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3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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gelungen zu sein, Fre<strong>und</strong>schaften zu schließen, was sich auch darin ausdrückt, dass<br />

den Shuttledienst in erster Linie <strong>und</strong> mit einer Selbstverständlichkeit die Familie<br />

übernimmt.<br />

Frau A. hatte über drei Jahre lang eine Beziehung mit einem jungen Mann. Mit ihm<br />

wollte sie eine gemeinsame Zukunft aufbauen, es war bereits vom Hausbauen die<br />

Rede. Doch die Beziehung scheiterte am Anspruch seiner Mutter, die sich für ihren<br />

Sohn keine sehbehin<strong>der</strong>te Frau vorstellen wollte <strong>und</strong> ihn so weit beeinflussen konnte,<br />

dass er die Beziehung von sich aus löste. Hier ist ganz deutlich zu sehen, wie sehr<br />

die Einstellung <strong>der</strong> nicht behin<strong>der</strong>ten Frauen <strong>und</strong> Männer das Leben <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer bestimmt, um nicht zu sagen „behin<strong>der</strong>t“.<br />

All das habe ihr immer wie<strong>der</strong> sehr zu schaffen gemacht, gesteht sie auch im<br />

Interview:<br />

(Pause) Ich weiß es, was es heißt, sich ins Zimmer einzusperren <strong>und</strong> we<strong>der</strong><br />

ans Telefon noch an eine Tür zu gehen. Ich kenne die ganzen Phasen. Und<br />

deswegen, glaube ich, (Pause) haben auch meine Patienten das Gefühl,<br />

(Pause) mir z.. ziemlich viel anzuvertrauen, ja. Weil sie einfach spüren, wenn<br />

ich sagen, versuchen Sie da raus zukommen o<strong>der</strong> Sie müssen einfach einen<br />

neuen Weg suchen, Sie brauchen neue Perspektiven, dass das nicht einfach<br />

nur so gesagt ist, (Pause) weil man das vielleicht irgendwo einmal so gelernt<br />

haben (lacht leise), son<strong>der</strong>n weil es einfach wirklich darum geht, dass ich das<br />

gelebt habe. Und ich habe einfach gelernt, ahm, (Pause) mir auch wirklich<br />

Traurigkeit <strong>und</strong> Einsamkeit <strong>und</strong> Depression auch zuzugestehen.<br />

Diese Familie bestätigt sehr deutlich <strong>und</strong> auf mehreren Ebenen, Scheff/Retzingers<br />

Theorie vom Zusammenhang zwischen ignorierter Scham <strong>und</strong> Isolation. Der beinahe<br />

lückenlose Rückzug in die Familie, die Schwierigkeit gleichwertig Fre<strong>und</strong>schaften zu<br />

schließen, die Ablehnung durch die Mutter des Fre<strong>und</strong>es sind alles ganz offene<br />

Indizien dafür. Dies könnte durchaus eine Erklärung dafür sein, dass<br />

Unterstützungsangebote we<strong>der</strong> wahr- noch angenommen werden.<br />

Netzwerk 2:<br />

Frau B. hatte von Anfang an wenig <strong>und</strong> schwierigen Kontakt mit Gleichaltrigen. Ihre<br />

Mutter beschreibt in folgen<strong>der</strong> Passage sehr anschaulich, wie sich <strong>der</strong> Ausschluss<br />

abgespielt hat:<br />

„Also bevorzugt hat sie immer nur die männlichen. Die Frauen hat sie nie… mit<br />

denen hat sie sich nie verstanden. Nie. Da war immer eine Schwierigkeit. Sie hat<br />

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