3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

Groll über den Ärger führen. All das kann sich sehr schnell, innerhalb von 15 bis 20
Sekunden, abspielen. 51
Netzwerk 4:
Frau D. ist trotz ihrer Psychose eine sehr kontaktfreudige Person geblieben.
Gleichaltrige und Freunde sind ihr sehr wichtig:
Hm… was gibt mir noch Kraft? Ich meine, dass ich…ja Freunde halt, Kontakte,
Freundinnen, Telefonate manchmal gute und einfach zu wissen ja alleine bin ich
nicht, manchmal manchmal tut mir das alleine so richtig gut w…da bin ich froh,
dass ich einmal einen Tag für mich hab, abschalten kann und einmal nur mit
mir selbst beschäftigt bin. Manchmal tut es mir gut einfach sich zurückzuziehen
und einmal…weil da hat man ja… der Job…im Job auch genug Leute, also ich
hab Kollegen also, die sind zu 14 Leute wenn alle da sind im Job und die Gäste
halt…Hm, (…..) meine Eltern, ja, ich glaube das wars ziemlich das.
Auch eine Partnerschaft würde sie sich wünschen. Die letzte ist leider auf sehr
tragische Weise zu Ende gegangen. Der Freund, der ebenfalls an einer Psychose litt
und ihr deshalb so nahe war, konnte sein Leben nicht mehr bewältigen und hat
Selbstmord begangen. Das hat Frau D. sehr mitgenommen. Inzwischen ist sie jedoch
wieder so weit, sich eine neue Partnerschaft zu wünschen:
„Ich meine Kraft gibt sonst eine gute Partnerschaft. Das war einmal mit meinem
Ex-Freund, vor eineinhalb Jahren halt. Das hat mir schon auch Kraft gegeben, wir
haben täglich telefoniert wenigstens und am Wochenende uns gs…gesehen und
irgendwie, ich meine, ist schon ein großer Verlust gewesen, weil er hat auch eine
psychische Beeinträchtigung gehabt und von dem her hat mich eigentlich gut
verstanden, haben wir uns gut verstanden. Also und wieder so jemand finden,
der…dem ich nicht zu dick bin, weil ich…ich meine durch die Medikamente habe
ich zugenommen und so das…der einen so versteht auch, das ist nicht leicht.
(Pause) Ja, das war’s.“
Frau D. hat den Vorteil, bis zu ihrem 18. Lebensjahr keine Einschränkung gehabt zu
haben, sodass ihre Beziehungen bis zu diesem Zeitpunkt nicht durch Scham über
eine Behinderung gestört wurden. Frau D. kann auch ganz offen über ihre Psychose
sprechen und sieht sie für sich als völlig normal. Dass sie jedoch damit vor allem
beruflich nicht sehr belastbar ist und viel Schlaf und Rückzug benötigt, wirkt sich auf
die Beziehungen zu Gleichaltrigen insofern aus, dass sie wenig Zeit dafür zur
Verfügung hat.
51 Scheff/Retzinger S. 13
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