3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz
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Und (Pause) das waren sicherlich so diese Knackspuren. Und (Pause) ich<br />
glaube, sie hat nie (Pause) irgendjemanden so in ihrer, in ihrem Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
erzählt, dass sie eine Schwester mit Sehbehin<strong>der</strong>ung hat.<br />
Weil immer dann, wenn… Ich habe einfach gemerkt, wenn einfach dann<br />
Fre<strong>und</strong>e, von ihr gekommen sind, war je<strong>der</strong> irgendwie ein bissl perplex. Also es<br />
hat keiner so richtig darüber Bescheid gewusst.<br />
In <strong>der</strong> Begründung für dieses Verhalten ist die Scham deutlich ausgedrückt:<br />
„Und ahm, (Pause) vielleicht auch ein bisschen ahm… Es ist… es kommen<br />
automatisch kommen Fragen.<br />
Es ist immer dasselbe. Und ahm (Pause) wenn man eine Behin<strong>der</strong>ung hat o<strong>der</strong><br />
wenn man irgendwie an<strong>der</strong>s ist, dann ist man auch (Pause) in dem Moment hat<br />
man sofort die Aufmerksamkeit.<br />
Und auch die Mutter spricht dieses Problem mehrmals an.<br />
Das war ein ein Fehler, was ich wirklich an an<strong>der</strong>e Familien weitergeben sollte.<br />
Dass man sich halt nicht nur jetzt auf das kranke o<strong>der</strong> sehbehin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> wie immer halt ist, so wie es bei uns war, nicht konzentrieren sollst,<br />
son<strong>der</strong>n eben auf die an<strong>der</strong>en eben nicht vergessen, nicht.<br />
Aber ich bin eben in dieser Aufgabe total aufgegangen <strong>und</strong> habe eben die<br />
Landwirtschaft, die Arbeit in <strong>der</strong> Landwirtschaft zusätzlich gehabt, nicht? (holt<br />
Luft)<br />
Aber ja, die B. ist halt, es ist heute noch, nicht. (Pause) Ich stecke immer<br />
zurück, o<strong>der</strong> auch wenn die an<strong>der</strong>en, wie die E. jetzt noch zu Hause ist, sagt:<br />
Du Mama, geh mit mir einmal einkaufen (Pause) Für sie habe ich keine Zeit,<br />
nicht. Aber für die B. habe ich immer Zeit, nicht.<br />
In diesem Beispiel wird ganz deutlich, wie das Gefangensein in einer Scham/Ärger<br />
Sequenz als emotionale Reaktionskette den Kontakt nach außen einschränkt. Es ist<br />
durchaus nachvollziehbar, dass es einer betroffenen Person in einer solchen<br />
Situation nicht einfällt, sich z.B. Mobilitätsunterstützung in Form von öffentlich<br />
bezahlten Assistenzleistungen zu holen.<br />
Netzwerk 2:<br />
Frau B., 20, kam als Adoptivkind kurz nach <strong>der</strong> Geburt zu ihren Eltern.<br />
„Mutter:<br />
Bis zu einem Jahr war sie ganz normal, ges<strong>und</strong>heitlich. Und mit einem Jahr hat<br />
es dann angefangen. Da hat sie Anfälle bekommen, Fieberkrämpfe. Und dann<br />
ist es eigentlich bis zum 14. <strong>Lebens</strong>jahr immer so gegangen. Viel im<br />
Krankenhaus <strong>und</strong> <strong>und</strong> hin <strong>und</strong> her. Und wir sind dann erst drauf gekommen erst<br />
mit sechs Jahren hat’s uns jemand gesagt, dass sie behin<strong>der</strong>t ist. Wir wussten<br />
das vorher überhaupt nicht. Ich habe mir schon gedacht, dass mit ihr irgendwas<br />
nicht stimmt, weil sie mit dem Reden, nicht… Also sie hat spät… nicht spät, nur<br />
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