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3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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Netzwerk 5:<br />

Die körperbehin<strong>der</strong>te Frau E. ist immer wie<strong>der</strong> mit Enttäuschungen in Bezug auf<br />

Fre<strong>und</strong>e konfrontiert. In früher Jugend hatte sie eine Fre<strong>und</strong>in, mit <strong>der</strong> sie sehr viel<br />

gemacht hat. Diese hatte ebenfalls eine Behin<strong>der</strong>ung. Nicht nur privat waren sie<br />

gerne zusammen, sie sind auch zusammen in die Schule gegangen. Doch als Frau<br />

F. in <strong>der</strong> Handelsschule noch einmal eine Operation hatte <strong>und</strong> dadurch körperlich<br />

beweglicher wurde, konnte das die Fre<strong>und</strong>in nicht ertragen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontakt brach<br />

ab. Bis heute. Das schmerzt Frau F. noch immer. Es kam jedoch nie zu einer<br />

Aussprache über die Gründe des Kontaktabbruches. Scham scheint hier eine<br />

zentrale Rolle zu spielen; Scham, über die Behin<strong>der</strong>ung zu sprechen, Bedürfnisse<br />

auszudrücken <strong>und</strong> Versetzungen zuzugeben.<br />

Frau E. leidet darunter:<br />

„Es ist zwar öfters schwierig, weil man nicht so viele Fre<strong>und</strong>e hat in seinem<br />

Leben.(schluchzt)<br />

… Weil es halt einfach schwerer ist. Und das versteht, verstehen überhaupt<br />

nicht viele.“<br />

„Auch, dass man, was weiß ich, viele Krankenhausbesuche hat, nicht überall<br />

mit kann. Was weiß ich: von heute auf morgen irgendwo hin fahren für eine<br />

Woche. Das geht für mich nicht. Weil ich muss schauen, also wenn ich wo hin<br />

fahre, muss ich schon einen Tag vorher packen, weil ich muss schauen, dass<br />

ich meine ganzen Medikamente alles einfach mit habe, nicht, was ich brauche.“<br />

Ihre Mutter sieht die Situation etwas an<strong>der</strong>s. Sie hat den Eindruck, dass Frau F.<br />

immer bei den Gleichaltrigen integriert war.<br />

„Sie hat auch in <strong>der</strong> Schulzeit auch sehr viele Fre<strong>und</strong>innen gehabt, die sind<br />

auch gekommen. Sie haben wie<strong>der</strong>um sie eingeladen zu Geburtstagsfeiern <strong>und</strong><br />

so. Also sie ist überall integriert gewesen. Überall. (betont) Sie haben sie zu<br />

Ausflügen mitgenommen. Da sind eigens Geräte angeschafft worden, wo sie,<br />

dass sie ja überall.<br />

Weil sie war in einer Integrationsklasse in <strong>der</strong> Hauptschule.“<br />

Ihre Arbeitskollegin sieht dies jedoch ebenfalls als einen schmerzhaften Punkt im<br />

Leben ihrer Kollegin. Sie sagt über die letzte Fre<strong>und</strong>in, dass diese nur deshalb an<br />

Frau E. interessiert gewesen wäre, weil sie doch ein Auto hat <strong>und</strong> sie dadurch mobil<br />

waren. Jetzt habe die Fre<strong>und</strong>in ebenfalls ein Auto <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontakt sei bereits viel<br />

weniger geworden.<br />

Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt beschrieben, hat Frau E. große<br />

Schwierigkeiten mit ihrer Behin<strong>der</strong>ung zurecht zu kommen. Mit zu vielen<br />

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