3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz
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Ja. Nicht dass man sie nicht (stockt)… zwingen kann man sie sicher nicht. Aber<br />
dass man da nicht zuschauen muss.<br />
Man muss da einfach zuschauen.“<br />
In dieser Familie schwankt das Gr<strong>und</strong>gefühl zwischen Schuld <strong>und</strong> Groll. Schuld als<br />
Ausdruck von Scham über die Psychose <strong>der</strong> Tochter <strong>und</strong> einer eventuellen<br />
Verantwortung dafür, weil man es vielleicht hätte abfangen können, <strong>und</strong> Groll<br />
darüber, dass es auch die an<strong>der</strong>en – Lehrerin <strong>und</strong> Arzt – nicht abgefangen haben,<br />
obwohl sie aus Erfahrung vielleicht besser in <strong>der</strong> Lage gewesen sein hätten können.<br />
In unserer Gesellschaft ist ignorierte Scham gesellschaftsfähig <strong>und</strong> wird von uns<br />
allen in <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Form praktiziert. Wenn man zum Beispiel ein Haus<br />
baut <strong>und</strong> es einem dabei nicht in den Sinn kommt auf Barrierefreiheit zu achten,<br />
ignoriert man die Tatsache, dass man selbst o<strong>der</strong> die Menschen im näheren Umfeld<br />
über Nacht davon betroffen sein können <strong>und</strong> dieses Haus dann unbrauchbar wird.<br />
Unter denselben Gesichtspunkten sind amtliche Gebäude, Schulen, etc. nicht von<br />
vorneherein barrierefrei gebaut <strong>und</strong> müssen im Nachhinein mit hohem Aufwand<br />
dahingehend verän<strong>der</strong>t werden.<br />
Netzwerk 5:<br />
Frau E, 23, war ein zu früh geborener Säugling.<br />
„Mutter:<br />
Ja. Also die G. ist zu früh auf die Welt gekommen. Viel zu.. zwei Monate. Und<br />
zu leicht gewesen, zu klein <strong>und</strong> ist in den Brutkasten gekommen. Und dann<br />
nach drei Wochen haben sie sie operiert, ist sie in <strong>Lebens</strong>gefahr geschwebt,<br />
<strong>und</strong> ich bin nicht informiert geworden (schnieft) darüber. Erst nach vier o<strong>der</strong> fünf<br />
Wochen haben sie mich, bin ich hinaufgefahren <strong>und</strong> dann haben sie gesagt, sie<br />
ist bereits operiert geworden. Und dann hat das Ganze angefangen halt,<br />
(schnieft) dass sie behin<strong>der</strong>t wird, immer mehr <strong>und</strong> immer mehr gekommen.<br />
War schon ein Schock für mich. Habe ich eigentlich nicht gewusst, wie ich damit<br />
umgehen soll. Habe ich lange gebraucht, bis ich mich gewöhnt habe daran. Und<br />
dann bin ich es eigentlich angegangen. Ich habe gedacht, ich muss es so<br />
nehmen, wie es ist. (Pause) Habe vieles lernen müssen oben. Durch die vielen<br />
Operationen, kathetern, alles. (schnieft). Die W<strong>und</strong>en versorgen, weil sie seitlich<br />
Ausgang gehabt hat. Und so ist es eigentlich dann immer besser geworden. Ich<br />
bin immer besser mit ihr zusammengekommen.“<br />
Den Schock über die Ereignisse um F.´s Geburt <strong>und</strong> die daraus folgende<br />
Behin<strong>der</strong>ung scheint die Mutter bis heute nicht gänzlich überw<strong>und</strong>en zu haben. Dies<br />
wird in ihrer Darstellung deutlich. Ihre Reaktion ist – wie im Netzwerk 1 – <strong>der</strong><br />
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