3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz
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4. Das Bemühen um berufliche Integration Behin<strong>der</strong>ter <strong>und</strong> das<br />
Problem <strong>der</strong> nicht thematisierten Scham<br />
Die tertiäre Sozialisation findet im Erwachsenenalter statt <strong>und</strong> bezeichnet die<br />
Anpassungen, die das Individuum in Interaktion mit seiner sozialen Umwelt ständig<br />
vornimmt. Da Sozialisation als ein lebenslanger Prozess des Lernens <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Anpassung verstanden werden muss, kann schließlich auch im beruflichen Bereich<br />
<strong>und</strong> darüber hinaus von einer tertiären Sozialisation gesprochen werden. 52<br />
Zu Netzwerk 1:<br />
„Und <strong>der</strong> Leistungsdruck ist sehr sehr hoch. (Pause) Und wenn man eine<br />
Einschränkung hat, dann kann man nicht voll mithalten. Das geht nicht. Und auch<br />
wenn es an<strong>der</strong>e nicht von dir erwarten, aber du selbst schraubst deine<br />
Erwartungen immer höher als du es leisten kannst.“<br />
Mit diesem Zitat spricht Frau A. etwas an, was sehr häufig im beruflichen Leben von<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zu beobachten ist, <strong>und</strong> zwar vor allem bei solchen, die<br />
mit ihrer Behin<strong>der</strong>ung selbst nicht klar kommen, die sich einfach nicht damit abfinden<br />
wollen <strong>und</strong> daher immer noch mehr leisten wollen, als notwendig o<strong>der</strong> möglich. Die<br />
unbewusste Motivation dahinter ist, die Scham zu überwinden. Ein bewusstes<br />
Umgehen mit <strong>der</strong> eigenen Scham würde dabei vermutlich große Erleichterung<br />
bringen. Empowerment kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Indem dadurch<br />
Raum geschaffen wird, sich über die unbewußten Handlungshintergründe klar zu<br />
werden.<br />
Im beruflichen Leben von Frau A. spielte die Scham mehrmals eine Rolle. Ihren<br />
ursprünglichen Traumberuf gab sie dafür auf:<br />
„(Luftholen) Ich habe (Pause) als Kind also ursprünglich wollte ich immer (Pause)<br />
irgendwas mit Kin<strong>der</strong>n machen o<strong>der</strong> Säuglingsschwester.<br />
(Pause)<br />
Und (Pause) es war dann einfach so <strong>der</strong> Punkt, dass… als es dazu gekommen ist,<br />
was mache ich beruflich (Pause)… Ich habe einfach gesehen, dass ich mit meiner<br />
Sehbehin<strong>der</strong>ung den Zugang zu Kin<strong>der</strong>n nicht habe. Es hat ein paar negative<br />
Erlebnisse gegeben mit Kin<strong>der</strong>n. (Pause) Ich weiß, ich habe mmh meine<br />
Schwester einmal abgeholt vom Kin<strong>der</strong>garten dort. Und (Pause) ja, dort hat mich<br />
ein Kind einfach so ganz brutal angeredet (Pause) „was hast denn du mit deinen<br />
Augen, siehst du nichts?“. (Pause)<br />
52 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialisation#Terti.C<strong>3.</strong>A4re_Sozialisation<br />
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