3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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21.09.2012 Aufrufe

Im Folgenden haben wir uns dieser Theorie anhand unserer sechs Netzwerke genähert und sie auf Zeichen von Gefühlsausdrücken, wie sie oben beschrieben sind, hin analysiert. Jedes der sechs von uns untersuchten Netzwerke enthält ein zentrales Thema, das durch das Konzept Scham besser erklärt werden kann. Wir haben dies in den folgenden Abschnitten getrennt nach ihrem Auftreten in den Bereichen Familie, Freundschaften und Arbeit angeschaut. NetzCode- Behinderung Alter Beruf Wohnen Kinder werkname 1 Frau A.B. Sehbehinderung 28 Masseurin Elternhaus 2 Frau B.A. Lernschwierigkeiten 20 arbeitssuchend Elternhaus 3 Frau C.D. Gehörlos 29 Keramikerin Elternhaus des Partners Schwanger 4 Frau D.C. Psychose 36 Transit- Eigene arbeitsplatz Wohnung 5 Frau E.F. Körperbehinderung 23 Sekretärin 1. Interview: Elternhaus 2. Interview: Eigene Wohnung 6 Frau F.E. Späte Einstufung: 43 1. Interview: Elternhaus 1 körperliche und arbeitssuchend psychische 2. Interview: Einschränkung Köchin 78

2. Beschämung als Begleiterscheinung von Behinderung in der Herkunftsfamilie: Individuelle Schande und Gruppen (Familien-) Schande Familie als Ort der primären Sozialisation trägt einen wesentlichen Beitrag zur Herausbildung der persönlichen Identität des Individuums bei. Die in der Kindheit verinnerlichten Normen, Werte und Verhaltensweisen gelten als stabil, auch wenn sie sich später durchaus noch ändern können, da Sozialisation als Prozess niemals abgeschlossen ist. Im Zentrum steht die Entwicklung der Persönlichkeit sowie der sozialen Beziehungen einer Person. Zur Persönlichkeit gehören einerseits die Individualität, die die Einzelne von allen Anderen unterscheidet, andererseits die Intersubjektivität, die die Mitglieder einer Gesellschaft oder Gemeinschaft miteinander teilen (Werte, Normen, soziale Rollen). Sozialisationsprozesse werden stark beeinflusst von den sozialstrukturellen Lebensbedingungen (Umwelten) 44 . In unserem Kontext spielt die enge Beziehung zwischen Eltern/Mutter und dem Kind eine Rolle, die Einstellung der Eltern/Mutter, die durch die sozialstrukturellen Lebensbedingungen beeinflusst ist und die Tatsache, dass Kindern mit Behinderungen welcher Art auch immer es schwerer fällt, sich selbst aus ihrem Umfeld hinaus in die Gesellschaft zu begeben. Netzwerk 1: Frau A., 28, Älteste von vier Geschwistern einer bäuerlichen Familie verlor im Alter von 10 Jahren aufgrund einer Medikamentenallergie ihre Sehfähigkeit bis auf einen kleinen Rest. Seither ist das Leben aller Familienangehörigen stark darauf ausgerichtet, ihr Unterstützung zukommen zu lassen, damit sie ein möglichst „normales“ Leben führen kann. „Mutter: Also, wir haben wirklich versucht, an jedem Strohhalm sich zu klammern, nicht. Und haben wirklich sehr viel Zeit und und und investiert. Und ich muss sagen: Ich bin heute froh, dass ich es gemacht habe. Ahh. Die B. wäre wahrscheinlich nicht die B., die sie jetzt ist.“ 44 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialisation#Prim.C3.A4re_Sozialisation 79

2. Beschämung als Begleiterscheinung von Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Herkunftsfamilie: Individuelle Schande <strong>und</strong> Gruppen<br />

(Familien-) Schande<br />

Familie als Ort <strong>der</strong> primären Sozialisation trägt einen wesentlichen Beitrag zur<br />

Herausbildung <strong>der</strong> persönlichen Identität des Individuums bei. Die in <strong>der</strong> Kindheit<br />

verinnerlichten Normen, Werte <strong>und</strong> Verhaltensweisen gelten als stabil, auch wenn sie<br />

sich später durchaus noch än<strong>der</strong>n können, da Sozialisation als Prozess niemals<br />

abgeschlossen ist. Im Zentrum steht die Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit sowie <strong>der</strong><br />

sozialen Beziehungen einer Person. Zur Persönlichkeit gehören einerseits die<br />

Individualität, die die Einzelne von allen An<strong>der</strong>en unterscheidet, an<strong>der</strong>erseits die<br />

Intersubjektivität, die die Mitglie<strong>der</strong> einer Gesellschaft o<strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

miteinan<strong>der</strong> teilen (Werte, Normen, soziale Rollen). Sozialisationsprozesse werden<br />

stark beeinflusst von den sozialstrukturellen <strong>Lebens</strong>bedingungen (Umwelten) 44 .<br />

In unserem Kontext spielt die enge Beziehung zwischen Eltern/Mutter <strong>und</strong> dem Kind<br />

eine Rolle, die Einstellung <strong>der</strong> Eltern/Mutter, die durch die sozialstrukturellen<br />

<strong>Lebens</strong>bedingungen beeinflusst ist <strong>und</strong> die Tatsache, dass Kin<strong>der</strong>n mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen welcher Art auch immer es schwerer fällt, sich selbst aus ihrem<br />

Umfeld hinaus in die Gesellschaft zu begeben.<br />

Netzwerk 1:<br />

Frau A., 28, Älteste von vier Geschwistern einer bäuerlichen Familie verlor im Alter<br />

von 10 Jahren aufgr<strong>und</strong> einer Medikamentenallergie ihre Sehfähigkeit bis auf einen<br />

kleinen Rest. Seither ist das Leben aller Familienangehörigen stark darauf<br />

ausgerichtet, ihr Unterstützung zukommen zu lassen, damit sie ein möglichst<br />

„normales“ Leben führen kann.<br />

„Mutter:<br />

Also, wir haben wirklich versucht, an jedem Strohhalm sich zu klammern, nicht.<br />

Und haben wirklich sehr viel Zeit <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> investiert. Und ich muss sagen:<br />

Ich bin heute froh, dass ich es gemacht habe. Ahh. Die B. wäre wahrscheinlich<br />

nicht die B., die sie jetzt ist.“<br />

44 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialisation#Prim.C<strong>3.</strong>A4re_Sozialisation<br />

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