adenosintriphosphat<br />
kann man sich plötzlich merken. Weil man<br />
endlich begreift, warum man seit Jahren Geld<br />
für Kreatin-Supplemente ausgibt. Was Kreatin<br />
mit ATP zu tun hat, verraten wir an dieser Stelle<br />
40
EVENTS & BILDUNG<br />
Bild: Geert Pieters auf Unsplash<br />
trotzdem nicht. Schließlich wollen wir das<br />
Aha-Erlebnis während der Ausbildung nicht<br />
vorwegnehmen.<br />
Auf jeden Fall sollte man sich von der Vielzahl<br />
an abenteuerlich klingenden Begriffen nicht<br />
abschrecken lassen, mit denen man während<br />
der Schulung konfrontiert wird. Lernen aus Spaß<br />
an der Freude ist etwas völlig anderes als das<br />
Lernen in der Schule, um der guten Noten willen.<br />
Keine große Herausforderung Der praktische<br />
Teil sollte ohnehin für Fitnessenthusiasten keine<br />
große Herausforderung darstellen. Auch, wenn<br />
man anfangs nicht alle relevanten Übungen bis<br />
ins Detail in ihre verschiedenen Bewegungssegmente<br />
zerlegen kann. Dafür ist der Unterricht<br />
schließlich da.<br />
Die dabei vermittelten grundlegenden anatomischen<br />
physiologischen Kenntnisse verbessern<br />
das Verständnis zur richtigen Übungsauswahl<br />
und vor allem zur richtigen Ausführung.<br />
Beides wird von der Funktion des<br />
jeweiligen Muskels vorgegeben. Wer diese<br />
kennt, ist der eigenständigen Ausarbeitung<br />
von individuellen Trainingsplänen schon einen<br />
großen Schritt näher.<br />
Förderung für Trainerlizenz nutzen Bei der abschließenden<br />
Prüfung, mit der man die Kombination<br />
aus Online- und Präsenzausbildung<br />
hoffentlich erfolgreich abschließt, ist man zwar<br />
auf sich gestellt. Auf dem Weg dorthin allerdings<br />
nicht. Es gibt zahlreiche Förderprogramme,<br />
mit<br />
denen die Bundesländer den Erwerb einer<br />
Trainerlizenz beim DFAV e. V. als Aus- und Weiterbildungsmaßnahme<br />
fördern.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine<br />
Lizenz im Bereich Fitness, Groupfitness oder<br />
Prävention handelt. In den meisten Ländern<br />
sind diese Maßnahmen unter den Begriffen<br />
Bildungscheck oder Weiterbildungscheck auf<br />
den entsprechenden Webpräsenzen zu finden.<br />
Wenn die Bedingungen für eine Förderung<br />
erfüllt sind, übernehmen die Länder bis zu 50%<br />
der Kosten, die die Aus- oder Weiterbildungsmaßnahme<br />
in Anspruch nimmt.<br />
Auf der Seite des Deutschen Fitness und Aerobic<br />
Verbands e.V. findet Ihr zahlreiche weitere<br />
Informationen rund um das Thema Trainerlizenzen,<br />
u.a. auch die Links zu den länderspezifischen<br />
Fördermaßnahmen. In den 33 Jahren<br />
seit der Gründung haben tausende Fitnessbegeisterte<br />
diese Angebote genutzt und ihr Hobby<br />
zum Beruf zu machen. Sie alle haben bereits<br />
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43
GESUNDHEIT<br />
Das Ende der Pandemie?<br />
Am 27. Januar 2020 bestätigte das Münchener Tropeninstitut den ersten Corona-Fall in Deutschland und im<br />
November 2021 gab die WHO eine neue Variante dieses Virus bekannt, die erstmals von südafrikanischen<br />
Wissenschaftlern entdeckt und gemeldet wurde.<br />
- Kevin Ebener<br />
Die Variante erhielt den Namen Omikron und<br />
wies eine hohe Anzahl von Veränderungen<br />
in den Genen auf, die für den Teil des Virus<br />
kodieren, der für das Anlegen der Rezeptoren<br />
und das Eindringen des Virus in die Wirtszelle verantwortlich<br />
ist, das sogenannte Spike-Protein<br />
oder kürzer S-Protein. Es ist wichtig zu erwähnen,<br />
dass nach der Bestimmung des genetischen<br />
Codes der neuen Variante herausgefunden<br />
wurde, dass einige Menschen in Europa und Asien<br />
mit der neuen Variante bereits vor der Meldung<br />
der Ursprung des neu aufgetretenen Stammes<br />
noch unklar ist und dass er möglicherweise<br />
schon seit längerer Zeit im Umlauf ist. Virus auf<br />
den Menschen übergesprungen<br />
Bedeutet eine hohe Zahl von Mutationen, dass<br />
der neue Virusstamm gefährlicher ist? Die kurze<br />
Antwort lautet: Nein. Bei SARS-CoV-2 handelt es<br />
sich um ein neu auftretendes Virus, das auch<br />
zu den Zoonosen gehört, was bedeutet, dass<br />
das Virus früher an einen tierischen Wirt angepasst<br />
war und unter bestimmten Umständen<br />
auf den Menschen übergesprungen ist. Nach<br />
einer gewissen Zeit wird das Virus besser an<br />
den neuen Wirt angepasst, was in der Regel zu<br />
einer erhöhten Übertragbarkeit und Infektiosität<br />
führt. Infolgedessen werden die Mutationen, die<br />
zu einer erhöhten Infektiosität führen, während<br />
der viralen Evolution positiv selektiert, sodass<br />
die Stämme, die infektiöser sind, sich leichter<br />
ausbreiten und mit der Zeit immer dominanter<br />
werden und schließlich andere Virusstämme<br />
verdrängen.<br />
Dieses Szenario könnte auch auf die Variante<br />
Omikron zutreffen, die bis zu fünfmal ansteckender<br />
ist als die in Deutschland bereits dominierende<br />
Variante Delta. Der RKI-Wochenbericht<br />
vom 02.12.2021 zeigt 0 % Omikron-Fälle, alle Fälle<br />
werden durch die Delta-Variante mit 99,6 % verursacht,<br />
und im Wochenbericht vom 13.01.<strong>2022</strong><br />
wird berichtet, dass die Omikron-Fälle<br />
in Deutschland 73,3 Prozent der Gesamtfälle<br />
ausmachen (Delta liegt bei 25,9 %). Diese Verschiebung<br />
geschah in weniger als einem Monat,<br />
was zeigt, dass im nächsten Monat die<br />
Omikron-Variante die einzige zirkulierende Variante<br />
in Deutschland sein wird.<br />
Omikron-Variante milder<br />
Trotz ihrer hohen Übertragbarkeit scheint<br />
die Omikron-Variante milder zu sein als die<br />
bisher dominierende Delta-Variante. Vergleicht<br />
man die Symptome des ursprünglichen<br />
Wuhan-Flecks, zu denen hohes Fieber, Fieberkrämpfe,<br />
Kurzatmigkeit und auch Geruchs- und<br />
Geschmacksverlust gehörten, so sind es bei der<br />
neuen Variante Kopfschmerzen, laufende Nase,<br />
Niesen, Halsschmerzen und Husten. Außerdem<br />
weisen die Berichte aus dem Vereinigten<br />
Königreich & Südafrika, also aus Ländern, in<br />
denen diese Variante weitverbreitet ist, nicht auf<br />
eine Zunahme von Krankenhausaufenthalten<br />
oder Todesfällen hin. Darüber hinaus ergab die<br />
von der britischen Gesundheitsbehörde (UKHSA)<br />
durchgeführte Studie einen Rückgang der Krankenhausaufenthalte<br />
um bis zu 70 % im Vergleich<br />
zur Delta-Variante.<br />
Besonders gefährlich für die<br />
Altersgruppe 70+<br />
Die Hauptbedenken in Bezug auf Omikron sind<br />
folgende: Erstens ist diese Variante aufgrund<br />
44
GESUNDHEIT<br />
Bild: Piet Linthfort auf Pixabay<br />
von rund 30 Mutationen im S-Protein in der Lage,<br />
sich der Immunreaktion zu entziehen, die durch<br />
die in den westlichen Ländern üblichen Impfstoffe<br />
ausgelöst wird. Der Grund dafür ist, dass,<br />
wie allgemein erwähnt, die auf Impfstoffen basierende<br />
Immunität durch die Bildung spezifischer<br />
Antikörper entwickelt wird, die sich ausschließlich<br />
gegen das S-Protein richten, das seine<br />
Struktur aufgrund von Mutationen verändert hat.<br />
Es gibt eine Zunahme von Ausbruchsfällen, die<br />
jedoch auch mit milden Symptomen verlaufen,<br />
die einer Erkältung ähnlich sind. Zweitens könnte<br />
das Problem damit zusammenhängen, dass,<br />
wie die statistischen Daten zeigten, mit der Zunahme<br />
der Fälle ältere und gefährdete Gruppen<br />
dem Virus stärker ausgesetzt sein könnten.<br />
Das Virus gilt als besonders gefährlich für die<br />
Altersgruppe 70+. Laut Statistik sind 89 Prozent<br />
der Menschen, die in Deutschland an oder mit<br />
Covid-19 verstorben sind, 70 Jahre und älter.<br />
Bei älteren Menschen mit Grunderkrankungen<br />
sollten daher erhöhte Vorsicht gelten und<br />
präventive Maßnahmen ergriffen werden.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass<br />
Maßnahmen zur Stärkung der gesunden<br />
Funktion des Immunsystems ein Muss sind, um<br />
sich vor der Omikron-Variante zu schützen. Es<br />
wird dringend empfohlen, die körperliche Aktivität<br />
zu steigern, sich gesund zu ernähren und alle<br />
notwendigen Nährstoffe zu sich zu nehmen, sich<br />
viel im Freien aufzuhalten und einen geregelten<br />
Schlafrhythmus einzuhalten. Und nicht zuletzt<br />
sollten Sie sich um Ihre geistige Gesundheit<br />
kümmern und dafür sorgen, dass Sie Stress und<br />
andere Faktoren, die Depressionen auslösen,<br />
wie z. B. Ängste und Befürchtungen, ausschalten.<br />
Literatur:<br />
- https://www.who.int/news/item/26-11-2021-classificationof-omicron-(b.1.1.529)-sars-cov-2-variant-of-concern<br />
- https://theswaddle.com/omicron-variant-did-not-originate-in-south-africa-it-was-detected-there-the-difference-matters/<br />
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2892379/<br />
- https://www.forbes.com/sites/williamhaseltine/2021/12/08/<br />
omicron-the-sum-of-all-fears/?sh=6de83665b514<br />
- https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-12-02.html<br />
- https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_<strong>2022</strong>-01-13.pdf?__blob=publicationFile<br />
- https://www.medicinenet.com/wuhan_coronavirus_2019-ncov_symptoms_and_signs/symptoms.htm<br />
- https://www.nbcnews.com/health/health-news/omicronsymptoms-covid-what-to-know-rcna9469<br />
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/<br />
S120197122101256X<br />
- https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.12.21.21268116v1<br />
- https://www.bbc.com/news/health-59769969<br />
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34935594/<br />
- https://www.bmj.com/content/375/bmj.n3144<br />
- https://de.statista.com/infografik/23756/gesamtzahl-der-todesfaelle-im-zusammenhang-mit-dem-coronavirus-in-deutschland-nach-alter/<br />
45
GESUNDHEIT<br />
begünstigt einen schweren Corona-Verlauf<br />
Bild: Michal Jarmoluk auf Pixabay<br />
Fettleibigkeit bzw. Adipositas liegt nach Einschätzung<br />
durch die WHO ab einem Bodymassindex oberhalb<br />
von 30 kg/m2 vor. Sie gilt als eigenständiger Risikofaktor<br />
für den Ausbruch zahlreicher sogenannter Zivilisationskrankheiten.<br />
Vor allem das Stoffwechselgeschehen<br />
und das Herzkreislaufsystem können durch<br />
werden. Jetzt bestätigen Untersuchungen der renommierten<br />
Stanford University School of Medicine<br />
einen Verdacht, der bereits zu einem recht frühen<br />
Zeitpunkt der aktuellen Pandemie aufgekommen<br />
ist: Fettleibigkeit begünstigt einen schweren Corona-Verlauf<br />
und kann die Erkrankung massiv negativ<br />
Dabei gingen die Forscher der Frage nach,<br />
welche bevorzugten Angriffspunkte sich das<br />
besonders Fettzellen betroffen sind, da sich die<br />
Immunzellen hier anscheinend leichter aushebeln<br />
lassen. Die Immunantwort im Fettgewebe<br />
fällt auf den unerwünschten Eindringling erstaunlich<br />
schwach aus. Wenn sich das Virus<br />
dort erst einmal eingerichtet hat, kann es sich<br />
in aller Ruhe in andere Gewebearten ausbreiten.<br />
Das Fett bildet im Körper quasi eine Art<br />
Basislager. Allerdings gibt es im Fettgewebe<br />
auch Immunzellen und anders als die Fettzellen,<br />
deren Reaktion eher zurückhaltend ausfällt,<br />
können die wohl mit heftigen Entzündungsreaktionen<br />
auf die Eindringlinge reagieren. Diese<br />
gelten als Auslöser für die schweren Formen<br />
der Erkrankung bei einigen Menschen, während<br />
andere – vor allem Jüngere – oft nicht einmal<br />
46<br />
Entzündungsreaktionen als Auslöser<br />
sind demnach nicht nur aufgrund ihrer Jugend<br />
geschützt, sondern auch wegen des in diesem<br />
Alter seltener auftretenden Übergewichts. Fettleibigkeit<br />
begünstigt einen schweren Corona-Verlauf<br />
wahrscheinlich stärker als das Alter<br />
allein. Auch, wenn das Immunsystem mit den<br />
Entwicklung neuer Behandlungsmethoden<br />
& Medikamente<br />
Doch können die Ergebnisse der Studie für den<br />
weiteren Umgang mit Corona nützlich sein?<br />
Laut New York Times empfehlen die beiden<br />
leitenden Autoren der Studie Dr. Tracey Mc-<br />
Laughlin and Dr. Catherine Blish von der Stanford<br />
University School of Medicine, neue Formen<br />
der Corona-Behandlung, die auf das Körperfett<br />
abzielen.<br />
Möglicherweise kann die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden<br />
und Medikamente zukünftig<br />
auch bei Adipositas vor einem schweren<br />
Krankheitsverlauf nach einer Corona-Infektion<br />
schützen. Noch sinnvoller wäre es allerdings,<br />
den vielen Menschen, die es gar nicht erst zu<br />
massivem Übergewicht kommen lassen wollen,<br />
den Weg in ein qualitativ hochwertiges Sportstudio<br />
zu ebnen. Neben bewährten Bewegungsprogrammen<br />
erhalten sie hier auch die Beratungsleistungen<br />
und den Motivationsschub,<br />
um sich bis ins Seniorenalter ein hohes Maß an<br />
Vitalität, Körperbewusstsein und Lebensfreude<br />
zu bewahren. Ohne Adipositas, dafür mit einem<br />
Immunsystem, das mehrmals die Woche wichtige<br />
Impulse erhält, um seinem Namen gerecht<br />
werden zu können, wenn es drauf ankommt.<br />
- Ralf Meier
GESUNDHEIT<br />
VISZERALES FETT<br />
gilt als potenzieller Krankmacher<br />
Man sieht es nicht, aber sein Ruf ist alles andere als gut. Viszerales Fett gilt als potenzieller<br />
Krankmacher. Dabei ist diese besondere Form des Körperfetts erst in den letzten Jahren zum<br />
Gesprächsstoff geworden. Bis dahin galt die öffentliche Aufmerksamkeit vor allem dem subkutanen<br />
Fett. Die mehr oder weniger stark ausgeprägten Fettpolster zwischen Muskulatur<br />
und Haut haben schließlich einen weitaus größeren Einfluss auf das Aussehen. Entsprechend<br />
groß ist der Wunsch, diese Fettschicht wieder loszuwerden.<br />
Nicht generell schlecht<br />
Die Möglichkeiten durch Sport und eine Reduzierung<br />
der Energiezufuhr dieses Ziel zu erreichen,<br />
sind hinlänglich bekannt und bewährt. Das<br />
Ergebnis ist im Spiegel und an der Kleidergröße<br />
zu sehen. Beim viszeralen Fett ist das etwas anders.<br />
Es umgibt vor allem im Bauchraum die<br />
inneren Organe, um diese zu schützen. Viszerales<br />
Fett ist also nicht generell schlecht, sondern<br />
hat durchaus wichtige Funktionen im Organismus.<br />
Gesundheitlich problematisch wird es erst,<br />
wenn der Körper zu viel davon gespeichert hat.<br />
Das gilt zwar auch für das Unterhautfett, allerdings<br />
weit mehr noch für das viszerale Fett.<br />
Der Grund dafür ist die höhere Stoffwechselaktivität<br />
des viszeralen Fettes. Es kommuniziert<br />
über Botenstoffe mit anderen Organen. Zu viel<br />
viszerales Bauchfett soll u.a. die Entstehung von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ II<br />
begünstigen. Da man es nur über bildgebende<br />
Verfahren sichtbar machen kann, können sogar<br />
vergleichsweise schlanke Menschen davon betroffen<br />
sein. In den USA hat sich dafür der Begriff<br />
„skinny fat“ eingebürgert.<br />
Um überhaupt ohne technische Unterstützung<br />
einschätzen zu können, ab wann man sich<br />
einem kritischen Punkt nähert, hat die Wissenschaft<br />
zwei Zahlen ins Spiel gebracht, mit denen<br />
man sich auch zu Hause behelfen kann. Für<br />
Männer gilt ein Bauchumfang von mehr als 94<br />
cm als Einstieg in die Risikozone, bei Frauen sind<br />
es 80 cm.<br />
Natürlich muss man nicht sofort in Panik verfallen,<br />
wenn sich das Maßband auf 95 bzw. 81 cm<br />
dehnt. Aber man sollte die Entwicklung im Auge<br />
behalten, denn die gemessenen Werte sind ja<br />
meist nur Durchgangsstationen, die im Lauf der<br />
Jahre schnell Zuwachs bekommen.<br />
Was tun gegen viszerales Fett?<br />
Es gibt einige individuelle Faktoren, die die Einlagerung<br />
von intraabdominalem Fett begünstigen.<br />
Dazu gehören neben einer genetischen<br />
Prädisposition auch ungünstige soziale Umstände.<br />
Häufig ist es jedoch der gewählte Lebensstil,<br />
der den Weg bereitet. Dementsprechend<br />
sollte man hier frühzeitig ansetzen. Natürlich ist<br />
eine bedarfsangepasste Ernährung und im Falle<br />
von Übergewicht auch eine leicht darunter liegende<br />
Energieversorgung ein wichtiger Schritt in<br />
die richtige Richtung.<br />
Wie sich die einzelnen Ernährungsmaßnahmen<br />
auf das viszerale Körperfett auswirken, ist<br />
allerdings noch nicht abschließend geklärt.<br />
Erst kürzlich wurden die Ergebnisse einer australischen<br />
Studie zum intermittierenden Fasten<br />
bei Mäusen bekannt, die den Schluss nahelegen,<br />
dass sich deren Fettgewebe an das Fasten anpasste.<br />
Vor allem das viszerale Fett entwickelte<br />
eine Resistenz. Die Gründe dafür sind nicht ganz<br />
klar, aber zumindest ein Hinweis darauf, dass<br />
sich das Fett sich auf diese Weise zu schützen<br />
versucht. Neben Eingriffen in die Ernährung, die<br />
nicht zu drastisch ausfallen, sollte man daher<br />
stets eine Steigerung des Energieverbrauchs<br />
durch sportliche Aktivitäten in den Fokus seiner<br />
Bemühungen rücken.<br />
Dabei scheint es nicht so sehr darauf anzukommen,<br />
ob man sich für lange Ausdauereinheiten<br />
mit niedriger Intensität, ein klassisches Fitnesstraining<br />
oder hochintensives HIIT-Training<br />
entscheidet. Viel wichtiger ist die Regelmäßigkeit,<br />
mit der man am Ball bleibt. Und die lässt sich<br />
vorzugsweise erreichen, wenn man sein Training<br />
so aufbaut, dass es einem Spaß macht und gut<br />
in den restlichen Tagesablauf einbinden lässt.<br />
- Ralf Meier<br />
47
GESUNDHEIT<br />
Bild: Shutterstock 1856066980<br />
Regelmäßige Bewegung kann<br />
Herz-Kreislauf<br />
Erkrankungen<br />
vorbeugen<br />
Regelmäßige Bewegung hat zahlreiche positive Auswirkungen auf die<br />
Gesundheit des Herzens und kann der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
vorbeugen. Wie jeder Muskel braucht auch das Herz Training<br />
und Bewegung, um die “Pumpe” unseres Körpers fit zu halten und einem<br />
altersbedingten Herzmuskelschwund vorzubeugen.<br />
Verbesserte systolische<br />
& diastolische Funktion<br />
Während des Trainings unterliegt das Herz einer<br />
gewissen morphologischen Größenanpassung,<br />
die auf die Erhaltung und Verbesserung der kontraktilen<br />
Funktion des Herzens ausgerichtet ist<br />
(1). Das bedeutet, dass die Muskeln, aus denen<br />
die Herzwand besteht, dicker werden, um stärker<br />
und mit höherer Leistung kontrahieren zu<br />
können. Im Gegensatz dazu sind Herzmuskelschwund<br />
und Herzinsuffizienz in der Regel durch<br />
einen Verlust der kontraktilen Funktion gekennzeichnet.<br />
Außerdem wurde experimentell<br />
nachgewiesen, dass Bewegung auch die funktionelle<br />
Anpassung des Herzens fördert. Klinische<br />
Studien haben gezeigt, dass trainierte Personen<br />
eine verbesserte systolische und diastolische<br />
Funktion haben, was das Risiko von Herzrhythmusstörungen<br />
verringert.<br />
Gleichgewicht zwischen diesen<br />
beiden Cholesterinarten<br />
Neben der direkten Wirkung auf den Herzmuskel<br />
selbst verringert regelmäßiges Training das<br />
Risiko der Entwicklung von Atherosklerose. Der<br />
pathologische Mechanismus der Atherosklerose<br />
ist komplex und umfasst mehrere Faktoren.<br />
Dabei soll es in der Folge zur Schädigungen des<br />
Endothels mit Einlagerungen von Liporoteinen<br />
niedriger Dichte (LDL) kommen. Das führt zunächst<br />
zu Entzündungsreaktionen und dann zur<br />
Bildung sogenannter fetthaltiger Plaques. (2). Die<br />
LDL-Moleküle sind Kapseln, die dazu dienen, Cholesterin<br />
und andere Fettmoleküle durch das Blut<br />
zu transportieren. Es gibt zwei Haupttypen von<br />
Cholesterin in unserem Körper: Die erste Art sind<br />
die oben erwähnten Low-Density-Lipoproteine<br />
(LDL), die im Blut zirkulieren und sich bei erhöhten<br />
Mengen in den Blutgefäßen ablagern und das<br />
Risiko für Atherosklerose und schließlich auch für<br />
einen Herzinfarkt erhöhen (3). Man spricht auch<br />
vom sogenannten "schlechten" Cholesterin. Im<br />
48
GESUNDHEIT<br />
Gegensatz dazu gibt es auch "gutes" Cholesterin,<br />
das sogenannte High-Density-Lipoprotein-Cholesterin<br />
(HDL), das das Cholesterin<br />
zur Leber transportiert, wo es verstoffwechselt<br />
wird (4). Wie im gesunden menschlichen Körper<br />
üblich, besteht ein Gleichgewicht zwischen<br />
diesen beiden Cholesterinarten, und eine<br />
Verschiebung dieses Gleichgewichts zugunsten<br />
des LDL-Cholesterins kann langfristig zu<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.<br />
Der Anstieg der LDL-Cholesterinkonzentration<br />
im Blut erfolgt bei regelmäßigem Verzehr<br />
von Lebensmitteln, die reich an ungesunden<br />
gesättigten Fetten (frittierte Fastfood-Produkte,<br />
verarbeitete Lebensmittel und Lebensmittel<br />
zum Mitnehmen) sowie an sogenannten<br />
Transfetten sind, begleitet von einer geringen<br />
Aufnahme von eiweiß- und ballaststoffhaltigen<br />
Lebensmitteln (5). Daneben gibt es einige<br />
genetisch bedingte Störungen des Cholesterinstoffwechsels.<br />
Mangel an regelmäßiger Bewegung<br />
Der nächste wichtige Faktor, der zum Anstieg<br />
der LDL-Konzentration beiträgt, ist der Mangel<br />
an regelmäßiger Bewegung. In mehreren Studien<br />
wird körperliche Betätigung zur Senkung<br />
des LDL empfohlen (1) (2) (6) (7). Diese Studien<br />
umfassten unterschiedliche Arten von Übungen,<br />
doch der wichtigste Faktor, der die Wirksamkeit<br />
des Trainings beeinflusste, war eher<br />
die Häufigkeit als die spezifische Art. Die Studien<br />
zeigten, dass ein regelmäßiges Training<br />
von mindestens 3 Einheiten pro Woche zu einer<br />
signifikanten Verbesserung des Cholesterinspiegels<br />
im Körper führt (1).<br />
Betrachtet man das Ausmaß und die Prävalenz<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so wäre<br />
ein bevölkerungsbezogener Gesundheitsansatz<br />
- "Vorbeugen ist besser als Heilen" - der<br />
beste Weg für die Gesundheitseinrichtungen<br />
(7). Nach Angaben des RKI sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
die häufigste Todesursache<br />
in Deutschland und verursachen insgesamt<br />
etwa 40 % aller Todesfälle (8). Darüber<br />
hinaus sind sie mit erheblichen gesundheitlichen<br />
Folgen für den Einzelnen verbunden und<br />
führen zu hohen medizinischen Kosten für die<br />
Gesellschaft. Wie das Statistische Bundesamt<br />
(Destatis) mitteilt, entfielen auf diese Gruppe<br />
von Krankheiten rund 13,7 % der gesamten<br />
Krankheitskosten in Höhe von 338,2 Milliarden<br />
Euro (9).<br />
Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung<br />
solcher Krankheiten werden durch gesundheitsbewusstes<br />
Verhalten beeinflusst,<br />
und daher haben Änderungen des Lebensstils<br />
ein großes Potenzial, die Entwicklung von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verhindern (7).<br />
In Anbetracht all dieser Faktoren sowie der<br />
klinisch erwiesenen positiven Auswirkungen<br />
regelmäßiger körperlicher Betätigung auf die<br />
Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
wäre die Förderung körperlicher Aktivität als<br />
prophylaktische Maßnahme gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
für das Gesundheitssystem<br />
äußerst vorteilhaft, da dadurch die Behandlungskosten<br />
und die Kosten für Dienstleistungen,<br />
die das private und öffentlich finanzierte<br />
Gesundheitssystem belasten, gesenkt würden.<br />
Literatur:<br />
1.https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/<br />
fcvm.2018.00135/full<br />
2.https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/<br />
fcvm.2019.00069/full<br />
3.https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/arteriosclerosis-atherosclerosis/symptoms-causes/syc-20350569<br />
4.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/<br />
PMC6481017/<br />
5.https://www.verywellhealth.com/what-causeshigh-ldl-bad-cholesterol-5185421<br />
6.https://www.ahajournals.org/doi/full/10.1161/01.<br />
CIR.0000048890.59383.8D<br />
7.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/<br />
PMC2716237/<br />
8.https://www.rki.de/EN/Content/Health_Monitoring/Main_Topics/Chronic_Disease/Cardiovascular_Disease/cardiovascular_disease_node.html<br />
9.https://www.destatis.de/EN/Press/2017/09/<br />
PE17_347_236.html;jsessionid=5C18500255C79D-<br />
029CE78989140C72DB.live741<br />
Kevin Ebener<br />
M. Sc. Health Care Management<br />
COO Fitness News Germany<br />
49
TRAINING<br />
BETREUTES<br />
MUSKELTRAINING<br />
hat unschätzbare gesundheitliche Vor<br />
Betreutes Muskeltraining hat<br />
unschätzbare gesundheitliche<br />
Vorteile, die leider immer noch viel<br />
zu wenig bekannt sind. Selbst unter<br />
Medizinern hält sich oft hartnäckig<br />
die Ansicht, dass Schwimmen<br />
oder Laufen bei gesundheitlichen<br />
Problemen die Sportarten der<br />
Wahl sind. Ein intensives Widerstandstraining<br />
ist dagegen nach<br />
wie vor mit zahlreichen Vorurteilen<br />
behaftet. Es sei schlecht<br />
für den Blutdruck. Die Belastung<br />
auf die Gelenke sei zu hoch, und<br />
das Herz-Kreislauf-System würde<br />
schon gar nicht davon profitieren.<br />
Bluthochdruck ist heute kein<br />
generelles Ausschlusskriterium mehr<br />
Tatsächlich könnten diese Einschätzungen<br />
nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein.<br />
Zahlreiche Studien sind längst zu einer ganz<br />
anderen Einschätzung gekommen und lassen<br />
das Muskeltraining in einem völlig neuen<br />
Licht erscheinen. Auf den Einfluss der Myokine<br />
haben wir ja schon in unserem Artikel „Myokine<br />
und die Bedeutung für die Gesundheit“ auf<br />
fitness-news-germany.de im Oktober 2021<br />
hingewiesen. Doch auch die Erkenntnisse aus<br />
anderen Bereichen sind erfreulich. Sogar Bluthochdruck<br />
ist heute kein generelles Ausschlusskriterium<br />
für betreutes Muskeltraining mehr, solange<br />
die Übungen auf die individuelle Leistungsfähigkeit<br />
abgestimmt sind und während<br />
der Bewegung richtig geatmet wird. Zudem sollten<br />
Hypertoniker von ihrem Arzt medikamentös<br />
optimal eingestellt sein und der obere Blutdruckwert<br />
sollte die Schwelle von 200 auch während<br />
des Trainings nicht überschreiten.<br />
Günstige Beeinflussung der<br />
Schmerzwahrnehmung<br />
Dennoch ist die Sinneswandlung erstaunlich,<br />
denn lange Zeit galt jede intensivere Anstrengung<br />
bei Bluthochdruck unter Internisten als<br />
No-Go. Ganz anders die Orthopäden. Sie haben<br />
die Vorteile einer leistungsfähigen Muskulatur<br />
zur Stabilisierung von Gelenken und Wirbelsäule<br />
schon früh erkannt und sowohl für die Rehabilitation<br />
als auch die Prävention zahlreicher<br />
Erkrankungen des passiven Bewegungsapparates<br />
empfohlen. Dass eine kräftige Muskulatur<br />
für die im Alltag anfallenden Belastungen besser<br />
gerüstet ist, liegt ja auch ohne großangelegte<br />
Studie auf der Hand. Zudem weiß man<br />
mittlerweile, dass durch die wechselnde Druckbelastung<br />
beim betreuten Muskeltraining der<br />
lokale Stoffwechsel aktiviert wird und eine Herabsetzung<br />
der Empfindlichkeit des sogenannten<br />
nozizeptiven Systems erfolgt. Die Folge: eine<br />
günstige Beeinflussung der Schmerzwahrnehmung.<br />
Auch die Knochendichte profitiert von einem<br />
gezielten Widerstandstraining.<br />
50
TRAINING<br />
teile<br />
Bild: Shutterstock 327778547<br />
Dann allerdings ging es Schlag auf Schlag. Sogar<br />
die renommierte Harvard Medical School<br />
kam schließlich zu dem Schluss, dass der gesundheitliche<br />
Nutzen eines regelmäßigen Krafttrainings<br />
unterbewertet ist. Spätestens seit<br />
diesem Zeitpunkt begegnen sich Kraft- und<br />
Ausdauertraining auch offiziell auf Augenhöhe.<br />
Tatsächlich können sich beide Bereiche sogar<br />
gegenseitig ergänzen und zu noch besseren<br />
Resultaten führen. Vor allem die gefürchteten<br />
Zivilisationskrankheiten, die sich in den zurückliegenden<br />
Jahrzehnten immer mehr ausgebreitet<br />
haben, können sich durch das Training der Muskulatur<br />
vielfach verhindern oder zumindest in<br />
ihrem Verlauf mildern lassen.<br />
Schon vor Jahren sorgten die Ergebnisse der<br />
von der Harvard School of Public Health durchgeführten<br />
Health Professionals Follow-up Study<br />
(HPFS) für Aufsehen. An ihr hatten über einen<br />
Zeitraum von 18 Jahren mehr als 30.000 Männer<br />
teilgenommen. Alle waren zu Beginn der Studie<br />
älter als 43. Jahre. Im Abstand von zwei Jahre<br />
wurden die Teilnehmer untersucht und auch<br />
nach ihren sportlichen Aktivitäten befragt. Für alle<br />
Sportbegeisterten klingt es wenig erstaunlich,<br />
dass mit zunehmender wöchentlicher Trainingsdauer<br />
auch das Risiko sank, einen Diabetes<br />
Typ II zu entwickeln. Bei zweieinhalb Stunden<br />
Krafttraining in der Woche sank die Wahrscheinlichkeit<br />
um immerhin 34%. Kombiniert mit einer<br />
Ausdauerkomponente ergab sich sogar ein<br />
Wert von 59%. Einer der Gründe dafür dürfte im<br />
Einfluss der Muskulatur auf die Gewichtsregulierung<br />
zu finden sein. Je höher der Muskelanteil,<br />
umso höher ist der Energieverbrauch. Das allein<br />
führt zwar noch nicht zu dem für die Gesundheit<br />
so wichtigen Idealgewicht. Der Weg dahin wird<br />
aber deutlich leichter.<br />
Alles in allem gute Gründe, die für ein<br />
Krafttraining sprechen und das Risiko für<br />
zahlreiche Krankheiten frühzeitig eindämmen.<br />
- Ralf Meier<br />
Einfluss der Muskulatur auf die<br />
Gewichtsregulierung<br />
51
TRAINING<br />
Bild: Trend - Outdoorbereich im Fitnessstudio<br />
Gabin Wallet auf Unsplash<br />
KOORDINATIONSFÄHIGKEIT<br />
zur Verletzungsprophylaxe<br />
Das Training der Koordinationsfähigkeit zielt darauf ab, die Qualität einer Bewegung zu optimieren. Dazu muss<br />
das Zusammenwirken der Skelettmuskulatur mit dem Zentralnervensystem kontinuierlich verbessert werden.<br />
Wie das funktioniert, kann man gerade in einem Sportstudio auf Anfängerniveau sehr gut beobachten. Nach<br />
dem Erlernen neuer Übungen kann die Belastung schon bald gesteigert werden. Das liegt weniger daran,<br />
dass die einzelnen an der Übung beteiligten Muskeln stärker geworden sind. Aber sie harmonieren bereits<br />
nach kurzer Zeit erheblich besser miteinander.<br />
Das motorische Lernen gehört zu den<br />
wichtigsten Voraussetzungen<br />
Da bei diesem Prozess das Zentralnervensystem<br />
eine wichtige Rolle spielt, spricht man auch vom<br />
motorischen Lernen. Doch anstelle von Vokabeln<br />
oder Formeln werden neue Bewegungsmuster<br />
erlernt oder verfeinert.<br />
Je komplexer die Bewegungen sind, umso mehr<br />
Zeit muss dafür aufgewendet werden. Das<br />
motorische Lernen gehört zu den wichtigsten<br />
Voraussetzungen, um seinem Sport nicht nur<br />
erfolgreich, sondern nach Möglichkeit auch verletzungsfrei<br />
nachgehen zu können. Dabei spielt<br />
der Trainer eine entscheidende Rolle. Es reicht<br />
nicht, eine Übung nur zu erklären, sie sollte auch<br />
mit allen Phasen der Bewegung korrekt vorgemacht<br />
werden.<br />
Bei fehlerhafter Ausführung sollten Mitglieder<br />
umgehend korrigiert werden, bevor sich falsche<br />
Bewegungsmuster verfestigt haben. Dass zu<br />
Beginn noch Schwächen auftreten, ist völlig normal.<br />
Bei ungewohnten Bewegungen durchläuft<br />
jeder Mensch erst einmal die sogenannte Phase<br />
der Grobkoordination, die noch durch ein relativ<br />
niedriges Qualitätsniveau auffällt. Wobei wir hier<br />
bei dem Vergleich mit dem Erwerb einer Fremdsprache<br />
sind. Auch dabei werden die ersten<br />
Versuche, eigenständig einen Satz zu formulieren,<br />
ziemlich holprig verlaufen. Um mittel- und<br />
langfristig besser zu werden, muss man trotzdem<br />
durch dieses Stadium.<br />
52
TRAINING<br />
Nicht mehr weit,<br />
bis zur perfekten Bewegung<br />
Zu diesem Zeitpunkt ist der Trainer nicht nur als<br />
Experte für die Übungen gefordert, sondern auch<br />
als Motivator. Für Einsteiger ist diese Niveaustufe<br />
nämlich besonders frustrierend. Deshalb liegt<br />
es nahe, sich hier zunächst komplett auf ein geführtes<br />
Training an Maschinen zu konzentrieren.<br />
Je häufiger eine Bewegung ausgeführt wird,<br />
umso besser wird die eigene Körperempfindung<br />
des Trainierenden. Die Abläufe sind hinreichend<br />
stabilisiert und werden nicht mehr einfach nur<br />
nachgemacht, sondern auch nachempfunden.<br />
Meinel und Schnabel haben hierfür den Begriff<br />
der Feinkoordination geprägt. Von hier aus ist<br />
es nicht mehr weit, bis zur perfekten Bewegung.<br />
Eins fehlt allerdings noch, um den Ansprüchen<br />
der Feinstkoordination zu genügen.<br />
Bild: Shutterstock 583017799<br />
Noch kann die volle Leistung nicht unter beliebigen<br />
Bedingungen abgerufen werden. Man<br />
braucht vertraute Rahmenbedingungen, z. B. die<br />
bekannte Bank aus dem Studio oder die geriffelte<br />
Langhantel, an die man gewohnt ist. Steht die<br />
nicht zur Verfügung, sinkt die Tagesleistung aus<br />
scheinbar unerklärlichen Gründen. Das ändert<br />
sich erst mit dem Erreichen der Feinstkoordination.<br />
Jetzt passt endlich alles zusammen. 100<br />
kg fühlen sich auf diesem Niveau immer an wie<br />
100 kg. Egal, an welchem Ort.<br />
Bild: iStock 1127582157<br />
Propriozeptionstraining<br />
nicht vernachlässigen<br />
Propriozeptionstraining nimmt beim Koordinationstraining<br />
eine Sonderstellung ein.<br />
Im Trainingsalltag wird es gern vernachlässigt,<br />
weil es sich damit schlecht punkten lässt. Das<br />
kann sich vor allem im fortgeschrittenen Alter<br />
rächen. Allerdings bekommt man die Defizite<br />
meist erst zu spüren, wenn das Kind schon in den<br />
Brunnen gefallen ist und sich in Form erhöhter<br />
Sturzneigung bemerkbar macht.<br />
Unter Propriozeption, dem Eigenbewegungsempfinden,<br />
versteht man die Wahrnehmung<br />
körperlicher Bewegungen im Raum. Sinneszellen<br />
in Muskeln und Gelenken dienen dabei als Empfangs-<br />
und Speicherorgane. Durch ein spezielles<br />
Training, z. B. mit einem Balance-Brett oder<br />
Therapiekreisel, kann die Propriozeption verbessert<br />
und so die Verletzungsanfälligkeit vor<br />
allem im Bereich der unteren Extremitäten<br />
reduziert werden.<br />
53
TRAINING<br />
JE MEHR,<br />
Teil 1 von 2<br />
UMSO BESSER<br />
Oder gibt es ein Maximum<br />
für gesundheitliche Aktivität?<br />
Prof. Dr.<br />
Theodor Stemper<br />
Vorbemerkung zum Aktivitätsstandard<br />
Ende des letzten bzw. Anfang dieses Jahrhunderts<br />
wurde national wie international weitgehend<br />
Einigkeit darüber erzielt, dass die körperliche<br />
Aktivität („physical activity“, PA) einen nachweislich<br />
hohen Nutzen für nahezu jeden Gesundheitsparameter<br />
besitzt. Zudem wurden seither als Standard<br />
für gesundheitsförderliche Aktivitäten („health enhancing<br />
phycal activities“, HEPA) 150 Minuten mäßig<br />
intensive ausdauernde Aktivitäten (in Höhe von 3-6<br />
METs) bzw. 75 Minuten anstrengende Aktivitäten,<br />
„vigorous activities“ (ca. 6-9 METs) empfohlen.<br />
In MET-Minuten, also Aktivitätsdauer x Intensität,<br />
entspricht das dann 150 Min. x ca. 4,5 MET = 675 oder<br />
75 x ca. 7,5 = 562,5 MET-Minuten (mehr dazu weiter<br />
unten). Ergänzt werden sollten diese Ausdaueraktivitäten<br />
durch ein Ganzkörper-Kräftigungstraining<br />
von zwei Mal ca. 15-30 Minuten pro Woche, die Reduzierung<br />
der Sitzzeiten & die „Aktivierung des Alltags“,<br />
wo immer möglich (aktuell etwa Bull et al., 2020; WHO,<br />
2020). Im Sinne der sog. „Dosis-Wirkungs-Beziehung“<br />
wurde in diesem Zusammenhang auch deutlich,<br />
dass bereits geringere Belastungsumfänge, natürlich<br />
abhängig vom Trainingszustand, vor allem bei<br />
Untrainierten schon gesundheitlich wirksam sein<br />
können. Allerdings ist auch unstrittig, dass höhere<br />
Umfänge einen noch höheren Nutzen haben können<br />
(siehe wiederum z. B. WHO, 2020).<br />
So weit, so gut. Also „je mehr, umso besser“.<br />
Doch gilt diese Regel „je mehr, umso besser“<br />
wirklich ‚unendlich’?<br />
Oder könnte es nicht irgendwo vielleicht einen<br />
„Knick“ für gesundheitliche Anpassungen geben?<br />
Etwa dergestalt, dass der gesundheitliche<br />
Nutzen bei weiterer Steigerung der Aktivität<br />
(und ggf. auch der Leistungsfähigkeit) stagniert,<br />
ein Plateau erreicht oder sogar nachlässt, was<br />
aber für die weitere sportliche Leistungssteigerung<br />
nicht gelten muss? Dieser Frage wird im<br />
Folgenden nachgegangen, also:<br />
54
TRAINING<br />
Gibt es ein Aktivitäts-Maximum<br />
für gesundheitliche Anpassungen?<br />
Zur Frage des maximalen Umfangs körperlicher<br />
Aktivität für die Gesundheit ist in den<br />
letzten Jahren eine Kontroverse entbrannt, die<br />
gerade für kommerzielle Fitnessanlagen, die<br />
auch intensivere und/oder umfangreichere<br />
Trainingsprogramme anbieten, von hoher Relevanz<br />
ist. Das gilt insbesondere für all die<br />
Trainierenden, die bereits vor längerer Zeit mit<br />
ihrem Training begonnen und die anfangs<br />
erforderliche „Anpassungsphase“ bereits hinter<br />
sich gelassen haben, die also etwa regelmäßig<br />
2-3 Mal pro Woche im Umfang der o. g.<br />
„Aktivitätsempfehlungen“ trainieren und damit<br />
auch schon ein moderates Leistungsniveau<br />
erreicht haben. Wie weit sollen Personal Trainer<br />
dann bei diesen Kunden den Umfang und<br />
die Intensität des Trainings noch steigern, ohne<br />
dass deren Gesundheit ggf. leidet?<br />
Abbildung 1:<br />
Gesundheitlicher Nutzen körperlicher Aktivität -<br />
ausgedrückt als Reduktion des relativen Risikos<br />
(RR) der Gesamtsterblichkeit im Verhältnis zur<br />
„Dosis“ (Umfang) der Aktivität. (In Anlehnung an<br />
Powell, Paluch & Blair (2011) sowie Brown et al.<br />
(2013); Studien ohne Berücksichtigung leichter<br />
Aktivitäten).<br />
Fortsetzung folgt in der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />
Literatur<br />
Ainsworth, B.E., Haskell, W.L., Whitt, M.C., Irwin, M.L., Swartz, A.M.,<br />
Strath, S.J., O’Brien, W.L., Bassett, D.R. Jr, Schmitz, K.H., Emplaincourt,<br />
P.O., Jacobs, D.R. Jr & Leon, A.S (2000). Compendium of<br />
Physical Activities: An update of activity codes and MET intensities.<br />
Medicine and Science in Sports and Exercise, 32 (Suppl),<br />
S498-S516. Update 2011 (Website): https://sites.google.com/<br />
site/compendiumofphysicalactivities/<br />
Brown, W.J,. Bauman, A.E., Bull, F.C. & Burton, N.W. (2013).<br />
Development of Evidence-based Physical Activity Recommendations<br />
for Adults (18-64 years). Report prepared for the<br />
Australian Government Department of Health. Final Report,<br />
August 2012. © Commonwealth of Australia 2013, Online ISBN:<br />
978-1-74186-070-2.<br />
Bull FC, Al-Ansari SS, Biddle S, et al. (2020). World Health Organization<br />
2020 guidelines on physical activity and sedentary<br />
behaviour. British Journal of Sports Medicine, 54, 1451-1462.<br />
Gledhill, N. & Jamnik, V. (2003). Canadian physical activity,<br />
fitness and lifestyle approach (3rd ed.). Ottawa: Canadian<br />
Society for Exercise Physiology.<br />
Lee, D.C., Lavie, C.J., Sui, X. & Blair S.N. (2016). Running and mortality:<br />
is more actually worse? Mayo Clin Proc., 91, 534-536.<br />
vie, C.J. (2017). Running as a Key Lifestyle Medicine for Longevity.<br />
Progress in Cardiovascular Diseases, 60, 45-55.<br />
doi: 10.1016/j.pcad.2017.03.005.<br />
Myers, J., Prakash, M., Froelicher, V. et al. (2012). Exercise capacity<br />
and mortality among men referred for exercise testing. N<br />
Engl J Med, 346, 793–801.<br />
Myers, J., Kaykha, A., George, S. et al. (2004). Fitness versus<br />
physical activity patterns in predicting mortality in men. Am J<br />
Med.,117, 912–918.<br />
Paffenbarger RS, Wing AL, Hyde RT (1978). Physical activity as<br />
an index of heart attack risk in college alumni. American Journal<br />
of Epidemiology, 108, (3), 161-175.<br />
Powell, K. E., Paluch, A. E., & Blair, S. N. (2011). Physical activity for<br />
health: What kind? How much? How intense? On top of what?<br />
Annual review of public health, 32, 349-365.<br />
Rognmo, Ø., Moholdt, T., Bakken, H., Hole, T., Mølstad, P., Myhr, N.,<br />
Grimsmo, J. & Wisløff, U. (2012). Cardiovascular risk of high-versus<br />
moderate-intensity aerobic exercise in coronary heart<br />
disease patients. Circulation, 126, 1436–1440.<br />
Swain, D.P. &Franklin, B.A. (2006). Comparison of Cardioprotective<br />
Benefits of Vigorous versus Moderate Intensity Aerobic<br />
Exercise. American Journal of Cardiology, 97, 141-147.<br />
Lee, D.C., Brellenthin, A.G., Thompson, P.D., Sui X., Lee. I.-M. & La-<br />
WHO (2020). Guidelines on physical activity and sedentary<br />
behaviour. Geneva: World Health Organization.<br />
55
TRAINING<br />
FUNCTIONAL<br />
TRAINING<br />
Auspowern mit Spaß<br />
Functional Training ist ein erst seit wenigen Jahrzehnten gebräuchlicher Begriff, also<br />
verglichen mit den meisten anderen Angeboten in modernen Sportstudios noch relativ jung.<br />
Das so bezeichnete Trainingsform reicht allerdings deutlich weiter zurück & hat eine ganze<br />
Reihe von Vorläufern aus verschiedenen Disziplinen. Hinter dem Begriff versteckt sich schließlich<br />
nichts anderes als auf die Anforderungen des Alltags oder bestimmte sportartspezifische<br />
Bedingungen zugeschnittene Bewegungen mit zunehmender Belastung.<br />
Faktoren einer umfassenden Fitness<br />
Um diesen Ansprüchen gerecht werden zu können, stehen beim Functional<br />
Training möglichst komplexe Bewegungen im Mittelpunkt. Anders als beim<br />
klassischen Maschinentraining geht es nicht darum, die Muskulatur möglichst<br />
isoliert zu fordern. Stattdessen wird ein Training angestrebt, dass möglichst<br />
mehrere Muskelgruppen oder Muskelschlingen in die Bewegung einbezieht.<br />
Ganz wichtig ist dabei der Aufbau der stabilisierenden Rumpfmuskulatur, die<br />
bei allen denkbaren Herausforderungen ihrer Aufgabe gerecht werden soll. Hier<br />
sind zahlreiche Elemente des Core-Trainings eingeflossen. Auch der Einfluss<br />
physiotherapeutischer Ansätze, z. B. aus der Bewegungstherapie, lässt sich im<br />
Functional Training ausmachen. Bei der individuellen Trainingsgestaltung sollten<br />
auch die anderen Faktoren einer umfassenden Fitness nicht außer Acht<br />
gelassen werden. Dazu gehören Kraft und Schnellkraft ebenso wie Ausdauer,<br />
die Flexibilität und natürlich auch die Koordinationsfähigkeit.<br />
56
TRAINING<br />
Viele Studios bieten Möglichkeiten<br />
zur kreativen Trainingsgestaltung<br />
Allerdings gibt es da keine einheitlichen Vorgaben, denn<br />
„Functional“ ist kein festes System. Die zu absolvierenden<br />
Übungen sind nicht in Stein gemeißelt. Tatsächlich sind der Fan<br />
tasie keine Grenzen gesetzt. Auch wenn sich in den Sportstudios<br />
durch das vorhandene Equipment ein Übungsrahmen<br />
herauskristallisiert hat. Zu einiger Bekanntheit haben es vor allem<br />
die Schlingentrainer gebracht, die nahezu in jedem Studio zu finden<br />
sind. Ergänzt, z. B. durch Gymnastikbälle in verschiedenen Größen,<br />
hat man bereits damit eine gute Basis. Auch Ropes erfreuen sich<br />
großer Beliebtheit.<br />
Viele Studios bieten mittlerweile auch komplett ausgestattete<br />
Functional Areas an. Hier finden sich Functional Racks ebenso<br />
wie Kettlebells, Wallballs, Sprossenwände, Balance Boards,<br />
Matten und anderes Equipment. Fitnessenthusiasten können sich<br />
dort nach Belieben und Leistungsvermögen austoben und reichlich<br />
Energie verbrennen. Natürlich kann man sich beim<br />
Functional Training vortrefflich mit anderen messen. Auch für<br />
eingefleischte Kraftsportler bietet sich dabei die Möglichkeit, die<br />
Muskulatur mal wieder mit ungewohnten Herausforderungen zu<br />
überraschen und so den Weg für weitere Fortschritte zu ebnen.<br />
Bild: Shutterstock 1179200593<br />
57
ERNÄHRUNG<br />
INTERVALLFASTEN<br />
hat seine Grenzen<br />
Intervallfasten ist seit einigen Jahren in aller Munde. Tatsächlich gibt es zu dem Thema mittlerweile einige<br />
Studien, die zahlreiche positive gesundheitliche Aspekte herausstreichen. Ganz vorne an steht, dass sich<br />
die längeren Hungerphasen günstig auf den Stoffwechsel und das Hormongeschehen auswirken sollen. Ob<br />
sich Intervallfasten auch zum Abnehmen eignet, ist allerdings umstritten. Das hängt letztendlich davon ab,<br />
was und wie viel man in den Zeiträumen isst, in denen Nahrung zugeführt werden kann.<br />
Das Fasten-Fenster<br />
Das Fasten-Fenster kann variieren. Je nachdem,<br />
für welche Variante man sich entscheidet.<br />
Populär ist vor allem das „5:2-Fasten“, bei<br />
denen an zwei Tagen in der Woche gefastet<br />
und an den anderen Tagen ganz normal gegessen<br />
werden kann.<br />
Auch das „16:8-Fasten“ erfreut sich zunehmender<br />
Beliebtheit. Es erfordert nicht ganz<br />
so viel Disziplin, da täglich in einem Zeitraum<br />
von acht Stunden gegessen werden kann.<br />
Die verbleibenden 16 Stunden wird gefastet.<br />
Wer das über Nacht macht und ohnehin kein<br />
großer Frühstücker ist, sollte damit keine Probleme<br />
haben. Menschen, die morgens unbedingt<br />
ihr Frühstück brauchen, um in die Gänge<br />
zu kommen, könnten die Fastenperiode bereits<br />
nachmittags starten, um am nächsten Morgen<br />
in aller Ruhe frühstücken zu können. Dazu gibt<br />
es einige weitere Möglichkeiten, wie das alternierende<br />
Fasten, bei dem auf einen Fastentag ein<br />
Tag mit normaler Nahrungsaufnahme folgt.<br />
Positive Effekte auf das<br />
Herz-Kreislauf- & Immunsystem<br />
Die Berichte über positive gesundheitliche Auswirkungen<br />
stimmen hoffnungsvoll. So soll Intervallfasten<br />
den Fett- und den Kohlenhydratstoffwechsel<br />
günstig beeinflussen. Daraus resultiert<br />
auch ein gewisser Schutz vor einem Diabetes<br />
Typ II.<br />
Außerdem wurden positive Effekte auf das<br />
Herz-Kreislauf- und das Immunsystem beobachtet.<br />
Es gibt sogar Hinweise darauf, dass<br />
bei richtigem Einsatz die Nebenwirkungen einer<br />
Chemotherapie abgemildert werden könnten.<br />
58
Da es dazu allerdings noch keine verlässlichen<br />
Daten gibt, sollte ein Versuch<br />
nur mit medizinischer Begleitung unternommen<br />
werden. Zumal bei vielen<br />
Tumorerkrankten durch einen Mangel<br />
an Appetit ohnehin die Nährstoffversorgung<br />
im Argen liegt.<br />
Einen weiteren Vorteil stellt die sogenannte<br />
Autophagie dar. Darunter versteht<br />
man einen Prozess, bei dem die<br />
Zellen eine Art Frühjahrsputz machen.<br />
Dabei werden beschädigte Proteine<br />
oder Organellen abgebaut und wiederverwertet.<br />
Auf diese Weise können sogar entartete<br />
Zellen im Frühstadium entsorgt<br />
werden. Da die Autophagie nach etwa<br />
14 Stunden ohne Nahrungsaufnahme<br />
einsetzt, reicht das „16:8-Fasten“ völlig<br />
aus, um in den Genuss dieses Effekts<br />
zu kommen. Für die Erforschung der<br />
Mechanismen hinter dem Prozess des<br />
zellulären Reclyclings erhielt der Japaner<br />
Yoshinori Ohsumi den Nobelpreis.<br />
Schwangere sollten auf<br />
ihr Hungergefühl hören<br />
Allerdings ist auch das Intervallfasten<br />
trotz aller begrüßenswerten Wirkungen<br />
auf den Organismus kein Allheilmittel.<br />
Es gibt einige Vorerkrankungen,<br />
bei denen davon abgeraten<br />
werden muss. Dazu gehören<br />
neben einem niedrigen Blutdruck auch<br />
Stoffwechselerkrankungen und bereits<br />
bestehende Essstörungen. Auch<br />
ERNÄHRUNG<br />
Schwangere sollten sich nach ihrem<br />
Hungergefühl richten, statt nach der<br />
Uhr. Dass bei schweren chronischen<br />
gesundheitlichen Problemen oder<br />
Krebserkrankungen erst einmal der behandelnde<br />
Arzt zurate gezogen werden<br />
sollte, versteht sich von selbst.<br />
Nicht wirklich geeignet ist Intervallfasten<br />
auch für Kraftsportler und nicht<br />
zuletzt ältere Trainierende. Wem am<br />
Erhalt und nach Möglichkeit dem Aufbau<br />
neuen Muskelgewebes gelegen<br />
ist, der braucht die entsprechenden<br />
Rahmenbedingungen für eine anabole<br />
Stoffwechsellage. Dazu ist einerseits<br />
ein entsprechendes Training nötig, andererseits<br />
eine möglichst gleichmäßig<br />
verteilte Proteinzufuhr von jeweils<br />
20-25 g im 3-Stunden-Rhythmus. Um<br />
das optimal zu gewährleisten, sind<br />
die wenigen Stunden beim Intervallfasten<br />
einfach zu kurz. Wer ernsthaft<br />
trainiert, sollte sich mit dem Intervallfasten<br />
keinen unnötigen Stress antun.<br />
Noch ein Wort zu den Getränken<br />
Fasten bedeutet keinerlei Energiezufuhr.<br />
Lediglich beim alternierenden<br />
Fasten ist es erlaubt, an den Fastentagen<br />
25% der sonst üblichen Kalorienmenge<br />
aufzunehmen. Beim 16:8-Fasten<br />
und beim 5:2-Fasten gilt das nicht.<br />
Selbst Kaffee und Tee können nur<br />
schwarz getrunken werden. Milch und<br />
Zucker sind tabu. Auch für Snacks oder<br />
kleinere Knabbereien ist während des<br />
Fastenzeitraums kein Platz.<br />
- Miriam Omanovic<br />
59
ERNÄHRUNG<br />
Zeit für den<br />
PROTEIN-SHAKE<br />
Das anabole Fenster steht weit offen<br />
Das Training ist gelaufen, die Dusche wartet und das anabole Fenster steht weit offen.<br />
Zeit für den Protein-Shake. Der muss natürlich nicht schon vor der Dusche gestemmt<br />
werden, da hat man nach einem richtig intensiven Training ohnehin meist keinen großen<br />
Hunger, aber innerhalb der folgenden zwei Stunden ist der Bedarf des Organismus nach<br />
einer ordentlichen Proteinzufuhr besonders groß. Dem sollte man Rechnung tragen. Ganz<br />
besonders, wenn das Ziel der Aufbau von neuem Muskelgewebe ist.<br />
Whey-Protein ist nach dem Training eine gute Wahl<br />
Den Grund dafür nennt man Proteinbiosynthese.<br />
Das ist der Prozess, der abläuft, um Nahrungseiweiß<br />
in Körpereiweiß umzubauen. Das geschieht<br />
zwar auch ansonsten, allerdings nach dem<br />
Training deutlich erhöht. Zusätzlich angekurbelt<br />
werden kann die Proteinbiosynthese durch eine<br />
großzügige Portion Protein. Jetzt ist die Zeit, um<br />
beim Training zerstörtes Gewebe zu reparieren<br />
und neues aufzubauen. Im Leistungssport<br />
ist die Proteinversorgung nach dem Training<br />
selbstverständlich. Nach Möglichkeit in Kombination<br />
mit einer moderaten Menge an Kohlenhydraten.<br />
Allerdings macht es auch im Fitness-<br />
und Gesundheitssport Sinn, das anabole<br />
Fenster unmittelbar nach dem Training zu nutzen<br />
und dem Organismus mindestens 30 g<br />
Protein zu gönnen. Das Gleiche gilt für ältere<br />
Studiobesucher.<br />
Da der Faktor Zeit nach dem Training eine<br />
wichtige Rolle spielt, empfiehlt sich an<br />
dieser Stelle ein sogenanntes Whey-Protein.<br />
Bevor Proteine, gleichgültig, ob von<br />
einem Steak, einem Linseneintopf oder einem<br />
Shake, über die Darmzotten im Dünndarm ins<br />
Blut übertreten können, müssen sie während<br />
des Verdauungsprozesses in ihre kleineren<br />
Bestandteile, die Aminosäuren und kurzkettige<br />
Peptidketten zerlegt werden. Die Vorteile eines<br />
Whey-Proteins liegen darin, dass es von hoher<br />
biologischer Wertigkeit ist und schnell verdaut<br />
sowie aufgespalten werden kann. Daher steht<br />
es auch zeitnah für anabole, aufbauende Prozesse<br />
zur Verfügung. Daher hat sich auch der<br />
Begriff das „anabole Fenster“ etabliert. Whey<br />
ist übrigens nichts anderes als der englische<br />
Begriff für Molke.<br />
60
ERNÄHRUNG<br />
Muskeln brauchen Protein<br />
Muskelgewebe kann nicht durch<br />
eine vermehrte Zufuhr an Kohlenhydraten<br />
und Fetten aufgebaut werden.<br />
Diese Makronährstoffe liefern nur die<br />
Energie für das Training & die Arbeiten<br />
im Alltag. Muskeln brauchen Protein.<br />
Es ist wie beim Hausbau: Wenn die Ziegel<br />
ausgehen, können noch so viele fleißige<br />
Helfer auf der Baustelle herumlaufen,<br />
die Arbeit kommt trotzdem zum Erliegen.<br />
Auf 1,2 bis 2 g pro Kilogramm Körpergewicht<br />
kann der Proteinbedarf<br />
bei einem Aufbautraining auch auf<br />
Fitnessniveau ansteigen. Das ist schon<br />
eine beachtliche Menge, wenn man bedenkt,<br />
dass selbst magere Fleischsorten<br />
kaum mehr als 20 g Protein pro 100 g<br />
enthalten.<br />
In einer vergleichbaren Größenordnung<br />
liegen Hülsenfrüchte.<br />
Daher kann der Einsatz eines Protein-Shakes<br />
zur Erleichterung auch im<br />
Fitnessbereich durchaus Sinn ergeben.<br />
Allerdings sollte man immer berücksichtigen,<br />
dass Konzentrate kein Ersatz<br />
für herkömmliche Nahrungsmittel sind,<br />
sondern als eine sinnvolle Ergänzung<br />
in den Ernährungsfahrplan eingebaut<br />
werden können.<br />
Um das Angebot an Aminosäuren,<br />
den Bausteinen des Proteins, konstant<br />
hochzuhalten, sollte die Gesamtproteinmenge<br />
auf etwa gleich große Portionen<br />
über den Tag verteilt werden.<br />
Gute Proteinlieferanten sind magere<br />
Milchprodukte, mageres Fleisch, Fisch,<br />
Geflügel, Hülsenfrüchte, Soja, Tofu und<br />
Eier.<br />
61
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S. 40<br />
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Hans Muench, www.hans-muench.com<br />
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