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3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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Und ich bin dagestanden <strong>und</strong> habe mir gedacht „pfff“. (Pause) Nein, das drücke<br />

ich nicht durch, gell (lacht).“<br />

Damit drückt Frau A. ganz offen ihre Scham bezüglich ihrer Behin<strong>der</strong>ung aus. Kleine<br />

Kin<strong>der</strong> haben eine beson<strong>der</strong>e Gabe, nahe an die Grenzen <strong>der</strong> Erwachsenen zu<br />

gehen, <strong>und</strong> hier haben sie den w<strong>und</strong>en Punkt getroffen.<br />

Danach entschied sich Frau A. für den Beruf <strong>der</strong> Floristin. Mit Pflanzen <strong>und</strong> Blumen<br />

hatte sie schon zu Hause am Bauernhof viel Erfahrung sammeln können. Der<br />

kreative Teil schien ihr sehr zu liegen <strong>und</strong> mit dem Rest an Sehvermögen konnte sie<br />

offensichtlich Stimmungen gut wahrnehmen.<br />

Es dauerte zwar einige Zeit, bis sie einen Betrieb fand, <strong>der</strong> sie als Lehrling aufnahm:<br />

„Im Großen <strong>und</strong> Ganzen, war es schon sehr sehr schwierig, aber es war im<br />

Prinzip ah (Pause) so, das betriebliche (Pause) Zusammenspiel <strong>und</strong> auch von den<br />

Kollegen her war es sehr sehr gut. Also ich bin sehr (Pause) akzeptiert worden<br />

<strong>und</strong> angenommen <strong>und</strong> habe mich beruflich absolut entfalten können. Also das war<br />

wirklich ein Traum. Wir haben uns spezialisiert auf Hochzeitsfloristik. Also ich habe<br />

wirklich ganz ganz feine Arbeiten machen müssen trotz meiner Sehbehin<strong>der</strong>ung.<br />

Und ich (Pause) habe es absolut gerne gemacht. Problem war lei<strong>der</strong>, dass die<br />

Firma in Konkurs gegangen ist.“<br />

Mit dieser Arbeit konnte sie dennoch für einige Zeit den erhofften Ausgleich<br />

herstellen: Etwas Außergewöhnliches leisten, was die Scham über die<br />

Sehbehin<strong>der</strong>ung verblassen ließ. Lei<strong>der</strong> nur für kurze Zeit. Eine gegenteilige<br />

Erfahrung folgte auf den Fuss:<br />

„Und ich habe dann sehr sehr viel Pech gehabt. Habe (Pause) zwar immer recht<br />

gute Chefleute gehabt, aber fürchterliche Kollegen.<br />

Also wirklich Menschen, die mit Behin<strong>der</strong>ung absolut nichts anfangen können <strong>und</strong><br />

die einen von morgens um sieben Uhr dreißig bis am Abend (Pause) wirklich so<br />

was von auf den Geist gehen. Damit, also es ist wirklich schlimm (spricht<br />

langsam). Wo man wirklich das Gefühl hat, man wird aufgenutzt. (…..) Also da<br />

waren so Situationen wie ich habe eine (Pause) eine Arbeitsfläche reinigen<br />

müssen <strong>und</strong> ich habe sie… Ich bin sehr pitzelig genau beim Putzen. Und ich habe<br />

sie halt wirklich mit Cif gescheuert <strong>und</strong> ich war fertig. Und die ist gekommen, hat<br />

sie gesagt, <strong>und</strong> da ist ein Fleck <strong>und</strong> da ist ein Fleck <strong>und</strong> da ist ein Fleck <strong>und</strong> ich<br />

habe nicht sagen können, ob es wirklich so ist o<strong>der</strong> nicht.<br />

Schließlich beschloss sie umzusatteln. Mit Hilfe ihrer Mutter gelang es ihr eine<br />

zweite, ziemlich aufwendige Ausbildung abzuschließen.<br />

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