3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz
3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz 3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz
5. Zusammenfassung Die Lebenssituation der interviewten Frauen war stark geprägt von Arbeit. Je nach individueller Lebenslage standen Beruf oder aber die Suche nach passender Arbeit im Mittelpunkt. Arbeit kam bei allen Frauen ein hoher Stellenwert zu und war ein Bereich mit hoher Zufriedenheit. Neben der Arbeit waren für die Frauen Freizeitaktivitäten von großer Bedeutung, wobei in manchen Fällen aufgrund der Behinderung, aufgrund der mangelnden Assistenzmöglichkeiten, Hobbys nicht ausgeübt werden konnten. Berufstätige Frauen bedauerten, dass neben dem Job zuwenig Zeit für Hobbys bleibt. Freundschaften spielten in allen Netzwerken eine wesentliche Rolle, wobei sowohl Größe als auch Qualität des Freundeskreises stark variierten. Bei der Analyse der Freundschaftsnetzwerke zeigte sich, dass eine behinderungsspezifische Differenzierung notwendig ist: Vor allem die Frau mit Lernschwierigkeiten lehnte Kontakte zu „Behinderten“ sowohl im Privat- als auch im Arbeitsbereich ab, die Frau mit Sehbehinderung und jene mit körperlicher Einschränkung standen Freundschaften mit ebenfalls Betroffenen eher skeptisch gegenüber, für eine Interviewpartnerin mit psychischer Problematik waren FreundInnen mit der selben Einschränkung eine wesentliche Stütze. Eine Besonderheit zeigte sich bei der gehörlosen Frau – ihr Freundeskreis bestand ausschließlich aus ebenfalls Gehörlosen und somit Personen mit gleicher „Muttersprache“. In den meisten Interviews war der Bereich Haushaltsführung Thema, er war zum einen selbstverständlicher Bestandteil des Alltags, was auf eine stark traditionelle weibliche Sozialisierung hinweist. Selbständige Haushaltsführung war für manche Frauen auch Quelle für Selbstbewusstsein und Selbstbestätigung. Partnerschaft war für die meisten Frauen ein wichtiges Thema, wenn auch in vielen Fällen mit negativer Konnotation: Vier der Frauen waren Single und wünschten sich eine Beziehung. Familie wurde daher von den Frauen meist im Sinne von Ursprungsfamilie verstanden, zu der bis auf in einem Fall enger Kontakt bestand und der eine besondere Rolle zukam. Die Familie bot Rückhalt, Unterstützung und 62
Hilfestellung in der Alltagsbewältigung. Vier der Interviewpartnerinnen lebten zum Zeitpunkt des ersten Interviews noch „zu Hause“. Von ihnen wurde der Wunsch nach eigenständigem Wohnen geäußert. Die beruflichen Lebensläufe der Frauen waren gekennzeichnet von Brüchen. Nur einigen Frauen gelang es, ihren Traumberuf zu ergreifen; eine einzige Frau war nach wie vor in ihrem Wunschberuf tätig. Alle Frauen waren zumindest einmal von Arbeitslosigkeit betroffen, meist über einen längeren Zeitraum. Beinahe alle Frauen hatten ihren Beruf ein- oder mehrmals gewechselt. Einige der Frauen ergriffen aus pragmatischen Überlegungen heraus eine Arbeit, die nicht ihren Interessen entsprach. Daher wurde von mehreren Interviewpartnerinnen der Wunsch nach beruflicher Veränderung geäußert. Obwohl die Einkommenssituation objektiv gesehen als schlecht zu beurteilen war, zeigten sich alle, bis auf eine Frau, damit zufrieden. Unterstützungsangebote wurden beinahe ausschließlich für die Arbeitssuche genutzt. Assistenzleistungen wurden großteils vom familiären Netzwerk abgedeckt, zum einen, weil die Frauen keine Assistenz von Außen wünschten, um nicht der Stigmatisierung „behindert“ ausgesetzt zu sein, zum anderen aus Mangel an Informationen über bzw. mangelnder Zugänglichkeit zu bestehenden Angeboten. Die Unterstützung reichte von Hilfestellungen im Alltag, im medizinischen Bereich, bis hin zu psychischen Rückhalt. Das familiäre Netzwerk war für alle Frauen eine wichtige Stütze, das nicht nur private Bedürfnisse abdeckte, sondern auch hilfreich war bei der Interaktion in und mit anderen Netzwerken. Die meisten der Interviewpartnerinnen wurden in ihrer Berufstätigkeit von Personen des familiären Netzwerkes unterstützt. Hierbei handelte es sich um Leistungen wie Hilfestellungen bei der konkreten Arbeit, Entlastung im Haushalt aber auch finanzieller Beistand, durch den erst die Ausübung eines bestimmten Berufes möglich war. Alle Frauen nutzen auf ihrem beruflichen Weg Assistenzleistungen. Die Beurteilung der Effizienz der Angebote war stark von den persönlichen Erfahrungen der Frauen geprägt und reichte von Zufriedenheit bis zu scharfer Kritik. 63
- Seite 11 und 12: 4. Unterscheidung quantitative und
- Seite 13 und 14: 5. Die grounded Theory als besonder
- Seite 15 und 16: 6. Auswahlkriterien Die ICF (= Inte
- Seite 17 und 18: − Es geht darum, ob bzw. inwiewei
- Seite 19 und 20: Alle sechs Teilnehmerinnen an der S
- Seite 21 und 22: 3. Das System der Netzwerke Die Int
- Seite 23 und 24: 4. Die Repräsentanz der Netzwerke
- Seite 25 und 26: 1. Lebenssituation In den Interview
- Seite 27 und 28: Leben an: Frau A.: „Ja, mein Lebe
- Seite 29 und 30: sagen. ... [Den] richtige Kick, den
- Seite 31 und 32: 5. Haushalt Im Zuge der Alltagsbesc
- Seite 33 und 34: Für Frau F. hingegen war das Wohne
- Seite 35 und 36: suchten aber eher den Kontakt Nicht
- Seite 37 und 38: Bundessozialamt wird nie (betont) e
- Seite 39 und 40: Behinderung an: „Ja schon, mein G
- Seite 41 und 42: 1. Allgemeiner Überblick über die
- Seite 43 und 44: Nach der Schule folgten Schwierigke
- Seite 45 und 46: er… er stellt es mir frei, es abz
- Seite 47 und 48: Dieses Bild bestätigt die Erkenntn
- Seite 49 und 50: Frau A. und Frau C. beurteilten die
- Seite 51 und 52: 3. Mobilität Das Thema Mobilität
- Seite 53 und 54: Mangelnde Mobilität erzwang auch v
- Seite 55 und 56: mit beiden Händen muss man sie auf
- Seite 57 und 58: 4. Wünsche Zwei Fragestellungen be
- Seite 59 und 60: (Pause) eine Gemeinschaftspraxis (P
- Seite 61: Zukunft der Tochter. Manche Antwort
- Seite 65 und 66: 6. Resümee Die Ergebnisse zeigen d
- Seite 67 und 68: − Ausbau von Unterstützungsgebot
- Seite 69 und 70: nicht angesprochen werden, da für
- Seite 71 und 72: 4. Exemplarische Interpretation der
- Seite 73 und 74: unterschiedlich und die Ergebnisse
- Seite 75 und 76: einzelner Personen und auch gesells
- Seite 77 und 78: Die grundlegenden Elemente dieser T
- Seite 79 und 80: 2. Beschämung als Begleiterscheinu
- Seite 81 und 82: Vor allem scheinen sie jedoch als F
- Seite 83 und 84: kurze Wörter und dann nix mehr. Un
- Seite 85 und 86: Ja. Nicht dass man sie nicht (stock
- Seite 87 und 88: 3. Anerkannte und übergangene Scha
- Seite 89 und 90: gelungen zu sein, Freundschaften zu
- Seite 91 und 92: in gehörlos“, war ihre Antwort a
- Seite 93 und 94: Netzwerk 5: Die körperbehinderte F
- Seite 95 und 96: 4. Das Bemühen um berufliche Integ
- Seite 97 und 98: Der jetzige Beruf macht ihr Spaß u
- Seite 99 und 100: Frau: Nein. Interviewerin: Nie? Fra
- Seite 101 und 102: zuerst zustimmte und dann doch nich
- Seite 103 und 104: Sie hat eine Dauerstelle im Büro e
- Seite 105 und 106: 5. Beschämung und (Re-)integration
- Seite 107 und 108: „ (weint) Einmal hat sie gesagt (
- Seite 109 und 110: 5. Zusammenfassung Bewertung der Un
- Seite 111 und 112: Um Maßnahmen im Sinne der Betroffe
5. Zusammenfassung<br />
Die <strong>Lebens</strong>situation <strong>der</strong> interviewten Frauen war stark geprägt von Arbeit. Je nach<br />
individueller <strong>Lebens</strong>lage standen Beruf o<strong>der</strong> aber die Suche nach passen<strong>der</strong> Arbeit<br />
im Mittelpunkt. Arbeit kam bei allen Frauen ein hoher Stellenwert zu <strong>und</strong> war ein<br />
Bereich mit hoher Zufriedenheit.<br />
Neben <strong>der</strong> Arbeit waren für die Frauen Freizeitaktivitäten von großer Bedeutung,<br />
wobei in manchen Fällen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> mangelnden<br />
Assistenzmöglichkeiten, Hobbys nicht ausgeübt werden konnten. Berufstätige<br />
Frauen bedauerten, dass neben dem Job zuwenig Zeit für Hobbys bleibt.<br />
Fre<strong>und</strong>schaften spielten in allen Netzwerken eine wesentliche Rolle, wobei sowohl<br />
Größe als auch Qualität des Fre<strong>und</strong>eskreises stark variierten. Bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong><br />
Fre<strong>und</strong>schaftsnetzwerke zeigte sich, dass eine behin<strong>der</strong>ungsspezifische<br />
Differenzierung notwendig ist: Vor allem die Frau mit Lernschwierigkeiten lehnte<br />
Kontakte zu „Behin<strong>der</strong>ten“ sowohl im Privat- als auch im Arbeitsbereich ab, die Frau<br />
mit Sehbehin<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> jene mit körperlicher Einschränkung standen<br />
Fre<strong>und</strong>schaften mit ebenfalls Betroffenen eher skeptisch gegenüber, für eine<br />
Interviewpartnerin mit psychischer Problematik waren Fre<strong>und</strong>Innen mit <strong>der</strong> selben<br />
Einschränkung eine wesentliche Stütze. Eine Beson<strong>der</strong>heit zeigte sich bei <strong>der</strong><br />
gehörlosen Frau – ihr Fre<strong>und</strong>eskreis bestand ausschließlich aus ebenfalls<br />
Gehörlosen <strong>und</strong> somit Personen mit gleicher „Muttersprache“.<br />
In den meisten Interviews war <strong>der</strong> Bereich Haushaltsführung Thema, er war zum<br />
einen selbstverständlicher Bestandteil des Alltags, was auf eine stark traditionelle<br />
weibliche Sozialisierung hinweist. Selbständige Haushaltsführung war für manche<br />
Frauen auch Quelle für Selbstbewusstsein <strong>und</strong> Selbstbestätigung.<br />
Partnerschaft war für die meisten Frauen ein wichtiges Thema, wenn auch in vielen<br />
Fällen mit negativer Konnotation: Vier <strong>der</strong> Frauen waren Single <strong>und</strong> wünschten sich<br />
eine Beziehung. Familie wurde daher von den Frauen meist im Sinne von<br />
Ursprungsfamilie verstanden, zu <strong>der</strong> bis auf in einem Fall enger Kontakt bestand <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> eine beson<strong>der</strong>e Rolle zukam. Die Familie bot Rückhalt, Unterstützung <strong>und</strong><br />
62