Mein Beitrag in der Gilde Gazette 26 zum Neubauprojekt Alte Münsterschule
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Aus Geschichte und Gegenwart<br />
nämlich Anspruch auf e<strong>in</strong> eigenes<br />
Wohngebäude mit entsprechendem<br />
Haushalt und Dienstpersonal hatten.<br />
Die Wohnhäuser waren <strong>zum</strong><br />
Teil Bestandteil des Mauerr<strong>in</strong>gs,<br />
lagen aber auch im Inneren des<br />
nördlichen Stiftsareals, das <strong>zum</strong><br />
Teil <strong>in</strong> das heute östlich <strong>der</strong> Quir<strong>in</strong>usstraße<br />
gelegene Wohnquartier<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragte.<br />
Dort, wo die Straße „Auff dem<br />
Over“ nach Süden abbog, befand<br />
sich <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Stadtmauer die<br />
„Cranenportz“, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Tor,<br />
durch das man auf e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Stadtmauer<br />
vorgelagerte Plattform gelangte,<br />
an <strong>der</strong> Schiffe <strong>zum</strong> Be- und<br />
Entladen anlegen und wo außerdem<br />
das Kranschiff festmachen<br />
konnte, um die Umschlagarbeiten<br />
wirkungsvoll unterstützen zu können.<br />
Geschützt wurde dieser Umschlagplatz<br />
durch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren<br />
Rundturm und e<strong>in</strong>en mächtigeren<br />
Viereckturm <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Stadtmauer.<br />
E<strong>in</strong> Sprung <strong>in</strong>s Jahr 1802<br />
In welchem Zustand sich die<br />
Gebäude <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Immunität<br />
zu Beg<strong>in</strong>n des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
befanden, lässt sich nur vermuten.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die<br />
Häuser durch die Brandkatastrophe<br />
ebenfalls große Zerstörungen<br />
erlitten hatten. Vergleicht man<br />
die Braun-Hogenberg-Ansicht mit<br />
e<strong>in</strong>em Grundriss des nördlichen<br />
Stiftsareals um 1802, dann zeigen<br />
sich erhebliche Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
die mit Sicherheit mit Neubautätigkeiten<br />
nach dem Stadtbrand<br />
e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>gen. Allerd<strong>in</strong>gs lässt sich<br />
nicht sagen, wann diese baulichen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen im E<strong>in</strong>zelnen im<br />
Laufe des 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
durchgeführt worden waren.<br />
Im Wesentlichen lässt sich<br />
feststellen, dass die Häuser im<br />
östlichen Mauerr<strong>in</strong>g nicht mehr<br />
hergerichtet bzw. bis auf wenige<br />
Ausnahmen abgerissen worden<br />
waren und wie<strong>der</strong> durch Herrichtung<br />
<strong>der</strong> Immunitätsmauer ersetzt<br />
worden waren. Der Wohnbereich<br />
<strong>der</strong> Kanonissen konzentrierte sich<br />
nunmehr im Bereich <strong>der</strong> nordwestlichen<br />
Ecke <strong>der</strong> Immunität<br />
zwischen Glockhammer und <strong>der</strong><br />
Die Stiftsimunität auf <strong>der</strong> Braun-Hogenberg-Ansicht von 1590, die den<br />
Zustand vor dem Stadtbrand von 1586 wie<strong>der</strong>gibt. (Foto: Stadtarchiv<br />
Neuss)<br />
heutigen Münsterstraße. Der Gebäudekomplex<br />
unmittelbar um<br />
den Kreuzgang war noch erhalten,<br />
jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schlechten Zustand,<br />
weswegen Bürgermeister<br />
Franz Jordans ihn, nachdem er ihn<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versteigerungsprozess<br />
käuflich erworben hatte, um 1804<br />
abreißen ließ. Östlich dieser Häuser<br />
<strong>der</strong> Kanonissen war e<strong>in</strong>e Freifläche<br />
entstanden, die vermutlich<br />
als Gärten <strong>der</strong> Kanonissen genutzt<br />
wurde. H<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Apsis <strong>der</strong> Stiftskirche<br />
befanden sich noch drei<br />
Grundriss <strong>der</strong> Stiftsimmunität von 1802 (Foto: Stadtarchiv Neuss)<br />
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