3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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21.09.2012 Aufrufe

ich immer ein Zuhause habe. Ganz egal, wo das ist. Und, dass ich einfach für mich weiß, wo ich hingehöre und dass ich auch das nach außen hin reflektieren kann. Das ist, glaube ich, ein ganz ein wichtiger und wertvoller Bereich. (Pause) Und mein dritter Wunsch ist (Pause) (lacht), dass ich einfach glücklich sein kann.“ Frau E. bezeichnete sich in einer ersten Reaktion, als wunschlos glücklich: „Ja, ich weiß nicht. Ich bin eigentlich wunschlos glücklich.“ Wobei schon der Einleitungssatz als auch das „eigentlich“ diese Aussage relativierten und dies sich im anschließenden Dialog bestätigte: „Interviewerin: Ja? Würden Sie sich wünschen, die Behinderung nicht zu haben? Frau E.: (Pause) Ja, das ist ein Wunsch, aber… Interviewerin: Na ja, es ist ja auch eine Wunschfee (lacht kurz). Frau E.: (Pause) Sicherlich, das wünscht sich, glaube ich, jeder. (beginnt zu weinen)“ Zwei weitere Frauen brachten die „Wunschfee“ mit der Möglichkeit, ohne Behinderung leben zu können in Verbindung. Sie sprachen von sich aus diese Thematik an – Frau D. wünschte sich Gesundheit, was das Freisein von Behinderung inkludierte. Frau A. betonte, dass sie sich ein Leben ohne Behinderung wünschen würde: „Ich will das jetzt gar nicht verbinden, dass ich besser sehe oder – oder so. Sondern einfach, dass ich ganz egal, wie die Situation auch kommen mag, ob es schlechter wird, oder wenn es besser wird (lacht) (unverständlich). Aber, dass ich wirklich sagen kann, ich bin zufrieden und ich bin glücklich mit dem, was ich bin. Und dass ich mich immer akzeptieren kann und mich selbst gern haben kann. (Pause) Und wenn mir das gelingt, dann…, dann kann ich wirklich einmal sagen, ich habe ein tolles Leben gehabt. Auch mit Einschränkung.“ 20 Bei den vier Netzwerken, für die Interviews mit Personen aus dem privaten Umfeld zur Verfügung standen, decken sich die Wünsche mit den Frauen mit den Antworten auf die Frage, was sich die Tochter wünscht. Ebenso ergab sich eine Deckung mit den Antworten aus den Interviews im Arbeitsumfeld, bei denen das Thema Wünsche angesprochen wurde. Die Frage nach den persönlichen Wünschen für die Zukunft bezogen die InterviewpartnerInnen aus dem privaten Umfeld beinahe ausschließlich auf die 20 Vgl. dazu auch Eiermann u. a., Live S. 214 ff. 60

Zukunft der Tochter. Manche Antworten, wie die der Mutter von Frau B., waren global: „Ja, das täte ich mir auch wünschen, dass sie einmal glücklich wird.“ Andere sprachen konkrete Themen an, wie etwa die Eltern von Frau D.: „(seufzt) Vielleicht einen netten Freund….Job wäre schon wichtig. (räuspert sich) Nein, so ist sie eh bescheiden. (lacht kurz, schnieft).“ Darüber hinaus wünschten Sie sich, dass die Tochter möglichst unabhängig von den Eltern leben kann: “Dass sie eben selbständig kann dann weiter tun….Dass sie so gesund ist, dass sie es wenigstens alleine schafft, ist für uns schon beruhigend.“ Die Mutter von Frau A. sprach als einzige einen vom Leben ihrer Tochter unabhängigen Wunsch aus. Sie wünscht sich Gesundheit und bezogen auf ihre Enkelkinder meinte sie: „Dass ich auch Oma sein kann und darf.“ Frau E.s Mutter äußerte ebenfalls einen persönlichen Wunsch, bezog diesen aber auf ihre Tochter: „Dass sie so bleibt, wie sie ist. So brav. So fleißig. (Pause) Dass sie gesund bleibt. (Stimme bricht leicht).“ Auffällig ist, dass im Vergleich zu Live der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben kaum bzw. nur auf einige Lebensbereiche bezogen (z. B. Wohnen) artikuliert wurde. 21 Dies mag zum einen daran liegen, dass einige Frauen dieses Ziel für sich verwirklicht hatten, zum anderen aber auch an dem Bemühen, nicht zu fordernd zu sein, teils aus eigener Motivation, teils gefordert von der Umwelt, wie die Aussage der Mutter von Frau E. zeigt.: „Eine eigene Wohnung (Pause) will sie, jetzt nachher. Aber ich habe gesagt, sie muss in der Nähe sein von mir, weil alles kann sie einfach nicht alleine. Das sieht sie eh ein.“ Nicht thematisiert wurde die Möglichkeit von Assistenzleistungen (vgl. dazu die Abschnitte „Unterstützungsangebote“). 21 Vgl. Eierman u.a., Live, S. 212. 61

ich immer ein Zuhause habe. Ganz egal, wo das ist. Und, dass ich einfach für mich<br />

weiß, wo ich hingehöre <strong>und</strong> dass ich auch das nach außen hin reflektieren kann. Das<br />

ist, glaube ich, ein ganz ein wichtiger <strong>und</strong> wertvoller Bereich. (Pause) Und mein<br />

dritter Wunsch ist (Pause) (lacht), dass ich einfach glücklich sein kann.“ Frau E.<br />

bezeichnete sich in einer ersten Reaktion, als wunschlos glücklich: „Ja, ich weiß<br />

nicht. Ich bin eigentlich wunschlos glücklich.“ Wobei schon <strong>der</strong> Einleitungssatz als<br />

auch das „eigentlich“ diese Aussage relativierten <strong>und</strong> dies sich im anschließenden<br />

Dialog bestätigte:<br />

„Interviewerin: Ja? Würden Sie sich wünschen, die Behin<strong>der</strong>ung nicht zu<br />

haben?<br />

Frau E.: (Pause) Ja, das ist ein Wunsch, aber…<br />

Interviewerin: Na ja, es ist ja auch eine Wunschfee (lacht kurz).<br />

Frau E.: (Pause) Sicherlich, das wünscht sich, glaube ich, je<strong>der</strong>. (beginnt zu<br />

weinen)“<br />

Zwei weitere Frauen brachten die „Wunschfee“ mit <strong>der</strong> Möglichkeit, ohne<br />

Behin<strong>der</strong>ung leben zu können in Verbindung. Sie sprachen von sich aus diese<br />

Thematik an – Frau D. wünschte sich Ges<strong>und</strong>heit, was das Freisein von Behin<strong>der</strong>ung<br />

inkludierte. Frau A. betonte, dass sie sich ein Leben ohne Behin<strong>der</strong>ung wünschen<br />

würde: „Ich will das jetzt gar nicht verbinden, dass ich besser sehe o<strong>der</strong> – o<strong>der</strong> so.<br />

Son<strong>der</strong>n einfach, dass ich ganz egal, wie die Situation auch kommen mag, ob es<br />

schlechter wird, o<strong>der</strong> wenn es besser wird (lacht) (unverständlich). Aber, dass ich<br />

wirklich sagen kann, ich bin zufrieden <strong>und</strong> ich bin glücklich mit dem, was ich bin. Und<br />

dass ich mich immer akzeptieren kann <strong>und</strong> mich selbst gern haben kann. (Pause)<br />

Und wenn mir das gelingt, dann…, dann kann ich wirklich einmal sagen, ich habe ein<br />

tolles Leben gehabt. Auch mit Einschränkung.“ 20<br />

Bei den vier Netzwerken, für die Interviews mit Personen aus dem privaten Umfeld<br />

zur Verfügung standen, decken sich die Wünsche mit den Frauen mit den Antworten<br />

auf die Frage, was sich die Tochter wünscht. Ebenso ergab sich eine Deckung mit<br />

den Antworten aus den Interviews im Arbeitsumfeld, bei denen das Thema Wünsche<br />

angesprochen wurde.<br />

Die Frage nach den persönlichen Wünschen für die Zukunft bezogen die<br />

InterviewpartnerInnen aus dem privaten Umfeld beinahe ausschließlich auf die<br />

20 Vgl. dazu auch Eiermann u. a., Live S. 214 ff.<br />

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