3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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21.09.2012 Aufrufe

Das öffentliche Netzwerk ist in der Region Leibnitz, Radkersburg schwach ausgeprägt. Ein besonderes Problem stellt das öffentliche Verkehrsnetz dar, das äußerst mangelhaft ist, was gerade für Frauen mit Behinderung besondere Schwierigkeiten bedeutet. Hier war es wiederum das familiäre Netzwerk, das diese Lücke füllte. Die Wünsche der Frauen beinhalteten berufliche und familiäre Lebensziele. 22 Die Wünsche bezogen sich auf Konkretes und Machbares, kaum eine der Frauen wagte, zu träumen und „Unrealistisches“ zu wünschen. Auch die „Wunschfee“ konnte nicht dazu motivieren, der Phantasie freien Lauf zu lassen. Die Frauen nahmen durchwegs eine pragmatische Haltung dem Leben gegenüber ein. Eine Haltung, die sich in allen Interviews in dem Bemühen um Normalität und Unauffälligkeit und auch Anspruchslosigkeit widerspiegelt. 23 22 Vgl. dazu auch Live S. 212 ff. 23 Vgl. Be gender, Endbericht 2004, S. 121 ff. 64

6. Resümee Die Ergebnisse zeigen die Strategien, mit denen die Frauen ihre Behinderung bewältigen. Wir begegneten starken Persönlichkeiten, die ihr Leben trotz der Schwierigkeiten, mit denen sie auf gesellschaftlicher und auch auf persönlicher Ebene konfrontiert sind, auf bewundernswerte Art und Weise meistern. Das verbreitete Bild der ausschließlich benachteiligten, diskriminierten, „armen und schwachen“ Frauen mit Behinderung muss verworfen werden. Zum anderen werden durch die Studie einige Schwachpunkte unseres gesellschaftlichen Systems und Denkens aufgezeigt: Behinderte Frauen sind keine homogene Gruppe, sie sind als Frauen in ihrer Individualität zu sehen. Frauen mit Einschränkung sind nach wie vor von vielfältigen „Behinderungen“ im Alltag betroffen, ob nun aufgrund einer generellen Benachteiligung am Arbeitsmarkt, mangelnder Mobilität, unzureichender Unterstützungsangebote oder aber aufgrund von Diskriminierung und Stigmatisierung. Um die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen mit Behinderung verbessern zu können, ist es notwendig „die Frau“ in ihrer individuellen Lebenslage zu sehen. Maßnahmen müssen sowohl den sozialen Aspekt berücksichtigen und Benachteiligung auf gesellschaftlicher Ebene abbauen als auch individuelle Unterstützung bei der Bewältigung von Behinderung bieten. Generell kann festgestellt werden, dass unterschiedliche Behinderungen unterschiedliche Maßnahmen erfordern (siehe unten). Wichtig ist vor allem die Sensibilisierung für die Anliegen von Frauen mit Behinderung. Neben der Forderung nach individuell abgestimmter, bedarforientierter Unterstützung, wurde in der Live-Studie eine allgemeine Konsequenz für Frauen mit Behinderung formuliert, der wir uns anschließen möchten: „Generell müssen alle Maßnahmen, die für die Verbesserung der Situation von Frauen wichtig sind, auch für Frauen mit Behinderung erschlossen werden. Umgekehrt müssen alle 65

6. Resümee<br />

Die Ergebnisse zeigen die Strategien, mit denen die Frauen ihre Behin<strong>der</strong>ung<br />

bewältigen. Wir begegneten starken Persönlichkeiten, die ihr Leben trotz <strong>der</strong><br />

Schwierigkeiten, mit denen sie auf gesellschaftlicher <strong>und</strong> auch auf persönlicher<br />

Ebene konfrontiert sind, auf bewun<strong>der</strong>nswerte Art <strong>und</strong> Weise meistern. Das<br />

verbreitete Bild <strong>der</strong> ausschließlich benachteiligten, diskriminierten, „armen <strong>und</strong><br />

schwachen“ Frauen mit Behin<strong>der</strong>ung muss verworfen werden.<br />

Zum an<strong>der</strong>en werden durch die Studie einige Schwachpunkte unseres<br />

gesellschaftlichen Systems <strong>und</strong> Denkens aufgezeigt: Behin<strong>der</strong>te Frauen sind keine<br />

homogene Gruppe, sie sind als Frauen in ihrer Individualität zu sehen. Frauen mit<br />

Einschränkung sind nach wie vor von vielfältigen „Behin<strong>der</strong>ungen“ im Alltag<br />

betroffen, ob nun aufgr<strong>und</strong> einer generellen Benachteiligung am Arbeitsmarkt,<br />

mangeln<strong>der</strong> Mobilität, unzureichen<strong>der</strong> Unterstützungsangebote o<strong>der</strong> aber aufgr<strong>und</strong><br />

von Diskriminierung <strong>und</strong> Stigmatisierung.<br />

Um die <strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> Arbeitssituation von Frauen mit Behin<strong>der</strong>ung verbessern zu<br />

können, ist es notwendig „die Frau“ in ihrer individuellen <strong>Lebens</strong>lage zu sehen.<br />

Maßnahmen müssen sowohl den sozialen Aspekt berücksichtigen <strong>und</strong><br />

Benachteiligung auf gesellschaftlicher Ebene abbauen als auch individuelle<br />

Unterstützung bei <strong>der</strong> Bewältigung von Behin<strong>der</strong>ung bieten. Generell kann<br />

festgestellt werden, dass unterschiedliche Behin<strong>der</strong>ungen unterschiedliche<br />

Maßnahmen erfor<strong>der</strong>n (siehe unten). Wichtig ist vor allem die Sensibilisierung für die<br />

Anliegen von Frauen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Neben <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach individuell abgestimmter, bedarforientierter<br />

Unterstützung, wurde in <strong>der</strong> Live-Studie eine allgemeine Konsequenz für Frauen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung formuliert, <strong>der</strong> wir uns anschließen möchten: „Generell müssen alle<br />

Maßnahmen, die für die Verbesserung <strong>der</strong> Situation von Frauen wichtig sind, auch<br />

für Frauen mit Behin<strong>der</strong>ung erschlossen werden. Umgekehrt müssen alle<br />

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